Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.04.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191304040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19130404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19130404
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-04
- Tag 1913-04-04
-
Monat
1913-04
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 04.04.1913
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
auf einen Hektar nur 26 Strick Vieh gegenüber 80 bis 100 Stück heim kleinen Grundbesitz. Die übermäßige Fideikommißbildung führe zu einer Ueberhandnahme der Forstwirtschaft auf Kosten von Weiden und Ackerboden. Meine Freunde stimmen für den fortschrittlichen Antrag. Abg. Dietrich (Kons.) erkennt an, daß das Reich berechtigt sei, in die privatrechtliche Regelung des Fideikommißwesens einzugreisen. Auch seine Freunde wollten das bürgerliche Recht in Deutschland auf diesem Gebiete ver bessern, aber es müsse schonend verfahren wer den angesichts der Besonderheiten, die sich in jedem Lande und in jedem Stamme im Laufe der Geschichte herausgebildet haben. Die Eigen art der einzelnen Stämme und Länder müsse respektiert werden. Im Interesse der inneren Kolonisation und der Gesundung des Güter- Marktes sind wir dafür, daß die Fideikommiß bildung aus Güter beschränkt wird, die seit 50 Jahren im Besitze derselben Familie sind. Unser Ziel ist eine gesunde Mischung der einzelnen Besitzklassen. Der Großgrundbesitz ist eine Not wendigkeit. Das Institut der Fideikommisse ist so fest gegründet, daß es auch durch die heuti gen Verhandlungen nicht erschüttert wird. Abg. Dove (Vpt.): Die wirtschaftlichen Hauptfragen seien fetzt Volksernährung und innere Kolonisation. Sie könnten aber nur ge löst werden, wenn der Besitz nicht gebunden werde. Der Antrag wird, nachdem noch Abg. B e r n st e i n (Soz.) dafür gesprochen, gegen die Stimmen der ges«mten Rechten und des Zentrums angenommen. Morgen 2 Uhr: Wahlpriifungen. — Schluß 6A Uhr. Aus dem Seiche. Der Arbeitsplan des Reichstages. Der Seniorenkonvent des Reichs tags trat gestern abend nach Schluß der Plenar sitzung zusammen zur Festsetzung des Arbeits planes bis Pfingsten. Der Freitag bleibt für die Budgetkommission frei. Am Sonnabend tagt gleichfalls vormittags die Budgetkommission, nachmittags um 2 Uhr das Plenum für die zweite Lesung des Etats des Reichsfchatzamtes und die Veteranenbeihilfe. Am Montag beginnt die erste Lesung der M i l i t ä r v o r l a g e. Es folgt die erste Lesung der Deckungsvorlage und unter Wegfall der sonst üblichen freien Sonnabende und Montage soll bis zu den Pfingstferien der Etat erledigt werden. Man will am 30. April damit fertig sein, will aber, wenn nötig, noch bis zum 3. Mai tagen. Dann beginnen die Pfingstferien. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht einen Artikel, in dem es heißt: Die Heeresver waltung eines jeden Staates legt besonderes Gewicht darauf, daß sich die Presse möglichst wenig mit militärischen und organisatorischen Angelegenheiten des Heeres und der Flotte be schäftigt. Gerade durch derartige Preßnottzen werden erfahrungsgemäß fremde Militärbehör den auf Vorgänge hingewiesen, die man im Interesse der Landesverteidigung geheim zu halten beabsichtigt. Bis zu dem Versuche, durch Spionage ganz hinter das Geheimnis zu kommen, ist dann gewöhnlich nur noch ein Schritt. Die „Norddeutsche" weist auf das Bei spiel Englands