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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.08.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191308074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19130807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19130807
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-08
- Tag 1913-08-07
-
Monat
1913-08
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 07.08.1913
- Autor
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Las Mil iw KlW-UM. Aus den Plädoyers, die am Montag noch gehalten wurden, sei folgendes wiederge geben: Rechtsanwalt Ulrich: Die Strafen für Hinft und Dröse sind viel zu hoch. Die An- geUaglen tonnten gar nicht daran denken, datz sie sich des Landesverrats schuldig machten. Sie lieferten doch nur für Krupp. Einer solchen Firma behilflich zu fein, kann doch nicht mit Landesverrat in Verbindung gebracht werden. Brandts Tätigkeit entstammt vaterländischen, Geiste. Was Krupp nicht geheim war, war auch ihn, nicht geheim. Brandt verstand es, in Fachunterhaltungen die Angeklagten auszu horchen. Von Bestechung kann keine Rede sein, auch wenn es sich neben Freihaltung um Bar beträge handelte. Dasz Hmft versucht haben sollte, aus Brandt zu seinen Gunsten einzuwir ken, bitte ich auszuschalten. Wenn die Ange klagten auch gelegentlich mit Brandt gekneipt haben, so ist darin noch kein Aequivalent für Leistungen zu erblicken. Dröse hat sich höch stens einfachen Ungehorsam zuschulden kommen lassen, der zudem verjährt ist, da Nachteile durch Dröse für das Reich nicht entstanden sind. Ich bitte, Tilian freizusprechen, höchstens aber auf eine Arreststrafe zu erkennen, bei Hinft höchstens auf Festungshaft. Dienstentlassung läßt sich nicht rechtfertigen. In der Dienstag-Sitzung ward mit den Plädoyers fortgefahren. Rechtsanwalt Dr. Grasso, der Verteidiger des Angeklagten Schmidt, betonte: Als der Abgeordnete Lieb knecht in den Besitz der Kornwalzen gelangt war, übergab er sie dem Kriegsminister. Er habe sich damit sofort an die einzig zuständige Stelle gewandt und mußte so handeln. Dagegen lasse sich also nichts sagen. Später' habe er im Reichstage das Wort ergriffen und dabei den Ausdruck „P anam a" gebraucht. Ihm fehle für die Anwendung dieses Wortes jedes Ver ständnis. Die Beweisaufnahme habe ergeben, daß die Firma Krupp einen Mann nach Ber lin sandte, ihn mit Geldmitteln ausstattete und es ihm zur Pflicht machte, sich Informationen zu verschaffen. Das sei kein „Panama", das sei überhaupt nichts. Die Beweisaufnahme habe einwandfrei ergeben, daß der Staat nicht geschädigt worden sei. Ein so klassischer Zeuge ist Brandt, der Verführer der Angeklagten, kei neswegs. Wenn dem Angeklagten Bestechung vorgeworfen wird, so möchte ich es doch sür möglich halten, daß ein alter Kamerad einen jüngeren unterstützt. Brandt nahm die Feuer werker bei ihren Schwächen und machte sie für sich gefügig. Nach den Schilderungen müßten die Herren der Firma Krupp geradezu bessere Wegelagerer sein. (Heiterkeit.) Die ganze Ge schichte ist aber höchst harmlos. Krupp hat in dem Kor» valzen Betrieb nichts Geheimnisvolles erblickt. Krupp wollte nichts erfahren, was im Interesse der Landesverteidigung geheim blei den mußte, sondern er hatte nur ein kommer zielles Interesse. Die Angeklagten waren sich, als sie dem Vertreter Krupps Nachrichten gaben, nicht bewußt, etwas Unrechtes zu tun. Verrat militärischer Gehcinwüü' kann unter keinen Um ständen vorliegen. Es bleibt also nur Unge horsam