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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 13.08.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191308139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19130813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19130813
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-08
- Tag 1913-08-13
-
Monat
1913-08
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 13.08.1913
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werden. In den deutschen Kreisen der Ver einigten Slaaten wird nun eine große Agita tion entfaltet, um die deutsche Industrie den noch zur Beteiligung an der Ausstellung zu bewegen. In den deutschamerikanischen Zeitun gen wird eine an den Zentralverband Deutscher Industrieller gerichtete Erklärung verbreitet: „Deutschland darf bei der Panama- Ausstellung nicht fehlen. Gerade das Deutsche Reich, das eine jahrhundertlange Freundschaft mit den Vereinigten Staaten ver bindet, darf einer Veranstaltung nicht fern blei ben, an der sich alle anderen Völker beteiligen, will es nicht Gefahr laufen, daß die innigen Beziehungen zwischen beiden Ländern eine Trü bung erfahren. Deutsche Kultur ist sür die Vereinigten Staatew vorbildlich ge worden, für deutsche Kultur streiten in diesem Lande Hunderttausende von amerikanischen Bür gern, in deren Adern deutsches Blut fließt. Und sie sind es, die in erster Linie jetzt ihre Augen auf Deutschland richten und ausrusen: „Unter stützt unsere Bestrebungen, beweist in San Fran zisko von neuem, daß Deutschland an der Spitze aller Kulturvölker marschiert." Fremdcnlegionärs-Schicksale. Ein aus Süddeutschland stammender Frem denlegionär schreibt aus Saida in seine Hei mat: „Ich habe vom 1. Mai bis 31. Juli d. I. sämtliche Deutsche, die in die Legion gekommen sind, gezählt. Es sind 455 Mann gewesen, wovon 234 ins erste Regi ment und die übrigen ins Regiment zu Saida kamen. Meine Ansicht, daß Trömel in der Legion es nicht aushält, hat sich bestätigt. Ich ging gestern zu Trömel, der im Saidaer Hospi tal liegt. Er war zwar auf, sieht jedoch nicht besonders wohl aus. Ich versuchte ein Ge spräch mit ihm anzufangen; er war jedoch sehr mißtrauisch und wortkarg. Nur so viel brachte ich auls ihm heraus, daß er die Absicht, nicht nach Deutschland zu gehen, aufgegeben hat. Trömel soll am Sonntag, 10. d. M., früh 6 Uhr von Saida nach Oran abgehen und wird wahrscheinlich am 15. oder 16. d. M. den deut schen Boden betreten. Als Grund der Entlas sung aus der Legion gilt allgemein seine „Ner venkrankheit". In der Tat ist es augenschein lich bei Trömel im Oberstübchen nicht mehr ganz richtig. Trömel kann seine nervöse Un- rühe kaum verbergen; alle Augenblicke ist er wo anders. Was allen Bemühungen seiner Ange hörigen nicht gelungen ist, Trömel von der Legion frei zu bekommen, ist durch seine Krank heit gelungen, und er kann Gott danken, daß es so gekommen ist. Was nun die Affäre Müller anbelangt, so bat mir ein Kamerad aus der 26. Kompagnie, der mit Müller in Marokko war, erzählt, daß Müller wegen Deser tion und Verleitung der Kameraden zur Fah nenflucht zum Tode verurteilt worden ist, fer ner daß Müller nicht begnadigt, sondern nur reklamiert worden ist und daß er an dem Tage (dem 9. September 1910) in Udschda erschossen wurde, cm dem die Genehmigung der Reklama tion und die Nichtbegnadigung eingetroffen sei. Müller sei, soviel er wisse, nicht Schweizer, son dern Rheinländer gewesen. koloniales. Die deutsch französische Grenzregulicrung im Kongogebiete. Der in Bordeaux eingetroffene Gouverneur des französischen Ubangi Schari Tschad Gcbie tes, Herr Estebe, berichtet, daß die deutsch-sran zösische Grenzregulierung im Kongoge.