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Amtsblatt. Dienstag, den 15 Juli 1913. Nr. 161. Zweites Blatt. ir. SeMes MOsl in Mis. Unter dem Vorsitz seines langjährigen grei sen Präsideisten, des 87jährigr» Oleh. Sanitäts rats Dr. Ferdinand Götz (Leipzig-Lindenau) lrnt Freitag nachmittag im Festsaal des „Hotel Vom" in L eipzig der A u s s ch n s; de r Dent s ch e ir T u r nerschaft zu einer Hauptversammlung zusammen, mit welcher die offizielle» Veranstaltungen des 12. Deutschen Turnfestes ihren Anfang nahmen. An der Per sammlung nahmen Vertreter der Deutschen Tur nerschaft ans allen Teilen des Reiches wil. — I» seiner Eröffnungsansprache teilte Dr. Götz mit, das; das preußische Kriegsmmisterim» einen Vertreter znm Turnfest entsandt hat und daß der Vorsitzende des Reichsausschusses für die otym fuschen Spiele als seinen Vertreter Exzellenz v. Podbielski delegierte. — Der vom Polizei rat Atzrott (Steglitz) erstattete K assenbe - r i ch t besagt, daß das Vermögen der Götzstif- ttmg >12161, jenes der Turnerschpst 190 712, das der Jahn Stiftung 10 082 Mk. beträgt. Rach der von Stadtschu.ral Rühl (Stettin) ge gebenen Statistik der M i t g l i e d e r z a h l beläuft sich diese einschließlich der grauen und .Kinder aus 18 1 0 0 0 0, danniter 9-'>7 000 männliche; die Zahl der aktiven Turner be trägt über .700 000, im Alter von 14 bis 17 Zähren stehen 198 000. Hierauf berichtete Stadtschulrat R ii h l (Stettin) über das Verhältnis zum I u n g - denl s ch land B u n d, über dessen Vor geben vielfach Mißstimmung entstanden sei. Im Dezember wurde beschlossen, eine gemeinsame »onserenz abzuhalten, welche die beiderseitigen Grenzen absleäen soll. Der Redner beklagte noch, das; die konfessionellen Vereine in das Tätig keitsgebiet der Turnvereine eingreisen. — Geh. Sanitätsrat Tr. G ö tz legre energischen Protest gegen die Absicht rin, alle Vereine, welche sür Leibesübungen täinpsen, unter das Reichskomitee sür olympische Spiele zu stellen, das wäre der erste Schrill znm Tode der Deutschen Turner schäft. Dr. Götz berichtete sodann über den Reichslagsbefchluß betr. Verkürzung der Dienst zeit für tüchtige Tnrner. Hiernach soll di? Dienstzeit ähnlich jener der Einjährig-Freiwilli gen gestaltet werden. Die Angelegenheit wird dem Turnansschuß zur weiteren Beratung über wiesen. — Als Ort der nächsten Tagung des Ausschusses der Deutschen Turnersä/tch wurde 41 r e in e n gewählt. Tie Ankunft Vcr auswärtigen Turner. Seil Sonnabend uwrgen .7 Uhr rollten in kurzen Abständen die Ertraziige in die weiten Hallen des Leipziger Hauptbahuhoses, der als der größte Bahnhof Europas zum erstenmal die Probe aus seine Vollkommenheit bei einem Mas senverkehr bestehen sollte. Zu gleicher Zeit setzte das Leben und Treibe» aus deu Straßen, na mentlich in der Nähe des Bahnhoses, ein. Zu jedem Zuge waren Ausschußmitglieder der Deut scheu Turnerschast anwesend. Aus dem Platze vor dem Bahnhof wurde kurz Hall gemacht, die Zahnen entrollt und eine kleine Begrüßungsan sprache entgegengeuommen; dann ging's in ge schlossenem Zuge in die angewiesenen Stand guarliere, von denen vierzehn auf Lie ganze Stadt verteilt sind. Offiziell sind gemeldet: 8782 L-echskämpser, darunter 50 Ausländer, 1096 Zwölskämpfer, darunter 17 Ausländer, aus den Kreisen 17 267 Pflichlfreiübungsturner, 9140 Mußeniegenturuer in 853 Riegen, 145 allgemeine Riegen mit 1227 Teilnehmern, 61 Abteilungen für Gnueinturuen mit 8158 Teilnehmern. Für Einzel und Mann schaftswettkänipfe sind gemeldet: sür Faustball 18 Mannschaften, für Schlagball 16 Manuschas ten, für Fußball 7, außerdem 300 Freiwettspie Irr, 4 weibliche Mannschaften, für Schwimmen 230, außerdem 16 Eilboten Mannschaften, 60 Mannschaften sür sonstige