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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.06.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19130621024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913062102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913062102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-21
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
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dem Arbeitsuiarkte nicht so stark bemerkbar wie in den anderen Städten. Allgemein wird in den berichtenden Städten über geringen Be schäftigungsgrad im Baugewerbe geklagt. In Plauen hält der schlechte Geschäftsgang in der Spitzen- und Stickereiindustrie nach an,. Im Annaberger Gebier herrscht Flauheit in der Posamentenbranche. Bei dem Ueberangebot von Arbeitskräften in den Großstädten ist es erfreu lich, daß die Bermittlnng nach auswärts gute Fortschritte macht. Von sämtlichen in Frage kommenden Arbeitsnachweisen wurden im Mai 099 männliche Arbeitskräfte nach auswärts ver mittelt. — Bei der Tatsache, daß in Che m- n i tz ein starkes Ueberangebot von weiblichen Ar beitskräften stattsindet, wird inan es s e l t- s a in finden, das; alltäglich aus unserer Stadt und Gegend zahlreich e M ä d ch e n n a ch C h e ni n i tz auf Arbeit fahren, zmnal hier Mangel an weiblichen Arbeitskräften herrscht und die L ö h n e in Chemnitz k e i- neswegs höher sind als hier. Tie Ur sache dieser zunächst befremdlichen Erscheinung liegt aber nicht ans wirtschaftlichem, sondern ans einen« ganz andern Gebiete. Nächsten Sonntag früh 2 Uhr 10 Minu ten tritt die Sonne aus dein Sternbilde der Zwillinge in das des Krebses über. Sie hat damit in ihrer scheinbaren Iahresbahn ihre größte nördliche Abweichung vom Aegnator er reicht und befindet sich in der S o in m e r - s onne n w,e n d e. Bon da wandert sie nach Süden, bis sie am 23. September den Aeguator überschreitet. Mit der Sonuuersotn- nenwende nimmt auf der nördlichen Halbkugel der S o m m e r seinen A »fang, auf der südlichen der Winter. Der 22. Juni ist zu gleich der längste Tag. An allen Orten nörd lich des Polarkreises geht zurzeit die Sonne nm Mitternacht nicht unter, dort leuchtet sie die ganze Nacht. — Die Schubert und Salzer-Maschinenfabrik in Chemnitz hat nach der „Voss. Ztg." eine T r i k o t w i r k m a s ch i n c erfunde n und patentiert erhalten, von der sie sich große Er folge verspreche. Maßgebende Kreise lehnen eine Auskunft hierüber ab. Es soll sich uni eine automatische Struinpfslrickereimaschine handeln, die eine N efor in der bisherigen StrnmP f- st rickerei - Indu st r i e zu Folge haben dürste. — Das B a n n e r der Deuts ch e n Turnerschaft, das die Franksurler Tur ner am Festsonnabend der Stadt Leipzig über bringen, wird wie in allen früheren Festflädten, die Aufmerksamkeit in erhöhtem Maße erregen. Zum erstenmale wird dieses Banner nach der alten Turnstadt Leipzig gebracht, und es sind bei der Einholung nnd auch bei der Banner Übergabe besondere Festlichkeiten geplant. Glauchau, 19. Juni. Nach vorausge gangener Probelektion vollzog gestern der Schul vorstand die Wahl des Direktors an der Lehn grundschule. Von den zur engeren Wahl ge stellten fünf Bewerbern fiel die Wahl auf Herrn Tr. phil. Schroebler, Leipzig. Zwickau, 19. Inni. Die Stadtverord neten bewilligten dem Zwickauer Verein für Luftfahrt eine Beihilfe von 2000 Mark für den Zeppelintag am 6. Juli. Am genannten Tage wird das Luftschiff „Sachsen" von