in Sachen des Militär flugwesens hin, daß ihr jetziger Stand eine Ueberraschung bilde. Das Blatt ermahnt die deutsche Presse, in ähnlicher Weise Zurückhaltung zu bewahren. Deutschlands Platz an der Sonne. Aus London, 2. April, wird geschrieben: Das liberale Komitee für auswärtige Angele genheiten hielt gestern im Unterhause eine Ver sammlung ab, in der Sir Harry I o h n st o n eine Ansprache über die deutsch-engli schen Beziehungen hielt. Er betonte das Zusammenhalten Deutschlands und Eng lands in der Balkansrage und meinte, daß in Anbettacht der jetzt beginnenden Austeilung der Türkei die Mächte sich unverzüglich daran ma chen müßten, sich über ihre zukünftigen Interes sensphären in der Türkei auseinanderzusetzen. Deutschland, so sagte er, habe auf Kleinasien und Mesopotamien und aus einen Hasen in Persien Anspruch: eine wirkliche deutsch-englische Freundschaft könnte nur dann bestehen, wenn Deutschlands koloniales Streben im Orient be friedigt sein würde. In KIeinasien liege nach seiner Ansicht Deutschlands Platz a n d e r S o n n e. In einer Resolution wurde mit Genugtuung die Besserung der Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien ver zeichnet und die britische Regierung aufgefordert, alles zu tun, uni eine dauernde Verständigung zwischen den beiden Reichen herbeizusühren. Sir Harry Johnston ist einer der ersten le benden Geographen und Afrikaforscher. Er war 1896 Unterstaatssekretär für auswärtige Angele genheiten und hat zahlreiche politische Stellun gen in Afrika innegehabt. Seine Spezialität ist die Nilforschung. Aus dem Auslände. Ein Geschenk für die dänische Marine. Dem dänischen Minister der Verteidigung ist von einer Deputation des Komitees für die Landesspende mitgeteilt worden, daß der däni schen Marine ein Unterseeboot, dessen Herstellungskosten durch freiwillige Bei träge ausgebracht werden, zum Geschenke gemacht werden soll. Gleichzeitig wurde der Wunsch ausgesprochen, daß das Unterseeboot den Namen „2. April" erhalte. Der Minister dankte im Namen der Regierung und Marine für die wertvolle Gabe. Trauerfeierlichkeien für den ermordeten König der Hellenen. Nach einer Athener Meldung vom 2. April gaben die Trauerfeierlichkeiten fiir König Ge org der Stadt vom frühen Morgen an ihr Ge präge. Eine dichte Menge füllte den Platz der Kathedrale und den Weg des Trauerzuges. Um 8 Uhr rückten die Truppen in das Spalier. Die Trauerversammlung füllte die Kathedrale. Neben König Konstantin waren alle Mitglieder der königlichen Familie und die frem den Fürstlichkeiten, darunter Prinz Hein- r i ch und Prinz Joachim von Preußen sowie Prinz Emst August, Herzog zu Braun schweig und Lüneburg, erschienen. Unter den Vertretern der fremden Höfe befand sich der kgl. sächsische Oberhofjägermeister Graf v. Rex, der im Namen des Königs und des Kronprin zen Kränze niederlegte. Um 10 Uhr begann die kirchliche Trauerfeier, bei der die Erzbischöfe des Königreichs amtierten. Nach ihrem Schluß bildete sich der Trauerzug auf dem Platz vor der Kathedrale und in der Hermesslraße bis zum Berfassungsplatz, voran die Abordnungen des Heeres. Dem Sarge folgten König Konstantin mit seinen Söhnen, die fremden Fürstlichkeiten und Abgesandten der Souveräne, sodann im Wagen die Königinwitwe und die Prinzessinnen. Hinter der Geistlichkeit, den Ministern, dem Kam merpräsidenten, dem diplomatischen Korps, den Vertretern der fremden Marinen und der Städte schlossen Truppen den Zug, der sich zum Larissa- bahnhof bewegte, wo der Sarg von den Prinzen in den Wagen getragen wurde. Artillerie und die fremden Kriegsschiffe feuerten einen Trauer salut von 101 Schuß. Morgen finden Trauer feiern im ganzen Königreich statt. Sschlilches Hohenstein-Ernstthal, 3 April 1V13 Wettervoraussage der Königl. Sächs. Landes- Wetterwarte zu Dresden. Kür Freitag: Nordostwinde, wechselnde Bewöl kung, etwas kälter, vorwiegend trocken. 