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MMem-EriMM TWÄ LlrntsHlcrtb. Nr. 72 Sonnlag, dm 30, März l9>3. Zweites Blatt. MimSksWlemMiMWib. Bon Oberlehrer Hommel. (Eigentumsrecht Vorbehalten) Kirchen- und Schulverhältniffe. -V Die kirchlichen Verhältnisse. Die Hauptkirche. Haben die Oberlungwitzer auch anfangs nur eine kleine Kapelle zu ihren Gottesdiensten ge habt, so hat sie doch schon eilte gewisse Bedeu tung gehabt, da sie dem heiligen Martin ge weiht war. Später, in unbekannter Zeit, wurde die Kapelle zur Kirche ausgebaut. Im Lause der Jahre hat unsere Martinskirchc dann manche Veränderung erfahren, die einschneidendste jeden falls durch die Reformation. Der gewaltige Turm, der älteste Teil der Kirche, ist schon vor 1452 erbaut worden. Reparaturen der Kirche erfolgten 1552, 1642, 1643, 1696 und eine gründliche Erneuerung 1702. Unser Oberlung witzer Geschichtsschreiber Daniel Wünsch gibt uns ein Bild unserer Kirche vom 18. Jahrhun dert. Leider können tvir die Zeichnungen nicht beifügen. Da Wünsch auf die katholifche Zeit zurückgreift und unsere Kirche vielleicht jahrhun dertelang seinem Bilde entsprach, möge einiges von ihm angeführt sein. Stattlich schaute nach den vorhandenen Zeich nungen schon damals unsere Martinskirche von der Höhe. 70 Ellen matz der Turm. Seine in nere Seite war O.H^en, die Mauer 3^ Ellen. Die Länge der Kirche betrug 46 Ellen; durch einen Schwibbogen war sie in zwei Teile ge teilt. Die vordere Breite betrug 19f^, die Hin tere 12 und die Höhe 11^ Ellen. Auf dem Kirchendach satz ein achteckiger Dachretter, von dem, aus einer Kugel stehend, ein goldener Hahn herabschaute. Im Dachreiter hing eine 1476 gegossene Glocke, die vom Kirchenschiff aus ge zogen wurde. 1552 machte sich eure Reparatur des Turmes notwendig, 1696 wurde er wegen Baufälligkeit ganz abgetragen. Die kleine Glocke wurde im grotzen Turm aufgehängt und 1818 mit umgegofsen. Noch älter war die mittlere Glocke auf dem Hauptturme. Am obersten Rand trug sie die fast unkenntlichen Schriftzeichen: außeidem noch 3 Bilder und die Kreuzigung. Die Lösung der Schriftzeichen machte grotze Mühe. Der Glockengictzer hatte aus Versehen einige Buchstaben auf den Kopf gestellt und ver kehrt gesetzt. Die Inschrift sollte heißen: ftmsr uuster (ooster) — Vater unser; OH.8VT- Lukas. Nun folgt deutlich Caspar, der Name eines der Weisen aus dem Morgenlandc. Die andern bei den hietzen Melchior und Balthasar. Ihre Na men sind in den letzten 7- Zeichen zu finden. Von Melchior ist;,MLgl und von Balthasar 8/^8 vorhanden. Die Kreuzigung zeigt Christus mit neben einander genagelten Flitzen, eine Dar stellung, die nach dem 13. Jahrhundert nicht mehr vorkommt. Die Buchstaben waren ihrer Form nach nur bis 1360 gebräuchlich. Die Glocke war vielleicht kurz nach 1300 gegossen. Die grotze Glocke stammte aus dem Jahre 1452. Die Kirche hatte vier Zugänge. Die Haupt- psorte führte von der Dorfseite direkt ins Schiff. Rechts war eilt Pförtchen in die Sakristei. Zwei Eingänge sührten in den Turm, einer von Sü den und einer von Norden. Der letztere wurde von den Hohensteinern benutzt, solange sie hier eingepfarrt waren. Später wurde der Zugang vermauert und der Schuppen für den Leichen wagen angebaut. Das Innere der Kirche war, wie bereits erwähnt, in zwei Teile geteilt. Im größeren Abteil befanden sich drei Reihen Stühle für die Kirchenbesucher. Auf der Nord, West lind ein Stück auf der Südseite war eilte mit biblischen Bildern reich geschmückte doppelte Em pore für die männlichen Kirchengänger. Soweit die Bilder zu Wünschens Zeit noch vorhanden waren, seien sie angeführt Simson zerreitzt den Löweit, der barmherzige Samariter, Jephta übernimmt das Regiment, Tobias, Johannes in der Wüste, Ionas vom Walfisch verschlungen, die eherne Schlange, Noahs Kasten, Einzug Christi, Geburt Johannis, Maria und Elisabeth. Der Hintere, engere Teil, der Altarvlatz, hatte noch eine Anzahl Stühle für Männer und Frauen. Auf der Nordseite befand sich der Chor mit der Orgel. 