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Hohenstein-Crnstthaler Tageblatt Amtsblatt Nr. 206. Freitag, den 5. September 1913.Zweites Blatt. LächlilchkL Hohenstein-Crnftthal, 4 Sept 1913 — Die Ausfuhr aus dem Che m- uitzer Konsulatsbezirk nach den Vereinigte» Staaten von A merika betrug im Monat August 4 503 261 Mk. gegen 4 094 829 Mark im vorhergehenden Monat Juli und 3 996 605 Mark ini Monat August des Jahres 1912. Die Ausfuhr von baumwollenen Strümp fen bleibt stationär und ist immer noch sehr niedrig, obgleich jetzt im Durchschnitt viel bes sere Waren bestellt oder wenigstens wesentlich höhere Preise verlangt werden. Sie beträgt jetzt 121 854 Dtzd. gegen 121 485 Dtzd. im Juli und 164 470 Dtzd. im August 1912. Der Durch schnittspreis pro Dtzd. ha-t stark zugenommen; er ist nämlich 1.58 Dollar (Juli 1913 1.52, August 1912 1.38 Dollar). Die Aussuhr von baumwollenen Handschuhen hat ungewöhnliche Dimensionen angenommen; sie ist wieder wie im Juli von viel größerer Bedeutung als die Aussuhr von Strumpswaren aus diesem Bezirk, sie beträgt 187 115 Dtzd. gegeu 157 415 Dtzd. im Juli 1913 und 131 905 Dtzd. im August 1912. Der Durchschnittspreis ist 1.57 Dollar (Juli 1913 1.43, August 1912 1.39 Dollar). Die Ausfuhr von Wirkmaschinen nimmt etwas ab, ebenfalls die Ausfuhr von Knöpfen und Posamenten aus Annaberg. Die Bestellungen von Perlenartikeln, besonders Taschen, Haar bändern und Posamenten, sowie die Nachsrage für Wandtaschen sind immer noch sehr rege. — Glauchau, 3. Sept. Eine hiesige edel denkende Dame, die nicht genannt sein will, hat anläßlich des Kornblumentages die Summe von 500 Mark gestiftet mit der Bestimmung, daß die selbe an Veteranen hiesiger Militärvereine zur Ver teilung kommen soll. — Crimmitschau, 3. Sept. 101 Veteranen ward im Stadtverordnetensaale des Rathauses der Ehrensold in der Gesamthöhe von 3030 Mk. aus gezahlt. — Schneeberg, 3. Sept. Eine im ganzen Erzgebirge und wohl auch in anderen Teilen Sach sens bekannte und beliebte Persönlichkeit, der Pup penspieler Heinrich Niedermeier, ist im benachbarten Oberschlema im 78. Lebensjahre gestorben. Seit mehr als 30 Jahren hat er — bis in die jüngste Zeit — viele Tausende, besonders die Jugend, mit seinem „Künstlervölkchen", das niemals murrte und niemals Gagenerhöhung verlangte, unterhalten und erfreut. Jetzt sind mit ihm zugleich alle die lustigen Gesellen verstummt, die er, wie kein anderer Re gisseur seine Mimen, „an der Strippe" hatte. Sein Theaterunternehmen wird wohl in andere Hände übergehen. Aber der alte Niedermeier wird denen, die sich oft an seiner Vielseitigkeit und seinem Hu mor ergötzt haben, doch fehlen. — Klingenberg, 3. Sept. Während des gestrigen schweren Gewitters,, das sich in den Nach mittagsstunden über Klingenberg entlud, wurde durch den wolkenbruchartigen Regen der Bahndamm auf der Eisenbahnstrecke nach Frauenstein infolge Gleisunterwaschung derart beschädigt, daß die Loko motive und der Packwagen eines Personenzuges ent gleisten. Die Strecke war längere Zeit gesperrt. Der Betrieb konnte heute früh wieder ausgenommen werden. — Oelsnitz i. V., 3. Sept. Der 35 Jahre alte Brunnenbauer Stephan, verheiratet und Vater von vier Kindern, hat sich in seiner im Dorfe Untermarxgrün befindlichen Wohnung, als er allein im Hause war, mit einer Dynamiipatrone in die Luft gesprengt. Der Körper Stephans war förm lich in Stücke gerissen; auch das Haus, in dem sich der grausige Selbstmord abspielte, hat arg gelitten. — Dresden, 3. Sept. Eine „großzügige Reform" ihrer Polizei — so wird geschrieben — scheint die sächsische Residenz zu planen. In einem Polizeirevier Dresdens ist eine Anordnung erlassen worden, nach welcher die Gendarmen im Dienste Hosen mit Bügelfalten zu tragen haben. — Ob's wahr ist? — Dresden, 3. Sept. Das Ergebnis des gestrigen Kornblumentages in Dresden wird auf über 60 000 M. geschätzt. Bis heute früh waren 44 000 M. aus 3127 Sammelbüchsen abgeliefert. Insgesamt waren 5000 Büchsen ausgegeben war- den. — Stadt Wehlen, 3. Sept. In der Nähe der Bastei stürzte beim Klettern ein Gürtler aus Dresden ab. Er blieb besinnungslos am Fuße des Felsens liegen. Der hinzugez'ogene Arzt stellte 'Brüche beider Beine sowie eine Gehirnerschütterung fest. Der Schwerverletzte wurde nach Rathen trans- portiert und von da mit dem Zug nach Dresden befördert, wo er im Friedrichstädter Krankenhause Aufnahme fand. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. — Meitzer», 3. Sept. Um den Sparsinn zu fördern, hat das Stadtverordnetenkollegium be schlossen, in Zukunft die Spareinlagen aus den Wohnungen der Sparer abholen zu lassen. Durch das regelmäßige Abholen wöchentlicher Einlagen soll den Teilnehmern bequeme Gelegenheit zur An- sammlung von mündelsicheren Sparkapitalien ge geben werden Für alle Verbindlichkeiten aus dem Abholungsgeschäfte übernimmt die Stadtgemeinde Meißen die sparkassenordnungsmäßige Bürgschaft. Die Einsammler sind zur Amtsverschwiegenheit verpflichtet. — Greiz, 3. Sept. Lehrer Dietzel aus Klein- Gera, der seit dem 5. August vermißt wird, ist mit einem größeren Kapital unter Zurücklassung seiner Frau und vier Kindern nach Amerika geflüchtet. — Kahla (S.-A.), 3. Sept. Auf der Land straße nach Jena wurde abends in der Nähe der Lehmannschen Fabrik der auf einem Rade fahrende Friseur Zugwurst von einem hinter ihm herkom menden Automobil überfahren. Zwei herbe.gerufenc Aerzte konnten nur den Tod feststellen. Z. hinter läßt eine Frau und mehrere kleine Kinder. — Magdeburg, 3. Sept. Der am 4. v. M. hier festgenommene angebliche Arbeiter Paul Schäfer aus Leipzig, der später als der Arbeiter Paul Lippert erkannt wurde und der vorher auf einem Gefangenentransport nach Braunschweig entwichen war, brach in einer der letzten Nächte aus dem hiesigen Gerichtsgefängnissc aus. Noch in derselben Nacht hat er sich aus einer in der Nähe befindlichen Laube Zivilkleider beschafft Amelns vom Lage * Ballonzufammenstoß in -- den Lüften. Man schreibt aus Taus (Böh men), 2. September: Heute um die Mittags stunde bemerkte man in der beiläufigen Höhe von 200 Metern zwei aus Norden kommende große Kugelballons, die knapp hintereinander flogen. Mittels Fernrohr konnte man erkennen, daß die Insassen der Gondeln verschiedene Uni formen trugen; nur ein Zivilist schien darunter zu sein. Plötzlich sah man, wie die Ballons zufammenstießen. Der eine Ballon sank dann etwas tiefer, stieg jedoch gleich darauf wieder empor, während der andere, von einer geänder ten Luftströmung erfaßt, die Richtung nach Süd west nahm, der auch der erstere Ballon folgte. Es wird angenommen, daß beide Ballons die Landung auf bayrischem Gebiet durchführten. * Mor d. In Bottrop bei Essen (Ruhr) drang anläßlich eines Streites der Bergmann Schusbera in die verschlossene Wohnung des Bergmanns Bapjaezek ein. Er tötete dessen Ehe frau durch vier Schüsse und schlug aus die Toto noch mit einem Hammer ein. * Russische Z u st ä n d e. Der Duma- Deputierte vom Kaukasus Fürst Gelopani er hielt aus Kutais ein dringendes Telegramm mit der Meldung, daß seit acht Tagen 2000 Mann des Kwirilschen Distrikts auf Befehl des Distrikt- chess gefangen gehalten würden, um auf diese Weise die Auslieferung des Mörders eines Po lizisten zu erzwingen. Dies sei aber unmöglich, weil der Mörder schon lange geflüchtet sei. Die Verhafteten bitten den Deputierten, sofort Schritte zu ihrer Befreiung zu tun, da sie ent setzliche Qualen ausstehen müßten, und seit acht Tagen dürsteten, hungerten und geprügelt würden. Der Minister des Innern befahl tele graphisch dem Gouverneur von Kutais die Un tersuchung dieser allgemeine Empörung hervor rufenden Dinge. * Neue türkische Briefmar - t e n. Die türkische Regierung gibt neue Brief marken heraus. Eine^ Londoner Gravieranstalt ist mit der Anfertigung von Entwürfen beaus- iragt worden. Entgegen den bisherigen Ge wohnheiten werden die neuen Briefmarken bild liche Darstellungen zeigen. Es sind 22 verschie dene Serien mit Wertgattungen von 2 Para bis 200 Piaster vorgesehen. Sie tragen u. a. die Ansichten der Suleimanjeh-Moscheen, des Sultans Ahmed, der Konstantinsäule, das Denk mals auf dem Freihöitshügel, einer Hafenansicht von Konstantinopel und auch eine Ansicht des Kreuzers „Hamidieh".