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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.06.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191306118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19130611
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19130611
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-11
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 11.06.1913
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öffentliche Meinung har sich für eine friedliche Lösung ausgesprochen. An der Spitze ihrer Wochenschau druckt die „Novdd. Allg. Zig." ohne jede Begleitwotte die offiziöse Erklärung der „Wiener Allg. Ztg." «b, daß Oesterreich und Italien auf die bal dige Festlegung eines endgültigen Sta tuts für Albanien zu drängen sich ver anlaßt sähen, da sie in Albanien ganz besondere Interessen hätten, die eine solche erheischen. Die französische Behauptung, Albanien sei ein völ lig unbekanntes Land, das man erst noch ken nen lernen müsse, bevor man ihm einen end gültigen Nahmen für seine innerpolitische Ent wicklung gebe, mußten die beiden Mächte von der Hand weisen. In Roni und Wien sei Albanien bis in die kleinste Einzelheit bekannt. Es ist anzunehmen, daß das Berliner Aus wärtige Amt durch diese kommentarlose Wieder gabe in seinem offiziösen Sprachrohr den Stand punkt seiner Bundesgenossen vorbehaltlss zu ieineni eigenen macht. Deutscher Neichstag. Sitzung am 9. Juni 191A. Der Reichstag überwies heute den Bericht der Reichsschuldenkom in ission über die Verwaltung des Schuldenwesens des Reiches an die Rechnungslommission. Das Gesetz über die Abänderung des dritten Wahl kreises des Grobherzogtums Sachsen und des zweiten Wahlkreises des Herzogtums Sach sen Meiningen wurde in erster und zweiter Le sung angenommen. Die Novelle zum Schutzgebiets gesetze, deren Beratung dann folgte, be- stimmt, daß Vereinen, die ihren Sitz in einem Schutzgebiete haben und deren Zweck nicht auf einen wirtschaftlichen Geschätsbetrieb gerichtet ist, die Rechtsfähigkeit vom Reichskanzler soll verliehen werden können, während diese Be fugnis jetzt nur dem Bundesrate zusteht. Der Reichskanzler soll, soweit es sich nicht um Re- ligionsgcsellschaften oder geistliche Gesellschaften hömdell, diese Befugnis dem Gouverneur über tragen können. Die Vorlage wird an eine Kommission von I-t Mitgliedern verwiesen. Es folgt die Beratung des Gesetzes betref fend die Entschädigung der Schöffen und Geschworenen. Es sollen die Reise kosten vergütet und Tagegelder bezahlt werden. Die Entschädigung soll für Schöffen und Ge schworene gleichmäßig sein. Eine Zurückwei sung der Tagegelder ist unstatthaft. Staatssekretär Dr. Lisko : Die Vorlage soll die Möglichkeit geben, auch minderbemit telte Kreise zum Schöffen- und Geschworenen amt l^cranzuziehen. Mir diese Ehrenämter sol len damit neue Kräfte gewonnen werden. Die Vorlage wird sicherlich Annahme finden, wenn sie auch nicht unerhebliche finanzielle Aufwen dungen zur Folge hat. Die Vorlage wird nach kurzer Aussprache, in der sämtliche Redner sich zustimmend äußern, in erster und zweiter Lesung angenom men. Es solg! das Gesetz über die Folgen der Verhinderung wechsel und scheckrecht licher Handlungen im A u s l a n d e. Staatssekretär Dr. Lisco erklärt, die Vorlage verdanke ihr Entstehen einer Anregung aus Handelskreisen. Die Vorlage ist eine Folge der Batkanmoratorien. Der Präsident setzt die nächste Sitzung an auf morgen 2 Uhr mit der Tagesordnung: