Suche löschen...
02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 12.06.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19130612024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913061202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913061202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-12
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
daß die Pensionsberechtigung für die Person, nicht! aber für die Stelle selbst, ausgesprochen werde. 10 NachverwMigung eines Betrags zur Aufforstung der Bernsdorfer Wafsergrundftücke. Für die Aufforstung wurden 64,22 Mk. mehr aufgewendet, als szt. oerwilligt worden ist. Der Mehrbetrag wird einstimmig nachoerwilligt. 11 Ankauf einer Ttandardmaschine für di- Wirkfchule. Es sind Verhandlungen mit der Chemnitzer Firma Schubert L Salzer gepflogen morden, die anfangs den Preis einer Standardmaschine auf 800 Mk. bei 25°/g Rabatt festsetzte, den letzteren aber jetzt auf 50*/° erhöht hat, sodaß sich die An schaffung auf 400 Mk. stellt. Ein Teil der Kosten in Höhe von 150 Mk. soll aus Mitteln der Voß- Stiftung genommen werden, der übrige Betrag wird einstimmig nachverwilligt. 12 Einrichtung einer Lehrer- und Schüler Bibliothek in der Handelsschule. Auf Vorschlag des Herrn Schuldirektor Galster sollen die 1912 unverbraucht gebliebenen Mittel für Vertretungen usw. den Bibliothekszwecken dienst bar gemacht werden. 13. Beschaffung eines Schrankes für die Handelsfchnle. Aus denselben Mitteln soll auch ein Schrank beschafft werden, der 123 Mk. kostet. Beide Vorlagen finden einstimmige Annahme. 14 Erhöhung der Reinigungsentschädigung an die Schulhausmänner. Da sich eine gründliche Reinigung der ölge strichenen Fußböden in den Schulzimmern nötig macht, wird das Kollegium ersucht, 90 Mk. für die Altstädter und 50 Mk. für die Neustädter Schulen zu bewilligen. Das Kollegium stimmt zu. 15. Pflichtstunden-Erlatz bei der Neustädter Schule. Bisher mar an den Altstädter Schulen die Einrichtung getroffen, daß derjenige Lehrer, der die Lehrmittel verwaltet, eine Stunde weniger Unter richt zu geben hat. Ab Ostern 1914 soll dieselbe Einrichtung, die nur geringen Aufwand erfordert, auch an der Neustädter Schule platzgreifen. 16. Besorgung der Schreibarbeiten in den Schulen. Bisher wurden die größeren Schreibarbeiten für die Schulen durch Ratsbeamte erledigt. Jetzt soll — ab Michaelis 1913 — eine besondere Schul-Schreibhilfe augestellt werden, deren Kosten gemeinsam von Schul- und Stadtkasse getragen werden. 17 NachverwMigung zu den Kosten für die Neuausstattung eines Zimmers in der Neustädter Schule. Für die Einrichtung eines neuen Schulzimmers waren 500 Mk. bewilligt worden, die Kosten be tragen aber 584 Mk., und dieser Mehrbetrag wird nachverwilligt. 18 Bewilligung von Kosten für die Verwahrung des Lampertus Schachtes. Gegen die seitens der Stadt geplante. Ver wahrung der Lampertus - Stollen hat das Kgl Bergamt Freiberg nichts einzuwenden, es empfiehlt aber die sachgemäße Ueberwachung dieser Arbeiten. Für die Verwahrung wird ein Berechnungsgeld von 400 Mk. bewilligt. 