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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 16.09.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19130916024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913091602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913091602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-09
- Tag 1913-09-16
-
Monat
1913-09
-
Jahr
1913
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Manövs-rfeld eingetroffenen Nachrichten gelungen ist, seinem Gegner, dem General Chaumere, dank der deutschen Methode eine entscheidende Niederlage beizubringen. VWMkl SuMWMMl der Pretsberichtsstelle des deutschen Land wirtfchastsrats. In den letzten acht Tagen hatte das Wet ter einen ziemlich veränderlichen Charakter. Regen und Sonnenschein wechselten häufig mit einander ab, auch die Temperaturen waren grö ßeren Schwankungen unterworfen. Während an einigen Tagen warmes Wetter herrschte, erföchte zuletzt, namentlich in den Nächten, eine emp findliche Abkühlung und stellenweise wurde zum ersten Mal in diesem Hetbst Neis beobachtet. In einer größeren Anzahl von Berichtsbezirken war man noch mit dem Einbringen von Sommer weizen und Hafer beschäftigt, auch die Grumt ernte war noch nicht überall beendet. Hier und da begann man bereits mit dem Ausnehmen der Kartoffeln. Die Nachrichten über diese Frucht lauten sehr verschieden. Soweit das Kraut nicht zu früh abgestorben war, haben sich die Kar toffeln in letzter Zeit noch günstig weiter ent wickelt und lassen im Durchschnitt ein befriedi gendes Ergebnis erwarten. Fäulnis findet sich meist nur aus schweren Böden oder tiefer ge legenen Stellen; ans durchlässigen Böden haben sich die Kartoffeln im allgemeinen gesund gehal ten. Bei den Rüben hat das Wachstum der Wurzel mit der Blattentwickelung nicht immer gleichen Schritt gehalten. Nichtsdestoweniger werden sie im allgemeinen günstig beurteilt, nur in einigen Bezirken Mitteldeutschlands wird durchdringende Feuchtigkeit als wünschenswert bezeichnet. Die Herbstbestellung ist noch sehr im Rückstände. Die Aussaat des Winterroggens ist nur stellenweise bewirkt, und nur vereinzelt wird berichtet, daß die Saaten bereits aufgegangen sind. Zwei Mlu MtMWW. Ein Naturereignis von furch t- bar verheerender Wirkung hat sich im Großen Ozean abgespielt. Von den Inseln des Tonga-Archipels, der des öfteren 7Q c —v Loo 1000 X - > K Unetc zur Lcebcbcukatnjtrvphe im Großen Ozean. von vulkanischen Eruptionen heimgesuchi wurde sind, wie wir schon meldeten, plötzlich zwei im Meer versunken. Dev Kapitän des aus Sydney angekommenen Dampfers „Senoma" berichtete, daß die zu den Tongainseln im südlichen Gro ßen Ozean gehörenden Inseln Falcon und Hope verschwunden seien, offen bar infolge vulkanischer Erschütterungen. Meh rere hundert Eingeborene und einige Weiße seien umgekommen. Die Falconinsel ist eine der östlichen Inseln der Tongagruppe. Die Hopeinsel dürste nur als ein größeres Eiland der Haapeigruppe zu bezeichnen sein. Die Tongainselgruppe besteht aus etwa hundert Inseln, die meistens vulkani schen Ursprunges sind. Nur eine veyhältnis- mäßig geringe Anzahl von ihnen besteht aus Korallenriffen und