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Ttrntsblcrtt. Nr. 148. Sonntag, den 29. Juni 1913. Zweites Blatt. man erkennt. wie bodenlos hätziiich Strafen Auch manche Gegenden Stambuls sich sonnt. war, dem Mahmud leine weil der so muß auch der alle ist sehr Heitz, und über die sarbi ovrhebt. genommenen Beschauer der Verfall des Reiches ver schieben schon deshalb für uns zweckmäßig ist weil wir uns in der Folgezeit neue große Auch England Stützung des Osma Sprache gelesen werden darf, versteht der größte das andere meiner Frau ihre Sache. Man bringt Brandwein, Butter, Brod. Sie haben aber für die Marine so gut wie gar nen hätte, die insgesamt Feinde des Türken tums sind. Es sind zum größten Teil tür- nichts getan. In Konstantinopel behauptet inan sichert, daß ein solcher Türke, der seine Ernte sechs, acht Monate vor der Einfahrt auf Hand schlag verkauft hat, sein Wort hält, und wären und der Stach mit Das steht für mich für den nnvorein Beide Prügel anders geworden, und heute ropäer, die noch der Ansicht Asien beschränkte Türkei sich kann man die Eu- sind, daß eine auf wirklich konsolidie- den von Aus nehmen weg. den, läßt aber auch die anderen Religionen in stiuhe. Wenn man diesen türkischen Zug, der leiser ausgeprägt schon in früheren Jahrhunder ten bestanden hat, Toleranz genannt hat, so ist dies ein sehr falsches Wort. Toleranz ist etwas Aktives, diese sogenannte türkische Toleranz ist aber auch nur passiver Natur. Der Islam hat durchaus nicht etwa allgemein auf die Misshons tätigkeit verzichtet. Nur der Türke hat es ge tan, weil ihm das Blut immer dünner wird. In Afrika hat der Islam in den letzten drei ßig Jahren ungeheure Fortschritte gemacht. Dies alles aber hätte doch nicht den gänz lichen Zerfall des türkischen Reiches herbeige führt, wenn nicht die Türkei außer den Euro päern noch die unzähligen nichttürkischen Natio- Er im Orient sich freue, Daß das Akte sei das Neue. türkischer Grund rürkisches militäri reu könne, an den Händen abzählen. Einer die ser Herren verfocht mir seine These freilich mit glühender Begeisterung. Die Türkei sei durch Europa verdorben worden, die Türken seien eben eine asiatische Nation und würden, von dem Ballast der europäischen Provinzen befreit, schon etwas leisten. So ähnlich hört man es ja auch vieler -Orten in Deutschland. Ich glaube nicht daran. Zweifellos ist der yt daneben vielleicht noch eine Reihe Landleute, die von altersher großen besitz haben. Es gibt ein ungeheures Offizierproletariat, das natürlich den Teil der Moscheenbesucher überhaupt kein Wort. Eine Kunst gibt es nicht, höchstens kann man von einer türkischen Architektur sprechen, deren Blütezeit aber auch schon lange zurückliegt, und die, wenn man es genau nimmt, das große Vorbild der Sofienkirche nur immer wieder vari iert hat. So kommt es denn, daß der Türke, ist er einmal aus irgend einem Lande abgezo gen, fast gar keine Spur hinterläßt. Er mag viele Hunderte von Jahren dort geherrscht ha ben —wie z. B. in Griechenland — es ist, als sei er niemals da gewesen. Ein Freund von mir, der lange in der Türkei lebt, meint im mer sehr richtig: Der Türke hinterläßt beim Fortziehen eine verfallene Moschee und einen Brunnen. Ich bekenne, daß ich selbst einmal sehr viel gen Lappen, die den Eingang zu irgend einem Kino dekorieren, kriechen die Fliegen. In einer leressen schaffen tonnen, durchaus für eine weitere türkensreundlicher war als heute. Das kam ein fach daher, daß ich das Volk nicht kannte. Zu zugeben ist freilich, daß vor dem Balkankriege auch die Landeskenner säst alle eine bessere Mei nung von der Türkei hatten. Namentlich die Geschäftsleute, die öffentliche Arbeiten für die Türkei ausführen, glaubten nach der Konstitu tion, so sehr sie auch die Korruption in der Regierung erkannten, alle an eine gewisse Zu kunft