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Nr. 55 Unterhaltuntzs-Beilaze ms. zum Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt Arntsblcrtt. ———— Erscheint wöchenEch zrveinral. - Druck und Verlag von I. Ruhr Nachfolger vr. Alban Srisch, tzohenstein-Lrnftthal. Km Leben gestorben Aoman von K. E. von Suttner. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Nach und nach gesellten sich noch einige Herren zur ! Flasche Rheinwein und eine Flasche Champagner nahm er Tafelrunde, die Frankenburg auch kennen lernte: Baron -- ------ Osmondn, ein Ungar, Sir Francis Ouickham und zuletzt Graf Tattenbach. „Wir sind wohl Landsleute?" wandte sich der letztere an Frankenburg. „Ich bin Südtiroler." „Und ich Steirer." „Junggeselle?" „Nein, ich bin mit meiner Frau hier, eine geborene Gräfin Hagenau." „Hagenau?" der Graf ergriff Frankenburgs Hand und schüttelte sie enthusiastisch, „Grüß dich Gott, lieber Freund und Vetterl Da sind wir ja verwandt! Meine Urgroß mutter war eine Hagenau." Frankenburgs stxahlte vor Wonne; er hatte da wirklich eine glückliche Stunde gehabt, als er sich in die Nähe dieses ausgezeichneten Kapitäns setzte. Mit einem Schlage war er da in die tonangebende Gesellschaft geraten. Der Kapitän zog eine massive Uhr, die er ohne Kette in der Hosentasche trug. „Es ist Zeit zum Frühstück, meine Herren! Gehen wir . . . Kommen Sie mit, Herr von Frankenburg?" Eigentlich sollte er nach Hause, da Hertha sicherlich auf ihn wartete, — aber man mußte das Eisen schmieden, so lange es warm war. Er sandte einen Dienstmann ins Hotel mit einem Billett, in dem er die Gattin ersuchte, sich das Frühstück auf ihrem Zimmer servieren zu lassen. Dann zog er mit den neugewonnenen Fremden in den Cercle — vorderhand als Gast — aber die Batterie Chanwagnerflaschen, die er aufmarschieren ließ, gab ihm die Gewähr, daß die Abstimmung zu seinen Gunsten aus fallen werde . . . 7. Kapitel. Am nächsten Morgen überbrachte ihm der .Hoteljunge «ine Karte: „Captain William Lee Guntram." „Ich lasse bitten." Wenige Minuten später trat der Protektor ein, und Frankenburg eilte ihm entgegen, um ihn zu seinem Tisch zu führen „Erlaub', liebe Hertha: Herr Kapitän Guntram, der sich im amerikanischen Bürgerkrieg ganz besonders ausgezeichnet hat." Nachdem die Vorstellungszeremonie beendet war, ließ sich der Besucher am Tisch nieder. „Also, mein lieber Herr Frankenburg, ich bringe Ihnen gute Nachrichten; erstens: Sie sind einstimmig in den Cercle ausgenommen worden, und zweitens: die Rosenvilla wäre auf meine Fürsprache zu haben; aber Sie müssen sich beeilen, denn es heißt, daß Vanderbilt in den nächsten Tagen kommt, und der schnappt sie Ihnen erbarinungslos weg." „Ich werde mich heute noch entscheiden; nur die Zeit, sie zu besichtigen, und dann kann abgeschlossen werden." Der Kapitän nahm die Einladung, am Frühstück teil- »unehmtn, an. Seine Leistung war lobenswert: eme^ Hertha fühlte sich einigermaßen beängstigt, denn mit jedem Glase nahm die Gesichtsröte zu, so daß sie den Ge danken nicht loswerden konnte, den Gentleman müsse jetzt der Schlag treffen. Er selbst schien jedoch diese Furcht keineswegs zu hegen, denn zum Mokka nahm er noch drei Gläser Kognak, was einen Farbenwechsel ins Dunkelviolette zur Folge hatte. Nachdem man die Zigarren fertig geraucht, ging eS an die Besichtigung der Rosenvilla. Frankenburg forderte Hertha nicht auf, ihn zu begleiten, sondern sagte einfach: „Liebe Hertha, in zwei Stunden hole ich dich zu einer Spazierfahrt ab." Dann verließ er mit dem Kapitän den Speisesaal. „Wissen Sie aber auch, was der Eigentümer monat lich verlangt", fragte der Amerikaner, als sie die Anhöhe hinauffuhreu. „Ich kann mir denken, daß die Preise hier gesalzen sein werden", gab der Befragte zurück. „Wie man's nimmt: jetzt, wo dir Hochsaison vor der Tür steht „Nun? Wieviel?" „Zwanzigtaufend Frank pro Monat." Frankenburg pfiff leise vor sich hin, dann aber zuckt« er die Achsel: „Pah, wenn die Sache nach meinem Ge schmack ist, warum nicht?" Die Villa war allerdings ein entzückendes Kleinod. Sie lag auf der Anhöhe, die sich gegen Villefranche hinab- zieht, und beherrschte die ganze Bucht von Nizza. Aller erdenkliche Komfort war vorhanden, dazu Park mit Glas häusern, Nebengebäude, in denen die Stallungen und Wagenremisen untergebracht waren. Die Einrichtung der Wohnräume war ebenso tadellos und geschmackvoll wie das Außere des Renaissancebaues mit dem groben Säulen balkon, auf den Rosen in allen Farben hinaufkletterten und von dort bis zum Dachgiebel weiterkrochen. „Die Sache ist den Preis wert", entschied Franken burg, nachdem er die zahlreichen Räume durchgegangen. „Ich schließe heute noch den Vertrag ab." Man fuhr von dort direkt zum Eigentümer, der in der inneren Stadt wohnte, und in einer halben Stunde war di« Angelegenheit ins Reine gebracht. Auf fünf Monate war Frankenburg der Herr der Rosenvilla. Der Kapitän verabschiedete sich hier von seinem Schützling; er hatte noch mit dem Villenbesitzer einiges zu besprechen. Als Frankenburg gegangen war, um eine lange Depesche nach Stubing mit der Order zu senden, so gleich Equipage, Kutscher, Reitknechte und Diener nach Nizza abgehen zu lassen, zählte der Eigentümer der Rosen- oilla drei Tausendfrankscheine auf den Tisch. „So, hier, lieber Kapitän, Ihr Anteil. Der Herr wird doch pünktlich jeden Monat vorausbezahlen?" „O, für den stehe ich ein; seien Sie ohne Sorge." „Vortrefflich. Ich bitte, mich also am nächsten Zahl tage wieder zu besuchen."