4. April t Tagesmittel -s-4,7", Maximum -s 8,2 , Minimum -f-08'. — Die Aussichten für die Baumblüte sind in diesem Jahre besonders günstige. Die sommerliche Temperatur der letzten Tage hat die Blütenknospen der Obstbäume um 3 bis 4 Wochen früher als in den Vorjahren zur Ent wicklung gebracht, so daß mit dem Eintritt der Baumblut, vorausgesetzt, daß nicht etwa ein Wettersturz unliebsam dazwischen kommt, in eini gen Wochen gerechnet werden kann. — Morgen Freitag, 4. April, finden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballon-Aus- st i e g e statt. Es steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons in den meisten Haupt städten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruk tion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet. — Der Allgemeine Sächsische Tanzleh rerverband hielt dieser Tage in Zwickau seine 27. Jahresversammlung ab. Den Haupt punkt der Tagesordnung bildeten lange Bera tungen darüber, welche Mittel und Wege den Tanzlehrern zur Bekämpfung der moder nen „W a ck e l - und S ch i e b e t ä n z e" zu Gebote stehen. Man war sich allgemein darüber einig, daß sich der Gesellschaftstan-z von heute in allen Schichten der Bevölkerung auf einem solchen T i e f st a n d befinde, daß ein weiteres Sinken kaum noch denkbar sei. Die heu tige Art zu tanzen ist so unschön, unfein und unästhetisch, daß man sich erstaunt fragen muß, wie es nur möglich sei, daß sich auch höhere Ge sellschaftskreise diesem Treiben ungeniert hinge ben. Die Berufstanzlehrer stehen dieser bedauer lichen Erscheinung vollständig machtlos gegenüber. Wer sich dagegen auflehnt, wird für rückständig erklärt und läuft Gefahr, seinen Wirkungskreis zu verlieren, wenn er sich nicht zu Konzessionen versteht, die gegen seine Ueberzeugung sind. Er wurde beschlossen, vom Verbände aus den Ver such zu machen, aufklärend auf das Publikum zu wirken. — Zur Zeit dürfte es angebracht erscheinen, nochmals besonders darauf hinzuweisen, daß der Lehrvertrag längstens binnen vier ^Wochen nach Beginn der Lehre schriftlich ab- ^zuschließen ist. Das Lehrverhältnis kann wäh rend der Probezeit (das sind die ersten vier Wochen nach Beginn der Lehre oder die etwa besonders vereinbarte längere Zeit bis zu drei Monaten) durch einseitigen Rücktritt aufgelöst werden. — Die Bevölkerungsbewegung Sachsens innerhalb der letzten hundert Jahre zeigt eine höchst bemerkenswerte aufsteigende Li nie. Im Jahre 1815 betrug Sachsens Einwoh nerzahl nach der Teilung des Landes insgesamt 1 182 744 Köpfe. Im Jahre 1837, beim Re gierungsantritt des Königs Friedrich August des Zweiten, zählte Sachsen 1 652 114 Einwohner, im Jahre 1855, ein Jahr nach dem Regierungs antritt des Königs Anton, 2 039 176 Einwoh ner. Im Jahre 1875, im zweiten Jahre der Thronbesteigung des Königs Albert, ergab die Zählung 2 760 586 Einwohner. Seitdem ist die Bevölkerung bis 1880 auf 2 972 805, bis 1890 auf 3 502 684, bis 1900 auf 4 202 216 und bis 1910, der letzten