des türkischen Reiches. Das ist gründlich kische Staatsangehörige, aber nicht etwa heim liche, sondern offene Gegner des Reichs. So lange der Türke der kriegerische Eroberer war, bildete er die Oberschicht, die die Offiziere und die Beamten lieferte und damit den Staat zu sammenhielt. Heute, in einer industriealisierren und kommerzialisierten Zeit, gelten an sich schon die kriegerischen Tugenden weniger; wenn nun aber die kriegerische Oberschicht das Einzige, Ivas sie hat, nämlich den militärischen Geist, ver liert, ist sie natürlich ganz erledigt. Im Reich tum kann der Türke mit Griechen, Armeniern und Juden nicht mit, da er aus dem geschäst lichen Leben völlig ausgeschaltet ist. Vermögend oder reich ist nur noch der Regierungsmann, der vorn „Bakschisch" im großen Maßstabe lebt, Seiten bestochen und geschmiert. Wer nahmen. Welche Schwäche muß dieses Osmanen am meisten schmiert, fährt am besten. j reich in sich haben, wenn es sich so etwas ge- Dichrer will verstehn, des Dichters Lande gehn; vorstellte, ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit, eine enge, höhlenartige Gasse mit kläglichen Häu sern, die bald hoch sind, bald niedrig, mit vor nehm tuenden Läden dritter Klasse und einer sich quetschenden Menschenmasse, die am Tage vorwiegend aus gelangweilten Europäerinnen, des nachts aus Pariser Koketten sechsten Ran ges besteht. Am heißesten Tage packt Dick), gehst Du durch die Grande Rue de Pera, dieses seltsame Frösteln, das einen überkommt, wenn man durch eine aufgeputzte, schlechtriechende Vor sladtstraße hindurch mutz. Tu bist aus dem Her zen irgend einer deutschen Stadt ziellos hinaus gewandert und befindest Dich nun plötzlich in einer seltsam andersgearteten Welt, wo aller grelle Prunk das Talmi nur immer stärker her kaunt. Und er dem man meist tiert, während dringen: Wer den Muß in weichen immer weiter geht, Elan immer mehr schwinden hin immer kraftloser werden, fest. In der Tat zeigt sich dann ihre Sebel und Dann verlangt er seine Mahlzeit. Gleich, spricht der Bauer. Die Frau bringt eine Schütze! doch wenigstens vor dem Ministerium, in das der tote Mann eben getragen worden war, eine Men schenansammlnng zu finden. Nichts davon: Die sonst offenstehenden Eingänge waren versperrt, und vor dem Gitter standen ein paar Offiziere und Soldaten. Einige Wagen fuhren heran, die ein paar Europäer brachten und einige Offi ziere. Etwa 200 Schritt vor dem Kriegsmini sterium liegt ein grohes türkisches Kaffeehaus. Dort sah alles voll wie sonst und freute sich sei nes Lebens. Höchstens an jedem zehnten Tisch wurde diskutiert, und ob man hier von Mahmud sprach ober von Zigaretten, ist mir auch noch sehr ungewiß. Falls die Tschataldscha Armee nicht auf Konstantinopel marschieren sollte, was hier manche glauben, wird alles auch weiter so ruhig bleiben. Die orientalischen Völker sind für den Ori ent geboren. Das klingt furchtbar banal, wird aber in Europa so selten kapiert. Reißt man sie ans dem Orient heraus, io sind sie hilflos, ^um Orient gehört aber auch die Despotie. Die Orientalen wollen einen straffen Herrscher über sich haben, der ihnen das Denken an Staat und Staatsgeschüfte abnimmt. Heule, wo die Kon stitution in der Türkei nun einmal da ist und das Abendland sich schon zu sehr eingefressen hat, ist der Jungtürke freilich der einzige, der noch etwas leisten kann; doch es hätte eben gar nicht erst bis zum Jungtürken kommen dürfen. Schon Goethe hat in seinen Noten zum Wesl- Oestlichen Divan, die ebenso wundervoll sind, wie die Gedichte, diese Natur der Orientalen er- -chewket wohnte. Ich glaubte sind nicht übel. Häuser reicher Türken, denen schon von außen die Haremsverschlossenheit an- haftet, wirken, obwohl sie ganz von Holz sind, mit entschiedener Vornehmheit. Einzelne Mini sterien, vor allein das Kriegsministerium, haben