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2 2 2 » « Q. 2 ü L 2 Z L o. v Z » L t-t l5v XX r§v >2^ vx e»t <5V ^ <>< ^5V L^3 ? K Nr. 76 w!3 Ersazeint wöchentlich zweinral. Druck und Verlag von I. Ruhr Nachfolger Or. Alban Krisch, tzohenstein-Lrnstthal. lNachdrllck verboten.) daß sie meinte, die Ausführung dürfe um keine Stunde mehr hinausgeschoben werden. Jetzt, da der Arzt von ihr ins Vertrauen gezogen worden war und sich vielleicht heute schon beeilte, dieses Vertrauen, wie sie hoffte, zu — mißbrauchen, jetzt schien es ihr auch Pflicht, alle Hebel in Bewegung zu setzen und die Sache mit einem Male durchzuführen. Sie verließ also den verblüfften Vater, eilte auf ihr Zimmer und schrieb selbst an Frankenburg. Es war keiu langer, aber ein bündiger Brief. Sie verlangte ihre Freiheit und gab ihn frei, so frei, daß er nickt zu zögern brauchte, einer anderen bindende Zusagen zu machen, an deren Seite er hoffentlich das erwartete Glück fand. Ihr schuldete er nichts, gar nichts, denn — das Rollen eines Wagens machte sie aufhorchen, und sie erhob sich, um ans Fenster zu treten. Unten mar in der Tat eine Kalesche vorgefahren, und dieser entstieg — Frankenburg! Im ersten Augenblick zuckte sie unter dem Gefühl des Schreckens zusammen; bald hatte sie sich jedoch gefaßt, ein energischer Ent schluß, und sie verließ das Zimmer, um ihm entgegen zu gehen. Bald hatte er die Treppe erstiegen und stand vor ihr. Sie fühlte sich mit einemmal vollkommen ruhig, und das Bewußtsein, hier zu Hause zu sein und ihm die Tür weisen zu können, erhöhte ihre moralische Kraft. „Sie kommen gerade im rechten Augenblick", sagte sie. „Ich war eben daran, Ihnen zu schreiben." „Sie? . . . Ihnen?" fragte er, Überraschung heuchelnd. „Sind wir uns in dieser kurzen Zeit so fremd geworden?" „Ich denke ja. Bitte, folgen Sie mir, ich möchte vor allem unter vier Augen mit Ihnen sprechen." Als sie ins Zimmer getreten waren, ging sie auf Len Schreibtisch zu, nahm den begonnenen Brief und reichte ihn ihm hin. „Ich denke, Sie werden damit einverstanden sein?" Er überflog das Schreiben und blickte ihr sodann forschend ins Gesicht: „Das ist Ihr Ernst? Sie wollen es so?" „Mein vollster Ernst." „Gut. Ich nehme Ihren Vorschlag an. Ich bedaure es von Herzen, daß es so gekommen ist, Hertha. Wir wollen auch jetzt nicht untersuchen, an wem die meiste Schuld liegt." „Nein, das wollen wir nicht, das ist ganz über» flüssig." „Wir haben eben nicht zu einander gepaßt." „Nein, Las haben wir nicht." >' „Aber eins muß ich bemerken: Sie sagen, daß ich Ihnen nichts schulde. Das nehme ich nicht an, denn ich bin rechtsgültigerweise Ihr Schuldner." „Mein Schuldner? Nicht daß ich wüßte." Doch, doch. Es war mit Ihrer Mutter auSgemacht, daß ich Ihnen hunderttausend Gulden sicher stelle." „Ah, das war also der Kaufpreis!" „Sagen Sie das nicht! Ich protestiere gegen dieses , Wort. Ich denke. Sie haben in meinem Hause das Ver- Unterhaltungs-Beilage zum (S7. Fortsetzung.) „Vielleicht sind Sie da au? einer richtigen Spur . . . Aber Doktor, da heißt es diskret sein; ich habe nicht das Recht, Geheimnisse anderer auszuplauLern." „Natürlich! Es wird mir nicht einfallen, zum Ver räter zu werden. Seien Sie unbesorgt, Frau Gräfin." Er erhob sich. „Ich gehe nun. Sie haben mir da ein Problem gegeben, über das ich nachdenken will. Sie brauchen ebensogut eine andere Behandlung, wie mein armer Baron Erich. Ihr Vertrauen habe ich gehabt, es handelt sich nun darum, ob auch er mir das seine schenkt." Er drückte Hertha herzlich die Hand und ging. Der großen Anstrengung, dem Kraftaufgebote folgte nuu eine starke Abspannung, der sie sich eine Weile über ließ, dann jedoch erhob sie sich mit plötzlichem Entschlusse von ihrem Ruhelager und ging zum Vater hinüber. Er saß niedergeschlagen in seinem Lehnstuhl am Schreibtisch und neben ihm stand die elektrische Mütze, die beiseite gelegt worden war, da nicht einmal dieses Mittel mehr gewirkt hatte. „Hast du geschrieben?" frug sie ganz unvermittelt. „Geschrieben?" fragte er erschrocken, und, um Zeit zu gewinnen: „An wen?" „Aber du weißt doch! Den Brief an — meinen Mann." „Ach ja, an den! Weißt du, Kind, ich bin seit ein paar Tagen so miserabel, daß mir ganz wirr im Kopf ist." Sie deutete auf die Mütze: „Ich glaube, das kann dir unmöglich gut tun, eher das Gegenteil." „Ich hab' das Zeug auch vorderhand beiseite gelegt, obwohl ich die Elektrizität in jeder Beziehung für souverän halte. Aber da wir diese Kraft überhaupt mehr oder weniger in uns haben, so —" / „Und was hast du geschrieben?" brach sie kurz ab. f „Mein Gott, ich — ich hab' ihn erst gefragt, wor hinaus er eigentlich will." „Wo hinaus er will? Was ich will, hast Lu ihm ^ nicht gesagt?" „Allerdings, so — so andeutungsweise." „Warum nicht bestimmt, wie ich dich gebeten habe?" „Weil man doch erst, hm, — na ja, es ist doch ein gewisser Takt in solchen großen Fragen geboten. Du weißt ja, — er hat darauf angespielt, daß ihm das Recht -usteht, deine Rückkehr nötigenfalls zu erzwingen, und Lieses Recht hat er, ich kann dir's im Gesetzbuch zeigen." „Er wird aber nie davon Gebrauch machen, das kann ich dich versichern, im Gegenteil, er wird froh sein, mich auf gute Weise loszuwerden." „Das ist noch nicht erwiesen, Kind. Glaub' mir, man muß da vorsichtig sein und nie mit der Tür ins Haus fallen." : „Nein, nein", fiel sie heftig ein, „nur nicht zögern. . .> nur nicht hinausschieben ... Ich sehe schon, ich muß meine Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen." Der Ge danke, durch eine endgültige Trennung von Frankenburg > das wieder gut zu machen, was sie an Erich verbrochen^ hatte, war mit so plötzlicher Klarheit vor ihr,aufastaucht, r hohenstein-Ernstthaler Tageblatt Amtsblatt. Am Leben gestorben Koman von K. <k. von Suttner.