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ganzen Packe» ihrer alten Briefe um ein gutes Stück Geld abzuürufen. Nach kurzer Unterhaltung sagte ihm der Kol lege aus den Kops zu, datz er es offenbar au die Marken der Briefe abgesehen habe, und das? er die alte arme Frau übervorteilen wolle. „Im Gegenteil," versetzte Herr Pollak, „ich gewähre ihr den Vorteil, datz ich ihr etwas bar bezahle, was sie für vollkommen wertlos hält." Herr Schultze aber meinte, es sei doch wohl seine Menschenpflicht, die alle Frau über den wahrscheinlichen hohen Wert der alten Brief marke» auszukläre», und lief sofort in das Stübchen hinüber, in das die Frau auch so eben mit den vom Boden herabgeholten Briefen zurückkehrte. Sogleich legte er seine Hand auf das sau ber eingeschlagene Briefpaket und sagte mit einer Stimme, die vor Menschenfreundlichkeit zitterte . „Liebe Frau, ich kann es nicht ansehen und will es nicht verantworten, datz Sie übervor- reilt werden und die Briefe zu billig verkaufen. Ich biete Ihnen zweihundert Mark dafür!" „Dreihundert Mark!" versetzte Herr Pollak, seine Wut hinter einem Lächeln verbergend, während die alte Frau ganz erschrocken von ei nem zum andern blickte und noch gar nicht den Mut sand, an so viel Glück zu glauben. „Vierhundert Mark bot Herr Schultze nach kurzem Zöger». „Esel!" zischte Herr Pollak mit einem gif tigen Blick. Er fürchtete, die Frau könnte nur, mißtrauisch und das glänzende Geschäft ganz vereitelt werden. „Besser die Hälte als gar nichts," dachte er und sagte nun mit welt männischer Heiterkeit, indem er seinen Kollegen leise mit dem Fuße streifte: „Also schön. Es übersteigt eigentlich den Wert der Briefe ganz bedeutend. Aber wir wolle» mal nobel sein und Sie etwas mehr verdienen lassen, als eigentlich recht ist. Wir kaufen die Briefe gemeinsam für vierhundert Matt. Einverstanden, Kollege?" „Einverstanden," entgegnete dieser und ging i» sein Zimmer zurück, um das Geld zu hole», während Herr Pollak zehn Zwanzigmarkstücke auf dem Tisch aufzählte. Als Herr Schultze wieder eingetreten war und seinerseits zwei Hundertmarkscheine dazugelegt hatte, gab die Alte mit zitternden Fingern die Briefe heraus und liebkoste nun in plötzlich erwachter geiziger Freude den unerwarteten kleinen Reichtum. Die Briefe waren alle sorgsam entfaltet und Hlalt aufeinandergelegt. „Der alte Kram war reichlich verstaubt und verschmutzt," sagte sie. „Aber nun ist alles sauber. Sie können es unbesorgt anfassen. Ein-, hundert und acht Strick sind es im ganzen." „Hm," machte Herr Pollak aus Linz, wäh rend in seinem Kopf der Gedanke an zehn tausend achthundert Mark tmrzte. „lind wo find die Umschläge?" „Ach da stand ja nichts Interessantes drauf. Nur die Adresse». Die schmutzigen Umschläge habe ich gleich ins Herdfeuer geworsen und verbrannt." Mit einem Wutschrei stürzten die beiden Käufer iir die Küche, um vielleicht noch etwas zu retten. Aber es Ivar auch nicht ein un verbranntes Papiereckchen mehr zu sehen. Sie begannen nun zu fluchen und sich ge genseitig mit Beleidigungen zu versehen. Die Alte hatte inzwischen in ahnungsvoller Angst das schöne Geld versteckt, und als sie nun in der Küche darüber aufgeklärt wurde, datz sie soeben einen Wert von vielen tausend Mart verbrannt hatte, beteiligte sie sich an dem Be leidigungswettbewerb und hatte an dem eben noch so Heitz empfundenen Glück der vierhun dert Mark gar keine Freude mehr. Vermischtes. * Aus derSuche nach neuen Diaman tenfeldern. Wie aus Johannesburg gemeldet wird, ist kürzlich von dort in aller Stille eine Ex pedition aulgebrochen. Sie wird ihren Weg über Delagoa-Bay und den Limpopo nehmen, und ihre Aufgabe ist es, neue Diamantenfelder in Portugie- isch-Siidafrika zu entdecken. In