sogar etwas Monumentales. Sehr schön sind einige alte Moscheen; freilich gerade die Sofien kirchc haben die Türken außen verunstaltet. Fürchterlich ist es jedoch, wenn man in die europäischen Viertel: nach Galata und Pera, hinüberkommt. In Galara arbeiten die Euro päer, in Pera wohnen sie. Die Grande Rue de päischen Staaten wurde. Sie wurde aber Objekt,-nichts wußte, denn nirgendwo ist die Spionage Türke überhaupt kein VerwaltungsFim eigenen Lande vielleicht mit Ausnahme latent hat. Es gibt Völker, die keine staats- von Rußland io durchgesührt wie in der bildende Fähigkeit haben, und diese Völker kön^ Türkei, was auch natürlich nur für die schwäche werden soll, ist das ganz schlimm geworden, griechische Heer gespendet haben. Diese Jeder Industriestaat bettachtet das Osmanen men gingen in Schecks immer direkt an vor dem Kriegsministerium gewesen, in neureiches. Es weiß genau, daß Frankreich bei einer Teilung auf Syrien, Deutschland auf Ana tolien Anspruch erheben würde, und es hat gar kein Interesse daran, daß diesen beiden Mach teil im östlichen Mittelmeer wichtige Stellungen zufallen. So steuern sowohl Deutschland wie England aus dasselbe Ziel der Erhaltung der Türkei, und diese kann sich an den einen wie an den andern Staat klammern. Das Jung- türkentum war klug genug, sich an Deutschland zu halten, da es genau weiß, daß England sich seine Beschützerrolle bei weitem teurer bezahlen läßt. England will fortwährend neue Protekto rate und neue Konzessionen innerhalb des tür kischen Reiches und es löst so in Wirklichkeit einen Stein nach dem andern aus dem Gc- füge. Es ist merkwürdig, daß die Tripel-Entente bei der unablässigen Hervorhebung, daß die deut schen Instruktoren in der Türkei nichts zustande gebracht hätten, so ganz vergißt, daß die tür kische Marine sehr viel weniger im Kriege ge leistet hat als die Landarmee, daß diese Marine aber englische Instruktoren gehabt hat. Wäh rend den deutschen Instruktoren des Landheeres Hände und Füße gebunden waren, konnten sich die englischen Marineinstruktoren frei bewegen. sind alles Fragen, deren Erledigung zu sagt dort auch den Spruch, von nur sie ersten beiden Verse zi- Sie letzten bqiden noch tiefer wenn den nichttürkischcn Nationen der immer schärfere Verfall der Türkei deutlich wird. Wo bei auch zu bedenken ist, daß die mohammeda nischen Araber, die weile Strecken des Osmanen reichs bevölkern, Feinde des Türkentums sind wenn sie auch in der letzten Zeit der Türkei manchen wertvollen Staatsmann geliefert haben. lind doch mnß die Türkei auch heute noch von Deutschland gehalten werden. Bisher sind die Jitteressengebiete der einzelnen Großmächte in der asiatischen Türkei noch zu weuig abge grenzt, als daß eine Teilung ohne größte poli tische Schwierigkeiten stattfinden könnte. Gewiß ist Kleinasien und Mesopotamien deutsches In teressengebiet. Gehört aber auch der westliche Rand Kleinasiens mit Smyrna dazu, und wie weit reicht die deurfche Sphäre im Osten? Das scheu Stand immer weiter in Verrus bringt. Man sieht die Offiziere sich in den schmierigsten Kneipen hcrumtreibcn und beneidet die deut scheu Instruktoren nicht, die mit diesen Herren aus kameradschaftlichem Fuße verkehren müssen. Durch den Reichtum der Griechen und Ar meiner entwickeln sich stündig mächtiger wer dende türkenseindliche Schichten, während die osmanischen Juden in der Regel türkenfreund licher sind, da sie den Türken die Aufnahme . , . , .. l ganze europäische: annektierten, mau könnte dann wenigstens Hinterhaus" genannt; der Vergleich ist nickst Fuhig seinen Geschäften uachgchen. Ter religiöse schlecht, aber doch nicht durchaus treffend. Denm Fanatismus der Türken, der sie, wenn nicht für die Türkei will eben mit aller Gewalt mehr vor--^,, Slam so doch wenigstens für die Religion stellen als das Hinterhaus, -sie