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UMeiMnMer WM Tlrntsblcrdt. «r. 38 Sonnabend, den 15. Februar 1913 Ser Wei meWt »kn Az- Wvs mn Vln. Donnerstag mittag 12^ Uhr fand die fei erliche Vereidigung des neuen Erzbischofs von Köln, Dr. v. Hartmann, im Berliner« Schlosse statt. Dabei richtete der Kaiser folgende Worte an den Erzbischof: „Ich habe mich bewogen gefunden, das eid liche Gelöbnis der Treue, welches Sie, hoch würdiger Herr, soeben abgelegt haben, selbst entgegenzunehmen. Die Pflichten und Mühen des bischöflichen Amtes, aber auch sein reicher Segen sind Ihnen nicht sremd. Als Bischof von Münster haben Sie schon die Aufgabe er kannt und erfüllt, die Ihrer oberhirtlichen Füh rung anvertrauten Seelen in allen christlichen Tugenden zu unterweisen, sowie die Ein tracht unter allen Bewohnern des Landes zu erhalten und zu Pflegen. Ich habe daher zu Ihrer Erwählung zum Erzbischof des ältesten Bischofstuhles in meiner Monarchie gern meine Genehmigung ausgesprochen und erteile Ihnen meine landesherrliche Anerkennung. Sie haben an jenen denkwürdigen Vorgang erinnert, als Karl der Grohe, von dein Papst Leo dem Dritten mrd Ihrem ersten Vorgänger auf dein bischöflichen Stuhl von Münster in schwerer Ge fahr und Bedrängnis um Hilfe angerufen, an der Spitze seines Heeres den Papst herzlich be grüßte, ihm seinen mächtigen Schutz zusagte und dann, >vie die Ueberlieferung meldet, Hand in Hand mit ihm in den neuerbauten Paderborner Dom einzog, um gemeinsam Gott den Herrn .zu preisen. Dies weltgeschichtliche Ereignis ist ein lehrreiches Beispiel für den Segen eines vertrauensvollen Verhältnisses der Kirche zu dem höchsten Träger der Staatsgewalt und enthält zugleich eine ernste Mahnung. Ihre bisherig« Amtsführung gibt mir die Zuversicht, daß Sie, dieser Mahnung eingedenk, auch in Ihrer neuen Würde ihre Geistlichen und Gemeinden lehren und anhalten werden, mit der Anhänglichkeit an JhreKirche zu verbinden treue Ergebenheit gegen mich und mein Haus, wanne Liebe zum deutschen Vaterlande und Gehorsam gegen die von Gott verordnete Obrigkeit. In diesem Ver trauen ivill ich Sie meiner Königlichen Huld nnd meines landesväterlichen Wohlwollens für Ihre Diözesanen wie für alle meine Untertanen katholischen Glaubens in Gnaden versichern und Ihren Eintritt in das neue Amt mit meinen vesten Wünschen begleiten. Gottes Segen sei mit Ihnen." Der Erzbischof richtete vorher eine Ansprache an den Kaiser, in der es heißt: „Daß Eure Majestät geruhen, diesen Eid Al lerhöchst selbst entgegenzunehmen, darin erblicke ich dankbaren Herzens einen neuen Beweis der wohlwollenden Gesinnung, ivelche Eure Majestät gegen die katholische Kirche hegen, deren Die ner zu sein ich die Ehre habe. Als Erzbischof von Köln werde ich es mir nach besten Kräften ungelegen sein lassen, die Gesinnungen der An hänglichkeit und Treue gegen die Dynastie auch in den Herzen der meiner Obsorge anvertrau ten Gläubigen zu schützen und zu Pflegen. Es erscheint das um so notwendiger, je kühner und verwegener die Mächte des Umsturzes und der Verneinung an den Fundamenten des Thrones wie des Altars rütteln. Auf der anderen Seite ist es um so leichter, je einmütiger die begei sterte Liebe und Verehrung gdg« den geg«^ wichtigen Träger der Krone alle Kreise durch dringt. Eure Majestät hatten die Gnade, in diesem Jahre nieiner bisherigen Kathedrale ein prächtiges Glasgemälde zu schenken. Wieder gibt es einen welthistorischen