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Gkrjchtjichcs. Hohcm'tcitt-Gkttstthal. öl Fuli 1913 Zur besseren und z ri v e r lässigen Kontroll e der A u l o in obil e inbezug aus die F a b r t g e s ch w i n d i g k e i l sind den Beamten der lägt. L a n d g e n d a r in e r i e von feiten des Ministeriums Stoppuhren überwiesen worden, eine Maß nahme, die sich auch in den Stadien mit re vidiener Städteordnung empfehlen dürfte. — Folgender Fall von Haftpflicht der Hotelbesitzer dürfte von allgemeinem Interesse sein. Ein Fremder beauftragte bei sei ner Abreise das Personal des Hotels, in dem er gewohnt hatte, mit der Beförderung feiner zwei Koffer und seiner Reisetasche, in der sich Gegenstände im Werte von 4000 Mark befanden. Bei Aufgabe der Koffer wurde die Reifetafchc gestohlen und nun machte der Fremde den Ho telbesitzer haftbar. Anfangs schien dieser ge neigt — er ist gegen Diebstahl versichert —, den Schaden zu ersetzen, schließlich wollte er aber nur 1000 Mark zahlen, und darauf kam es zur Klage. Die Zivilkammer des Landgerichts stellte sich in der Schlußverlhandlung auf Seite des Fremden und verurteilte den Hotelier zur Zahlung der cingeklagten SchadeneZatzsumme von 1000 Mark. — Limbach, 31. Juli. Den Besuchern des Stadtparkfestes am 3 August wird zur Besich tigung empfohlen: Der „Hackepeter", das Enten wurfspiel, die Gänsebude, die Kanonen, das weiße Schloß, das HofbräuhauS, die Festhulle, das Case, die Adelsberger Grotte, die vielen Spiele, der Eichenhain mit seiner alkoholfieien Wirtschaft, die Wasserrutschbahn und alle die schönen Sachen. Es verkehren nach und von Limbach auf beiden Eisen bahnlinien Sonderzüge, auch stehen Exlra-Auto- mobilomnibusse und andere Kraftwagen zur Ver fügung. Also: Auf zum Limbacher Stadtparkfest. — Rusjdorf, 30. Juli. Am vergangenen Sonntag feierte der weit und breit bekannte Wasch maschinenfabrikant und Böttchermeister Louis Ebert im Kreise seiner Familie sein 50jähriges Böttcher- und 50jähriges Musikerjubiläum, ferner sein 25- jähriges Hausbesitzer und 25fähriges Jubiläum als Kommandant der Gemehrabteilung des hiesigen Militärvereins. Herr Ebert, welcher Kriegsveteran ist, hat als Freiberger Jäger im Feldzuge 1870/71 in 9 Schlachten ehren- und ruhmvoll mitgekämpft. Trotz dieses Alters ist Herr Ebert noch bei voller geistiger und körperlicher Frische. Auch war es der Frau Selma Held, welche zu gleicher Zeit mit Herrn Ebert dieses Grundstück bezogen hat, vergönnt, ihr 25jährigeS Mietsjubiläum mitzufeiern. — Wernsdorf, 30. Juli. Eine Natur merkwürdigkeit ist im Garten des Herrn E. Land rock zu bewundern Dort stehen zwei Apfelbäume, die neben gut entwickelten Früchten frischen Blüten schmuck zeigen — Zwickau, 30. Juli. Die zweite Ferien- straskammer verurteilte den Agonien Richard Uhlig in Meerane, den Handelsweber Franz Reim m Meerane und den Handelsmann Max Rindfleisch m Glauchau wegen Ausübung des verbotenen Hasardspiels zu je 1 Monat Gefängnis, sowie den Gastwirt Arnv Flechsig in Meerane, in dessen Gast wirtschaft „Zur Bleibe" die drei Angeklagten in einem verschlossenen bezw. verriegelten Hinterzim mer gespielt hatten, wegen Duldung des Glückspiels zu 50 Mk. Geldstrafe. Die Angeklagten waren die Huuptbcteiliglen und fast regelmäßigen Bankhalter einer SpieleigcscUschaft, die seit längerer Zeit zu« nächst inr Gasthaus „Stadt Glauchau" m Meerane, und dann, als dort