Kurze Anfragen. Zweite Lesung der Wehr vorlage. Äbg. Dr. Späh n (Zentrum) zur Ge schäftsordnung : Ich will nicht widersprechen, daß die Wchrvorlagen morgen auf die Tages ordnung gesetzt werden, aber in» Namen meiner politischen Freunde habe ich 5ie Erklärung zu wiederholen, die von uns bereits in der Bud getkommission abgegeben worden ist. Die Zen- trumssraktion hält einmütig und geschlossen an dem Grundsatz fest: Keine Ausgabenbewilli gung ohne Deckung. Unsere Abstimmung in der zweiten Lesung der Wehrvorlage könnte daher nur eine vorläufige sein. Eine Verab schiedung der Wehrvorlage ist erst möglich nach der Entscheidung über die Deckungsfragc. Un sere Stellung wird abhängig sein müssen von der An und Weise, wie die Deckung zustande kommt. Abg. Graf Westarp (kons.) zur Ge schäftsordnung : Auch wir betrachten die Ver abschiedung der Heeres- und gesamten Deckungs vorlage als ein zusammenhängendes und ein heitliches Ganze. Ohne die gleichzeitige Be reitstellung aller einmaligen und lallsenden Aus gaben würde die Bewilligung der militärischen Maßnahmen vom Standpunkt gesunder Finanz wirtschaft in hohem Maße bedenklich sein, jeden falls nur eine sehr unvollkommene Lösung der gestellten Ausgaben bedeuten und den Wert und die nationale Bedemung der ganzen ge setzgeberischen ^Aktion wesentlich herabfetzen (Lachen links). Das große Ziel, sowohl die Bewilligung der geforderten und nach unserer Meinung absolut erforderlichen Rüstungsvermeh rung wie auch die gleichzeitige Bewilligung der ganzen erforderlichen laufenden und einmaligen Ausgaben durchzusetzen, behalten wir fest im Auge und sind fest entschlossen, alles zu tun, was uils geeignet erscheint, um dieses Ziel zu erreichen. Wir sind auch sehr im Zweifel, ob es zur Erreichung dieses Zieles nützlich und nicht vielniehr schädlich sein wird, wenn, wie es jetzt beabsichtigt ist, das Plenum durch die Hveite Lesung der Heeresvorlage ein Bruch stück der ganzen Aufgabe herausnimmt. (L-ehr richtig!/ rechts und im Zentrum.) Nach un serer Auffassung würde es der Lösung der Auf gabe förderlicher gewesen sein, wenn man der Kommission Zeit lassen wolle, inzwischen auch über die Frage der Deckung Klarheit zu schuf fen. (Sehr richtig! rechts und im Zentrum.) Wie die Dinge heute liegen, scheint aber ein hierauf gerichteter Antrag keine Aussicht auf Erfolg zu haben (Lachen links), und deshalb verzichten wir darauf, nm den Gang der Ver handlung und die Erreichung des Endziels un sererseits auch nicht scheinbar zu erschweren. (Beifall rechts.) Abg. Schultz (Rp.) : Wir legen den größten Wert daraus, daß auch mit der Er ledigung der Wchrvorlage von dem Grundsatz: „Keine Ausgabe ohne Deckung!" nicht abgc- wichen wird. Wir hoffen nach wie vor, daß gleichzeitig mit der Erledigung der Wehrvor läge und des Wehrbeitrags ein Weg gefunden wird, der zu einer Verständigung der Mehrheit dieses Hauses mit den verbündeten Regierungen auch über die Beschaffung der laufenden Dek- kung führt. Präsident Dr. Kacmpf: Ein Wider spruch (stürmische Heiterkeit) gegen die Tages ordnung ist nicht erhoben (erneute stürmische Heiterkeit). Die Tagesordnung steht hiermit fest. (Anhaltende heitere Bewegung. Gruppen verschiedener Parteien bleiben noch lange Zeit in lebhafter Besprechung untereinander im Saale.) — Schluß 6^ Uhr. Aus Lem Leiche. Die Budgetkommission über den Wehr- bettrag. Die Budgetkommission des Reichstags setzte gestern die Beratung des Wehrbeitrags- Entwurfes fort. Nach Annahme einiger