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WMkiMnMer UM Tlrntsblcrtt Sonntag, den 7. September 1913 Nr. 208. Drittes Blatt Der Panama-Kanal reichs verstrickt wurden, die in dem Panchma- der angestrengtesten Aufmerksamkeit beb Beamten so er- Das Projekt eines Durchstichs der Panama- der Erde Landzunge ist uralt. hängt nur an einer Kleinigkeit, zuführen. damit die Theorie der Praxis das Feld räumen L kann. Sachsen besten Schnellzüge fahren u N1 wärtigen Anile sind. Reichsbank hat es in der Hand, einen rasche» Szenenwechsel auf der Wirtschaftsbühne herbei- 16. Jahrhunderts war es aufgetaucht und bil dete den Gegenstand von Erörterungen, Goethe und Alexander v. Humboldt waren lebhafte Ver fechter des Gedankens eines Panamakanals. Der erste praktische Versuch der Durchstechung der Landzunge wurde im Jahre 1884 von Ferdinand v. Lesseps und der von diesem gegründeten Ge sellschaft begonnen. Dieser Versuch endete Aus gangs der achtziger Jahre mit einem kläglichen Fiasko und dem berüchtigten! Bestechungsskandal, in den Minister und erste Persönlichkeiten Frank- der hat wurden. Die feierliche Einweihung des groß artigen Werkes, das den Suez- und Nord-Ostsee kanal übertrifst, wird seiner Zeit in Gegenwart des ein auf des 13 diese Herr des ganzen Gebietes an der Nord seite der neuen Verkehrsstraße wird. Es ist charakteristisch, daß in den geschäft lichen Bulletins nur von der Hemmung durch den hohen Zinsfuß gesprochen wird. Nic- Mit einem Kostenaufwande von anderthalb Milliarden Mark wird dieser Tage der Bau des Panamakanals beendigt werden. 22 400 Kilo gramm Dynamit waren dazu verwendet wor den, um die Felsmassen, die den Damm der neuen Wasserstraße gegen den Indischen Ozean absperrten, zu sprengen. Nicht geringer ist das Quantum an Sprengstoff, das jetzt zur Nieder legung der Felswände am atlantischen Ende des Kanals benutzt wird. Es wird ein Augen blick von welthistorischer Bedeutung sein, wenn meisten der Güterverkehr zu leiden, weil Personenverkehr vorgeht. In Fachkreisen Geneigtheit zum Ausdruck, sich Nationalliberalen in der Am Versuche, Werkstatt auch von Ende sind alle Meinungen doch nur in die Geheimnisse der Darsachen- einzudringen. Man spricht deshalb wirtschaftlichen Tendenzen und deutet Verschlcchtcrung vcr Baumwollernte — Erhöhung der Baumwollpreise. In Kreisen der Baumwollindustrie berechnet inan den Baumwollverbrauch nächsten Jahres auf iiber 14jH Millionen, einigermaßen bequemes Auskommen sogar 15 Millionen Ballen. Der Augustbericht amerikanischen Ackerbauamts läßt aber nur herum über Halle befördert. Der jährliche Aus fall für Sachsen wird auf 3 bis 4 Millionen berechnet. Wie wenig sich die preußische Eisen bahnverwaltung um Sachsen kümmert, kann man aus den Zuständen auf der Anhalter Bahn er kennen. Diese Linie bringt den größten Teil des sächsischen Verkehrs nach der Reichshaupt stadt, dazu den thüringischen und den ganzen Jahre 1914 dem Verkehr übergeben wirÄ, keine det mit einem Kapital von 120 Millionen Mk. hohe Bedeutung wie für Nordamerika. Die Drei Jahre später, am 1. Januar 1903, Zweiten Kammer im Laufe der nächsten 14 Tage in Dresden zu einer Sitzung versam meln, um gleichfalls zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Der preussisch-sächsische Eiscnbahnkricg, von dem in der letzten Zeit wieder des öfteren die Rede war, und der, wie der Dresdner Mit arbeiter der „Ziitt. Morgenztg." hört, in den kommenden sächsisches Landtagsverhandlungen eine Rolle spielen wird, hat seinen Dichter ge funden. Der Kehrreim eines Spotttiedes lau tet folgendermaßen: „Die besten Züge, — Die fahren alle — Ueber Halle. — Das ist nicht Ab sicht, — Keine Spur, — Das ist der reinste Zufall nur!" Man ersieht daraus, daß die Tatsache der Benachteiligung Sachsens', durch Preußen