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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.06.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191306046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19130604
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19130604
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-04
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.06.1913
- Autor
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in allen Wivlschaftsbetrieben gebe, beim Areal verkauf besteuert werden, ohne daß für Verlust Entschädigung gewährt werde. Mit einem Hin weise auf den Schutzverband für den Grund- besitz in Berlin, der bestrebt sei, die Erhaltung des Privateigentums an Grund und Boden zu verteidigen, schloß Redner seine Ausführungen, für die die Versammlung durch Beifall dankte. Nach einer Mittagspause erörterte Bau meister Unger- Mölkau die Ursachen des Mangels an Kleinwohnungen und bezeichnete als solche u. a. die gesteigerten Ansprüche der Mieter, die hohen Baüabgaben, zu scharfe Be stimmungen des allg. Baugesetzes und das zu teure Baugeld. Redner bemerkte noch, daß in der Umgebung von Leipzig die Baugenossen schaften vielfach für 1. Quadratmeter nutzbare Bodenfläche sich höhere Mieten zahlen ließen als die Privaten. Nach einer Aussprache wird die Verfolgung dieser Angelegenheit und Er hebung eines Protestes gegen Kündigung der Hypothekengelder seitens der Sparkassen dem Vorstande überwiesen. Auch die geplante Mobi- liaUeuerversicherung ist noch im Vorstande wei ter zu behandeln. Ebenso wird ein Antrag des Verbandsvereins Pirna bezüglich einiger Här ten des Zuwachssteuergesetzes, insbesondere bei § 14,3 des Gesetzes vom 14. Februar 1911 von den, Vorstände noch zu prüfen fein, ob er als ausführbar erscheint. Da Chemnitz wieder als Vorort gewählt wurde, konnte durch Zuruf die Wiederwahl der ausscheidenden Vor standsmitglieder schnell erledigt werden. Als Ort für die nächstjährige Tagung wurde Pirna bestimmt. Sschlilches. Hohenstein-Ernstthal, 3. Juni 1913 Wettervoranssage der König!. Sächs. Landes. Wetterwarte zu Dresden. Für Mittwoch: Nordwestwinde, meist heiter, warm, Gewitterneigung. 4. Juni t TageSmittel -f-13,6", Maximum -s-17,6v, Minimum -f-8.7°. — Der Höhe des Jahres sind wir mit Anfang Juni schon ziemlich nahe gekommen. Der Tag wächst nur noch bis zum 21. Juni, und zwar täglich durchschnittlich eine Minute bis zu einer Gesamtdauer von 16 Stunden 28 Mi nuten. In drei Wochen haben wir diese Höhe erklommen, und dann geht es bereits wieder abwärts. —: Ein s ch w e r e s U n g l ü ck trug sich gestern nachmittag gegen ^4 Uhr in der westlichen König-Albert-Stratze zu. An der Ecke der Schiller und Bismarckstraße scheuten vor deni Lastauto des Appreteurs Wurst aus Schö nau, da die Plane des Gefährts im Winde flatterte, die noch jungen Pferde des Mehl händlers Bruno Eisenschmidt aus Altstadt Wal denburg und rasten mit dem leeren Wagen die Schillerstraße hinab. Der Geschirrführer Oswin Winter aus Waldenburg, der als ein fehr zu verlässiger Mann geschildert wird, saß in der Schotzkelle, er vermochte jedoch trotz aller An strengungen nicht, die Pferde zu halten. Es gelang ihm aber, das Gefährt in die König Albert-Straße zu lenken. Dabei schlug der Wagen an den GaSlarernenpfahl, kam auf den gegenüber dem Amtsgericht hinführenden Fuß- weg, drückte das niedrige Eisengeländer auf eine kurze Strecke ab und entwurzelte einen