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Nr. 195. Sonnabend, den 23 August 1913- Zweites Blatt. Ne WWW SlMMnWlW im Me I8ir. Der umfangreiche statistische Bericht über de» Betrieb der sächsischen Staatseisenbahnen auf das Jahr 1912 ist soeben im Druck erschie nen. Wir entnehmen demselben folgende wich tigere Einzelheiten: Die B e t r i e b s l ä n g e der sächsischen Staatseisenbahnen umfaßte am Jahresschluß 1912 3352,02 .Kilometer (gegen 3351,33 Kilo meter im Vorjahr). Hierzu kommt noch die oou der sächsischen Staatseisenbahnverwaltung betriebene Privateisenbahn Mittweida—Dreiwer- den—Ningethal mit 10,53 Kilometer. Im Eigentum der sächsischen Staatseisenbahnver waltung befinden sich 3321,92 Kilometer, und zwar 2814,17 Kilometer Vollspurbahnen und 507,75 Kilometer Schmalspurbahnen. Außer dem ist der sächsische Staat noch im Besitze von 26,79 Kilometer elektrisch betriebener Straßen bahnen. Bis zum Schlüsse des Berichtsjahres sind sür den B a h n b a u im ganzen 1238 178 407 Mark, einschließlich 213 978 109 Mark sür Fahrzeuge, aufge.vendet worden. Im Bereiche des sächsischen Staatseisenbahnnetzes be finden sich 751 Bahnhöfe und 224 Haltepunkte. Weiter sind vorhanden 1554 Brücken, 189 Via dukte und 41 Tunnel. Was die F a h r- zeuge anbelangt, so ist zu bemerken, daß am Ende des Berichtsjahres 1575 Lokomoti ven vorhanden waren, und zwar 1437 für vollspurige Bahnen und 138 für schmalspurtige Bahnen. Persvuenwage n besitzt die sächsische Staatseisenbahuverivaltuttg 4211 Stück. In den Personenwagen konnten 208 025 Per sonen Platz finden, und zwar 2537 in der 1. Klasse, 21 483 in der zweiten Klasse, 117 349 in der dritten Klasse und 66 656 in der vierten Klasse. Gepäck- und Güterwagen hatte die sächsische Staatsbahn 40 249 Stück zur Verfügung. Im verfloßenen Jahre wurden 1 311 862 Züge befördert, davon 1 146 90! auf vollspurigen Bahnen und 164 958 auf schmalspurigen Bahnen. lieber de» Personenverkehr ist folgendes zu berichten: Im Jahre 1912 wurden 120 162 204 Reisende lgegen 111.503 051 im Jabre 1911) befördert. Die 1. Wagenklasse wurde von 131 615 Reisenden (ini vorhergehen den Fahre 152 387), die 2. Wagenklaffe von 5 533 415 (5 515 152) Reisenden, die 3. Wagen klasse von 57 315 338 (53 237 688) Reisenden und die 4. Wagenklasse von 55 930 977 schließlich der Einnahmen sür Bahnsteigkarten) beträgt 65 759 657 Mark (gegen 63 685 471 Mk. im Jahre 1911). Außerdem wurde» im Jahre 1912 für Fahrkartenstempel 1 547 259 Ml. ver einnahmt (gegen 1 564 176 Mark im vorher gehenden Jahre). Der stärkste Personenverkehr siet mit 32 755 794 Personen auf die Monate Juli, August und September, sowie die höchste Einnahme mit 19 774 082 Mark auf die glei chen Monate. Den schwächsten Verkehr mit 26 106 939 Personen und die niedrigste Ein nahme mit 12 573 216 Mark hatten die Monate Januar, Februar und März. In der Bedeu tung der Stationen im Personenverkehr nach der Anzahl der abgereisten Personen steht der Dresdner Hauptbahnhof mit 7 733 730 Personen an erster und der Chemnitzer Hauptoahnhof mit 5 570 103 Personen an zweiter Stelle; dann folgen die Stationen Leipzig Batzr. Bf. mit 3 121 520 Personen, Dresden-Neustadt mit 3 113 092 Personen, Leipzig Dresdn. Bf. mit 2 927 314, Plauen (Vogtl.) ob. Bf. mit 2 230 356, Zwickau (Sa.) mit 2 148 605, Pirna mit 1 591 703, Niedersedlitz mit 1 458 778, Dres den Wettinerstr. mit 1 433 604, Chemnitz Süd mi. 1 293 730, Zittau mit 1 268 740 usw. Im Güterverkehr betrug im Jahre 1912 die beförderte Last 41 717 799 