dem Gebiet, das mflir in Betracht kommt, soll vor zwei oder drei Jahren die Leiche eines weißenMannes ausgefunden wor den sein, der zusammen mit einem eingeborenen Diener an Hitze und Durst zugrunde gegangen ist. Aber n seiner Tasche entdeckte man einen Beutel, der mit Diamanten gefüllt war. Auf seinen Spuren will man nun wieder Vordringen. Die Diamanten- ücher haben sich die nötigen Konzessionen bereits von len portugiesischen Behörden besorgt. Freilich stehen ihnen arge Strapazen bevor, ehe sie das Ziel ihres Strebens erreichen können. Wenn die Expedition den Limpopo überschritten hat, betritt sie das berüch tigte „Große Durstland", wo meilenweit keine Quelle zu finde» ist. Man darf auf das Schicksal der küh nen Schatzsucher gespannt sein. Entweder hört die Welt demnächst von märchenhaften neuen Diamanten- eldern oder von der Tragödie einiger Weißer, die m Innern Afrikas den Tod gefunden. * Neues vom Kino. Der Siegeszug des Kino wird durch einige Tatsachen bezeichnet, über die in ausländischen Blättern berichtet wird. In Irland hat sich eine Gesellschaft mit einem Kapital von 200 000 M. gegründet, deren Ziel die Errichtung von Kinotheatcrn im Lande ist. Daran wäre an sich nichts Auffälliges; ihre Bedeutung erhält die Tatsache erst durch den offiziellen Anstrich, den ihr der Lord-Mayor von Dublin verleiht, in dem er an die Spitze der Subskribenten getreten ist: man steht also im Kinematographen auch in Irland einen mächtigen Kultuifaktor, der der amt lichen Förderung würdig ist. Daß das Kino vor nichts zurückschreckt, hat es bereits dem Parsifal gegenüber bewiesen. Nun kommt auch Maeterlinck mit seiner zoriesten Dichtung „Pelleas und Meli- sanda" an die Reihe; der Dichter hat sein Werk einer Filmgesellschast „unter höchst günstigen Bedin gungen" überlasten. Auch in den Gerichtssaal hat das Kino siegreich Einzug gehalten. Pariser Blätter melden, daß ein junger Mann von einer Straßen- buhngesellschaft wegen eines schweren Unfalls, durch den er in seiner Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigt wäre, 200 000 FrS. Schadenersatz forderte. In der Gerichtsverhandlung mußte er die Ueberraschung erleben, daß der Anwalt der Gesellschaft eine Kino aufführung veranstaltete, wobei man auf dem Film den „Verwundeten" bei einem Wettlauf als Sieger Eintreffen sah und aus einem andern Film seine Kunst im Boxkampf zu bewundern Gelegenheit hatte Das klassische Land des Films scheint aber doch Amerika zu sein, wenigstens wenn man den Um fang der Produktion und des Konsums b.-rückstchligt. In den Vereinigten Staaten bestehen gegenwärtig 00 Fabriken, in denen nur kinematographische Films hergestellt werden. In einem Jahre haben sie 10 000 km Films geliefert, und dabei nimmt die Produktion ständig zu. In Newyork bestehen jetzt 1200 Kinotheater, die im Durchschnitt täglich von über einer Million Zuschauern besucht werden. Man begreift daher, daß ein Drittel Theaterdirektoren sich vor dem Bankrott nur dadurch retten können, daß sie ihre Häuser in Kinobühnen verwandelten. * Ungehorsam. Jedem, auch dem klein sten Ungehorsam der Kinder muß die Strafe auf dem Friß folgen. Wenn ein Kind den Ofen oder den Lampenzylinder anfaßt, so wird es das kaum zum zweiten Male tun, denn es hat genau gemerkt, auf den Ungehorsam ist sofmt die schmerzhafte Stiafe gefolgt. Soll also ein Kind Gehorsam lernen, so muß es von frühester Jugend gestraft werden, wenn es ungehorsam war. Narürlich muß die Strafe im Verhältnis zu dem Vergehen stehen, in vielen Fällen genügt ein kleiner Klaps auf die Finger. We..n die Mutter dem Kind etwas ver bietet, darf sic nie gestatte», daß daS Kind fragt, warum; es muß fühlen, daß die Mutter es weiß und daß diese nur sein Bestes