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Nr. 219. Sonnabend, den 20. September 1913. Zweites Blatt. Ml 11» Mm. 2tt. September 1813. Napoleon geht nach Dresden zu rück und beendet somit für immer seine Opera tionen gegen das böhmische Heer. Fast vier Wochen lang hatte er nach seinem Sieg bei Dresden hier neue Erfolge gesucht, jetzt mutzte er endgültig diese Absicht ausgeben. Die Hoff nung, den Feind einzeln zu schlagen, war ge schwunden. Alles war ermüdet von dem ergeb nislosen Hin- und Hermarschieren. Napoleon konnte sich immer noch nicht zum Verlassen Dresdens, zu einem Rückzug hinter die Elblinie entschließen, obwohl die böhmische Armee so nahe an diesem Mittelpunkt stand, datz sie dem Kaiser nicht die Zeit zu einem entscheidenden Schritt gegen eine der beiden anderen verbünde ten Armeen gestattete. Auch sah er, datz seine besten Truppen sich durch die unaufhörlichen Märsche und Biwaks in öden, unwegsamen Ge birgsgegenden allmählich aufreiben muhten, ohne etwas zu erzielen. Napoleons Niedergeschlagenheit zu erhöhen, liefen kurz hintereinander mehrere Hiobs- posten ein über die Taten der feindlichen Streifkorps. Der Ueberfall von Freiberg, von Merseburg wurde ihm hier gemeldet. Thiel mann nahm bei Kösen eine französische Fuhrkolonne von 200 Wagen und machte dabei einige hundert Gefangene. Oberst Meusdorfs be freite zur selben Zeit bei Lützen 600 gefangene Österreicher und Russen, die eben nach Frank reich abgeführt werden sollten. Der Lebens- mÄtel- und Futtermangel für die Franzosen wurde immer größer. Dazu verursachte der trübe, regnerische und kalte Herbst viele Krank heiten in den französischen Lagern. In Leipzig lagen 20 000, in Dresden und Torgau je 12 000 kranke Franzosen. M MmkisW »es Am Ms- WWMS Glasen v. YMMff. Nach der Einweisung des Herrn Amts- Hauptmanns Grafen v. H o l tz e n d o r f f, über die wir gestern berichteten, fand zu Ehren des neuen Bezirksvorstands im Theaterlokal zu Glauchau ein gemeinsames Mittags mahl statt, bei welchem der neue Herr Amts hauptmann den ersten Trinkspruch aus Se. Maj. den König ausbrachte mit etwa folgenden Worten: „Es ist mir eine besondere Ehre, das erste Mal, wo ich unter Ihnen weile, das Ge fühl der Treue und Liebe zu unserem ange stammten Königshause zum Ausdruck zu brin gen. Erst kürzlich ist dem Glauchauer Bezirk vergönnt gewesen, Seine Majestät begrüßen zu können, und hocherfreut ist Seine Majestät wor den über die Erweisungen von Treue und An hänglichkeit aus allen Kreisen der Bevölkerung. Besonders wird lange Zeit der Landesreise Sei ner Majestät gedacht werden, indem das Aller höchste Erscheinen Anlatz zu hochherzigen Stif tungen für gemeinnützige und milde Zjwecke ge geben hat. Ich bitte Sie, unsere Gefühle der Verehrung und Dankbarkeit pur Seine Majestät dadurch zum Ausdrück zu bringen, datz Sie mit mir ausrufen: „Seine Majestät der König, er lebe hoch!" Die Teilnehmer nahmen stehend diesen Trinkspruch entgegen und das Hoch fand begeisterten Widerhall. Im Laufe des Mahles nahm Herr Stadt- rait Dr. Dähne- Glauchau Veranlassung, den neuen Herrn Amtshauptmann willkommen zu heitzen. Er erwiderte, datz, wie bisher, ein gutes Einvernehmen zwischen Stadt- und Land gemeinden bleiben möge und betonte, wie es besonders der Stadt Glauchau als Sitz der Be hörde zur Ehre gereiche, den neuen Herrn Amts hauptmann als Bürger aufnehmen zu können. Möge der Herr Amtshauptmann sich bald hei misch hier fühlen, ein herzliches Entgegenkom men sei ihm gesichert. Freudig stimmten die Teilnehmer in das dem Herrn Amtshauptmann gewidmete Hoch ein. Als