übrig, vielleicht mit der Erschwerung, daß aus ihm dem Staate ein erheblicher Nach teil erwachsen isl oder hätte erwachsen können Die beantragten Strafen sind aber viel zu hoch. Rechtsanwalt Barnau (der Verteidiger der Angeklagten Hoge und Pfeiffer): Das über einstimmende Gutachten der Sachverständigen geht dahin, daß der Inhalt der Korn,valzen den maßgebenden Herren bekannt geworden wäre, wenn sie sich darum bemüht hätten. Da Brandt die Berliner Geschäftsstelle monatelang selbständig geführt und auch als deren künfti ger Leiter in Aussicht genommen war, so muß ten die Angeklagten in Brandt einen höheren Beamten der Firma Krupp erblicken, dem gegen über es keine militärischen Geheimnisse gab. Von Verrat militärischer Geheimnisse kann des halb keine Rede sein. Hoge kann höchstens mit Stubenarrest bestraft werden. Dom Angeklagten Pfeiffer kann nur eiw Disziplinarvergehen zur Last gelegt werden, nicht aber Bestechung. Es bleibt die Tatsache übrig, daß Pfeiffer vier- oder fünfmal zu Weihnachten durch Brandt je 100 Mark geschenkt erhalten oder angenommen hat. Diese Geschenke hat der Angeklagte aber nicht als Entgelt, sondern wegen seines innigen Freundschaftsverhältnisses mit Brandt erhalten, ha es dem guicsituierten Brandt eine Notwen digkeit war, dem in schlechten Familienverhält nissen lebenden Freunde Pfeiffer zu helfen. Dar in kann ein unwürdiges Verhalten nicht erblickt werden. Selbst wenn Pfeiffer die Unterlagen für Kornwalzen geliefert hat, so muß dennoch die Schuldfrage auf Bestechung verneint und auf Freisprechung erkannt werden. Anklagevertreter Dr. Welt stellt sest, daß es vor den höheren Beamten der Firma Krupp nur in artilleristisch-konstruktivem Sinne kein Geheimnis gebe. Auf den Zeugen Brandt allein stützt sich meine Anklage nicht. Etwas (Geheim nisvolles steckt hinter der ganzen Sache nicht, auch kein „Panama". Es handelt sich „nur um die Feilheit von Menschen, die am Biertisch nicht das Maul halten können." Rechtsanwalt Ulri ch: Ich bestreite, daß die Indiskretionen, deren sich die Angeklagten schuldig gemacht haben, irgend einen L-chluß auf ihre Moral berechtigt erscheinen lassen. Auf der einen Seite sehen wir Herrn v. Metzen, der, wegen schverer Verfehlungen von Krupp entlassen, aus erpresserischen Motiven Korn walzen dem Abgeordneten Liebknecht, der sel ber wegen Hochverrats bestraft ist, in die Hände spielt, auf der anderen Seite Zeugloutnanls, die vielleicht leichtsinnig, aber doch ehrenwerte Beamte und Familienväter sind. Diese mit ent ehrender Gefängnisstrafe belegen, heißt, sie der vorgenannten Gegenpartei preisgeben. Nach einem kurzen Schlußwort der Ange klagten, von denen einige ihre Unschuld be teuern, die anderen um Freisprechung oder mil dernde Umstünde bitten, zieht sich der Gerichts Hof zur Beratung zurück. Das Urteil. Nach Zuständiger Beratung wurde nach mittags 1^ Uhr das Urteil gefällt. Eb er hielten: Tilian zwei Monate Gefängnis und Dienstentlassung. Schleuder vier Monate G e f ä n g- n i s und Dienstentlassung. H i n st vier Monate Gefängnis und Dienstentlassung. S cb m i d l 2U Monate Gefängnis und Degradation. Dröse drei Wochen gelinden Arre st. Hoge 13 Tage F e st u n g s h a f t. Pfeiffer sechs Monate Gefängnis und Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf ein Jahr. Die im Laufe der Gerichtsverhandlung fest- gestellten Beträge, die Brandt den Angeklagten Hal zuteil werden lassen, haben die Angeklagten zurückzuerstattcn, und zwar Tilian 50 Mark, Schleuder 250 Mark, Hoge 200 Markt, Schmidt 90 Mark und