19 Bewilligung eines Berechnungsgeldes für einen neu anzustellenden Straßen meiste r. Es hat sich die Notwendigkeit der Anstellung eines neuen Straßenmeisters ergeben, der möglichst ein im Tiefbau erfahrener Mann sein möchte. Die Anstellung ist bereits erfolgt und die Stadtverord neten bewilligen ihm für 7 Monate dieses Jahres je 150 Mk. 20 Auslosung Von Stadtschuldscheinen. Da gelegentlich der Auslosung in letzter Sitzung ein Irrtum unterlaufen wai, macht sich eine neuer liche Auslosung notwendig und eS werden folgende Nummern ausgelost: Lit 6 (je 1000 Mk.): Nrn. 44, 45, 104, 105; Lit. O (je 300 Mk.): Nrn. 306, 308. 21. Richtigsprechung zweier Rechnungen. Herr Stadtv. Eichler hat die Rechnung der Armenkasse auf 1911, Herr Stadtv. Grießbach die der Gasanstalt auf 1911 nachgeprüft; beide Herren haben keine Erinnerungen zu ziehen und so spricht das Kollegium diese Rechnungen richtig. 22 Die Rechnung der Dienstbotenkranken kasse aus ISIS übernimmt Herr Stadtv. Teil zur Nachprüfung. 23 Unwahre Berichterstattung der „Chemnitzer Volksstimme". Herr Vorst. Lohse bringt ein Schreiben des Vorstands der hiesigen sozialdemokratischen Ortsgruppe zur Verlesung, in dem unter Bezug nahme aus den in letzter Stadlwerordneten- Sitzung erhobenen Vorwurf der unwahren Be richterstattung in der „Voltsstimme" über das Ergebnis der hiesigen schulärztlichen Untersuchung usw. dargelegt wird, daß jene Notiz der „Leipz. Volksztg." entnommen worden sei; der Verfas ser sei nicht in den Reihen der hiesigen Genossen zu suchen, es sei vielmehr ein Reporter, der von hier aus auch mehrer? bürgerliche Zeitungen be diene. Dann wendet sich das von Herrn Fritz Hergt unterzeichnete Schreiben gegen die Wider legung der statistischen Angaben. Die Lebens lage unserer Arbeiterschaft stehe dennoch hinter der in anderen Gemeinden der Chemnitzer Um gebung zurück, zumal die Weberlöhne seien sehr gering. Wo man von billigen Mieten sprechen könne, seien die Wohnungen sicher auch ungenü gend, zumal in alten Häusern; in neuen seien die Mieten auch teuer. Der Vorstand der sozd. Ortsgruppe bedauert die Uebernahme der Notiz über die schulärztliche Untersuchung, weist aber den Vorwurf der bewußt unwahren Berichter stattung zurück. Herr Stadtv. Grießbach weist uach, in welchem Maße von 1900 bis 1913 die Ein kommen aus Lvhil lind Gehalt gestiegen sind und Ivie die Zahl der arbeitenden verheirateten Frauen eine immer größere werde, wie aber auch von Unternehmerseite versucht werde, den weiblichen Kräften die Arbeitsgelegenheit zu nehmen. So habe man versucht, das Entstehen von Handschuh-Nühfilialen dadurch unmöglich zu machen, daß man für sie eine besondere Steuer wünschte. Der Herr Bürgermeister habe das mit Recht zurückgewiesen. Erhöhte Löhne erziele der hiesige Arbeiter erst, wenn er auswärts in. Arbeit gehe; ein Teil finde hier in seiner Profession überhaupt keine Beschäftigung. Redner weist darauf hin, daß von 1900 bis 1913 rmser Schul etat um 55 610 Mk. gewachsen sei, der Ge haltsetat bei der Stadtkasse um 35 654 Mark. Ihm liege vor allem an der Feststellung, daß die Lebensverhältnisse in den letzten Jahren nicht standgehalten haben mit den wenn mich aner kennenswert gestiegenen Löhnen. Herr Vorst. Lohse meint, jede Statistik sei einseitig. Die Höhe der Weberlöhne sei be dingt durch die Eigenart des Gewerbes selbst, sie lasse sich nicht willkürlich festsetzen. Bezüg lich der falschen Berichterstattung möchte die Leitung der „Volksst." in Zukunft doch voffichti- ger sein; er lege großen Wert darauf, daß diese Berichtigung auch in der „Volksst." erscheine. Herr Stadtv. Ebersbach vertritt die Meinung, daß nicht so viele Arbeiter nach aus wärts in Beschäftigung fahren und hier woh ne» bleiben würden, wenn die Mieten hier nicht so niedrig seien. Uebrigens seien niedrige Löhne auch in anderen sonst angesehenen Berufen zu finden. Es stehe ja auch jedem frei, sich eine bessere Stellung zu suchen. Tie Grießbachschcn Ausführungen, so meint der Herr B ürge r m e i st e r, seien ja ganz gut und schön, er habe aber zu sggen vergessen, daß die Löhne in dem fraglichen „Volksst."-Ar tikel generalisiert waren, daß auch die Angaben über die Unterernährung nicht im mindeste^ zu- trasen. Redner zitiert einige weitere Unrichtig keiten in der „Volksst."-Berichterstattung über die Debatte in letzter Stadtv.-Sitzung. Bezüglich des Anwachsens der Etats der Schul- und der Stadttasse weist er auf das bedeutende Anschwel- len des Steuer'olls hin; unter solchem Gesichts punkte sei das Steigen der Gehälter doch nicht auffällig. Die niedrigen Löhne unsrer Hauswe ber seien in eigenartigen Verhältnissen begrün den im Alter, im Aussetzen der Arbeit am Montag, in der Freiheit der ArbejtswUligkeit usw. Es gebe aber unter ihnen auch sehr fleißige Leute, mau dürfe Einzelheiten eben nicht generalisieren. Das höfliche Schreiben des Vorstands der sozd. Ortsgruppe sei himmelweit verschieden gegenüber dem Ton in der „Volksst.". Sachliche Kritik dürfe wohl jeder üben, aber man solle nicht jeden Einzelfall verallgemeinern. Nach Ansicht des Herrn Stadtv. Grießbach würde die unzutreffende Berichterstattung eingeschränkt werden können, wenn ausreichende Schreibgele genheit für alle Berichterstatter geschaffen würde. Im übrigen sei es nicht immer so einfach, der Arbeit nachzuziehen. Wenn jeder nach der Höhe strebe, wer solle dann die letzte Arbeit tun? Nachdem sich Herr Stadtv. Ebersbach noch gegen eine falsche Auffassung seiner Worte durch Herrn Stadtv. Grießbach verwahrt hat, wird die öffentliche Sitzung geschlossen und das Kolle gium tritt in die geheime Beratung ein. Vermischtes. * Der amcrikanis ch e F r ii h - st ü ck s k o r b. In den kleinen Städten Ameri kas, Ivo der Luxus noch nicht so um sich greift und die jungen Leute noch nicht blasiert sind, verfallen sie auf eine hübsche und nachahmens werte Idee. Abends nach getaner Arbeit finden sich die jungen Leute beiderlei Geschlechts im Schulhause ein zu musikalischer Unterhaltung, zu Tanz und Theaterspiel und arrangieren da bei ein sogenanntes Box-Supper. Die Mädchen bringen hübsch verzierte Körbe mit, gefüllt mit einein kalten Imbiß, der für zwei Personen bc- rechnet ist. Nun beginnt ein lustiges Versteigern. Die jungen Leute steigern die Körbe, ohne zu ahnen, Iver sie brachte. Freilich wird ost ge raten und der vermeintliche Korb irgend eines besonders beliebten Mädchens ist dann der Ge genstand heißen Kampfes. Der Preis steigt da nicht fetten bis ans 8 und 10 Dollar, denn der glückliche Besitzer des Korbes erkauft sich damit das Recht, den Inhalt gemeinsam mit dem Mädchen zu verzehren, das die Bor herrichtete. Das Geld wird einem wohltätigen Zweck zu gewandt und kommt in eine Kasse für beson dere Veranstaltungen. Auch auf Picknicks ist die ses Verfahren äußerst beliebt. Betrügen gilt nicht, aber dem Zufall wird doch manchmal ein wenig nachgeholfen. Irgend ei» geheimes Zei chen am Korb läßt den Jüngling erkennen, daß sein Mädchen ihn schmückte. — Ein Korb! Welch ein häßliches Wort als Antwon auf eine wich lige Frage! Aber in Amerika soll nicht selten oer Jüngling fragen, ob das Mädchen nicht nur den Inhalt des Korbes, sondern auch das ganze Leben mit ihm tci.cn null. Und da er weist sich dieser Korb durchaus nicht als Ab schreckungsmittel . . , Slösi» Wergs MU Roman von Fr. Lehne. 