Aka- zicnbaum. Hierbei stürzte das Sattelpferd und der Kutscher wurde durch den Anprall vom Wagen geworfen. Das Pferd erhob sich im nächsten Augenblick wieder und beide Tiere rasten nun weiter, den Kutscher, der die Zügel krampfhaft festhielt, mit sich schleifend. Dabei kam Winter unter den Wagen und zunächst ging ihm das linke Vorderrad über das Gesäß; nun vermochte er die Zügel aber nicht mehr zu halten und er wurde voni linken Hinterrad in wurden gelockt Wiederherstellung des Tieres ausgeschlossen war. Im Einverständnis mit deni sofort telephonisch die Planitz 1900 die Schule zu Oberlungwitz. selhaften Todessall wird der „Zwick. Ztg Von her allerdings noch nicht geschah. Den Umstän endlich an der Einmündung der Bismarchstraße, gegenüber dem Selbmannschen Haufe zum stehen kam. Hier stieß die Deichsel des Mehlwagens gegen einen starken Straßenbaum, durch den kräftigen Anprall erhielt der Wagen eine Plötz liche Wendung, die Deichsel brach mitten durch und deren Stumpf traf das Sattelpfevd in den rät - sol ¬ benachrichtigten Besitzer wurde das Tier, das fchusses d„ O sich nicht legen konnte, an Ort und Stelle durch Chemni tz, die am wurde von seinem Arbeitskollegen sofort befreit, scheint aber innere Verletzungen erlitten zu haben. Mit Geschirr brachte man den Be dauernswerten erst zu einem Arzte und dann in seine Wohnung. Allem Anschein nach dürsten die Verletzungen nicht lebensgefährlich sein. —e. Langenberg, 3. Juni. Ueber den Verbleib des Wirtschaflsbesitzers Reinhardt Wag- —m. Oberlungwitz, 3. Juni. Bei Erd arbeiten am Bahnerschen Fabrikerweiterungsbau Schuld beizumessen, da es vorschriftsmäßig langsam auf der rechten Straßenseite fuhr. —: Nun hat der holländische Zir - k u s seinen geräumigen Zeltbau auf dem A l t- ^ner, der bekanntlich von seinem Sohn und sei ner Mutter aus der Irrenanstalt Zschadraß zu seinen hiesigen Angehörigen zurückgeholt wurde, Zuni. Ueber einen dann nach einigen Minuten die gepflückten Blu men achtlos wieder wegzuwerfen. —p. Die neue B e g r ä b n i s st ä t t e wohldurchdachten und verständlichen Worte des; Brande zwei Frauen, die Mutter 80jährig und neuen Geistlichen machten auf die zahlreichen'die Tochter 40jährig, ums Leben gekommen 1900—1907 ging ich auf das Gymnasium zu Schneeberg. Meine Studienzeit verbrachte ich 1 Jahr in Rostock und 2 Jahre in Leipzig. 1908 unternahm ich eine Reise nach Italien und andächtigen Zuhörer einen tiefen Eindruck.!sind. Man erzählt sich, daß die Frauen erst Deui zur Verlesung gebrachten Lebenslauf des ^gestern oder vorgestern in das betreffende Halis . seien, weshalb auch erklärlich ist, daß dem Errichten eines massiven Torbogens am! Eingänge zum Gottesacker beschäftigt. Er stimmt! recht gut zum Hauptbau, der Kapelle. Ein! Dachaufsatz schließt ihn nach oben ab. Er ent-! hält ein Einfahrtstor und eine Nebentür. Wähst rend durch die Tür die Besucher des Friedhofs; eintreten werden, ist das Tor für die Leichen-! züge bestimmt. Auch im Fleischergäßchen ist man eifrig an de^ sei folgendes entnommen : „Ichbezogen seien, lveshalb auch erklärlich ist, t tn bm Khoren au, II März 1887 zu MarL stich von den Hausbewohnern niemand um «chleuie uohre emgelegt worden. Dadurch fall „ ~eit 1895, wo mein Vater Schul- neuen Mieter gekümmert hat. der Graben w g und das dannt gewonnene Areal - » kommt zur Strastc. ^is 1900 die Schule zu Oberlungwitz. Po, Juni, sein Wirken in der Gemeinde. Die eigentliche; Gestern früh in der 