Vorführungen, ferner 280 Fechter, für die Altersriege „Alldeutschland' 608 Teilnehmer, darunter 41 sür Reck, 204 sür Barreu, 96 für Pferd, 86 ohne Angabe der Ge räte, 110 geschlossene Altersriegen, 22 sür Han telsteminen. — Aus diesen Zahlen im Verein mit der Tatsache, Laß die Mitgliederzahl der Deutschen Turnerschaft wiedermu um 60 000 und damit ans 1 310 000 Gesamtmitglieder ge wachsen ist, erhellt — so lassen sich die „Dr. Rachr." Mitteilen , daß das diesjährige Deut sche Turnfest das letzte in seiner Art sein wird. Die ungeheuren Vorbereitungen, die ein solches ,vesl der Hunderttausend, wie es das Leipziger Zesl werden wird, erfordert, können in der Folge von keiner Feststadt mehr geleistet werden nnd sind von Leipzig auch nur geleistet wordeu, weil die Ltadt die deutsche Turnerßadt pari excellence ist. Dazu kommt noch, daß bei dem Aufmarsch solcher Menschenmengen und ins besondere den ßurncriischen Vorführungen jede lleberficht für die Preisrichter Ivie auch fiir die Zuschauer verloren geht. Im Mittelpunkte der Erössnuugsseierlichkei ten für das Deutsche Turnfest stand die ttebergabe des Bundesbanners. Es ist bisher im Frankfurter Rathause, und zwar iin stolzen Römersaale der Mainstadt, auf bewahrt worden, und Abordnungen aller Frank furter Turnvereine hatten es am Freitag abend aus der Obhut der letzten Feststadt entgegeuge- noimnen, uni es nach Leipzig zu übersühreu. Gleichzeitig überbringen die Frankfurter ein von Frankfurter Frauen und Jungfrauen der Deut schen Turnerschaft gestiftetes neues B u n - d e s s ch i l d. Nach dem feierlicher! Akte der Uebergabe hielt K ultus in i n i st er' D r. B e ck eine Ansprache, in der er die Tur ner namens der Staatsregierung aufs herzlichste willkommen hieß. „Die Regierungen — so sagte er Weiler — begrüßen die deutschen Turner, die, fest ans monarchisch vaterläudisscheui Boden ste hend, frei von jeder Parteipolitik ihre Kräfte nnr dem Vaterlande widmen wollen, die durch Heberbrüäung aller Srandesunterschiede j» ihren Reihen schätzbare Pionierarbeit sür die Annäherung der leider jetzt so vielfach getrennten VolkSschich ten leisten und zugleich durch die zielbewußte Pflege der Volksgesundheit hohe Werte sür das Vaterland uud seine Wehrkraft schaffen, als überaus willkounnene Mitarbeiter an der öffent liehen Wohlfahrt. Die Königlich Sächsische Staatsregierunq vereinigt sich mit Ihnen in dem hvsfuungSvollen Wunsche Ihres Herrn Seniors, daß das 12. Denksche Turnsest nicht nur das größte, sondern auch das deutscheste, das froheste Fest werde, das je das Vaterland gesehen, und daß es ivie das in wenigen Monaten seiner fei erlichen Weihe entgegengehende Völkerschlacht Denkmal, diese gigantische Verkörperung der dem sehen unbesiegbaren Manueskraft, bis in ferne Zukunft als ein gewaltiges Denkmal von der auf die leibliche und sittliche Erstarkung unseres Volkes gerichteten Betätigung der deutschen Tur , »erschuft und von ihrer unwandelbaren vaier ländischen Gesinnung leuchten möge! Mit sol chem Wunsche steige in diesem sestlichen Augen vluk von Ler geweihten Stätte des Festes das Gelöbnis aller den.scheu Stämme znm Himinel empor: Wir wollen sein ein einiges Polk von Brüdern, in keiner Not- nns trennen nnd Ge kahr!, zngleüü aber unsere freudige Hoffnung: j die Vaterlandiüüe, treudeutsche Tmnerschast alle zeit fitisch, sronnn, froh nnd frei, sie grüne, wachse und blühe bis in die fernste» Zeile». Gut Heil, gut Heil, gm Heil.'