üete ihrem Ende e n t g e g e n g e h t. Im bisherigen Verlaufe der Arbeiren der Kommissionen sind eine Reibe neuer Gebiete erforscht und besetzt worden. Auch ist es gelungen, dem Skla ven bandel unter den Stämmen ein Ende zu machen. Der Tod des mächtigen europäer- feindlichen H-iupilings Abdallah Tauri der Ain- Gallaka wird die Arbeit der Kommissionen in Bornu und Libesti erleichtern. Wolle aus Deutsch-Lüdwestafrtka. Die argentinische Exportfirma Brauß, Mahn u. Co. in Antwerpen, die im Süden und Nor den Deutsch-Südwestafrikas große Farmkomplere besitzt und dort nach argentinischem Muster Rin der- und Wollschafzucht betreibt, hat mit denr Verkauf südwestafrikanischer Wolle aus denr Ant werpener Markt einen vollen Erfolg er zielt. 36 Ballen dieser Wolle erzielten recht be friedigende Preise (1,12—1,56 Mk. per Kilo gramm). Die „Weserzeitung" bemerkt dazu: „Diese Meldung ist sehr interessant, geht doch aus ihr hervor, daß es möglich ist, in Deutsch-Südwest- asrika lohnende Wollproduktion zu betreiben. Wenn das feststeht, liegt die Frage nahe, ob es nicht möglich wäre, Wolle aus der deutschen Kolonie an den deutschen Markt zu ziehen, und zwar würde u. a. hierfür in er ster Linie Bremen in Betracht kommen, dessen leistungsfähiger Wollmarkt bekannt ist. Eine sehr erfreuliche Anregung zur Verwirklichung die ses Gedankens hat, wie schon kurz gemeldet, be reits der bekannte Kolonialfreund, Herr E. A. Oldemeyer, Bremen, dadurch gegeben, daß er seine vielfachen Preisstiftungen auf kolonialem Gebiete um eine vermehrt hat, die mit der oben gestellten Frage im engsten Zusammenhang steht." Nus dem puslsnde. Höherer Zoll auf deutsches Getreide? Der russische Landwirtschaftsminister Kri- voscheiu brachte im Ministerrat eine Vorlage betreffend die Getreideeinfuhr aus Deutschland ein. Der Minister erklärte dazu, Rußlands Getreideexport falle in jedem Jahre mebr, wogegen die Einfuhr in stetem Wachsen begriffen sei. Falls nicht schleunigst dagegen Maßregeln ergriffen würden, wäre Rußland nicht mehr imstande, die Getreidepreisc im Innern des Landes zu regulieren und würde in volle Abhängigkeit von Deutschland kommen. Krivoschein beantragte die sofortige Einführung eines höheren Zolles auf deutsches Getreide. Böhmen unter der Verwaltungs- kommifsion. Prager Blättermeldungen zufolge wurden von der Prager Ztatthalterei an die Bezirks - Hauptmannschaften im Zusammenhang mit der Einsetzung der kaiserlichen Verwaltungskommis sion drei Erlasse herausgegeben, durch die st r e n g st e Pre ß zens u r, scharfe Hand habung des V e r e i n s- und Versa m m- I u n g s g e s e tz e s, sowie rücksichtsloses Vor gehen gegen unerlaubte Straßendemo n- sl r a l i o n e n, gegebenenfalls mit Waffenge walt, vorgeschrieben werden. Aus die Tätig keit der Agitatoren soll ein besonderes Augen merk gerichtet werden. Diese Erlasse wurden in der vergangenen Woche nochmals in Erinne rung gebracht. Zur Turchsührung des d e u l s ch - t s ch e- ch i s ch e n Ausgleiche s meldet die „Bohe- mia", daß sic Regierung beabsichtige, den ge scheiterten Ausgleich in Böhmen durch eine kaiserliche Verordnung zu erzwingen. Es