1695 war sie neu angeschafft worden. Nach ihrer Versetzung baute inan an ihrer Stelle zwei übereinander befindliche Em poren. Der Altar war ein Flügelaltar und stammte aus der katholischen Zeit. In der Mitte Ivar die heilige Anna mit Maria und dem Jesuskindlein, links der Schutzpatron der Kirche, der heilige Martin, wie er einem Bettler die Hälfte seines Mantels gibt, rechts der Schutz patton von Hohenstein, Christophorus mit dem Jesuskind, lieber diesem Bilde war ein zwei tes dreiteiliges Bild, das fast die gleichen Per sonen darstellte. Der Altar enthielt die Inschrift: nach christi unsers Herrn gebürt im 1517 iar ist kegenbertige täfel gemacht durch den wirdiyen Herrn ambrosi. Von einem früheren Altar scheint eine Tafel zu stammen, die im Turmhaus ausgestellt ist und Maria mit dem Jesuskind darstellt. Links vom Altar befand sich der Beichtstuhl, rechts der 1597 errichtete Kommunikandenchor. Aus der Südseite war ein besonderer Anbau mit der Sakristei, von der eine Treppe zur Kanzel führte. In mitten des Altarplatzes stand der 1616 von ei nem IK. bl. 8. 1^. geschenkte, von in Steinen gehauenen Kindern getragene Taufstein. Die Decke der Kirche war Hölzenr. Eine Laube war daran angebracht, die den heiligen Geist dar stellen sollte. Sie hing an einer Leine und konnte auf und ab gezogen werden. In der Mitte des Schwibbogens, der Altarplatz und Schiff trennte, war ein aus beiden Seiten ge maltes Bild aufgehängt. Auf der Vorderseite stand: „Der Welt Pracht, Ehr und Herrlichkeit ist meines Lebens Ergötzlichkeit", auf der Hin terseite war der Tod als Sensenmann und die Inschrift: „Ich komm und mach all Freud ein End, Wcltlust in Trauern ich verwend". Beim Uebergang vom alten Chor zur vorderen Em pore war oben an der Wand ein 1707 geschenk tes Reiterbild des heil. Martin mit der In schrift: „Dies Kirchlein steht in Gottes Hand, zu St. Martin wird es genannt". Die Kirchen- deckc war unansehnlich, eine Inschrift besagte, datz zur Ehre Gottes die sämtliche Gemeinde sie 1566 malen ließ. 1700 wurde sie wieder reno viert. 1684 wurden die beiden Knöpfe auf dem Kirchturm neu errichtet. 1702 versetzte man die Orgel, 1725 erneu erte man sie, versah sie mit mehreren Registern und ließ sie durch den Organisten Meischner in Glauchau prüfen. 1775 fand eine Reparatur des Kirchturmes und eine Erneuerung der Knöpfe statt. Alte und neue Schriften wurden in dieselben eingelegt. Die Knöpfe wurden ver goldet, die Kosten durch Sammlung gewonnen. Diejenigen, die schreiben konnten, durften Na men und Beitrag selbst aufschrciben. Der Sam melbogen wurde beigelegt. 1803 ist die alte Kirche bis auf den Turm abgetragen und eine neue zu bauen angefangen worden. Der Got tesdienst fand unterdessen in der Abteikirche statt. 1801 wurde die neue Kirche aufgesetzt und 1805 ani grünen Donnerstag fand mit den Kindern das erste Mal Kommunion statt. Eine beson dere Feierlichkeit wurde bei der Einweihung nicht veranstaltet. 