!!" Weitere Ansprachen bielten der Vorsitzende des HamuauSschusses Justizrat Dr. R o t h e, Geh. San. Rat Dr. 01 ö tz und Oberbürgermei »er Dr. Dittrich. Begrüstungskommersc. In der Stadt wie in den Vorstädten nah inen in der zehnten Stunde sie Begrüßungs kommerfe ihre» A»fa»g. Sie sande» i» den größten vorhandene» Sälen statt und sie hatte» überall einen sehr animierten Verlauf. Gehalt volle Reden wurden gehalten, patriotische Lie der geümgeii, Verbrüderungen'gefeiert. Die große Zahl dieser Sonder Kommerse — es gab ihrer über ein Dutzend — verbietet eine eingehendere Berichterstattung. Der gestrige Sonntag als .Hauptfesttag wurde eiugeleiter mit F e st- g o t t ? s d i e n st e in verschiedenen Kirchen Leipzigs, an denen sich zahlreiche Turner mit den Pireinsfahneu beteiligten. Den Hauptanziehungspunkt für die Hundert- tausende von Zuschauer» bildete» die beiden F e st z ü g e am Vormittag — die Sachsen waren aus beide Züge verteilt. Der Zufall wollte es, daß beide Abteilungen der Sachsen sich wie derfanden, als die Züge sich auf dem Markte trafen. Den Feslzug A eröffnete hinter drei vorau reitenden Herolden in altdeutscher Tracht die Kapelle des Leipziger Ulanen-Regimeuts in der kleidsamen Kostümierung einer Reiterschar aus den Freiheitskriegen. Dann folgte das A u s land, dessen turnerische Vertreter mit Damen teils zu Fuß marschierten, teils in Wagen fuh re». Aufschriften der Schilder in englischer und m russischer Sprache, sowie die Eigenart der nntgeführten Fahnen, kündeten, daß die Turner ans Amerika, aus Rußland, aus der Schweiz usw. stammten. In einem mit vier kräftigen Pferde» bespanme» F e st w a g e n wurde, um gebe» vo» weißgekleidete» Ehrenjrmgfrauen, das B a » » e r der Deutschen Turiiersckwst im Zuge gefahren. Hinter dem Banner fuhren die drei Ausschußmitgliedcr Geh. Sanitäbsrat Dr. Fer diuand Götz, Schulrat Professor Dr. Hugo Rühl und Schulrat E. Schmuck-Darmstadt. Es folgte» zu Wage» uud zu Fuß noch eine ganze Anzahl Ausschußuntglieder der Turnkreise, die in diesem Zuge niarschierten, sowie Ehrengäste der Deutschen Turnerschaft und schließlich Vete rauen aus den Turiikreiseu des Zuges. Gemel det waren für beide Züge etwa 200 Veteranen, die die ersten drei Turnfeste 1860 Koburg), 1861 (Berlin) und 1863 (Leipzig) mitgcmacht hatten. Nunmehr kamen, am stärkste» i» der Anzahl ver treten, die Turner des Königreichs Sachsen (Turnkreis 14). Es erschienen im Zuge zunächst der Obererzgebirgs-Turngau 2, der Erzgebirgs Turngan, der Kohlenfeld Turugau. Der Vor beiiuarsch der Sachse» nahm allein saft eine Stunde in Anspruch. Von den weitere» deut schen Tmnkreisen kam im» zunächst Hannover, Braunschweig an die Reihe. Die Braunschwei ger hatten es sich nicht nehmen lassen, dabei nüt Braunschweiger Wurst und Mumme aufzu warten. Dann traten die Bayern in die Er scheinung; das Münchner Kindl wandelte voran, und die Nünrber.ger hatten den Trichter hoch zu Pferde sitzen. Laute Juchzer gab es unter den Ta. 700 Vereinen allerwegen. Die Neuruppiner Turner brachte» ihre bekannte» Bilderbogen mit. Die Turner aus Finsterwalde sangen zwar nicht: „Wir sind die Säuger", dasür aber erklang es gesungen wurde überhaupt mehrsach im Zuge — von de» Berliner» zurück und ansteckend „Püppchen, du bist mein Augen tern". Westsalen nnd das Fürstentum Lippe trug westfälischen Schinke» voran. Unter den Turnern vvn Hamm schritt ein Ehepaar 'm echt westfälischer Volks tracht. Die Turner aus der Provinz Sachsen nnd Anhalt folgten Westfalen. Auch sie zeich- ueten sich durch Abzeichen aus. Die Halber- ßädler führten natürlich ihre Würstchen am Schilde mit sich. Schließlich kam leichte» Schrit les und mir lautem „Grüß Gotr!"