37 j (Nachdruck verboten.) Konstanze lehnte trotzig am Fenster. Frau Agathe lag mehr, als daß sie saß auf ihrem Sessel, und zwei rote Flecken vramtt.'n auf ihren Wangen. Sie streckte dem jungen Mädchen den Brief entgegen. „Mademoiselle, hier ist ein Brief. Wollen Sie einmal die Adresse sehen?" Gespannt blickten drei Augenpaare auf Ivonne, die zögernd nach dem Schreiben griff. „Ein Brief?" Sie bekam doch sonst nie Briefe. Es war etwas so Seltenes für sie, daß sie erschreckt meinte, etwas Folgenschweres müsse ihr dieser Brief bringen. Ihr Blick fiel auf die Adresse: „Komtesse Ivonne Laßberg." Es war Hertas Handschrift; sie erbleichte. War wohl etwas mit Großmama — oder Lutz? „Nun, Mademoiselle, Sie sehen doch, der Bries ist eingeschrieben, der Briefträger wartet. Es ist wohl ein Irrtum!" begann Frau Agathe ungeduldig. „Nein, gnädige Frau, es ist kein Irrtum, der Brief ist an mich", entgegnete sie mit nie dergeschlagenen Augen. Ihre Hand zitterte, daß sie kaum unter schreiben tonnte, und ein schener Blick slog zu Lothar. Gott, was mußte er von ihr denken, daß sie unter falschem Namen in seinem Hause weilte! Er schwieg und sah sie erwartungsvoll an. Frau von Steinhagen war in peinlicher Verle genheit. Die „Komtesse" imponierte ihr unge heuer, und doch war ein gewisses Triumphge fühl in ihr — Ivonne war doch immerhin ab-; hängig von ihr! Und das gab ihr einen ge wissen Halt. „Wollen Sie mir nicht erklären, Mademoi selle oder Komtesse?" — „Bitte, gnädige Frau, nennen Sie mich Ma demoiselle." Konstanze trat dicht zu ihr und sah sie neu gierig an. „Sie können sich denken, daß wir gern wissen wollen, warum Sic nicht unter Ih rem richtigen Namen bei uns eingetreten sind." „Ich weiß, daß ich Ihnen eine Erklärung schuldig bin." Ivonne richtete ihre Worte hauptsächlich an Lothar. In der Tat, ich bin eine Komtesse Laßberg. Die Notwendigkeit, nur mein Brot selbst zu verdienen, legte mir nahe, statt meines Namens den meiner Mutter anzunehmen." „Sie hatten doch sicher nicht nötig, als Gräfin — in Stellung zu gehen!" „Gräfinnen sind nicht immer reich, gnädige Frau, und sie wollen oder müssen auch leben", lachte sie rührend. „So meinte ich das ja auch nicht", entgeg nete Frau Agathe, mit einer leichten Verlegen ¬ ste es tun; bleibt sie, auch! heit kämpfend. mag hörige, trotzdem sie stets betonten, daß Sie nieF recht." doch Ich bitte Dich, Mama, warum? tleint ich! Ach, nun wird hier wohl auch manches um di? Erlaubnis und eilte Zeit danke. Aber würde er das annehmen, nach sei ¬ den Zeile», die ihr eine so nie geahnte Umwäl- ge- siel die nach gün die zitternde, zarte Ivar der Schwäche ¬ hast Ihr ja immer schon verliebte Augen zu früh jubeln, wollte Und wenn alles dann komtte sie auch Schwierigkeiten befreie». dran aber neu Ja- Lothar sah, Ivie sie erbleichte, wie sie wankte; unwillkürlich sprang er hinzu, sie zu stützen. Ei- und mich reisefertig machen?" „Ja, und Milli kann