1842 und die folgenden Jahre wurde, die Kirche abermals renoviert und nach dem Ritz von Murhardt in Lichtenstein vom Bauführer Zschirpe so aufgeführt, wie sie sich jetzt noch darstellt. Vom Turme wurde der Oberbau ent fernt und ein keilförmiges Dach aufgesetzt. Als einzigen Schmuck weist unsere Kirche ein Oelgemälde aus, das, über dem Altäre hän gend, das heilige Abendmahl von Leonardo de Vinzi darstellt. Es wurde 1836 von einem Ber liner Maler namens Robert Mhn für 80 Taler erworben. Die Geschichte des Bildes zeigt uns, daß die Kunst ost betteln gehen mutz. Der stei nerne Altar der Kirche war ein Geschenk der Christiane Sophie Dietel geb. Meischner. Er wurde 1835 errichtet. Das auf dem Altar ste hende Kruzifir wurde 1836 von Johanne Rosine Löbel geschenkt. Die zinnerne Tauffchüssel stammt aus dem Jahre 18M. Die drei gläser nen Leuchter sind Geschenke, der vordere von Christ Wilh, verehcl. .Klitzsch, der mittlere von Johann Mich. Jähnig und seiner Ehefrau Joh. Beata geb. Ittner und der letzte von August Friedr. Förster. Die silbernen Altargefätze stam men aus den Jahren 1741 und 1885, die von opferwilligen GemeindvgtLedern geschenkten Para mente aus dem Jahre 1885. Die grotze Glocke wurde 1819, die mittlere und kleinere 1868 ge- "n. Die Abtei-Kirche. Nach unsenn alten Kirchenchronisten Wünsch soll in Abtei schon beim Anfang des 15. Jahr hunderts eine Kapelle erbaut worden sein. Die alten Glocken wiesen auch in jene Zeit zurück. Der Abt von Grünhain soll auch in der Kapelle Messe gelesen haben. Von großem Ansehen war sie jedenfalls nicht Nach einer alten Zeichnung hatte sie aus der Nordseite nur ein kleines Fen ster. Sie besaß zwei Eingänge. Der eine führte in einen kleinen Vorbau, wahrscheinlich in die Sakristei, der andere von der jetzigen Turmseite in aas Schiff. In der Mitte des Daches be fand sich ein kurzer sechseckiger Dachreiter mit den Glocken. Die Kapelle bestand nur aus Holz, war inwendig getäfelt und ganz schlecht. Ein Positiv (Orgel'! war von Samuel Uhlig dahin gesetzt. Um 1531 wurde die katholische Kapelle zu den evangelischen Gottesdiensten des Pfarrers von Ursprung eingerichtet. 1745 wurde sie von Grund aus weggerissen und eine neue, ver größerte Kirche erbaut. Während des Baues konnte beständig Gottesdienst darinnen gehalten werden, da Gerüste von Brettern ausgerichtet waren. 1748 war sie vollendet. Der Knopf ward am 18. November 1748 ausgesetzt. Die Orgel erbaute Donat aus Glauchau. Die alten Glocken wurden wieder auf den Turm gebracht. Der ganze Bau kostete etwas über 2000 Taler 'und wurde zumeist durch Kollekten, zu welchen auch Oberlungwitzer gaben, zusammengebracht. 1749 ward die neue Kirche mit großer Freude unter Figuralmusik und christlichen Gesängen durch Sup. Weiße in Zwickau geweiht. Seiner Predigt legte er die Einweihung des Salomoni schen Tempels zugrunde. Eine in der Kirche befestigte Tafel sagt über den Bau: „Unter Gottes Liegen und Beistand ist diese Kirche allhier zu Abtei anno 1748 unter Re gierung Herrn Friedrich August des Zweiten, König von Pohlen und Kurfürst zu Sachsen usw., ingleichen Herrn Gustav Ernst, Grafen von Schönburg, dieses Ortes gnädiger Herrschaft, und Herrn Dr. Siegfried Beckens, Sup. zu Zwickau, Herrn Christ. Friedr. Buschens, wohl bestellten Amtmannes zu Remitzen und Gerichts direktor allhier, Herrn Joh. Heirich Trögers, Pastoris, allerseits Jnspektoribus und damaligen Gerichten Joh. George Schultzens, Aug. Spind lers, Mich. Dörrens, George Sonntag, Joh. Christ. Gräntz erbaut. — Dieses Denkmal aber ist von Paul Spindler sen. zum Gedächtnis ver ehrt worden und ist dessen Sohn Gottfried Spindler der Kirchenbauherr zu der Zeit gewe sen." Im Jahre 1850 machten sich an der Kirche Reparaturen notwendig. Am 3. Sept. 1887 er hielt die Kirche ein neues Geläute in B-Dur. Leider können die Glocken wegen Baufälligkeit des Turmes seit Jahren nicht geläutet werden. Greuel in cler fremdenlegion. Einen schauderhaften Bericht aus