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WenM-EmMr WM Nr. 3S. Sonntag, de» 16. Februar 1913. Drittes Blatt. Einweihung »er eMW MM» AlieWi-WMiii Smdils-rWii-SelrM i. k. südö;!licher Ecke die Straße am Bahnhof, um nach der Dorfstraße Gersdorf, wo sich die Bahn meist auf der linken Seite hält.' Dicht hinter anderer Seite ein kl ei Bahnbau zum Opfer Richtung Uhlig-Mühle „Zur Sonne" (rechtsi Lungwitzbach, auf deren nes Hausgrundstück dem fiel. Nun gehts in der (links) und Gasthaus lange, der aver, der weiß, daß gul Ding Weile haben muß und der sah, daß es sich nicht nur darum handelte, die Gleise in den Straßentratl zu legen, wird mit uns der Ueberzeugunz sein, daß der Bau gar nicht mehr hätte beschleunigt werden können, als es tatsächlich geschehen ist. So stehen wir heute am Vorabend der Er Öffnung der Bahn. Ein reicher Kreis geladener Gäste, an der Spitze die Vertreter der königlichen Behörden, die Stadt- und Gemeindevertretungen und sonstige hervorragende Persönlichkeiten des Handels, der Industrie und Landwirtschaft, hat heute erstmalig die Bahn befahren und ihr die Weihe gegeben. Begrüßt vom Jubel der Bevöl kerung, von bunten Wimpeln und Fackelschein, Verwirklichung des Gedankens sich belebten. Noch mancherlei Schwierigkeiten waren zu über winden, sodaß die Zahl der Zweifler, ob die Bahn überhaupt gebaut würde, eher größer als kleiner wurde, bis sich zu Anfang des vorigen Jahres herausstellte, daß durch das energische Vorwärtsdrängen des Bahnverbandes, der sich inzwischen aus den beteiligten Ortschaften her ausgebildet hatte, alle Hindernisse aus dem Wege geräumt seien und der Bau der Bahn nicht mehr aufgehalten werden konnte. Und in weniger als einem Jahre ist nun die Bahn fertiggesiellt wor den; so manchem, der die Fortschritte des Baues verfolgte und hoffte, schon zur Kinnes nach Gersdorf fahren zu können, dauerte der Bau zu sich nun auf der gesamten Strecke der Gold bachstraße auf deren rechter Seite zu halten. Dort, wo diese L-traße auf die Dorfstratze stützt, überschreitet die Bahn auf einer Brücke den * Am heutigen Sonnabend wird die elek trische Straßenbahn von unserer Stadt Hohen stein-Ernstthal nach Gersdorf, Lugau und Oels- nitz, die erste, welche die Sächsische Ueberland- bahn-Gesellschast m. b. H. in unserem engeren Vaterlande errichtet, feierlich eingeweiht, um am Montag dann dem öffentlichen Verkehr überge ben zu werden. Lange Jahre zurück lassen sich die Bestre bungen verfolgen, den großen, heute von der Straßenbahn berührten Nachbarorten eine Verbindung mit der durch unsere Gegend fah renden Hauptlinie der Staats bahn Dresden- Reichenbach zu schaffen. Vor nahezu einem Men schenalter hätte sich diese, immer fühlbarer wer dende Notwendigkeit vielleicht verwirklichen lassen: damals, als die eine Bahn von Oelsnitz nach Wüstenbrand, die andere von Oelsnitz über Lich tenstein nach St. Egidien gebaut wurde. Den Wünschen so vieler, beide Bahnen im Staats bahnhofe Hohenstein-Ernstthal münden zu lassen, wurde nicht Rechnung getragen; wäre dies mög lich gewesen, so hätten heute Gersdorf wie Ober lungwitz seit langem Verbindung mit einer Hauptlinie der Staatsbahn. So gingen Jahre ins Land, ohne daß den Tausenden von gewerb- fleitzigen Bewohnern unserer Nachbarorte die Möglichkeit geboten gewesen wäre, ohne größere Schwierigkeiten nach unserer Stadt und damit nach einer Schnellzugsstation der Staatsbahn zu gelangen. Wer nicht das Glück hatte, über ein Fuhrwerk zu