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Holienttem-lKrnstthaler Tageblatt AmtSM-tt Nr. 131. Dienstag, den 10 Juni 1913. Zweites Blatt- Lächlilches schlcunigung bedürfen, als Feriensachen bezeich neu. Hohenstein-Ernstthal, 9. Juni 1913 Es macht sich in neuester Zeit auch un ter den Landwirten immer mehr da- Streben nach geordneter B u ch f ü h r n n g gel lend, ohne die ein kaufmännischer oder industriel ter Betrieb gar nicht denkbar ist. Um auch den Landwirten die Vorteile einer den wirtschaft lichen Verhältnissen angepatzten Rechnungslegung zuteil werden zu lassen, Hal der Landes kultnrrat für das Königreich Sachsen eine eigene B u ch st c l l e (Buchführungsabteilnng) ins Leben gerufen, die den Landwirten in al lem, Ivas mit der Durchführung zusammeuhängt, helfend und beratend zur Seite steheu und die ihren Auftraggebern die Durchführung der In vcnturaufnahme und die Anfertigung des Ad schlusses abnehmen soll. In der Landwirtschaft sind für den Beginn der Rechnung die Termine mit Recht am beliebtesten, an denen die wenig sten Wirtschaftsvorräte vorhanden sind, und das trifft in den meisten Fällen besonders für den 1. Juni und den 1. Juli zu. Damit die Buch stelle in dieser Zeit der besonders starken Inan spruchnahmc allen Wünschen gerecht werden kann, wollen Aufträge m ö g l i ch st sosort er teilt werden. Das Grundgesetz und die Gebüh rcnordnung der Buchstelle versendet der Landes kulturrat Drcsden-A., Sidonienstr. 14, i, auf Wunsch an seden Interessenten unentgeltlich. Tie G e r i ch t s s c r i e n nehmen am 15. Juli ihren Anfang und endigen am 15. September. Während dieser Zeit werden um in Feriensachen Tennine abgehalten und Entschei dungen erlassen. Feriensachen sind: 1. Straf Glauchau, 8. Juni. In unserer ^tadr jsind in der Zeit vom 1. April 1912 bis 31. GRärz 1913 aus der Sradthauptkasse 1238,50 Mk. tsür Stillprämien und 000,88 Mk. für Milch- j marken, zusammen allo 1849,38 Mk. für Säug j lingsfürsorge aufgewendet worden. Von den !l248 Mark für Stillprämien wurden 200 Mark jsür einmalige Prämien, 1048 Mk. dagegen für ! Unterstützungen aufgcwendet, die in wöchentlichen Raten zur Auszahlung gelangten. Siegmar, 8. Juni. Aus der Fahrt von Dresden nach Plauen i. V. geriet in der Nähe des Bahnhofes Siegmar ein Dresdner Mö belwagen, der die wertvollen Möbel eines dorti gen Beamten nach Plauen beförderte, durch Selbstentzündung in Brand. Es wurde ziem lich bedeutender Schaden angerichtet. Ehemnitz, 8. Juni. Die Stadtverord netenversammlung bewilligte 19 000 Mk. Berech nungsgeld zur Beschaffung eines Automobils für Krankenbcförderung. Für den Erweiterungs bau des städtischen Speisehauses wurden 165470 Mk. Baukosten bewilligt. Dem Natsbeschlusse, Uür den Neubau eines Versorghauses 353 600 Mark zu bewilligen, wurde zugestimmt. Ein Vorschlag des Verfassungsausschusses, dem Rats beschlusse beizutreten und die für den Ausbau der Kläranlagen auszuwendendcn Mittel im Be wage von 1 145 000 Mk. zu genehmigen, und als l. Teil dar Rate 750 000 Mk. zu bewilli gen, wurde angenommen. Stollberg, 8. Juni. Dem Oberlehrer am hiesige» Lehrerseminare, Dr. Phil. Gustav Singer, wurde Titel und Rang als Professor fachen, 2. Arrestsachen und die eine einstweilige verliehen. Verfügung betreffenden Sachen, 3. Metz- und — Oberplanitz, 8. Juni. Die Frage der Marktfachen, 4. Streitigkeiten zwischen Vermie Verschmelzung der beiden je rund 13 000 Ein- tern und Mietern von Wohnungs- und anderen wahner zählenden Gemeinden Ober- und Nieder- Räumen wegen Leberlassung, Benutzung und! Räumen wegen Ueberlassung, Benutzung und der vom Mieter in die Mieträume eingebrach ten Sachen, 5. Wechselfachen, 6. Bausachen, wenn über Fortsetzung eines angcfaugencn Baues gestritten wird. Das Gericht kann auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besonderer Be Planitz ist neuerdings wieder ausgenommen wor den. Der Gemeinderat von Oberplauitz nahm in geheimer Sitzung den Antrag der Vertreter der zweiten Klasse, miss neue mit der Gemeinde Niederplanitz in Verhandlungen über die Ver schmelzung der beiden