Tonnen (im Vorjahre 39 375 437 Tonnen). Die Ein nahmen aus dem Frachtenverkehr bezifferten sich auf 122 408 847 Mark (gegen 116 095 896 Mk. im Jahre 1911). Der Frachturkundenstempel brachte im Jahre 1912 in Sachsen eine Ein nahme von 1 112 018 Mark (gegen 1 095 252 Mark in 1911). Was die finanziellen E r g e b- nisse anbelangt, so ist zu erwähnen, daß zu den Einnahmen aus dein Personen-und Gepäck verkehr von 65 759 656 Mark und aus dem Güterverkehre von 122 408 847 Mark noch sol- gende Summen treten: Für Ueberlassung von Bahnanlagen und sür Leistungen zugunsten Dritter 5 486 045 Mark, sür Ueberlassung von Fahrzeugen 2 597 042 Mark, Erträge aus Ver äußerungeu 2 833 119 Mark, sowie verschiedene Einnahmen 3 469 750 Mark. Die Gesamtem nähme der Staatseisenbahnen beträgt 202 554 462 Mark (gegen 193 615 303 Mark im Vorjahre). Die Gesamtausgabe beläuft sich auf 150 196 543 Mart (gegen 130 680 013 Mark im Vorjahre). Der B e t r i e b s ü b e r s ch u ß der Staats- cisenbahnen belief sich auf 52,3 Millionen Mark (gegen 62,9 Millionen Mark im Vorjghre). Tie aus den sächsischen Staatseisenbahnen im Jahre 1912 vorgekommenen Unfälle be ziffern sich auf 266 (gegen 294 im Vorjahre). (51 438 688) Reisenden benutzt. Der Personen- Darunter befinden sich 23 Entgleisungen, 23 verkehr ergab eine Einnahme in der 1. Wagen Zusammenstöße und 220 sonstige Unfälle. Beim klasse von rund 798 000 Mark (im Vorjahre Eisenbahnbetrieb wurden im Jahre 1912 ge 925 006 Mark), in der 2. Wagenllasse eine tötet 55 Personen. Außerdem wurden infolge solche von 7 797 000Mark (8 079 000 Mark), in von Selbstmord 56 fremde Personen tödlich der 3. Wagenklasse eine solche von 33 425 000 ! überfahren. Verletzt wurden im Jahre 1912 Mark (32 351 000 Mark) und in der 4. Wagen- zusammen 212 Personen, und zwar 40 Rei klasse eine solche von 20 332 000 Mark j sende, 159 Bahnbeamte und Bahnarbeiter im (19 074 000Mark). Für Militärfahrkarten wurde f Dienste, 3 Beamte anderer Verwaltungszweige eine Einnahme von 701 000 Mark (647 000 < und 16 fremde Personen. 14 l 560 Mark Zah Mark) erzielt. Die Einnahme aus dem Per lungm wurde» im Jahre 1912 auf Grrmd des soueuverkehr betrug demuach ru»d 63 053 000 ; Haftpflichtgesetzes geleistet, rmd zwar 60 462 Mark (61 078 000 Mark). Die Gesamteinnahme Mart ei»mali;e Abfindungen rmd 83 998 Mk. arts dem Personen- und Gepäckverkehr (ein- fortlaufende Zahlungen (im vorhergehenden Jahre 75 886 Mark und 86141 Mark, dem nach zusammen 162 027 Mark). Im Bereiche der Staatseisenbahnverwal tung wurden 1912 rund 49 800 Personen beschäftigt, von denen 16 897 (im Vor jahre 16 186) Personen im Beamtenverhältnis stehen. Uns dem Kelche. Die deutsch-englischen Handelsbeziehungen. Sofort bei Beginn der nächsten Tagung wird dem Reichstage eine Vorlage zu gehen zur Regelung der Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und England. Durch die Vorlage soll der Bundesrat ermächtigt werden, de» Angehörige» und Erzeugnissen Großbritan niens, seiner Kolonien und auswärtigen Be sitzungen bis zum 31. Dezember 1915 diejeni ge» Vorteile einzuräume», die seitens des Rei ches de» Angehörigen oder den Erzeugnissen des meistbegünstigten Landes gewährt werden. Das Gesetz vom Jahre 1911, das unsere Han- delsbeziehungen zu Großbritannien regelt, hat Wirksamkeit bis zum 31. Dezember d. I., es muß daher über die fernere Regelung rechtzei tig Bestimmung getroffen werden. Sozialdemokratie und Wehrbeitrag. Der sozialdemokratische Reichstagsabgeord- »et-e S ch e i d e m a n n hat von seinen