verfügen, mutzte aus Schusters Rappen bei Wind und Wetter den weiten Weg Nach hier nehmen, und was ein solcher Weg be deutete, das lehrte der Zustand der Goldbach stratze, die bei Regen oder gar bei Schneeschlicker durch den starken Fuhrverkehr sich manchmal in einem Zustande befand, der alles zu wünschen übrig ließ. Da kam die Omnibus-Verbindung von Gersdorf nach Hohenstein-Ernstthal und dem dringendsten Bedürfnis war wenigstens einiger matzen abgeholfen. Wenn es auch etwas rüttelte und schüttelte, es saß sich doch behaglich in dem Gefährt mit den „drei Rossen vor dem Wagen", und nahm die Fahrt auch etwas längere Zeit in Anspruch, so war man doch geborgen vor den Unbilden des Wetters und hatte nicht nötig, in stockfinsterer Nacht Bekanntschaft mit den Gräben und anderen Untiefen des Weges zu machen. Wie notwendig diese bessere Verbindung war, lehrte die Tatsache, daß der Omnibus, trotzdem er nur einige Male am Tage verkehrte, mehrere Tausend Fahrgäste im Jahre von Gersdorf nach hier und zurück beförderte und daß auch Gepäck in ähnlich hoher Stückzahl den Wagen zur Be förderung übergeben wurde. Aber auch der Om nibus vermochte den immer mehr wachsenden wirtschaftliches Bindeglied zwischen den beteilig ten Gemeinden sein, die durch ihre gemeinsamen Interessen heute mehr als früher auf einander angewiesen sind! * Nachdem am 17 Mürz 1012 der Bahnbau- und Betviebsgesellschaft zu Frankfurt a. M. vom Königlichen Ministerium des Innern das Recht zum Betriebe der Bahn verliehen worden, ward am 23. März ohne größere Feierlichkeit der erste Spatenstich zum Bau des Verwaltungsgebäudes getan. Fast gleichzeitig mit der Inan griffnahme dieses Baues ging man an die Erd arbeiten für die Gleisanlage, die am Personen bahnhof Hohenstein-Ernstthal beginnt, an der Stelle, wo sich ehemals das Schuppen und befindet sich aus der Südseite des Staatsbahn - Hoss; für späteren Bedarf kann noch je ein nor- mal- und schinalspuriges Nmladegleis gelegt, werden. Der Wertstättenbahnhos dein, Verwaltungs gebäude an der Goldbachstraßc bietet auf sechs Gleisen Platz für 24 Wagen, während in der Reparaturwerkstatt zwei Wagen untergebrcubt werden können. Das Verwaltungsgebäude auf dem Betrieb« Ansprüchen nicht zu genügen, und so nahm all-.haben die Wagen heute ihren Weg vollendet und mählich der Gedanke Gestalt an, durch eine elekZgezeigt, wie vortrefflich die Bahn angelegt ist Irische Straßenbahn Oberhermsdors, den unteren und wie sie in jeder Beziehung ihren Zweck er- Teil von Oberlungwitz, Gersdors, Lugau und füllt. Möge ihr von Montag an nun auch die Oelsnitz unserer Stadl zu nähern und diesen Or ! Gunst des großen Publikums zugewendel sein, ten das neben der Eisenbahn modernste und "mögen die Tage nicht mehr fern sein, wo jeder - schnellste Verkehrsmittel unserer Zeit zu ver 'mann angesichts des alten Spruches, saß er schaffen. Aber immer noch gingen Jahre ins sparte Zeit erspartes Geld bedeutet, mit der Land, ehe es gelang, die einleitenden Vorarbei '„Elektrischen" fährr, statt durch den Stratzenkot ten soweit zu fördern, daß die Hoffnungen aus' zu wandern, möge sie vor allem auch ein neues 1 Trieb-, 4 geschlossene und 3 offene Wagen mir je 10 Tonnen Tragfähigkeit für die Beförderung von Gütern. Die Triebwagen wie die Anhänge wagen sind in der Weimarer Waggonfabrik her- gestellt, während die Werdauer Waggonfabrik die Güterwagen lieferte. Die elektrische Aus rüstung und die Luftdruckbremsen stammen von der