will. Das muß genügen. Also Strafe muß sein, aber die Mutter hüte sich, im Zorn zu strafen und ihr Strafrecht zu mißbrauchen. Auch bei der Strafe muß das Kind die Liebe der Mutter fühlen. Es muß empfinden, daß es durch seine» Ungehorsam der Mutter Schmerz bereitet hat und daß die notwendige Strafe ihr weher tut als ihm * Ein tüchtiger A m t s b o t e. Aus Pose» wird geschrieben: Im Städtchen Obor- rrik waltete der Distriktsamtsbote G. Wunderlich als Exekutor für irr Haft umgewandelte Polizei- strafen auftragsgeinäß seines Amtes. Statt nun aber die Häftlinge in Nummer Sicher zu ver wahren, „überwies" er sie jedesmal seiner bes sere» Ehehälfte, die sie i» Haus, Hos und Gar ten fleißig beschäftigte und abends nach Hause schickte. Das ging etliche Monate lang, bis die Sache ruchbar wurde. Vor der Strafkammer machte Wunderlich geltend, er habe aus Huma nitären Beweggründen gehandelt, da das Arrest- lokal zum menschlichen Aufenthalt nicht geeignet sei. Ter brave Mann mußte seine Menschlich keit mit vier Monaten Gefängnis büßen, zumal er noch falsche Beköstigungsrechnungen der Be hörde eingereicht und sich hatte bezahlen lassen. W M SIIM. Durchschaut. „Ich hatte heute das Unglück, Herr Baron, mit einer Flasche „Johannisberger" zu stolpern!" „Sie sind wirklich ein Kenner, Johann. Wenn Sie mit einer Flasche Wein gestolpert sind, dann ist's immer eine vorzügliche Marke gewesen." V o ni K a s e r n e n h o f e. Hauptmann: „Was sind Sie in Ihrem Be ruf, Einjähriger?" Einjähriger: „Kunstmaler, Herr Haupt mann!" Hauptmann: „Dann merken Sie sich aber: bei uns gibt es nur eine Richtung!" R e i n f a l l. „Warum siehst Du den» so niedergeschlagen aus?" „Mir ist eine schöne Geschichte passiert! Meine Frau war doch jetzt vier Wochen ver reist, und ich schrieb ihr, ich säße jeden Abend zu Hause und arbeitete. Und jetzt kommt der Kerl niit der Gasrechnung von ... 30 Pfg!" Unerwartete Einwendung. „Kind, Du mußt Englisch lernen; bedenke doch bloß, zweihundert Millionen Menschen spre chen Englisch." „Aber, Papa, ich glaube, das sind doch ohnedies genug." Zuviel verlangt. „Die Schuhe, die Sie mir gestern geliesert haben, Meister, knarren ja fürchterlich." „Aber, gnädige Frau, für dvessen billige» Preis kann ich Ihnen doch keine Spieldose hin- eintu»." A uch ei» Pro tz. „Sie haben aber argen Schnupfen, Herr Huber!" „Dös macht nix; unsereins hat im Tag a paar Dutzend Taschentücher zum Verschneuzen — aber was da arme Leut' tun?" LandwiMaMche Mitteilungen. natürliche Zuchtwahl und die rastlose Tätigkeit Sachverständiger aus der Runkel- — die Milchergiebigkcit steigern und unter Um Die Zuckerrübe liefert, richtig angebaur, dem ken während der Fütterung spricht. zelkopf der Rübe in den Boden eindringt wird, und dann die Tiere unfreundlich und un-j zelkopf der Rübe in den Boden eindringt, barmherzig behandelt. Dabei wird das Melken! Die bei der Zuckerfabrikation sich ergebender. Blätter kommt der Rübe auch eine geringe Re genmenge zugute, weil das Wasser nach der Mitte zusammenläuft und unmittelbar am Wur Mitzhclligkeite» im Gefolge. So beispielsweise die, daß wegen der unruhigen Haltung des Tieres der Melker sehr ost leicht selbst unruhig stände» auch wecken kann. In dieser Bezie-! Landwirt einen guten Reinertrag, be- hung zwischen Allgemeinzustand und Milchlei-'sonders da, wo die menschlichen Arbeitskräfte stung liegt der Hauptgrund, der gegen das Mel- noch nicht sehr teuer sind. Die Preisschwankun- Füttert!gen sind verhältnismäßig gering^ der Rüben- , so stehen die Kühe Pflanzer kennt de» Preis der abzuliefernden Es ist weiter vekannt, daß es bis zu einem gewisse» Grade im Wille» des Tieres gelegen,hervorragender ist, die Milch zuräckzuhalten, wie man ander- rübe