Para graphen, die sich auf Werlpapiere, Aktien ohne Börsenkurs ufw. bezogen, folgten die Vorschriften über das Verfahren betreffend Veranlagung chnd Erhebung. Hierbei wurde die untere Vermögensgrenze für die Verpflichtung einer Vermögenserklärung, die nach dem Entwürfe 10 000 Mark beträgt, aus Grund eines nationalliberalen Antrages auf 25 000 Mark herausgesetzt, bezw. beim Einkommen von 5000 Mark aus 10 000 Mark. Die Bestimmung der Vorlage, wonach der W e h r b e t- trag in zwei Raten zu entrichten ist, wurde aus Antrag des Zentrums dahin geändert, daß er in drei Raten entrichtet werden kann. Die Strafvorschriften wurden auf Antrag des Zentrums dahin verschärft, daß außer G ldstrascn bis zum Zwanzigsachen des gefährdeten Wehrbeitrages auch auf Gefängnis strafen bis zu 6 Monaten unter Verlust der bürgerlichen Ehrenr chte erkannt werden kann bei der beabsichtigten Hinterziehung dcS Beitrages oder wenn der Beitragspflichtige Verinögen vom Jnlande ins Ausland gebracht hat Bei den Schlußvorschristen wurde ein Antrag angenommen, wonach die etwaigen Ueberschüsse über 990 Millio nen Mark zur außerordentlichen Schuldentilgung verwandt werden sollen. In einem weiteren Zen trumsantrage wurde der Wunsch ausgesprochen, daß das Gesetz durch Kaiserliche Verordnung auch auf die Schutzgebiete ausgedehnt werde. Damit war die 1. Lesung des Wehrbei tragsgesetzes erledigt. Die nächste Sitzung der Kommission findet heute statt mit der Tagesord nung der 1. Lesung des Entwurfes betr. Erbrecht des Staates. Die Stellung der Reichsregierung. In einein Berliner Blatt wurde behauptet, die Möglichkeit einer Reichsvermögenssteuer scheine noch immer gegeben zu sein Diese Ver mutung ist durchaus unbegründet. Der Kanzler wird, wie auf Grund bester Informationen festgestelll werden kann, weder eine Reichsvermögenssteuer Vor schlägen noch eine solche sich aufdrängen lassen. Seine entschieden ablehnende Haltung gegenüber einer ReichsoermögenSsteuer beruht bekanntlich auf der notwendigen Rücksicht auf die Bundesstaaten, die eine solche Steuer bestimmt ablehnen Das gleiche gilt von einer R e i ch S e i n k o m m e n st e u e r. Was die Beratungen des Reichstags anlangt, so wird, wie wir hören, die Reichsleitung darauf bestehen, daß die Wehrvorlage und mindestens der Wehrbei trag vor dem 1. Juli verabschiedet werden. Grund sätzlich verlangt die Reichsleitung auch die Erledi gung der übrigen Deckungsvorlagen - wegen der vor gerückten Zeit wird man sich aber vielleicht allseitig damit begnügen, die Angelegenheit so weit zu klären, daß die Art der zu wählenden Steuern festgelegt wird, während die Beratung un einzelnen der Herbst- taguug überlassen würde. Der sächsische Katholikentag in Werdau. Der schon mehrfach angetündigte Erste Sächsische Katholikentag hat vorgestern in Werdau getagt. Er wurde abgehalten gemeinsam mit dem t Kongreß der Katholischen Cäcilien- Ver eine des Vogtlandes. Nach einem Festgottesdienste wurde zunächst eine nichtöffentliche Sitzung der Cäcilien-Vereine und dann eine vertrauliche Ver- treterbefprechung abgehalten. Der Reichslagabgeord nete Erzberger, der den Hauptoortrag hatten sollte, war nicht erschienen. Für ihn sprang der Rechtsanwalt Rothe-Chemnitz ein; er schilderte den Papst Pius X. als großen kirchlichen Gesetzgeber und Organisator, als unermüdlichen Kämpfer gegen die Irrlehren des Modernismus und als größten Papst aller Zeiten (!). Er forderte die Katholiken in Sachsen zur Einigkeit auf und kämpfte im übrigen