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03-Drittes-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 06.07.1913
- Titel
- 03-Drittes-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19130706031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913070603
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913070603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-07
- Tag 1913-07-06
-
Monat
1913-07
-
Jahr
1913
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SSchlilchks Hohenstein-Ernstthal, 6. Juli 1913 —o. Ain B u n d e s f e st des Kgl. Sachs. Militär Vereins, das aus Anlas; des 40jährigen Bestehens desselben morgen Sonn tag in Dresden gefeiert wird, werden sich auch zahlreiche Kaineraden aller Vereine un serer Stadt und des hiesigen Bezirks beteiligen. Die meisten Festteilnehmer fuhren schon heute Sonnabend nach der Feststadt, um alm Eröff nungskommers teilzunehmen. Der Sonntag bringt als Hauptpunkt der Festordnung den F e st z u g bezw. den Vorbeimarsch von min destens 20 000 Kameraden vor Sr. Maj. dem König Friedrich August. — Ein st a r k e s Anziehen der S ch w e i n e p r e i s e machte sich auf dem Berliner Fettviehmarkte am Mittwoch bsmerk- bar. Bei 15 000 Stück Antrieb wurde für" den Ztr. beste Qualität 72 Mark bezahlt. Der Markt wurde geräumt. — Luga«, 4. Juli. Die historischen Fest spiele aus der Zeit der Befreiungskriege und des deutsch-französischen Krieges von 1870 71, die aus Anlatz des Militärvereins-Jubiläums gegen wärtig und noch bis zuni 11. d. M. im Schützenhause (Chemnitzerstratze) hier stattfinden, sind bisher von bestem Erfolge begleitet ge wesen. Auch gestern abend wieder war das Festspiel sehr zahlreich besucht. Die ausgezeich nete Besetzung der ersten, sagen wir Sprechrol- leu, hat sich schnell im Publikum herumgespro chen und der Besuch strömt deshalb aus allen Orten unserer Umgebung herzu. Mit besonde rem Wohlgefallen werden die Sprecherinnen der Damenrollen verfolgt. Damen aus den besten Kreisen unserer Einwohnerschaft haben sich der edlen Sache gewidmet. Die gestern abend täti gen Vertreterinnen waren hervorragend in ihren Darstellungen. Besonders war es der heilige Ernst, der in diesem Falle die Darstellerinnen beseelte nnd ihr Spiel zu einem ganz autzerge- wöhnlich vollendeten und gefühlvollen gestaltete. Gleichgut sind die Herrenrollen besetzt. Es ist Ehrenpflicht für einen jeden Vaterlandsfrcund, ein solches Unternehmen mit allem Nachdruck zu unterstützen. Indem mir noch daraus Hinweisen, das; bei jeder Aufsührung, auch nachmittags, das ganze Festspiel, also sämtliche 32 Bilder, usw., ungekürzt gespielt werden, bittet die Spiels leitung um zahlreichen Besuch. Tie Ausführung; dauert jedesmal annähernd drei Stunden und, geht flott vorüber. —m. Zwickau, 4. Juli. Wie gemeldet, er höhte das Stadtverordnetenkotlegium das Gehalt des Oberbürgermeisters Keil um 2000 Mark auf 17 000 Mark. Acht Stadtverordnete stimmten dagegen, sie hielten eilt Endgehalt von 16 000 Mark für angemessen. Infolgedessen erklärte Oberbürgermeister Keil, auf eine Gehaltszulage überhaupt zu verzichten. — Aus bem Tiefbau- schacht 2 geriet der 24jährige Fördermann