6. Stunde meldete das Predigt war gegründet auf das Bibelwort Joh. j Nebelhorn des städtischen Elektrizitätswerkes 4,34: „Jesus spricht zu ihnen : Meine SpeisejWeipert Feuer. Es brannte das mittlere der ist die, das; ick, den Willen tue des, der mich; drei Flohrhäuser in der Schmiedegasse ab. Elch gesandt Hal, und vollende sein Werk". DiHgegen 8 Uhr wurde bekannt, daß bei diesem gleicher Weise überfahren. Trotz seiner Schmer- b r a ch. Die in dem Wagen befindlichen Garne bis unterhalb Neapel und 1910 nach Palästina zen lief der Verletzte seinem Geschirr nach, das " ' " " - wurde gestern nachmittag der in den 40er Jah- schuß - Sitzung findet Donnerstag, den 12. ren stehende, in Hohenstein-Er., Chemnitzerstratze, Juni d. I., vormittags halb 12 Uhr im wohnende Vorarbeiter Herziger von nieder gehenden Kiesmassen zum Teil verschüttet. Er gen besonders aufmerksam zu machen, die heute Dienstag abend, sowie morgen Mittwoch — nachmittags und abends — stattfinden. —: Dieser Tage mutzte Herr Parkwächter' Kühnert wiederum gegen ein junges Mädchen einschreiten, das in den Säuberlich-Anlagen vom Wege abwich und in dem Wiesengrundstück B l u ! men pflückte. Alis seine Vorhaltungen! gendes geschrieben : Gestern, Sonntag früh, ist der 12jährize Schulknabe Arno Meinhold in Oberplanitz, Sohn des in der Hohestraße wohnhaften Hüttenarbeiters Meinhold in Ober- — Falken, 3. Juni. Welch patriotischen und alle Zuchtsauen, 145 1 Jahr alte sonstige opferwilligen Sinn unsere Einwohner bei dem Sam- 1 ein Jahr alte und ältere Zucht-melmerk für die Nationalspende bekundeten, zeigte ^fünf Herren, die noch ein besonderes Opfer dadurch — Oberlungwitz, 2. Juni. Am Sonntag Frachten, daß sie mit ihren Sammellisten von Stube ward der bisherige Hilssgeistliche in Bad!zu Stube gingen, konnten für das in kultureller Elster, Herr Groschopp, der als Diakonus injund nationaler Hinsicht bedeutsame Werk die an- Burgstädt einstimmig gewählt worden, dort.sehnliche Summe von 103,65 Mk. abliefern. Einige feierlich in sein Amt cingewiesen. In seiner.Beträge, die schon nach auswärts gezahlt wurden, ' einleitend über geistliches !gingen der Sammlung in unserer Gemeinde verloren. ! Den Gebern sei auch an dieser Stelle nochmals herz- —r. Eine F ahrluntcrbre ch u n g erlitt Henie mittag auf der Lungwitzer Straße ein Wagen der hiesigen Färberei Scheibner da durch, indem das Hintere rechte W a g e n r a d aber an der Ortsgrenze flüchtete, konnte bis Montag abend noch nichts erniittelt werden. Wagner befand sich seit 3 Jahren in der An stalt und hatte sich dort so gnt eingelebt,daß ier nur durch gute Worte des Oberarztes und !der Angehörigen zur Heimkehr bewogen werden 'konnte. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, daß 'er wieder in die Anstalt zurückkehrt, was bis- Leib. Die Verletzungen des Pferdes waren schrecklich anzusehen. Am oberen rechten Vorder-! bein, nahe beim Brustbein, war der Ober- . .... ... schenkelmuskel zerrissen, der in einer Länge voiühiesigen Rad lH eln lst n f a^l zu"" Infolge! ch^>. Ich beabsichtige ani 7. Juni zu heiraten. 30 Zentimetern herabging; ebenso ward dem Bruchs der Gabel stürzte er kopfüber vom Rad.! Mein einziger Bruder ist Direktor einer Stahl- Pferde die rechte Seite des Brustbeins zersplit-jMlßer einer Verstauchung und Hauitabschür- Warenfabrik in Newport. Seit 17. November tert, so daß nach Aussage des Herrn Tierarzt stmgen nahm er weiter keinen körperlichen Scha-! 