Volkszählung, auf 4 802 485 Einwohner, also in den letzten 55 Jahren a u s das Doppelte gewachsen. Kamen 1900 gegen 271 Einwohner auf einen Quadrat kilometer Land, so waren es 1905 301 und 1910 320 Einwohner. Das ist die dichteste Be siedelung, die ein Staat in Deutschland aufzu weisen hat, wenn man von den kleinen Gebieten der volkreichen Hansastädte absieht. —a. Oberlungwitz, 3. April. Am 17. Landesposaunenfest, das vom 19. bis 21. April in Stollberg stattfindet, beteiligt sich auch der Bläserchor des hiesigen evangelischen Jünglings vereins. —e. Oberlungwitz, 3. April. Vom hiesi gen Bauverein sollen in diesem Jahre wieder vier Wohnhäuser errichtet werden, und zwar je 2 auf der Nutzunger- und auf der Herrmann- straße. —h. Oberlungwitz, 3. April. Von einem plötzlichen Tode ereilt wurde ein hier bei seiner Mutter weilender, im 22. Lebensjahre stehender Sohn des verstorbenen Herrn Zimmermeister K. Der junge Mann wurde von einem Herz schlage getroffen. Er war seit 2 Jahren als. Lehrer in Leukersdorf tätig. — Gersdorf, 2. April. In der Aula der Zentralschule unseres Ortes versammelten sich gestern vormittag das Lehrerkollegium und Ver- treter des Schulvorstandes und der Kirche zur Feier des 25jährigen Orts- und Lehrerjubiläums des Herrn Lehrer Stegmann. Der Schulvor stand spendete eine werttolle Uhr, das Lehrer kollegium Tisch und Sessel. — Gersdorf, 3. April. Die bei der gestri gen Schulaufnahme veranstaltete Sammlung zum Besten eines Milchfrühstückes hat den erfreu lichen Ertrag von 13,86 Mark ergeben. — St. Egidien, 2. April. Am 1. April d. I. beging der Gräflich Schönburgische Forst- wavt B. Steger sein 25jähriges Dienstjubiläum. Aus diesem Anlaß» wurde ihm ein vom Gra fen von Schönburg-Glauchau gestiftetes, sehr ehren- und werttolles Geschenk durch Herrn Forstrat Fleck-Glauchau in Gegenwart der üb rigen Forstbeamten in feierlicher Weise über reicht. — Chemnitz, 2. April. Spaßhaft möchte man es finden, Wenns nicht zu ernst wäre, daß Chemnitz bisher in den von der Generaldirek tion der Königl. Sächs. Staatseisenbahnen aus gehenden Veröffentlichungen ganz und gar stief mütterlich behandelt worden ist. Darüber hat der Verein für Fremdenverkehr in seinem kürz lich erschienenen Jahresbericht seine entschiedene Miß billigung rückhaltlos ausgesprochen. Er teilt lieb Diese legte die Hände gefaltet auf den Tisch von von dies sei die schönste Jutta war bereits an diesen (Fortsetzung folgt.) Ihrer Mutter?" Jutta zuckte zusammen und erblaßte leicht. „Wie kommen Sie zu dieser Frage?" Dolly seufzte tief auf. „Ich habe es innerlich schmerzlich vermißt,. Juttas Liebe nicht sicher genug, um diesen Ver kehr ohne Eifersucht zu beobachten. den Damen, uni zu arbeiten! ,Sie sind unheimlich fleißig, Herr von Sons- i drängt mich innerlich dazu. Sie dürfen mir aber nicht zürnen, wenn ich indiskret erscheine." i Jutta sah sie fragend an. „Bitte sehr — was wünschen Sie zu wis- „Hereugold" war er schon als Kind." Herbett küßte seiner Tante die Hand. „Du hast mich immer überschätzt, Tantchen." Jutta betrachtete sinnend die beiden. Wie seid", sagte Jutta lächelnd. Er küßte ihr die Hand. „Noch nie ist mir das so schwer gefallen als hier. Wenn man so liebenswürdiger Gesellschaft entsagen muß, um sich mit trockener Bücherweis heit abzugeben, so ist das schmerzlich. Aber die harte Notwendigkeit, gnädige Komtesse, zwingt mich dazu. Sie wissen, daß ich danach streben muß, mein Ziel zu