im Eisenbahnverkehr schon sehr lebhaft in das Volksbewußtsein eingedrungen ist, mögen auch die Regierungen die gegenseitige Harmonie betonen, die offenbar darin befielst, daß Sachsen nichts tut, weil es ohnmächtig ist, und Preußen, weil Sachsen nichts sagt. Die Millionen Ballen Ernte errechnen gegen 14 Mil lionen im Vorjahr. Aus der Verringerung der sichtbaren und abgeschätzten Abnahme der un sichtbaren Vorräte ergab sich für das Vorjahr ein Verbrauch von 14^ Millionen Ballen; da bei ist zu berücksichtigen, daß im letzten Jahre die amerikanische Baumwollindustrie, aber auch die in Frankreich, Oesterreifch und besonders Italien mit starker Verringerung arbeiteten. Im neuen Jahre wird man also, wenn die dies jährige Ernte nicht doch noch schließlich günsti ger ausfallen sollte als die amtliche Schätzung, mit einer weiteren Verringerung dec Vorräte rechnen müssen, die sich naturge mäß nur unter entsprechender Preiserhöhung vollzieht. Die kartellierten österreichischen Spinnereien haben dann auch gestern die Preise für einzelne Sorten um 83 bis zu 122 Heller herauf- g e s e tz t. Aber' auch in der deutschen Baumwollindustrie beginnt man eiligst Vorkeh rungen zu treffen. Die elsässischen Baumwoll spinner erhöhten gestern die Preise für Garne aus amerikanischer Baumwolle um 4 Pf. das Kilogramm; Makogarue wurden ebensoviel er höht. — Schließlich sei noch erwähnt, daß die amerikanischen , Spinnereien vorderhand eine abwartende Stellung einnehmen. Die letzt- tägigen großen Preissteigerungen fürs Baumwolle in Newyork hatten jedenfalls zum Teil auch auf der Erwartung beruht, daß der Verbrauch mit lebhaften Käufen einsetzen werde. Das bestätigte sich aber einstweilen nicht, und da auch Neu- Orleans mattere Kurse sandte, so gaben die Baumwollpreise bis zu 23 Punkten wieder nach. Zur Frage der Veränderungen im Aus ausgaben eingeschränkt, um sich so> viel bares Geld wie möglich zu reservieren. Wenn nun die absichtliche Verlangsamung des Einkaufs wieder aufgehoben wird, so käme dadurch rasch ein neuer Elan in die Geschäfte. Daß die Kauf- Ins Ense m WWMlM. Der preußische HandelsmirMer Dr. Sydow hat auf dem Festmahl der Teilnehmer am Deut schen Bergmannstag erklärt: „Die Periode der Hochkonjunktur geht jetzt zu Ende". Das sei ein natürlicher Vorgang, und man hege die begrün dete Hoffnung, daß der Niedergang ohne Beschwerung des Wirtschafts lebens durch eine Aufwärtsbewegung wieder ausgeglichen werde. Solche autoritativen Konjunktuydiagnoseni werden meist wie Offenbarungen ausgenommen. Man. weiß schon längst, daß die Hochkonjunktur sich verabschiedet hat. Aber der amtliche Toten schein bringt das Ereignis noch einmal, in kon- zentbieriter Form, zur Wirkung. Und so be kommt es den Charakter einer Neuigkeit. Und es kann passieren, daß es in eine Stimmung fällt, die aus neuer Hoffnung zchanvmengesetzt ist. Ueber das Ende der Hochkonjunktur war man sich ja schon seit Monaten nicht mehr im unklaren. Wer noch Zweifel hegte, wurde durch die Wochenberichte der Banken aufgeklärt. Aber das Schicksal der wirtschaftlichen Konjunktur hing so dicht mit der Politik zusammen, daß die Ueberzeugung gepflegt wurde, es werde bes ser werden, sobald die Sorge um den Frieden geschwunden sei. Nun ist es so weit. Und da wird die Gedankenreihe durch die Mitteilung: „Die Periode der Hochkonjunktur geht jetzt zu Ende", jäh unterbrochen. Alles, was man vom Frühjahr erhoffte, scheint aus Schaum geboren und zum Schaumtode bestimmt. Alle Kombi nationen, die sich mit den nützlichen Folgen einer Aenderung des Zinsfußes beschäftigten, sind mit einemmal ihrer Grundlagen beraubt. Was ist Wahrheit? Der Handelsminister sagte, daß die Hochkonjunktur zu Ende geht. Das ist eine Auffassung, die niemand mehr hegte. Am wenigsten die Banken und die