-Rus Deutsch Oesterreich. Wie», Aussig, Brür, Prag usw. zog mil seinen Turnern vorüber. Das lange Ende bildeten die Turnzane von Oberrhein, Baden, Elsaß Lothringen. Auch im F e st z u g B stellten die Sachsen die größte Teilnehmerzahl. Die Ankunft des Königs. K ö n i g Friedri ch A » g u st traf gestern nachmittag 2 Uhr 50 Minuten, mittels Sonderznges von Dresden Neustadt kommend, auf dem Hanptbahnhof zum Besuch des 12. Deutschen Turnfestes in Leipzig ei». Beim Durchschreiten der Bahnhofshalle», sowie beim Besteigen der vor dem .Hauptportal hallenden königlichen Wagen wurden dem König lebhafte Ovationen gebracht. Durch die Blücherstraße uns Euttitz'cher Straße fuhr der König mit de» Herren der Begleitung zmn Festplatz. Auf dem Fcstplatz. Rach stnndenlangem Marsche durch die Slra ßen Leipzigs wurden die Festzüge, in denen nber 400 mehr als 50 Jahre alte Fahnen mit- gesührt wurden, mit nicht endeuwollendem Jubel aus dem Feslplatze eiupsangen. Kurz »ach 3 Uhr traf der K ö » ig aus dein Festplatz mir seiuei» Gefolge ei». Vorher war der Herzog v o » Sachsen- K o b » r g und Gotha mit seiner Beglei umg schon angekommeii. Jubelnd begrüßte die Menge den König. Freundlich lächelnd dankte König Friedrich August nach allen Seiten. Er begab sich in die Kömgsloge, wo kurz darauf der Vertreter der Deutschen Turnerschaft das Königshoch ausbrachte, in das die gewaltige Zuschanermenge freundlich einsliinmte. Dann folgte der A u f in a r s ch der T u r- n e r. I» blendendem Weiß zogen sie dahin und stellten sich auf dem unteren Ende des Fest Platzes die Säulen ans. Stramin, in strenger Disziplin reihten sie sich aus, bis das ganze untere Pierret des Festplatzes mit einer weiß gekleidete» Menschenmenge bedeckt war. Und dann kam der erhebendste Moment des ganze» Tages. Aus ei» Zeichen des Oberturnwarts, der mit den Porturnern aus dem Dach der Kömgsloge Ausstellung genommen hatte, und der von dort seine Signale gab, sotzte von neuern die Musst ein, und in strammem Schritt bewegten sich Fahnenträger und die übrige» Turner auf die Tribüne B zu. Die Turuer menge zog sich mehr und mehr auseinander. 17 000 Turner marschierte» daher, stolz und sroh im gleichen Schritt und Tritt. Porweg die flat ternden Fahnen, die sich jetzt, als sie vor die Tribüne kamen, im dreifache» Gruße vor dem König neigten. In diesem Augenblick setzte ein uner meßlicher Jubel ei», die Begeisterung hatte ihren Höhepunkt erreicht. Die Fahnenträger schwenkten nach rechts ab, und iuimer noch vorwärtsschreitend folgten die Turner, bis zur Tribüne vorrückend, in stram mer Haltung. So zogen sich die Menscheusäu len wie eine Riesenharmonika auseinander. Dann, als die Reihen imstande» uud auf die Zei cheii der Porturner warteten, ergriff wiederum eine jubelnde Begeisterung die Menge. Die Menscheusäulen wurden mm auch auf ein Kommando seitlich auseinandergezoge», und mm standen die Turner dort unten wie ein wei ßes Aehrenfeld. Mann »eben Man» im bleu Lenden Lichte der Sonne. Dann begannen die Freiübunge ii. Wie een Mann folgte» 17 000 Turuer dem Kommando. Nach den Freiübungen zogen die Turner wohlgeordnet wieder aus dem Kampf plätze hinaus, begleitet vou deu nicht endeuwol lenden Heil und Hochrufen der Menge. Der König war den Hebungen mit sichtlichem In teresse gefolgt. Er begab sich dann wieder zu Fuß außerhalb des Turnplatzes, wo er seinen Wagen bestieg und zunr Hauptbahnhof fuhr. Die Turner aber zerstreuten sich über deu Fest platz, eifrig ihren Hebungen oder der frohen, fröhliche» Festesfreude nachgehend. Kurz vor 6 Uhr fuhr der König, mir den Herren seiner Begleitung, vom Turnfestplatz kommend, am Hauptbahnhof vor, um sich zum Bahnsteig zur Rückfahrt zu begeben. Das Spalier bildende Publikum huldigte dem König auch bei der Abfahrt. (Fortsetzung siehe HaupIblaU.) Aus dem Beiche. Die Nordlandsreise des Kaisers. Aus Bale st r a u d, 13. Juli, wird ge schrieben: Die „Hohenzollern" verließ Bergen nm 6 Uhr srüh, Kurs nach Norden. Ani Ein gang des Sognefjordt ging der Kaiser nebst Gefolge auf