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Hohenstein-Crnstthaler Tageblatt AMtSblatt Nr. 164. Freitag, den 18. Juli 1913. Zweites Blatt. Sächlilches -dohcnstcin-^rnslthal, 17. Juli 1913 Eine für die I n d u sl r i e l l c n, Ge werbetreibenden und H a u d w e r - ter Sachsens interessante Entscheid d u n g in Sachen der Stenereins chätzung hat das Königl. Sachs. Finanzministerium gr- troffen. Der Verband sächsischer Gewerbe- und Handwcrtervereine bemüht sich darum, daß zu den Vorkonferenzen für die Staatseinkommen steuer auch Vertreter des Gewerbes zugezogen werden. Auf eine dahingehende Petition ist vom Finanzministerium ein Antwortschreiben er gangen. Das Ministerium konnte sich nicht der Ueberzcugung verschließen, daß die in der Pe tition gemachten Vorschläge nicht geeignet er scheinen, eine den« wirklichen Einkommen der Beitragspflichtigen entsprechende Einschätzung zu ermöglichen oder auch nur eine zuverlässigere Schätzung ihres gewerblichen Einkommens her- bcizuführen, als es durch das bisherige Versah ren erreicht wird. Am Schlüsse der Antwort faßt das Finanzministerium sich dahin zusam men, daß es ihm nicht zweifelhaft erscheine, daß das gegenwärtige Verfahren in völlig ausrei chender und durchaus zweckentsprechender Weite die richtige Einschätzung der Beitragspflichtigen sicherstem und daß von der Zusammenbenüimg von Konferenzen eine Verbesserung des bestehen den Zustandes nicht zu gewärtigen wäre. In der Begründung dieser Stellungnahme heißr es weiter: „Wenn bisher zuweilen auf drin Lande in den Einschätzungskommissionen Handwerker oder Gewerbetreibende nicht oder nicht aus reichend vertreten gewesen sind, so bedarf es vielleicht nur des Hinweises, daß der Verband sächsischer Gewerbe und Handwerkervereine sei nen Einfluß bei den Gemeindcorganen oder nach Befinden auch bei den Bezirksausschüssen dahin geltend macht, daß noch mehr als bisher An gehörige des Handwerks und Gewerbestandes zu Mitgliedern der Einschätzungskommissionen be stellt werden." Der Verband sächsischer Gewerbe- und Handwerkervereine hat bei diesem Bescheide keine Beruhigung gefaßt. Der vom 13. bis 15. Juli in Leipzigs Zagende Z e n t r a l v e r b a n d Deutscher Dachdeck e r IN e i st e r, Sitz in Neuwied, zu dem zahlreiche Mitglieder aus allen Dellen Deutschlands erschienen waren, nahm folgende Resolution an: „1. Der Verband sieht in den fortgesetzten Gründungen sogenannter D a ch s ch ä d e n r e p a r a t n r - G e s e l l s ch a f - t e n eine Diskreditierung des Dachdeckcryewer des. Die mit den Gesellschaften gemachten schlechten Erfahrungen sowie die unlauteren Reklamen derselben erfordern ein ener gisches Vorgehen von sciten der Dachdecker, da 200 solche Gesellschaften bestehen oder sich grün den. 2. Der VerbandStag hält die Einrichtung von Verdingungsä m t e r n im Interesse des deutschen Handwerks für dringend geboten. Aus dem Wesen dieser Verdingnngsämter ergibr sich, daß sie am zweckmäßigsten an die Hand werks- und Gewerbekammern angegliedert wer den. Es empfiehlt sich, möglichst ftde Hand werks- und Gewerbekammer mit einen» Ver dingungsamt zu versehen, sofern nicht der ge ringe ilmfang des Bezirks einer Kammer die Einrichtung für mehrere Bezirke gemeinsam tun lich erscheinen läßt. Das Privat v e r m ögen in 2 a ch- s e n hat nach der neuesten amtlichen Statistik einen hohen Entwicklungsgang erreicht. Das bc wcgliche Privatrcinvermögen, soweit es der Er- gänzungsslener unterliegt, beziffert sich bei der sächsischen Bevölkerung a u f insgesamt 9,3 Milliard e n M a r k, d. s. 1959 Mark auf den Kops der Einwohner. Insgesamt ver steuern 125 804 eingeschätzte Personen ein Ver mögen von über 12 000 Mark, und zwar 4-4 699 Personen 12- bis 20 000 Mark, 45 978 Per sonen 20 bis 50 000 Mark, 18 282 Personen 50- bis 100 000 Mark, 14 534 Personen 100- bis 500 000 Mark, 1498 Personen 500 000 bis 1 Million Mark und 813 Personen über 1 Mil lion Mark. Unter den 813 Millionären in Sach sen befinden sich 38 echte Multimillionäre mit mindestens 5 Millionen Mark und insgesamt 279 Millionen Mark, so daß im Durchschnitt auf jeden 7,3 Millionen Mark kommen. Rechnet man zu dem beweglichen Privatreinvermögen, non 9,3 Milliarden Mark noch den gesamten Wert an Grundstücken