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Die Spanier in Marotta. AuS Madrid wird gemeldet: In gut unter richteten Kreisen verlautet, daß die spanische Regie rung infolge der unter den Stämmen deS Charb gebieteS vorgekommenen Unruhen die Absicht habe, im Einvernehmen mit der französischen Regierung «ine militärische Expedition nach Larrasch zu unternehmen. Der spanische Gene- ralrefident von Marokko, General Alfau, sei an Bord deS Kreuzers „Rio de la Plata" von Ceuta nach Larrasch abgereist. ASquith und Churchill in Griechenland. Premierminister Asquith und Marineminister Churchill sind mit ihren Gattinnen und mit der Begleitung in Korinth eingetroffen. Der englische Gesandte hatte sich zur Begrüßung einge funden. Asquith und Churchill wurden am Sonn abend in Athen erwartet. Sie werden zwei oder drei Tage inkognito dort bleiben. Verschwörung in Ostindien. Die Polizei in Kalkutta verhaftete 19 geachtete Benghalesen unter der Beschuldi gung, sich gegen die Krone verschworen zu haben. Die Verhaftungen riefen in Eingeborenenkreisen un geheures Aufsehen hervor. Lschlilches. Hohenstein-Ernstthal, 19. Mai 1913 Wettervoraussage der König!. Sächs. Landes. Wetterwarte zu Dresden. FÄr Dienstag: Südwestwinde, heiter, wärmer, trocken, aber Gewitterneigung. wird diese Flugmaschine zuin Steigen bringen und sobald der eine Motor versagt, kann so fort der andere in Betrieb gesetzt werden. Die neue Erfindung soll auch noch den Vorteil haben, daß der bisher benötigte Anlauf beim Starten von 200 bis 300 Meter auf mindestens 50 Meter reduziert wird. Sonnekalb hat ein Modell hergestellt und damit längere eingehende Ver suche von gutem Erfolg gemacht. —: Unser Polizei ging dieser Tage die Mitteilung zu, daß ein Mann auf der Bismarck - straße ein Pferd arg mißhandle. Als man der Sache auf den Grund ging, ergaben die Feststellungen, daß das Tier — ein Schim mel, der auf dem einen Hinterbein lahmt, aus einem Orte der näheren Umgebung g e st o h - l e n worden ist. Der Dieb ist ein gewisser Louis Theoder Hertzsch aus Meinsdorf. — * Den beiden Jünglingsverei nen St. C h r i st o p h o r i und St. Tri tt i t a t i s ist es gelungen, Herrn Pastor v a n den Bruck aus Barmen auf seiner sächsischen Vortragsrundreise auch für hiesige Stadt zu ge winnen. Er wird morgen Dienstag, abends^ 9 Ubc im Saale des Gemeindehauses über „J.l- gendkraft und Jugendfreude" sprechen. Ter vor gerückten Zeit wegen können besondere Einladun gen an einzelne Personen und Vereine nickt mehr verschickt werden. Zu diesem öffentlichen Por trage sind alle, die Interesse an den Besiredum gen der Jugendpflege und ein Herz für die Not unserer Jungleutewelt haben, alle nationalen und kirchlichen Kreise herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei. —I. Auf dem Turnplatz der 1856er spiel ten g e st e r n Sonntag vormittag die 1. Mann- —o. Der S t a r m a tz, unser Hausfreund unter den Frühlingsboten, hat Familiensorgen und -Freuden. Aus den Nistkästen erschallt lau- tes Rusen der jungen Brut nach Atzung, den: die geschäftigen Alten eifrige Fodge leisten. Es macht viel Freude, dem emsigen Treiben derselben zuzusehen, denn nirgends offenbart sich der rührende Zug der Tierseele mehr, als bei der Sorge um das Wohl der Nachkommen. —b. Meinsdorf, 19. Mai. Gestohlen wur den in der Nacht zum gestrigen Sonntag aus einem verschlossenen Garten im Restaurant „Tannmühle" hier 11 Stück schlachtreife junge Hühner, 1 Zwerghenne und 1 Kuhhase. Die Hühner sind gelb und grau gesperbert, der Hase ist grau und weiß gescheckt. Am Tatort haben die Täter einen 58 Zentimeter langen und 2 Zentimeter starken Hartmeißel, der frisch ge schärft ist und eine Schneide von 2^ Zenti meter hat, zurückgelassen. Irgend welche Wahr nehmungen wolle man der nächsten Gendarme riestation oder Polizei mitteilen. 