Sandbänken. Ihr Flächen inhalt umfaßt etwa 607 Quadratkilometer. Die Pflanzenwelt gedeiht sehr üppig, namentlich sind hier hervorragend schöne Palmenarten zu finden. Die Einwohnerzahl des gesamten Tonga archipels, wozu allerdings auch die Haapaigruppe, Nanukagruppe, Kotugruppe und Vavaugruppe zählen, wird auf etwa neunzehntausend Seelen geschätzt. Die Eingeborenen gehören zu den Polynesiern und übertreffen an Bildungsfähig keiten die meisten Bewohner der benachbarten Inselgruppen. Sie treiben Landwirtschaft und sind geschickte und unternehmende Seeleute. Durch Erdbeben sowie durch Seebeben wer den die Inseln sehr häufig und heftig heimge- sncht. Namentlich durch die „untermeerischen" Ausbrüche sind ost neue kleine Inselchen ausge- schllttet worden, die aber meist wieder nach eini ger Zeit verschwanden. Die letzte größere vul konische Katastrophe, die die Tongainseln in Mitleidenschaft gezogen hat, ereignete sich Anfang Juli 1907. Die Eruptionen fanden damals bei den Inseln Honga-Tonga und Hanga-Tapai statt, die etwa M bis llO Seemeilen von der Hanptinsel Tongatuba mit der Hauptstadt Niu- kalofa liegen, bis zu der die Eruptionsmassen geschleudert wurden. Mueltes vsm Lage. * 2 3 Pers 0 nen v e r s ch ü t t e t und gerettet. Gestern wurden bei einem Ein sturz auf den Gruben von Montserrat bei Lyon 22 Arbeiter und ein Ingenieur verschüttet. Es ist gelungen, alle Verschütteten zu retten. * Der deutsche Flieger Fried- r i ch ist Sonnabend vormittag um 11 Uhr 20 Min. in Jssy les Moulineaux mit dem Konstrukteur Etrich zu einem Fluge nach Lon don ausgestiegen. — Aus London, 14. Sept., meldet der Draht: Der deutsche Flieger Fried rich ist gestern abend auf dem Flugplatz von Hendon eingetroffen, nachdem er von Calais ohne Zwischenlandung dorthin geflogen ivar. * Der deutsche Fischdamp - fer „Saale" ist wegen verbotenen Fischens in den norwegischen Gewässern von den nor wegischen Behörden samt allen Geräten und dem Fange beschlagnahmt worden. — Eine spätere Meldung tarnet: Die „Saale" ist gegen eine Kaution von 700 Kronen für mögliche Butze und Kosten freigegeben worden. Hierauf ist das Schiff nach Grimsby in See gegangen. * Sanftmütige W ü st e n k ö n i g e. Ein sonderbares Geschichtchen weiß ein Pariser Blatt milzuteilen. Als kürzlich die Löwenbän digerin Mlte. Sonia aus Südfrankreich nach der Seinestadt kam, um sich in einem dortigen Zirkus mit ihren fünf „Bestien" zu produzieren, wurde ihr von dem Leiter des Etablissements erklärt, er könne sie nicht auftreten lassen. Der enttäuschten Artistin bedeutete der Direktor, ihre Löwen seien viel zu zahm, um sie einem ver wöhnten Pariser Publikum vorzuführen. Mit solchen Lämmern im Löwenfell möge sie nur in der Provinz bleiben. Da Mlle. Sonia nun aber mit einem längeren Engagement in der Metropole gerechnet hatte und ihre geschmähten Wüstenkönige kein Unterkommen in dem Zirkus fanden, blieb ihr nichts übrig, als das Pariser Hundeheim zu ersuchen, ihren fünf allzu sanf ten Raubtieren Ausnahme zu gewähren. Ihre Bitte wurde erfüllt, doch sind die Hundepfleger nun in einiger Verlegenheit, weil ihnen die Lö wen gegenüber angebrachten Umgangsformen nicht bekannt sind und dem Urteil des aller