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Drittes Blatt. Sonntag, den 11. Mai 1913. Nr. 107. M W Zwei. 10. Mai 1313. Napoleon läßt die durch Davoust ge sprengte Elbbrücke durch einen Holzbau ersetzen und läßt das 11., 4. und 6. Armee korps auf das rechte Elbufer übergehen. Den Uebergang der drei Armeekorps und des Kaval leriekorps Latour-Maubourg benutzte Napoleon zu einer sehr eingehenden Musterung dieser Truppen, indem er lange Stunden aus der Brücke hielt. Die Truppen hatten Befehl, sich so stattlich wie möglich zu zeigen. Wittgenstein, der klar erkannte, daß „der Feind mit aller Force bei Dresden den Fluß forcieren will", hätte gute Gelegenheit gehabt, die an diesem Tage übergesetzten 40 000 Mann mit Uebermacht anzugreifen und in den Fluß zurückzuwersen. Da er aber hörte, daß starke Truppenmassen sich vom französischen Haupt heer trennten und weiter oberhalb wie unter halb Uebergänge suchten, so hielt er leider seine Absicht für unausführbar und ordnete den weiteren Rückzug an. Radetzky, Generalstabschef der öster reichischen Armee, entwirft eine Denkschrift, die das Verhalten der gegen Napoleon ins Feld zu führenden Annes im Voraus bestimmt. Um die Mitte des Juni sollen 120 000 Mann an der nordöstlichen Grenze Böhmens versammelt sein und, da auzunehmcn ist, daß Napoleon dann von den Verbündeten ablassen und sich mit aller Macht auf diesen neuen Feind Wersen werde, in defensivem Abwarten „dem feindlichen Andringen widerstehen." Die verbündeten Monar chen ließen aber „leitende Grundsätze" für die demnächsligen Operationen ausstellen, die eine unbedingte österreichische Offensive verlangten und festfetzten, daß der von Napoleon nicht be drohte Teil sofort seinerseits zum Angriff schreite. — Solche allgemeinen Feststellungen wurden in der Folgezeit noch öfters getroffen, nicht zum Vorteil der Operationen. Der Front wechsel Oesterreichs wurde vor Napoleon noch geheim gehalten. 11. Mai 1313. Eine große Nebenarmcc unter Marschall N e y, Prinzen von der Moskwa, wird vom französischen Hauplheer abgelrennt. Sie sollte dem Kaiser einen doppelten Zweck erfüllen. Einerseits sollte sie den Verbündeten jede län gere Verteidigung des oberen Elblauss unmög lich machen, andererseits die Preußen zum Ab marsch auf Berlin veranlassen und zugleich die Einleitung bilden zu der alsdann erforderlichen französischen Operation in nordöstlicher Rich tung. Der erste Erfolg dieser Armee war die B e- setzung Torgaus am 11. Mai, die der König von S-achscn, von Napoleon unsanft ge drängt, hatte genehmigen müssen. Am 10. die ses Abends sandte der König an den Festungs kommandanten, General Thielemann, die Aus sorderung, „die Festung Torgau und deren Be satzung den Befehlen des Generals Reynier zu übergeben." Thielemann beschick alsbald die Generäle mrd Stabsoffiziere der Garnison zu sich, machte ihnen den königlichen Befehl be kannt, versicherte, daß er ihn befolgen werd«, aber für seine Person das Kommando nieder legen werde. Er übergab es an den General Steindel und reichte dann selbst dem König sein Entlassungsgesuch ein. „Die Festung Torgau ist übergeben. Ew. Königlichen Majestät lege ich meine zweiunddreißiglährigen Dienste hier mit alleruntertänigst zu Füßen". Da er er fuhr, daß Napoleon beföhlet! hatte, ihn vor ein französisches Kriegs gericht zu stellen, ging er nicht nach Dresden, sondern ins Hauptquartier zu Kaiser Alexander, der ihn freundlich empfing und zum Generalleutnant ernannte. Am 11. wurden die Tore der Festung dem General Reynier geöffnet, die Stadt von Fran zosen besetzt und die sächsischen Truppen der französischen Armee zugeführt. 