Moment, wo Papst Leo der Dritte den Kaiser Karl den Großen im Hoflager in Paderborn aufsucht und ihn nm seine Hilfe bittet. Wenn ich es wage, bei diesem feierlichen Akt die innige Bitte auszu sprechen, Ew. Majestät wolle der katholischen Kirche rind allerhöchstihren Untertanen katholi schen Glaubens das so oft bewiesene gnädig« Wohlwollen immerdar erhalten, so vertraue ich darauf, eine ebenso huldvolle Ausnahme zu fin den, wie Papst Leo der Dritte bei Karl dem Großen." Aus dem Kelche. Besuch Kaiser Wilhelms bei Kaiser Franz Josef. Wie die „Neue Fr. Presse" erfährt, ist ein Besuch Kaiser Wilhelms bei Kaiser Franz Josef in Schönbrunn für dieses Frühjahr ganz bestimmt in Aussicht genommen. Der Besuch Kaiser Wilhelms sollte ursprünglich auf der Hinreise des Kaisers nach Korfu erfol gen; nach den neuester! Dispositionen wird er aber erst anläßlich der Rückreise des deutschen Kaisers stattfinden. Der Einzug des prtnzlichen Brautpaares in Berlin. Die Kaiserin, die Prinze s f i n Viktoria Luise, Prinz Ern st Au - g u st, sowie Prinz und Prinzessin Max von Baden sind, wie schon gestern gemeldet, Don nerstag früh um 8^ Uhr auf dem Potsdamer Bahnhof in Berliri eingetroffen. Zürn Empfang waren erschienen der Kaiser, die Prinzen des königlichen Hauses usw. Oberbür germeister Wermuth hielt unter Ueberreichung eines Orchideenstraußes folgende Ansprache an das Brautpaar: „Die Landes- und Reichs hauptstadt, in die Ihre Königlichen Hoheiten strahlend von Liebe und Glanz den Einzug hal ten, öffneten weit ihr Tor und Herz in inniger Mitfreude und bringen in Ehrerbietung ihr Willkomm dem erlauchten Brautpaare dar, das im eigenen Glück uns zugleich ein herrliches Pfand für Deutschlands Einheit nnd Größe be schert." Die Herrschaften fuhren in vierspännigen offener! Wagen durch das Brandenburger Tor nach dem Königlichen Schlosse. Trotz des trü ben nnd regnerischen Wetters hatte eine vieltau sendköpfige Menschenmenge die Straßen besetzt, ivelche die Herrschaften auf ihrem Einzuge paf- sierten. Alle öffentlichen und zahlreiche Pri vatgebäude hatten geflaggt. Brausendes Hurra und Lücherschwenken geleiteten den Zug, der sich vom Bahnhof durch die Königgrätzer Straße, die Siegesallee, das Brandenburger Tor und Unter den Linden in flottem Tempo nach dem König lichen Schlosse bewegte. Im Fond des Wagens saßen die Kaiserin und die Prinzessin, auf dem Rücksitz der Kaiser und Prinz Ernst August. Prinz und Prinzessin Max von Baden folgten in einem besonderen Wagen. Die Herrschaften erwiderten freundlich die Grüße des Publikums. Im Lustgarten hatten die 2. und 5. Schwa dron des Zietenhusarenregiments mit der Front nach dem Schlosse Ausstellung genommen. Auch der Verein ehemaliger Zietenhusaren mit Fah nen hatte sich eingestellt. Vor Portal 4 des Schlosses standen die Prinzen Eitel Friedrich, August Wilhelm und Oskar. Nach 9 Uhr ver kündeten brausende Hurrarufe das Nahen des Zuges. Die Kapelle der Husaren intonierte den Torgauer Marsch. Nach Abfahren der Front entfliegen die Herrschaften vor dem Portal 4 dem Wagen. Die dort befindlichen Prinzen über reichten der Kaiserin Blumensträuße. Inzwi schen war das Offizierkorps der Zietenhusaren abgesessen und meldete sich beim Kaiser, um so- dann dem Bräutigam und der Braut die Glück wünsche darzubringen. Prinz E r n st A u - g u st empfing gestern Order, wonach er bei den Zietenhusaren eingestellt ist. Der Prinz reichte jedem Offizier die