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Ascherege» erstreckt sich auf einen Umkreis von 10 Werst. * Einen 5 0 0 0 0 F r a » k P r e i s für Wasserflugzeuge hat der Ameri kaner Janies Gordon Bennett gestiftet. Der Preis soll dein Sieger einer internationalen Wasscrflugzcugkonkurrenz zufallcn, die nach dem Meeting in Monaco, das den Pokal Schneider schon umfaßt, zwischen Eap Martin und Cap Saint Hospize ausgetragen werden soll. Die Leitung der Veranstaltung hat der französische Aero Club übernommen. * P a r i s a m ü s i c r t s i ch. Daß Pa ris die lustigste Stadt der Welt ist, wird von neuem durch die offizielle Statistik für 1913 über sämtliche Pariser Vergnügungsetablisse ments bestätigt. Es gibt 240 Theater und Va rietes (gegen 149 im Jahre 1902), 32 Zirkusse und Velodrome (1902 waren es nur 9) 262 Kintöppe (man zählte deren zwei vor 10 Jah ren), 263 Ballctablissements (gegen 133 im Jahre 1902), 196 Konzertsäle und 78 Tanzzirkel (im Jahre 1902 zählte man deren 56 und 45). Im ganzen konnte man also an 2625 Orter, sich amüsieren, wobei die Phonographensalons, die Eispaläste und Nergnügungsparks nicht mitge- rechnet sind. * S t r a tz e n b a b n z u s a m m e n stoß. Im Straßenbahndepot zu Brüssel setzte sich aus bisher noch nicht aufgeklärter Ursache plötzlich ein Wagen in Bewegung, verließ das Depot und rollte mit rasender Geschwindigkeit hinter einen dicht besetzten Straßenbahnzug her. Obwohl der Führer des Straßendahnzuges, auf die Gefahr aufmerksam gemacht, seinen Wagen mit größter Geschwindigkeit lausen ließ, kam cs doch zu ei nein Zusammenstoß, der derart heftig war, daß ein Wagen des ersten Zuges fast vollständig zer trümmert wurde. Zwölf Personen wurden mit schweren Verletzungen unter den Trümmern her- vorgezogen, während acht andere leichter verletzt wurden. * Erlaß von Tien st schulde n i in G n a d e n w c g e. Der Kaiser erläßt je des Jahr Beamten, die von der Postverwaltung wegen Versehen für entstandene Schäden haben haftpflichtig gemacht werden müssen, einen Teil der Dienslschuld im Gnadenwege. So sind auch im abgelaufencn Jahre 42 uitteren und 55 son fügen Beamten und Gehilfinnen 38 000 Mark im ganzen im Wege der Gnade erlassen wor den. * Eine K a v e n f r c u n d i n. Eine: in der Virchowstrahe in Würzburg wohnende' Dame, eine große Katzenliebhaberin, hatte sich in letzter Zeit zwanzig Exemplare dieser Tier gattung angeschafft, die zu nächtlicher Stunde in der Wohnung ihrer Herrin ein nicht gerade angenehmes Konzert, eine wahre .Katzenmusik", veranstaltet haben müssen, denn die Mitbewotz ner des Hauses versuchten aus alle Art und Weise die Katzenfreundin zu vcraittassen, den Tierbcsland einzuschränken. Doch vergebens Schließlich wurde der Stadtmagistrat um Ab Hilfe ersucht, der nunmehr die Aufforderung cur die Dame ergehn ließ, bis zum 22. Februar o. I. den ganzen Katzenbestand bis auf drei Lieblingscxemplare abzuschaffen, widrigenfalls unnachsichtlich eine Strafe über sie verhängt urerden würde. M lasse W Mt! Originalroman von H. C o u r t h s - Mahler. 7ll (Nachdruck verboten.) Schon ach. Tage später kehrte die Fürstin nach Petersburg zürnet. Das Wetter war nicht besser geworden, und sic fühlte sich nicht behag lich. Gleich in den ersten Tagen erschien Nikita Arganoss, uni sich nach dem Befinden der Für stin zu erkundigen. Inoffiziell verlangte er wohl noch sehnlicher danach, sich auch von den, Wohl befinden Sonjas zu überzeugen. Der Landaufenthalt hatte ihr sehr gut ge- tan. L-ie sah frisck)er und blühender aus denn je. Nikita vermochte seine Blicke kaum von ihr loszureißen. Und wie auf der Flucht vor sich selbst, verließ er nach kurzen, Aufenthalt Palais Kalnoty wieder. Sonja hatte mit einem bangen Gefühl be merkt, daß er schmaler und blasser geworden war. Die charakteristischen Züge um Mund und Kinn hatten sich vertieft, und die Augen sprachen von Kämpfen und Schmerzen. Aber aufrecht mrd ruhig nach aus^u war auch jetzt sein Wesen. Dieser Mann unterlag nicht dem Kampfe mit geh selbst. Am nächsten Tage kam er noch einmal wie der, ehe er Petersburg verließ. Und do sagte die Fürstin lächelnd zu ihm: „Ich dachte, Sie würden mich mit einer Verlobung überraschen, Nikita." Sein Blick flog zu Sonja hinüber und traf in ihre erschreckten Augen. Da lächelte er. Und dieses Lächeln sagte ihr: „Du weißt, daß ich dir im Herzen treu bin, wenn ich dich auch nicht besitzen kann." Der Fürstin entgegnete er ruhig: „Ich wüßte nicht, mit wem ich mich verlo den sollte, Durchlauchtigste Tante." „Sie werden den Anschluß