Pfeiffer 140 Mark. Sechs der Verurteilten gaben ihren Vertei digern die Entschließung kund, gegen das Ur teil des Kriegsgerichts Berusung an das Oberkriegsgericht einzulegen. Der Angeklagte Dröse nimmt das Urteil an. In der Urteilsbegründung führte der Verhandlungsführer aus: Die tat sächlichen Feststellungen des Gerichts waren er heblich erschwert durch das Verhalten des Zeu gen Brandt, welcher in der Voruntersuchung ganz genaue Angaben gemacht hatte, in der Hauptverhandlung aber versagte, angeblich wegen Gedächtnisschwäche. Das Gericht geht nicht fehl, wenn es der Ansicht ist, daß diese Gedächtnisschwäche nicht existiert. Es Ixat die Ueberzeugung gewonnen, daß Brandt in der Voruntersuchung durchweg die volle Wahrheit gesagt hat. Deshalb konnte das Gericht diese Bekundungen für das Urteil benutzen. * Die „N a l i o n a l z e i t n n g" veröffent licht über den Knipp Prozeß einen Artikel, über schrieben „A r m e Sünde r", in dem es u. a. heißt: Der Abgeordnete Dr. Liebknecht ist der Held des Tages, aber nur des heutigen, denn sein Ruf, Entdecker eines deutsche» Panamas zu sein, wird sehr bald verblassen vor der Erkennt nis, daß man in der Erwartung eines Riesen- skandals einigermaßen enttäuscht worden ist. Was dieser fünftägige Prozeß zutage förderte, gehört gewiß auf kein Ruhmesblatt, aber wenn man sich einmal dazu bequemt, das Vergröße rungsglas aus der Hand zu legen, durch das zu sehen vielleicht verführerisch sein mag, so wird das sich darbietendc Bild ein wenig an ders, als man fürchten mutzte. Der Artikel schließt: Nun w, es Ivar etwas Korruption da bei, aber das kaufmännische Leben ist, wie hef tig dagegen auch zu Felde gezogen werden mag, nicht frei von solchen Auswüchsen, die man sonst mit milderem Matzstabe zu messen pflegt; was aber bei anderen als ein gering fügiges Vergehen gilt: bei der Firma Krupp ist es eine Schuld, kein Kapitalverbrechen, aber eine Schuld, die um so schwerer wiegt, weil eben Krupp eine Art Ausnahmestellung einnahm. Es war eine Ausnahmestellung, die auf der Grund läge des Vertrauens ruhte, und mit diesem Vertrauen ist Mitzbrauch getrieben worden. Hier liegt der Kern der ganzen Angelegenheit. Wollte man den Rahmen der Schuldfrage wei ter spannen, man würde zu pathetischen Ueber- treibungen gelangen, die dem Sachverhalt nicht entsprächen. Es darf sich hier nicht darum ban deln, die Tatsache in den Dienst einer Agita tion zu stellen und zu einer politischen Staats akkion aufzublasen, sondern nur einzig darum, reinen Tisch zu machen. Daß man in diesem Bestreben keinen scharfen Besen scheut, das hat der nunmehr zu Ende gegangene Prozetz be wiesen. Wird auch bei dem zweiten Verfahren gegen Brandt der gleiche Grundsatz befolgt, dann mutz das Reinlichkeitsgefühl sich gerechter weise zufriedengeben. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 6. August t9U. Wettervoraussage der Königl. Sächs. Landet Wetterwarte zu Dresden. Für Donnerstag: Veränderliche Luftbeweguno, wechselnde Bewölkung, Temperatur wenig ver ändert, vorwiegend trocken. 