Mich. Eckel zwischen Hunt und Holzpfeiler und wurde erdrückt. Er war sofort tot. — Jüdenhain, 4. Juli. Ein gemeiner Bubenstreich ist einem hiesigen Gutsbesitzer ge schehen. Als die Ehefrau desselben den Hühner stall betrat, fand sie nicht weniger als 13 junge Hühner tot am Boden liegen, die offenbar er schlagen morden waren? Der Verüber dieses ge meinen Streiches dürfte nur der bisher bei dem betreffenden Gutsbesitzer in Diensten gewesene 16jährige Arbeitsbursche Wirth aus Plauen im Vogtl. sein, der sich heimlich aus seinem Dienste entfernt hat. Der Bursche heitzt übrigens gar nicht Wirth, er hat falsche Legitimationspapiere bei sich, die er einem jungen Menschen in Zwickau gestohlen hat. Der Bursche hat übri gens schon am Sonntag nachmittag der in Zwickau wohnenden Tochter des Gutsbesitzers, die sich zu Besuch bei ihren Eltern hier befand, ein auf dem Küchentisch liegendes Portemonnaie mit 7 Mark gestohlen. Sein wirklicher Name soll Seidel sein. — Ehcmuitz, 4. Juli. Die Stadtverord neten stimmten der ^'andbebauung des Johan- nisfriedhofes zu, jedoch soll die Seite nach der Zschopauer Stratze frei bleiben. Fiir die Bau lichkeiten der Krankenhausanlage in, Küchmalde Mnrdcn 1 065 260 Mark bewilligt. — Adorf, 4. Juli. Als Herr Bäcker meister Leichsenring seine Tauben füttern wollte, fiel es ihm aus, datz keine Taube am Futter platze erschien. Er untersuchte daraufhin sofort den Taubenschlag und fand hier einen Iltis, der bereits 20 Tauben erbissen hatte. Der Iltis wurde schlietzlich von einem hcrbeigcrn senen Jäger erschossen. — Platten, 4. Juli. Der auf dem Bahn Hof Schönberg b. Mühltroff seit 15 Jahren be schäftigtc Bahnarbeiter Seidel wurde infolge eigener Unvorsichtigkeit von einem T Zug er fatzt und sofort getötet. Seidel hintertätzl eine Frau mit zwei Kindern. C ibenstock, 4. Juli. Zu dem schweren Automobilunglück bei Wildeuthal, bei dem die Frau des Fabrikbesitzers Hagert aus Eibenstock sowie das Ehepaar Forslrenlamtmann Loos gelötet Morden, wird noch bekannt. Tas Unglück er eignete sich in der Näbe des Wildenthaler Fried Hofes. Die Stratze ist hier schnurgerade und tibersichtlich. Kurz vorher mar das Auto von einem sächsischen Grenzbeamten anzehalten und nach der Karre gefragt morden. Der Beamte machte darauf aufmerksam, datz Licht zu bren nen habe. Als er nach der Wagennummer habe sehen wollen, sei das Auto weitergesahren. Kurz darnach fand der Zusammenstoß statt. Man er ktärt sich diesen daher, datz Herr Hagert, der von Karlsbad kam lind selbst steuerte, noch von Oesterreich her gewöhnt mar, links auszulveichen, der Milchfuhrmann aber rechts. Durch scharfes, plötzliches Bremsen sollte der Zusammenprall im letzten Augenblick verhindert werden, weshalb sich der Wagen überschlug. Die Untersuchung muß hier noch Klarheit schaffen. An dem Auf kommen des schwerverletzten Herrn Hagert wird gezweifelt. — Freiberg, 4. Juli. Der Rat hatte, um ohne eine Ueberspannung der städtischen Einkommensteuer die erforderlichen Mittel be reitstellen zu können, für Gemeindeaufgaben und insbesondere zur Stärkung der für verschiedene Zwecke gegründeten Fonds, den Versuch ge macht, durch Einführung verschiedener, in