Ihnen helfen, lieber Lothar, siehst wohl im Kursbuch mit welchem Zuge Komtesse Ivonne am sligsten fährt. Wohin wollen Sie?" „So, jetzt ist alles fertig!" sagte Milli schloß die Reisetasche. In dieser» Augenblick klingelte es; sie hinunter, kam aber gleich wieder zurück. „Komtesse möchten erst esse», so viel ne» Herzschlag laug hielt er Gestalt in seinem Arm; dem» ansall vorüber. „Gnädige Fran, darf ich ein immerhin etwas pein nicht." Uvomie wäre gern hinausgegangen, ßen die gewiß wichtigen Zeilen zu lesen; man ließ sie nicht, sondern beobachtete sie gierig, wie sie den Brief öffnete und dessen halt überflog. ist noch. Die Gnädige ist ja mit einem Male so liebenswürdig und aufmerksam!" „Ich danke und komme sogleich", sagt? sie „Nach Burgau. Bahnstation ist L. bei H. Aber ich möchte Herrn von Steinhagen nicht bemühen." „O bitte!" Er verneigte sich ein wenig, und sie verließ das Zimmer. „Nun kannst Du ja die Komtesse heiraten, Mir ist es liches Gefühl." abwarten. seine Richtigkeit hatte, Lothar von all seinen Das Ivar ihr erster Ge- anders werde»! Die Herrschaft hat sich furcht bar gezankt." „Milli, haben Sie schon wieder gehorcht?" bemerkte Ivoime vorwurfsvoll. „Nein, gar nicht. Aber erstens sprach das gnädige Fräulein sehr laut, und zweitens mußte ich doch den Brief abgeben; man hatte mein Klopfen nicht gehört, und da sagte Fräulein Konstanze gerade, sie wolle ihr ganzes Kapital aus einmal haben, und der Herr meinte, das könne er nicht, deshalb wolle er Steinhagen ver kaufen." Ein heftiger Schreck erfaßte Ivonne. Also so weit trieben sie ihn, daß er Steinhagen auf- gebeit mußte, woran er doch mit allen Faser» seiner Seele hing! Und wenn man sie nicht getäuscht hatte — jetzt war die Möglichkeit da, daß sie ihm helfen konnte. war ihr Glück und ihr Schmerz. „Als sie die Treppe hinunterging, stand er in Hut und Mantel in der Dieb, sie erwartend. „Hier, Komtesse, habe ich Ihnen die Züge ausgeschrieben." „Ich danke Ihnen!" Mit bebenden Händen nahm sie das Zettelchen mit den Notizen ent gegen. „Bitte, Komtesse, keine Ursache. Ich wün sche Ihnen eine gute Reise!" Gemessen ver neigte er sich, und fast hilflos, mit Tränen in den Augen, starrte sie ihm nach. (Fortsetzung folgt.) Mutter und Tochter sahen sich an. „Was sagst Du den» zu dieser Entdeckung, Mama?" „Ja, was tut man da?" „Was man da tut? Gar nichts weiter! Sie ist bezahlt von uns und damit gut! Glaubst Du, mir imponiert die Komtesse? Nicht so viel!" Sie schnipple mit den Fingern. „Wenn macht!" zischelte ihm Konstanze zu. Er antwortet? nicht, und schallend Tür hinter ihm ins Schloß. zung ihres Geschickes knndgaben. Ein Lqul wie Schluchze» rang sich aus ihrer Kehle; es war Sic traben doch Ange- sie gehen null, Warte, vis sic zurückkommt, dann wird sich alles finde»! Was mag sie nur für Nachricht bekomme» haben? Ihre Antwort war recht impertinent!" Milli war dabei, Ivonnes Reisetasche zu packen, währeiid sich das junge Mädchen schnell umkleidete. Sie zitterte vor Aufregung, das Blut brauste ihr in den Ohren; sie hörte gar nicht darauf, waps Milli sagte, bis eine Aeußerung ihre Aufmerksamkeit weckte. schollen geglaubt, ist i» Rio de Janeiro ge storben, nnd er Hal. Deine Mama, als sein Pcnenkmd, zur alleinigen Erbin seines großen Vennögens eingesetzt, da er nicht verheiratet Ivar, also keine näheren Erben