Herausgezüchtet und ihr Zuckergehalt bis seits durch äußere Mittel — Reiz und Uebung auf 20 Prozent gesteigert. man während des Melkens, —— —. nie so ruhig, wie vor der leeren Krippe. Denn , Rüben vor erfolgter Saat. Der Verkauf der unter der Vielgeschäftigleit des Fressens und! Rüben entbehrt des Zwischenhandels und ver Melkens muß eines oder das andere, wenn anlaßt keine Kosten. Alsbald nach Ablieferung nicht beides zugleich, leide». Die Kuh nimmt der Ware wird Zahlung geleistet. selbstredend vom Melken weniger Notiz, als Die Rübe ist weder gegen Nässe, noch gegen vom Futter; ihre Aufmerksamkeit wird durch' Trockenheit sehr empfindlich. Letzteres hat na- das unzeitgemäße Füttern von ihrer wirtrschast-ftnentlich der trockene Sommer des Jahres 1905 Tiere während des Melkens geschieht. Es ist aber nur zu gut bekannt, daß die Milchabgabe, wie kauni eine andre Leistung der Nutztiere, von seinem Allgemeinbefinden abhängt. Er krankt z. B. eine Milchkuh, so läßt die Milch augenblicklich nach oder versiegt vollständig, oder sie zeigt fehlerhafte Veränderungen, wie dies häufig der Fall ist. Sie WMW -kl MklM M WWslKW. Die Zuckerrübe ist' eines unserer jüngsten Kulturgewächse. Sie wurde nach und nach durch lichen Hauptleistung abgelenkt und diese da-j bewiesen. durch ganz unsystematisch geschädigt. ! Infolge der im Herbst vor der Rübensaat Daß das Vieh ruhig und sanft behandelt ivorgenommenen tiefen Bearbeitung des Bodens sem will, daß Beunruhigungen welcher Art verteilt sich bei reichlichem Regen da^ Wasser immer die Milchergiebigkeit der Tiere beein-!in der Ackerkrume und im Untergrund rasch; trächtigen, ist bekannt; zu den intensivsten Stö-! die Rüben leiden deshalb selten durch Nässe, rmigen der Milchleistung ist es aber zu zählen, Die durch starken Regen gebildete Bodenkruste wenn die Kühe während des Melkens zum! kann mittels des Felgpfluges oder der Hacke Fressen und zum Kampfe ums Futter angereizt.leicht beseitigt werden. Wegen ihrer tiefgehen- werden. Außer den im Organismus gelegenen! den Wurzeln leidet die Rübe auch nicht beson- Störungcn des Milchabsonderungsprozesses hat.ders durch Trockenheit. das gleichzeitige Füttern und Melken noch andere! Durch die trichterförmige Stellung ihrer M!« MM -es Mens. In verschiedenen Wirtschaften ist es üblich, pichst bald davon loszukommen und so geschieht dw Kühe während des Melkens zu füttern, jwlch^ stets auf Kosten Dies Verfahre» ist durchaus verwerf- . Die noch vielfach herrschende Anstcht, da,; lich, weil dadurch die Milck)erqiebigkeit in! den» Melke» vor der Futteramg drc Tiere des nicht unerheblichem Maße herabgemindert wird. »Morgens zu unruhig waren ist irrig, so ftmge Stände die Milchabgabe außer Zusamenhaiigi"^' Gewöllen wird, verhalten still die Tiere mit dem Allgemeinzustande des Tierkörpers, so durchaus ruhig, falls eben da» Melken m nch daß eines durch das andere nicht irritiert Z-ger Weise ausgefuhrt wird. Tie Unruhe in würde, dann wäre es gleichgiltig, was mit dem Stalle begmnt erst wen» tue Kühe merken, dm; - - - mutter herbeigeschatft wird. -Nebenprodukte sind geschätzteFut- tcrartikel und tragen wesentlich dazu bei, ,die rübenbaueiiden Landwirte vom ausländische» ! Futtermittelmarkt etwas unabhängiger zu machen. Herr F. Selg-Züttlinge» lagt in emem im „Württcmb. Landw. Wochenbl." erschienenen sehr beherzigenswerten Artikel, dein wir vorstehende Gedanken entnommen habe», am Schlüsse des selben recht treffend : Aus dem Erwähnten geht hervor, datz es sehr zu wünschen ist, wenn auch fernerhin die Zuckerfabriken und die Land wirte sich friedlich die Hände reichen zu ge meinsamer Arbeit, um dadurch zur Erhaltung und Förderung eines Volks- und landwirtschaft lich hochbedeutsamen