Hand. Es folgte ein Vorbeimarsch der Zietenhusaren in Zirgen. Hierauf ging die Herrschaft ins Schloß und wurde im Pfeilersaale von den Obersten, Ober- und Vizeoberhofchargen ernpfangen. Zur Welferrfrage. In Berliner Hofkreisen verlautet, daß Prinz E r n st A u g u st von Cumberland so fort nach der Vermählung als Herzog von Braunschweig seinen feierlichen Einzug in Braunschweig halten werde. Man will eine Lösung der Angelegenheit finden, ohne daß Herzog Ernst August von Cumberland zu einem ausdrücklichen Verzicht auf seine An sprüche gezwungen ist. Man ist in diesen Krei sen der Ansicht, daß ein solcher Verzicht unter den gegebenen Verhältnissen keine praktische Be deutung habe. Zu dieser Meldung bemerkt die „Tägliche Rundsch.", daß nach ihrer Ueberzeugung sich seine preußische Regierung und kein Bun de s r a t werde finden lassen, der einer derarti gen Preisgabe seit Jahrzehnten aus guten Gründen als unumstößlich bezeichneter Grun d sätze nationaler Reich spolitik fähig wäre. Es hieße das, den Welsen in Braunschweig alles gewähren, ohne daß sie in Hannover auch nur das geringste aller ihrer dem Reichsinteresse und -bestände stritt zuwiderlau fenden Ansprüche aufgeben. Eine in Hannover abgehaltene Versamm lung der Vertrauensmänner der hannover schen Partei hat folgende Resolution ge faßt: „Gegenüber den durch die Press« verbreiteten Behauptungen über eine Auslösung der deutsch- Zweites Blatt. Ä hannoverschen Partei stellen wir sesl, daß für eine Einstellung unserer politischen Tätigkeit eine Veranlassung nicht vorliegt. Wir werden nach wie vor in niedersächsischer Zähigkeit und in stets anhaltendem Vertrauen den Kampf für d i e u n v e r j ä h r b a r e n Rechte des Hau ses Braunschweig-Lüneburg und des hannover schen Volles fortsetzen, zum Segen unse rer Heimat und des gesamten deutschen Vater landes. Für uns wird es stets und immerdar heißen: „Mit Gott für Fürst und Vaterland! Durch Kampf zum Sieg!" Der Hauptausschuß der Welfenpar - tei ist auf den 15. d. M. nach Hannover ein- bcrusen worden, um über die durch die Aus söhnung des Hauses Cumberland mit den Ho- henzollern geschaffene politische Lage zu bera ten. In den führenden Kreisen der Welfenpar- tei ist man zunächst der Ansicht, daß, solange von maßgebender Seite kein ausdrücklicher Ver zicht aus Hannover ausgesprochen sei, sich an der Organisation und der Art der Betätigung der Partei nichts ändern könne. Ein Ueber-Wetterle. Zu derselben Zeit, in der Herr Wetterte in Rouen und l'Havre seine bekannten Reden hielt, sprach auch der lothringische Abgeordnete Tr. Hackspill in Toulouse. Nach der „Franks. Ztg." wird versichert, daß die Regierung sich mit der Angelegenheit des Herrn Dr. Hacki'vill ein gehend beschäftige, da dessen Reden diejeni gen des Herrn Wetterle noch in den Schatten st e l l e n sollen. Der Marineetat vor der Budgetkommision. Die Budgetkommission des Reichstags nahm durch eine Mehrheit von Zentrum, Sozialdemo traten und Polen bei Stimmenthaltung der Volkspartei eine Resolution an, die sür das nächste Jahr eine Vorlage auf Einführung der zweijährigen Dien st zeit der Ma rine-Infanterie und Matrosen- Artillerie fordert. Staatssekretär v. T i r- p i tz äußerte seine schwersten Bedenken gegen die Annahme dieser Resolution im Interesse der Marine und der Landesverteidigung überhaupt. Es müsse an der dreijährigen Dienstzeit festge halten werden, wenn die Durchführung der Auf gaben der