88 Falken, 19. Mai. Die für gestern nach, mittag angesetzte Versammlung des Landwirtschaft lichen Vereins, in welcher Herr Landwirtschrfts- lehrer Braun-Chemnitz über das Thema: „Die Milch, ihre Zusammensetzung, Gewinnung, Behand lung und Untersuchung" sprechen und experimen tieren wollte, konnte infolge plötzlicher Erkrankung deS Vortragenden nicht stattfinden. 88 Langenchursdorf, 19. Mai. Die hiesige Schützengesellschaft hält am 8. und 9. Juni ihr diesjähriges Haupt- und Königschießen ab. — Das von einem hiesigen Schulmädchen gefundene Porte monnaie mit ca. 30 Mark Inhalt ist seinem recht- —: Der Jubiläumstag unsres Kai sers — der 15. Juni — wird auch seitens unsrer Schulen würdig gefeiert werden, und zwar in einer Form, die von der üblichen in einigem abweicht. Anstelle eines Festaktus in den Echulräumen soll eine Feier im Freien abgehal- ten werden, und zwar auf dem Pfaffenberge. Wenn es die Verhältnisse gestatten, ziehen die Kinder mit Musik nach dem Berge, wo eine der Bedeutung des Tages angepaßte Ansprache ge halten wird und dann ein gemeinsames Turnen der Schüler und Schülerinnen stattfindet, dem fick Spiele anschlietzen. —: In der Nacht zum Sonntag wurden an der Badstraße zwei Verhaftungen vor genommen, die in unsrer Stadt Anlaß zu den gewagtesten Behauptungen und zu übertriebe nen Gerüchten gaben. Die Verhaftungen er folgten, weil die Betreffenden in dringen- dem Verdacht stehen, die in letzter Zeit wiederholt gemeldeten Einbrüche in Gar tenhäuser ausgeführt zu haben oder zum mindesten an ihnen beteiligt zu sein. Um sich von vornherein gegen einen etwaigen Einbruch zu sichern, hielten in der fraglichen Nacht vier Besitzer von Schrebergärten zwischen der Bad- siraße und der HMeilgrundstraße Wache. Lange Zeit blieb alles ruhig und sie glaubten schon unverrichteter Dinge wieder nach Haufe gehen zu müssen, als von der oberen Badstratze zwei Gestalten daherkamen, die nicht gerade ver trauenerweckend erschienen. Kurz vorher schlug in der Gegend des Röhrensteigs auch ein Wach hund an. Den vier Wächtern ward es bald klar, daß die Beiden keine guten Absichten hat ten, was denn auch aus ihrer Unterhaltung hervorging; als die zwei Männer auf ihrer Auf- und Abwanderung einmal flehen blieben, hörte man den einen die Ansicht aussprechen, daß „in den Schrebengärten doch wohl nichts zu holen sei, man wolle es lieber mal bei Stadtrat Anger versucken." Schnell machte sich einer der Wäch ter auf die Beine und holte Polizei herbei, die schäft des genannten Vereins gegen die 3. Mann- mäßigen Eigentümer, einem Einwohner von Alt- schaft des Turnerbundes. Die zahlreichen Bälle stadt-Waldenburg, nach genügender Legimitation an aus beiden Seiten ebenso wie die Tatsache, daß Gemeindeamtsstelle wieder ausgehändigt worden. die Halbzeit mit 34 : 34 endete, besagen, daß «sich die Mannschaften fast ebenbürtig sind und das Faustballspiel voll beherrschen? Das Spiel endete schließlich nach scharfem Kampfe mit 100 : 88 zugunsten der 1856er Mannschaft, s Gerichtliches. 8 Berli n, 16. Mai. Ein Chauf - enrzn drei Jahren Gefängnis 1. Kvitteeadmiral Patris (Italien). 2. Konteradmiral Njegovan (Oesterreich). 8. Vizeadmiral Burney (England). 4. Kapitän Allaire (Frankreich). 