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Dienstag, den 3. Juni 1913. Zweites Blatt. Nr. 125. An sich ist dieser der Redner, als Verhältnisse rind Heimat sprach — ist die Interpellation erledigt. — Uhr. — Nächste Sitzung: 9. Juni, 3 Uhr: Rechnungssachen, kleine Damit Schluß 4^ nachmittags Vorlagen. durch eine gerechte Verwaltung. Bei den Wah len ist die nationalistische Mehrheit nicht zu stande gekommen, und das Volk hat sich aus Straßburger Universität —, hatte er sofort das Ohr des ganzen, allerdings nicht gerade gut besuchten Hauses. Herr v. Calker gab wohl uneingeschränkt die Gefahr der nationalistischen Umtriebe in den Reichslanden zu, lehnte aber ebenso bestimmt die beabsichtigte Verschärfung der Vereins- und Pretzgesetze ab. Nicht als ob er überhaupt vor Ausnahmegesetzen zurück- schreckte, sondern weil die erhofften Vorteile bei weitem nicht Lie sicher zu ermattenden Nachteile derartiger Maßnahmen vor allem bei der dis her noch nicht nationalistisch gerichteten Bevöl kerung aufwicgcn werde». Mit Genugtuung bc grüßte es der Redner, daß der Kanzler sich gestern noch aus den Boden der neuen Verfas sung gestellt l)abe; er forderte schließlich auf, erst einmal die weitere Entwicklung der Dinge Deutscher Reichstag. Sitzung am 31. Mai 1913. Im Reichstage ward heuie die Besprechung der sozialdemokratischen Interpellation über oie geplanten A u s n a h m e b e st i m m u n g e n für Elsaß-«Lothringen forllgesetzt. Der Reickskanzler war wieder mit den Staatssekre tären Delbrück und Lisco und dem Unter- sümtssekretär für Elsatz-Lothringen, Mandel, anwesend. Auch der Neichsschatzsekretär Kühn gab eine kurze Gastrolle und Pflegte eifrige Unterhaltung mit verschiedenen Persönlichkeiten. Am Rednerpult erschien als erster der Spre cher der Nationalliberalen, Abg. v. Calker. onnte Bezirksschornsteinfegermeister Wilhelm Thieme hier jetzt zurückblicken. 35 Jahre lang t er als Meister tätig gewesen. Der Schprn- einfegerberuf wird von der Familie Thieme per über 100 Jahre lang ausgeübt, schon der Großvater und der Vater Thiemes waren Be zirksschornsteinsegermeister in Döbeln. und auch der Arbeiter. Aber mit der Bour geoisie des Landes ist es anders bestellt. (Ab geordneter Ledcbour: Die Bourgeoisie taugt überall nichts, da haben Sie recht!) Die ersten Schichten der Bourgeoisie wirken nicht mit den Deutschen zusammen, well sie vor ihren Vettern und Cousinen in Paris viel größere Angst haben als vor der deutschen Regierung. (Stürmische Heiterkeit.) In den Spalten der Blätter dieser Bourgeoisie wird alles Deutsche verächtlich gemacht und alles Französische in den Himmel gehoben. Wenn wir uns gegen diese nationalistischen Blätter wenden, so geschieht es lumptsächlich deshalb, weil sie sich an die Jugend wenden und sie dem Deutschtum ab wendig machen wollen. Da ist es die höchste Zeit, daß wir einschreiten. Es ist notwendig, eine besondere Schranke gegen den Nationalis mus zu errichten. Das Vereinsgesetz reicht da, wo die deutsche Unterströmung nicht vorhan den ist, nicht aus. Mögen Sie seinerzeit unsere Vorschläge annehmen oder nicht, Sie tragen allein die Verantwortung. (Beifall rechts.) Abg. Dr. Haas (Volksp.): Was uns der Vorredner vorgetragen hat, sind Kleinigkeiten, Bagatellen. Damit ist ein Ausnahmegesetz gegen einen deutschen Bundesstaat nicht be gründet. Wenn die Landesregierungen über die Köpfe der eigenen Volksvertretung hinaus vom Reiche Hilfe verlangen, so ist das eine Bankrotterklärung der Regierung. Heute ist cs die nationalistische Bewegung, und morgen wird es die sozialistische sein, und jede Be wegung, die der Regierung unsympathisch ist, gefährdet nach ihrer Meinung den öffentlichen Frieden und die öffentliche Sicherheit. Bei eini ger Ueberlegung müßte man sich sagen, daß man mit solchen Anträgen im Deutschen Reichs tage abfallen muß. Abg. Peirotes (Soz.): Der Natipna- lismus ist nur entstanden, weil den Elsatz- Lothttngern nicht bei der Verfassung genügend Freiheiten gewährt worden sind. uatnuc.v der elsaß-lothringischen Regierung und streift dabei die Verhältnisse in den gemischt sprachigen