mit den bekannten Beweisgründen gegen die Liberalen und gegen den evangelischen Bund, den er als Haupt schuldigen bei der Störung des kirchlichen Friedens bezeichnete. Auch gegen die religiöse Freiheit, Toleranz und Parität hatte er alles Mögliche einzuwenden, namentlich stellte er die Lage der sächsischen Katho liken sehr schlecht dar. An diesen Vortrag schloß sich wiederum eine vertrauliche Besprechung, in der die Gründung einer sächsischen Zentrumspartei beraten wurde. Wenngleich darüber noch nichts in die Oeffenlichkeit gelangt ist, kann man diese Gründung doch als feststehende Tatsache bezeichnen. Es ist höchst wahrscheinlich, so läßt sich die „Tgl. Rdsch." melden, daß sich das Zentrum in Sachsen eng an die Konser - oatioen anlehnen wird. Vor kurzem hat ja auch, wie seinerzeit berichtet, der Abgeordnete vr. Mang le r schon das Zentrum und die Jesuiten im höchsten Grade gelobt. Es ist auch nicht ausge schlossen, daß das Zentrum namentlich in der katho lischen Oberlausitz einige Mandate zum Landtag mit konservativer Hilfe erringen wird. Eine größere parlamentarische Bedeutung wird naturgemäß das Zentrum in Sachsen nicht erlangen können und auch nicht in Verbindung mit den Konservativen. Textilarbeiter-Aussperrung. Bocholt, 9. Juni. Bei der hiesigen Textil- ftrma Cosman Cohn reichten die Arbeiter weg m neuer Lohndifferenzen die Kündigung ein. Diese Kündigung beantworteten die Arbeitgeber mit der Kündigung jäuilicher Textilarbeiter. In Bocholt sind über 6000 Textilarbeiter beschäftigt Aus drm Auslände. Das neue ungarische Kabinett. Schneller als inan gedacht hatte, ist die Bild u n g des neuen ungarischen. K abinetts erfolgt. Wie aus Budapest ge meldet wird, hat Graf Tisza, den der Kaiser mit der Zusammensetzung betraut hat, das Kabinett folgendermaßen gebildet: Präsidium: Graf Tisza; Ministerium des Innern: Ab geordneter Johann Sandor; Ackcrbaumi- nister: Graf Serenyi; Minister a latere: Baron Emmerich Ghillanh; der frühere gemeinsame Finanzminister, sowie die übrigen Minister des Kabinetts Lukacs bleiben. Der Minister für Kroatien ist noch nicht ernannt. Die Minister stellen sich dem Abgcordnetcnhause am Donnerstag vor. Die Zahl der neuen Namen ist gegenüber den alten Kabinettsmitgliedern, die geblieben jind, nicht groß. Eine Schwenkung des poli tischen Kurses ist daher nicht zu erwarten. In den der Regierung nahestehenden Kreisen will man wissen, daß Graf Tisza die Absicht habe, dem Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf zu unterbreiten, wonach alle jene Abgeordneten, die an den Parlamentarischen Verhandlungen nicht teilnehmen, ihrer Mandate verlustig erklärt wer den. Graf Tisza wird von der oppositio nellen Presse der Kampf bis aufs M e sser angekündigt. Tschechische Schulkrawalle in einer deutschen Gemeinde. In Prödlitz bei Aussig kam es in den letzten Tagen infolge der Verfügung der politi schen Behörde, eine unter Umgehung der ge setzlichen Vorschriften eröffnete tschechische Schule vorläufig wieder zu sperren, zu großen Aus schreibungen der Tschechen. Da sich der tschechische Pöbel der behördlichen Ver siegelung des Gebäudes widersetzte, mußte die Gendarmerie einschreiten. Die Tschechen, zu deren Unterstützung alsbald aus Prag und anderen tschechischen Orten gewandte Agitatoren eintrafen, veranstalteten eine Demonstrations versammlung, in der beschlossen wurde, die tschechischen Kinder aus Prödlitz auch nicht mehr, wie bisher, in die tschechische Schule des benachbarten Ortes