Matrosen-Artillerie, die mit denen der Fuß-Artillerie nicht verglichen werden kön nen, nicht in bedenklicher Weife beeinträchtigt werden sollen. Beim Titel „Zulagen fUr- Offiziere" beantragt der Berichterstatter (Zentrum) Fortfall der Zulagen für die oberen Chargen und dementsprechend Kürzung des Po stens um 12 000 Mart. Der Staatssekretär be gründet die Notwendigkeit der Zulagen mit der außerordentlich hohen Zahl der unterstellten Of fiziere und Beamten und den hieraus sich erge benden Verpflichtungen. Es wurde jedoch die Streichung beschlossen. Beim Kapitel „In diensthaltungsn" beantragte der Berichterstatter (Zentrum), daß die Zulagen (Tafel- und Mes segelder) nur bezahlt werden „für die Tage der dauernden Abwesenheit bei Fahrten auf hoher See". Er wünschte gleichzeitig Aufstellung über M W M IW! Originalroman von H. C o u r t h s - Mahler. 641 (Nachdruck verboten.) Frau Käthe trat lachend ein: „Großmutter, die Rangen geben keine Ruhe, Du sollst noch einmal an ihre Betten kommen." Großmutter erhob sich mit strahlendem Ge sicht und eilte hinaus, als gäbe es Köstliches zu versäumen. „Laßt Euch nur gehörig tyrannisieren von den Krabben", schalt der Vater lachend. Käthe setzte sich zu ihm und blinzelte ihm zu. „Wer läßt sich am meisten von ihnen tyran nisieren? Der gestrenge Herr Vater." Ernst zauste sie zärtlich an ihrem blonden Wuschelhaar. „Respekt, Käthe." Sie legte seine Hand an ihre Wange und blickte ihn stumm an. Sein Blick wurde weich. „Meine Käthe", sagte er liebevoll, und es lag ein heißer Dank in diesen Worten, daß sie ihm ein so reiches Glück bescherte. „Hat Mutter Dir schon von Sonjas Brief erzählt, Ernst?" fragte Käthe nach einer Weile. „Ja, ich habe ihn gelesen." „Das ist ^och ein Glück für Sonja, Ernst, nicht wahr? Sie scheint da eine sehr gute Stel lung gefunden zu haben. Nur schade, daß sie so weit fortgeht. Aber ich bin froh, daß sie da aus dem GesckM kommt. Weißt Du, ihre große, aparte Schönheit ist eine gar gefährliche Mtgabe für so ein armes, junges Ding." „Unbesorgt, Käthe, Sonja ist ein fester Cha rakter, der sich selbst zu behüten weiß." „Das wohl. Aber Du glaubst nicht, wie hier schon jeder Mann den Kopf nach ihr drehte. Und nun gar Berlin. Sonja ist noch viel schö ner wie ihre Mutter in jungen Jahren war. Und wie habe ich die schon bewundert. Ich habe es immer verstehen können, da Du neben Elisa keine andere beachten konntest." Er streichelte ihr Haar. „Du kannst Dich mich sehen lassen, Käthe", neckte er. Sie lachte. „Ja doch. Aber noch mal auf Sonja zu kommen — wenn ich sie hier zwischen andern jungen Mädchen sah, kani sie mir vor, wie ein stolzer Schwan unter Gänsen. Sie hat entschie den etwas Aristokratisches in ihrer Erscheinung." „Tu — das Gleichnis ist nicht schmeichelhaft — für die andern. Hast aber recht, Käthe, Sonja ist ein Ausnahmegeschöpf in jeder Be ziehung. Hoffentlich findet sie ihr Glück in die ser neuen Stellung. Und nun erzähle mir, was haben unsere Rangen heute alles angestellt? Ha ben sie Euch das Leben redlich sauer gemacht?" Käthe seufzte glücklich auf. „Ach — unser Trio!" Und nun war ein Thema gegeben, das für die glücklichen Eltern unerschöpflich war. Die zu rückkehrende Großmutter stimmte begeistert mit ein. Sie fand immer die drolligsten Züge an ihren Enkeln heraus und bewahrte sie voll Hu mor, um sie immer wieder zu erzählen. Die Fürstin* Kalnoky war in Begleitung ih rer neuen Gesellschaftsdame in Paris eingetrof