7. August: TageSmittel -s-16,3' Maximun 20,4 , Minimum -st 11 51 —: Wie eine Veröffentlichung in der „Lpz. Ztg." besagt, hat der König auf Vorschlag der Prinzessin Johann Georg der Fra u Pfarrer Schmidt geb. Rühl hier die Carpla-Medaille in Silber verliehen. —: Mit deni Gerhart Hauptmannschen Märchendrama „Die versunkene Glocke" will uns die Direktion M. Richter am Donnerstag sowohl wie am folgen den Tage im Naturtheater be kanntmachen. Diese Schöpfung Hauptmanns — des in letzter Zeit wegen seines Breslauer Jahr hundertfestspiels stark angeseindeten Dichters — ist stark romantisch gefärbt, sie atmet warmes Leben und die darin geschaffenen Individuen entbehren nicht der Charakteristik allgemeiner Menschenfchicksale. Der Dichter ist bestrebt, die Sehnsucht des Menschen nach hohen Zielen, nach Vollkommenheit und Glück zu veranschaulichen; ergreifend und schön zugleich ist das Werk. Ent spricht die Aufführung der Auffassung des Dich ters — und des sind wir bei der Gesellschaft Richter von vornherein sicher — so wird der Abend zu einem besonders genußreichen werden. Möchte sich zu diesen Vorstellungen aber auch eine recht zahlreiche Gemeinde einfinden. Die Vor stellungen beginnen U? Uhr. — In einer Be- 'prechung der Auffähttmg schreibt das „Kamen zer Tageblatt" u. a. : Von den Darstellern zeichnete sich zunächst der Benefiziant des Abends, Herr Sandow, rühtnlich aus. Als Glockengießer Heinrich wurde er von Akt zu Akt immer großartiger, indem er all die ver schlungenen Gedankenpfade des Dichters freie» Fußes wandelte und der: schwankenden, in sei »en Ziele» »»klare», konfuse» Gestalt des Hei» rich ei» starkes, festes Rückrat gab. Das Rau teudelei», »eben Heinrich die schwerste Rolle, hatte man Frl. M-arga Richter aiwertraut. Das anmutige, naive und auch das schwärmevische Element dieser Figur brachte Frl. Richter mit ebenso vorzüglichem Gelingen zur Geltung!, wie das Dämonische und Tragische dieses rätsel haften Wesens. Sie ist eine geborene Jrvter- preti» des Rautendeleins. Ergreifend war Fr. Laura Sandow in der kurzen, aber rührende» Episode der Magda. Neoen diesen Darsteller» si»d vor allem auch noch Herr Christ. Richter als lustig herumhopsender Waldschratt, Herr Udo Borchert, der seine» Pfarrer i» seinem äußere», wie liniere» Wesen »ach ganz im Sinne Hauptmanns charakterisierte, Herr Erich Banse als schlichter, edelsinniger Schulmeister, Fr. Lina Richter als Bufchgroßmutter und Herr Curt Richter, als Wasserkönig Nickelman», der eine vorzügliche Maske bot, gebührend lo bend zu erwähnen. Die Aufführung macht aus einer kleinen Bühne enorme Schwierigkeiten. Sie stellt an Regie wie Darsteller die denkbar größten Anforderungen. Die Darbietung war bochbcfriedigcnd. : Erfreulicherweise zahlreich hatten sich diejenigen zu dem Vortrag über die Fremdenlegion eingefunden, für die er in der Hauptsache bestimmt war: der „Schwanen" Saal zeigte gestern abend eine gute Fülle. Und das war nur zu begrüßen. Nach all dem Schaurigen, das — wie cs gerade in der letz ten Zeit die Presse berichtete — denjenigen er wartet, der sich aus Hang zu Abenteuer» oder auch unbedacht oder gar unbewußt in die Hände der Werber begibt, ist es nur erfreu sich, wen» sich Leute finden, die aus eigener Erfabrmig all die Leiden zu schildern vermöge», die der Legionär vom erste» Tage seines Ein lritts zu erwarten har. Frankreich erhält mit billigem Answand ein Heer v-on Fremden, in dem sich — beklagenswerterweise — ein außer ohne Kommentar verstehen und würdigen. unseren Ritt fortsetzen quem. unbedingt aufs Vorwerk, man erwartet in ich in die Lippen. Ohn Er wandte sich ihr mit ernstem Blick zn. eigene» Interesse, Tante Elisabeth nicht dazu zu treiben, Dir gegenüber zu vergessen, daß ich lind bestimmt, daß sie dem Vorwerk nach glücklich soweit gebracht Haft, sich eine» Korb zu ist- ^Es daß Wir er kalt. sie wußte sollte. Und und Und wie nicht, doch nicht niit »ach dem Vorwerk! wie ein unartiges Kind. Laune von Dir. Es ich nicht Ivie alle aii- war." Es war ja auch nur eine