sollen alle Punkte, bei denen in den deutsch-tschechi schen Ausgleichsverhandlungen eine prinzipielle Einigung erzielt worden war, aufoklroyiert wer den. Gras Stürglh werde nach Durchführung dieser Maßregel sein Amt niederlegen. Ginc neue französische Kloltenvorlagc. Zwei Marinevorlagen, die einem neuen Nanzösischen Flotten lauprogramm gleichbedeu tend sind, wird der Marineminister Baudiu der Sammer nach ibrem Wiederzusammentritt unter breiten. Die erste Vorlage sordert ein schnel leres Bautempo für die Kriegsfchiffbau- ten, ein fünfter Dreadnought der Normandie klasse soll bereits im Januar 1914 auf Kiel gelegt werden. Im ganzen werden dann im Januar 1914 sich 10 Dreadnoughts im Bau befinden. Gleichzeitig soll mit der Kiellegung des Ausklärungsgeschwaders begonnen werden, das nach dem jetzigen Flottenprogramm erst für 1919 vorgesehen ift. Der Verzwerflungötamps der chinesischen Rebellen in den Wusung Korts Die Regierung in Peking beförderte ani Sonnabend 2500 Mann und ein weiteres star kes Kontingent den Jangtse abwärts. Sie wur den nördlich von den FremdenniederlaZungen gelandet. Eine Ableitung von 1000 Mann, trieb die Rebellen bei den Forts von Wusung zurück. Die Rebellen in den Wusung-Forts dehnen ihre Verteidigungswerke aus. Die Re gierungstruppen rückten von vier Seiten vor, jedesmal unter dem Schutze der Flotten. Die Kriegsdschunken bei Wusung versuchten, zur Re gierung überzugehen, doch entkam nur ein Schiff; die übrigen wurden von den Rebellen selbst verbrannt. In den Wusung-Forts soll Mangel an Munition herrschen. Es soll zwar eine größere Menge in die Forts geschmuggelt worden sein, die jedoch für die Geschütze nicht brauchbar sein soll. Tschungkien hat seine Un abhängigkeit erklärt, doch glaubt man, daß die Provinz Szetschuan im großen und ganzen loyal ist. Wie aus Futschau gemeldet wird, hat die Provinz Fukien ihre Unabhängigkeits- erklärun-g vom 20. Juli widerrufen. Sächlilches. Hohenftein-Ernstthal, 12. August 1918 Wettervoraussage der Königs. Sächs. Sandes Wetterwarte zu Dresden. Kür Mitttvoch: Westwinde, wolkig, kühl zeitweise Niederschlag. 13. Aug.: TageSmitte! -f-16,1° Maximum -s 20 3", Minimum -1-11 6". —* Kehraus auf dem Berge! Noch einmal zogen Scharen hinauf auf unsere Höhe, um die Annehmlichkeiten des Festes auf sich wirken zu lassen, noch einmal saß in den Zelten und Buden dichtgedrängt Männlein und Weib ein, um sich an Gerstensaft, Wein und Kaffee zu laben, noch einmal hatten die Losverkäufer regen Absatz, noch einmal fand Meister Grabner für seine fleischlichen Lecker biffen eine dankbare Gemeinde. Mehr als 5000 Personen waren es, die gestern Eintrittskarten lösten, da ja das Wetter sich gebessert hatte und ein warmer Sommerabend ins Freie lockte. Und so dauerte auch der Abschied länger als am Sonntage: es wollte so eigentlich niemand nach Hause gehen und es war längst Mitternacht vorüber, als sich die Reihen lich teten und man allmählich der Stadt zustrebte. In der dritten Morgenstunde aber erloschen die letzten Lichter und das Bergfest war für dieses Jahr vor über! —* Die gestrige B e r g f e st - P r ä m i e fiel auf die Nummer 8O2K. —. Wie bedeutend die Beteiligung der Be wohnerschaft unserer Nachbarorte am B e r g f e st war, erhellt u. a. auch aus der Tatsache, daß die U e b e r l a n d b a h n am Sonntag 5 13 5 Personen beförderte. —i. Auf deni F e st p l a tz aus dem Psaf fenberg trugen fick gestern zwei