Erwerbszweiges beizu- trasten. Ms liliö -US. Bernichtet die Fliegen. Neun Zehntel der in der menschlichen Be hausung vorkommenden Fliegen sind die soge nannten Hausfliegen. Sorgfältige wissenschaft liche Beobachtungen haben ergeben, datz ein Exemplar dieser Art ca. 1j^ Millionen Bazillen an seinem Aeußeren mit sich herumträgt, ganz abgesehen von de» vielen Sorten und großen Mengen solcher Schädlinge, die die Verdauungs- obgane der Fliegen passieren und ohne Beein trächtigung ihrer Fortpflanzungsfähigkeit in den sogenannten Fliegenflecken wieder in die Er scheinung treten. Da die Entwickelung der Fliege vom Ei an nur 12 Tage dauert, so leuchtet es ein, datz der Kampf sehr energisch geführt werden mutz, und zwar hat er die meiste Aussicht auf nachhaltigen Erfolg, wenn mit der Vernichtung der Fliegen in den Ställen begonnen wird. Äuherdem müsste aber dafür Sorge getragen werden, datz der Dünger mög lichst schnell aus den Ställen entfernt und so untergebracht wird, datz er keinen günstigen Unterschlupf für Fliegen gewährt. Dies gilt besonders für den Schweine- und Pferdedünger. Wie Professor Metschnikow in Paris festgestellt hat, enthalten die Exkremente der Pferde eine» Bazillus, durch den der Brechdurchfall der kleinen Kinder erzeuht wird. Da dies die verheerendste Kinderkrankheit ist, sollte der Met- schnikowtschen Entdeckung gebührende Aufmerk samkeit geschenkt werden, und zwar nicht nur in Bezug auf die Fliegen, sondern es mühte auch dafür gesorgt werden, daß die Exkremente der Pferde nicht durch Austrocknung und Ver stauben in die Lust geraten. Wir wissen jetzt sicher, daß Typhus, Ruhr, Tuberkulose und wie vorher erwähnt, der Brechdurchfall der Künder zum große» Teil durch Fliegen verbreitet wer den und das sollte Ursache genug sein, gegen diese gefährliche» Plagegeister energisch vorzu gehen. Kaninchcnmasi. Daß Kaninchen besonders gemästet werden, kommt selten vor, da man in; allgemeinen eine Absonderung und bessere Fütterung der zum Schlachten bestimmten Tiere für zweckentsprechend hält. Indes läßt sich die eigentliche Mastsehr leicht durchführen. Sechs Monate alte Kanin chen lind Häsinnen nach dem ersten Wurf eig ne» sich an; besten zur Mast. Daß sie von den übrigen Tieren abgesondert werden müssen, ist selbstverständlich. Durchaus ratsam ist es, die zur Mast bestimmten Tiere in eigenen, räum lich beschränkten Behältern oder Kasten bezw. Abteilen des Kaninchenstalles unterzubvingen. Verkehrt wäre es aber, diesen Raum zu verdun keln ; denn das Fleisch aller im Dunkeln ge mästeten Tiere ist weichlich. Sollte das Masi kaninchen im Hellen Raum unruhig werden, so genügt es, das Licht durch ein Tuch abzu schwächen. Notwendig ist es auch, daß der Boden des Mastraumes aus einem engmaschigen Gitter besteht, damit der Urin abfließen kann und so das häufige Ausmisten gespart wird. Denn dabei müssen die Tiere aus dem Raum herausgenommen und somit in ihrer Ruhe ge stört werden; Ruhe ist aber zur Mast dringend nötig. Die Mast erfolgt ausschließlich mit Trocken- und Weichfutter, das sehr stärkehaltig ist. Grün- sutter ist vollständig auszuschließe». Dagegen sind aromatische Kräuter wie Salbei, Pfeffer minze, Thymian, Krauseminze usw. empfehlens wert. Lepo ist als Zusatz zum Weichfütter rat sam und zwar immer eine gute Messerspitze voll. Als Getränk dient ausschließlich Milch, wenn möglich, Ziegenmilch. Denn Milch be günstigt die Mast außerordentlich, gibt schönes 'weißes und schmackhaftes Fleisch. Die Dauer der Mast beträgt gewöhnlich drei Wochen. Als sicheres Zeichen, datz sie ihren. Höhepunkt erreicht hat, dient die verminderte Fretzlust der Tiere. Dann müssen sie sofort geschlachtet werden. Geschieht das nicht, gehen! sie in ihrem Gewicht zurück.