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WslckMWlkr NMM 2lrntsk>lcrtt. Nr. 101. Sonntag, den 4. Mai 1913. Dritttes Blatt. N Uli NM 3. Mai 1813. Blücher hält am Morgen nach der Schlacht eine Ansprache an seine Soldaten und trifft mit seinen Worten über die Bedeutung der Schlacht und den Grund des Rückzuges durch aus das Richtige. „Guten Morgen, Kinder! Gestern hat et gut gegangen! De Franzosen sind et gewahr geworden, init wen se zu duhn hebben. Der König läßt sich bedanken bei Euch." Bei diesen Worten nahm er die Feldmütze ab und schwenkte sie. „Dat Pulver is alle, darum gehen wir zurück, bis hinter die Elbe. Da kommen mehr Kameraden und brengen uns wedder Pulver un Blei. Un denn gehn wir wedder drup up de Franzosen, dat se de Schwe renot kriegen! Wer nu seggt, dat wir reteriren, det is en Hundsfott, cn schlechter Kerl! Guten Morgen, Kinder!" Auf jeden Fall lebte in den Truppen nach dieser Schlacht das Gefühl der alten preußischen Kraft wieder auf, und die Soldaten waren weit davon entfernt, sich für geschlagen zu halten. Auch Napoleon hatte erkennen müssen, daß die Zeit der leichten Siege für ihn vorbei war. Während die Verbündeten etwa 11500 an Toten undVer wundsten verloren, im ganzen ein Viertel ihrer Gesamtstärke, be- irug der Verlust im französischen Heere mehr als ein Drittel, etwa 2 2 0 0 0 M a n n, vom Neyschen Korps allein 15 000. Trophäen, die bisher in Masse zu den Napoleonischen Sie gen gehört hatten, wurden diesmal nicht er- beinet. 5 Mai 1813. Größere Rückzugsgefechte der Verbündeten in der Linie Colditz, Wald heim, Döbeln, zwischen der Zwickauer Mulde und der Zschopau. Am Vormittage griffen starke Abteilungen des 11. sranzösischen Armeekorps und des 1. Kavalleriekorps unter Führung des Vizekönigs die preußische Nachhutkavallerie bei Colditz an. Da diese die Brücke über die Mulde in Brand setzten, mutzten die Franzosen nord wärts ausbiegcn, und trafen so auf andere preußische Rückzugskolonnen. Diese, bald ver stärkt durch eine russische Division unter dem Grafen St. Priest, fanden eine gute Stellung in dem Dorfe Gersdorf, wohin auch bald die preu ßische Nachhut aus Colditz unter General Stein metz kann Drei Brigaden entwickelte der Vize- lönig vor diesem Dorfe, ehe er uni -1 Uhr nachmittags den Angriff wagte. Die Verbündeten räumten das Dorf, besonders da ihre Kavallerie, infolge der weit umsichtigeren Führring der Franzosen, der feindlichen an Zahl weit unter legen war. Schon beim nächsten Orte, Hartha, machten sie wieder Front, und hier gelang es zwei russischen Jägerregimentern und neu ein greifender Artillerie, die Franzosen so wirksam zu umfassen, daß sie die Verfolgung einstellen mutzten. Die Verbündeten verloren an Toten und Verwundeten etwa 500 Mann. Bülow erhält eine Kabinettsorder des Kö nigs, die ihm die Schlacht vom 2. Mai meldet und ihn anweiß, „bei Roßlau über die Elbe zurückzugehen und, wenn der Feind sich mit Macht gegen die Marken wenden sollte, der Landwehr und dem Landsturm dieser Provinz zum Kern zu dienen und den kleinen Krieg, der sich im Lande bilden müsse, kräf tig zu unterstützen." Daraufhin geht er in Eil märschen über die Elbe zurück. Uns dem Beiche. Der evangelische Bund gegen Dr Mangler. Der Vorstand des Chemnitzer Zweig vereins vom Evangelischen Bund sah sich veranlaßt, zu dem bekannten Vortrag, den der konservative Landtagsabgcordnete Dr. Mangler in Chemnitz am 28. März über das Zentrum hielt, folgende Erklärung abzuge ben: „Ohne auf Einzelheiten des Vortrags ein zugehen, in denen sich ein für einen im öffent lichen Leben stehenden Mann