bedauerliche Unfälle zu. Ein noch junger Mann aus der Neustadt erlitt einen Krampfanfall, wobei der Bedauernswerte mit dem Kopf auf einen Holzstempel aufschlug. Dadurch erlitt er eine Kopf- und Mundverletzung. Er wurde in die Tamariterstaliou gebracht, wo ihm Hilfe zuteil ward. Nach einer Stunde hatte er sich wieder erholt. — Weiter erlitt noch ein auf der Chern nitzer Straße wohnender 25 Jahre alter vcr heirateter Packer dadurch Verletzungen» daß er in Glasscherben grisf, wodurch er sich zwei Finger an der Hand zerschnitt. Ter Verletzte mußte ebenfalls in der Samariterstation ver bunden werden. —: Eine T r a u e r k u n d e, die auch un sere Turner betrüben wird, geht uns auf dem Drahtwege aus Leipzig zu: Obertuvnleh- rer Rudolf Witzgall ist heute morgen im 60. Lebensjahre einem Magenleiden er legen. Der Verstorbene war Leiter und Hauptfestturnwart des 12. Deutschen Turnfestes in Leipzig. —a. Gegenwärttg läßt die Gasanstaltsver waltung auf der S ch ll tz e n st r a ß e ein wei teres stärkeres Gasrohrnetz einlegen, da dort der bisherige Gasrohrstrang für den jetzigen Bedarf ungenügend ist. Das neue Nohr wird bis an den Bahnkörper an der Antonstraße gelegt und dann mit den die obere Stadt versorgenden Gasrohren verbunden. —a. Der gestrige Montag war sür den Ortsteil H ü ttengrund ein bedeutungs voller Tag, brannte doch zum erstenmal gestern abend das Gas in den Straßenlater nen. Neber die neue Beleuchtung ist natür- lich die Einwohnerschaft im Hüttcngrund sehr erfreut und ist damit einem dringenden Bedürf nis Genüge getan. In den nächsten Tagen, werden nun die Hausanschl'ässe vollends seriig- gestellt, so daß man glaubt, in spätestens 14 Tagen das Gas auch in den Häusern zu Leucht- und Kochzwecken benutzen zu können. — Am Vormittag des vergangenen Sonn tags fand auf dem Turnplatz des Turnerbun des das Nevanchewettspiel zwischen der I. Mannschaft der 1856er und der 3. Mann schaft des Turnerbundes statt. Das Spiel, zu welchem sich viele Zuschauer eingefunden hat ten, bezeugte wiederum die Ebenbürtigkeit der beiden Gegner. Das Resultat war 76:67 zu gunsten der Turnerbundmannschaft. Dieselbe Mannschaft hatte am Nachmittag ein weiteres Wettspiel mit der 1. Mannschaft des Turnver eins Siegmar auf dessen Sportplatz auszufech ten. Trotzdem das Spiel vom Wetter über rascht wurde, zeigte es doch ein Resultat von 89:71 zugunsten des Turnvereins Siegmar. — Wenn die Nächte weiter so sternenklar bleiben wie in den letzten Tagen, wird man. nun Gelegenheit haben, ani spätabendlichen Himmel die Sternschnuppen zu beob achten, die alljährlich im Beginn des zweiten. Augustdrittels sich zahlreich einzustellen pfle gen. Nach den Feststellungen der Astronomen hat die Menschheit schon seit 1100 Jahren Ge- legenheit, sich an diesem Himmelsfeuerwerk zu ergötzen. Der gemeinsame Ausstrahlungspunkt der Meteore liegt im Sternbilde des „Perseus", weshalb sie „Perseiden" genannt werden. Unter günstigen Verhältnissen ist der Eindruck, den diese zahlreichen verschiedenfarbigen Sternschnup pen Hervorrufen, ein überaus fesselnder; es ist, als ob wunderbare, lichtumflossene Elfen ihren fröhlichen Reigen am dunsten Firmament der Nacht zögen. — Nach der zuletzt durch den Vorsitzenden des Landesverbandes sächsischer Feuerwehren» Herrn Branddirektor i. R. Weigand (Chemnitz), aufgenommenen Statistik bestehen in S a ch- s e n zurzeit 926 Freiwillige Feuer wehren mit 49 457 Mitgliedern, die sich in 22 KrcisverbÄide nach den Amtshauptmann- schaften geordnet verteilen. Der Zwickau- Glauchauer K reisse uerwehrver- band — der bekanntlich am 31. August in den Mauern unsrer Stadt seinen Verbands tag abhält — ist nach Chemnitz der stärkste mit 74 Freiwilligen Feuerwehren und 5235 Mannsck;aften, die sich freiwillig in den Dienst der Allgemeinheit stellen. AM Milk Mill. Koman von H. C o u r t h s - M a h l e r. 44! (Nachdruck verböte-!.