1912 war ich HilfsgeWicher in Bad Elster." Lauschke, der sofort herbeigeholt worden, eine den, als daß die Kleider arg mitgenommender Einweisungsfeier fand im Ratskeller mit einem anderen Fuhrwerk weiterbe- und Aegypten. Nach den; ersten theologischen fördert. Der Vorfall hatte viele Neugierige an- Examen in Leipzig war ich 1^ Jahr Haus- „ ' "t. lehrer bei Herrn Baron von Schwerin aus —i. In einer Altstädter Websabrik geriet Oberestinbach in Bayern. In dieser Stellung ein dort beschäftigtes junges Mädchen aus verbrachte ich u. a* längere Zeit in Montreux dem Ortsteil Hüttengrund mit der Hand in und Berlin. Sommer 1912 weilte ich in den die Spülmaschine und zog sich eine Bodelschwinghschen Anstalten zu Bethel bei Vom 9.—15. Oktober legte ich mein wurden. " " äu Burgstädt ein gemeinschaftliches Essen statt, — Für die Sitzung des K r e i s a u s - an dem außer den Herren Geistlichen und dem l der Kgl. Kreishauptmannschaft iKirchenvoüstandsmitglicdern Herr Superinten- ...... , ... »m 11. Juni 1913, nachmit- dent Reimer, die Angehörigen des Eingewie- Herrn Roßschlächter Herold aus Oberlungwitz stags 1 Uhr stattfindet, liegt u. a. folgende Ta- senen, Herr Bezirksschulinspektor Dr. Mäder- getötet. Dem Kutscher ward sofort ärztliche Be- g^ordnung vor: Nachtrag zu dem 'Regulativ! Glauchau, sowie der Vertreter des Kirchen handlungzuteil und er fand Ausnahme im hie- siir die Benutzung der städtischen Wasserleitung' Patrons Sr. Erlaucht Herrn von Schönburg- stgen städtischen Krankenhause; seine Verletzung u Hohenstein-Ernstthal. Darlehns-'Glauchau, Herr Forstrat Fleck, teilnahlnen. gen sind glücklicherweise nicht lebensgesährlich. Aufnahme der Stadt H o h e n st e i n - E r n st - — " Dem Besitzer des Geschirrs erwächst erheblicher t h a l. Schaden, da das Pferd nicht versichert war. Die 5. diesjährige Bezirksaus- Dem Lastauto ist nachgewiesenermahen keine schuß - Sitzung findet Donnerstag, den 12.! wurde Herr Kühnert von deni Begleiter des . . Mädchens in nnaeböriaer Weile b e l ä st i a t st^pern hier vorgenommenen wchwemezehlung den nach dürfte es ausgeschlossen sein, daß W. W.°N7 k«»». »» Ichw-iu; -m Leid zuMsiig, l>°t^ .. daraufhin dürste nun Bestrafung aufgrund ä'E 'l^ stwter Hahr alt, 12 g 1 Hahr der 8 8 14 und 18 des Forst- und Feldstvaf-glw Zu^ gesetzes erfolgen. Dieser Fall möge allen denen b. ' . . ... , . zur Warnung dienen, die es nicht las-'!^"^" 5 ein ^abr alle um altere sonstige,die gestern abend vorgenommene Abrechnung. sen können, die Parkanlagen zu plündern, um Schweine. Sitzungssaale der König!. Amtshauptmannschast in Glauchau, Königstraße 3, statt. _ _ . — Am 31. Mai wurde der nur dem Güter- tädter Schützen Platze aufgerichtet und verkehre dienende Bahnhof Zeitz (Sächs. adet für heute abend X9 Uhr zur Stb.) geschlossen und vom 1. Juni an e r st e n V o r st ellung ein. Tie Darbie- der gesamte Verkehr des genannten Bahnhofes ungen sind, wie wir uns an der Hand derchM dem unter preußischer Verwaltung stehen- Besprechungen in auswärtigen Zeitungen selbst den Genreinschaftsbahnhofe Zeitz verwiesen, überzeugt haben, sehr vielseitig und in jeder! _ Die Niederschläge im letzten Drittel i Hinsicht tadellos, sodaß der Besucher tatsächlich Monats Mai sind folgende: einige Stunden schönsten Vfergnügens genießt.! Wir unterlassen daher nicht, auf diese Vorstellun- der St. Trinitatisgemeinde und die damit in Verbindung stehenden anderen Bau-! v e l^'e^Iei^ da'^Gerüst^^rntWollen' und flocht hinein" alle "stiiw Men" Ab°! ... 