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Hohenstein-MMthater Tageblatt AqMNstt 9lr. 176. Freitag, den 1 August 1913. Zweites Blatt. Sie wur- (Nachdruck verboten.) aus nicht wünschenswert, atzneck innner iviMom- den sie in den letzten Tagen voll heimlicher Un ruhe darin gesehen hatte. erw. scheint sich wirklich über Hals und Kopf in diese schöne Gesellschafterin vergafft zu haben. und rauh ein blasjes mit unsicherer, Norbert war oft genug Zeuge, wenn sich Marianne An ¬ schnell davon. Al- tief auf. Ich kann das verstehen — er sieht ja mochte sonst Er verehr-e im Denken jetzt erschien versichern, daß er in men sei. wie eine Vertraute. Verstimmte sie dann irgend etwas, dann stieß sie Anni kalt und hochmütig zurück und war verletzend, wie am ersten Tage. Anni hatte ihre ganze Selbstbeherrschung n.ötig, um diesen Launen gegenüber ruhig zu bleiben. Die Vertraulichkeiten der Baronesse waren ihr fast unangenehmer als ihre Feindseligkeiten, denn Mariannes freie, wenig mädchenhafte Ansichten verletzten ihr Feingefühl. Zwischen diesen ver schieden gearteten beiden jungen Damen gab es Anni gegenüber vergriff sich Marianne mcr wieder im Ton. War sic gut gelaunt, sie Anni in ihre Nähe und behandelte sie pslanzte. Wer onrichtet!" So dachte Ader diesmal lieber für sich- Marianne machte ein mokantes Gesicht. rung zu geben. Es war wirklich alles Behagen und alle -!4! Norbert gern leiden, er sich ihm fühlte. Aber im- zog fast sagte er sich. Und aufspringend warf er die letzten Blü ,Ja, das ist eine Eigenschaft von dem er gibt keine Blüte ohne Weh und „Nur ein wenig, Herr von Saßneck", Alter schlitzt vor Torheit nicht — Papajderte sie lächelnd. Mollen Sie schelten, daß ich zuviel Blu terkeit: sie zwanzig Jahre ausgehalten hat. Außerdem men aus der Gärtnerei hole?" „L Norbett war schnell an ihrer werde», und er war jedenfalls der Würdigste, beth hat eine ies Fräulein der Schaden wäre geheilt, Fräulein Es flimmerte unruhig in seinen Augen und Sundheim." Sie sah zu lieb aus Aber seine Stimme llaug heiser fände ich es wirklich lächevlich, wenn er sich in ein so junges Mädchen verliebte. Tante Elisa- sein Atem ging schnell. ihre Gesichter. nur mit ihm kokettierte und ihm nur schöne Au- Dann aber erschien in Annis Augen ein so gen machte, um Norbert zu reizen. Sie bildete entsetzter, banger Blick, daß er sich -aus sich sich ein, daß sie diesen dadurch aus seiner kalt- selbst besann. § blutigen Ruhe bringen könnte und ahnte nicht, „Sie darf nicht ahnen, was in dir vorgeht", daß er ihr Verhalten verächtlich fand. ist. Blin- AM kleine Anni. Roman von H. Courths-Mahler. jungen Menschen, sicii irgendwo allesin zu be-,reißen lassen. Seit dieser Zeit beobachtete Ma- jede gegnen. Aber desto eifriger sucbten sie einander rianne Norbert und Anni mit mißtrauisch > und in Gedanken. Und innner tiefer empfanden Blicken. Und da Norbert dies merkte, hielt er >." beide die Allgewalt der Liebe, die sich durch doppelt an sich, um ihrem Argwohn keine Nah ¬ sagte Nor- Die nächsten Wollten vergingen in weniger „Sie haben das Haris wieder mit frischen Ich Blumen geschmückt, nicht wahr?" muß doch sagen, daß seine Treue nun nicht Mit leiser Schelmerei sah sie zu ihm auf. ten in den Korb und ries mir erzwungener Hei- uoch ins Wanken zu kommen brauchte, nachdem Baron Hochberg sehr geschah in die Wirkschaftsräume zu begeben. und liebte ihn, weil! Zu gleicher Zeit kam Norbert aus seinen aufzusammeln. - ----- lind in d-v Seite NNI ibr Er sah ihr nach mit eurem langen Blick ui gegenüber in ihrer ungezogenen, unbeherrsch und seufzte dann, als sie vcr-fchwunden war/ten Art gehen ließ. Dann packte ihn jedesmal !ein wilder Zorn. Einigemal hatte er sich zu ei- Ach Seit dieser Stunde vermieden die beiden irer abfälligen Kritik Marianne gegenüber hin ¬ schrocken an. Nur einen Moment- — aber in sehr glücklich darüber, daß Marianne ihn bevor- diesem Augenblick waren ihre Seelen ohne zugte, ihn oft an ihre Seite fesselte und ihn zu Schleier. Sie sahen sich an wie zwei Menschen/all den kleinen Diensten kommandierte, die