Anzeige erfolgte, in der „Bleibe" in Meerane „Meine Tante, deine Tante" spielte — Leipzig, 30. Juli. Unter der Spitzmarte „St Bureaukratius und das Zeppeln lustschiff" wird geschrieben: Die „Sachsen" wollte neulich fliegen. Aber die Amtshauptmannschaft verbot den Flug. Sie hat nämlich, so erzählt die „Leipziger Abend zeitung", einmal genau Nachschau gehalten, ob wirklich der Führer der „Sachsen" auch sein Führer patent bei sich habe Und wirklich, er hatte es nicht. Folglich entschloß sich der Herr Vertreter der Amts hauptmannschaft anzuordnen, daß die Fahrt nicht stattfinden dürfe. Und sic wäre auch unterblieben, wenn nicht ein anderer Herr sein Patent bei sich gehabt und den mit dein Verbot belegten Kollegen als Gehilfen mitgenommen hätte. Nun kommt aber das Schönste an der Sache. Der schreckliche Mensch, der möglicherweise so gar keine Begabung dafür gehabt hätte, die „Sachsen" heil wieder heim zu bringen, ist Dr. Eckner! Der erste Führer der Zeppelinluftschiffe. Ein Mann, der schon 450 Fahrten gemacht! Aber er hatte sein Patent nicht bei sich. Grund genug, gegen ihn einzuschreiten. Paragraphen sind da, um angewendet zu werden. Es wird aber noch schöner. Dr. Eckner ist einer der drei Herren in Deutschland, welche die Berech tigung haben, Führcrzeugnisse für Zeppelinschiffe auszustcllen! Er hätte also dem Verbot noch weiter entgehen können, wenn er sich selbst ein neues Zeugnis ausgestellt hätte, das sicherlich hätte aner kannt werden müssen. Aber er wollte wohl soviel Ironie nicht loslasscn. Doch er wollte sich tele- graphisch aus Berlin bestätigen lassen, daß ec das Patent besitze. Auch das genügte dem Herrn Ver- treter der Amtshauptmannschaft nicht. Ein Tele- gramm konnte nicht das schwerwiegende Dokument ersetzen. — Dresden, 30. Juli. Der König ist mit dein Prinzen Ernst Heinrich von dem in das Vene diger-Gebiet unternommenen AuSfluge wohlbehalten nach Krimml zurückgekehrt. Er wird mit dem Prinzen Ernst Heinrich und den Prinzessinnen- Töchtern kommenden Freilag die Rückreise von Krimml antreten, Sonnabend, den 2. August ^6 Uhr früh in Dresden eiutreffen und das Königl. Schloß Moritzburg beziehen. — Dresden, 30. Juli. Allgemeine Entrüst ung hat hier die Meldung hervorgerufen, daß das Lohengriiihaus bei Großgraupe in der Nähe von Pillnitz, in dem sich gegenwärtig auch ein kleines Wagnermuseum befindet, m ein? Schnapsfabrik ver wandelt werden soll. Dies will man auf alle Fälle verhindern. Es soll nunmehr die Gründung eines Schutzoereins veisucht werden, der den jetzigen Be sitzer von seinem barbarischen Plane abbringsn will. — Potschappel, 30. Juli. Rechtsanwalt Max Eckhardt, der sich hier vor ungefähr 2/4 Jah ren niederlieb, ist seit einer Woche verschwunden. Auch seine Braut in Werdau, die Tochter eines Photographen, die er besuchen wollte, wird vermißt Eckhardt, der etwa 30 Jahre alt ist und kurz vor seiner Verheil atung stand, soll ziemlich beträchtliche Passiven hinterlassen haben. Die Kanzlei wurde vorläufig aufgelöst. — Grotzenhatn, 30. Juli. Die Mühlenbesitzer, ehefrau H. in Skassa hatte den Rechtsanwalt L. aul offener Straße durch AuSspeien und mit den Worten: „Pfui Teufel" zu Angehör dritter Personen beleidigt. Der Vorfall spielte sich unmittelbar nach einer Ge richtsverhandlung gegen die Angeklagte H. wegen Beleidigung ab, in der der Beleidigte als Nebenkläger aufgetreten war Vom Schöffengericht zu