12. Mat 1«I3. Der König von Sachsen wird auf Napoleons Anordnung feierlich nach Dres den eingeholt. Es kam diesem wohl daraus an, der sächsischen Bevölkerung und dem üb rigen Deutschland zu zeigen, wie es wohlge tan sei, ihn zum Beschützer zu haben. Die Truppen zur Parade stellte Napoleon selbst aus und schickte dann einen Adjutanten dem Könige entgegen, der ihn einladen mußte, sich auf der Chaussee der Stadt zu nähern, wo er ihn angesichts der Truppen u marmen wer de. Der Punkt war dem König genau be zeichnet, wo er halten mußte, um dann zu Fuß Napoleon entgegen zu gehen. Auch dieser stieg vom Pferde. Kanonendonner gab das Zeichen, und Glocken verkündeten der Stadt, daß die Umarmung ßattgefunden habe. Mit Tränen in den Augen dankte der alte König seinem „Erretter und Befreier" und stellte sich, sein Heer, sein Volk, sein ganzes Land zur Ver Verfügung. „Es lebe der Kaiser! Es lebe der König! ertönte das Jubelgeschrei. Einer Abordnung des Magistrats, die aus Napole ons Befehl den König am Tore empfing, sagte der Kaiser - „Eure Stadt hat es nur den gu ten Gesinnungen und der aus meine Einladung erfolgten Rückkehr eures guten Könige zu ver danken, wenn ich sie mit Schonung behandeln werde." MvekGefWUeMMrlNWH Bou Oberlehrer Hommel. Mgenlumsnicht vorbehalleri i Die Schulen. Schulverhältnisse und Kehrer von Abtei-Oberlungwitz. Bis zur Reformation gehörte Abtei kirch lich zu Oberlungwitz und mag auch an seinen Schulverhältnissen teilgenommen haben. Spä- j ter schloß es sich Ursprung an. Nach Grün 'düng der Schule daselbst hatten die Kinder von Abtei am dortigen Unterricht teilzunehmen, doch 'mögen bald auch sogenannte Katecheten oder Kinderlehrer in Abtei angestellt worden sein. §1578 wird der Kirchendiener Marten Auerbach fin Ursprung erwähnt, Lehrer scheint er aber ! nicht gewesen zu sein. Zwei Jahre darnach ist Laux Auerbach, jedenfalls sein Sohn, Kirchen diener, er geht als Schulmeister nach Nlt- chemnitz. 1601 ist Hans Bardt L>chuldicner, 1628 Paul Hertel Schulmeister. Diesem folgen 1637 Andreas Müller, 1691 dessen Sohn Chris tian Müller, ein Bauer. 1715 brennt die Ur- sprunger Schule ab, und der Schulmeister Joh. Lasch, welcher 1727 als Emeritus stirbt, schützt die Kirche vor dem Niederbrennen. 1722 wird Michael Reichel, bisher Katechetikus in Seifers- dors, Schulmeister. Zu seiner Zeit wird in Abtei ein Kinderlehrer Joh. Martin Sonntag, ein Student der Theologie, genannt. Das Orga nistenamt übernahm Heinrich Samuel Uhlig. Er bekam dafür 1 Schock gute Groschen, welche Entschädigung bis 1829 in gleicher Höhe blieb. Uhlig starb 1743, ihm folgten Sohn und Enkel bis 1809. Die Uhlige habe also bei nahe lOO Jahre das Ovzanistenamt ausgeübt. Sie waren Besitzer des Martingutes, an den letzten erinnert noch eine Inschrift an einem Hoffenster des Hauptgebäudes. Sie lautet : 1 N. 3. bi. 1753 ivird Joh. Erasmus Petermann, vor mals Rektor in Lichtenstein, als Kindcrlehrer von Abtei erwähnt. Er zog später nach Wal denburg. 1762 wird Christian Gottlieb Gruß Substitut und 1764 wirklicher Schulmeister von Ursprung. Er hielt die Schulstunden mit den Kindern auch von Abtei in der Oberstube des Schulhauses. In der Untersuche betrieb er Strumpfwirkerei. Montags fiel der Unterricht aus, da ging der Lehrer zu Markte. 