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Tlrrrtsblatt. Nr 37. Freitag, den 14 Februar 1913 Zweites Blatt. M Wll IM lMMWSllll. * Wie alljährlich, so hat der Kaiser auch jetzt wieder Gelegenheit genommen, den Verhandlungen des z. Z. in Berlin im Herren hause tagenden Deutschen Landwirt- s ch a s t s r a t s beizuwohnen und dabei von den Erfahrungen zu berichten, die er als Guts besitzer von Kabinen mit den vorgenommenen Meliorationen erzielt hat. Der Kaiser erschien schon vor 11 Uhr in der Uniform der Gardejäger, begleitet vom Reichskanzler, dem Staatssekretär Dr. Delbrück und dem preußischen Landwirt- schastsminister Frhrn. v. Schorlemer- Lieser. Er ivurde vom Präsidenten des Landwirtschastsrats Grafen Schweri n - L ö- w i tz begrüßt und zu seineni Platz geleitet. Der Platz des Kaisers ist in diesem Falle der Stuhl, den der Ministerpräsident sonst bei Sitzungen im Herrenhaussaal «inzunehmen Pflegt, rechts von der Rednertribüne. Sobald der Kai ser auf die Estrade des Ministeriums getreten tvar, hielt Gras Schwerin-Löwitz eine Ansprache, in der er dem Kaiser für sein wiederholt bewie senes Interesse an der deutschen Landwirtschaft dankte. Zugleich »rahm er die Gelegenheit »oahr, auch an dieser Stelle im Namen der deutschen Landwirtschast dem Kaiser die herzlichsten Glück wünsche zur Verlobung seiner Tochter auszu- sprechm. Der Kaiser, der die Begrüßungsan sprache stehend anhörte, dankte mit Kopfnicken. Der Präsident schloß seine Rede mit einem drei fachen Hurra. Dann setzte sich die Versammlung, auch der Kaiser nahm Platz, und der erste Referent, der über die Möglichkeit besserer Ausnutzung der vorhandenen preußischen Landflächen sprach, v. Locho w-Petkus, einer der bedeutendsten Saa tenzüchter Preußens, nahm das Wort. Gleich nach ihm erhob sich der Kaiser, um folgendes aus- zuführen: Meine Herren! Ich hatte Ihnen vor zwei Jahren eine kurze Skizze gegeben über das We sen der Meliorationen, die bei mir auf meinem Gut vorgenommen worden sind. Heute möchte ich mir erlauben, Ihre Aufmerksamkeit in An spruch zu nehmen, um einige Zahlen darzu stellen, die die Erfolge der fertigen Arbeit zeigen. Ich glaube, daß diese Zah len schon etlvas in den Wunsch hineinschlagen, den der Vorredner soeben ausgesprochen hat. Ich mutz Sie schon mit etwas Statistik langweilen. (Heiterkeit.) Im Februar 1911 habe ich den Herren mitgeteilt, datz 1906 bis 1907 eine am Haff gelegene Fläche als Wiese ausgebaut wor den ist. Diese Arbeit von ungefähr 500 Morgen Umfang ist nun beendet. Sie hat sich voll kommen bewährt, und sie hat ermög licht durchzuführen, was beabsichtigt war, näm lich einerseits das lebende Inventar zu vermeh ren und andererseits für die Ackerwirtschaft den Körnerbau zu heben. Vor der Wiesen melioration waren 1780 Morgen Ackerland be stellt, und zwar mit Getreidewinterung und -sommerung 700 bis 720 Morgen, mit Kartof feln und Hackfrüchten MO Morgen und mit Klee 700 bis 720 Morgen. Sobald die Wiesen in der Lage waren, reichlicher Futter für das Vieh abzugeben, war es möglich, sie ebenfalls mit Winterung und Sommerrmg zu bestellen. Mit Kartoffeln wurden nur 270 Morgen bestellt, so viel als zum Brennen notwendig ist, mit Klee und Hackfrüchten 510. Die Ernte betrug vor der Melioration 6- bis 700 Fuder Getreide und nach der Melioration 1300 bis 1100 Fuder. Ge nauere Mitteilungen über den Körnerertrag kann ich leider nicht machen, weil in den letzten Jah reu die Aecker teilweise durch starken Hagelschlag sehr gelitten hatten, wobei ei» Verl» st bis 70 Prozent entstand. Die 500 Morgen große Wiesensläche war vorher so gut wie gar nicht er tragreich. Nach der Melioration