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WeM-EmUckl WM Ttintsblatt. Ar.. 67 Sonntag, den 23. März 1913 Zweites Blatt. Zum Auferstehungsseste Herze weiß. Anton Ohorn. Trotz der feindlichen Gewalten, Die im Winter ihn erschlafft, Halleluja! Zn den Lüften Webt ein wundersamer Drang; Halleluja! Ueber Grüften Schallt der Auferstehungssang; Tausend Keime wollen sich regen, Wie berührt von heimlichem Segen, Bei der Osterglocken Klang. Tritt hinaus aus enger Kammer, Arme, müde Menschenbrust; Ueber allem Daseinsjammer Jauchzt der Osterbotschaft Lust; Lrostvoll für deine Sorgen und Schmerzen Leuchten bald tausend Bllltenkerzen, Steht der Dornstrauch selbst in Blust. Ostern halt' in deiner Seele, Laß es in dir selber blüh'n, Wirf hinaus, was dich auch quäle, Auch auf Gräbern sproßt das Grün; Weit durch die Welt geht ein Auferstehen Und es wird, wenn die Schatten verwehen, Neues Morgenrot erglüh'n. er wahrhaft sich erhalten, den Wurzeln steigt der Saft, so müssen Neid und Hassen, und Kummer auch erblassen, in dir nur Osterkraft. Kraft der Wahrheit, dir sei Ehre! Um das Kreuz aus Golgatha Jubeln heute Siegeschöre Freudig ihr Halleluja. Hast du durch bittere Leidenswochen Mutvoll erst dir die Bahn gebrochen, Dann ist auch dein Ostern nah. Jedem Winter folgt ein Blühen, Kahl bleibt nur das tote Reis, Jedem ehrlichen Bemühen Winket einmal wohl der Preis, Und kannst Neid und Haß du nicht zwingen. Hat Aus Und Leid Lebt Winter, deine kalten Schauer Fürchtet unsre Erde nicht, Neues Hoffen folgt der Trauer, Sieghaft strahlt des Frühlings Licht, Und zum Trotz gegen stürmische Tage Grüßen die Weißen Glöckchen im Hage Wie ein lieblich Lenzgedicht. Tröste dich, daß von dem redlichen Ringen Gott und auch dein MsllWllWMM Eine Osterplauderei von Felix Erber. Der Frühlingsvollmond steht über der Flur? Sein Silberlicht fließt hinab zu Tale. Es .stillt die Häuser der Dörfer und die dunklen Wälder in seine schweigenden Schwingen ein. Mit ihm ist der Ostertag heraufgekommen, und die Natur hat alles aufgeboten, um den „Feiertag des Lenzes" mit all dem Prunk und Zauber zu umgeben, dessen sie fähig ist. Der Südwind bringt die gefiederten Sänger mit, die Heimweh in der Ferne nach der nor dischen Heimat plagte. Er küßt die ersten Blü ten wach und läßt die Knospen aufspringen, die neugierig ihre Köpfchen aus dem schützenden Gewände recken, mit dem sie die Natur in der Kälte und Bitterkeit der verflossenen Wochen umgab. Am Tage hat die Frühlingssonne, die wie der höher im Blau des Himmels heraufsteigt, ihre Werbearbeit getan — in emsiger Eile, da mit keins zu kurz komme, das sie mit dem Segen des Lenzes beglücken will. Heilige Freude geht durch die ganze Natur! Der Lenz ist gekommen! — Das flüstern sich die Blumen zu, die schon daran sind, ihre bunten Kelche zur Sonne emporzuheben. Davon erzählen sich die Bäume und Gräser, die ihr grünes Festgewand ange legt haben. Davon raunt der grüne Wald, -der sich wieder schmückt zum großen Hochzeitsfeste. Noch steht der Lenz vor der Tür; aber die Sonne wird sie ihm bald öffnen, und dann darf er seinen Einzug halten in das Laird, wie ein Sieger, dem ein grüner Kranz um die Schläfen gewunden ist, der einen Blütenstrauß in der Hand trägt, das Angebinde der jung fräulichen Natur, und den melodischer Gesang bei seinem Einzuge in die Lande begleitet, dec muntere Chor der Vögel! Diese singen das „Auferstehungslied", in das der Mensch mit einstimmt am Ostertage. An diesem Tage feiert ja die Christenheit das Auf erstehung sfest des Erlösers! Auferstehungsmorgen — heilig dem Christen von zarter Jugend auf; heilig aber auch dem, der die Natur bettachtet, wie sie aus dem Todesschlummer des Winters erwacht! An jenem ersten Auferftehungsmorgen der sichtbaren Welt, da erklang jenes große: „Es werde!" Zum erstenmal erklang es, und sein Echo tönt fort bis in unsere Tage und wird sorttönen, so lange Raum und Zeit ihm dies möglich machen und gönnen! Feiern wir nicht selbst in unserem Leben täglich den Auferstehungsmorgen? Täglich sind wir körperlich und geistig andere; das fühlen wir nicht bloß, sondern auch die Wissenschaft vermag es nachzuweisen? Die Farbenglut des Frühlings und der milde Strahl der Lenzessonne sollten täglich unsere Ostern. Rach Motiven von Dürer. Seele