1802 spricht das Kirchenbuch wieder von einem Schullehrer zu Abtei, er hieß Christian Walen tin Köhler. 1809 wird August Fr. Goldam mer, ein Enkel des Schulmeisters Gruß, Kin derlehrer und Organist in Abtei, 1828 schulte es sich von Ursprung völlig ans und zahlte 400 Taler Entschädigung, wovon der dortige Lehrer die Zinsen erhielt. Durch die Aus schulung verlor der Ursprüngen Lehrer über 100 Taler jährliches Einkommen und bekam nur 16 Taler Entschädigung. 1830 ließen die Ableier von Kaufmann Tetzner ihr erstes Schul- Haus bauen. An der Stelle war früher Fried hof, was sich auch beim Grundgraben zeigte. Die Gerichrskoften infolge des Baues betrugen 84 Taler, 13 gr., 3 Pfg. Das Schulgesetz von 1835 machte die Wahl eines Schulvor standes notig. Er setzte sich außer dein Pastor C. A. I. Größel als gesetzlichen Vorsitzenden aus Chr. Gottlob Förster, Friedr. Wilhelm Lieberknecht, Christian Fr. Schwalbe und Karl Traugott Klitzsch zusammen. Er fixierte zu nächst das Einkommen Goidammers. Dieser war ein ausgezeichneter Mechanikus ; er wurde 1839 ständiger Lehrer. In den letzten Jahre« vor seiner Emeritierung hielt er sich Hilfs lehrer auf seine Rechnung. Bekannt sindun» Predigtamtskandidat Trommler 1842. Sieh« Oberlungwitz. Joh. Heinrich Hunger, geb. 1825 in Neuker«- dorf bei Frohburg, 1844—46, später Kirch- schullehrer in Mühlau bei Penig. Ernst Fr. Gottl. Rose, geb. 1827 in Frohburg, 1846—47, später Kirchschullehrer in Auer bach bei Zwickau. Karl Friedr. Wilhelm Kretzschmar, geb. 182t in Breitenborn bei Rochlitz, 1847—49, leb- als Emeritus in Mittelbach. Nachfolger Goldammers als .Kirchschullehr«« lvar Karl Adolf Fischer 1849 1881 Starb im Ruhestand am 3. 3. 1888. Unter ihm traten die durch das Schulgesetz von 1875 geforderten schulischen Veränderungen ein. In dem neuen, durch Wahl hervoryegcm- genen Schulvorstand war Gemeindevorstand Ven ter Vorsitzender und Kassenverwalter, Elschner, nach Los mit Ed. Engelmann wegen Stirn mengleichheit, Stellvertreter, Kirchschullehrer Fischer Protokollant. 1876 wurde die Fort bildungsschule errichtet, 1878 kamen die weib lichen Handarbeiten zur Einführung. 1879 be absichtigte Oberlungwitz eine Zentralschule zu errichten, wofür inan Abtei zu gewinnen suchte. Wegen Gefährdung seiner Selbständigkeit sieht Abtei von einem Anschlusse ab, doch will es baldigst eine Iklassige Schule einrichten. Infolge einer Bittschrift der unteren Gemeinde will mau in der Nähe der drei Metzerfchen Güter ein« 2. Schule bauen und 2 Schulbezirke bilden. Doch scheint der Beschluß die behördliche Ge nehmigung nicht gefunden zu haben. Schließ lich wird 1880 die bisherige Schule durch Bau unternehmer Gränitz umgebaut und 1881 ein zweiter Lehrer angestellt. Die Lehrer bis zum Anschlusse von Abtei an die Oberlungwitzes Schulgemeinde find folgendem Anton Rob. Lungwitz, geb. 1850 m Nauenham bei Geithain, 1881—1893 als Kirchschullchrer. Weiteres siehe Oberlungwitz. Heinrich Albrecht Nestmann, geb. 1860 in Groß pöhla bei Schwarzenberg, 1880- 84, jetzt Kantor in Schwarzbach, Bez. Grimma. Friedr. Otto Reuther, geb. 1863 in Jahnsbach bei Thum, 1884 -88, später Kantor in Lich- renstein, jetzt Musikvrofessor am Dr. Martin Luther College in Neu-Ulm, Minnesota, Ver einigte Staaten von Nordamerika. Karl Traugott Haustein, geb. 1864 in Schnee berg, 1888—89, jetzt in Schönau bei Chen, nitz. Franz Rich. Steinhäuser 1890. Liehe Oder lungwitz. Joh. Ernst Falke 1890. Siehe Oberlungwitz. Die