ist ein Vor stampfen läßt, besteht in Wirklichkeit nicht mehr, stadthaus mit Marmorfassade, die, wenn maniAuch dieser Fanatismus, der auf dem Fatalis näher herantritt, aus elendem Stein besteht, im nms beruht, war nur fruchtbar, so lange das den Malern eingematt sind. Mil solchem sal fVvlk im Vorwärtsstürmen sich befand. Da wirkle sehen Marmor haben die Türken sogar die^L>o-;der Fatalismus im aktiven Sinne, der Mann sienkirche innen ausstaffiert. Der echte Ltein schMe sich in den Kampf, weil Allah ja doch wurde herauslgebroHen — nicht überall, aber! von vornherein beschlossen hatte, ob er sterben dock) an vielen stellen — und dann der falsche, sollte oder nicht. Heute wirkt der Fatalismus eingesetzt, der ja dem rohen Blick genau so viclst-diglich passiv: der Türke duselt weiter, weil bietet. -er ja doch nichts ändern kann. Es mag SIMM HM Vie me Mei. Von Dr. Adolf Grabowski). ll. Die junge und die alte Türket. (Nachdruck verboten.) K o n st a n t i n o p e l, im Juni 1913. Sieht mau vom Galata-Turm zum ersten mal auf Konstantinopel hinunter, so ist mau benommen von dem wundervollen Bild. Ueberall blaues Wasser: das Marmara-Meer, der Bospo rus, das Goldene Horn und darin liegend, Berge erkletternd, die Städte, aus denen sich Konstantinopel zusammensetzt — Stambul, Ga lata, Pera, Skutari. Weiterhin die Unzahl der Vororte mit überall zerstreuten Villen. Hunderte von Schiffen fahren und kommen, über die bei den großen Brücken wogen die Menschen. Dann aber schaut man sich diese Stadt von Städten, diesen riesenhaften Komplex, genauer an und armen Droschke fährt eine Dirne vorüber und schreit mit spielenden Kindern. Vor einem 50 hei jedem Blicke. Die türkische Nation ist ein Pfennig-Basar steht gähnend ein goldbetreßter, vm, Neurasthenikern geworden, das mit Portier. Eine unerhörte Traurigkeit überfällt ,Bernden Nerven alles über sich ergehen läßt, Dich,-Und Du glaubst Mellen gewandert zu sein^ die tausend Krakehle seiner Parteien im So wie diese deutsche Vorstadtsttatze ist die: Inner,,. Hundertmal kann man jetzt in der Grande Rue de Pera. Und die Grande Rue de Türkei n icht nur etwa von Griechen oder Arnie Pera ist das Symbol sür die ganze Türkei. Sic.„wni, sondern von echren Türken den Seufzer möchte europäisch sein nnd kann es doch nicht, es wäre dock) das allerbeste, wenn die und das Ergebnis ist eine fürchterliche Halbheit. Europäischen Großmächte kämen und das Ma» hat einmal die Türkei das „r - -- Dieser Zustand tonnte, wie gesagt, nur des- fallen läßt! Es wäre lächerlich, anzunehmen, halb einreiben, weil die Türkei Objekt der euro daß die türkische Regierung von diesen Schecks .. MM - . ——"MiTürke, so kulturlos er auch ist, im Gimnde ein und Mauser Md. Am erträglichsten smd noch anständiger, gut zu leidender Kerl. Der klein dre rem türkischen ^elle: vor allem das aus der astatische Türke im Innern, der noch kaum mit asiatischen ^ute gelegene skutari das trot^ sei- Europäern in Berührung gekommen ist, ist die ner starken Bevolkerungszahl m ländlicher Stille ihm inzwischen auch zehnfach so hohe Preise ge- ihrer aus Spanien vertriebenen Glaubensbrüder boten worden. Die Korruption ist nur durch anrechncn. Die osmanischen Griechen haben im die Europäer ins Land getragen, und weil die Balkankriege fast sämtlich hochverräterisch gehan Europäer vorwiegend mit der Regierung zu tun delt. Europäer, die mit den Verhältnisten ge hoben, ist die Negierung am korrumpiertesten, »au Bescheid wissen, haben mir erzählt, daß die Seitdem die Türkei mit Gewalt industrialisiert kleinasiatische» Griechen riesige Summen für das nen durch nichts ihren Mangel ersetzen. Dazu,des Staates spricht. Hätte das Türkeutnm nnr gehören die Polen, dazu gehören auch die Tür einen Funken von Kraft in sich, so hätte es ken. So lange das türkische Reich auf Erobe