- So verging die Zeit bis zu Mariannes Hochzeit schnell genug. Frau von Satzneck wollte mit Anni schon einige Zeit vorher nach Eckartsberge reisen, da sie Baron Hochberg darum gebeten hatte. Sie sollte die Repräsentation seines Hauses über nehmen während der Feierlichkeiten, und es gab vorher noch manches zu ordnen. Norbert wollte dann mit Fred von Bergen zusammen erst kurz vor der Hochzeit in Eckarts berge eintreffen. Es gab vor der Abreise der beiden Damen noch allerlei zu tun. Frau von Saßneck hatte Anni bestimmt, während der Fest tage in Eckartsberge die Trauersteider abzule gen, weil doch diese nicht zu dem frohen Feste passen wollten. Anni hatte sich ohne weiteres gefügt, sie trug ihre Trauer im Herzen, nicht in den Kleidern. Ganz selbstverständlich hatte sich Frau von Satzneck das Recht genommen, Annis Kostümie rung zu übernehmen. Und sie stattete das schöne Mädchen mit heimlichen Vergnügen und viel Geschmack aus, als sei es ihr eigenes Töchter chen. Es wurden viele und glänzende Gäste in Eckartsberge erwartet. Eine Feier in grotzem Stile war Marianne unerläßlich erschienen an ihrem Ehrentag, und ihr Vater hatte bedingungs los in alles eingewilligt. Die Hauptseier war von Marianne auf den Lag vor der Hochzeit festgesetzt worden. Sie wollte auch selbst etwas von dieser Feier haben und am Hochzeitstage sollte sie schon gegen 5 Uhr mit ihren, jungen Gatten Eckartsberge verlassen, uni nach der Ri viera abzureisen. Anni sollte nun, so wünschte Frau von Saßneck, in keiner Weise hinter den anderen jungen Damen zurückstehen. Sie sollte sich ganz! gleichberechtigt mit den anderen Gästen fühlen. Und so waren denn verschiedene reizende Roben für Anni bestellt worden. Auch Frau von Saßneck hatte sich entspre chend neu kostümiert, galt es doch, ihren Namen und ihre Familie würdig zu repräsentieren. Endlich waren alle Vorbereitungen getroffen worden und die beiden Damen zur Abreise be reit. Norbert gab ihnen das Geleite bis zum Bahnhof. Auch Fred Bergen hatte sich einge sunden auf dem Bahnhof, um sich zu verab schieden und den Damen tausend Grüße an seine Braut aufzutragen. Norbert seufzte, als er sich über die Hand seiner Tante beugte. „Ich werde nun wieder einige sehr lang weilige und ungemütliche Abende in Satznäk verbringen, Tante Elisabeth", sagte er mit ei nem raschen Seitenblick aus Anni. „Geh doch wieder ins Offizierskasino", neckte ihn Frau von Saßneck. „Aber Tantchen — das war grausam." Sie luchte. Fred Bergen schob seine Hand unter Nor berts Arni. „Da weiß ich einen besseren Vorschlag, Nor bert. Du läßt mich des Abends mit dem Auto nach Satzneck holen, und wir trösten uns gegen seitig bis zum Tage unserer Abreise." Norbert nickte. „Das soll gelten." „Also abgemacht. Sie können nun unbe sorgt abreisen, gnädigste Frau Tante, ich werde Norbert schon die Langeweile vertreiben." „Stellen Sie mir aber Saßneck nicht auf den Kopf, lieber Fred", drohte die alte Dame lächelnd. i „Bewahre — keine Angst, wir