Siemens-Schuckert-Gesellschast. Die Personen wagen weisen 18 Sitz- und 16 Stehplätze auf und sind heizbar; ein auf einem Einsitzerplatz ausgestellter Rießner-Ofen mit Anthracit-Feuerung wird auch an den kältesten Tagen angenehme Wärme verbreiten. Die Wagen sind mit Bügel- Zuleitung versehen, die Stromversorgung erfolgt durch das Elektrizitätswerk an der Lungwitz. Der Speisepunkt der Stromzuführung befindet sich am Gasthaus „Zur Sonne" in Gersdorf, die Zuleitung des Stromes nach dort wird von Oberlungwitz aus durch ein Kabel bewerkstelligt. Die Stromspeisung wird in 10O0 Volt-Stärke betrieben. Von der Speiseleitung bis Oelsnitz i. E. ist doppelter Fahrdraht angebracht, von der „Sonne" bis zur Stadt Hohenstein-Ernstthal vor läufig nur einfacher Fahrdraht, der leicht ver doppelt werden kann, wenn es der Betrieb er fordert. Der Fahrdraht hat im Profil 65 Qua dratmillimeter Querschnitt, während die größte Entfernung der Gittermasten von einander 35 Meter beträgt. Sämtliche Triebwagen sind mit zwei Mo laren ausgerüstet mit einer Stundenleistung von 45 Pferdekräften. Autzer der Handbremse ist eine Luftdruckbremse vorhanden, welch letztere automatisch wirkt und die Sicherheit bietet, daß bei einer etwaigen Zugszerreitzung der Anhänge wagen selbsttätig gebremst wird. Die Jnnen-Einrichtung der Personenwagen ist überaus praktisch und elegant. Die Wagen, die auch einen geschlossenen Führerstand aufwei sen, damit die Fahrer nicht allen Witterung- Unbilden ausgesetzt sind, haben an elektrischer Beleuchtung eine Deckenlampe und vier Seiten lampen im Innern, eine Deckenlampe für die Plattform und zwei Stirnlampen auf dem Dache der Kesselschmiede biegt sie nach rechts ab und, Hofe enthält im Erdgeschoß die Betriebsräume läuft — stets mit der Weststrabe gleichgehend, und eine Wohnung für den Werkmeister, im — durch ein der Bahngesellschaft gehöriges Pla ! ersten Stock die Wohnung des Betriebsleiters, num fast in gerader Linie bis zur Herrenmühle! Das Verwaltungsgebäude wie die Wagenhalle, in Oelsnitz, um hier die Dorfstraße bis zum zu welch letzterer die Firma Richard Kellermann Rathaus zu verfolgen. Die Strecke Kesselschmiede u. Sohn in Chemnitz die Eisenkonstruktion aus --Herrenmühle zeigt mehrere Gleisanschlüsse führte, wurden von Herrn Baumeister L. Rich der in der Nähe liegenden Werke. § ter hier erbau?, den Oberbau und die Achienen- Die Gesellschaft verfügt über ü Trieb undfanlage führte die Berliner Finna Otto Kon lO An hänge wagen für den Personenverkehr und rad auS. Waschhaus der Llaatsbahn befand. Dann geht die Bahn in gerader Linie aus das Lieber ! und außerdem zwei Reflektoren vor der Platt knechlsche Grundstück zu. überschreitet an dessen § sonn. Der llebergadebahnhof für den Güterverkehr M M MM. 15. Februar 1818. Lin »Vorschlag zur Güte^. In Breslau hatten sich im Lause des Fe ' hruars um den König die hervorragendsten Persönlichkeiten versammelt, so Scharnhorst, Blü cher, Boyen, Clausewitz. Der Stiefsohn Napo leons, Eugen Beauharnais, Vizekönig von Italien und Stellvertreter im Oberbefehl über die französischen Tnippen nach dem Rück zuge aus Rußland, hatte die Trümmer des Hee res gesammelt, Verstärkungen herangezogen und stand um diese Zeit im Rückzüge vor den lang sam nachdrängenden Russen westlich der Oder. Die preußischen Festungen waren jedoch noch in französischen Händen, davon waren Danzig und Thorn von den Russen eingeschlossen Der König von Preußen war jetzt von seiner Umgebung