und Gebäuden, der nach privaten Untersuchungen sich auf etwa 6 Mil ¬ liarden Mark beläuft, so ergibt das mit Ein schluß von euva 1,5 Milliarden Einlegerguthaben an Sparkassen mindestens 16 bis 17 Milliarden Mart Gesamtprivatvermögen. Bei nur 3proz. Verzinsung würde die Summe rund 500 Mil Nonen Mark einbringen. Chemnitz, 17. Juli. Ein 27 Jahre alter Handarbeiter von hier gab einem 56 Jahre alten Handarbeiter eine Oorseige, sodaß dieser zo Boden stürzte und eine Gehirnerschütterung erlitt, weshalb er auf Anordnung eines Arztes ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Der Täter wurde festge- nommen. — Schneeberg, 16 Juli. Ein von der hiesigen Firma Gebrüder Vater angefertigtes Spitzen luch im Werte von 2000 M. und m der enormen Größe von 6 m Länge und 3 m Breite erregt zur Zeit in Dresden, wo es im Schaufenster eines großen Wäschegeschäftes ausgestellt ist, Bewunderung. Die Dresdner Presse bezeichnet das Tafeliuch als ein Kunstwerk der Klöppelindustrie, welches zeigt, auf welcher Höhe diese einheimische Industrie steht. Es ist süi die Speisezimmereinrichtiing eines reichen Amerikmers bestimmt. - <Arßer, 16. Juli. Bei der letzthin am Amtsgericht Ehrenfriedersdorf stattaefundeneu Ver steigerung wurde das Zinnstockwerk Genersberg der Firma Earl Ferd. Höffer-Tannenberg znge'prochen, während die Zinnerz-Aufbereitung die Firma Wag- ner 6 Hübner-Chemnitz erhielt. — Bärenstein, 16. Juli Wäbrend hier die großen Ferien Montag den 21. Juli beginnen sollten, wurde am Dienstag die Kirchschule plötzlich geschlossen, weil im Schulhanse in einer Lehrcrsfamilie Diphlhe- ritis ausgebrochen ist, der ein neunjähriges Mädchen erlegen ist. — Ztvilkau, 16. Juli. Vor einigen Tagen erkrankte hier eine Frau infolge ungenügenden Verschlusses des GashahneS an Gasvergiftung. Durch rechtzeitige ärztliche Hilfe konnte schwere Gefahr abgehalten werden. — In der am 9. d. M. in einem Teiche zu Eckersbach.Zwickau aufgefundenen unbekannten Toten ist die 55 Jahre alte Witwe Kändler aus Röblitz ermittelt worden. Die Genannte war krank und hatte deshalb den Tod freiwillig gesucht. — Freiberg, 16. Juli. Die Erhebung einer Warenhausstsuer wurde in der letzien Stadtverordne tensitzung einstimmig beschlossen. Es sollen 8 Proz. des Umsatzes als gemeindeanlagenpflichtiges Ein kommen bei einem Jahresumsätze von 50 000 Mark erhoben werden. — Dresden, 16. Juli. Eine aufregende Postkarte erhielt dieser Tage das Ehepaar K. in Zwickau i. B. von seinem Sohne in Dresden, worin er kurz schrieb: „Letzte Grüße aus Bad D., bin ertrunken." Die bestürzten Eltern, die den Sohn für bereits tot hielten, telegraphierten nach Dresden. Zu ihrer großen Freude antwortete der Sohn selbst, er befinde sich wohl. Er lei baden gewesen und beinahe ertrunken. Das Wörtchen „beinahe" hatte er in der Aufregung zu schreiben vergessen. Die „letzten Grüße" waren es gew sen, weil er von Dresden verzog. — Zschöüatt b Oschatz, 16. Juli. Bei der Feier der diamantenen Hochzeit des Lehmannschen Ehepaares nahm die ganze direkte Nachkommenschaft des Jubelpaares teil, und zwar 9 Kinder, 40 Enkel 27 Urenkel, insgesamt 76 Personen. — Bautzen, 16. Juli. Heute nachmittag hielt das von Pirna nach Bautzen in Garnison verlegte 2 Kgl. Sächs. Feld-Aitillerie-Regiment Nr. 28 liier ie nen Einzug in die festlich geschmückte Stadt. Das Regiment traf in zwei Sonderziigen mittags ^12 und ff,l Uhr vom Truppenübungs platz Zeithain, wo eS größere Uebungen abgehalten har, mit Pferden, Geschützen und Wagen in voller Ausrüstung hier ein und rückte vom Bahnhof geschlossen in die Stadt ein. Ein freudiger Empfang wurde dem Artillerie-Regiment auf dem Kornmarkte, wo es vor einer Tribüne aufgefahren wa', durch Oberbürgermeister Dr. Kaeubler bereitet, der das Regiment namens der Stadt herzlich willkommen hieß. Morgen wird das Artillerieregiment seitens der Stadt in den Kronen-Prunk-Sälen durch Speise und Trank festlich bewirtet. Auch die städtischen Kollegien werden an dem Mahl teilnehmen. Uhlftädt A.), 16. Juli Der 13jährige Schulknabe Hoffmann von hier ließ sich zwischen Kirchhasel und hier vom Zuge überfahren. Der Tod trat sofort ein. Man hatte ihn tags vorher auf einer Unredlichkeit ertappt und dies dürfte den Grund zu dem betrübenden Schritte bilden.