brachte sie 1910: 1000 Zentner Heu, Weide für 70 bis 80 Stück Rindvieh und 25 Pferde; 1911: 9000 Zentner Heu, Weide siir 120 Stück Rindvieh und 25 Pferde. Infolgudessen wurde das lebende Inventar erhöht, und 1912 hatten wir eine Weidesläche für 140 Stiick Rindvieh und 25 Pferde. Es war also möglich, infolge der Wiesenmelioration und infolge des durch sie ge währleisteten größeren Futterreichiums die Zahl des Rindviehs und der Schweine bedeutend zu erhöhen. Vor- der Melioration hielt ich 60 Pferde, nachher 80 bis 90, darunter 10 edle Zuchtstuten, also Nemonten für die Dienstbereitschast der Kavallerie. Vor der Melioration hielt ich 150 Stück Rindvieh, darunter bis zu 100 Milchkühen. Mit einem Teil des lebenden Inventars will ich demnächst ein Vorwerk besetzen, um so mehr als ich m e i n e n Pächter hinausge - schmissen habe (lebhafte Heiterkeiy, der nichts mehr taugte, und das ich in eigene Regie übernehmen will. (Heitere Zustimmung.) Der Milchertrag pro Kuh und Tag betrug vor der Melioration 7 Liter und noch der Meliora tion 10 Liter, bei einem Fettgehalt von 3,58 Prozent. Schweine hatte ich vor der Melioration 80 bis 100, nachher 300 bis 350, darunter 30 Mutterschweine. Die Wiescnmelioration kostete pro Morgen ungefähr 150 Mk. Die Aufwen dungen sind also reichlich v e r z i n st, und damit ist der Beweis erbracht, daß ivir tatsäch lich in der Lage sind, innerhalb unseres Vater landes unsere Produktion so zu steigern, daß wir nicht nur, wie ich schon vor zwei Jahren hier angedeutet l>abe, die Fleischversorgung für das Vaterland übernehmen können, sondern auch die Versorgung für künftige Zei - t e n. Ich will aber nicht unterlassen hervorzuhe ben, daß diese schönen Erträge meiner Landwirtschaft auch zum guten Teil den hervorragenden Ma terialien zu verdanken sind, die ich von Herrn v. Lochow Petkus bekommen habe, und zwar so wohl Roggen als auch Hafer und Kartoffeln, die einen ganz hervorragenden Ertrag lieferten, durchschnittlich 100 Zentner pro Morgen. Ich bin etwas eitel und st o h z darauf, daß es mir gelungen ist, den Pettuser Roggen in diese Gegend von Westpreußen einzuführen. Er war dort total unbekannt. Weil ich das gewußt habe, habe ich die Landwirte der dortige» Ge gend darauf aufmerksam gemacht. In einer der schwere» regnerischen Sommerzeiten der letzten Jahre, wo der Rogge» wie gewalzt dalag, be merkten die Landwirte, die aus einer durch »'.eine Felder führenden Landstraße zurückkehr ten, zu ihren. Erstaune», daß der Roggen auf meine» Felder» a u f r e ch tftand w i e tt l a » e » l a n z e n. (Heiterkeit.) Mein Verwater war zufällig draußen und sah eine Reihe Wage», die angehalten hatten und deren Insassen ausgestiegen waren. Er vermutet; ein Unglück, ritt hin uird fand eine ganze Menge Landwirte, die heftig diskutierten, was denn mit diesem Felde los sei. (Heiter keit.) Als ihm der Inhalt dieser Gespräche mit geteilt wurde, sagte er den Leuten, daß das Pettuser Roggen sei, von dem de» Landwirten nichts bekannt war. Die Folge war, datz im Herbst die Leute sich vor- »reiner Scheune ge schlagen haben um diesen Roggeir. (Heiterkeit.) Ich habe ein ausgezeichnetes Geschäft bei der» Verkauf ge macht (erneute Heiterkeit), und alle Teile sind außerordentlich zufrieden. (Heiterer Beifall.) Ich sehe schon einige Neugierde auf Ihren Gesichtern, was aus dem (dem großen indischen Zebuochse) geworden ist. (Große, allgemeine Heiterkeit.) Er hat sehr gut e i n g e s ch l a g e n. Hagenbeck hat mir eine Reihe von älteren Bullentieren abgekauft, um sie später in den Kolonien zu verwenden. Ich habe weiter 15 Zebubullenkälber und 37 Kuhkälber stehen. Ausschluß über