Leipzig hier- : Herkommen und Passagiersahrten veranstalten. — Dresden, 19. Juni. Ain 13. d. M. wurde auf einem Bureau in der König Albert Straße eine Kassette mit 200 Mark gestohlen.! Die Kassette sand sich am anderen Tag erbro chen und ihres Inhalts beraubt am Elbufer in Stetzsch. Von dem Täter fehlte zunächst jede Spur. Dann meldete sich am 18. d. M. bei der .Kriminalabteilung des Polizeigerichts ein Herr, der sich so eingehend nach dem Stande der Poli zeilichen Erörterung in dieser Sache erkundigte, daß die Beamten Verdacht schöpften und ihn festnahmen. Der Verhaftete war tatsächlich der Einbrecher, den die Neugier zur Polizei getrie ben hatte. — Wilsdruff, 19. Juni. Eine entsetzliche Tragödie spielte sich in Limbach-Birkenhain, un weit Wilsdruff, ab. Dort bewirtschaften die in den fünfziger Jahren stehenden Geschwister Schir mer, zwei Brüder und eine Schwerer, das ehe malige Zollhaus, zu dem ein Stück Feld ge hört. Die Geschwister Schirmer sind als Son derlinge bekannt, werden aber sonst gut beur teilt. Eine zweite Schwester war mit dein frühe ren Wirtschaftsbesitzer Vogel in Wilsdruff ver heiratet. Infolge liederlichen Lebensivandels verarmte Vogel und fristete in letzter Zeit sein Leben als Gelegenheitsarbeiter. Die Ehe Vogels wurde geschieden, nnd er hielt sich bei der Schwester seiner Fran und den beiden Br idern auf. Vogel wollte die Schweißer seiner Frau heiraten, iviirde jedoch von dieser abgewiesen. Wohl aus Rache und Eifersucht erschlug Vogel in der Dienstagnacht seine Schwägerin mit einer Radehacke. Der Mörder schleppte dann die Leiche in den Stall und hängte sie hinter der Stall tür auf. Nach der Tat versuchte Vogel sich die Kehle zu durchschneiden. Als morgens die Brüder aufstanden nnd in die Wohnstube tra- ten, saß der Mörder blutend auf dem Sofa, während die Schwester ermordet im Stall auf- gefnndcn wurde. Der Täter, der in den fünf ziger Jahren steht, wurde nach dem Wilsdruf fer Bezirkskrankenhaus gebracht, wo er sich auf dem Wege der Besserung befindet. Grimma, 19. Juni. Die Kirschennutzun gen an den Staatsstraßen der sechs znm Stra ßen- nnd Wafferbauinspeklionsbezirke Grimma gehörigen Straßenmeistereien Grimma, Wurzen, Colditz, Rochlitz, Mittweida und Penig brachten in diesem Jahre nur einen Erlös von 2100 Mark gegen 33 000 Mark im Vorjahre. Mueltes vom Lage. * Die vierzehn e i n g e s ch l o ss e n en Bergleute gerette t. Aus MörS, 19. Juni, wird geschrieben: Die vierzehn Berg leute, die gestern früh auf Schacht 1 der Zeche Friedrich Heinrich in Lintfori durch Zubruch gehen einer Strecke eingeschlossen worden find, sind gerettet worden. Sie sind sämtlich unver letzt nnd wohlauf. * Ein v e r s chol l e n e r M ililä r b a l l o n. Ani 16. d. M., abends, stieg der in Thorn stationierte Militärballon „Gronen" unter Führung des Oberleutnants Böhmer vom 21. Infanterie Regiment zu einer Fernfahrt aus. Bis jetzt fehlt jede Nachricht über den Verbleib des Ballons. In der Gondel befanden sich außerdem noch Leutnant Afheldt vom 21. In fanterie Regiment und Leutnant Schmidt vom 11. Fußartillerie Regiment. * Siebzig Gebäude ab g e b r a n n t. Aus Kosow (Galizien) meldet der Draht: Hier find dreißig Wohnhäuser und vierzig Wirtschaftsgebäude niedergebrannt. * Landung ei n e s deul s ch e n Freiballons i n R u ß l a n d. Der dem Posener Luflfahrverein gehörige Ballon „Wilms" ist in Rußland in der Nähe von Kalisch gelan det. Die vier Insassen wurden von den Be hörden zurückqehalten. * Der „I in p e r a t o