8. Kapitän von Klitzing (Deutschland). Die Kommandanten der internationalen Landungstruppen in Lkutari. Schriftverlesung und Eingangsgebet durch Herrn Beim Versagen des Motors kann dann die Vereins „Haushalt" Neustadt vermehrte sich der Mitgliederbestand uni 276 Mitglieder. Der Ver bandsrevisor hat nur einige kleine Erinnerungen gezogen, den finanziellen Stand des Vereins aber als sehr günstig bezeichnet. Eine Debatte über diesen Punkt wurde nicht verlangt, dafür gab aber Herr Grießbach einige Erläuterungen. Das drei Personen, der fahrlässigen Körperverletzung von sechs Personen und der Transportgefähr dung vor Gericht. Er wurde zu drei Jahren Gefängnis unter Anrechnung von einein Monat der Untersuchungshaft verurteilt. düng hat ein in der Neustadt wohnender Fabrikarbeiter namens Richard Sonnekalb an Flugmaschinen gemacht, die, falls sie sich bewähren sollte, in der Flugtechnik eine starke Umwälzung Hervorrufen dürste. Der junge Mann hat etwa 2 Jahre an dein Problem ge arbeitet, das nun soweit gediehen ist, daß dem nächst die Ersindung von der wissenschaftlichen Gesellschaft für Flugtechnik in Berlin geprüft werden wird! Die neue Verbesserung an der Flugmaschine soll den Vorteil haben, daß ein Umlippen sowie Abstürzen unmöglich ist, da die Tragflächen eme ganz andere Form erhalten. 34 365,11 Mk. und aus das Hauptlager mit 276,46 Mt. An Spareinlagen gingen ein 14 190,57 Ml. und 'für Sparmarlen 954,80 Mk. An Sterbeunterstützung wurden 140 Mk. und für Zuweisung an die Schulen für Milchfrüh- tück 60 Mk. gezahlt. Durch Uebernahme des WeWim Msmnz am Montag, den 19. Mai 1913 im Hotel „Gewerbehaus". —: Wie immer all die Jahre her, erfreute auch die heutige Hohensteiner Konferenz, —a. Der hiesige K o n s u mverei n hielt v e r u r t e i 1 l. Ein Krastwagenunfall, der sich am Sonnabend abend im Saale des „Deutschen in der Nacht zum 26. März auf der Treptower Haufes" die halbjährliche General-Vcr -! Chaussee bei Berlin ereignete und drei Menschen- s a m m lung ab, die von 74 Genossenschastlern leben forderte, unterlag gestern der Entscheidung besucht war. Der Gesamtumsatz betrug 135852,44 der 2. Strafkammer des Landgerichts 2 Berlin. Mk.: derselbe verteilte sich auf die drei Per Der Krastwagenführer August Cösling, der be- kaufsstellen: Breitestraße 51 004,15 Mk., Chem-schuldigt ist, das Unglück verschuldet zu haben, nitzerstraße 50 206,72 Mk., Bismarckslratze stand unter der Anklage fahrlässiger Tötung von bisherige Vo ta^ Herr Hermann Bott-alljährliche Zusammenkunft sächsischer Geist- ger hat krankheitshalber semen Posten mederge-^ch<-r wie deren Damen, eines guten Be- ^elle das bis-^chs, der das große Interesse an dieser Ver- Aufsichtsratsmitglied Herrn Parll Wagner. . a„sw^ aufs neue dokumentierte. Den Ver- An des letzteren Stelle wmde m den -lusstchts-Handlungen wohnten auck die Vertreter des rat gewählt von 4 vorgeschlagenen H BezirkÄschulinspektor Paul Leipziger. Ueber dw demnächst emzufuh-Mäder-Glauchau, Herr Oberamtsrichter Röß- rende Volksfurso^^ die Herr Bürgermeister Dr. Patz, die Herren Genehmigung des Verstcherrmgsamtes Pfunden Schuldirektor Galster und Patzig hier, Vertreter hat, sprach in einem längeren Referat Herr Nats unsrer Sckdt u a bei. m*-Vortrag, der den Mitgliedern j Nach dem gemeinsam gesungenen Eingangs- noüge AuMarrmg über die von den deut-^ „Erhalt uns Herr, bei deinem Wort", nach tchen Genossenschaften und Gewerkschaften ms , Leben gerufene Volksfürsorge gab, wurde dank-^- ^ ^ von hckv eÄn^ a a fg nom en. !an den vor 151 Jahren in Rabenau geborenen vormittag passierten unseren größten Philosophen Joh. Gotti. Fichte; nn- Bahnhos das 1. und 3. Bataillon des 133. ^n-^serem deutschen Volke von heute können wir eine fantene-Regiments Zwickau mittelst Sonder-chöMiw sittliche Wiedergeburt wünschen, wie Fichte, Suge? aus dem Wege nach Zeithain, woselbst sw anstrebte und wie es das Volk tatsächlich be-s Bngadeubungen stattfmden. «dürfe im Hinblick auf den so oft bemerkbaren! — Der Speiseiizettel der Schul-Niedergang in sittlicher und kirchlicher Hinsicht.! vrv Zocors man VMM mr k ü ch e lautet vom 19.