Landesteilen, so daß Vizepräsident Dr. Paasche genötigt ist, einzuschreiten. Der Rcichsparteilcr Schultz- Bromberg warnte vor einer Unterschätzung der nationalliberalen Be strebungen, vor allem der Nmgebuirg Wetterles. Ihm wäre es ganz recht, wenn ein derartiger Gesetzentwurf an den Reichstag gelangte. Nach dem sich »och der Abg. Hauß (Elsässer) mit den Verhältnissen in Elsaß-Lothringen besckäf tigt und er ebenso wie der sozialdemokratische Abgeordnete Weill nochmals entschieden gegen Ausnahmegesetze gesprochen hatten, nahm das Wort Unterstaatssekretär Mandel: Von einem Ausnahmegesetz kann man bei unseren Vorschlä gen kaum sprechen, denn in viele» anderen Ge setze», beispielsweise bei der Gewerbeordnung, finde» sich solche Vorbehalte für Elsaß-Lothrin gen. Die Statuten der hier in Frage stehende» Vereine klingen zwar harmlos, aber tatsächlich fördert z. B. der Verein ehemaliger Fremdem legionäre de» Beitritt bewußt oder unbewußt — zur Fremdenlegion. (Große Unruhe und Zurufe bei den Sozialdemokraten: Beweise!) Von Agent Provorateurs sind wir in unserer Polizei ganz frei. Die Fahne» dieses Vereins waren auf der einen Seite blauweiß, aus der anderen rot, um die „Schwaben" zu ärgern. (Heiterkeit und Unruhe.) Jetzt sind diese Far be» durch die grüne ersetzt. Auch der Souve nir Francois war zu einem politische» Verein geworden und mutzte sich deshalb auflö-sen. Der aus ihm entstandene neue Verein hat sich dann ebenso gebärdet wie der alte. Wir mußten da her gegen ihn vorgehe». Solange der gegen- « wattige Statthalter am Ruder ist, ist von einem Zickzackkurs nichts zu spüre». (Lachen.) Das System der Regierung ist kerzengerade darauf gerichtet, das Land dem Deutschtum zuzufüh- - ren, nickt durch eine Gewaltpolitik, sondern Abgeordnete schon ein sesseln- er aber heute über über die Zustände in seiner engeren Calker ist Rechtslchrcr an der Hohenstein -Ornstthaler Tageblatt Amtsblatt Sächsisches Chemnitz, 2. Juni. Nachdem die strei tende» Maler-Gehilsen beschlossen haben, den Ausland auszuheden, und die Arbeitgeber zu diesem Beschlusse Kenntnis genommen haben, wird nun heute Montag auch in Chemnitz die Arbeit im Malergewerbe auf Grund der Schieds sprüche wieder aufgeiwmme» werden. (Chemnitz, 1. Juni. Für die am 21. September vorigen Jahres verunglückten Flie ger Oberleutnant Berger und Oberleutnant Junghans wurde heute nachmittag an der Unfallstelle ein Denkmal enthüllt. Zur Feier war in Vertretung des Königs Kronprinz Georg erschienen. Die beiden Regimenter Nr. 104 in Chemnitz und 134 in Plauen, denen die Ver unglückten angehött hatten, hatte» Offiziers- deputatimien entsandt. Auch sämtliche sächsischen Vereine für Luftfahrt waren vertreten. Die Fliegertruppe hatte de» bekannten Oftiziersflie- gcr Oberleutnant Ganter-Berlin entsandt. Der Pfarrer Ziegler aus Niederschöna hielt eine Weiherede, dann übergab Oberst Heger vom 104. Regiment das Denknral der Gemeinde Niederschöna. Der Gemeindcvorstand antwortete in einer Ansprache; sodann wurden zahlreiche Kranzspenden ani Denkmal niedergelegt. — Grimma, 1. Juni. Durch einen Schuß in den Mund tötete sich der im 4. Jahr die nende Unterosfizier Bitterlich von der 1. Eska dron des hiesigen Husaren-Regiments. Der Be weggrund ist unbekannt. Bitterlich stammt aus Dresden. Er benutzte zu der Tat seinen Kara biner, den er mit einer Platzpattone geladen hatte. — Döbeln, 1. Juni. Aus eine 50jährige Berufstätigkeit im hiesige» Amtsgerichtsbezitt abzuwatten, und gab dabei der elsatz-lothringi- 'chen Regierung de» Rat, selbst erst einmal kon seguent zu sein — ein festes Ziel vor Alltzcn. Die Tonart des reichsländischen Fortschritt lers Röser war dairach entschieden schärfer. Er lehnte ebenfalls die Einführung besonderer Ausnahmebestimmungen ab. Er wie Herr von Calker erhoffen in einer Gegenbewegung aus dem Volke heraus das Heilmittel gegen die' nationalistischen Strömungen. ' tsich selbst besonnen. (Laute Zurufe links: Wo-! Selbstverständlich protestiert auch der Pole zu also die Ausnahmegesetze?!; Der Bauer von Dr. Laszewski gegen die geplanten Maß Elsatz-Lothringen ist deutsch, der Handwetter