so weit gebracht, daß er Napoleon einen ziemlich kühnen V o r- schlag machte. Er wurde dem französischen Gesandten durch den Staatskanzler Hardenberg übermittelt Darin heißt es: I „Dem Könige ist die Idee gekommen, daß oas große Werk des Friedens durch nichts lo gefördert werden könne als durch einen W a s s e r st i l l st a n d, demzufolge die russischen und französischen Heere nch aus eine gewisse Entfernung zurückziehen und zwischen sich neu trales Gebiet anerkennten. Würde wohl der Kaiser geneigt sein, auf solchen Vorschlag ein- ,zugehen? Würde er die -Odersestungen und Danzig den preußischen, letzteres gemeinschaft- lich mit sächsischen Truppen, übergeben und seine Armee bis zur Elbe zurückziehen? Se. Majestät der König wird nach den Entschlie ßungen 2r. Ma estät des Kaisers seine l e tz° ten Schritte beinessen." Dieses Schreiben wird vielfach als eine Art Ultimatum bezeichnet. Den Bruch mit Napoleon bedeutete es allerdings. Der Kaiser, im Begriffe, den russischen Feldzug von neuen, zu beginnen, wir- nicht Plätze wie Stettin, Kii- strin, Glogau, Danzig aufgeben, in der einzi gen Hoffnung, daß die russischen Truppen wie der hinter die Weichsel zurückgehen würden. Der Vorschlag blieb unbeachtet. Daß übrigens der französische Ge sandte vom preußischen Hose trotz dieser deutlichen Sprache immer noch auf eine gute Wendung hofft und von des Königs treuer Ge sinnung überzeugt ist, geht aus einen, Schrei-! ! ben hervor, das er am 15. an das Ministerium! der auswärtigen Angelegenheiten in Paris rich -j tct. Darin heißt es: „. . Wenn der Kaiser den für die Neutralität Schlesiens getanen Schritt billigt und Preußen einige Unterstüt zung gewährt, wird das bisherige System be festigter als jemals sein, da nur die Verzweif lung Preußen in die Arme 'Rußlands zu trei ben vermag. Der Kanzler Hardenberg wieder- holte mir, wie sehr das Benehmen des Königs seit dem Rückzug der großen Armee seine Red lichkeit beweise ..." 16. Februar 1813. Gold für Lisen. Die Sammlungen für die Ausr ü- st u n g freiwilliger Jäger erscheinen in den Berliner Zeitungen weiter unter der Rubrik „Vaterlandsliebe". Hier einige solcher Annoncen: „Die Kgl. Aufforderung an die gebilde ten Jünglinge unseres Vaterlandes tönt in die Herzen wie eine Stimme Gottes. Ich er biete mich, drei unvermögenden Jünglingen, die sich den edlen- Freischützen anschließen wol- WMNMWMMMUWMKNNWWUWMIMNWWMWWWWWWMN len, zur vorschriftsmäßigen Ausrüstung behilflich zu sein. Fr. Braunes." „Ein hiesiger Bürger wünscht, um sei» nen Sohn als reitenden Jäger eirckleiden zu können, 150 Taler gegen Sicherheit zu lei hen und verspricht, dieses Kapital nach einem Jahre wieder zu bezahlen." „Das Vaterland ist in Gefahr! Welch über alles herzerschüttencher Gedanke, der je den 'Preußen erfreuen wird, zu den jetzt sehr gießen Ausgaben des Staates nach Verhält nissen seines Einkommens aufs tätigste beizu- tragen. Zu diesem Ende finde ich mich ver anlaßt, die Hälfte meines jährlichen Ge tz a l t s und zwei goldene Trauringe mit der größten Freude als kleines Opfer dem Vater lande darzubringen. Ich würde diese klein« Gabe nicht zur öffentlichen Kenntnis bringen, wenn ich nicht damit die Absicht und den in niger, Wunsch verbände, sämtliche Besitzer sol cher Ringe darauf aufmerksam zu machen, daß durch Hingebung derselben mehrere Millionen bares Geld zu dem so erhabenen Zweck zu- sammengebracht werden können Stargard in Pommern, den 6. Februar. v. R., Hauptmann."