die Milchver wertung kann ich noch nicht geben, denn sie sind noch nicht so weit. Aber bei den Zebubullen kälbern hat sich in sehr interessanter Weise ihr altes Naturell, das sich auch in Indien zeigt, und wofür si; bekannt sind, auch bei der Nach zucht herausgestellt, nämlich eine kolossale Leistungsfähigkeit als Zug tiere, und ich hoffe sehr bald in der Lage zu sein, m.t zwei Zugtieren im Gespann zu arbeiten, die einen Wagen mit schweren Ge wichten fchlevpen sollen. Es ist sehr interessant zu beobachten, datz genau so Ivie in der Herde immer das beste und edelst gezogene Tier die Leitung übernimmt, auch bei meiner Herde die Zebukälber an der Tete sind. In Indien Iver- den ja die Zebutiere auch zu sportlichen Zwecken verwendet. Sie sind außerordentlich flüchtig, das Volk organisiert dort Rennen mit den Stie ren und es gibt da außerordentliche Aufre gungsszenen. Ich hoffe, aus diesen Zugkälbern Gespanne zu ziehen, womit sie viel leisten, vor aller» werde» die Erntewagen viel schneller her- einkommeii als früher. Allerdings ob ich so weit kommen werde, daß ich dem Oberland- st a l l m e i st e r in Trakehnen ein R ennen anbieten kann, will ich da hingestellt sein lassen. (Stürmische Heiterkeit.) AVer vielleicht werden wir mit der Zeit in West preußen ein ganz interessantes landwirtschaft liches Bild sehen. Aus Grund meiner kleinen Erfahrungen — es ist ja immerhin nur «in kleiner Besitz und eine kurze Zeit — bin ich also durchaus in der Lage, den ersten Satz des Herrn v. Lochpw, datz es außer Zweifel steht, daß Deutschland nicht nur jetzt, sondern auch für die Zukunft den N a h r u n g s m i t t e l b e d a r f sei nes Volkes decken kann, unbedingt zu unterschreiben. (Mit erhobener Stimme): Das können wir und das müssen wir! Die Versammlung, die sich am Schluß der Rede des Kaisers wieder von ihren Plätzen er hoben hatte, brach in lautes Hände klatschen und Bravorufe aus. Der Präsident Graf Schwerin-Löwitz dankte dem Kaiser dafür, daß er gewissermaßen alls land wirtschaftlicher Berufsgenosse an der Entwicklung der deutschen Landwirtlchaft solchen Anteil nehme. Der Kaiser hörte dann noch mehrere Reden mit an und beteiligte sich auch lebhaft an der Heiterkeit, die einzelne Wendungen der Reden auslösten. Er erhob sich dann, verab schiedete sich von dem Präsidenten Grafen Schwe rin-Löwitz mit einein Händedruck und verließ mit deni Reichskanzler und de» Ministern den Saal, während die Versammlung ein dreifaches Hoch auf den Kaiser ausbrachte. Sie NNW im MlWse. Nachdem der Kaiser am Dienstag Karls ruhe verlassen hat, begibt sich auch die Kaiserin mit dem Brautpaar nach Berlin zurück. Der Einzug in Berlin, der vom Potsdamer Bahnhof nach dem Schlosse geplant ist, wird den Bewohnern der Reichshauptstadt Gelegenheit geben, dem Kaiserpaar und dem Brautpaar ihre Glückwünsche persönlich darzu- bringen. Das „Wolff-Bureau" meldet: „Wie wir hören, werden Donnerstag früh 8^ Uhr aus deni Potsdamer Bahnhof in Berlin die Kaiserin, das hohe Brautpaar und Prinz und Prinzessin Mar von Baden eintreffen. Der Kaiser wird auf deni Bahnhof zum Empfang anwesend sein und die Herrschaften werden in offenen vierspännigen Equipagen mit Eskorte durch das Brandenburger Tor »ach dem könig lichen Schlosse fahren." Der Termin für die Hochzeit der Prin zessin Vittoria Luise mit dem Prinzen Ernst August von Braunschweig-Lüneburg soll, wie nach deni „Lok.