den Kämpfen der französischen Fremdenlegion mit den Schwarzflaggen in Tonkin bringt der „M a t i n" aus der Feder eines höheren Offi ziers, der eine Rolle in der Fremdenlegion ge spielt hat. Die „Stratzb. Post" gibt ihn ver kürzt wieder. Der Korporal M üller isl danach mit vier Mann aus dein Lager am Fluß Claire verschwunden, man nimmt an, deserftert. Chun in Hanoi ist eine Agentur für Deserteure, die besonders Soldaten Handwerker anlockt, die den Schwarzflaggen bei der Reparatur von Waffen und Kriegsmaterial dienlich sein können. Lo war ein gewisser M e y e r , deutscher Herkunft, mit dem Spitznamen 6012, weil er neben 250 anderen Tätowierungen auf dem Leibe seine Matrikelnummer 6012 auf der Sürn tätowiert trug, in den Dienst des Liou Vinh Phuoe als Direktor des Kriegsmaterials getreten und hatte an einige Taugenichtse geschrieben, sie sollten es ihm gleichtun. Was war aus ihm geworden? Der Hornist blies die Reveille, als Thibault, der Ausschau hielt am Fluß ausrief : „Da kommt ein Floß ! Das scheinen die Kerls zu sein. Man sieht rote Flecke, das sind ihre Hosen. Das isl Müller mit seinen Leuten." Wirklich sah man oberhalb des Biwaks ein Floß, das den Strom hinabläm, ohne daß man seltsamerweise irgendeine Bewegung an Bord bemerkte. Der benachrichtigte Leutnant befahl, daß acht Mann ein Boot besteigen, vier an den Rudern, vier mit Gewehren, um die „Deserteure" rasch herbeizubringen. Während das Boot mit seiner Bemannung adging, eil ten die anderen Legionäre aus ihrem Lager herber und beobachteten, wie das Boot dem Floß sich näherte und es ins Schlepptau nahm. „Hast Du das Gesicht des Leutnants gesehen?" fragte Minaeri zu Thibault. „Ich möchte nicht in der Haut Müllers stecken." Jetzt kam das Boot mit dem Floß näher, deutlich erkennbar im Hellen Morgenlichte, als plötzlich der Offizier, der einige Schritte vor seinen Leuten stand, eine erregte Bewegung machte : „Tas sind ja sechs Tote!" Die Leute liefen zu der kleinen Bucht, wo das Boot anlegte; einen Augenblick herrfchte schauderndes Schweigen unter den Legionssol daten. Müller und seine Leute waren nicht weit gekommen; das greuliche Werk der Schwarz flaggen verriet sich nur zu gut. Auf dem Floß waren die schrecklich verstümmelten Leichen des Korporals und der Leute, schauderhaft blutend, angebunden. Zwei Stangen, eine vorn, die andere hinten am Floß, waren durch eine Schnur verbunden, an der die Schwarzflaggen die Nasen, die Ohren und die Zungen der Unglücklichen aufgerciht hatten. An der lin ken Seite des Flosses war ein anderes, viel kleineres Floß befestigt, auf dem man mensch liche Ueberrefte bemerkte, die scheinbar lange im Wasser gelegen halten. Es war die Leiche von „6012". Meyer hatte in der Trunkenheit ei nen chinesischen Mandarin geschlagen und war deshalb enthauptet worden; die Chinesen schick ten uns seinen Leichnam zurück, in lauter 50 Zentimeter große Stücke zerschnitten, die mit ¬ einander durch Fäden verbunden waren. Mitten auf dem kleinen Floß waren die Oberkörper und die Schenkel, oben der Kops, unten Bein« und Füße, rechts und links die Arme. Wenn man an einer Schnur zog, die zwischen den Füßen war, schlossen sich alle Glieder am Ober körper und den Schenkeln zusammen, wenn nian an einer anderen Schnur zog, die beim Kopfe sich befand, nahmen alle die zerstückelten Körperteile ihre ursprüngliche Stellung wieder ein. Dieser grausige Hampelmann war ent setzlich ! . . . Und während man die Leichen auf das Ufer brachte, schaute Thibault mit leeren Blicken in die Ferne und murmelte: „O, die Schweinebande, die Schweinebande!" Ham burger kam ruhig näher, sah die verstümmelte Leiche seines