ande ren Gemeinden bereits bewährter und teilweise auch aus Stadtverordnetenkreisen hier angeregter Erjatzsteuern neue Einnahmequellen zu erschlie- tzen. Das Stadtverordneten-Kollegium hat sich aber der Einführung einer Reklamcplakat-, einer Ausverkaufs-, Automaten-, Katzen-, Bürger und Einwohner- und Ledigensteuer gegenüber ablehnend verhalten, die Ordnung über eine Eintrittskarten und Lustbarkeitssteuer aber ge nehmigt. Z — Leipzigs- 3. Juli. Wirkt. Geh. Rat Professor Binding, der bekannte Staatsrechts lehrer der Leipziger Universität, feiert am 7.! August d. I. sein 50jährigcs Doktorjubtläum.: Der Gelehrte, der jetzt im 72. Lebensjahrs steht, habilitierte sich 1864 in Heidelberg, war, dann Profestor in Basel, Freiburg und Stratz- burg und wirkt seit 1873 in Leipzig. Den Tag seines Jubiläums wünscht er in aller Stille zu. begcheit. Kirchliche Nachrichten. Gr. Ehötftopyort'Parochlr Vom LS. Juni bis 4. Juli 1918. Getraut: Der Oberkellner Friedrich Gerhard Finsterbusch und Marie Elsa Werner Getaust: Marie Frieda, T. des Lattlermeisters Hermann Emil Riedel. Begraben: Der Privatmann Karl Friedrich Angermann v4 I SM. 26 T Der Handarbeiter Hermann Oskar Clauß 54 I. 3 M. 2 T. Evang Arbeiterverein: Sonnrag, den6. Jult, nachmittags 3 Uhr im Vereinslokale. Zusammentreffen mit den B über vereinen Obe lungwiß Lugau usw und Kreisverbandisjtzung. Alle kommen - Mon ag abends halb 9 Uhr Versammlung im Bereinslokal Alle kommen. St. Trin1tatis«P»r»lÄrL Vom 28. Juni biS 4. Juli 1913. Getraut: Baurevisor Baumeister Andreas Friedrich Georg Stephan, Jggs. in Chemnitz und Jgsr Lucia Elisabeth Maya Kncbloch in ForsthauS Hoinholz Schutzmann Karl Richard Zwiebler hier und Martha Anna Küdn in Pirna. Getaust: Paul Hellmut, L. des Brauers Johannes Richard Pöhlmann. Kurt Otto, S. des Struwpsw. Alblin Hermann Glänzel Alma Hildegard, T. des NadelmacherS Alfred Richard Planitzer. Johannes Kurt, S. des Hausweders und Musikers Emil Kurt Reinhold. I unedel Tochter. Begraben: Elsa Paula, T. de» Handelsmanns Paul Maximilian Hahn, 8 I. Willy, S. des Fräsers Theodor Willy Grabner, 4 Sid. Oberlungwitz Getauft: Paul Erich, S. deS Bäckermeisters Otto Walter Reh. Elsa Anna, T. deS Handarbeiters Max Richard Lasch. Friedrich Manin, S des Grschästsgehtlfcn Emil Moritz Land graf. Elfrieda Marie, T. de« Nadelm-cherS Wilhelm Richard Letzmr. Bora, T. der unverehel. Anna Elisabeth Goldammer. Helene Herta, T. deS Restaurateurs Oskar Bruno Zschocke!: Begraben: Richard Walter, S. der unverehel. August« Elsa Hempel. Der Invalid Ernst AlbanuS Weißflog, 58 I. 7 M. 8 T., zur Beerdigung nach Mittelbach überführt. Gersdorf. Vom 2«. Juni bi« 2. Juli. G< tauft: Karl Otto, S. (deS Matertalverwalters Otto Hugo Metzler. Martin Heinrich, S. des Matertalwarenhänd. lerS Max Paul Wachter. Elsa Helene, T de« Bergschmieds Ernst William Kunze Begraben: Christiane Friederike verw Günthel geb Fried rich, 78 I. 2 M. 18 T. Alma Martha, T. deS B. Ernst Emil Meter, 6 I 18 T Hein, Gerhard, S. des B. Hermann Mox Otto, -8 T. Bernsdorf. Monate Mat und Juni Getaust wurden: Hermann Otto, S. de« Otto Hermann Laukner, Holzarbeiters H. Willy Heinz, S de« Kurt Willy Fiedler, Nadelmachers