Industrie. Man war allgemein der Ansicht, daß die gute Kon junktur schon zu Ende sei. Schon seit Mona ten. Die industriellen Gesellschaften, die am 30. Juni ihr Geschäftsjahr beendeten und in den letzten Wochen ihre Abschlüße veröffentlichten, erklärten zumeist, daß die hohen Gewinne, die sie aufweisen konnten, das Ergebnis der ver flossenen Hochkonjunktur gewesen sind. Hier scheint also ein Widerspruch mit der Ansicht des preußischen Handelsministers zu bestehen. Nach seiner Meinung befindet sich das Wirtschafts leben noch in der Hochkonjunktur, die erst zu Ende gehen soll. Es handelt sich also um eine Zewdifferenz, die der Optimist zu seinen Gun sten anslegen darf. Wenn auf der positiven Seite ein Unterschied zwischen der kaufmänni schen und der ministeriellen Konjunkturschätzung besteht, so ist dieser Zwischenraum vielleicht auch im Negativen vorhanden, und der neue Auf schwung tritt um die gleiche Zett früher ein, die von Amts wegen der erledigten Hochkonjunktur zugelegt worden ist. Uns dem Reiche. Die Präsidentensrage im sächsischen Landtag Die Mitglieder der konservativen Fraktion der Zweiten Kammer hatten sich kürzlich in Dresden zu einer geheimen Sitzung versammelt, in der u. a. die Präfidentenfrage in der Zweiten Kammer einer eingehenden Er örterung unterzogen wurde. Es kam dabei die den Verkehr abzuwickeln. Naturgemäß hat am wegung der Wivtschaftskurve gestört hat, g . aus dem Ergebnis des deutschen Außenhandels hervor. Die Summe des Exports hat eine Er hebung erreicht wie nie zuvor. Sie hat die Fortschritte der Einfuhr völlig in den Schatten gestellt. Dieser außergewöhnliche Gegensatz ist nur durch die Politik entstanden. Der deutsche Markt hat seine sonst weit geöffneten Tore bis auf einen Spalt zugemacht. Der Geschäftsmann hat sich in seinen Dispositionen auf das Not wendigste beschränkt, weil er nicht wissen konnte, ob durch die Hoffnungen und Entwürfe des Friedens der Krieg nicht einen Strich machen werde. Das Publikum aber hat leine Lurus- inan die Notwendigkeit, zwei neue Gleispaare zu legen, längst anerkannt, aber im Berliner Eisenbahnministerium macht man keine Miene, vom Landtage die nötigen, allerdings sehr gro ßen Mittel dafür zu fordern. Bis einmal ein Unglück passiert. . . . Deutschland in der Schulbildung voran! Die neuesten statistischen Feststellungen über die Zahl der A n a l p h a b e t e n in den euro päischen Kulturslaaten haben, wie der „Neuen Preuß. Corr." aus beteiligten Kreisen geschrie ben wird, das interessante Ergebnis gezeitigt, daß Deutschland die g e r i n g st e An zahl von Analphabeten, nämlich nur 3 auf 1000 Einwohner, aufweist, während zum Bei spiel in Rußland auf 1000 Einwohner die be trächtliche Zahl von 617 Analphabeten kommt. In Italien sind 315 von 1000 Einwohnern des Lesens und Schreibens unkundig, in Oesterreich- Ungarn 257, jedoch dürften diese letzteren Zah len in absehbarer Zeit günstige Veränderungen erfahren, da Italien letzthin wieder große Mittel zur Einrichtung von Volksschulen zur Verfügung stellte, während in Oesterreich-Ungarn im Laufs i der letzten 16 Jahre über 600 Volksschulen neu ; begründet wurden. Belgien hat 100 Analpha- i beten auf 1000 Einwohner aufzuweisen, Frank- ! reich nur 40, und England steht mit 10 ; Analphabeten auf 1000 Einwohner an zweit günstigster Stelle. Im Jahre 1900 kamen in den sieben obengenannten Staaten 60 Schulkin der auf einen Lehrer, im Jahre 1913 nur noch 40 Schulkinder, mit anderen Worten 1 720 000 Lehrer auf rttnd 45 Millionen Schulkinder, eine Entwicklung, die im Interesse eines allgemei nen Küliurfortschrittes nur freudig zu begrüßen . "... - , „ o-,-, Es ist zu „ , . Wie die nie einen Luxuszug gesehen: Guter werden von treffend, daß der Unterstaatssckkretär Zimmer« hören, werden sich nunmehr