de» „Sleipiier" über und fuhr »ach Balhol in, wo die vom Grase» Goertz ge schaffe»e Bele-Statue ausgestellt wurde. Nach mittags wurde nach Bangsnaes gefahren und die Arbeiten zur Aufstellung des Frithjof Dent mals besichtigt. Die Abendtafel fand auf S. M. S. „Wittelsbach" statt. Abends 9 Uhr traf die „Hoheuzoilern" vor Balholni ein. Eine weitere Meldung besagt: Der Kaiser hatte beabsichtigt, Balholm wegen Aufstellung der Statue des Königs Bele und Bangsnaes wegen der Arbeiten sür das Frithjof-Denk mal einen kurze» Besuch abzustatten, dann aber nach M olde weiter zu fahren. Das seit vier Wochen »»verändert schöne Wetter in Balholni Ivar die Ursache, hier zu bleibe». We»» das gute Wetter anhält, ist der Aufenthalt hier aus Wochen auzrmehuieii. Au Bord alles wohl. Am Zomitag hielt der Kaiser de» Gottesdienst an Bord der „Hohenzollern" ab, hörte eine» kriegsgeschichtliche» Vortrag uud uuternahiu nach mittags nnl einigen Herren des Gefolges einen Spaziergang in die Umgebung Balholms. Der Kl. Minister unter Kaiser Wttheln» II Der neue preußische Kriegsmini st e r v. Falken Hayn kann sich rühmen, der 91. der preußischen Minister uud der Staatssekretäre zu sei», die unter der Regierung des jetzigen Kaisers in Berlin ihres Amtes walteten. In seinem eigenen Amt hatte Herr v. Falkenhayn sieben Vorgänger, Bronsart v. Schel lendorf 1, Perdy du Permüs, v. Kaltenborn, Bronsart v. Schellendorf 2, v. Gosler, v. Einem und v. Heermgen. So groß auch die Zahl von acht Kriegsministern in den 25 Regierungs- jähre» des Kaisers erscheine» mag, so gab es doch i» anderen Ressorts »och häusigeren Wech sel. Am häufigste» war der Wechsel im preu ßischen Ministerium des Innern, das jetzt seit dem Regierungsantritt des Kaisers der neunte Minister verwalret. Nächst den preußischen Mini slern des Innern folgen der Zahl nach die Staatssekretäre des auswärtigen Amtes. Herr v. Jagow ist der achte Staatssekretär. Die Zahl der Staatssekretäre des Reichsschatzamtes beträgt 7. Die Zahl 6 kehrt mehrere Male wieder. Es gab, wen» die »och im Amt befindliche» Mini ster eingerechnet werden, sechs preußische Mini- lerpräsidenteii, sechs Kultusminister, sechs Ha» delsimnister und sechs Laudwirtschaftsminister. Das Reichskolonialamt wird jetzt zum siebente» Male verwaltet. Allerdings sind hierbei die Direktoren eingerechnet, die an der Spitze drS Reick)skolomalamtes standen, bevor es vom Aus wärtigen Amt abgetreiint wurde. Exzellenz Solf ist seit der Abtrennung der dritte Staatssekretär. Die Zahl der übrigen Minister unter dein Kaiser ergibt sich folgendermaßen: Es gab fünf Reichskanzler, vier Staatssekretäre des Reichs amtes des Inner», vier Staatssekretäre des Reichsjuslizanites, vier Staatssekretäre des ReichsmarineansteS, vier preußische Finauzmini ster, vier preußische Justizinimler und vier Minister der öffentlichen Arbeiten. Die Zahl 4 spielt also die Hauptrolle. Den seltensten Wech sel sah das Reichspostamt, an dessen Spitze jetzt seit Gründung des Reichs der dritte Staats sekretär steht. Begnadig»'««! Jugendlicher. Infolge der A m n e st i e anläßlich des Regierungstubiläums des Kaisers sind durch die OberstaatSanwaltschaft 352 bedingt verurteilten Jugendliche u männlichen und weibliche» Geschlechts G e f ä » g » i s st r a f e» von emeiu Tage bis 4 Monaten erlassen worden. De» Betreffenden ist die Mitteilung vou ihrer Be gnadigung zugegange». Die Regierung war nicht schwach! Die Auseinandersetzungen über die Art, Ivie Lie D e ck u n g s v o r l a g c n für unsere Rüstuugsvermehrung zustande kamen, und über die Haltung der Regierung dabei, insbesondere zur Frage der Erbschafts st e u e r, sind von den politischen Parteien mit großer Lebhaftigkeit geführt worden. In diese