sind gut er zogen." Der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Während Frau von Saßneck mit Fred noch einige Scherzworte wechselte, sah Norbert mit einem langen Blick in das vor Erregung blasse, süße Mädchengesicht, das neben Frau von Satz neck am Abteilfenster erschien. Er zog den Hut und verneigte sich, und sie dankte mit einem Neigen des Kopfes und mit einem Lächeln, wie nur Anni Sundheim lächeln konnte. „Le soleil", dachte Norbert, als sie feinen Blicken entschwunden, und er fröstelte zusammen, als sei für ihn die Sonne untergegangen. Fred Bergen zog ihn mit sich fort. „Jetzt trinken wir noch einen Schoppen, ehe Tu nach Satzneck zurückfährst, lieber Norbert." „Ist mir recht", antwortete dieser wie ab wesend. „Du, weitzt Du was — ich wollte, die ganze Chose, die da um eine Hochzeit drum und dran hängt, wäre erst glücklich überwunden und ich säße mit meiner Marianne allein im Zuge, der uns nach dem Süden führen soll. Es ist doch eine schrecklich umständliche Sache, bis sich zwei Menschen mal endlich angehören können." lind Bergen erging sich über seine angebe tete Marianne in sehnsüchtigen Bettachtungen. An Norbert hatte er einen geduldigen Zu hörer, aber keinen aufmerksamen. Norberts Gedanken folgten dem Zug, der das Liebste, was er auf der Welt hätte, entführte. Eine guälende Unruhe kam wieder über ihn. Wenn Baron Hochberg nun dennoch Anni zur Frau begehrte? Vielleicht wollte dieser nur erst war ten, bis seine erwachsene Tochter aus dem Hause war, ehe er seine Werbung anbrachte. Und wenn Anni das stolze Schloß Eckartsberge sah, wenn sie den Glanz kennen lernte, der Baron Hochberg umgab und an ihre eigene Abhängig keit und Annut dachte — würde sie dann zau dern, das „Ja" auszusprechen? Wohl glaubte ier jetzt bestimmt zu wissen, daß sie ihn liebte» -aber sie kannte doch auch, gleich ihm, die ganze Aussichtslosigkeit ihrer Liebe. Solange Anni in Saßneck war, solange war er ruhig und überzeugt gewesen, daß sie sich nie einem anderen ohne Liebe zu eigen geben würde. Aber nun sie fort war, erfaßte ihn die Angst um ihren Verlust von neuem, und eine treibende Unruhe erfüllte ihn. Am liebsten wäre er gleich nachgereist. Was konnte nicht alles in sechs langen Tagen ge schehen, bis er sie wiedersah? Wenn er in ihrer Nähe sein könnte, bliebe sie doch vielleicht fest und stark und entsagte lieber allen äußeren Glanzes, als ihm diesen Schmerz zuzufügen. Aber er war fern — und machtlos, das Schicksal aufzuhaltcn. Unfähig, Bergens frohes Geplauder noch länger anhören zu können, verabschiedete er sich hastig unter einem Vorwand von diesem und fuhr nach Haufe. Und ihm war jo elend zumute, als fei. Anni schon ganz und für immer aus seinen'. Leben verschwunden. Vergeblich suchte er sich damit abzufinden, daß er Anni doch eine so gute Versorgung wünschen müsse, denn wie sollte sich ihre Zukunft gestalten, wenn Frau von Saß neck einmal nicht mehr am Leben war? Dann konnte sie doch auch nicht in Saßneck bleiben, auch nicht, wenn er unverheiratet blieb. Es halfen aber alle Vernunftsgcünde nichts gegen den brennenden Schmerz in seinem Her zen Und über dem allen empfand er die drük- kende Leere seines Hauses, in dem mit Anni wirklich die Sonne für ihn fehlte. Was sollte ihm das große Schloß, was der reiche Besitz» wenn sein Herz ärmer war wie das eines sei ner geringsten Diener. (Fortsetzung folgt.)
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