Schönpriesen zu senden, son dem den S ch u l st r e i k eintreten zu lassen, außerdem aber allabendlich mit der Schuljugend Demonstrationsumzüge zu veranstalten. Die Behörde verhinderte Ausschreitungen gegen die deutschen Einwohner durch Heranziehen von Gendarmerie. Dagegen verhetzen die tschechi schen Agitatoren im Vereine mit den Eltern ungestört die Schuljugend, um sie zu würdigen Mitgliedern einer „bedrückten tschechischen Mino rität" heranzubilden. Die tollen Weiber von London fahren unentwegt m ihrem Vernichtungswette, das sie den „Kampf ums Wahlre ch t" nennen, fort. Gestem in aller Frühe braun- SM WllSS WM. Roman von Fr. Lehne. Atz« (Nachdruck verboten.; „O, o, Lothar, diesen Gedanken laß fallen! rref Frau Agathe erregt. „Uebrigens hat meß guter Mann mir dieses Haus als Witwenfitz be- wenn Ihr so weiter lebt! Es ist unmöglich! stimmt außer der Rente von zwölftausend Mark Und eine neue Hypothek nehme ich unter keinen im Jahre." Umständen auf. Willst Du das Auto von Dei- „Habe ich sie Dir einmal nicht gezahlt? nein Kapital bezahlen, Konstanze, dann meinet- Und nicht einmal Haft Du mir die Zcchlungsbe- wegen — dann will ich versuchen, die achtzehn- dingungen erleichtert, während der schwersten tausend Marl aufzutreiben. Du mußt mir das Jahre. Ich hab' manchmal nicht gewußt, wo schriftlich geben." hernehmen. Aber Ihr brauchtet ja tausend Mark „Fällt mir gar nicht ein! Aber der neue im Monat so nötig, trotzdem ich auch fast Eu- Kuhstall, die neuen Scheuern, die Arbeiterhäuser, ren ganzen Hauslmlt bestritt, wozu ich gar nicht die gar nicht nötig waren, die vielen Anschas- vevpflichtet war." fungen. Das alles ist wohl nur von Deinem „Als ob es auf die paar Gänfe und Hüh- Gelds genommen? Warum steckst Du jetzt so »er und Eier und das Obst ankäme! Es ist viel Geld hinein? Du wirft's wohl gewußt sehr nett, daß Du uns Deine Wohltaten vor- haben, warum. Daß Du Steinhagen recht neu wirfst!" übernimmst." Lothar beachtete Konstanzes Einwurf nicht, „Sollte ich es denn, wie Vater es leider sondern fuhr fort: getan hat, noch mehr verfallen lassen?" .Was hat dieses Haus allein schon gekostet! Jetzt war er doch empört über diese Gesin- Um die kleinste Reparatur seid Ihr gekommen! nung der Schwester und mußte es aussprechen. Ich hab' Euch Dampfheizung legen lasten und „Konstanze, für so niedrig denkend und berech- so vieles andere angeschafft, was nicht nötig nend hätte ich Dich wirklich nicht gehalten; fast war. llnd allein die viele Dienerschaft: Gesell- muß ich mich Deiner schämen! Du nimmst mir ichiafterm, Köchin, Stubenmädchen, Kutschier, wirklich die ganze Freude an Steinhagen, das Jungfer und was alles noch!" ich mit so unsäglicher Mühe wieder in die Höhe „Bitte, lieber Lothar, mache uns darüber gebracht habe. Während Ihr in Luxus fchwelg- keinc Vorschriften. Wir leben nur standesgemäß, tet, habe ich — doch wozu Euch das sagen — nicht anders! Ich weiß übrigens gar nicht, wo- Ihr habt gar kein Verständnis, auch nicht das hin wir uns verirrt haben. Diese Erörterun- Recht, eine Arbeit zu beurteilen, Ihr, die Ihr gen —" nicht imstande wäret, auch nur das Salz zum „Sind durchaus nötig! Wir müssen uns Brot zu verdienen —" einmal aussprechen. Ihr scheint gar nicht mehr „Und Deine Reise nach Italien?" fragte im Bilde zu sein! Ich mutz Euch wirklich daranlFrau Agathe mit malitiösem Lächeln. „Für uns erinnern, daß Ihr nicht nur das Recht habt,!war das Geld nicht da." Meld auszugebcn, sondern auch die Pflicht, zu- ! sammenzuhalten, zu