dings sachverständigen Zirkusleiters am Ende nicht so recht zu trauen ist; jedenfalls werden sie aufatmen, wenn ihnen die nach einem neuen Engagement suchende Dresseurin die unheimlichen Pfleglinge wieder abgenommen haben wird. * Ein seltsamer Handel wurde in Poikam in der Oberpfalz abgeschlossen. Dort hatte der Sohn eines Fischermeisters einen 9 Pfund schweren Weißfisch in der Donau gefan gen. Ein Student erbot sich, ihm den abge- fchuppten Fisch mit einem Pfennig für je 30 Schuppen zu bezahlen. Man wurde handels einig. Mühsam zählte der Fischer dem Studen ten 2365 Schuppen hin und erhielt von ihm 78 Pfennig für den neunpfündigen Fisch. * Der pfiffige Maurermei - st e r. In Pasing bei München wollte ein Mau rermeister eine große Scheune umbauen, sein Botuplan wurde aber von: Magistrat verworfen. Da baute er im Innern der Scheune das neue Haus, wie er es haben wollte, brach dann die Scheune ab, und eines schönen Tages schäfte sich vor den Augen der erstaunten Pasinger ein irisch gemauertes Haus aus der alten Bretter hütte heraus. Der vor eine vollendete Tat sache gestellte Magistrat wird den ihm gespiel ten Streich nicht hinnehmen, so daß dem psif- figen Maurermeister der Eigenbau ziemlich teuer zu stehen kommen wird. Fundamt Oberlungwitz. Gefunden: Geldtäschen mit Inhalt, Schlüssel, 1 Karton mit Strümpfen und Taschentüchern, 2 Paar Socken, 1 Paar Körbe, l Peitsche, 1 vergoldeter Ring, Paket Maurerutensnien, 1 Kanne Oel. Nerl-ren: Geldtäschchen 1 goldnes Armband, l goldner Uhranhänger, t Reisetasche, 1 Herrenregenschirm, 1 goldnes und 1 silbernes Anhängsel Zugelaufen: Hunde, 1 Ferkel. Im Autoomnibu» gefunden: 1 Paar Damenhandschuhe, t Damenregenschirm, 1 Damenhandschuhe. Fundsachen sind unverzüglich im Rathause, Zunmcr Nr. 8, 1 Tr., anzumelden. kirchliche Nachrichten. Oberlungwitz Freitag, den 19. September 1918, vormittags 10 Uhr Wochenkommunton in der Hauptttrche. Herr Pfarrer von Dosky. Gersdorf. DtenStag, den 16. September, abends 8 Ubr Bibelstund. 1 de' »irchschule. Donnerstag, den 18. September, Wochenkommunion. Langenchursdorf mit Falke«. Donnerstag, den 18. September, vormittags 10 Uhr Wochenkommunion in der Kapelle zu Falken. Freitag, den 19. September, vormittags 10 Uhr W 0 cher» kommunion in der Kirche. Bernsdorf. Donnerstag, den 18. September, vormittags 9 Ubr Wochenkommunton. »üktenbrand. Mittwoch den 17. September, abends >/.9 Uhr Versamm- lung des ev. JüngltngSveretns tm Psarrhause. Donnerstag, den l8 Sepiember, abends >/.9 Uhr Bib<l- itun- e der landeskirchl. Gemeinschaft im Psarrhause. Handel und Gewerbe. Fr»»»», 13. September. Üplaud sirdi z- lote «8— Psg Stritg 13 September. Lagerumsatz 4000 Lieferungen stetig. September 6,99, September.Oktober 6 86, kollernder Dezember 6,74, Januar« Feb'uar 6,7b, März AvM 6,77, Mat-Junt 6,78. 18 September. Suzer Ses. «ember 198,2b, Oktober—,—, Deember1S9bO Regge - September 163 75 Oktober 164 75 Dezember 166,50 Ho - September 160 25, Dezember 163 25. ikai» amerikan mixt September —,—, Dezember —,—. RilbZl September —,-, Oktober 65 49, Dezember —,—. ZahlungSein st ellungen: Stlckmaschinenbesih. r Paul Hermann Petzoldt in Scholas bet Elsterberg. — Aus« gehoben: Gastwirt Bernha d August Oskar Hühn in Leipzig. Nachlaß des Fuhrwerkbesitzers Julius Otto Arnold in Lugau. Marktpreise. Lhemititz, 13. September 1913. pro 5V Kilo Setzen, fremde Svrten 11 M. 15 Pf. biS 11 M. 75 Pf. . sächsischer 9 - 15 - 4 8 - 70 4 Koggen, 8 . 