Nadelarbeitslehrerinnen von Abtei waren: Frl. Schob 1878-1881. Frau Kirchschullehrer Lungwitz 1881 83 un» 1887-90. Man ließ ihr nicht Zeit, jich zu säubern: zum ergehen, aus denen immer klang: Du undant- ten im Da ging sie lieber fort. Wonne da, das Mützchen verschoben, schwarze Kleid über und über mit Staub da« und um, und Herta zeigte mit weit ausgestrecktem Arm nach ihr. Triumphierend rief sic: „Da, Mama, da — siehst Du, ich Haberecht? Ich hatte doch bemerkt, wie sie in den Straßen graben kroch, damit wir sie nicht sehen sollten!* Nicht fähig, nur ein Glied zu rühren, stand ben — stets ein artiges folgsames Kind zu sein! Aber solche Behandlung konnte sie nicht ertragen, „wenn ich Dir das hätte ersparen können." Dannau der' wollte sie — und die würde gut zu ihr begann sie heftig aus Herta zu schelten, die den! sein! bekommen. Ich wollte Dich nur nicht aufregcn, weil es im Grunde nur Kleinigkeiten waren. bares Geschöpf, Du undankbares Kind, der lie ben Großmama solche Aufregung zu verursachen. Hast Du denn gar kein Schamgefühl?" Förmlich im Triumph schleppte man ft» nach Burgau zurück. Dort hatte man ihr Ver schwinden schon bemettt, da der Briefträger Christiane etwas verwundert erzählt hatte, daß ihm das kleine Komtsßchen allein auf dev Chaussee begegnet sei. Zitternd stand Wonne vor der Großmutter, das Paketchen mit dem Bilde ihrer Eltern fest ans Herz gedrückt. Aber furchtlos hielten ihr« großen, traurigen Kinderaugen dem Blicke der Gräfin stand. „Warum bist Du davongelaufen?" „Weil ich mich nicht wieder Lügnerin sch el lassen will." „Und wo wolltest Du hin?" „Zu Schwester Ursula. Ihr bin ich nicht Wege, sie hat mich lieb!" Es war, als wollte die Gräfin sie schlagen eine solche Bewegung machte sie, doch ließ die erhobene Hand wieder sinken. „Wie frech, wie schamlos und undankbar!" Immerhin gab es mir zu denken! Jetzt aber nach dieser Aufregung trinkst Du ein Glas Brom, Deine Nerven zu beruhigen. Ich werde mich mit Herta entfernen, damit Du ganz un gestört bist!" Baronin Aline konnte zufrieden sein. Wenn ihre Mutter je einen Funken Liebe ganz im geheimen für das Kind ihres verstor benen Sohnes gehabt hätte — jetzt war nichts mehr davon da. Wie zermalmt saß Wonne aus ihrem Zim mer, die Hände krampfhaft verschlungen. „Lie ber Gott, womit habe ich das verdient?" schluchzte sie. „Ach, lieber Papa, warum hast Du mich nicht mitgenommen, hast mich allein auf der Welt zurückgelassen, wo mich keiner lieb hat!" In den zehn Wochen, während deren sie jetzt auf Burgau war, hatte sie sich wirklich Mühe gegeben, ihres Vaters Worten nachzule- trockenen Grashalmen bedeckt — sie glich eine» armen Sünderin, die vor «Bericht geschleppt wird. und durch! Ick, Hab sie längst durchschaut! Blick streifte sie die Tür, hinter der sie die Groß- lind daß sie es mit der Wahrheit nicht so ge- mutter wußte, und dann lief sie schnell hinaus, nau nimmt, davon hab' ich, wenn sie Herta - - - — - Auftritt wohl „eigentlich hervorgerufen hätte", j Nun der Gedanke sie ersaßt, ließ er ihr keine „Ich bitte Dich, Aline, was hat Herta da-!Ruhe. Sie wollte gleich fort. Den Weg nach der mir zu tun. Lei nicht ungerecht. Aber Wonne ^Bahnstation kannte sie- er war nicht allzu weit. — ein solch ungezügeltes Wesen hält' ick nie ini Sie nahm ihr Geldtäschchen und die Photo- ihr vermutet " mraphien ihrer Eltern zu sich, setzte ihre Mütze „Mama, An läßt nicht von An. Sie ist auf, zog das Jäckchen über und ging eilig und