sparen! Bis jetzt hab' ich -nur für Euch und die Zinsen gearbeitet — ohne lnur einmal ein Wort des Dankes zu hören — als müsse es so sein." „Du Haft ja dafür Steinhagen." „Das ich aber nicht länger halten kann, Da verlietz ihn die Selbstbeherrschung, die er bis dahin geübt, das war doch zuviel. Zor nig sprang er auf. „Für Euch hab' ich mich krank gearbeitet, und dann soll ich nicht einmal an meine Ge sundheit denken — das erstemal in den acht Jahren. Du Haft wohl am allerwenigsten Grund, solche Ansprüche zu machen, ich bitte ja das zu bedenken! Auch meine Geduld hat ein Ende!" herrschte er Frau Agathe an. Dann atmete er tief auf und mätzigte seine Stimme zu der an fänglichen Ruhe und Kühle. „Justizrat Wendler soll Euch in den näch sten Tagen eine genaue Aufstellung aller Ein nahmen und Ausgaben von Steinhagen zuschicken, aus denen Ihr ersehen werdet, datz ich nicht zu meinem Vorteil gewirtschaftet habe. Wenn ich heute aus Steinhagen gehen würde, hätte ich nichts — nein, weniger — ich habe acht schöne, unwiederbringliche Lebensjahre verloren. Ich müßte von vorn anfangen! Und damit ich nicht ganz für umsonst gearbeitet habe, soll es von nun an anders werden. Meine Gutmütigkeit ist zu Ende! Ihr bekommt Eure Rente — nichts weiter. Seht zu, wie Ihr Euch einrichtet. Mein letztes Wort ist gesprochen. Da Ihr so undank bar und unvernünftig seid, will ich mich für Euch nicht länger unnütz quälen." Konstanze sprang stürmisch auf. „Gut, wenn Du so bist! Ich werde das Auto von meinem Gelde bezahlen. Aber dann bitte ich Dich, mir so bald als möglich mein Kapital, das ganze, hörst Du — die hundertundzwanzigtaufend Mark, auszuzahlcn! Ich bin jetzt mündig und kann darüber nach meinem Belieben verfügen!" Lothar war sehr bleich geworden; verächtlich sah er die Schwester an. „Gut, Du sollst es haben. Ich werde Stein hagen verkaufen, weil es nicht anders geht. Nur ;eins bedaure ich: Dich als Schwester zu haben!" Konstanze sah doch wohl ein, daß sie zu weit gegangen war. Vor seinem beredten Blick senkte sie ihre Augen. „Du hast es herausgesor- dert, Lothar." Er hatte den Türgriff schon in der Hand. „Wenn Ihr glaubt, noch Ansprüche zu haben, wendet Euch an Justizrat Wendler, und, falls Ihr mir noch etwas zu sagen habt —" Ta klopfte es stark an die Tür; Milli trat ein, einen Brief in der Hand. „Verzeihung, ich hatte schon einige Male geklopft. Hier ist ein eingeschriebener Expreßbrief für eine Komtesse Uvonne Lahberg. Ich hatte dem Briefträger schon gesagt, hier sei niemand dieses Namens, aber ich dachte vielleicht, weil Mademoiselle Le- gcnc Uvonne heißt —" „Mein Gott, sparen Sie sich doch diese lange Rede, Milli; hier kennen wir keine Komtesse Latzberg", sagte Frau Agathe gelangweilt, „ge ben Sie den Brief zurück." „Oder vielmehr — rufen Sie Mademoiselle Lcgene", beauftragte Lothar. Er war im Be- griff gewesen, das Zimmer zu verlassen; jetzt wartete er noch. Sollte nun die Aufklärung kommen? Er erinnerte sich deutlich ihrer Worte an jenem Abend. „Wo ist Mademoiselle?" „Auf Ihrem Zimmer." „Dann ruken Sie Mademoiselle!" Nach kaum einer Minute trat die Ge- wünschte ein. „Gnädige Frau befehlen?" Sie sah an den erregten Gesichtern der An wesenden, daß eine stürmische Auseinandersetzung stattgefundcn hatte. Lotbar stand in der Nähe der Tür. Er sah sehr blatz aus, und mit einer nervösen Gebärde glitt seine Hand ununter brochen über den Batt. (Fortsetzung folgt.)
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