30 4 » 8 . 69 4 -<77 - vreuß. 8 - 60 4 » 8 . 70 4 ^«2 - fremder — « — 4 - — 4 5^ L' 3 L Berst«, Brau-, fremde 10 - — - 4 10 - 75 4 s . . sächsische 4 — - 4 — 4 — r «5 . Futter. 7 . 35 4 4 7 - 70 s 3.." Hafer, sächsischer 8 . 50 4 4 8 . tO 4 . preußischer 8 - 55 » 4 8 « 80 r . ausländischer — - — - 0 — » — Erbsen, Koch- 10 . 50 - 4 II - — s 3 K - Mahl- u. Futter 9 - 15 4 s 9 - 65 s Heu, neu 3 - 20 4 4 3 . 50 - - p » gebündelt 3 - 80 4 4 4 . 20 - U Stroh, Flegeldrusch 2 - 20 4 5 2 . 40 8 ff , Maschinendrusch Langstroh Stroh, Mafchtnendrusch 1 - 50 4 4 I . 80 Krummstroh 1 . 10 4 4 I « 40 4 Kartoffeln, inländische 2 - 50 4 4 3 - 25 4 - ausländische — « — - 4 — - — B Butter, 1 Kilo 2 . 60 4 4 2 . 80 - Im Geistertai. Ein Roman von der Insel Mallorka von Anny W 0 t h e. 7s (Nachdruck verboten). Unwillkürlich hatte Jamos die Hände über seinen Knotenswck gefaltet. „Wie schön ist das", murmelte er vor sich hin, wie schön und groß." Der Mönch lächelte und fugte mild: „Das blaue Meer hier hat schon manch einem leben gelehrt, der Einkehr hielt in mei ner Klause. Aber selten nur rommt eines Men schen Fuß hierher. Ihr, Herr, habt noch nie mals Einkehr gehalten bei mir, obwohl Ihr mir so nahe seid und ich lange aus Euch ge wartet habe." „Verzeiht, frommer Vater. Bisher wagte ich es nicht, Eurer freundlichen Ladung zu fol gen. Aber als wir uns das letzte Mal, wie oft schon, im Geistertal sahen, da sagtet Jhr^ daß Eure Klause eine Zufluchtsstätte sei für diejenigen, die das Leben zermalmt, die ver folgt, geächtet, von niemand geliebt, keine Stätte haben, wo sie ihr Haupt niederlegen dür fen. Da wagte auch ich den Weg, der mich sonst in keines Menschen Behausung führt." Der Mönch sah lange forschend mit seinen dunklen Augen in das vom Kummer zerwühlte Gesicht des Mannes, der so hoch und stolz, und doch wie ein Bittender vor ihm stand. „Die Klause hier ist eine Freistatt, mein Sohn", nahm Frater Tamadeus das Work. „Wer hier rastet, der ist entsühnt. Kein Gesetz würde den Flüchtling, den Verbrecher wessen, der sich in den Schutz der Höhle des Geister tales begibt. Drei Tage sind selbst dem Mör- der gegeben, der hier eine Zuflucht vor Strafe suchi. Drei Tage, und dazu Brot, Oel und Salz, _chn zu stärken, zu erquicken." „So latzt auch mich dieser Segnungen teil haftig werden, frommer Vater", rang es sich schwer von Jamos Lippen, „denn auch ich bin ein Unschuldiger, vom Schicksal Verfolgter, der bei Euch rasten will." Der Mönch schlug die Kette zurück, und man sah eine hohe, braune Stirn von tiefen Falten durchschnitten. Das ehemals braune Haar mit der leuchtenden Tonsur war leicht ergraut, und der Bart floß ihm lang bis auf die Brust herab. Langsam hob Frater Tamadeus den Rosen leide, sühne, Tu Welt, gefunden, daß wir am besten sühnen, so würde ich vielleicht das Rechte tun, aber ich habe in meinem langen Leben, fern von der Aus den runden Steintisch davor trug er aus darum sage ich Dir, Jamos