—22. Mai: Montag: Viele Kreise sind mit dem Christentum völlig' Maschine im Gleitfluge niedergehen ohne Gefabr, Saure Kartoffeln; Dienstag: Rindfleisch mit zerfallen. Sogar ein Teil der jüngeren Theolo-« zu laufen. Auch soll es mötzlich sein, bei star- Reis; Mittwoch: Schöpsenfleisch mit Kartoffel- gen huldigt einer Theologie, die nicht rein po° krm Wind zu starten. Ein Zwillingsmotor jstückchen; Donnerstag: Rindfleisch mit Reis. sitiv ist und von der abweicht, die die Landes- sofort die Badstraße an verschiedenen Stellen besetzte, so daß es für die Verdächtigen ein Entrinnen nicht geben konnte. Bald erschienen denn auch die zwei Männer wieder, um, als sie zwei Schutzleute langsam auf sich zukommen sahen, zu flüchten, so schnell sie nur ihre Beine tragen konnten. Es gab aber kein Entrinnen — am unteren Teile der Badstraße liefen sie der Polizei in die Hände. Es handelt sich um den Gelegenheitsarbeiter Lässig und den Kar tonnagenarbeiter Lippmann, die im Laufe des gestrigen Tages an das Amtsgericht abge- liesert wurden. Die Verhafteten bestreiten aufs nachdrücklichste, die gesuchten Gartenhaus-Ein brecher zu sein, und so wird man das Ergeb nis der sofort eingeleiteten eingehenden Unter suchung abzuwarten haben. Lässig sowohl wie Lippmann behaupten, sie seien zu der frag lichen Zeit spazieren gegangen; dieser Behaup tung darf man wohl nicht viel Glauben schen ken, denn lediglich zum Vergnügen läuft man doch nicht nachts bei strömendem Regen draußen herum. —: Abermals sind Baumfrevler an der Arbeit gewesen. In der letzten Nacht wurde in den Anlagen an der Dresdner Straße von einer Edeltanne ein großer Teil der Krone abgebrochen, ohne daß man bis jetzt eine Spur von dem Täter gefunden hätte. —a. Eine Aufsehen erregende E r f i n- kirche vorschreibt. Kirche ist Bekenntnisgemein- schäft, nur so ist sie lebensfähig, nur so gibt sie Gewähr eines Bestandes. Vor 54 Jahren von konfessionellen Geistlichen gegründet, soll eine positive Konferenz sein, möchte auch die heutige Tagung uns stärken in dem Bekenntnis. Got tes Wort und Luthers Lehr' vergehen nun und nimmermehr. Nachdem Redner alle Erschiene nen aufs herzlichste begrüßt, besonders die neuen Herren aus der Limbach-Rabensteiner Spezial« konferenz, hieß er auch die beiden Herren Re ferenten willkommen, übermittelte Grüße frühe rer Teilnehmer an der Konferenz und erteilte das Wort Herm Geh. Hoftat Justizrat Opitz auf Treuen, der über „die Selbständigmachung der Landeskirche" sprach. Das bedeutungsvolle Thema behandelte Redner in einer Art, die den Vortrag zu einem fesselnden machte. Nicht nur für den Freund der Kirche, auch für den Historiker und für den Weltgeschichtler waren die Ausführungen be deutsam. Referent legte seinem Vortrag fol gende Leitsätze zugrunde: 1. Die Trennung von Staat und Kirche ist bei den engen inneren Beziehungen, zu de nen beide Anstalten bez. Einrichtungen nach christlicher Auffassung für die Förderung des Wohles der menschlichen Gesellschaft zu ein ander stehen, nicht möglich, ohne daß dec Staat wie die Kirche bei der Erfüllung ih rer Aufgaben schwer geschädigt werden. Es ist daher auch von kirchlicher Seite mit Ein satz aller Kräfte dahin zu streben, daß das bisherige, beiden Teilen zu wesentlicher För derung gereichende Verhältnis zwischen Staat und Kirche auch femer in ungeschmä lertem Umfange aufrecht erhalten bleibe. 