-Anz." verlautet, für die zweite Hälfte des Oktober angesetzt sein. Wahrschein lich wird die Trauung am Geburtstage der Kaiserin, am 22. Oktober, stattfinden. Wie aus Hannover gemeldet wird, bringt der Führer der deutsch-hannoverschen Partei, Freiherr v. Scheele-Scheelenburg, im Auftrage des Herzogs E r n st A u g u st von Cun, berland folgende Kundgebung zur allgemeinen Kenntnis: Gmunden, 12. Febr. Lieber Scheele! Es beglückt mich, Ihnen und den treuen Hannoveranern, die in so erheben der Weise an unserem tiefen Schmede teilge- iiommen haben, heute die s r e u d i g e Bot schaft machen zu können, datz unser ge liebter Sohn Ernst August sich mit Ihrer König!. Hoheit, der Prinzessin Viktoria Luise, der Tochter S. M. des deutschen Kaisers, Königs von Preußen, verlobt hat. Wir fle hen zu Gott, daß der Bund dieser deutschen Fürstenkinder, der aus eigen st er Nei gung entsprossen und mit dem Segen der Eltern geschlossen ist, gedeihen möge zum Se gen der Verlobten, unserer beiden Häuser. Ernst August. In diesem Telegramm ist absichtlich jede politische Anspielung vermieden worden. Denn die Anteilnahme an dem tiefen Schmerz des Herzogs bezieht sich offenbar auf den jähen Tod des Prinzen Georg Wilhelm. Sehr angenehm berührt der herzliche Ton dieser Mitteilung. Der Freiherr v. Scheele wird im übrigen Wohl der Träger eines mündlichen Auftrages des Herzogs sein. Eine Entscheidung ist aus feiten der Welfenpartei anscheinend noch nicht gefallen. Aus Hannover kommt folgende Meldung: Nach der Ansicht maßgebender Persönlichkeiten der Provinz Hannover empfiehlt es sich dringend, wegen der Entwicklung der welfischen Frage vorläufig strengste Zurückhaltung zu beobachten. Uebrigens müsse es der deutsch-hannoverschen Partei zunächst selbst überlassen bleiben, wie sie sich mit den neuen Verhältnissen abzufinden ge denkt. Sehr gut! Eile hat die Sache durchaus nicht. Mögen es sich die Welfen recht reiflich überlegen, ob sie einer undurchführbaren Idee zuliebe in einem aussichtslosen Proteftlertum verharren wollen oder ob sie sich nicht lieber- offen und ehrlich zur deutschen Sache bekennen wollen. Dann sei alles, was unter dem Zeichen dieser unglückseligen Partei gesündigt worden ist, mit deni Schleier der Vergessenheit bedeckt. Noch eine Berlobung? Entgegen einer in verschiedenen Blätter» enthaltene» Meldung, daß die Aussöhrmng zwi schen Hohenzollern und dem Hause Cumberland keine vollkommene sei, da die Eltern des Bräu tigams bei der Verlobung nicht anwesend gewe- len seien, kann ein Korrespondent aus authen tischer Quelle mitteilen, daß die Verlobung des Prinzen in vollster Uebereinstimmung mit dem Herzogpaar und nach spezieller Beratung im Gmundener Schlosse geschah. Die Verlobung der Prinzessin Olga mit dem Prinzen Adalbert wird gelegentlich der Korfureise des Kaiserpaares im Penzingpalais in Wien er wartet. Prinz Adalbert ist am Montag von Berlin »ach St. Moritz gereist und hat auf der Durch reise durch Karlsruhe seine Schwester dort be grüßt. Drutlcher Neichstag. Sitzung am 12. Februar 1913. Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung des sozialdemokratischen W a h l r e ch t s a n t r a g e s. Abg. Wels (Soz.) begründet den von den Sozialdemokraten eingebrachten Gesetzentwurf, der das allgemeine, gleiche, direkte und geheime Wahlrecht i» alle» Bundesstaaten für alle über 20 Jahre alte Reichsangehörige ohne Unter schied des Geschlechtes in dem Bundesstaate, i» dein sie ihren Wohnsitz haben, fordert. Abg. Späh» (Ztr.) erklärt, daß seine politischen Freunde in Uebereinstimmung mir ihren früheren Erklärungen an der Auffassung sesthalten, daß die Gestaltung des Wahlrechtes in den Nnzelstaaten zur Zuständigteir dieser ge hört und der Beschlußfassung im Reichstage ent zogen ist. Bringen die verbündeten Regierun gen im Reichstage einen Gesetzentwurf ei», durch den in Erweiterung der Zuständigkeit des Rei ches die Einführung