y Cole, lebe so, einer Felsennische Brot, Oel und Salz, und' daß Du durch Dein ferneres Leben die Schuld auch einen Schluck Wein brachte er zur Stelle? auslöscht, die Deine Seels drückt. Hilf den kranz empor, löste ihn von dem Strick, mit dem stelle Dich Deinen Richtern, duld': die braune Kutte gegürtet war und antworte!, mild: „So sei willkommen, mein Sohn, der gekommen bist, auszuruhsn beim Klausner Geistertales." Und er schüttelte an' einer Tteinbank an dem Munde eines Priesters, mein Sohn, aber der Wand ein Lager von duftigem Heu, Laub wisse, Frater Tamadeus ist ein Mann, dem kein und Kräutern auf und breitete eine Decke darüber.' Leid des Lebens fremd geblieben ist. Und des wenn allein unser Herz, unser Gewissen unser .Richter ist. Das mag befremdlich klingen aus Und er segnete das Brot und brach es Unglücklichen, den Bedrängten, laß niemand un feinem Gaste, und dieser atz, als würde ihm getröstet von Deiner Schwelle gehen, und lebe das köstlichste Mahl ausgetischt. s niemand zu Leide. Tas größte, was wir in Ter M mch 'ah ihm zu, und leise erzählte unserem armen Erdendasein vollbringen können, er stille Legenden, die Jamos seltsam süß tlan gen und ein Heimverlangen in ihm weckten. Frater Tamadeus fragte nicht nach Jamos Le ben und was seine Seele drückte. Er sah nur ernst und forschend in das kühne, braune, euer gische Gesicht des Mannes, als suche er nach einer Erinnerung. Er wartete. Er hatte ja das Warten gelernt. Und als Jamos sich gestärkt, und Frater Tamadeus die Reste des Mahles weggeräumt, da streckte Jamos y Cole die Hände wie Hilse flehend nach dem Priester aus und sagte: „Wie ein Licht, frommer Vater, geht es von Euch aus, ich will Euch meine Schmerzen vertrauen, damit ich Ruhe finde, denn Ihr habt überwunden nnd versteht des Lebens Leid." „Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Sohu, wir müssen nicht nur bereuen, sondern auch sühnen llnd nun sprich und erleichtere Dein Herz." Und Jamos y Cole redete im leisen, hei ßen Flüsterton zu dem Mönch, er sprach un aufhörlich, ohne Pause, als könnte irgend et was ihn hindern, zu Ende zu kommen. Nur Namen nannte er nicht. — Das Lichr der ewigen Lampe über dem Muttergotlesbild flackerte unruhig, und ein schmaler Sonnenstreifen lugte vom Meer herein in die Höhle. Frater Tamadeus saß, das Haupt in beide Hände gestützt, und lauschte den Worten wie dem Klang aus einer andern, ihm längst ver schlossenen Welt. „Du hast unrecht getan, mein Sohn", nahm er endlich das Wort, „daß Du nicht willig die Strafe auf Dich nahmst, die Dein Handeln be dingte. Wenn ich Dir jetzt sagte, kehre um, die größte und heiligste Tai ist die, einer an deren Menfchenseele Glück zu geben, sie zu ret ten aus dunkler Nacht, sie zum Licht zu führen, daß es still wird in ihr. Tue das, mein Sohn, und bete, und Deine gemarterte Seele wird Ruhe finden in dein Heil, das Du den anderen bringst. Die Heilise Jungfrau, die gnaden reiche Mutter des Heilands, sie Helse Dir, mein Sohn, und gebe Dir Frieden!" Und der Priester schlug das Kreuz über die tief vor ihm geneigte Stirn des Mannes, der jetzt vor dem kleinen Betaltar auf den Knien lag und betete, zum erstenmal, nach tanger, langer Zeit. Nie