2. Sollte aber trotz dieser Bestrebungen von staatlicher Seite die Lösung des bisherigen Verhältnisses zur Kirche herbeigeführt wer den, so können die dadurch für die Kirche erwachsenden Schäden nur durch tunlichste Kräftigung und Förderung des kirchlichen Gemeindelebens ausgeglichen werden, das auch ohnedies nach allen Kräften zu Pflegen im Lebensinteresse der Kirche liegt. Vor allem kam es dem Redner aus die ge schichtliche Bedeutung der Frage der Trennung von Staat und Kirche an, dann aber auch auf die praktische Lösung dieser Frage mit besonde rer Rücksicht auf Sachsen. Zunächst behandelte er die verbindenden Beziehungen der Kirche zum Staat. Unsere evangelische Kirche vermag ihre inneren und äußerlichen Verhältnisse selbst ständig zu regeln, was der katholischen Kirche in Sachsen nicht möglich ist. Eingehend be schäftigte sich Redner mit der Organisation der evangelischen Landeskirche, mit ihren Jnstitu- tionen usw., die der Entwicklung der Kirche zu großem Segen gereichten, da Staat uns Kirche Hand in Hand arbeiten. Für evangelisch-kirch liche Zwecke wendet der sächsische Staat jährlich nicht weniger als 3s^ Millionen Mark aus. Der gesamte gesetzgeberische Apparat und damit auck di»e organisatorische Einrichtung, alle Bestim mungen über Besoldungen, über den Gottes dienst, über die Kircheninspektion usw., falls es zu einer Trennung der Kirche vom Staat komme. Statt der jetzigen Kirchensteuer würde die Kirche auf freiwillige Gaben zur Bestrei tung ihres Unterhalts angewiesen sein. Kann man sich denken, daß Kirchendiener dann noch angestellt werden können unter Verhältnissen, die ihre Existenz gewährleisten? Auch in Bezug auf den Religionsunterricht könnte der Staat keinen Zwang mehr ausüben, und das würde zu außerordentlich schwierigen Verhältnissen füh ren. Die Kirche würde auf eine fortwährende werbende Tätigkeit angewiesen sein. Nach allen Richtungen hin auflösende, zersetzende, sogar vernichtende Folgen würde die Trennung von Staat und Kirche haben, es blieb nur ein trau riges Trümmerfeld übrig. Aber unsre evange lische Kirche hat wohl die Kraft in sich, auch solche Schläge zu überwinden. Auf unsre Ver hältnisse würde die amerikanische Lösung dieser Frage wohl wenig sympathisch wirken. Redner glaubt kaum, daß wir nicht ohne schwerste Be sorgnis dem Tage entgegensetzen können, an dem sich das Band zwischen Staat und Kirch« lösen würde; er kann es nicht verstehen, wie sogar angebliche Freunde der Kirche solchen Ge danken vertreten können. Eingehend beleuchtet Redner deren Standpunkt in theoretischer wie praktischer Hinsicht. Von einem Gezwungen sein zu einer bestimmten religiösen Richtung könne bei uns nicht die Rede sein. Die vorn Staate aufgystellte Rechtsordnung muß unbe dingt zu Recht bestehen. Staat und Volk, die sich aus religiösem Gebiet trennen, gehen unbe dingt dem Verfall entgegen. Für jeden Kir chenfreund muß es feststehen, allen Bestrebun gen mit allen Kräften entgegenzutreten, daß eine Lösung des so segensreichen Verhältnisses zwi schen Staat und Kirche platzgreift. Unsre evan gelisch-lutherische Kirche in Sachsen umfaßt 95 Proz. der Bevölkerung, ein schönes Zeichen da für, daß alles, was bisher gegen die Kirche unternommen ward, wenig Erfolg hatte. Wie die Wünsche der Sozialdemokraten auf den Zu« kunftsstaat keine Aussicht auf Verwirklichung haben, so wenig wird das der Fall sein — wenigstens so lange wir leben —, daß in Sach sen sich Staat und Kirche trennen. Leiderhaben wir unter den 95 Prozent Christen auch ein« große Zahl solcher, die Gott völlig über Bord geworfen haben, und darum ist es unsre Pflicht, daß das Verhältnis zwischen Volk und Kirche zu einem immer innigeren gestaltet wird; wir selbst müssen die Hand werktätig mit anlegen, dann werden wir auch ruhig der Zukunft entgegen setzen können, dann wird es der Kirche zum Segen gereichen. Lebhafter Beifall folgte diesen Darlegungen. Herr Pfarrer Albrecht dankte in war-