erreichen." „Sie tun recht daran", sagte sie freundlich. „Em Mann muß schaffen und streben, wenn er etwas gelten soll." Er bedachte sie wieder mit einem seiner Er obererblicke. „Wenn ich erst wieder in Berlin in meiner schmucklosen Junggesellenwohnung bin, wird mir Schloß Ravenau wie ein Märchenschloß in der Erinnerung sein. Und Ihrer werde ich als der holdesten, giitigsten Märchenprinzessin gedenken, die dem armen Narren, der sich in ihr Zauber- land verirrte, mit lieblichem Lächeln den Sinn verwirrte." Er brach ab, wie von Bewegung überwäl tigt, und ging schnell davon. Jutta sah ihm ein wenig betroffen nach. War das Ernst oder Scherz gewesen? An der artige Komplimente nicht gewöhnt, vermochte sie dieselben nicht nach dem richtigen Wert zu bemessen. Sie bemerkte plötzlich, daß sich Sons feld nach einer Schleife bückte, die sie von ih rem Kleid verloren. Erschrocken sah sie, wie er sie scheinbar verstohlen an seine Lippen preßte und schnell zu sich steckte. Was sollte sie davon denken? und heftete auf Jutta einen eigentümlich bren nenden Blick, dann sagte sie langsam, mit ver- haltener Bewegung: „Warum sprechen Sie nie Veranlassung zur Eifersucht habe. s „Aber Sie sind erhitzt, gnädige Komtesse, Es entging ihr nicht, daß Sonsfeld trotz und hier weht ein kühles Lüftchen. Ich kann seiner Liebenswürdigkeit und seines bestechenden nicht zugeben, daß Sie sich erkälten. Behalten Aeußeren für Jutta nichts anderes war, als ein, Sie das Tuch — mir zuliebe." interessanter, angenehmer Unterhalter. j Er begleitete seine Worte mit einem heißen, Natürlich hütete sich Sonsfeld, in ihrer Ge- bittenden Blick. Jutta war bereits an diesen genwart seine Absicht irgendwie zu verraten. : Blick gewöhnt und blieb ihm gegenüber ziem- sic sich ihren Sohn beim Rockknopf. „Zuerst herzliche Grütze von Jutta, und seinen eifersüchtigen Kummer. Leider hatte sie jungen Leute in diesen Tagen äußerst selten. — Jutta und Sonsfeld nicht beobachtet. Um Götz, j Fast drei Wochen waren seit Herbert von wenn möglich, Beruhigung zu schaffen, fuhr sie Sonsfelds Ankunft in Ravenau vergangen. Er am nächsten Tage unrer irgendeinem plausiblen versicherte Jutta täglich, dies sei die schönste Vorwand wieder nach Ravenau. sZeit seines Lebens. Eben kam er mir ihr vom Roman von H. Courths-Mahler. j dann die Mitteilung, daß Du auf Sonsfeld nicht 19! (Nachdruck verboten.) j eifersüchtig zu sein brauchst. Der ist ein Blen- Herbert von Sonsfeld verstand es ausge- der, den Jutta mit ihren klaren Augen bald ge zeichnet, die Damen zu unterhalten. Jutta gab'nug durchschaut haben wird. Sie findet ober- sich mit Vergnügen dieser anregenden Unterhal-jflächliches Wohlgefallen an dem schönen Men- tung hin. Sie empfand seine Anwesenheit als Uchen, wie sie sich an einem Adonis aus Mar- etwas sehr Angenehmes. jmor erfreuen würde. Außerdem vertreibt er ihr Götz von Gerlachhausen wurde das Herz auf amüsante Weise die Zeit. Das ist alles, schwer, als er bei einem Besuche mit seiner! Dir, mein lieber Junge, kann ein solcher Wind- Mutter bemerkte, wie fröhlich und vertraut Juttas beutel nicht gefährlich werden. Dazu bat Dich mit dem schönen jungen Mann verkehrte. Er war Jutta viel zu lieb. Verstanden?" Götz küßte seiner Mutter herzlich die Hand. „Deine Zuversicht kann Berge versetzen, lieb- Mama." Sie lachte. „Wenn sie nur ausreicht, Dir über diese Schon beim Empfang durch Jutta erkannte Tennisplatz, den Jutta iin Park hatte anlegen sie, daß kein Grund zur Beunruhigung vorlag.