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daß sie in einein Wagen in das Sanatorium nach Frohnleiten gebracht werden wußten. Der Chauffeur kam mit leichteren Verletzungen da von. Krautenberg, 27. Mai. Ein gefahr- volles Sck)adenfeuer brach in dem Bäckerei grundstück Kirck)gasse 4 aus. Das Feuer kam — vermutlich durch Brandlegung — im Dach stuhle ans, der bald in Flammen stand. Die sofort eingreifenden Feuerwehren vermochten den Brand auf seinen Herd zu beschränken und den auf dem Dach des nebenstehenden Flei- schereigrundstückes entstandenen Brand sofott zu unterdrücken. Wenn auch viel gerettet wurde, so sind doch einige Familien, die nicht versichert haben, erheblich geschädigt. Bei der alten Bau art in der engen Kirchgassc war die Gefahr für die anstehenden Gebäude groß. — Döbeln, 27. Mai. Heute nacht brann ten die zur Landwirtschaft benutzten Wirtschafts ¬ gebäude des Restaurants „Weinberg" nieder. Das Wohnhaus und Restaurant blieb erhalten. Die Gebäude sind erst im Jahre 1894 nach einen« Brande errichtet worden. Halle (Saale), 27. Mai. Ein Studen ten Ulk bat hier einen schlimmen Ausgang ge nommen. Der Student Krusekopf stellte sich gestern abend in einem hiesigen Bierlokal auf einen Tisch, setzte sich ein Bierglas auf den Kops, auf das er von einem Kommilitonen schießen ließ. Unter großer Erregung des Publikums wurden drei Schüsse abgefeuert, die fehlgingen, der vierte Schuß traf den Studenten in den Kopf. Die Kugel sitzt iin Hinterkopf fest. Bei dem Schsververletzten sind bereits Lähmungserscheinungen aufgetreten; er wird wahrscheinlich sterben. Der andere Student wurde von der Polizei verhaftet. Ivonne sah auch manches, was sich Abend todmüde ihr Lager ariftuchte. Verhältnisse genau. sehr gut zahle. das Ivonne erst gewöhnen ein, ein Tellerchen mit zivei schönen, großen Bir verwarfen sie iir der nächsten Ivonne «nutzte stets — sozu- wal für die ältere und schönere Schwester ihrer atmete ans. ^tzt hatte sie einige Stunden für sich gut auf ihren Vorteil und konnte sehr aus- zimmer. Der Arbeitskorb stand neben ihr, und (Fortsetzung folgt.) fallend und boshaft sein. sie sah Konstanzes Strümpfe nach. Es gab an Frau Fama sagte, daß Frau von Steinberg allem etwas zu tun; es war eine mühselige Ar waren wirklich so, wie hatte, launenhaft, ver- „Sie haben sich vollständig den Damen zu fügen, Ivonne. Eine eigene Meinung dürfen Sie nicht äußern. Müde oder unpäßlich dürfen Sie auch nicht sein. Stets haben Sie im Auge zu behalten, daß Sie bezahlt werden, und doch „Danke, Milli; es ist sehr sreundlich, daß Sie an mich denken." Burgau, an das sich mußte. Die beide«« Damen man sie ihr geschildert nicht die kleinste schadhafte Stelle, die «ibersehen nach «vorbei« Ivar. (Nachdruck verboten.) in allerlei Nichtiglei- zur Ruhe, hatte aber getan, wenn sie am und wollren, Stunde wieder. Sie hatte zu Lutz «vie zu einem Gott em- ! porgesehen, an ihn hatte sie sich geklammert als allem viel Geld verdienen will. Ich «verde mein möge sie sich die Früchte kaufen oder selbst ho- möglichstes tun, mich anzupassen." !len. Schluß! Und Frau von Steinhage«« war inenden Liebe den Todesstoß gegeben. Wo sie nicht mehr vertraute, konnte sie auch nicht mehr lieben. Da trat Milli, das zierliche Stubenmädchen, teinhagen war mit ihrer Tochter j Ihnen etwas Obst; es ist vorhin so viel aus Takt, viel Takt und Klugheit gehört dazu.ches Gutes und Stiefsohn von Frau Agathe, les Das einzig Gute ist, daß Frau von Steinhagel», noch nicht kennen gelernt. > Was wohl Lutz trieb? Es war merkwürdig, wie wenig sie noch ihn dachte, sich um ihn grämte. Es lag al so weit hinter ihr — wie ein Traum. Hier, Mademoiselle", sagte sie, „bringe ich mit Für Ivonne, eine Gräfin Latzverg, war es ein eigenes, ein wenig peinvolles Gefühl, für Und diese Erkenntnis seines haltlosen We sens hatte ihr Vertrauen erschüttert, ihrer schwär 251 Die Tage vergingen ten; Ivonne kam nicht doch nichts Anstrengendes will man haben, daß Sie sich zur Famiue rech ! früher eine kleine Schauspielerin gewesen sei, die beit, diese seinen Strümpfe auszubessern, und neu. jder alternde Rittergutsbesitzer von Steinhagen darin war Konstanze sehr peinlich. Ihr entging Die kleinen Latente der Tochter haben Sie ihrer Schönheit wegen geheiratet habe. hervorzuheben und diskret zu unterstützen. Por! Ivonne sah auch manches, was sich allem ja nicht mehr wissen wollen vor anderen ihren Begriffen und ihrer Erziehung nicht oder sie übertrumpfen. dem Wort „vornehm" deckte. Es ist schwer, in dein Harrse zu sein, trotz- Die Damen führten ein offenes