seltsame Unkennt nis über die Natur des politischen Katholizis mus und über unfcre vaterländische Geschichte verrät, müssen wir doch unser größtes Be fremden darüber aussprechen, daß eine sol-- che, alles klare evangelische Bewußtsein ver leugnende Rede von einem protestantischen Ab geordneten überhaupt hat gehalten werden kön nen, und daß dies gerade in umerer Stadt ge schehen ist, in der der Evangelische Bund das Zeugnis beanspruchen darf, die evangelische Bür gerschaft jederzeit offen, sachlich und wahr über die ultramontane Gefahr unterrickuet zu haben. Der Manglersche Vortrag und die unbedingte Zustimmung, die er in der Versammlung gefun den hat, kann uns nur ein Beweis dafür sein, wie notwendig gerade gegenwärtig die^e auf klärende Tätigkeit des Evangelischen Bundes ist, in der dieser gewiß nicht seine einzige, aber doch eine wesentliche Aufgabe sieht. Wir werden auch in Zukunft unsere Pflicht in dieser Hinsicht un beirrt zu tun suchen." Auf dem Verordnungswege zur Reform des Schulgesetzes Daß die sächsische Staatsregierung dem kommenden Landtage eine neue Vorlage über das V o l k s s ch u l g e s e tz unterbreiten werde, ist angesichts der Tatsache, daß eine Aenderung in der Stellungnahme der Parteien ausgeschlos sen und ein Einverständnis über die entscheiden den Fragen der ganzen Angelegenheit zwischen der ersten und zweiten Kammer nicht zu erzielen ist, auf keinen Fall zu erwarten. Klarheit herrscht aber auch darüber, vor allem in Re gierungskreisen und bei den fachmännischen Fak toren, daß die durch den Gesetzentwurf beab sichtigte Reform des Volksfchulwesens von der Ablehnung durch die Stände nicht allein abhän gig gemacht und nicht in zu weile Ferne hin- ausgerückl werden darf. Es ist darum beschlos sen worden, unbeschadet der weiteren Gültigkeit des Schulgesetzes von 1873 die nötigsteil Ver besserungen auf dem Verord n u n g s- wege in nächster Zeit durchzusühren. Es sind bereits Arbeiten über die Lehrpläne der verschiedenen Abteilungen der Volksschule, über die Organisation, über den Reli gionsunterricht usw. in Angriff genom men worden. Bei den reichen Vorarbeiten über die Lehrpläne dürfte diese Angelegenheit viel leicht schon innerhalb Jahresfrist geregelt sein. In einzelnen Bezirken finden bereits in den nächsten Wochen amtliche Lehrplankonferenzen statt. Maifeiertrawaile Aus Wilhelmshaven, 2. Mai, wird berichtet: Gestern morgen war in einem nahe der preußisch-oldenburgischen Grenze gelegenen Lokal in R ü st r i n g e n der sozialde m o- kratische Maisestzug zusammengetreten. Auf der Wilhelmshavener Seite hatten Schutz leute zur Sicherung des Verkehrs Ausstellung genommen. Als der Zug sich der BiSmarckstratze näherte, machte der Polizeikommissar mit lauter Stimme bekannt, daß das Betreten der Göker- stratze, die zu der Kaiserlichen Werft führt, ver boten sei; dagegen sei es erlaubt, in die Bis- marckßratze einzubiegen. Da die Menge das Ver bot mit Lachen und höhnischen Zurusen auf nahm und sich an der Straßenkreuzung in den Verkehr störender Weise staute, forderte der Kom missar sie auf, auseinanderzugehen, widrigenfalls von der Waffe Gebrauch gemacht werden müsse. "Nachdem die Menge keine Miene machte, der ersten Aufforderung zu folgen, wiederholte der Kommissar sie und gab, als Teilnehmer des Umzuges die Schutzmannskekte gewaltsam zu durchbrechen versuchten, Befehl, mit blanker Waffe vorzugehen. Hierbei wurden sechs Per sonen leicht verletzt. Die erregte Menge ging mm unter heftigen Schimpsrcden auseinan der, und bewarf dabei die Beamten mit Stei nen. Ein S ch u tz m a n n wurde