H. Kurt Paul, S. de« Richard Paul Weinhold. Bergarb B. Johann Georg rind Hugo Oswald, Zwtlltngsktnder des Friedrich Hugo Dörr, Fletschbeschauers B. Frieda Ilse, T. dcs Max Aldin Lindner, Kernmachers H. Paul Willy, S. deS Emil Peter Paul Matthäi, Bergarb. H. Max Rudi, S des Max Alfred Heidel, Bergarb. B. Paul Robert, S deS Ernst Robert Fiedler, Bergarb H, f I T. Elsa Ger- trüb, T. des Hugo Rudolf Mehlhorn, OrtSdieneis R. Mathilde Gertrud, T. des Max Richard Kunig, Bergarb. B. Frieda, T. des Georg Braun, Bergarb. B. Prul Walter, S. deS Paul Arthur Lindner, Färderetarb. R. Elisabeth Anna, T. deS Hermann Kunze, Bergarb. B. Hildegard Johanna, T. des Robert Emil Tetzner, Strumpsw. B. Kurt Albert. S. des Ernst Theodor Schraps, Gutsbesitzers B. Max Johannes, S. des Louis Emil Tirschmann, GeschirrführeS R. Außerdem 2 unehel. K. B. R. Getraut wurden: Johann Max Fritzsche, Töpfer in Alt. stadt Waidenburg, mit Frieda Klara Müller B. Karl Gustav Müller, Schieferdecker in B, mit Marie Frieda gesch. Flämig geb. Busch B. Willy Max Förster, Telegraphen«'. Leiter iu H., mit Emma Louise Stiller H. Reinhard Bruno Bogel, Bürger- schullehret in Lichtenstein, mit Milda Elsa Uhl g B Begraben wurden: Christian Friedrich Dietzsch, ehemaliger Gutsbesitzer B., 73 I. 19 T. Vor dec Taufe verst. S. des Karl Hermann Kemter, Strumpfw. B., 15 Std. Anna Dora, T. deS Emil Peter Paul Matthäi, ans. Bergarb. H., 3 I. 7 M. 16 T. Totgeb S. des Ernst Richard Schraps, Strickers R. Ott» Mox Polster, Strumpfwirker B., 37 I. 1 M 4 T. Auguste Pauline Körner geb. Friedrich, Ehefrau deS Christian Friedrich Körner, Strumpsw H, 61 I. I M. 23 T. Karl Heinrich Rabe, HandelSmann B., 84 I. 2 M. 8 T. Pau! Robert, S. de« Emst Rodert Fiedler, Bergarb. H., 1 T. Anna verw Stiegler geb. Pfüller B., 68 I. 8 M. 12 T. Johanna Therese Zesch geb Vogel, Ehefrau des Friedlich Ernst Zesch, ans. Strumpsw. B., 63 I. 11 M. 7 T. Wüktenbrand Die j M nun dis m I schaffung, ' H sind wir ai I Diese Opfei erfreulicher Z Jahren bet unsres kirch Williger i , stattung un Beitri ^ichenvorst« Der Sun Sachverst : Verwaltung Visionen, E GeschäftSbe, träge aller . Steuerdekl nnd Nmwa Beteiligung, ments und Vergleich, tung des M und alle diskret, ko Ott» r. Annenstraßl Seliedlek IM Rückst kslt Verei: I^oks A. xntxeplle ltesw Am 7. Sonntag nach Trinitatts, den 6 Jult 1913, vor mittag« 9 Uhr Prediglgottesdienst. Nacbmttlags halb 2 Uhr Ausflug des evang. Jünglings vereins bei ungünstigem Wetter abend« halb 8 Uhr Versamm- lung im Psairhause Abends 8 Uhr Abschlußprüfüung des Wandelkochkursus in Otto's Gasthof. Mittwoch, den 9. Juli, abends st.9 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsverelns im Pfarrhause. Donnerstag, den 10. Juli, abends >/.9 Uhr Bibelstund- der landeskirchl. Gemeinschaft tm Pfarrhause. Lobsdsrf mit Kuhschnappei. Am 7. Sonntag nach Trinitatts, den 6. Juli, Spät- kirche, um 10 Uhr Lesegottesdienst. Donnerstag, den 10. Jult, vormittags 9 Uhr Wochen kommunion. Herr Pastor Frenzel aus St. Egtdlen. empüeklt MillW NatssvMvx Lri Last treum! nedöl AM lleloe Mi. Roman von H. C o u r t h s - M a h l e r. 12) (Nachdruck verboten.) Fran von Sahneck war seit