1s? ,die er für sein neues Amt im Herzen jlich gedankt. weitchN^ M^age^und alle seine redlichen Wünsche für j. - Bärenstein (Bez. Chtz.), 3. schwere Fingerverletzung zu, so daß es einige.Bielefeld. V^... wc» Wochen arbeitsunfähig sein dürfte. Zweites Examen in Dresden ab. Am 25. Ok- , — In der Nähe des Restaurants „Stadt tober verlobte ich mich mit der Tochter des war der Ober Dresden" aus der Dresdnerstrabe stieß einem Kgl. Bezirksschulinspektors Dr. Mäder in Glau- Niederschlog?m. Norm Stand Abweichung Zwick. Mulde u. Tal 18 23 — 5 „ „ m. „ 10 25 —15 „ o. „ 12 30 —18 Chemnitz 17 21 — 7 Würschnitz ii. Zwönitz 12 26 —14 Lungwitz 19 24 — 5 T Oberlungwitz, 3. Juni. Bei der L; AW Wergs Nelin. Roman von Fr. Lehne. 30 (Nachdruck verboten.) „Ich glaubte", fuhr Lothar weiter fort, „mit vernünftigen, einsichtsvollen Menschen zu spre ¬ chen, sehe aber leider, daß ich mich geirrt habe." „Gut denn, ich werde Deinem Rat folgen und sparen. Ich fange damit an — daß Du siehst, es ist mir Ernst mit diesem Vorsatz — also ich werde Mademoiselle entlassen." Spöttisch fixierte Konstanze dabei den Bru der und bemerkte wohl sein Erbleichen. Er schwieg einen Augenblick, dann sagte Lothar kalt: „Taran kann ich Dich nicht hindern. Ich sehe selbst ein, daß eine Gesellschafterin für Dich nicht nölig ist, wohl aber — eine Erzieherin." „Lothar, das ist unverschämt!" Sic sprang mir einem solchen Ruck auf, daß der Schaukel stuhl weit ins Zimmer flog und einen Ständer mit einer Palme umfließ. Herausfordernd stand sie vor ihm, und ihre Augen funkelten ihn böse an. „Ich bitte, Lothar, liebe Konny, zankt Euch nickst! Nehmt doch Rücksicht auf mich!" klagte Frau Agathe. „Du bist gleich zu heftig, Konny." Sie hüstelte. „Ich möchte Dir etwas sagen, Lothar, Dir einen guten, mütterlichen Rat ge ben. Mir scheint, daß Du Konstanzes Gesell schafterin eine zu große Aufmerksamkeit entge- gcnbringst. Die Person wird dadurch eingebil det, und außerdem liebe ich einen Flirt mit ei ner Untergebenen nicht; denn daran, sie zu hei raten, kannst und darfst Du schon mit Rücksicht auf uns nicht denken." Starr sah er sie an. „Flirt, Untergebene? Ich verstehe Dich nicht!" Drohend blitzte es in seinen Augen auf. „Nun ja! Oder ist Mademoiselle Legene keilte Untergebene, keine bezahlte Person?" Er mußte an sich halten, damit er nicht bit ter und ausfallend wurde. Hatte die Frau vor ihm vergessen, welcher Herkunft sie war, wie we nig standesgemäß ihre Heirat war, so daß er, der halberwachsene Sohn, mit dem Vater we gen dessen zweiter Heirat heftige Kämpfe aus- gefochtcn hatte? Er holte tief Atem. „Mademoiselle Legene ist, auch wenn sie ihr Brot selbst verdienen muß, eine Dame; eine Dame, die ich wegen ihrer vortrefflichen Eigen schaften sehr schätze. Und sie ist mehr Dame als viele, die sich dafür ausgeben und es dennoch nicht sind. Ich achte sie viel zu hoch, als daß ich einen Flirt, wie Du Dich auszudrücken belieb test, je mit ihr eingehen würde. Hoffentlich ge nügt Dir diese Versicherung." Kurz und Salt verabschiedete er sich danach, und Konstanze machte eine spöttische Verbeugung hinter ihm her. „Leben Sie wohl, mein ge strenger Herr Bruder; auf baldiges Wiedersehen und bei besserer Laune! — Also, liebe Mama, da haben wir nun unser Fett weg! Schön ge sagt, was?" „Was tue ich nur, ihn zu ärgern? Denn Strafe muß sein! Entlasse ich die Legene, käme die Bombe erst recht zum Platzen, und er würde