eine die, von der Allgewalt der Liebe erfaßt, macht-Dame von ihrem Ritter zu verlangen pflegt, los geworden sind, lind heiße Röre schlug in Dabei hatte Bergen keine Ahnung, daß Marianne und Fühlen verwandt'Zimmern im anderen Schloßflügcl, und in der,Seite, um ihr behilflich zu sem. Dabei berühr- denn er liebte Marianne, ausrichtig und warb es ihm plötzlich durch- großen Halle trafen sie beide zusammen. Anni, len sich zufällig beider Hände. Lie zuckten beide nicht nur, wie die anderen, um die reiche Er- dah er sich lange in wollte grüßend vorübergehen, aber er Kat ihr jäh zusammen und iahen sich einen Moment er- bin, sondern um die Person^selbst. Bergen war Saßneck aushielt. Zu ausfallend war an dem in den Weg, von dem Verlangen übermannt, sonst so stillen, zurückhaltenden Mann die Herz- einige Worte mit ihr allein zu reden. liche, fast zärtliche Art, mit der er ^ftmi Sund- „Schon wieder fleißig, Fräulein Sundheim", heim entgegenkam. sagte er, froher gestimmt als in den letzten bei- Er vermochte es jedoch als Mann von guter den Tagen Sie freute fich, daß der düstere Erziehung über sich zu bringen, dem Baron zu Ausdruck ans seinen Augen verschwunden war, Unklugheit begangen, als sic die- mit dem schelmischem Ausdruck. dabei. Sundheim nach Saßneck ver- „Sie schelten? O nein — das würde ich Auch sic erhob sieb und zwang weiß, was die noch für Unheil'nicht können. Und warum sollte ich auch? Wenn Lächeln in ihr Gesiebt. Sie das Haus mir B.umen schmücken, haben „So ist es, wenn man zu eilig die Baroneß sehr mißgestimmt, diese doch eine schöne Verwendung gesunden." der Eiser schadet nur. Feb danke für Ihre Hilfe, behielt sie ihre Gedanken doch „Der Obergärtner ist nicht so duldsam wie Herr von Saßneck", sagte sie ' _ . _ . . Sie, Herr von Saßneck Wenn ich komme, um schwankender Stimme, und mit einer Verbeugung keine gemeinsamen Berührungspunkte. Sic befleißigte sich sogar Anni gegenüber Blumen zu holen, brummt er: „Schon wieder? schritt Anni eines leidlich fröhlichen Tones, wenigstens in Sie holen mir ja alls Blumen weg. Gegenwart ihres Vaters, denn seine scharfe Zu- Norbert lächelte, rechtweisung hatte doch Eindruck auf sie gemacht. Und sie wollte ihren Vater nicht reizen, noch ten, offensichtlicher Annis Partei gegen sie zu nch-! heraus." men. Eins wußte aber Marianne — feindlich „J^, , würde sie Anni Sundheim immer gegenüber- Blume vom ersten Keimen an entstehen, stehen. ich glaube, er hängt sein ganzes Herz daran * * * „Er liebt die Blumen — und was man liebt, keine Vernunfigründe gebieten läßt. Norbert Saßneck atmete auf, als Baron verliert man nur mit Schmerzen", " ""/ Hochberg abreistc. Frau von Saßneck und Ma-TwA ^mit seltsam gepreßter Stimme. Hast und Unruhe. Marianne verstand es, ganz Gemütlichkeit aus Saßneck entflohen, das gestand rianne gaben dem Baron das Geleite nach der Sic sah ihn an und unter seinen Micken Saßneck in Atem zu halten. Das Haus wurde sich auch Frau von Saßneck ein, die oft genug Stadt. Von Anni hatte er sich in sehr Herz- stieg plötzlich dunkle Röte in ihr Gesicht. nicht mehr von Gästen leer. Eine Schar von Anni gegen Mariannes Angriffe in Schutz neh- licher Art verabschiedet und sein „Auf Wieder/ „Ich muß mich eilen", stieß sie hastig her- Verehren, drängte fich um die reiche Erbin/men mußte. sehen" verriet seine Sehnsucht nach diesem Wie- vor und wollte schnell davongchen. In der Die jungen Offiziere der Garnison wetteiferten' (Fortsetzung folgt.) ,Versehen zur Genüge. Anni hatte soeben frische Hast enlglik ihr das Körbchen mit den welken- mit den Junkern aus der Nachbarschasst nm sich Blumen in die Vasen gefüllt und kam nun mit den Blüten. Es fiel herab und die Blumen die Gunst der Baronesse zu erringen. einem Körbchen, in dein verwelkte Blumen la lagen verstreu, auf dem Mosaikfußboden der den aber so ziemlich ohne Ausnahme schlecht be-- gen, aus den Zimmern, um sich durch das Erd-Halle^ handelt von ihr. Nur Fred von Bergen konnte ' — - ' j S-b beugte fich verwirrt hernieder, um fie sich rühmen, zuweien von ihr ausgezeichnet zu