Wäh ler» ei» Mißtrauensvotum erhalten. In einer außerordentlichen Versammlung des sozialdemokratische» Volksvereüis für den Kreis Solingen habe» die Solinger Sozialdemokraten der sozialdemokratischen NeichstEgSfraktion dem Abgeordneten des Wahlkreises Solingen, Schei demann, ihre Mißbilligung darüber ausgespro chen, daß sie den Wehrbeitrag nach An nahme der Militärvorlage bewilligt haben. Die Fraktion entschuldigte sich damit, daß, wenn sie den Wehrbeitrag nicht bewilligt hätte, eine ungünsti gere Steuer eingeführt worden wäre. Für die Massen sei indes die wichtigste Frage nickn, wer die Steuer bezahlt, sondern wer zwei Jahre in die Kaserne muß. Die Acndcrung ver Gebührenordnung sür Zeugen und Sachverständige. Aus Sa hverstäiidigenkreise» wird der „N. Pr. Corr." geschrieben: Der vorn Bundesrat angenommene Gesetzentwurf vom 12. Juli d. F., betreffend Aenderuiig der Gebührenord nung sür Zeugen und Sachverständige, wird von den Sachverständigen selbst nichts weniger als freudig begrüßt und wirb eber Schwierigkeiten schaffen, als beseiti gen. Der Entwurf ist, wie aus seinen Motiven vervorgelp, aus dem gesunde» Gedanke» heraus g.boreii, daß sich seit dem Fahre 1878 die Wirt sebastlichen Verhältnisse erheblich geändert haben, und die damals festgelegten Gebührensätze von 2 Mark für die versäumte Arbeitsstunde in den lepte» Jahre» zu vielfache» Klage» Anlaß ge geben haben. Nach dieser Begründung mußte als logische Folge die Erhöhung des Stunden satzes erwartet werde». Das ist nicht geschehen; vielmehr sieht der neue Entwurf ebenfalls 2 Mark für die Stunde vor. Es ist nicht ersicht lich, warum erwartet wird, daß nunmehr die Klagen, deren Abstellung das Gesetz bezweckt, verstumme» werden. Die einzige Gebührenord nung, die der Entwurf enthält, bezieht sich auf eine Tätigkeit des Sachverständigen außerhalb seines Wohnsitzes. Hierfür soll er einen Ver pflegungszuschuß von 7,50 Mark, statt wie bis her 5 Mark, täglich, und für jede Uebernach- tung 4,50 Mark, statt wie bisher 3 Mark, er halte». Diese a» sich nicht einmal ausreichende Gebührenordnung ist darum bedeutungslos, weil kaum 1 Prozent aller Sachverständigengutachten mit Reisen oder Uebernachtungen verbunden sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Reichs tag zu diesem Widerspruch zwischen Gesetz und Motiven stellen wird. Aus dem Auslände. Matzlose Ueberhebung eines deutsch feindlichen Pfarrers. Man berichtet aus Marburg an der Drau in Südsteicrmark: Am 18. dss. vormit tags wurde in der Kirche zu St. Leonhard W.-B. durch den dortigen Pfarrer eine Szene hervorgerufen, die bei den Kirchenbesuchern und im ganzen Markt die h ö ch st e Empörung wachrief. I» der Kirche wurde anläßlich des Geburtsfestes des Kaisers das Kaiseramt abge halten. Zu diesem erschienen unter andere» auch die Mitglieder der deutschen Feuerwehr, die Ve- teraiieii, die Schüler der deutschen Schule mit deren Lehrkörper usw. Nach dem Tedeum, also zum Schlüsse des Gottesdienstes, stimmte der Organist auf der Orgel das Kaiserlied an; die Kinder der deutschen Schule sangen das Kaiserlied mit. Als der Psarrer Joses Janschekovitsch die deutschen Worte des Kaiserliedes vernahm, winkte er vom Altäre aus dem Organisten zu, das Spielen sofort einzu stellen. Der Organist gehorchte dem Befehle, die deutschen Kinder aber sangen das Kaiser lied zu Ende. Hierauf schrie der Pfarrer vom Altäre aus Leibeskräften zuerst slowenisch, dann deutsch: „Ich konstatiere, daß die heilige Handlung gestört wurde! Die R u h e- st ö r e r