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Kckiüilkn. Monatliche Ketgave „Tageblatt". Redigiert von Pfarrer B. Albrecht in H»he«ftti»-«NlW»I, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten sin Juli-Ausgabe 1913. Nr. 7. 21. Jahrgang. Schon wehen kühle Abendwinde -Erquickend durch der wüste Glut, Noch immer lehrt der Herr gelinde, Tas Volk, das ihm zu Küßen ruht. Ihn jammern die enterbten Scharen, Tie Seelen, die verschmachtet waren. Ach, ohne Trost und ohne Licht. Ist auch die dürre wüste nicht. Ls jammert ihn. (Zum Evangelium vom 8. Sonntag nach Trin.). Ist dies das Volk, das unter Palmen Tes Friedens wohnte, das zu Hanf Nit Hellen Halleluja-Psalmen Aach Zion selig zog hinaus ' Nun solls am Wege gar verderben, weiß nicht zu leben, nicht zu sterben; Es seufzt gen Himmel um das Brot, Toch, was ihm fehlte, war sein Gott. And Jesus läßt barmherzig reichen Tem Volke Brot und wenig Kisch Und macht durch seine Wunderzeichen Tas Wüstenland zum reichen Tisch. Er teilet aus die Lebensgaben, Taß sich die matten Herzen laben, Gibt freundlich ihnen zum Genuß Sein köstlich Tut im Ueberfluß. warum doch muß mein Volk noch dürsten .' Ls isset und wird doch nicht satt, Sie kennen nicht den Lebensfürsten, Ler Brot und Freud in Hülle hat. Sie wollen nicht aus seinen Händen Empfahn des Heiles Segensspenden, Richt hin zur Lebensquelle knien! Tas jammert ihn, das jammert ihn. wie oft hat er mit Liebesarmen Sein Volk umfangen und gelockt, Wie oft mit Tränen voll Erbarmen Ermahnt die Herzen, die verstockt. Sie wären wohl zum Frieden kommen, wenn sie ihn gläubig angenommen, Und hätten Ehre ihm gezollt, Allein, sie haben nicht gewollt. Pf. em. Gtto Müller. Auch die stummen Steine können reden. Tie Trümmer verfallener Tebäude, lleberreste gewaltiger Stadtmauern und -türme, zierliche und plumpe, schlichte und prunkvolle Denkmäler, bescheidene und wuchtige Bauten alter und neuer Zeit — was können sie einem doch auch ohne Worte sagen! And erst die Steine, auf denen Worte, Sätze, Sprüche, Liederverse stehen — stumm, und doch beredt! Auch auf unseren Gottesäckern dürfen die Steine nicht schweigen: nein, sie sollen reden von dem, was unser Trost, unser Friede, unser Tlück, unsere Gewißheit ist! Tie Steine auf Lhristengräbern müssen reden können von felsenfestem Christenglauben, von lauterer Christenliebe, von unerschütterlicher Christenhoffnung. Tun das alle Trabmäler auf christlichen Gottesäckern? Ist nicht mancherlei sinnloses, verschwommenes, weichliches, gefühls seliges Geschwätz zu lesen? And denk dir: da kommen nun mühselige, beladene Menschenkinder aus die Friedhöfe: die Sorgen drücken, der Kum- Bei weitem die Mehrheit unserer Kirchen- desucher ist nicht gegen das Bekenntnis, es ver langt auch niemand von ihnen, daß sie jeden Satz desselben in seiner ganzen Wahrheit und Tiefe erkennen. Auch im Christentum giebt es ein wachsen nach dem Worte: wachset in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn Jesu Christi! Es gilt auch vom Bekenntnis, was Christus sagt: wer nicht wider uns ist, der ist für uns. Außer den liberalen Theologen sind es hauptsächlich die liberale presse, wie „Berliner Tageblatt", „Frankfurter Zeitung" und die liberalen Parteien, die gegen das Bekenntnis Sturm laufen, also Leute, die zumeist garnicht Anschriften aus Lhristengräber. mer beugt sie, die Sündenschuld lastet auf dem Gewissen, sie brauchen Trost, sie suchen einen Halt, ihr Herz sehnt sich nach Frieden — sollen denen die Inschriften auf unsern Grabsteinen „Steine statt Brot", öde Redensarten statt er frischende, ermutigende, erhebende, klare Worte bieten? Auf meinen Leichenstein setzt mir ein mal, bitte, keine Redensarten; auch das „Ruhe sanft!" will ich nicht haben; aber einen klaren, kräftigen Spruch schreibt mir hin: s. Zoh. s,7b, „Tas Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde", oder Apg. 4,12, „Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden", oder Hiob sy,25, „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken", oder aus dem 2. Artikel: „Ich glaube, daß Jesus Christus sei mein Herr!", oder die Lieder worte: „Aus Gnaden soll ich selig werden!" So will ich noch im Tode durch meinen Grab Aberalismus und Airche. in die Kirche kommen, und die auch dann nicht kommen werden, wenn das Bekenntnis abge schafft sein wird. Gder will man uns glauben machen, daß die Männer der Zudenpresse usw., die jetzt am lautesten gegen das Bekenntnis schreien, die Mosse und Genossen dann treue Airchenleute werden? Zene Leute haben über haupt kein Recht, sich über Kirche und Christen tum aufzuhalten, weil es eine Sache ist, die sie nicht verstehen und die sie nichts angeht. Sie mögen bei sich die Unwahrheit beseitigen und sich um ihre Synagogen kümmern, da haben sie genug zu tun. Tie Mehrzahl derer, die sich zur Kirche halten, sind nicht gegen das Bekennt- stein bekennen, daß ich für die Ewigkeit mich an niemanden und an nichts klammere, als an den Heiland, der für mich armen Sünder ge« storben und auferstanden ist! Und andere sollen von meiner Trabinschrift einen Tewinn, einen Segen haben! — Selbstverständlich müssen die Inschriften auf Lhristengräbern aufrichtig sein! Wer einen Leichenstein sich oder seinen Lieben setzen lassen will, der bedenke ja ernstlich bei der Wahl der Inschrift: cs gibt die Gewißheit (Garantie) einer fröhlichen Auferstehung, einer ewigen Seligkeit ««r in der gewissen Zuver sicht auf den Heiland der Sünder, und auch von einem fröhlichen Wiedersehen mit den Lieben kannst du «Nr dchUU reden, wenn die ver storbenen und die Ueberlebenden im Leben und Sterben sich in lebendigem Glauben gehalten haben und halten allein zu dem Herrn, der für uns litt und starb und auferstand, der das Ge richt hält und lebt und herrscht in alle Ewig keit. M. in E.-M. (Schluß.) nis und damit ist auch der Vorwurf der Un wahrhaftigkeit hinfällig. Aber die Begründung von Herrn Pastor Ende, als ob diese Forderung gleichsam aus Wohlwollen für die Kirche aus gestellt würde, um sie von dem Makel der Un wahrheit zu befreien, mag vielleicht für ihn persönlich gelten, darf er jedoch nicht im Namen des Liberalismus oder als dessen Meinung geben. Tas wäre auch eine Unwahrheit und gegen eine solche Begründnng müßte der Libe ralismus selbst protestieren, denn sie widerspräche seinem Programm und seiner Geschichte. Ter Raum gestattet nicht, die Sätze aus dem Fort schrittsprogramm wiederzugeben, die der Fort-