verpassen, Nikita. Wenn ein Mann dreißig Jahre wird, hat er ge wissermaßen die Pflicht, eine Familie zu grün den", meinte die Fürstin mahnend. Er seufzte ein wenig und lächelte. „Ich bin ein eigensinniger Mensch, Durch lauchtigste Tante, und ehe ich meine .Hand ohne mein .Herz verschenke, bleibe ich ledig. Für mich allein reicht der Kohl, den ich baue, gerade noch aus — aber für eine Familie leider nicht." Diese Worte waren auch für Sonja be stimmt, und sie verstand ihn Wohl. „Sollen denn die Arganofss aussterden, Ni lita?" fragte die Fürstin. Er zuckte die Achseln. „Der Besitz der Arganofss ist am Aussterden, tvarum soll ihren, Namen nicht dasselbe Schick sal treffen, Durchlauchtigste Tante; ich denke darriber etwas anders, als die n,eisten Standes genossen. Ein Geschlecht, das seine eigene Krast verzehrt hat, ist für den Verfall reif. Warum ihn künstlich aufhaltcn?" „Ach — Ihrer Person haftet aber nicht das Geringste von einem Verfall an. Und ich wette, manches reiche und auch gute und schöne Mäd chen würde sich gern mit Ihnen fürs Leben ver binden. Mein Schwiegersohn sähe es so gern, wenn Sic sich wieder freie Bahn schaffen lonn- ten." „Oh, Onkel Wladimir wird es am ersten verstehen, wenn ich mich nicht verlause - um die Arganofss am Aussterben zu hindern." „Verkaufen — welch ein häßliches Wort. Sie können doch auch ein reiches Mädchen lieben, Nikita." „Nein", sagte er laut und fest. Maria Petrowna lachte. „Aus lauter Eigensinn nicht. Sie Eisentops." Da lachte auch er „Sie verkennen mich, Durchlauchtigste Tante; ich bin nicht eigensinnig." „Nun — suchen Sic sich einen andern Na men dafür. Sck>ade, daß gerade dieser Eigensinn so liebenswert an Ihnen ist." „Dann will ich mich gern zu dieser Eigen schäft bekennen", sagte er lächelnd und küßte ihre Hand. Als er dann fort war, wieder für längere Zeit, mußte sich Sonja mit aller .Kraft gegen eine aufsteigcnde Traurigkeit wehren - Sie wollte stark und mutig sein und sich seiner Liebe wär dig zeigen. Aber sie fühlte, daß er litt. Und das quälte sie noch mehr als das eigene Leid. Immer wie der ries sie sich seine Worte ins Gedächtnis zu rück. Sie fühlte, daß diese auch für sie bestimmt gewesen waren. — Die ersten Wochen in Petersburg vergingen schnell, da es manches zu besorgen gab. Die Fürstin hatte sich erholt. Es tvar jetzt trockenes, klares Wetter, und Sonja fuhr viel mit ihr aus. Inzwischen tarn ihr zwanzigster Geburtstag heran. Sie ahnte nicht, daß dieser Tag eine be sondere Bedeutung für sic haben würde. Aber sie freute sich darauf, denn sie wußte, daß dann eine ausführliche Brieffendung aus dem Doktor- Häuschen an sie eintreffen würde. Zu ihrem vori gen Geburtstage hatte ihr jeder einen Bries ge schickt, sogar die drei Doktorrangen. Und das würde dies Jahr gewiß ebenso sein. Fast ein Jahr war sie nun schon bei der Fürstin in Stellung. Maria Petrowna hatte ihr in diesen Tagen einen sehr schönen Pelz mantel geschenkt. Sie beschenkte Sonja oft, aber dies Präsent erschien der jungen Dame so kost bar, daß sie ganz fassrmgslos war. „Durchlaucht beschämen mich durch so viel Güte", stammelte sic erregt mrd strich unrnhig und dock) mit einem wohligen Gefühl über den loeichen Pelz. Maria Petrowna lächelte gütig. „Kind, Sie sind so wenig aus unsere rufst scheu Winter eingerichtet. Ich habe immer das Gefühl, daß Sic frieren müssen, wenn Sie ne ben mir im Wagen sitzen. Und wenn ich weiß, daß jemand friert, dann wird mir schon bei dem Gedanken daran ganz kält. Es ist also der reine Egoismus, daß ich Ihnen den Mantel schenke." Sonja küßte ihr die Hand „Meine gütige .Herrin", sagte sie mit zärt licher Ergebenheit. Da neigte sich Maria Petrowna zu ihr und küßte sie aus die Stirn. Sie konnte nicht an ders, zu lieb und vertraut sahen die dunklen Augen zu ihr aus. Sonja stand dann in ihrem Zimmer und probierte den Pelzmantel an. Ach, war das ein wunderherrliches Gefühl, wie sich der Pelz so weich um ihre Glieder schmiegte. Sie ging vor dem Spiegel auf und ab und lachte sich an. „Ja, ja, du stolze Sonja, so ein Pelzman lel tzat dir gerade noch gefehlt, uni dich eitel zu machen. Pompös schaust du darinnen aus; man könnte dich beinahe selbst für eine Fürstin halten." Das war so eine drollige Gewohnheit von ihr, sich selbst mit ihrem Spiegelbild zu unter halten und sich dabei ein wenig zu verspotten. Sorgsam breitete sie dann den Mantel aus und strich kosend darüber hin. „An meinem Geburtstag will ich ihn das erste Mal tragen, dann ist mir doppelt festlich zu Mute", dachte sie. * * * (Fortsetzung iotgT;