des allgemeine», geheimen, unmittelbare» Wahlrechtes in Vorschlag gebrachi wird, so sind wir bereit, ihm unsere Zustim mung zu erteilen. Abg. Bassermann (Natl.) gibt fol gende Fraktionserklärung ab: Wir halte» a» unserer Auffassung fest: Wir erkennen dem Rei che das Recht zu, für jeden Einzelstaat eine ge wählte Vertretung zu verlange», deren Zustim mmig bei jedem Landesgesetze unter Feststellung des Staatshaushalts erforderlich ist. Dieses Verlangen ist für uns unabweislich, weil die staatsrechtliche und politische Natur und Betä tigung des Reiches eine konstitutionelle Verfass sungsform aller seiner Gliedmaße» zur Voraus setzung hat. Darüber hinaus zu gehen und die Einzelheiten einer solchen Verfassungsreform vorzuschreiben, lehne» wir wie bisher ab. Abg. Graf K a» itz (Kons.) erklärt »a mens der konservative» Fraktion: Der Anttag der Sozialdemokraten verstößt gegen die Grund lagen der Reichsverfassung. Die Regelung der imiercrt Verfassung der Bmidesstaatcn ist bei Gründung des Reiches nicht der Reichsgesetzge bung übertragen worden. Das würde die Sou veränität der Einzelstaaten berühren und den bundesstaatlichen Charakter des Reiches ins Wanken bringe». Die Sozialdemokraten wollen das Reich in eilten Einheitsstaat auf demokra tischer Grundlage verwandeln. Wir erheben ge gen diese fortgesetzte Verletzung unserer Verfas sung Einspruch und lehnen es grundsätzlich ab, uns aus eine Erörterung einzulassen, weil eine solche die Zuständigkeit des Reichstages über schreitet. Abg. Kopsch (Vp.): Wir verlange» die Reichsverfassung setzt es voraus — für die Einzelstaate» ei» Wahlrecht »ach Maßgabe des Wahlrechts für de» Reichstag. Die Sozialdemo traten mit ihrer Jugend-Wahl Forderung ver kenne» das Wesen des Staates. Tie Sympa thie» für das Frauenwahlrecht sind durch die verbrecherischen Taten der Frauenrechtlerinnen sehr vermindert worden. Wer noch die Schul dank drückt, braucht noch kein Wahlrecht, ihni fehlt das politische Verständnis. Tie übertrie benen radikalen Forderungen schädigen nur eine gute Sache. Wir beschränken uns auf das, was als Mindestforderung von den breiten Schichten der Bevölkerung erkannt ist. Abg. S e i) d a (Pole): Ter Grundgedanke des Antrags ist uns durchaus sympathisch. Eine wirtliche Volksvertretung ist in Preuße» nötig, bei der ein Enteignungsgesetz unmöglich wäre. Auch das 20. Lebensjahr lege» wir noch nicht fest und stimme» für eine Vertretung »ach dem allgemeine», gleiche», direkte,: »»d geheimen Wahlrecht. Abg. M erlin (Rp.) erklärt für die Reichs- Partei: Der Antrag verstößt gegen den födera listische» Charakter des Reiches und seiner Ver sassung. Die Reichspartei lehnt schon aus die seni Grunde de» Antrag ab, obne auf dessen maßlose Forderungen eiuzugehen. Abg. Dr. Burckhardt (Wtsch. Vg.): Wir stehen auf dem Standpunkte der Konser vativen und der Reichspartei. Wir Christlich Sozialen sind im preußischen Landtage nicht vertreten. Auch wir wollen hinein und wün schen deshalb geheime Wahl. Damit ist die e r st e Les u n g des An trags erledigt. Es beginnt die zweite Les u » g. Abg. Dr. Liebknecht (Soz.) wirst dem Zentrum vor, daß es mit Mitteln der Dema gogie und der politische» Intrige vorgehe, wel che Wendung der Präsident rügt. Bei der Wahlrechtsdebatte im Abgeordnetenhause habe das Zentrum Dutzende abkommandiert, um der Rechten zu helfe». Auch die National liberale» Hütte» sich in größerer Anzahl von der Abstimmung gedrückt. Die Rechte fei grnnd- fätzlich feindlich gegen jede Reform des Drei klassenwahlrechts. Das Zentrum und die Na- tivnälliberalen aber seien gegen jede gründliche Reform. Die Reichspartei sei eine Koterie, aber