fen. Herzlich und innig begrüßt von ihren An gehörigen, hatte sie ihren Einzug in das Bot schaftspalais gehalten. Nun saß sie mit ihrer Tochter allein in deren Salon. Tatjana Sogaresf war noch eine blendend schöne Erscheinung, trotzdem sie säst das vierzig ste Jahr erreicht Hatte. Ihr lebhaftes Tempera ment und vernünftig betriebener Sport hatten ihr die mädchenhafte Schlankheit bewahrt. Man sah ihr nicht an, daß sie die Mutter ihrer Söhne, zweier kraftvoller, stattlicher Jünglinge, war. Diese waren soeben mit ihrem Vater zu einem Spazierritt nach dem Bois de Boulogne aufgebrochen. Tatjana Pflegte sonst ihren Gat ten und ihre Söhne auf diesen Spazierritten zu begleiten. Diese vier schönen, kraftvollen Men schen wurden von den lebhaften Parisern sehr bewundert, wenn sie, Seite an Seite, auf ihren prachtvollen Tieren dahinritten. Heute war Tatjana lieber bei der Mutter geblieben, um mit ihr zu plaudern. Mutter und Tochter saßen, zärtlich anein ander geschmiegt, auf einem Diwan und hielten sich bei den Händen. Tatjana trug ein entzückendes Kleid aus feinen, fliehenden Stoffen in ganz zartgrauer Farbe über ein Unterkleid von fliederfarbiger, weicher Seide. Ihre Toiletten wurden selbst von den Pariserinnen immer sehr bewundert. Sie verstand dieselben aber auch mit bewun derungswürdiger Grazie zu tragen und zur Gel tung zu bringen. „Ich freue mich sehr, Mania, daß Du Dich endlich entschlossen hast, eine junge Dame zu Deiner Gesellschaft zu engagieren. Es machte mich immer unruhig, Dich nur von der Diener schaft umgeben zu wissen", sagte Tatjana in ihrer alten, lebhaften Art. Maria Petrowna lächelte. „Ja, Kind — es ist mir nun selbst sehr an genehm. Ob ich mich freilich so schnell ent schlossen hätte, wenn ich nicht gerade dieses junge Mädchen gefunden, fragt sich sehr. Du glaubst gar nicht, wie außerordentlich angenehm mir ihr Wesen und ihre Erscheinung ist." „Du hast immer eine große Vorliebe für schöne Menschen gehabt, Mama, genau wie ich." „Nein, nein, das ist es nicht", erwiderte Maria Petrowna lebhaft. „Ich weih nicht, woran es liegt, dah sie mir vom ersten Augen blick an ein so warmes Interesse einflößte." „Vielleicht weil sie Russin der Abstammung nach ist und zufällig Roschnow heißt." „Das erfuhr ich erst später, als das Interesse schon erweckt war. Mir fiel irgend etwas an ihr auf, und zwar sehr angenehm. Irgend eine Aehnlichkeit, über die ich immerfort gr-üble, lieh mich stutzen. Hauptsächlich, wenn sie läcbelr, er innert sie mich an jemand — aoer icb weih nicht, an wen." „Das geht einem zuweilen so, Mama. Uebrigens ist es merkwürdig, daß icb dieselbe Empfindung hatte, als icb die junge Dame vor mir sah. Jedenfalls ähnelt sie also jemand, den wir beide kennen. Die Hauptsache '.sl jedoch, dah sie Dir gefällt und wurpatbisch ist, und dah sie es bleibt.'Mir hat sie einen sebr guten Ein druck gemacht. Allerdings — für eine Gesell fchafterin ist sie eine auftallende Schönheit." Maria Petrownas Gesicht wurde ernst, fast düster. .Ich habe ja keinen Sohn mehr im Hause, dem sie gefährlich werden könnte." Tatjana umfahte sie erschrocken. „Mama — liebe Mama — nicht daran den ken", bat sie zärtlich. Maria Petrowna seufzte. „Ach, Kind — wenn ich nicht mehr leben werde — dann erst werde ich aufhören, daran zu denken, was mir das Leben genommen hat. Das mühtest Du doch verstehen, Du, die Mutter zweier hoffnungsvoller Söbne." Tatjana nickte ernst. (Fortsetzung folgt.)