hatte. Ich kann Dir das alles nicht so aussühr- lich schreiben; auf dem Landralsamt wirst Du ailles erfahren, bringe Deine sämtlichen Pa piere mit. Deine Anwesenheit ist dringend not wendig; komm' sofort und telegraphiere, wanp wir Dich erwart.cn dürfe». Großmama Hal mich beauftragt, Dir das mjtzuteile». Wen» Du aus Burgau bleibe» willst, so bist Du uns herzlich willkommen! Uns gxht es soweit gut. Daß ich mich Weihnachten mit Ryno pog Hammerstein ver lobt habe, hast Du sicher durch Lutz erfahren. Er sehnt sich nach einem eigenen Heim mit seinem lieben, kleinen Frauchen dann. Er liebt mich sehr, denn ums Geld kann er mich doch wirklich nicht erwählt haben. Eine Jugend schwärmerei hat schließlich jeder einmal gehabt. Ach ja, weißt Du Näheres über Lutz? Er macht uns viel Sorge». Er lebt wohl 'ehr flott? Immer will er Geld habe», und jetzt muß doch auch an mich gedacht werden. Wenn er nur bald heiraten würde, damit er ver nünftig wird! Großmama wirst Du etwas verändert sin den; sie ist nicht mehr so rüstig. Hoffentlich geht es Dir gut. Also auf gesundes Wiedersehen grüßt und tüßt Dich Deine Dich liebende Kusine Herta." Langsam faltete sic das Briesblatt wieder zusammen und zwang sich zur Ruhe. Es er schien ihr so unmöglich. Nein, sie wollte nicht zu viel, zu überwältigend, was sie da erfahren. Konnte es sein, war es wirklich so, wie Herta schrieb? Immer wieder mußte sie lesen, was diese ihr mitteilte: „Liebe Ivonne! Durch Lutz wissen wir schon seit Anfang November Deine Adresse; er hatte uns ge schrieben, daß Du bei einer Frau von Stein hagen als Gesellschafterin bist. Das wirst Du nun nicht nwhr nötig haben; Deinem Leben steht eine große Veränderung bevor. Ein Onkel Deiner Mama, den mlan längst ver- bitteii, so bald a.s möglich — mit dem nächsten Zuge schon — »ach Burgau zu fahren? Meine Anwesenheit ist dringend nötig. Morgen abend werde ich zurück sein!" „Wenn Sie noch länger bleiben wollen" — beeilte Frau Agathe sich, ihr entgegenzukommcn. „Es ist doch keine schlechte Nachricht, die Sie be komme» habe», doch nicht ein Krankheitsfall?" „Nein, gnädige Frau, Großmama ist ge sund; doch ist meine Anwesenheit in einer an deren Angelegenheit erforderlich, und dje erbetene Frist genügt mir. Darf ich mich jetzt entferne» zerstreut. Ihre Gedanken waren schon nach Bur gau geeilt. Sie nahm Hertas Bries, faßte ihn^nem kalten, fremden Verhalten? Und sie war fest, betrachtete ihn von allen Seiten. Nein -sich doch keiner Schuld bewußt! cs Ivar kein Traum, der Brief war da, sie hielt Und Lutz? Aus HeUas Zeilen las sic, daß ihn in Händcn, und ihre Augen ruhten auf! man jetzt nichts mehr dagegen haben würde, wenn er sie, Ivonne, heiratete. Aber neig, das war vorbei! Ihr Herz gehörte Lothar; er wand hätten!" Ivonne wurde ein wenig rot. „So ist es auch! Ich war lediglich ans mich selbst ange j wiesen. Meine Eltern sind längst tot, und meine Erziehung habe ich größtenteils ans dein Se miliar in L. empfangen. Infolge Differenzen mit meiner Großmama hörte jede Verbindung mit meiner Familie aus. Meine Großmama ist die Gräfin Laßberg aus Tchloß Burgau. Toch wäre ich Ihne» jetzt daittvar, wen» ich de» Brief lesen dürste; es mnß dringend sei», sonst hätte man mir nicht geschrieben." „Gewiß, gewiß, lesen Sie — bitte, es stört
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite