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MDihe Mümüilm. Monatlich- Seigabe ;um „Tageblatt ". Redigiert von Pfarrer B. ««recht m Hohe-ftei«-«rilftthal, an den alle diesbezüglichen Sendungen zu richten! Nr. 6. Ium-Ausgabe 1913. 21- Jahrgang. Was klagest du in deinem Jammer Und bist betrübt bis in den Tod? Erfüllst mit Seufzen deine Kammer Und zürnest schwer mit deinem Sott? Ist deine Frömmigkeit, dein Staube Nicht deine Hoffnung, deine Macht, Daß du gebrochen liegst im Staube, Der andren Licht und Trost gebracht? was klagst Du? Hiob Ist je ein Heilger umgekommen, vernichtet je ein Sotteskind? Wer seine Zuflucht hat genommen Zum Herrn, der sieget und gewinnt. Den Frevler nur, der lügt und trüget Tränkt Sott mit seines Zornes Wein, Wer Elend sät und Unheil pflüget, Der erntet es auch wieder ein. S Heil dem Mann, der Sott noch findet Im Leide, das ihm zugeteilt, Den Sott, der schlägt und auch verbindet, verwundet und auch wieder heilt. Er wird dich aus sechs Nöten retten, In sieben rührt kein Uebel dich, Wird deine Seel in Frieden betten, Dein glücklich Zelt steht ewiglich! Was hilft dein Murren und dein Klagen? Ist doch kein Mensch rein und gerecht! Sott sollst du deine Lach vortragen Der sich bekennt zu seinem Knecht. Denn er tut Wunder noch und Zeichen Er kommt durch ein verborgen Tor; Und die von seinem Wort nicht weichen, Hebt er zur Herrlichkeit empor. Stto Müller, pfr. ew. In der vergangenen Woche habe ich wieder einmal in unsrem Adreßbuch geblättert. So nüchtern und harmlos trocken dieses Buch aus steht, es hat mir doch schon manche tiefernste Stunde gebracht. Name an Name steht darin, immer neue Seiten und immer neue Namen. Wo sind alle diese Menschen, wenn die Kirchen glocken läuten? Was bedeutet es, wenn heute hier die Kirche gefüllt ist? „Laß dich nicht täuschen", sagt das Adreßbuch, „Hunderte sind da, aber Tausende sind draußen". Was bedeutet es, wenn wir hin und wieder freundliche Briese erhalten, daß unsre Arbeit nicht ganz vergeblich sei? „Laß dich nicht täuschen, sagt das Buch, „die große Masse will nichts, nichts von eurer Verkündigung wissen." Was bedeutet es, wenn hin und wieder Anzeichen sich melden, daß das Lntkirchlichung. religiöse Interesse im Steigen ist? „Laß dich nicht täuschen," sagt das Buch, „euch umbrandet noch immer ein ungeheures Meer von Gleich gültigkeit." Wenn ich dies alles innerlich durcherlebe, dann ist mein letzter Tedanke immer: unsere Sonntagsgottesdienste. Sie erscheinen mir auf einmal in anderer, strengerer Beleuchtung. Wir kommen nicht hierher als friedliche Bürger, die sich nach der Arbeit der Woche eine schöne Feier stunde gönnen wollen. Wir kommen hierher als ernste Kämpfer, die sich vor der Schlacht Er hebung, Kraft und Weihe suchen. Denn wir sind alle berufen, den Kampf für das Christen tum in unsrer Stadt zu kämpfen, bis alles ganz anders geworden ist. Wollen wir diesen Kampf aufgeben? Eher müßte man fragen, ob wir ihn überhaupt schon ernstlich begonnen haben. Ich weiß, hier in unsrem Gotteshaus sind Männer und Krauen aus bekannten anderen Grten: ihr kommt in Häuser, wo wir Prediger, wenn wir kämen, begrüßt würden, mit dem Ausruf: Am Totteswillen, ein Pfarrer! Tut ihr auch alles, was in euren Kräften steht, damit es in unsrer Stadt vorwärts geht? Dpferr ihr, jeder an seinem Platz, in den großen Abgrund der reli giösen Entfremdung hinein viel tägliche kleine Mühe, um ihn auszufüllen? kämpft ihr froh und tapfer mit uns den Kampf um ein neues Menschengeschlecht, um ein gottesgeistdurchwal- tetes Menschengeschlecht? Aus einer „modernen" Predigt. was haben wir an unsrer Landeskirche, und was erwarten wir von ihr? (Vortrag, gehalten auf der Diözesanversammlung der Ephorie Glauchau am 26. Februar Hds3 von Pfarrer L»er«Malb-Thurm). Treu hielten die Mutter und die Gemahlin August des Starken zur Kirche des Evangeliums, und wieder waren es die evangelischen Stände, die der Kirche zu Hilfe kamen. Sie setzten es beim Kurfürsten durch, daß dieser sein 5umme- pisllopat — das ist die Ausübung der höchsten irdischen Herrschergewalt über die Landeskirche — auf eine von ihm kirchlich völlig unabhängige Behörde, das sogenannte „Geheime Consilium" übertrug. Wie treu und fest die staatlichen Kirchen behörden damals zur Landeskirche standen, geht besonders deutlich aus folgender Tatsache hervor: Aus Warschau kam die kurfürstliche An ordnung, daß künftighin die Lieder: „Erhalt (Fortsetzung.) uns, Herr, bei deinem Wort" und „D Herre Gott, dein göttlich Wort", — da sie angeblich die röm-kath. Konfession beleidigten, in den evangelischen Kirchen nicht mehr gesungen wer den dürften. Aber dagegen protestierten Ministe rium und Sberkonsistorium so mannhaft, daß der katholische König es nicht wagte, diese Anord nung durchzudrücken, weil er deutlich fühlte, daß hinter Ministerium und Gberkonsistorium das ganze evangelische Sachsenvolk stand. D. Valentin Ernst Löscher, damals Super intendent in Dresden, gab öffentlich dem Un willen des ganzen Volkes beredten Ausdruck. Diese treu evangelische Gesinnung des Sachsen volkes aber ist nur dadurch erklärlich, daß es die Landeskirche und ihr Regiment, obwohl in Abhängigkeit vom absoluten Staate, dennoch verstanden haben muß, evangelische Treue und evangelisches Glaubensleben bi» in die weitesten Volkskreise zu verbreiten. Di- Ktaaiokirche bestand in jenen heiße» Tage» ihre Feuerprobe al« wirk Uche N»v»«kirche im beste« Kinne be« Morte«. Zu diesem Siege, — das soll nicht ver schwiegen werden, — trug der Pietismus, der in Philipp Zakob Spener, seinem Dberhaupte, elf Zähre vor dem llebertritte August des Starken, also s686 in Sachsen einzog, viel mit bei.