Wiesbaden mit Bettina Sundheim in stetem Briefwechsel geblie ben, aber schon den letzten Brief hatte im Auf trag der Mutten Anni geschrieben, weil sich die Mutter zu schwach und leidend sühlte. Nauheim und Wiesbaden hatten nicht den gewünschten Erfolg gehabt. Bettina Sundheim hatte sich nach der Kur sehr schwach und elend gefühlt. Und nun war es wohl zu Ende mit ihr. Anni hatte auch diesen Trauerbrief geschrie ben, in ihren klaren, festen Schriftzügen, und er lautete: „Treue, verehrte Tante Elisabeth! Heute muß ich mich sehr kurz sassen. Ich Vin außerstande, mich zu sammeln. Meine inniggeliebte Mutter ist diese Nacht gestorben und wird Sonntag früh beerdigt. Sie wis sen, liebe Tante Elisabeth, wie unendlich viel ich an ihr verloren habe. Ich kann es noch nicht fassen, daß ihre lieben, guten Augen mich nie mehr ansehen werden. Mein Schmerz ist grenzenlos. In ihrer letzten Stunde hat sie mit lieben Worten auch Ihrer gedacht. Davon später. Für heute nur dies und einen Herz lich ergebenen Gruß von Ihrer Anni Sundheim." Mil feuchten Angen faltete Fran von Satz- neck den Brief zusammen. „Also Bettina auch toc — nun habe ich wirtlich nicht mehr viel zu verlieren. Arme kleine Annil" sagt-e sie vor sich hin. Norbert sah sie teilnahmslos an. „Du hast sie sehr lieb gehabt?" „Ja, Norbert. Sie war eine liebe, feine Seele und gab denen, die sie liebte, reiche Schätze aus der Tiefe ihres Gemüts. Und fie war meine einzige Freundin im Vollsinn des Wor tes, wenn wir einander! auch nur fellpn begeg net sind. Ihr Verlust trifft mich doppelt hart nach den Tagen inniger Gemeinschaft in Wies baden." „Und Du hattest Dich so auf ihren bevor stehenden Besuch gesreut." „Ach, ich wollte ihr so gern einige frohe Wochen schaffen. Aber mich hat schon immer eine trübe Ahnung bedrückt, daß ich sie nicht Wiedersehen würde. Von der schönen, lebens- frifchen Frau, die ich noch vor fünf Jahren ge sehen, war nur noch ein Schatten übrig geblie ben. Sie hat, wie ich Dir erzählte, sehr viel gelitten." „So gönne ihr die Ruhe, Tantchen, und tröste Dich mit dem Gedanken, daß sie nun aus gelitten hat." Frau von Saßneck trocknete ihre Tränen. „Abetz die arme Anni, ihre Adoptivtochter! Sie wird ganz hilslos diesem Schlag gegenüber stehen." „Wolltest Du die junge Dame nicht als Ge sellschafterin zu Dir nehmen?" „Ja, ja, ich versprach ihr nnd Bettina, daß sie eine Heimat bei mir finden sollte. Aber jetzt ist sie doch allein." In Sinnen verloren sah sie vor sich hin. Dann hob sie entschlossen den Kopf. „Wann könnte ich nach Berlin reisen, Nor bert? Dn hast ja wohl die Züge dahin im Kopf?" „Willst Du selbst Hinreisen?" „Ja. Ich will doch Bettina die letzte Ehre erweisen und kann heute so gut als morjgen reisen. Es ist mir eine Freundschaftspflicht ge gen Bettina, ihrer Tochter in den schweren Stunden beiznslehen." Norbert sah nach der Uhr nnd überlegte eine Weile. „Wenn Tu in zwei Stunden fertig sein kannst und mit dem Auto zur Stadt fährst, so kannst Du den Durchgangszug noch erreichen. Sonst müßtest Du bis zum Abend auf einen günstigen Zug warten. In der Nacht möchte ich Dich aber nicht allein reisen lassen." Frau von Saßneck nickte. „Ich kann sehr