-lassen. Frau von Sterneck ermattete sie bereits Erglühend fragte Jutta, ob Götz nicht mitkom- am Teetisch auf der Veranda. me, und sah sehnsuchtsvoll nach der Tür, ob! Jutta nahm Platz, und Sonsfeld legte ihr er nicht eintrete. Sie forschte unruhig nach bemannt sorgsamer Zärtlichkeit ein Tuch um die Grunde seines Ausbleibens. Auch sonst verrieten Schultern. Sie wollte ihm wehren. allerlei Kleinigkeiten der Mutter, daß Götz keine „Mir ist reichlich warm, ich danke Ihnen." Dolly von Sterneck hatte sie während dieser Beruhigt trat sie nach herzlichem Abschied lich unbefangen. Lächelnd behiett sie das Tuch Szene nicht aus dem Auge gelassen. Befriedigt von Jutta den Heimweg an. Zu Hause nahm und sah zu Frau von Sterneck hinüber. sah sie die dunkle Röte in Juttas Wangen stei- Datz Juttas Äugen trotz allem wieder ver-!sie stöhlen und voll Liebe zu ihm hinüberschweisten,- gewahrte er nicht. Die beiden Männer matzen sich mit scharfen Blicken, als wollten sie gegen-'quälende Wartezeit binwegzuhelfen, dann bin ich fettig ihre Kraft für eine heitze Gegnerschaft-schön zufrieden." prüfen. Ließ Götz aber in seiner ehrlichen Art! Götz wurde wirklich wieder einigermaßen be- eine gewisse Reserve gegen Herbert an den Tag ruhigt. Obendwin brachte ihm jetzt die Ernte treten, so zeigte dieser sich ihm gegenüber lie-^zcit wieder viel Arbeit, und so fand er nicht benswürdig und zuvorkommend. «Zeit zu nutzlosen Grübeleien — leider aber auch Aus dem Heimweg merkte Götz' Mutter, die'nicht, um ost in Ravenau sein zu können, und in Ravenau ganz von Dolly von Sterneck instvenn Jutta mit Frau von Sterneck und ihrem Anspruch genommen worden, >seine gedrückte! Besuch nach Gerlachhausen kam, weilte Götz Stimmung. Sie erfuhr durch Fragen alsbald meist auf dem Felde. So sahen sich die beiden sie sich hatten, wie sie einander verstanden! jsen, liebe Frau von Sterneck?" Nach dem Tee verabschiedete sich Herbert ' „Jetzt tyrannisiert mich Ihr Herr Neffe auch gen. Natürlich gab sie sich den Anschein, nichts mit seiner Fürsorge, liebe Frau von Sterneck.", bemerkt zu haben, und sagte nach einer Weile: Dolly richtete einen zärtlichen Blick auf! „Komtesse Jutta, ich wollte mir schon längst Sonsfeld: „Er ist sehr besorgt und zartfühlend, gestatten, eine Frage an Sie zu richten. Es Komtesse Jutta. Sie sprechen von Ihrem Groß vater, von Ihrem Vater — aber von Ihrer Mut- ter nie." „Wie kommt es, daß Sie so genau daraus achten?" Dolly von Stertteck beugte sich vor und blickte Jutta lies in die Augen. „Weil ich Ihre Mutter kannte." Jutta sprang auf und starrte die Sprecherin an. Röte und Blässe wechselten in ihrem Gesicht. Sie drückte die Hände aufs Herz. „Sie haben meine Mutter gekannt? Und das sagen Sie mir erst jetzt?" rief sie mit halberstick- ter Stimme. „Ich wagte nicht früher davon zu sprechen, weil ich nicht wußte, ob es Ihnen nicht unan genehm wäre." Jutta sank auf ihren Stuhl zurück. „Mir unangenehm? Mir, die ich so sehnlich wünsche, etwas über meine Mutter zu hörend Mit glühenden Wangen beugte sie sich vor und faßte Frau von Sternecks Hände. „Liebe, Teuerste — Sie haben meine Mut ter gekannt? Ist das wirklich wahr?" fragte sie beschwörend. Dolly streichelte zärtlich ihre zitternden Hände. „Ja, Kind, so gut als ich mich selbst kenne. Ich kenne auch ihre ganze traurige Geschichte."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)