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O 2 Z. 2^0. 5- S ^5 » s 5 L s <5v Nr. 6s Unterhaltungs-Beilage ms- zum Hohenstem-Ernstthaler Tageblatt Zlrntsblcrtt. Erscheint wöchentlich zweinral. " Druck und Verlag von Z. Ruhr Nachfolger vr. Alban Arisch, tzohenstein-Lrnstthal. flm Leven gestorven Roman von R. G. von Suttner. (18. Fortsetzung.) Frankenburg war überglücklich. „Ich danke Ihnen", lammelte er, „Sie wissen nicht, was für eine große Freude Lie mir mit Ihrer Anerkennung gemacht haben." Hertha, die dem Paare gegenüber saß, hatte den «roßten Teil gehört. Mit bitterem Lächeln sah sie auf hren Teller herab. Ihre Anerkennung damals war ihm mnz und gar gleichgültig gewesen . . . Dann wandte sie ich rasch an ihren Nachbar, Herrn von Krügern: „Sie Zaben mir gestern versprochen, mir ein trauriges Erlebnis in erzählen." „Das wäre kein Tischgespräch", erwiderte er ablehnend. .Ich möchte das doch lieber auf ein andermal verschieben, sieben Sie denn traurige Geschichten?" „Sie entsprechen meiner Stimmung." „Nein, dann ist es gerade nicht gut", sagte er teil- irhmend, „da brauchen Sie eher Heiteres und —" „Kommen Sie mir auch wie diese schrecklichen Arzte, reuen der Patient dasselbe ist, wie dem Schuster das Stück Leder, das er auf den Leisten schlägt!" „Sie haben wohl recht. Jeder braucht persönliche Behandlung: ob es aber gut ist, ihin für eine traurige Stimmung eine weitere Dosis Traurigkeit zu verabreichen, möchte ich doch bezweifeln." „Ich nicht; wer in dieser Verfassung ist, dem er- 'cheint es wie eine Gewalttat, wenn man ihm Späße rpplizieren will." Nicht Späße, aber jene Geschichte, die eigentlich streng genommen, keine ist, möchte ich mir doch für ein ander mal aufheben . . . Sie paßt absolut nicht in diese heitere Tafelrunde." Das Zwiegespräch wurde unterbrochen, da Mückert sich erhob und auf den Helden des Tages, auf seinen verehrten Freund Frankenburg, der sich als Reisenwrschall neue Ver dienste erworben hatte, einen Toast ausbrachte. Nach dem Mahle begab sich die Gesellschaft, mit Aus- rahme Herthas, Lie ihre Kabine aufsuchte, aufs Verdeck, wo bei den Klängen der Schiffskapelle der Mokka ein genommen wurde. Der Geheimrat schritt mit seiner Tochter plaudernd auf und nieder. Als sie wieder in die Nähe des ver lassenen Decks gekommen waren, sagte er plötzlich: „Sag' mir mal, Käthe, macht dir nicht Frcurkenburg ein wenig stark den Hof?" Eine leichte Röte glitt über ihre Wangen, als sie hastig erwiderte.: „Hofmachen kann man es wühl nicht nennen. Wir verstehen uns eben sehr gut. Ich halte ihn für einen sehr ehrenwerten Mann, — was übrigens die Mitteilung des Herrn Mückert bestätigt hat." r „Gewiß, gewiß, er ist zweifellos ein Ehrenmann." „Übrigens, Papa, hast du auch vergessen, daß ich ichtundzw anzig Jahre alt bin, — also wicht mehr im Alter der Backfisch-Perliebtheit stehe."^ „O, mit gewissen Gefühlen; hat Las Alter nichts zu un. Auch habe ich ja nicht über dein Benehmen, sondern wer das seine eine Bemerkung^gemacht, Lie, gar nicht böse (Nachdruck verboten.; gemeint war", versicherte er lächelnd. „Ich denke nur, daß es dir nicht angenehm wäre, wenn andere, — oder seine Frau —" „Ach Gott, die arme Frau, die wäre wohl weit ent fernt, sich ähnliche Gedanken zu machen. Der ist es, glaube ich, vollkommen gleichgültig, mit wem sich ihr Mann beschäftigt." „Ich halte sie für ernstlich krank." „Keinesfalls ist sie eine normale Natur." Käthe blickte nach der Gesellschaft hin. „Sie ist nicht dort, ich will doch einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt." Während sich der Geheimrat den anderen anschloß, begab sich seine Tochter nach Herthas Kajüte. Da auf ihr Pochen keine Antwort erfolgte, öffnete sie ein wenig die Tür und lugte hinein. „Darf man?" fragte sie freundlich. Hertha lag auf dem kleinen Ruhebett. Ihre Miene nahm den unverkennbaren Ausdruck von Arger über das Eindringen der anderen an, aber sie bemeisterte sich und sagte nichts. Käthe hatte ganz gut bemerkt, daß ihr Besuch nicht willkommen war. aber sie kehrte sich nicht daran. DaS Zwiegespräch mit Frankenburg hatte in ihr den heftigen Wunsch erweckt, in diese traurige Ehegeschichte Einblick zu gewinnen, und wenn sich einmal eine Idee in ihr fest gesetzt hatte, so zögerte sie nie lange mit der Ausführung. Soweit sie die Sache überblicken konnte, war sie eher ge neigt, für Frankenburg Partei zu nehmen und Hertha di« Schuld beizumessen. Darüber hätte sie sich nun gern Gewißheit verschafft, wenn auch der Empfang von feiten Herthas nicht sehr ermutigend war. Sie schob einen Klappstuhl nahe ans Ruhelager und ließ sich nieder. „Ich wollte schon längst über eine Sache mit Ihnen sprechen, liebe Freundin", Hub sie an. Hertha, die mit einer Gebärde der Müdigkeit die Hand über die Augen gelegt hatte, richtete nun einen fragenden Blick auf die Besucherin. „Ja, ich wollte Ihnen sagen, daß Sie sich hier, in fremdem Lande, wohl vereinsamt fühlen müssen, daß Sie gewiß ost daS Bedürfnis fühlen, sich aussprechen zu können." „O nein!" unterbrach Hertha hastig abwehrend. „Ich fühle dieses Bedürfnis ganz und gar nicht. Ich habe keinerlei Bekenntnisse abzulegen." „Wer spricht von Bekenntnissen! Aber schließlich Hai doch jedermann etwas auf dem Herzen, das er losbringeri wollte . . . Sie sind nicht glücklich, Hertha." Hertha fühlte wieder, wie der Wille der Anderen auf sie zu wirken begann. Sie wußte, daß sie die rücksichts lose Fragerin, wenn diese ihr ihr Geheimnis entwand, hassen, tödlich hassen müßte, und so wandte sie denn au ihre Kraft auf, um dem Zwange zu widerstehen. Sii schloß die Aug<ü und sagte mit zornbebender Stimme! «3A bin krank und totmüde, Ich bitte, lassen St« »ich