niedergewor fen und mißhandelt. Verhaftungen wur den nicht vorgenommen. Schadenersatz für Boykottierte. Vor einem halben Jahre hatte die sozial demokratische Gewerkschaft in Bad Reichen hall gegen diejenigen Bäcker den Boykott er klärt, die nichtsozialdemokratische Gehilfen be schäftigten. Ein Arbeiter, der infolgedessen von einem Bäcker entlassen worden war, verklagte die Gewerkschaft auf S ch a d e n e r- s a tz, die auch von, Amtsgericht zur Zahlung eines Wochenlohnes von 28,50 Mark und in die Kosten verurteilt wurde. Die von den Sozialdemokraten eingelegte Berufung wurde von der zweiten Instanz, dem Traunsteiner Landgericht, kostenfällig abgewiesen. Das ist eine sehr beachtenswerte Entscheidung. Sie zeigt einen Weg, aus dem man deni roten Terror vielleicht wirksamer als auf andere Weise wird entgegenwirken können. Aus dem Auslände. Streikbewegung im englischen Schiffbau - Der Vorstand der Gewerkschaften, die im Schiffbau tätig sind, hat seine Mitglieder auf gefordert, darüber a b z u st i m m e n, ob sie den Vorschlag der Arbeitgeber annehmen und ihre Forderungen auf eine allgemeine Lohner höhung aus drei Monate hmausschieben wollen, oder ob sie in den A u s st a n d treten wollen, um die Lohnerhöhung zu erkämpfen. Die Unsicherheit in Marokko Aus Mekines wird geschrieben: Der Oberst Henry, der von der Absicht zahlreicher Aufständischen, sein Lager bei Darkaiditto anzu greifen, Nachricht erhalten hatte, besetzte A z r u. Die A u f st ä n d i s ch e n flohen auf die Höhen südlich von Azxu. Auf französischer Seite wurde ein Unteroffizier schwer verwundet. ! Skl NIMM ms SUMM. Ueber ein neues Werk des Kronprinzen wird dem „B. L.-A." geschrieben: Ueber ein neues Werk des Kronprinzen, von dem wir bereits vorgestern Mitteilung machten, Waffen" ist bei der Deutschen Verlags-An- stakt in Stuttgart von unserem Kronprinzen als Herausgeber ein neues Werk erschienen, das dem Kaiser gewidmet ist. Das Buch zeigt in treff lichen, teilweise meisterhaften Bildern unsere ge samte Streitkraft zu Lande, zu Wasser und in der Luft gewissermaßen in Tätigkeit. Von den preußischen Elitetruppen, der Standarteneskadron des Regiments der Gardes du Corps und dem Ersten Garderegiment sehen wir alles, was zum Heere, von den Linienschiffen bis zur Flottcn- parade der Jacht „Hohenzollern" alles, was zur Marine gehört. Man muß sagen, daß die Bil der in ihrer Auswahl wohl dazu geeignet sind, Lust und Liebe zum Waffenhandwerk zu er wecken und, was ebenso viel wert ist, zu stäh len und zu erhellen. Allerdings sind in diesen Soldatenbildern die ersten Namen unserer Schlachtenmaler vertreten; sie bürgen dafür, daß alles dem Leben abgelauscht und von wirklichem militärischen Geist durchweht ist. Wir erblicken den Kaiser im Manöver, umgeben von seinen Stabsordonnanzen, dann die Standarteneska dron des Regiments der Gardes du Corps im Schmuck ihrer schwarzen Kürasse und der funkeln den Goldadler. Das Erste Garderegiment zieht durch den Kiefernwald, dann sehen wir preußi- nengewchre gehen in Stellung, die Leibhusaren exerzieren, Eisenbahner sind bei der Arbeit ebenso wie Pioniere büm Brückenbau, Fliegerofsiziere mit Aeroplanen, einen Zeppelin, Askarikompag nien aus Deutsch-Ostafrika, die Schutztruppe im Kamps mit HereroS, dann Linienschiffe in Kiel linie, nacktarmige Matrosen exerzieren am 30,5 Zentimeter-Geschütz, Torpedoboote und Untersee boote — kurzum, was immerhin heute im Kriege verwendet wird, das erblicken wir aus den glänzenden und packenden Bildern. Kronprinz Wilhelm hat selbst zwei Artikel verfaßt. „Ein Wort zum Geleit" und „Regimen! der Gardes du Corps, Standartencskadron". Beide Arbeiten sind von frischem militärischen Geist durchweht, von Herzen empfunden, schlicht, einfach und doch eindringlich in der Darstellung. Kronprinz Wilhelm läßt sich in ernster Weise über die Schäden unserer Zeit aus, die er in keiner Weise verkennt. Er warnt vor dem über handnehmenden Luxus und mahnt, zur altväter Uchen Einfachheit der Sitten zurückzukehren. Des wegen braucht man noch kein Säulenheiliger zu werden, wie er sagt, aber man soll die Mann heit nicht erschlaffen lassen in Weichlichkeit der Lebenshaltung. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir wehrhaft sein und bleiben müssen — es sind goldene Wahrheiten, die der Kaisersohn hier mit der Offenheit ausspricht, die ihn überhaupt aus- zeichnpt. In seinem zweiten Artikel zeichnet Kronprinz Wilhelm die Pracht und den Pomp des vornehmsten preußischen Reiterregiments: herzliche Freude an dem Prachtregiment und tiefe historische Empfindung sprechen aus seinen be geisterten Zeilen. Die übrigen Artikel stehen auf ähnlicher Höhe, denn sie sind von sachver ständigen Offizieren versaßt." Sächsisches. Hohenstein Ernstthal, : Moi t9i:i An beiden Feiertagen, des bevorstehen den P f i n g st f e st e s wird wieder die Ko l- lekte für den Allgemeinen Kirche n- fonds in allen evangelisch-lutherischen Kir chen Sachsens gesammelt. Dieser Kirchenfonds ist eine Stiftung, die ini Jahre 1876 von Mit gliedern der zweiten ordentlichen Landessynode begründet worden ist, um die fehlenden Mittel zur Linderung und Beseitigung der kirchlichen Notstände zu schaffen und die Landeskirche mehr und mehr in den Stand zu setzen, aus eigener Kraft ihre wachsenden Aufgaben zu erfüllen. Besonders sind hier hervorzuheben die Jugend pflege, die Gemeindediakonie, der Bau von Ge meindehäusern und Jugendheimen, die Anstel lung von Jugendpflegern und anderen Hilfs kräften usw. Hier überall in dem erforderlichen Maße Hilfe zu schaffen, reichen die zur Ver fügung stehenden Mittel nicht aus, und die Landeskirche muß sich daher immer wieder an alle kirchlich Gesinnten mit der Bitte um Unter stützung wenden. —: Neue Gäste erhielt am Mittwoch das Bethlehem-Stift im Hüttengrund; die erste Abteilung der Pfleglinge hat frischge stärkt das Heim verlassen und nun sind wiederum wohl an die 200 Kinder aus vielen Städten Sachsens eingetroffen, die in reiner würziger Waldluft Stärkung ihres schwachen Körpers su chen und diese hoffentlich auch ohne Ausnahme finden werden. Die Verpflegung erfolgt aus die Dauer von 5 Wochen, also bis zum 4. Ium. —e. Alle Anlage, eine Diebin zu wer den, hat die höchstens neunjährige Tochter eine» Bewohners der Hüttengrundstraße. Mit ra schen! Griff stahl sie aus dem Korb eines kleinen Mädchens in der Nähe des Altmarktes eine Apfelsine. Als die Mutter der weinenden Klei nen einige Zeit darauf zufällig die Diebin er kannte, nannte diese erst drei falsche Namen, ehe sie endlich, durch Drohung eingeschüchtert, den rechten Namen angab. -K. In der vom E v. A r b e i t e r v e r- e i u abgehaltenen außerordentlichen H a u p t- v e r s a m m l u n g stand als einziger wichti ger Punkt zur Erledigung: „Austritt aus dem Landesverbände". Die Gegenwart des Ver dandssekretärs Kluge-Dresden, wie insbesondere die aufklärende Rede des Agitationsleiters und 2. Vorsitzenden des Verbandes Schlossevnreister Günther-Deuben, gab deni Ganzen eine andere Richtung und es konnte sonach die richtige Wir kung erzielt werden, daß ein Verbleiben beim Landesverbände Lebewsbedingung für unsern Verein bedeute. Die Ausführungen des Erste