ältestes Mitglied der Bezirksversamm lung toastete Herr Kommerzienrat Ehret- Glauchau auf den Herrn Amtshauptmann. Er entbot namens dieser Versammlung dem Herrn Amtshauptmann herzlichsten Willkommensgruh mit dem Wunsche für eine gesegnete Amtsfüh rung. Der Wahlspruch „Vertrauen erweckt Ver trauen" möge wie bisher der Leitstern für ein gedeihliches Zusammenwirken der Königlichen Amtshauptmannschaft mit der Bezirksvertretung bleiben. Die begrüßenden Worte des Herrn Amtshauptmanns bei der heutigen Einweisung geben Bürgschaft, datz dies der Fall sein werde. Möge der Herr Amtshauptmann sich dienstlich und gesellschaftlich bei uns recht wohl fühlen. Der Herr Amts sh aupt mann dankte hierauf für die Willkommensworte. Er führte ungefähr aus: „So schmerzlich der Anlaß war, so groß war meine Freude, als ich meine Er nennung als Amtshauptmann von Glauchau er hielt. Amtshauptmann zu werden ist nicht vie len beschieden, sondern es ist ein großes Glücks spiel, und ich habe dabei das gvoße Los ge zogen. Ich werde aber auch stets bemüht sein, meine Pflichten als Amtshauptmann, so gut es in meinen Kräften steht, zu erfüllen. Ich werde mir aber nicht nur daran genügen las sen, meine Amtsgeschäfte der Reihe nach zu er ledigen, sondern werde auch bestrebt sein, mich mit den Bezirkseingesessenen in ein engeres Ver hältnis zu bringen, so daß es mir hoffentlich gelingen wird, mit dem Bezirk eng zu verwach sen und init der Zeit ein echtes und rechtes Mitglied des Glauchauer Bezirks zu werden. -Der liebe Glauchauer Bezirk, möge er weiter blühen, wachsen und gedeihen. Der Herr Amts hauptmann schloß mit einem Hoch auf den Glauchauer Bezirk und seine Bewohner. Kus dem Selche. Deutschland soll nach Frtsko kommen Die deutschen Verbände in den Südstaaten Amerikas, in Kalifornien, Washing- chon, Oregon und Texas, haben, nach einem Telegramm aus Los Angelos, an Kaiser Wilhelm eine Depesche gerichtet. In ihr drücken sie i>hr Bedauern aus, daß das Deutsche Reich an der Weltausstellung in San Fran cisco nicht vertreten sein werde und bewnen die angesehene Stellung der Deutschen in Ame rika. Das nationalliberal fortschrittliche Abkommen. von dem berichtet wurde, bezieht sich, wie von der Geschäftsstelle des Nationalliberalen Landes vereins mitgeteilt wird, keineswegs auf ganz Sachsen. Es hat im Gegenteil lediglich p a r- tiellen Charakter. Es betrifft zunächst die bevorstehende Reichstagsersatzwahl in Dres den-Neustadt und umfaßt, was die Landtags wahlen angeht, nur diejenigen Landtagswahl kreise, die ganz oder teilweise innerhalb des 4., 5. und 6. Reichstagswahlkreises liegen. Es sind das im ganzen etwa 20 Landtagswahlkreise. „Reichsrecht und Landesrecht in der Jesuitenfrage." Unter diesem Titel ist im „Säemann-Ver- lage" in Berlin eine Broschüre von Dr. Burk hard v. Bonin erschienen. Abweichend von der vielfach vertretenen Ansicht, nach einer Auf hebung des Reichs-Jesnitengesetzes vom 4. Juli 1872 müßten die Jesuiten auch in denjenigen Staaten zugelassen werden, die ihren Ausschluß 1872 bereits landesgesetzlich festgelegt hatten, er bringt er in gemeinverständlicher und doch streng rechtswissenschaftlicher Form den Nachweis, daß in jenem Falle die landesrechtlichen Ausschließungsgesetze wieder in Kraft treten. Damit wird derselbe Standpunkt zur Geltung gebracht, zu dem sich die Staats regierungen von Sachsen und Württemberg am 17. März 1904 bezw. 17. Januar 1913 aus drücklich bekannt haben. Durch den Erlaß eines Reichsge'etzes werden die einschlägigen Landes gesetze nach Artikel 2 der Reichs Verfassung nicht aufgehoben, sondern