sich der „Dame mit den vortrefflichen Eigen schaften" unbedingt annehmen, wenn er sie liebt. Tut er es nicht und kümmert sich nicht um sic, hab' ich mich einer guten Kraft beraubt. Und hat er doch Interesse für sie, ist es schon besser, wir behalten sie unter Aufsicht. Besser ist besser. Denkst Du nicht auch?" Uvonne merkte bald, daß es eine Mei ¬ nungsverschiedenheit gegeben hatte. Lothar ließ sich vorläufig nicht mehr sehen, worüber sie sehr traurig war. Ganz ungeniert sprachen auch die Damen in Gegenwart ihrer Gesellschafterin ziem lich abfällig über Lothar, und das Stubenmäd chen versuchte, ihre Beobachtungen bei Nvonne anzubringen. Drei Wochen danach kam Lothar einmal wieder. Er sah recht angegriffen und nervös aus. „Ich bitte, daß meine Zimmer instand ge setzt werden; für kurze Zeit mutz ich hierbleiben. Meine neuralgischen Schmerzen plagen mich so, daß ich mich Sanitätsrat Ernst in Behandlung gegeben habe. Ich kann ihm nicht zumuten, alle Tage nach Steinhagen zu kommen, und mir selbst ist die tägliche Fahrt jetzt zu anstrengend. Bei dem plötzlichen Witterungsumschlag habe ich mich scheußlich erkältet. Ich störe Euch hoffent lich nicht! An Pflege mache ich durchaus keine Ansprüche." Nun war er den Damen ein unerwünschter Hausgenosse geworden. Man wußte genau, sei nen scharfen Blick entging nichts. Aber es war sein gutes Recht, hier zu sein. Er hatte im Hause zwei Zimmer zu seiner ständigen Ver fügung. Größtenteils blieb er unfickstbar. Die Schmer zen mußten ihn wirklich sehr quälen und ihm den Schlaf rauben; man sah ihm an, daß er litt. Tie Mahlzeiten nahm er mit den Damen ein, und auch nur darum, um Abkinne zu sehen. Frau Agathe hatte ihm angeboten, daß Mademoiselle ihm vorleseu solle, ihn ein wenig zu zerstreuen; doch fast schroff hatte er es ab gelehnt. Meistens lag er auf der Chaiselongue in seinem Zimmer und lauschte, ob er die liebliche Stimme nicht höre, die ihn so ganz bestrickt hatte. Einmal, als er sich einigermaßen frei von Schmerzen fühlte, war er unten geblieben und hatte gebeten, man möge etwas musizieren. Konstanze sang recht hübsch einige italieni sche und französische Lieder, und Avonne er freute ihn durch ein deutsches Volkslied. „Mama, soll ich unsere für morgen bestell ten Plätze Bethmanns überlassen? Sie brauchen gerade noch zwei. Wir möchten Lothar doch morgen abend nicht allein lassen", sagte Kon stanze. „Was ist morgen? Habt Ihr etwas vor?" „Ach, die Arnoldson singt morgen Mignon, und wir hatten doch Plätze bestellt." „Natürlich geht Ihr!" bemerkte Lothar. „Ich brauche Euch nicht. Ihr wißt, daß ich früh ins Bett gehe und froh bin, wenn ich schlafen kann." Und am Abend, als die Damen ins The ater gefahren waren, gönnte er sich eine Stunde die Gegenwart des geliebten Mädchens. Sie saßen beide im Wohnzimmer, und sie las ihm die Zeitung vor. Die kleine Tischlampe ver breitete nur ein gedämpftes Licht, aber hell ge nug, ihm das liebliche Mädchengesicht in voller Beleuchtung zu zeigen Unverwandt blickte er auf seine junge Gesellschafterin. Sie fühlte es schließlich, wurde rot und verlor ihre Sicherheit. „Lassen Sie das Lesen, plaudern Sie ein wenig, oder singen Sie mir ein Lied, bitte. Ihre Stimme ist mir so wohltuend." Sie ging hinüber iR den Salon und ließ die Tür offen. Mit erschütterndem Ausdruck sang sie das Mignonlied: „Kennst du das Land, wo die Zi tronen blühn?" (Fortsetzung folgt.)
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