hakte der Franziskaner leichteren Her zens jemand die Absolution erteilt, als diesem Gerechten, der schuldlos schuldig war. Und dann saßen die Männer noch lange aus den harten Siemen an dem gewölbten Tor- bogen der Höhle und blickten hinaus auf das Meer, das sich immer tiefer in duftige, blaue Schleier hüllte. Vergangenes und Gegenwärtiges wurde wach, und die dunklen Augen des Priesters hingen ost forschend und gedankenvoll an dem edlen Gesicht des Mannes, der in seiner tiefen Herzcnsnot heute zu ihm geflüchtet war, um Trost zu finden für seine Seele. „Oft sehe ich außer der jungen Simonela aus Valdemosa wochenlang keines Menschen An gesicht", berichtete der Priester, „wenn nicht mal zufällig ein verirrter Wanderer hier meine Klause ausspürt, oder ein armer Sünder bei mir Zu flucht sucht. Selten komme ich zu den Men schen, und auch nur dann, wenn sie mich rufen. Alle Jahre einmal gehe ich nach Palma, um dem hochwürdigen Bischof Bericht zu erstatten und einen Tag im Kloster San Francisco un ter den Brüdern zu rasten. Simoneta, die Du ja auch kennst, mein Sohn, versieht mich mit der kargen Nahrung, deren ich bedarf, und von ihr erfahre ich dann auch, wo hier und da die Not einkehrt bei den Menschen, und wie sie sich mühen im Kanipfe ums Dasein." Der Mönch hatte bei der Erwähnung Si- monetas Jamos scharf und prüfend ins Gesicht gesehen, als erwarte er irgend eine Aeußerung des fremden Mannes über das Mädchen, das den: Alten lieb und wert war. Als aber Ja mos schwieg, fuhr der Mönch langsam, mit schwerer Betonung fort: „Simoneta ist wie eine „Rose im Tal". Sw gibt Glanz und Duft, so lange sie blühr, einmal geknickt, kann sie nie mehr ihre Schön heit ausstrahlen, nicht mehr entzücken, beglücken. Hüte Dich, mein Sohn, daß Du die Rose nicht mit hartem Fuß zertrittst, die Dir voll Duft im Geistertale blüht, hüte Dich!" „Es hätte Eurer Mahnung nicht bedurft, ehrwürdiger Vater, ich verspreche es Euch, Si moneta soll mir heilig sein. Sie ist für mich eine rote Rose, der ein Feuertrunk entquillt, den ich nicht trinken darf, nicht trinken will. Der Liebe Seelenblut zu kosten«, habe ich abge- schworen, so lange nicht die Schuld, die gräß liche Schuld vou meiner Seele genommen ist. Simoneta gab mir viel, Frater Taniadeus, durch ihre Freundschaft, sie lehrte mich durch ihre Tnauer, ihre Schwermut, ihren ganzen großen Liebesverzicht die herrlichste, die leszte und schwerste Tugend, die ich bisher nicht ge kannt, die Tugend, die im Entsagen liegt. Unö nun gehabt Euch wohl, ehrwürdiger Va ter und seid bedankt für Eure Güte." „Die heilige Jungfrau geleite Dich, mein Sohn; Gottessohn, Dir empfehle ich diese Seele!" Und der Heiland am Kreuz mit den blu tigen Nägelmalen an Füßen und Händen blickte so mild, verheißungsvoll auf den Mann, der tiefgesenkten Hauptes aus der weiten Fellenhöhle zurück in den dunklen Gang schrill, dem Aus gang der Felsenhöhle nach dem Geistcrtale zu. Er schritt, das Haupt gebeugt, weil der niedere Gang es bedingte, aber ihm war dabei, als dürfe er hoch erhobenen Hauptes schreiten, als wäre seine Seele heute zu einem hohen Flug gespannt. — — (Fortsetzung folgt.)
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