das Kind ihrer Mutter Komödiantin durch «leise die Treppe hinunter. Mit einem scheuen war ihr recht. Niemand sollte sie sehen. Tapfer frohem Lachen auf den Wagen steigen. Die Ba- schritt sie aus. Nur der Briefträger begegnete ronin ließ eine Flui von Vorwürfen über si» ihr und danach die landrätliche Equipage, deren ergehen, aus denen immer klang: „Du undant- Insassen sich befremdet nach ihr umsahen. Sie merkte es nicht. Eine halbe Stunde mochte sie ungefähr ge gangen sein, als sie einen Wagen hinter sich kom men hörte. Sic drehte sich um und erkannte mit ihren scharfen Augen daS leichte Jagdgefährt der Baronin Brücken. Schnell sprang sie zur Seite und suchte sich im Chausseegraben zu verbergen. Das Herz klopfte ihr wie rasend. Hoffent lich würde man sie nicht bemerken, würde man an ihr vorbeifahren! Wo wollten sie hin? Das war doch nicht der Weg nach Bernried? Oder hatte man sie gar schon vermißt und war auf der Suche nach ihr? Lieber aber wollte ftr ster ben als zurück zu den kalten, harten Augen der Großmutter. Sie betete, daß man sie nicht ent decke — und da fiel ihr ein, daß Herta ihr ge sagt, sie würden noch nach der Bahn fahren, um eine auf der Durchreise befindliche Freundin der Baronin zu begrüßen. Die Baronin trat zu ihrer Mutter und faßte! Aber wohin? Sie hatte ja niemand auf!wieder aus und atmete erleichtert — da hielt der ! sie liebreich um. „Arme Mama", klagte sie,sder weiten Welt. Nur Schwester Ursula. Ja,!Wagen plötzlich. Seine Insassen drehten lick zückte Aline. GlW Werg; WM. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) Frau Aline hatte ein feines Ohr. Sie hörte aus den Worten ihrer Mutter einen erwachenden Groll gegen die Enkelin. Deshalb lenkte sie an scheinend mit Wohlwollen ein: „Weißt Du, Mama, allem Streit ein Ende zu machen, ich kaufe ihr eine neue Puppe — für alle Fälle — falls Herta wirklich die ihrige zer brachen hat." Sie lächelte dabei in unbeschreib lich höhnischer Weise, und Wonne sah und be griff das wohl. „Ich will keine Puppe von Dir, nein", brach sie leidenschaftlich aus. Sie bebte an al len Gliedern vor grenzenloser Aufregung und war leichenblaß geworden. „Ich mag überhaupt leine Puppe wieder — aber ich lüge mich nicht!" schrie sie fast. Rauh faßte die Gräfin ihre Hand. Jetzt hatte sie ganz bei der Großmutter verspielt. „Endlich gibst Du Dich zu erkennen und zeigst Deine wahre Natur. Augenblicklich gehst Du hinaus und denkst darüber nach, wie man sich in Gegenwart älterer Leute zu benehmen hat. Du bleibst auf Deinem Zimmer!" „Sonst ginge sie vielleicht gleich wieder zu Kroßmanns, um dort mit Katzen zu spielen. Ich habe sie erst von da herqeholt", meinte Herta schadenfroh. „Ah, dieser Verkehr ist mir neu. Ich werde dafür Sorge tragen, daß ihm ein Riegel vorge schoben wird." Wonne weinte nicht mehr; sie preßte die Lippen fest aufeinander und verließ das Zim mer. Draußen lehnte sie, schwer atmend/ am Treppengeländer. Nun sollte ihr auch das noch genommen werden! Aber solche Behandlung konnte sie nicht ertragen, Ratternd fuhr der Wagen an ihr vorbei, und ein? Lügnerin ließ sie sich nicht schelten.-eine dichte Staubwolke um sich verbreitend. — 5' 5 f Schon glaubte sie sich unentdeckt; sie richtete sich sie , „ r Sie hatte erst ein Stück durch den Wald zu Man ließ ihr nicht Zeit, sich zu säubern: fielen besuchte, Mehr als einmal Beweise! gehen, ehe sie die Chaussee erreichte, und das so wie sie lvar, mußte sie unter Hertas schaden-