Großen hain, vor dem sich die H. jetzt deswegen zu verant worten hatte, wurde sie zu 100 Mk. Geldstrafe oder 20 Tagen Gefängnis verurteilt. Aeueltes vom Lage * Hinrichtung S t e r n i ck e 1 s. Ter wegen der Ortwiger Bluttat zum Tode ver urteilte Raubmörder August Sternickel ist, wie gemeldet, gestern in aller Frühe in Frankfurt a. d. O. hingerichtet worden. Am 8. Januar d. I. war es, als man das furchtbare Verbre chen entdeckte, dem der Gutsbesitzer Kaltes, seine Frau und das Dienstmädchen der Familie zum Opfer gefallen waren. Der auf dem Gut be schäftigt gewesene Dienstknecht Schöne, der ver schwunden war, geriet in den Verdacht der Tat; man ergriff ihn; er leugnete zuerst seine Schuld, legte aber angesichts der gravierenden Beweis- umstände ein testweises Geständnis ab. Mit dem .Haupttäter waren die beiden Brüder Ker sten sowie Franz Schliewenz an dem Kapital verbrechen beteiligt gewesen. Am 11. Januar wurde auf Grund der Meßkarte festgestellt, daß Schöne mit dem langgesuchten Mordbrenner Sternickel identisch sei. Das Schwurgericht zu Frankfurt a. d. Oder fällte am 15. März nach dreitägiger Verhandlung das Urteil gegen die Angeklagten: Sternickel wurde dreimal, Georg Kersten und Franz Schliewenz je zweimal zum Tode verurteilt und gegen Willi Kersten ettannte das Gericht wegen seiner Jugend aus 15 Jahre Gefängnis, die er zurzeit verbüßt. Der ältere Kersten und Schliewenz wurden in letzter Stunde zu lebenslängliche»! Zuchthaus begnadigt und an Sternickel die Todesstrafe durch das Richt beil vollzogen. * W ie in Prag gebaut w i r d. Beim Bau des Prager Rcpräsentanlenhaufes, das natürlich in erster Linie der Verherrlichung der großen tschechischen Nation dienen soll, hatte man die Küchen und Anstandsorte vergessen eine Unterlassung, die nachträglich viel Geld kostete, abgesehen von dem Spott, der den Söh neu Libussas zuteil wurde. Jetzt hat man beim Ban des nenen städtischen Waisenhauses die Keller vergessen und das Treppenhaus ver baut. „Nun ja", >0 bemerkte dazu der tschechi sehe „Eeske Slowo", „die Waisenkinder trinken ja keinen Wein und brauchen darum keine Kel ler!" — Auch ein Trost. * Kinematographie, ein neu - es Lehrfa ch. Die Kinematographie wird nunmehr znm Lehrfach erhoben werden. Die Münchner Technische Hochschule wird die erste Hochschule sein, an der die Kinematographie' vor getragen werden wird. Pom -Wintersemester 1913 14 ab ist ein Kolleg „Täuschungsarten und Kinematographie" mit Demonstrationen von Pro sessor Dr. Burmester angekündigt. * Griechische Kriegsbries ln a r k e n. Von der griechischen Regierung find zwei neue Briefmarkenserien herausgegeben wor den. Sie sind dazu bestimmt, die griechischen Siege des Balkankrieges zu feiern. Die eine Serie zeigt einen fliegenden Adler, der in Schua bel und Klaue eine sich windende Schlange hält. Die andere Serie zeigt das Labaruin, das be rühmte leuchtende Kreuz, das einst dem Kaiser Konstantin am Tage seines Sioges über Maren- lius erschien, und das Konstantin dann mit der Inschrift „I. H. S. V." (In diesem Zeichen wirst du siegen!) zum Abzeichen seiner Feld zeichen machte. * Ein wahnsinniger P 0 l i z i st. In der Polizeikaserne in Londonderry wurde ein Polizist viom Wahnsinn befallen und ver letzte zwei Kameraden, floh sodann mit dem Gewehre auf die Straße und beschoß die Pas santen. Trotz sofortiger Verfolgung konnte er noch nicht gefunden werden.