reizte Dich wohl nur, daß deren Tein getreuer Vasall „Vielleicht." Er sah sie ernst an. „Wie Du willst, Marianne." „Tann sei aber auch ein bißchen nett zu imponierte ihr Norberts Verhalten. Langsam trat sie an ihr Pferd Hera» ließ sich dann in den Sattel heben, als sie saß, lachte sie plötzlich, sprunghast eine Dame vor mir habe. Sein Ton war so ernst verstummte. „Also -- willst Du mit mm hast Tu Unfall erhol:-, können", sagte „Ich reite rief sie trotzig, kommen?" fragte er höflich. Sie nickte. Norbert und Marianne ritten fchweigend eine Weile nebeneinander her. Das wurde Ma- halte. Sie sah halb zu ihm hinüber. die Streiiart, Norden, Noch ein Weilchen überlegte sie sich das hin und her. Oberflächlich wie sie war, quälte sie sich nicht lange mit der Erkenntnis, daß sie vorhin „Dann mutzt Du entweder allein zurück kehren oder hier auf mich warten. Ich mutz mir." „Wenn Du vernünftig sein willst." „Ach, Du denkst wohl, ich kapriziere mich noch immer darauf, Deine Fra» zu werden?" „Ich hoffe, Du hast eingesehen, datz ich recht hatte, wenn ich sage, wir passe» »icht zusammen. von einer so hätzlichen Seite zu zeigen." Sie lachte höhnisch auf und lies; ihre Reit peitsche durch das niedere Gesträuch sausen, so datz die Blätter flogen. „Ei, wie klug Du Deine Worte wählst, um mich einzuschüchtern. Aber das gelingt Dir nicht. Datz Dir Fräulein Sundh-cim de» Kopf ver dreht hat, steht fest bei mir. Wenn Du nicht eine andere Liebe ini Herzen trügst, wärst Du nicht mir gegenüber so kalt geblieben. Ihr Män ner seid ja so schwach uns Frauen gegenüber. Nu» — ich habe verspielt — das sehe ich ein. „Ilnd im Bestreben, mich cm Dich zu fes seln, gehst Tu blind und taub an einer echten, treuen Liede vordei. Ich will ja nicht von all den andere» sprechen, die Dich umschwärmen. Aber einen weitz ich darunter, der Dir sein gan zes Herz zu Fütze» gelegt hat. Und D» - Du trittst lachend darauf herum." Sie wurde rot und sah ihn unsicher an. „Huh — was bin ich für ein Ungeheuer", scherzte sie. „Nein, im Grunde bis! Du weder schlecht, noch herzlos — mir sehr leichtsinnig. Du denkst zu viel an Dich, zu wenig an die andern." „Das tu» doch alle Menschen." „Aber nicht m dem Matzstab wie Du. Wa rum spielst Du so leichtsinnig mit den ehrlichen Gefühlen eines Mannes wie Bergen? Er hat wahrlich schon ohnedies kein leichtes Leden. Nun kommst Du daher, erfüllst ihn, um eine» andere» zu ärger», mit Hoffnungen und willst ihn dann der Pein überlassen, wenn Du ihn sie war, laut auf und sagte, zu ihm herab sehend: „Heiraten kannst Du aber Deine Angebetete doch »icht, da sie Dir nicht ebenbürtig ist." Er trat ruhig zu seinem Pferd und schwang sich in den sattel. Dann sagte er, sich nach ihr umwendend: „Ich habe weder die Absicht, Fräulein Sund heim zu heiraten, noch werde ich dulden, datz Du sie länger zum Gegenstand derartiger Ge spräche machst. Die junge Dame lebt in meinem Hause, also auch unter meinem Schutz. Ich bitte Dich, das nicht zu vergesse» mid mich nicht hatte. Aber an Annis Reinheit zweifelte er kci seiner nächtigen Angelegenheit." nen Augenblick, er mutzte, daß sie niemals ko ! Unschlüssig bitz sie sich aus keltierte. Und er sagte sich, datz er sie auf je ! mächtiger Groll tob!-e in ihr, den Fall gegen Mariannes Angriffe schützen was sie vor Aerger beginnen Dich wohl io weit von Deinem sehr imponiert, war doch vielleicht recht mibe AM Mine Ami. Roman von H. Courths-Mahler. 