nur bis auf weiteres außer Wirksamkeit gesetzt. Auch ist, wie an der Hand der Entstehungsgeschichte des Gesetzes nachge wiesen wird, eine Erweiterung der Reichskom petenz durch den Erlaß dieses Gesetzes nicht vor genommen, vielmehr hat das Reich das Not wehrrecht sir sich in Anspruch genommen — ein Recht, das ihm ohnehin notwendig zustand. Bei Aushebung des Gesetzes aber würde infolge der Verschiedenartigkeit des einzelstaatlichen Jesuiten- recht.es zum erstenmal seit dem Bestehen des Rei ches von der endlich erreichten Rechtseinheit ein Stein wieder abgebrochen. Herabsetzung der Altersgrenze? Ueber dre Herabsetzung der Altersgrenze für -en Bezug der Altersrente haben Erhebun gen stattgejunden, deren Ergebnis dem Reichs tag noch in diesem Jahre in einer Denkschrift mitgeteilt werden wird. Danach würde bei einer Herabsetzung der Altersgrenze auf 60 Jahre der Mehraufwand insgesamt jährlich 13^ Millionen Mark betragen. Deutsch-amerikanische Handelsbeziehungen Der deutsche Generalkonsul in Newhork, Fa l ck-e, weilt gegenwärtig in Berlin und hat auf dem Auswärtigen Amte bereits mehrfach Konferenzen gehabt, die in Verbindung mit der zukünftigen amerikanischen Zollpolitik und der weiteren. Ausgestaltung der deutsch-ame rikanischen Handelsbeziehungen stehen. pus dem puslanÄt. Aus dem Sattel gehoben. Die französische Handelskammer von Dakar im S e n e g a l hat sich vor kurzem darüber be- schfvert, daß die dortigen französischen Mili ¬ tärkantinen einen Teil ihres Bedarfs bei deutschen Händlern deckten. Die Be schwerde hatte, wie man aus Paris meldet, den Erfolg, daß die deutschen Kaufleute, obwohl sie die Kantinen vollkommen zufriedenstellend be dient hatten, zugunsten französischer Lieferanten ausgeschaltet werden. Selbstverständlich herrscht hierüber größer Jubel in der Pariser nationalistischen Presse. In der Hitze des Gefechts Bei den französischen Manövern hielt das 111. Infanterie-Regiment einen Hügel besetzt. Die 24er Jäger unternahmen einen Sturni. Als sie auf die Höhe gekommen waren, wurde „Das Ganze Halt!" geblasen, was aber die Jäger nicht hinderte, auf die Fahne des Regiments zuzustürzen. Im nächsten Augenblick waren die Stürmenden bei dem Fahnenträger, den sie mit Kolbenstötzen bearbeiteten, um ihm die Trophäe zu entreißen. Die Infanteristen setzten sich zur Wehr; es kam zu einer mächti gen Rauferei, bei der es zahlreiche Ver wundete gab und die Fahne z e-r r i s s e n wurde bevor der Oberst der Infanteristen, der mit zahlreichen Verstärkungen herbeieilte, die Kämpfenden trennen konnte. Der kommandie rende General ließ sofort .das Ehrengericht zu sammentreten, das entschied, die Jäger hätten im Parademarsch vor der beschädigten Fahne vorbei zu marschieren, was denn auch geschah. Die Ausstandsbewegung in England Aus London schreibt man: Die Omnibus- gesellschast, bei der ein Teil der Angestellten in den Ausstand getreten ist, hat jetzt eingewilligt, daß die Leute das Verbandsabzeichen tragen dürfen. Das Verbot, dieses Abzei chen zu tragen, hatte den Streik verursacht. Die London- and Northwesternbahn gibt bekannt, daß sie infolge des Ausstandes der Arbeiter auf den Güterbahnhöfen in Birmingham für diese Bahnhöfe bis auf weiteres keine Frachten zur Beförderung annehmen könne und auch die Ver antwortung für Beschädigung oder Verzögerung bereits rollender Güter nach Liverpool nichr über nehmen könne. Englands islamitische Politik Bei Beratung des Gesetzgebenden Rats hielt der Vizekönig Lord Hardinge in Sim la eine bedeutungsvolle Rede, in der er auf den Balkankrieg Bezug nahm und