gnt in dieser Zeit fertig sein." „Soll ich Dich lieber begleiten?" „Nein, nein, ich danke Dir, ich weiß, datz Du jetzt in der Erntezeit schlecht abkommen kannst." So nimm aber wenigstens Deine Zofe mit." „Ja, Lene kann mir wohl mancherlei nützen." „Wirst Dn lange ausbleiben?" „O nein, sobald die Beerdigung vorüber nnd das Nötigste angeordnet ist, komme ich zu rück und bringe Anni Sundheim gleich mit mil. Ich mache mich gleich reisefertig. Du sorgst dafür, daß das Auto pünktlich bereit steht." „Gern, liebe Tante. Aber hier ist noch ein Brief an Dich — von Eckartsberge — willst Du ihn nicht erst noch lesen?" „O ja — gib ihn mir." Sic öffnete den Brief und las ihn gleich halblaut vor: „Liebe Eüsa! Wenn es Dir genehm ist, bringe ich Ma rianne Mitte August nach Saßneck. Sie kann dann, wenn cs Dir recht ist. bis Anfang OAober bleiben. Ich muß gleich zurückreisen da ich während der Erntezeit nicht lange ab kommen kann. Aber im September komme ich dann auch auf eine odetz zwei Wochen, und hole Marianne ab. Dann find ja Halm und Frucht in der Scheuer geborgen. Ich melde Dir Mariannes Besuch beizeiten, damit Du vorbereitet bist. Du schreibst mitz einige Worte, ob Du einverstanden bist. Alles andere münd lich. Herzliche Grüße fiir Dich und Norbert Dein getreuer Vetter Rolf Hochberg." > Als sie zu Ende gelesen hatte sah sie for schend in Norberts Gesicht. „Nun — was sagst Du dazu, Norden? Ma rianne und mein Vetter Rolf, dazu Anni Sund heim — es wird lebhaft in unserem alten Bau. Zwei junge Damen hast Dn dann zur Gesell schaft." Norbert machte ein eigentümliches Gesicht. Er wußte, ivas Tante Elisabeth mit ihm und Baroneß Hochberg für heimliche Pläne hatte. Und er wußte, daß er sie enttäuschen mußte. Baroneß Marianne gefiel ihm gar nicht, ob wohl sie ein sehr hübsches Mädchen war. Aber ihr Charakter stieß ihn direkt ab. Er hatte sich seine künftige Frau ganz anders vorgestellt. Wie, das wußte er selbst nickst recht, er wußte nur, daß Marianne nicht sein Geschmack war. „Ich denke, Fräulein Sundheim kommt zu Deiner Gesellschaft her. Und Marianne — nun Tu weißt ja, wie sie ist", sagte er unbehaglich. „Also scheinst Tu Dich auf ihren Besuch nicht zu freuen." Er sah sie offen an. „Offen heraus, Tante Elisabeth, nein. Ich sehe diesem Besuch sogar mit Unbehagen ent gegen — weil ich weiß, datz Du besondere Pläne schmiedest in Bezug auf sie uud mich." Frau vou Satzneck wurde ein wenig rot. Tann reichte sie ihm schnell die .Hand. „Schilt mich darum nicht, Norbert. Pläne, das ist auch schon zn viel gesagt. Ich wollte nur versuchen, Dich Marianne näher zu brin gen. Einmal mutzt Du doch heiraten, Dn bist der letzte Satzneck. Soll das alte Geschlecht aus sterben, soll das Majorat dem Staat verfallen?" „Nein doch, Tantchen, aber eilt es denn fo sehr? Ich bin doch noch so jung." „Nun, mit zweiunddreitzig Jahnen ist ein Mann reichlich heiratsfähig, wenn es anch nicht gerade eilt, mein lieber Norbert. Und Du weisst, datz Du nicht eben grotze Auswahl hast. An heiratsfähigen Damen, die im Alter zu Dir pas sen nnd die Ahnenprobe bestehen können, ist, wie Dn sehr wohl weifst, einiger Mangel." Er lachte nnd sah ihr neckend ins