auch Görlitz nach Plauen i. V. nicht auf dem gera-!mann Verwendung im auswärtigen diploma die Mitglieder der nationalliberalen Fralt-ow der den Wege mitten durch Sachsen, sondern hübsch.tischen Dienste wünscht und kein Zweifel daran Verkehr aus dem europäischen Slldeft und Westen. Kein Wunder, daß die Anhalter Bahn die ver kehrsreichste in ganz Deutschland ist. Täglich verkehren auf ihr 500 Perfonen- und Güterzüge und zwar aus zwei Gleisen! Der Zugverkehr weist eine derartige Dichtigkeit auf, daß keine Verbesserungen durch Einlegung neuer Züge mehr möglich sind. Schon jetzt bedarf es von Vertretern aller Kulturstaaten Schon in der Mitte desjstattfinden. damit an, daß ein bewuß.er Wille besteht, der sich eben nicht ergründen läßt. Wenn mpn sich erinnert, daß schon im Mai 1912 ein angesehe ner Bankdireltor von parlamentarischer Tribüne aus ankündigte, daß die Woge der Hochkonjunk tur sich zu überstürzen droht, und dieser Aeuße- rung die Worte des preußischen Handelsmini sters entgegenhält, so wird man die beruhigende Gewißheit gewinnen, daß auch in Konjunftur- diagnosen alles Menschenwerk eitel sei. Zwischen der Kritik des erfahrenen Bankmannes und dem Urteil des Ministers liegt ein Zeitraum van 16 Monaten. Wenn sich die Woge schon im Som mer 1912 überstürzt hätte, könnte die Hoch konjunktur nicht erst in. Septeniber 1913 zu Endeeine organische Erkrankung kl. .. »,,5. ... 'des Wirtschaftskörpers besteht. Die Geldsätze I m brauchen sich also nur zu ändern, damit die wegu .g er Wwtschaftskurve gestört hat, geht ^„^,„^»r wieder ins Gleichgewicht kommt. Die westeuropäischen Staaten werden ihre Handels- hielt die Regierung der Vereinigten Staaten schiffe nach wie vor durch' die Straße von,von Nordamerika alle Rechte von Kolumbien, Gibraltar, das Mittelmeer und den Suezkanal j der südamerikanischen Republik, dem die Pa- nach den großen Marktplätzen des fernen Ostens namalandzunge politisch angehört, zur Herstel- führen. Selbst wenn im Kriegsfälle die Straße lung der Wasserstraße. Erst im Jahre 1906 er- von Gibraltar gesperrt wäre, würde der Weg feilte der Kongreß der Vereinigten Staaten die um die Südspitze Afrikas, um das Kap der Genehmigung zur Vornahme des Kanalbaues. Guten Hoffnung, herum nicht weiter sein als, An der 80 Kilometer langen Wasserstraße haben der durch den Panamakanal. Für Nordamerika inzwischen jahrein jahraus etwa 35 000 Neger ist die neue Wasserstraße in wirtschaftlicher wie unter der Oberleitung des amerikanischen Oberst strategischer Beziehung dagegen von dem denkbar und Chef-Ingenieurs Goethals gearbeitet. Die höchsten Wert, und man begreift die Sorge Me- schwierigste Stelle /des ganzen Baues war der xikos und der übrigen kleineren zentralamerikani- Culebra-Einschnitt, wo die Arbeiten durch wie- mit den , „-l-- , , äjrage der^hcrum nach Frankfurt, München und Wie»;^ die Wogen des Indischen und des Atlantischen, reichs verstrickt wurden, die in dem Panch-ma- Ozeans sich in der Wasserstraße vereinigen und Prozeß zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. als ein gewaltiger Strom dahinbrausen werdens Ende 1899 wurde in Amerika eine neue Für Europa hat der neue Kanal, der erst im Gesellschaft zum Bau des Panamakanals gegrün- schen Republiken vor einer Annexion ihrer Län- derholt starke Erdrutsche immer wieder verzögert der durch die nordamsrikanische Union, damit kraft der deutschen Nation gelitten Habe, kann u k > v „ u l r > o e r a . e n m oer ^rage — — - wohl auch der Schwarzseher aus Prinzip nicht Besetzung des Präfidentenpoftens in der Zwei- die Fremdenstadt Dresden hat überhaupt noch^wird der „N. G. C." geschrieben: behaupten. Sie wird sich von neuem entfalten, tcn Kammer zn v e r st ä md i g e n. sobald die Ursachen, die sie hemmten, beseitigt „L. N. N." 1