sagte, die bri tische Regierung habe klar erkannt, daß das Be stehen der Türkei als einer selbständigen Macht von Wichtigkeit sei, und ebenso, daß die Auf rechterhaltung des Statusguo hinsichtlich der hei ligen Orte in Arabien angesichts der religiösen Interessen der Mohammedaner Indiens wichtig sei. Die britische Regierung sei noch immer darauf bedacht, der Türkei bei der Einführung von Reformen und der Festigung ihrer Stellung behilflich zu sein. Es gebe keinen Grund, wes halb die Türkei, während sie eine dauernde Re formpolitik verfolgte, nicht die zweite große mohammedanische Macht in der Welt sein solle. Er freue sich mitteilen zu können, daß England mit der Türkei zu einem freundschaftlichen Uebereinkommen gelangt sei, welches beide Teile befriedige und für beide Regierungen im Persi schen Gols und in Mesopotamien von Vorteil sei. Es brauche kaum gesagt zu werden, datz dieser Abschluß der beste Beweis für den Wunsch der britischen Regierung sei, die Unabhän gigkeit der Türkei zu erhalten und die freundschaftlichsten Beziehungen weiter mit ihr zu pflegen. Er wolle ein Wort freundschaftlicher Mahnung für die Mohammedaner Indiens hin zufügen. Sie möchten nicht vergessen, daß sie einen Teil des großen Reiches bildeten und möchten dem Gedanken der Einheit des Islams keine unverständige Auslegung geben. Die griechische Kriegsbeute Nach einem amtlichen Ausweis der Athener Regierung hat die griechische Armee im Kriege gegen Bulgarien erbeutet: 108 neueste Maschinengewehre, 53 alte Kruppgeschütze, 92 neueste Bethlehemgeschütze, 45 000 Mauserge wehre, 18 000 Mannlicher- und 20 000 Gewehre anderer Systeme. Den Wert der erbeuteten Lebensmittel beziffert man auf über 30 Millio nen Drachmen, den Wert der neuen Uniformen und der Munition auf 17 Millionen Drachmen. Das im ersten Kriege von der bulgarischen Ar mee den Türken abgenommene und in die Hände der Griechen gefallene Eisenbahnmatevial enthält u. a. zwölf Luxuswagen, die Kaiserin Eugenie 1869 dem Sultan Abdul Hamid zum Geschenk gemacht hat. SoMkMllMll VMM». In der Nachmittagssitzung am Mittwoch ward der Antrag Schwarzburg-Rudolstadt, der vollzählige Anwesenheit der Abgeordneten bei wichtigen Abstimmungen verlangt, und der An ttag Kolmar für volle republikanische Autonomie und staatsrechtliche Gleichberechtigung Elsatz- Lothringens angenommen. Alle übrigen Anträge wurden der Fraktion zur Erwägung überwissen. Vor halb leeren Tribünen und einem nur mäßig gefüllten Parkett begann am Donners tag die vierte Sitzung des sozialdemokratischen Parteitages, die von Bock (Gotha) mit einigen geschäftlichen Mitteilungen eröffnet wurde. Es nahm dann sofort Timm (München) das Wort zu seinem Referat über die Ar - beitslofenfürforge. Dis hierzu vor liegende Resolution war zurückgezogen und durch folgende ersetzt worden: „Die zurzeit herrschende und noch ansteigende ungewöhnlich große Arbeitslosigkeit erfordert schleunige Maßnahmen zur Linderung der Not der Arbeitslosen. In allen össemlichen Körper schaften im Reiche, in den Einzelstaaten, in den Gemeinden ist deshalb auf sofortige Ausführung noch unerledigter Arbeitsaufttäge, aus plan mäßige Schaffung von Arbeitsgelegenheit zu ta« rifmäßigen Sätzen zu dringen. Von den Orga nisationen wird erwartet, daß sie durch Veran staltung von Massenversammlungen das Wirken ihrer Vertreter in den Gemeinden und Parla menten nachdrücklich unterstützen. Die ständige und periodisch stärker auftretende. Arbeitslosigkeit ist eine untrennbare Begleiterscheinung und Folge der kapitalistischen Produktionsweise und sie; wird erst mit der