Gesicht. „Es ist ja Nachwuchs vorhanden, Tantchen, wenn ich noch fünf, siechs Jahre warte, sind wie der eine ganze Anzahl junge Damen flügge ge- wotzden. Unter denen, die; jetzt in Frage kä men, gefällt mir ohnedies keine. Nun sei gut und latz mir noch ein paar Jahre meine gol dene Freiheit. Unter Deinem sanften Zepter lebt es sich so gut. Und nicht wahr, Du bist mir nicht böse, wenn es Marianne nicht sein kann?" „Böse bin ich Dir gewitz nicht, Norbert. Wenn Dir Marianne direkt unsympathisch ist, lätzt sichs nicht ändern." „Jedenfalls patzt sie nicht zu mir, wir sind zu grotze Gegensätze. Und mit der Anziehungs kraft der gegenseitigen Pole ist es in solchen Angelegenheiten eine sehr heikle Sache. Ich habe gesehen, datz Marianne viel besser zu Fred Bergen patzl, der ihr vorigen Sommer hier auf Tod und Leden die Kur schnitt nnd mit dem sic entschieden stark kokettierte." „Ich hatte das Empfinden, als kokettierte ; sie mit Herrn von Bergen mir, nm Dich zu 4 reizen." Er warf den Kopf zurück. „Donn hat sie sich total vergriffen. Iw würde niemals eine Frau heiraten, die so — mm — sagen wir — leichtsinnig in anderen Männern Hoffnungen erweckt, nur um mir be gehrenswert zn scheinen. Bergen soll mir wirk lich leid tun. Er scheint Marianne sehr gern zn haben." „Sollte er sich nicht nur ihres Reichtums ' wegen um sie bemühen?" „Das glaube ich nicht. Wenn Bergen auch»! nur ein armer Leutnant ist mit einer mageren!^ Zulage von zn Hanse, so ist er doch ein durch I aus anständiger Charakter. Natürlich würde ei sich nicht um Marianne bewerben, wenn sie arm t wäre, dann könnte er ja nicht im Ernst an eine Heirat mit ihr denken. Aber er hat sye wirk lich gern." „Hat er Dir das gesagt?" „Nicht direkt, aber ich hab es doch aus sei- -4 nein Wesen herausgemerkt. Er hat mich auch '1 direkt gefragt, ob er mir ins Gehege kommt, - wenn er sich uni sic bewirbt." Fran von Satzneck sah nachdenklich vor sich hin. „Sv, so — nnd Dn hast ihn» natürlich ge-^ sagt, datz das nicht der Fall ist?" „Ja, Tante Elisabeth. Ich muh sagen, von allen den Verehrern, die die reiche und hübsche Marianne Hochberg vorigen Sommer hier um' schwärmten, gönne ich sie Bergen am meisten. Und er wird am besten mit ihr fertig werden. Er ist schneidig und forsch, und dabei nicht so unglücklich ideal veranlagt wie ich. Er findet sogar ihre Launen entzückend." Das sagte Norbert mit einer so ehrlichen Bewunderung, datz seine Tante lachen muhte. „Das scheint Dir das Unbegreiflichste." „Allerdings — mich brächten diese Launen znr Raserei — wenn ich ihr Mann wäre." „Also — mir scheint, diesen vollständig hoff- Z nungsloscn Fall muh ich zu den Akten legen. Im übrigen muh ich mich aber jetzt eilen. Wir t sprechen wohl gelegentlich noch mehr über diesH Thema." Damit überlieh Frau von Sahneck ihren z Neffen seiner Korrespondenz. Ihre hohe statt- ) liche Gestalt verschwand in einem der Zimmer, 1 das sie durchkreuzte, um in die grotze Halle zu gelangen, aus der eine beeile Stointreppe in das erste Stockwerk führte. (Fortsetzung folgt.) Allen Tour ttoct bä k n reglilzlimSsr klntt« veckl Dslopkoi Lsstr Vere lMM Hulmsrt
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