39s (Nachdruck verböte . Norbert atmete mühsam. Mariannes Worte trafen ihn tiefer, als er zeigen wollte. Seine Eifersucht auf Baron Hochberg erwachte von neuem, da er merkte, daß auch Marianne die selbe Beobachtung mit ihrem Vater gemacht mutzte. Er zwang sich zur Ruhe. „Du sollst Dich schämen, Marianne, ein schutzloses Mädchen, das Dir nie etwas zuleide getan hat, zu verunglimpfe». Es ist sehr be dauerlich, datz Tu nicht an die Reinheit Fräu , lein SundheimS glauben kannst. Aber auf kei nen Fall dürstest Du solch eine hätzliche Verdäch tigung aussprechen. Und wenn Du Tante Elisa beth mit derartige» Anschuldigungen und Ver leumdungen kommst, so wird sie Dir ebenfalls sagen, wie sie darüber denkt. Sie kennt Fräu lein Sundheim zu gut und hat sie viel zu lieb, als daß sie solche» Verleumdungen Gehör gibt. Du wirst Dich nur selbst bei ihr in ei» häß liches Licht bringen. Ich rate Dir in Deinem eine Torheit begangen schmollend, halb bittend „Also begraben wir ja?" lind ihr. Und ei» Mann, der einer Frau gar zu rianne langweilig. Sie sah ein, daß sie ver- , , spielt hatte und datz sie in der vorhergehende» Mag es drum sei», am gebrochenen Herzen sterbe;Szene nicht gerade eine glänzende Rolle inne ich nicht. Aber meine» Vorsatz führe ich doch^ hatte. Ein wenig schämte sie sich im stillen doch, aus — Tante Elisabeth soll wissen, was für eine! Sie sah von der Seite in sein ernstes, düste gefährliche Person dieses Fräulein Sundheinüres Gesicht. Und plötzlich atmete sie tief auf. war doch am Ende gut, datz Norbert nicht g , . _ „Also bitte — tue, was Du »icht lassen ihr Verlobter war. Am Ende patzte er mit sei- holen. Das könnte beinahe schlecht sein — wenn kamifl. Tante Elisabeth wird Deine Motive »er ernsten, schwerfälligen Art doch schlecht zu es nicht nur gedankenlose Spielerei ist." Sie hatte während seiner Worte ihre Reit peitsche spielend durch die Zweige gleiten lasse». Nu» sah sie ihn wieder an. „Was willst Du nur — ich habe de» klei ne» Bergen wirklich ganz gern und unterhalte mich gern mit ihm. Er ist auch viel, viel netter zu mir als Tu. Deshalb beschäftige ich mich mehr mit ihm als mit allen anderen." „Aber Du erweckst doch dadurch Hoffnungen in ihm, die Du »icht erfülle» willst." „Ach — er liebt ja doch nur mein Geld. Er wird es überstehen, wen» ich ihn nicht beirctte." „lieberslehen — ja. Er hat viel mehr Rück gral, als Tu denkst. Bergen ist ein ganzer Kerl, der meine wärmste» Sympathien hat. Und ich gönnte es ihm vom Herze», wen» er aus seiner Armeleittucmrsmisere herauskäme. Ta könntest D» mal ei» wirklicb gutes Werk tun. Und Ber ge» versieht Dich, liebr sogar Deine Fehler und Schwächen. Er patzt viel besser zu Dir, als ich." „Tas weitz ich selbst", sagte sie schnell. Und dann rückte sie sich plötzlich im Sattel empor und reichte ihm die Hand. „Du bist doch ein netter Mensch, Norbert. Nachdem ich Dir vor hin so zugesetzt habe, ist es sehr anständig von Dir, datz Du so zu mir sprichst. So vernünstig hat noch kein Mensch mit mir gesprochen — und ich kann mir ja einmal Deine Worte durch de» Kopf gehe» lasse»." „Das sollte mich freue», Marianne." „Und — — na ja — und Tante werde ich iwlürlich nichts über Fräulein Sundheim sagen." „Es würde Dir znr Ehre gereichen", sagte er ruhig. Sic zog eine kleine Grimasse. „Stelle Dich nur nicht so salbungsvoll — ich weiß doch, was ich weiß. Und weißt Du, ei» bißchen ärgert es mich doch, daß mir eine einfache Gesellschafterin ins Gehege gekommen ist. Ohne ihr Dazwischenkommen wäre ich doch Fran von Satzneck geworden", sagte sie unge niert. (Fortsetzung folgt.)
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