Landsmanns Müller, die der vier Leute und die des Meyer. Er schüttelt« den Kopf, zog seine Pfeife heraus, stopfte sie, zündete sie an und schrie: „Wir sehen uns schon wieder, Ihr Chinesen!" Mit einem solchen Schicksal im Dienst eines fremden Volkes haben die Fremdenlegionäre zu rechnen, und dennoch finden sich immer wie der Deutsche, die zur Fremdenlegion entlaufen. finäerlobn. Skizze von Minna v. Heide. (Nachdruck verbot«».) In der kleinen Tafelrunde war von einer bedeutenden Fundunterschlagung die Rede, die nächjlens ein gerichtliches Nachspiel haben würde. Nachdem hin und her ausgiebig über diese Angeleganheft verhandelt worden war, sagte ein Berliner Fabrikant, ein Herr Sch. : „Meine Herren, ich habe mir übrigens auch schon ein mal eine Fundunterschlagung zuschulden kom men lassen, ohne jedoch um den Finderlohn zu kommen. Im Gegenteil, der Lohn war hinter her bei weitem wertvoller als der Fund selbst. Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen die Sacke erzähle." Man kannte Herrn Sch. nicht nur als unterhaltsamen Menschen, sondern wußte auch, daß er korrekt bei der Wahrheit blieb und hörte ihm interessiert zu: „Ich fuhr mit einem späten Abendzuge von Köln nach Frankfurt am Main, saß allein in einem Abteil erster Klasse und machte es mir bequem. Ich hatte die Sitzlehnen hochgeschla gen und mich lang ausgestreckt, lind während ich so mit halbgeschlossenen Augen lag und grü beite, fiel mir in dem gedämpften Licht ein schimmernder Gegenstand am Fußboden aus. Bei näherem Hinblinzeln gewahrte ich sofort, datz es ein Geldstück war. Es war ein Taler, ein blitzblankes, scheinbar funkelnagelneues Drei-- markstück. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich es ruhig liegen lassen sollte, wo es lag. Di« Scherereien konnte sich dann ja der Schaffner damit machen. Oder meinetwegen mochte er es einstecken. Aber sonderbarerweise zog mich das schimmernde Geldstück immer wieder an. Ich nahm es an mich und dachte mir, der Verlierer kriegt es sowieso niemals wieder. Wer erster Klasse fährt, nierkt es kaum, ob er ein Dreimarkstück mehr oder weniger hat, und wenn er es zufällig gewahr wird, schert er sich den Teufel darum ! Also ich steckte meinen Fund in meiner Börs« für sich allein, tat von meinem eigenen Geld« einen Taler hinzu und nahm mir vor, dein ersten besten ausgehungerten Menschen, der mi« in den Weg lief, dieses fürstliche Geschenk im Vorbeigehen zuzustecken. Aber als ich in Frankfurt ankam, hall« ich zunächst genug mit meinem Gepäck und mit meiner Müdigkeit zu tun, und nächsten Tages uergaß ich im Drange der Geschäfte meinen be- ttächtlichen Fund. Erst Wochen später ich war gerade m Kiel fiel mir die Sache plötzlich hart wie der auf die Seele. Es war knisternd kalt, und der Wind pfiff, als säße er hinter seinem Meisterstück. Aber so ein Wetter ist mir alle- mal gerade recht. Da gehört einem sozusagen die ganze Gegend allein. Ausgerechnet am Hafen ging ich entlang und hatte meine Helle Freude an dem aufge regten Spiel der Natur, als ich ziemlich weit draußen einen Menschen stehen sehe, der nun nicht gerade zu seinem Vergnügen den gleichen Weg gemacht zu haben schien. Mein Gott, dachte ich, der mutz aber voll Branntwein sitzen, so still stehen zu können und nirgends einen richtigen Abschluß über der Haut! Aber als ich ganz dicht war und dem Mann ins Gesicht sehen konnte, schlugen mir beinahe die Zähne aufeinander, trotzdem ich vollständig warm gelaufen war-. Ich blieb bei ihm stehen und wollte mich in ein Gespräch mit ihm einlassen, wurde aber mu einem so feindseligen und zugleich höh nischen Blick von ihm getroffen, daß ich kein