Gemeinden einzutreten, einstimmig an. — Reichenbach i. P , 8. Juni. Der 26jährige Bäckergeselle Max Wunderlich aus Kirchberg wurde hier verhaftet. W. hatte im Laufe der letzten Monate in Zwickau und Um gebung, teilweise in der Uniform eines Unter- oifiziers des 133. Infanterie-Regiments, eine jgrößere Anzahl Betrügereien und Fälschungen verübr. Vermutlich ist er auch der Mann, der ^kürzlich in Berlin in derselben Uniform einen grötzcren Ladenkassendiebslahl begangen hat. Oschatz, 8. Juni. Als der Personen- zng Nr. 47l von Leipzig heute vormittag iu den Bahnhof Oschatz einsuhr, stiirzte der Heizer Pößnecker aus Leipzig so unglücklich von der Lokomotive auf die letzte Weiche, datz ihm der Hals aufgerissen wurde und er nach wenigen Minuten starb. MeuetteL vom Lag^ * Die Z e p p e l i n s a h r t Wien — B e r l i n— L e i p z i g. Tie Fahrt des Grafen Zeppe.in mit dem neuesten Luftschiff „Sachsen", dem größten aller bisherigen Zeppelinschiffe, von Baden Oos nach Wien und von dort nach Ber lin und Leipzig, wird die größte Fernfahrt bil den, die Graf Zeppelin bisher unternommen hat. Insgesamt wird die „Sachsen" über 1600 Kilo Nieter zurücklegen. Davon entfallen auf die Strecke Baden Oos- Wien ungefähr 800 Kilome ter, Wien—Berlin 700 Kilometer und Berlin— Leipzig 160 Kilometer. Ihre besondere Weihe und Bedeutung erhält diese größte Fahrt noch dadurch, datz Graf Zeppelin am 8. Juli in sein 75. Lebensjahr eintritt und die Fahrt Ba den-Oos,—Wien —Berlin— Leipzig gewissermaßen eine Jubiläumsfahrt Zeppelins darstellt, deren Gelingen wohl die schönste Erinnerung des Gra fcn an sein 75. Lebensjahr bilden wird. * Die Enkelmörderin von W e n d i s ch - R i e tz auf freiem Fuße. Der Enkelmord in Wendisch-Rietz, über den wir berichteten, hat die Gemüter der Dorfbewohner und der dort zur Sommerfrische weilenden Ber liner in die größte Aufregung versetzt, die noch dadurch verstärkt wird, datz die anscheinend gei steskranke Mörderin auffallenderweife in Freiheit gesetzt und wieder in ihrem Heimatsort einge- troffeu ist. Es wird berichtet: „Das ganze Dorf almete aus, als Frau Richter, die auf so entsetzliche Weise ihr Enkelkind lebendig begra ben hat, verhaftet und nach Storkow transportiert wurde. Alle waren froh, von der gemeingefähr lichen Alten befreit zu sein. Wer aber kann un ser maßloses Erstaunen beschreiben, als sie ge stern wieder in Wendisch Rietz eiulraf und ihre Wohnung bezog, als fei nichts geschehen', veute kehrt der Vater des ermordeten Kindes zurück. Wer will die Verantwortung dafür übernehmen, daß er sich nicht an der Mörderin seines Töch terchcns in der Erregung vergreift? Und wer kann dafür bürgen, daß die Irrsinnige ihre Drohung nicht wahr macht, auch sie anderen Kinder ihres Schwiegersohnes noch zu ermor den? Tie Erregung der Bevölkerung in Wen disch Rietz über die Freilassung der Frau Scheidt ist außerordentlich groß. Solange sich die Mör deriu in Freiheit befindet, wagt hier niemand mehr, sein Kind allein auf die Straße zu schicken." * V o in Gläubiger z w ei Woche n laug gefangen gehalten. Ein eigen tümlicher Vorfall ist von der Kölner Kriminal Polizei aufgedeckt worden. Ein junger Kauf man», der im Mai heiratete, lwtte vorher von dem Geldverleiher Tüll 6000 Mark geliehen und für 11000 Mark Wechsel unterschrieben. Der Bräutigam, der auf eine hohe Mitgift seiner zukünftigen Frau rechnete, versprach, den Be trag am Hochzeitstage zurückzugeben. Zufällig traf das junge Paar kurz nach der Vermählung im Vergnügungslokal Groß-Köln mit Düll zu sammen. Als der junge Mann die Ansprüche des Geldgebers in negativem Sinne erwiderte, erklärte dieser, die Kriminalpolizei sei bereits von der Sache verständigt, worauf sich ein an geblicher Privatdetektiv Oebels vorstellte und dem Kaufmann riet, Düll in seine Wohnung zu folgen, um die Sache zu besprechen. Dort wurde der Schuldner 14 Tage lang festgehalten unter dem Vorwand, daß die Kriminalpolizei von der Festhaltung verständigt sei. Die Kriminalpolizei verhaftete alle drei Personen, um Licht in die mysteriöse Angelegenheit zu bringen.