r" in N e w- ! hor k. Aus Newyork wird noch zur Ankunft des Riesendampfers „Imperator" gemeldet: Der Dampfer „Imperator" wurde bei seiner Ankunft von den Sirenen aller Fahrzeuge lebhaft be grüßt. Am 20. Juni findet an Bord des „Imperator" ein Empfang statt, zu welchem die städtischen sowie die Bundesbehörden eingeladen sind, desgleichen Vertreter der Presse des gan zen Landes. Direktor Dr. Buenz und die Vize direktoren Maher und Stickles führen den Vor sitz bei dem Empfang. Ein zweiter Empfang findet am Sonnabend statt. Am Sonntag und Montag ist dem Publikum der Besuch des Dampfers gestattet gegen eine Eintrittsgebühr von fün'zig Cents pro Person. Der Geldbetrag wird wohltätigen Zwecken überwiesen. — Aus Hamburg wird noch berichtet: Der „Imperator" hat trotz wiederholten Aufenthalts durch Nebe! und zeitweilig sehr stürmisches Wetter auf der Reise nach Newyork eine Durchschnittsgeschwin digkeit von 21,13 Seemeilen erzielt. Handel und Gewerbe. Kr»«»n, IS Juni. Upland middling loko «2»/, PH Ruht» Liverpool, IS Juni Lagerumsatz 7000 Uav«» Liefe« rungen stetig. Juni 6,61, Juni-Juli 6,54, August-September 6,44, Oktober-November 6,26, Dezember-Januar S,21, Febiuar- März 6,22. IS Juni. ProdUktenkorse. «Leizen Juli 266,75, September 204,75, Oktober —. Rogge» Juli 167,75, September 168 — Oktober 163,56 Hafer Juli 163 56, September 167,—. Moi- amertkan. mixed Juli — —, Sep tember —. RübSl Juni 66,—, Oktober 66,16, Dezember ßahlungSetnstellunaen: Handelsgesellschaft Karl Kehlert u. Co. in Dresden. Materialwarenhiindlerin Anna Minna Lauterbach geb Geibel in Plauen. — Ausgehoben- Lchankwtrt OSkar Otto HaniS in Reichenbach t. V. Kaufmann Otto Kurt S-tümps iu Leipzig. Kaufmann Paul Oito Tho mas in Oberneukirch bei Bischofswerda. Schlachtviehpretse aus dem Biehhose zu Chemnitz nach amtlicher Feststellung. Auftrieb: 686 Kälber, 497 Schweine, zusammen 1180 Tiere. Kälber: Feinste Mast- (Vollmilch-Mast-) und beste Saug kälber S2—87 (57—60), mittlere Mast- und gute Saug' kälbe« 90—83 (54—56), geringe Saugkälber 8S—93 (50—52) älter« gering genährte Kälber (Fresser) fehlen (—). Schweine Voll fleischige der feineren Rassen und deren Kreuzungen im Alte, bis zu I"« Jahren 68 (68), Fettschweine 66-67 (66-67), fleischige t<>—67 (66—67), gering entwickelte 01-65(64 -65), Sauen und Eber 12—65 62—65). Die Preise verstehen sich bet allen Viehgatlungen süi Schlachtgewicht per 50 Kilogramm. (Die eingeklammerten Zahl« bedeuten die Lebendzewichtspreise.) Die Schlachtgewichispreis« bei Schweinen verstehen sich nach Abzug von 20 Proz. Tare Kirchliche Nachrichten. Dt. Stzriftophort-Parochie Ho-enstet« Ernstthal. Am 5. Sonntag nach Trinitatis vormittags 9 Uhr Haupt- gottesdiensi. Predigt über Luk. 5, I—II. Herr Pastor Dybeck Nach der Predigt Beichte und Kommunion. Nachmt tags halb 2 Uhr Kindergottesdien st. Ev.-luth. Jungsrauenverein: Atends 8 Uhr iw Pfarrgarten und VereinSlokal. Ev.-luth. JüngltngSverein: Nachmittags m Gar ten, abends 8 Uhr im Veieiusiokal. Kircheuchor: Montag abend Uedung. Wockienamt: Herr Pastor Dybeck St. Lrinttatis-Parschie. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni, vormittags 9 Uhr Predigtgottesoienst. Herr Pastor Boehncck Nachmittags halb 2 Uhr Kindergottesdien st. JüngltngSverein: AbendS 8 Uhr im Gemeinde- Hau8. Jungsrauenveretn: Abends 8 Uhr im Gemeinde hau». Montag nachmittags 2 Uhr Großmutterveceinigung im Gemeindehaus. Wochenamt: Herr Pastor Boeßneck. Oberlungwitz Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni 1813, vor mittags S Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk. 5, I—II. Herr Pfarrer von DoSky. Vormittags halb 11 Uhr Beichte und Feier dcS heiligen Abendmahls. Herr Pfarrer von DoSky. Vormittags II Uhr TaufgotteSdienst. Jünglingsverein: TagesauSslug ins Muldental. Die Teilnehmer müssen sich bis halb 6 Uhr am Bahnhof Wüften- brand cinfinden Jungsrauenverein: Nachmittags 3 Uhr JahreSfest. Wochenamt: Herr Pfarrer von DoSky. Gersdorf. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni vormittags 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Hildebrand. Danach Beichte und heil. Abendmahl. Nachmittags halb 2 Uhr K i n d e r g v t t e s d t e n st. Abends halb 8 Uhr Jungfrauinvereiu. Dienstag, den 24 Juni, abends 8 Ubr Bibelslund« ti der Lirchschule. Tie Woche für Taufen und Trauungen hat Herr Pastor Hildebrand, für Hauskommunionen und Begräbnisse Herr Pastor Böttger. Langenberg mit Meinsdorf. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni, früh halb 9 Uhr Beichte, 8 Uhr HauptgotteSdienst mit Padigt übe> Luk. 5, 1—11 und anschließender Abendmahlsseier. Nachmittags halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den Konfirmierten der drei letzten Ostern. Erwachsene sind herzlich dazu willkommen. 6. Juli Missionsfest in Callenberg Grumbach mit Tirschheim. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni, voimittags IO Uhr Lescgottesdienst. Langenchursdorf mit Falken. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni, vormittags halb 9 Uhr Beichte. Vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt und heiliges Abendmahl. Nachmittags halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mi: den Jungfrauen der Kirch fahrt. Donnerstag, den 26. Juni, vormittags 10 Uhi W o ch c n- kommunton in der Kapelle zu Fal'en. Freitag, den 27. Juni, vormittags 10 Uhr Wochen kommunton in der Kirche. Bernsdorf. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni, vormit tags 9 Uhr HauptgotteSdienst mit Predigt des Herrn eno.i. lkeol. Lindner über Luk. 5, 1—I I. Callenberg mit Reichenbach. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 2 k. Juni, vormit tags 9 Uhr Hauptgottesdienst n it Predigt übrr Luk 5, I —II. Nachmittags halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Abends 8 Uhr Jungfrauenverein. Wüstendrand. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni 1913, vor mittag» 9 Uhr Predigtgottesdienst. Vormittags halb II Uhr kirchliche Unterredung. Mittwoch den 25. Juni, abends 0.9 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsveretns im Psarrhause. Donnerstag, den 26. Juni, abends ß.9 Uhr BibeistunLi der landeskirchl. Gemeinschaft im Psarrhause. Erlbach mit Kirchberg. Kirchberg: Am 5. Trinitatissonntag vormittags halb » Uhr Hauptgottesdiensl Erlbach: Am 5. Trinitatissonntag nachmittags halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Kinderharsen mitdrinxen. TL. Egldien. Am 5. Sonntag nach Trinitatis, den 22. Juni, vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk. 5, I —II. AW MW Mklin. Roman von Fr. Lehn e. 45s (Nachdruck verboten.) Lothar sah „Herrn von Hiddessen" nicht iin Eßzinimer; die Lür nach dem Salon aber war geöffnet, er hörte Schrille darin, und so ging ei quer durch den großen Raum hinüber. Aber nüe angewurzell blieb er da plötzlich flehen er halte Uvonne erblickt ! lind sie Ivar genan so fassungslos wie er — sie zitterte am ganzen Körper nnd mußte nach einem Halt suchen. Sprachlos starrten sie sich beide au. „ Ivonne — .Konitesse — Sie ? rang es sich endlich inühsam von seinen Lippen. „Herr von Steinhagen, ich glaubte. Sie seien verreist!" stammelte sie. „Der Herr Justiz rat sagt es mir doch !" „Der Justiziar? Ja, wo ist er?" Lothar uil) sich nach ihm um; er war nicht mehr da. Das war doch höchst sonderbar — ein Geheim nis niußte sich dahinter verbergen! leidlich hatte er sich jetzt gesaßt. „.Kouitesse, was verschafft inir die Ehre Ihres Besuches?" In hilfloser Verlegenheit krampfte sie die Hände ineinander. „Der Iustizrat wird Ihnen alles erklären." „Nein, Sie se.bsl, Komtesse. Der Iustizrat sagte mir, ich würde hier den — den neuen Be sitzer" - er sprach langsam, stockte mit eiueni Male, blickte fragend auf das Mädchen vor sich, nnd da begriff er. „Sind Sie das vielleilcht, .Komtesse? Haben Sie etwa gar Steinhagen gekauft?" fragte er atemlos. Ivonne senkte den dunklen Kopf. Glühende Röte überflutete ihr Gesicht; sie konnte nicht antworten. „Warum haben Sie das getan, Komtesse?" „Weil ich wußte, wie sehr Sie Steinhagen liebten, und da sollte eS nicht in fremde Hände fallen ; es soll in Ihrem Sinne verwaltet wer den." „Wer aber würde das tun? Tenn Sie selbst -" Da hob sie die Augen voll zu ihm empor. „Sie, Herr von Steinhagen. Ich wollte Sie bitten, nun wir doch eünnal zusammen sind — vielleicht als — Pächter —" Sie war zu verwirrt, fand nicht die rechten Worte, und er ging garnicht darauf ein, sondern sagte : „Und Sie, Konilcssc?" „Ich muß vorläufig bei Großmama blei ben ; sie hat einen großen Schmerz erlitten." „Ah, ich sehe, Sie tragen Trauer!" „Ja, um meinen Vetter, Herrn v. Brücken. Sie kannten ihn ja auch und wissen wohl auch von seinem plötzlichen Tode." Er starrte sic an, als habe er nicht recht -gehört. „War er Ihr Verwandter ? DaS wußte ich nicht!" „Ist es nicht erklärlich, Herr von Steinhagen, baß ich das nicht sagte — in abhängiger Stel lung, in der ich damals war?" „Und er war Ihnen sehr teuer?" fragte er iu so eindringlichem Ton, daß sie ihn besrcmdet ansah. „Ja, Herr von Steinhagen, denn er war der einzige gewesen, der mit mir heimatlosem Kinde Mitleid hatte. Mein Vater hatte gegen den Willen seiner Mutter geheiratet, und des halb war ich kein willkommener Gast aus Bur gau bei Großmania, als mir die Eltern früh zeitig durch deu Tod genommen waren und ich dort erzogen werden sollte. Ich bekam bald Dif ferenzen mit Großmama. Sehen Sie, Herr von Steinhagen, das war es, was mich drückte, mich fo ernst sein ließ! Meine Kindheit war trübe — die wenigen freudigen Stunden darin habe ich meinem Petter Lutz zu danken. Was Wunder, daß ihm mein Herz da entgegenslog! Und deshalb betrauere ich seinen Verlust aus tiefstem Herzen, obgleich er uns allen durch seinen Leichtsinn schwere Sorgen gemacht hat! Sie wissen vielleicht noch mehr als ich. Ich erinnere mich, daß Sie einmal zu Fräulein Kon- jtanze von ihm sprachen, sie vor ihm warnten!" Er nickte mehrere Male vor sich hin — nun vermochte er sich vieles zn erklären. Aber der letzte Wunsch des jungen Offiziers — er hatte ihn doch vor Aronne knien sehen, hatte ihre lieben Worte, das vertrauliche Tu gehört. Konnte, durfte er aber eiugefteheu, daß er — gelauscht hatte, und wenn es auch nur sür .'inen Augenblick und bloßer Zufall war? Ta war noch ein Zweifel zu lösen. Riesengroß aber flieg darüber die Hoffnung, die Gewißheit, daß er sich vielleicht doch getäuscht, daß Avonue ihn iieblc. — — „Und ich hatte geglaubt, daß Sie und Ba ron Brücken durch ein innigeres Band als das der Verwandtschaft mit einander verknüpft seien", meinte er leise. „Wie sind Sie auf eine solche Annahur? ge- wmmen „Ich hatte Sie beide. einmal gegen Abend zusammen aus der Straße gesehen — und da dachte ich, glaubte ich" — entgegnete er zögernd. - „Und daun sein Besuch bei Ihnen, kurz be vor Sie uns verließen." „O !" sagte sie nur und legte die Hand über die Augen, als ob ein allzu greller Blitzstrahl sie blende. Sie erinnerte sich jenes Nachmil lags genan. Und so hatte sie Lothar gesehen? lind nnn wurde ihr alles klar. Denn von jener Zeil an, da Lutz ausgetaucht, hatte all mählich Lothars Verhalten gegen sie an Zurück Haltung zugenommeu. Er war also eifersüchtig auf Lutz gewesen - daher also — ein berauschendes Glücksgofühl erfüllte sie. Nun wollte sie ihm alles sagen. Klarheil sollte zwischen ihnen beiden sein. Sie schlug die wunderschönen, samtdunklen Augen zu ihm aus. „Nein, Herr von Steinhagen, das würde nie gewesen sein, dazu hatte ich Lutz zu genan kennen gelernt. Eine kurze Zou gab es ja, in der ch aller dings glaubte, daß er und ich — Er war mir sehr lieb, und ich hoffte von ihm, daß er mich aus der Abhängigkeit von Großniama befreien würde, doch ich hatte mich in ihm getäuscht und das Vertrauen zu ihm verloren. Ich gab ihm sein Wort zurück Und sein Besuch an dem Tage — — Lutz hatte drückende Verbindlichkeiten und die uner wartete Erbschaft legte mir wohl die Verpflich tung auf, ihm zu helfen." Sie sprach so einfach, so klar — jedes Wort mußte er ihr ja glauben. Welch ein Tor er gewesen war, auf den bloßen Schein hin zu urteilen, sich dadurch sei» Glück zu verscherzen! Wenn er nun sprach? Nein, jetzt konnte er es nicht : sein Stolz lehnte sich dagegen auf, um die reiche Erbin zu freien, die ihm in so feiner Weise ein solch großherziges !Geschenk ja, das war das rechte Wort, Ge schenk — machen wollt-e! Er nahm seine ganze Selbstbeherrschung zu lammen, das Mädchen, das so unendlich lieb reizend, rührend in seiner schwarzen Kijoidung aussah, nicht an seine Brust zu reißen. „Ich freue mich, Komtesse, daß wir uns noch einmal gesehen haben !" sagte er. „Diese Aussprache Hai manches beseitigt, was mich sehr geguält Hal. lind ich danke Ihnen tausendmal dafür, daß Sie mein Steinhagen erworben haben ; jetzt, weiß ich es in den besten Händen und kann be ruhigt gehen. An die Heute können Sie sich verlassen, Sie sind alle erprodl, tücküig und ehr lich. Aber was Sie mir vorhin so großmütig anboten, Steinhagen als Pächter zu übernehmen, das kann ich nie." Da füllten sich ihre Augen mit Tränen. „Warum nicht ? Sie können es mir doch am besten erhallen, während ich noch bei Groß mama sein muß. Ich kann sie jetzt nicht al lein taffen." „Begreifen Sie das nicht, .Komtesse? Ich kann Ihnen nicht verpflichtet sein!" „So jtolz?" Schmerzlich sah sie ihn an. „Tann hab' ich auch keine Freude mehr daran", sagte sie leise, „dann ist meine Anwesenheit hier üverflüssig." Ihre Stimme bebte, welche Pein, welche Demütigung für sie ! Ausdrängen wollte sie sich nicht länger. „Leben Sie wohl, Herr von Steinhagen." Er faßt? ihre kleine feine Hand mit beiden Händen nnd neigte sich fast ehrfurchtsvoll da rüber. Als sie seine Lippen darauf fühlte, durchflog ein heftiges Zittern ihre Gestalt. Er sah es, und heiß strömte ihm das Blut nach dem Her zen. All seine kühle Ueberlegung, seine Be denken wichen — er hielt ihre Hand ganz fest und blickte in ihr? iränenschimmernden Augen. (Schluß solgt.)
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