Haus; zwischendurch Französisch und Englisch und haupt sächlich für Italienisch wünschte sie Ivonnes Unterricht. Es sollte alles wie spielend sein: ernsthaf tes Lernen strengte sie an, auch die Lust fehlte dazu. Sie meinte, die Unterhaltung müsse alles bringen; Grammatik und Uebungsbücher seien langweilig. So hatte es Ivonne bei solcher Unbeständigkeit sehr schwer, aber sie gab sich redlich Mühe mit ihrer launenhaften Schülerin, die sie doch öfters mit ibrer Sanftheit und Energie zwang. „Sie sind ein Tyrann, Mademoiselle; aber es ist recht, daß Sie nicht nachgeben!" erkannte Konstanze manchmal ihr Bemühen an. Es «var hier doch manches anders wie auf ^n heißen Tränen hatte sie ihre junge . Er war jetzt votlaus beschäftigt. Trotzdem' Liebe zu Grabe getragen; ihr Stolz kam ihr zu Ich iveitz nicht, ob Ihre Nerven und Ihr Steinhagen in der Nähe der Stadt lag, hatte er Hilfe, und die große, schmerzliche Enttäuschung, wöhnt, rücksichtslos. Man wußte nie, woran man mit ihnen Ivar. Was sie jetzt gelobten Schwester, die etwa zwei Jahre bei der benswürdig sein. Frau von Steinhagen gewesen ist, kenne ich die! In den vier Wochen ihrer Anwesenheit hatte! Ivonne Lothar von Steinhagen, den Besitzer an - " ' - " - o» "NNW «-US "lv Zwar an Beschäftigung fehlte es nicht. Da; „O, ich hab' Mademoiselle sehr gern, weil Fräulein Hertzog hatte sie genau vorbereitet,,tend älter erscheinen, und das Phlegma ihres,gab es Spitzen auszubessern, seidene Strümpfe Mademoiselle immer so sreundlich ist. Und nun «vie es Ivar. Wie oft erinnerte sie sich der Worte ^Wesens trug auch dazu bei. Man war beinahe zu stopfen. Frau Agathe sorgte schon für Ar- bad' ich eine Bitte: Würde Mademoiselle wohl ihrer Lehrerin: 'geneigt, zu glauben, daß sie ein wenig be-jbeit, und doch tat es Ivonne gern, wenn sie ein wenig Klavier spielen und ein Lied singen? !Jch mache inzwischen das Obst zurecht." sagen auf dem Sprunge sein, um die Wün-! Twchter halten, die für ihre'einundzwanzig Jahre sich, sche der Damen zu erraten, ihnen zuvorzukommen.,fast z« üppig war. Das ließ Konstanze bedeu- SlW WM EM». Roman von Fr. Lehne. ! geneigt, zu glauben, daß sie ein wenig beftbeit, und doch tat es Ivonne gern, schränkt «var; doch war dies nicht der Fall. Sie damit allein sein konnte. war nur sehr bequem. Sonst aber verstand sie? Sie saß in dem elegant eingerichteten Wohn Die meiste Zeit verwandten die Damen aus dann sehr schlechter Laune. o----- die Pflege ihres Körpers und der Toiletten,! „Es geht ihnen zu gut", dachte Ivonne nen und Pfirsichen in der Hand tragend, wozu sie ganze Stunden brauchten. ! manchmal leise lächelnd. Frau von Steinhagen war eine sehr gut^ Frau von erhaltene Vierzigerin. Man konnte sie manch- zu einer Abendgesellschaft gesahren. Ivonne Steinhagen gekommen. sie andere Leute Strümpfe auszubessern. Bei dieser dem nicht viel zu tun ist. Ich persönlich unter- sahen vielfach Gäste bei sich, und bei den Be! mechanischen Arbeit, dein gleichmäßigen Durch richte lieber eine Klasse der unbändigsten Kinder suchen taute auch Konstanze auf, und Mutter so- ziehen der Fäden konnten die Gedanken so gut Konstanze fing so vielerlei an hake aber zu das^ Wohlleben dort zu genießen; durch wohl wie Tochter kvnmen sehr lebhaft und lie- abschweifen. nichts Ausdauer. Sie trieb ein wenig Kunstge-!^"^ schichte und Literatur, dann wieder Dtüsik, sprach Temperament die tausend kleinen Nadelstiche und sich noch nicht Zeit genommen, in« Stadthause die ihr sein unmännliches Verhalten und Nach- Rücksichtslosigkeiten werden ertragen können. Ich mit vorzusprecheu. «geben gegen die Großmutter bereitet, hatte sie warne Sie!" j Wöchentlich kamen zweimal Boten, die Eier, seltsam ernüchtert. Ivonne halte ein wenig schmerzlich und ein Butter, Geflügel, srisches Obst, Gemüse usw.! wenig überlegen gelächelt. j brachten. „Ich habe keine Nerven, liebes Fräulein! Oft mutzle Ivonne noch um Kleinigkeiten ihren Befreier aus drückenden Verhältnissen, und Hertzog, glücklicherweise. Sie sind in mancher nach dem Gut telephonieren, und da war es ge-!er hatte nicht so viel Mut gehabr wie sie, schweren Stunde erprobt, und mein Tempera-, schehen, daß sie einige Male ganz kurz vom!schwache Mädchen. ment verstehe ich zu zügeln. Wir alle sind ja Herrn abgefertigt wurde. Man solle ihn mit sol-! mehr oder weniger abhängig. Ist es durchaus, chen Sachen verschonen, er könne die Leute jetzt nicht zu ertragen, kam« ich immer gehen, wie es nicht von der Arbeit wegschicken. Wenn die mir Paßt. Sie wissen ja, daß ich vorläufig vor gnädige Frau Appetit auf Pfirsiche habe, dann