hinaus!" Dabei stampfte er mit einem Fuße aus de» Boden vor dem Altar, und mit erhobener rechter Hand wies er die deut sche» Kinder zur Kirche hinaus! Diese ver ließen natürlich sofort das Gotteshaus, des gleichen die Feuerwehr usw. Im Markte ist eine Bewegung ini Zuge, den Bischof zur Ent fernung des Pfarrers zu bewegen. Würde dies nicht geschehe», so beabsichtigt der größte Teil der Deutsche», die katholische Kirche zu ver lasse». Auf dem 20. Weltfriedenskongreß im Haag wurde der erste Abschnitt der Debatte über die Einschränkung der Rü st unge n durch die Annahme einer Resolution Dr. Quid des (München) beendet. Darin wird eine Kom mission des Berner Friedensbureaus damit be traut, den von Quidde entworfenen allgemeinen Vertrag zur Einschränkung der Rüstungen zu studieren und dem nächsten Kongreß darüber zu berichten. Nur machte es einen unangenehmen Eindruck, daß Dr. Quidde als Deutscher ausführte, daß Frankreich niemals zur dreijäh UW WU Mül. Konian von H. C o u r t h s - M a h l e r. 5»; lRnchdmck verboten.) Annis blasses Gesicht glühte nun in rosigem Schimmer. Ihre Augen leuchtete» wie über irdisch. So versanken sie wieder eine Weile in schra» kenlvse Seligkeit. Und dann sagte sie, wie aus haliber Bewußtlosigkeit heraus: „Und Du wirst mich doch lassen müsse», Norbert Satziieck — den» zwischen uns darf es keine Gemeinschaft geben. Und diese Stunde, so süß sie war, scheidet mich für ewig von Dir. Wir müssen uns trennen." „Nein, »ei», Lieb, nicht trennen; nie mehr trennen wir uns. Du bist mein und ich bi» Dei»." „Vergißt Du, daß Du der letzte Sasmeck bist? Und ich — wer bi» ich?" Er küßte sie wieder. „Mei» Lieb bist Du, meine Braut, und bald — bald mein angebetetes Weib." Sie barg ausschluchzend ihr Gesicht an sei ner Brust. „Nie — ach nie wirst Du nur diese Na me» gebe» dürfe». Ich weiß- doch, daß Du »ur eine Gattin heimsühren darfst, die Dir eben bürtig ist." Er streichelte ihr goldiges Haar und rich tete ihren Kopf empor. „Wenn ich Majoralsherr von Saßneck blei ben null, dann müßte ich auf Dich verzichten, mein Liebling. Aber lieber gebe ich Saßneck auf als Dich. Meinst Du, ich hätte von meiner Liebe, meiner Sehnsucht nach Dir gesprochen, wenn ich nicht einen Weg gefunden hätte, der uns gemeinsam zum Glück führt? O nein, meine Anni, denn ich wußte, daß ich Dich dann aus Saßneck treiben würde. Deshalb verschloß ich schon solange mein Sehne» in mich, des halb ging ich stumm neben Dir her, so sehr es mich auch lockte, Dich in meine Arme, an mein Herz zu nehmen. Aber nun kenne ich den Weg zu unserem Glück. Ich verzichte auf das Majo rat und schaffe für Dich und mich aus eigener Kraft ein sorgloses, wenn auch bescheidenes Da sein. Ich weiß, meiner Anni Herz hängt nicht an Glanz und Reichtum. Du wirst auch in schüchten Verhältnissen an meiner Seite glück lich sei», wie ich a» der Deine». Noch heute spreche ich mit Tante Elisabeth und bitte sie, daß sie vorläufig mit Dir in das Witwenhäus chen übersiedelt, bis ich alle nötigen Schritte ge tan bade. Und wenn Tante auch zunächst außer sich sein wird über meinen Entschluß, so wird sie sich schließlich doch meintzn Gründen fügen und Dir nichts entgellm lassen. Dazu hat sie Dich viel zu lieb. Es wird nicht lange währen, dann ist alles geordnet. Vorbereitet habe ich schon alles. Du kannst ganz rußig sein, es wird alles gut gehe». U»d unser Glück soll nicht scheitern an einem unsinnigen, vor Jahrhunder te» entstandenen Hausgesetz. Ich lasse mich da durch nicht um mein Lebensglück betrügen." So