reu, so wird uns geschrieben, ließen erkennen, welche unbedingte Pflicht es ist, Arbeitgeber mit Arbeitnehmern zusammenzuführen zur gemein samen Arbeit. Es ist außerordentlich notwen dig, daß die Fabrikanten ein klares Bild er halten über die Wirksamkeit der evangelisch- nationalen Arbeitervereine und ihre Erfolge in Deutschland. Wenn dazu noch die nationalen Gewerkschaften und deutschen Gewerkdereine hin zugerechnet werden müssen, so ist es unter allen Umständen nur wünschenswert, daß unsere Ver einstätigkeit mehr gewürdigt wird durch Be tanntwerden ihrer geleisteten Arbeit und der Ziele, die wir verfechten, um uns frei zu machen von dem Druck und Terrorismus der Sozialdemokratie. Möge die richtige Erkenntnis dieser Tatsachen auch in unserem Verein durch tatkräftige Mitarbeit aller Stände Platz greifen und zum Segen für alle national ge sinnten Kreise ausschlagen. — Von anderer Seite wird noch über deni Verlauf der Per ammlung geschrieben. Lebhaft bedauert wird der Austritt des Herrn Pastor Richter Königs waldc aus dem Landesverbände und daß dieser Herr ein „Konkurrenzunternehmen" gegründet hat, das zur Zersplitterung der Kräfte beitragen muß. Eine Unterstützung der Evangelischen Arbeitervereine möchte deshalb auch fernerhin aus mancherlei Gründen obenan stehen. Mittelbach, 2. Mm Der hiesige Man nergesangverein feierte gestern das 60jährige Jubiläum seines Bestehens. Von nah und fern hatten sich 12 fremde Gesangvereine zur Teil- 'nähme an diesem Jubelfeste eingestellt. Der Vor stand des Vereins begrüßte die Erschienenen, woraus noch vom Jubelverein ein Begrützungs gesang erfolgte. Die Festrede hielt der Orts geistliche, Herr Pastor Hartung. Ein Gründer des Vereins hielt hierauf eine kurze Ansprache, worin er die Gründung des Jubelvereins näher schilderte. Ueber 400 Teilnehmer hatten sich in dem geschmückten Festsaal vereinigt. Ein Ball beschloß das Stiftungsfest. Sayda i. E., 2. Mai Ein in der ganzen Saydaer Gegend bekanntes Original, der 60 Jahre alte, ledige und heimatlose Arbeiter Heinrich Hampel, dürste nun von der Bildstäche verschwinden. Der musikalische Mann trug gern. Uniform und Orden, und man schenkte ihm alte Soldaten, Eisenbahn und Feuerwehrröcke. sowie Mützen, Medaillen und Schleifen, womit sich Hampel bunt dekorierte. Bei Rekrutierungen begleitete er heimwärts den Zug und spielte Musik. In früherer Zeit „revidierte" er auch Handwerksburschen und ließ sich die Papiere zeigen; bei einer solchen „Revision" wurde er je doch einmal von zwei Vagabunden derart ver prügelt, daß ihni alle Lust zum „Polizeidienst" verging. Jetzt ist der Mann wegen eines Ver gehens inhaftiert worden und er wird seine letzten Tage in einem Versorghause beschließen. Chemnitz, 2. Mai. Gestern verstarb hier der Vorsteher der Reichsbankstelle Chem nitz, Herr Kaiserlicher Bankdirektor Hodurek, ini Alter von 62 Jahren. Der allgemein beliebte Beamte erkrankte dieser Tage an einer Lungen entzündung, der er in recht kurzer Zeit erlag. Der nunmehr Verstorbene trat sein hiesiges Amt am 1. April 1909 an. — In einem Hause der Schloßvorstadt hat sich eine 70 Jahre alte Witwe erhängt. Längere Krankheit soll der Beklagens werten Veranlassung zu dem Schritt gegeben haben. Frankenberg, 2. Mai. Der hiesige Altertumsverein veranstaltete am Mittwoch abend eine den asten Volksbräuchen entspre chende Walpurgisfeier. Dem Abbrennen eines gewaltigen Höhenfeuers in Gegenwart von Tau senden von Zuschauern folgte im Saale der Lützelhöhe ein Frühlingsfest, bei dem ein Wal purgisversspiel des Lokalpoeten Fritz Resch zur Aufführung gelangte.