diese reichen Griechen einsperren nnd ihnen Gel rung aufgebaut war, wurde es immer durch 'der und Güler konfiszieren müssen. Man hm strömt von dem großen Elan des Vorwärts mir sogar gesagt, daß man m griechischen Kir gehens. Mi: dem Zurückweichen der Türken chen Konstantinopels öffentlich sür den Sieg der Schritt für Schritt verlor sich dieser Elan, und Griechen gebetet hat; diese Tatsache ist freilich reich als sein Objekt, und die türkischen Beam- Ministerpräsidenten Venizelos. * ren werden, damit sie Konzessionen Herausrücken, 200 000—300 000 Franken waren Pera, von der man eine Unmenge gehört Hal ^on allen ... — — - und die man sich als eine herrliche Luxusslratze vollste Ehrlichkeit. Man hat mir vielfach ver Ter Türke hat eben, so sehr dis türken- Gegenden des türkischen Reiches geben, wo noch sreundlichen Publizisten das auch versucht haben ein fanatischer Haß gegen den Christen besieht, zu verschleiern, in Wirklichkeit gar keine Kultur. Im allgemeinen ist aber auch dieser Haß heute Seine Religion ist arabisches Gewächs, und dawusqestorben. Der Türke will seiner Religion der Koran niemals anders als in arabischer! nachleben dürfen, er will in Ruhe gelassen wer- überall: mit Absicht, um die türkische Marin« nicht groß werden zu lassen. Ich erwähne die ses Gerücht lediglich, ohne es mir zu eigen zu machen. Wer weiß aber, ob nicht wieder der Einfluß Englands, der glücklicherweise in Konstantinopel zurückgedrängt worden war, emporkommt jetzt, nachdem der beste Mann der Türkei, Mahmud Schewket Pascha, ermordet worden ist? Wer weiß, ob nicht das alte politisck)e L-chaukelspiel von neuem beginnt, bei dem der Staat aus den Fugen geht? Und dies der al lerschlimmste Grund für den Niedergang der Türkei: weder die rivalisierenden Großmächte, noch die rivalisierenden Parteien im Innern las sen das Land zur Ruhe kommen. Erfolgt ein mal ein hoffnungsvoller Anlaut, so wird er gleich wieder vernichtet. Die große Masse aber der Türken tümmerr sich nicht um dieses Getriebe. Sie lebt dahin, ohne eine Aufregung zu zeigen, ganz gleich, was auch geschieht. Uebereinstimmend hat man mir erzählt, daß nach den schwersten Nwt>^ lagen des Balkankrieges keine Spur von Er regung in Konstantinopel war. Selbst nicht in dem Moment, wo man aus den Einmarsch der Bulgaren vorbereitet sein mußte. Ebenso war es beim jungtürkischen Staatsstreich zu Anfang dieses Jahres, nnd ebenso war es jetzt wieder bei der Ermordung Mahmud Schewkets. Jeh bin unniittelbar, nachdem der Mord geschehen WlMkU IM MMM M. (Dezember.) Im T a g e b u ch e eines s ä ch s ische n G e i st I i ch e n aus der Nähe von Zwickau finden sich folgende Gefchichtchen; sie sind aus drücklich als Anekdoten bezeichnet nnd lassen auf alle Fälle erkennen, was sich die Bevölkerung von den fremden Soldaten erzählte. Wir las sen Scherz und Ernst folgen, wie sie die Quelle bietet. 1. Zu Neukirchen bey Chemnitz kommt Einquartierung. Der Hauptmann fragte nach einem groben, aber auch klugen Bauer in loco, zu dem er einen einzigen, unbändigen Soldaten legen wollte. Der Schulze giebt einen au, und dahin kömmt der Wildfang. Als er einttitt, wirft er Gewehr mrd alles hin und schlägt mit bloßem Säbel etliche mal auf den Tisch und spricht, hier ist meine. Der Bauer kömmt mit einem derben Prügel und schlägt damit auch so oft auf den Tisch und spricht auch, das ist mein ! Der Soldat sieht ihn an, flucht, der Bauer auch. Er geht in der Stube hin, der Baue»: auch her. Dann fragt er nach Essen und Trinken. Ja ja, spricht der Bauer, aber der Tisch muß erstlich leer seyn, und dann ist es zeigte sich, daß der Staat aus sich heraus: so ungeheuerlich, daß ich sie nicht recht zn glan nichts dafür einzufetzen lMte. Ta das Zurück 'den vermag. Aber möglich ist hier schließlich " " : alles, und es wird viel mehr möglich werden,