sprach er in froher Erregung, als sei es ei» köstlicher Gewinn, das Majorat für sie dahingeben zu dürfen. Anni hatte wie im Traum Norbert zugehört. Er breitete ein goldenes Märchenland vor ihr aus, »ach dem sie verlangend blickte, an das sie aber nicht glauben konnte, nickst glauben durste. Ein tiefer Seufzer Hob ihre Brust, als er geendet hatte. „Das wolltest Du sür mich tun — so lieb hast Du mich?" fragte sie, erschüttert bis ins tiefste Herz. Er lächelte und küpte ihr Haar. „Alles kann ich tun — nur nicht auf Dich verzichten, mein Lieb. Dn weißt ja nicht, was Du mir bist, wie groß meine Liebe zu Dir ist. Seit ich Dich in Wiesbaden zuevst gesehen, hat Dein Bild in meinem Herzen gelebt. Ich suchte am nächsten Tage Deine Spur, sah Dich aber im Wagen zum Bahnhof fahren. Einige Her ren, die mit mir gingen, nannten Dich „le so- leil", sie hatten Dich am Brunnen gesehen und bewundert. Ich mußte dieser Sonne immerfort gedenken — bis sie mir eines Tages in Saßneck aufging. Und daun sangst Du Dich mit Dei nen Liedern tiefer und tiefer in mein Herz. Dein süßer Reiz, Deine Schönheit, Dein gol denes Herz, Dei» reiner Sin» — ach, Liebling, wie hat mich das alles bezaubert. Unsagbar litt ich bei dem Gedanken, daß ich Dich mei den mußte. Ich wehrte mich dagegen und suchte »ach einem Ausweg, bis ich de» einzi ge» fand, der mir Deinen Besitz sicherte — Saßneck aufzugebe». Ich sage Dir ehrlich, leicht ist mir dieser Entschluß nicht geworden. Ich gebe Rechte und Pflichten aus, die mir Lebens inhalt geworden sind. Das sollst Du hören, damit Du weißt, daß ich nicht leichtsinnig den alten Besitz aufgebe. Aber meine Liebe ist stär ker als alle anderen Bedenken. Ich kann nicht länger mehr neben Dir dahinleben, ohne Dich zu besitzen." Anni lag mit geschlossenen Augen an sei ner Brust und lauschte seinen Worten und dem starken, treuen Schlag seines Herzens. Wie süß war es, an dieseni Platz zu ruhen, unsagbar glücklich würde sie sein, wenn sie ihn hätte be halten dürfen. Aber das dürfte nicht sei». Sie durfte dieses Opfer nicht annehmen, sonst wür den Tage, Stunden kommen, wo er vielleicht — nein, gewiß — bereuen würde, daß er Saß- »eck aufgegeben hätte. Sollte sie es leiden, daß er, der bisher Herr über Saßneck gewesen war, sich nun in harter Arbeit um ihre» Lebensunter halt mühte, durfte sie es dulden, daß er ihret wegen mit allem brach, was, wie er selbst sagte, sein Lebensinhalt gewesen war, daß er Pflich ten untreu wurde, die zu erfülle» bisher sein Stolz und seine Freude gewesen waren? Nein — sie wollte nicht schuld sein, daß sei» ganzes Leben zerbrach. Hatte er sie lieb genug, ihr solch ei» großes Opfer zu bringen, so mußte sie stark genug sein, dieses Opfer zu verhindern, durch ei» Opfer, das sie selber brachte. Sie mußte aus seinem Leben scheiden, da er so wie bisher nicht an ihrer Seite weiter lebe» konnte Frei mußte sie ihn machen von sich selbst, damit er sie vergessen und seinen Standcspflichteii treu sein konnte. Auch Tante Elisabeth konnte sie ein so großes Leid nicht antu» für alle Liebe und Güte, die sie von ihr erfahre» hatte. Schwer — ach schwer würde der Weg sein, den sie gehen mußte. Grau und öde würde das Leben vor ihr liegen, sobald sie Saßneck verlassen haben würde. Und ihr einzi ger Trost würde sein, daß sie den Geliebten vor sich selbst schützen konnte — und daß sie eine wunderselige Stunde in seinen Armen, an seinem Herzen geruht hatte. Einmal war sie dennoch schrankenlos glücklich gewesen. Sie Halle es ja schon lange kommen sehen,