umgeben, am Frühnrorgen schon, wenn wir die Augen aufschlagen nach der Ruhe der Nacht! Der Augenschlag der allgrotzen Natur trägt immer und allezeit das Kennzeichen der Schön heit und der jungfräulichen Pracht des Früh lings an sich, in dem die Natur aufersteht zu neuen« Schaffen, zu neuem Weben und Leben! Wir Menschen aber, die wir mitten in der Natur stehen und als ihr höchstes Kunstwerk geschaffen wurden, wir sollten auf diesen ihren Augenauffchlag mehr Acht haben? Wir sollten das eine aus ihm herauslesen, daß wir imstande sind, uns täglich zu ver jüngen, wie die Natur im Frühling, wenn wir es wollen. — Auferstehungsmorgen -- ein Tag von hoher Bedeutung! Nach der Trauer des Karfreitags umfängt das gläubige Herz des Christen die Weihe und Freude des Auferstehungstages?" „Er ist auferstanden!" — so erklingt es in der Kirche und im christlichen Hause — er, der lehrte: „Ich und der Pater (der Schöpfer der Wellst sind eins!" Er stand im Glauben seiner Bekenner auf aus der Nacht des Todes in der Erenntnis dieses Einseins mit dem, der im Uranfang der Zeit iin großen und ersten Auferstehungs morgen die Welt in die Erscheinung rief! — Sollten wir anders denken, als der Meis ter, der die Menschen diese Erkenntnis lehrte? Auferstebungsmorgen? — Ueber ihm liegt heilige Freude für den, der des Geheimnisses Bedeutung versteht, und ein stiller Friede umgibt ihn, wie die Natur in den Tagen ihres Erwachens vom Schlum mer und der Trauer des Winters? Sos Sslerel. Humoreske von Adolf Stark. (Nachdruck verboten.) Mm« behauptet, daß die besten und genial ! sten Ideen plötzlich, wie Lurch eine höhere Ein gebung, im Gehirn des Menschen auftauche». Auf diese Weise soll die Dampfmaschine, sollen die Gesetze der Schwerttast, sollen noch viel« andere grundlegende Errungenschaften der Wis senschaft gefunden worden sein. Tatsache ist, daß auch in meinem Gehirn eines Tages plötz lich eine solch geniale Idee auftauchte, als näm-- lich Doch ich will, wie es einem ordentlichen, Er zähler geziemt, hübsch der Reihe nach von An fang an erzählen und nicht in der Mitte be ginnen. Ich fange also damit an, festzustellen, daß ich damals Assistent am bakteriologische» Institut der Universität zu B. war, vor zeh» Monaten geheiratet hatte und in jeder Bezie hung ein glücklicher und beneidenswerter Mensch gewesen wäre, wenn nicht eine unselige Eigen schaft meiner jungen Frau mir oft das Dasein schwer gemacht hätte: ihre unbezwingliche Eifer sucht, welche sich bei den nichtigsten Anlässen und, wie ich .Wohl nicht zu betonen brauche, ganz grundlos in der heftigsten Weise äußerte. Leider gehöre auch ich nicht zu jenen Naturen» die derartiges mit Humor oder wenigstens mit stiller Ergebenheit tragen. Im Gegenteil, di» ungerechten Vorwürfe brachten gewöhnlich auch mich sehr bald in Harnisch und natürlicherweise gab es da ost heftige Austritte, wie nicht anders denkbar, wenn zwei solche Hart- und Hitzkopf« wie wir aneinander gerieren. Blauer Himmel und eilet Sonnenschein herrschten am Östermorgen, nicht nur draußen in der Natur, sondern auch in unserer Ebe. Seelenoergnügt schlenderte ich, ineine Morgen zigarre schmauchend, dem Laboratorium zu Eine Auslage mit bunten Ostereiern, wahre Pracht- Werke aus Seide und Spitzen, derer« Innere» zierliche Parfümfläschchen barg, fesiette mein Auge. Einer plötzlichen Eingebung Folge lei tend, trat ich in den Laden, erstand eines der Ostereier, ließ es sorgfättig verpacken und wollte es mitnehinen, in der Absicht, es meiner Frau zu schenken. Das fertige Paket war aber doch zu groß, um es eigenhändig über die Gasse zu tragen. Ich gab also den Auftrag, es mir durch einen Diener in das Institut zu schicken, nannte meinen Namen und ernpfabl mich. Der Vormittag verging rasch in der gewohn ten Arbeit, uni so mehr, als ich heute allein war. Alle andern hatten Urlaub. An Feier tagen hielt nur einer von uns Dienst. Kuq nach zwölf Uhr trat meine Frau ins Labora ¬ torium, um mich abzuholen, wie sie dies an Feiertagen gewöhnlich zu tun Pflegte. Wir mach ten dann meist einen Spaziergang, aßen in irgend einem Restaurant, verbrachten den Nach mittag auf dem Lande oder — falls es reg nete — im Kaffeehaus und waren seelenver gnügt dabei, vorausgesetzt, daß meine Frau nicht ihren schwarzen Tag hatte Aber das