Durchführung der sozialistisch orga nisierten Produktion verschwinden. Durch eine entsprechende Erweiterung der Sozial gesetzgebung muß aber schon jetzt ver sucht werden, die schlimmen Folgen der Arbeits losigkeit tatkräftig zu mildern. Die öffentlich- rechtliche Arbeitslosenversicherung für alle Arbei ter und Angestellten kann nur durch die Reichs« gesstzgebung herbeigeführt werden auf der Grund lage, wie sie die Beschlüsse des 8. Kongresses der Gewerksä)asten Deutschlands zu Dresden im Jahre 1911 und des Internationalen'Sozialisten kongresses zu Kopenhagen im Jahre 1910 for dern. Bis zur Verwirklichung der allgemeinen öffentlich-rechtlichen, obligatorischen Arbeitslosen versicherung ist das System der Zahlung ge meindlicher Zuschüsse zu den gewerkschaftlichen Arbeitslosenunterstützungen in den Gemeinden zü fördern. Zu diesem Zwecke muß überall die Heranziehung der Einzelstaaten zu den erforder lichen Zuschußleistungen verlangt werden. Dis Förderung der öffentlich-rechtlichen Arbeitslosen fürsorge ist nur möglich durch die tatkräftige Ltärkung unserer politischen und gewerkschaft lichen Organisationen. Der Parteitag fordert da her alle Arbeiter auf, sich diesen Organisationen anzuschlietzen." Nach dem Referat wurde ein Anttag Mag deburg zur Diskussion gestellt, durch Massen bewegungen die Frage der Arbeitslosen versicherung in Fluß zu bringen. Nach längerer Aussprache konstatiert der Referent, daß alle Redner über die Wichtigkeit der Frage einig gewesen seien. Er hätte ge wünscht, daß die katholischen Arbeiter in Metz eine Aktion zur Durchführung der Arbeitslosen versicherung eingeleitet hätten, wo doch alle Phasen des katholischen Volkslebens besprochen worden seien. Daraus wird der vorliegende An trag dadurch erledigt, daß der Vorstand sich be reit erklärt, im Sinne des Antrages zu wirken. Die Resolution Timm wird angenommen. Wei terhin beschließt der Parteitag,' das Referat Timms drucken zu lassen und als Agitations material zu verbreiten. In der Nachmittagssitzung wurde mit der Beratung der Steuerfrage begonnen. Hierzu liegt eine Resolution des Reichstags-Ab geordneten Wurm vor, die feststem, daß alle Steuern des Klassenstaates, gleichviel ob direkte oder indirekte, in letzter Linie doch von den ar beitenden Klassen getragen würden. Trotzdem müsse versucht werden, die am meisten drücken den indirekten Steuern durch stufenweise steigende Einkommens- und Vermögenssteuern zu decken. Der Militarismus als das stärkste Mittel dev herrschenden Klassen ist auf das äußerste zu be kämpfen, und alle Gesetzesvorlagen, die zu seiner Stärkung beitragen, also auch die Steuervorla gen, die zur Deckung der Kosten des Militaris mus eingebracht werden, sind abzulehnen, einer lei, ob sie direkte oder indirekte Steuern fordern- — Eine Resolution des Abgeordneten Hoch erklärt, daß die Sozialdemokratie für Besitzsteu ern, die zur Deckung von Militärausgaben die nen, nur dann eintreten könne, wenn deren An nahme nicht eine Bedingung für die Annahme der Militärvorlage ist, und fernerhin dadurch eine für die Arbeiterklasse ungünstigere Besteu erung verhindert werde. Referent Wurm legt in der Begründung dev Resolution den Schwerpunkt auf die Militärvor lage. Man habe gewußt, daß diese Vorlage auf jeden Fall angenommen würde. Man habe des- halb auch an den Steuervorlagen mitgearbeitet, um zu verhindern, daß die Arbeiter noch mit besonders drückenden Steuern belegt würden, da sie ja schon die militärischen Lasten in Person zu tragen hätten. Die Arbeiter auch noch di« Kosten der Militärvorlage tragen zu lassen, wär«