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find 28 Stück befördert worden. Die Ausfuhr von Knöpfen, besonders von seidenen und baum wollenen Knöpfen aus Annaberg, nimmt rasch zu. Die jetzige Ausfuhr ist viermal so stark als wie am Ende 1911. Die Bestellungen von Perlenartikeln, besonders Posamenten, Taschen und Haarbändern, sind immer noch, sehr rege. — Buvgftädt, 11. Febr. Dieser Tage wurde von einer zehn Mann starken Baukolonne des Elektrizitätswerkes a. d. Lungwitz nach etwa zwölf stündiger Arbeit die Riesenbuche im Waldgrundstück des Herrn Dignowity in Mohsdorf umgelegt. Dieses mußte geschehen wegen der nach der Dignowityschen Fabrik führenden Hochspannung des Elektrizitäts werks an der Lungwitz, wegen Gefährdung dieser Leitung. Der Stamm des Baumes hat unten einen Durchmesser von 1,15 Meter und ist 30 Meter hoch; die Buche dürfte ein Alter von rund 200 Jahren und der Stamm wohl das ansehnliche Gewicht von etwa 130 Zentnern haben. — Plauen, 11. Febr. Beim Kartenspiel vom Tode ereilt wurde hier der 34 Jahre alte Zeichner Gutgesell in einem Restaurant an der Blumenstraße. Als er im Begriffe war, eine Karte auszuspielen, und hierbei die Hand erhob, hielt er Plötzlich inne, und mit den Worten: Mir wird schlecht!" stürzte er von einem Herz schlag tödlich getroffen vom Stuhle. — Der zu 15 Jahren Gefängnis verurteilte Raubmörder Petzoldt wird seine Strafe in der Gefangenenan stalt Bautzen verbüßen. Dort wird er bis zum vollendeten 18. Lebensjahre der Abteilung für Jugendliche überwiesen und dann der Erwachse- nen-Abteilung zugeteilt. — Ntederhäslich, 11. Febr. Berschwunden ist der Zigarrenreisende L. von hier. Er mar in der Zigarrenfabrik W. in Potschappel als Reisender angeslellt und ist von einer Geschäftstour, die er vor einigen Wochen unternahm, nicht wieder zurück gekehrt. — Freiberg, 12. Febr. Auf dem zur König!. Grube „Himmelsfürst" gehörigen Glück auf-Schachte stürzte der 58jährige Zimmerling Franz Helbig aus St. Michaelis in den 60 Meter tiefen Schacht und war sofort tot. Helbig war mit zwei Gehilfen beim Ausbessern des Schachtes beschäftigt gewesen. Die Witwe Hel big verlor ihren ersten Mann auf dieselbe schreck liche Weise. — Dresden, 11. Febr. Sechzehn Glücks- fpielautomatenverleiher und 34 Gastwirte werden sich demnächst vor der ersten Strafkammer des König!. Landgerichts Dresden wegen Vergehens nach 8 248 des Strafgesetzbuches zu verantwor ten haben. Es handelt sich um die Aufstellung behördlich verbotener Glücksspielautomaten. Dio Polizeibehörden haben bekanntlich eine Anzahl Systeme dieser Automaten beanstandet, weshalb sie in öffentlichen Lokalen nicht aufgestellt wer den dürfen. ner Bestrafung zu entziehen, war aber ergriffen Tur Hragöciie am Süäpol für einer Beiei wurde die Behörde der öffentlich solche Behörde übe, nicht Lehrerverein stellte den verantwortlichen Major z. D. Hans her sei dem dem Artikel ,Sorte" müsse er in sichtliche Beleidigung nicht aus dem ausgelosen werden. Der Ausdruck zwar sehr scharf, aber das Gericht Angeklagten Glauben schenken, daß erregten Kampfe das Bewußtsein digung nicht gehabt habe. und ins Garnisongefänznis eingeliesert worden, wo er seinem Leben ein Ende machte. Die südliche Abteilung der Expedition Scotts ist im März 1912 u m g e - aufgefordert, einen Verein, Kritik an seiner vorgesetzten zu dulden. Der Leipziger darauf Strafantrag gegen Redakteur des „Vaterland", Meister. Die Angelegenheit Scott hatte sich am 4. Januar v. I. von sei nem Begleiter Leutnant Evans (der nicht mit dein gleichsalls umgekommenen Unteroffizier desselben Namens zu verwechseln ist) getrennt. Scott schließt seinen Bericht, den er im vergan genen Jahre Leutnant Evans als letztes Le benszeichen für die Oesfentlichkeit übergeben hat, mit den Worten: „Bisher haben sich alle Vor bereitungen, die wir getroffen haben, als außer ordentlich befriedigend erwiesen. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß weiter keine Nachrichten von uns in diesem Jahre in die Welt dringen werden, da unsere Rückkehr nur sehr spät er folgen kann." Die „Central News" melden aus Christ- die church auf Neuseeland vom 10. Februar: lind — Leipzig, 11. Febr. Nach dem Polizei- gen haben soll, sei dann in schnellem Tempo üanterie-Regiments Nr. 102 hat sich erhängt. Er berichte sollen in den Abendstunden des 1. Fe- nach der Stadt zu gefahren. Die bisherigen po-'war als Wachthabender schlafend angetrqffen wor- bruar in der Brandenburger Straße zwei Män-1 lizeilichen Erörterungen haben kein Licht in den und hatte verfucht, sich durch die Flucht ei- »pr »in nnn»s<ik„- ist nickst ner Reswnsunn m »n^iieben nnn- Sorge für Ponies und Haustiere oblag, der Unteroffizier Evans, der die Sorge die Ausrüstung getragen hatte. Kapitän ist von der Leipziger Gerichtsbehörde als unzu ständig abgewiesen worden, worauf sich das Kriegsgericht damit beschäftigen mußte. Der öffentliche Ankläger beantragte 10 Mark Geld strafe, das Gericht erkannte aber auf Frei sprechung des angeklagten Redakteurs. Der un ter Anklage stehende Artikel sei aus dem erreg ten Kampfe um das Volksschulgesetz hervorge gangen. Der Kampf um das Volksschulgesetz habe sich überhaupt in schärfsten, von den nor malen abweichenden Formen bewegt. Das müsse berücksichtigt werden, und daher könne eine ab- kommen, 11 Meilen vom One-Tondepot oder 155 englische Meilen von ihrer Basis am Kap Evans. Kapitän Scott ist etwa am 29. März g e st o r b e n. Am 30. Ok tober verließ eine Rettungsexpedition das Kap Evans und sichtete am 12. November das Zelt Scotts, in dem die Leichen gefunden wurden. Außer Scott sind umgekommen: Dr. Wil - s o n, der Chef der wissenschaftlichen Abteilung, Zoologe und Maler, Leutnant Bowers von den indischen Seesoldaten, der die Verpflegung der Expedition unter sich hatte, Hauptmann Oates von den Juniskillen-Dragonern, dem mitzufahren. Die Männer sollen ihm jedoch den Firma E. M Monse, Vertag der „Bautzner Nach. Mund zugehalten und sie gewaltsam in den Wa-'richten", Herr Buchdruckereibesitzer Paul Monse, ist gen gebracht haben. Das Kraftfahrzeug, das'im 67. Lebensjahr gestorben. dunkel gestrichen gewesen sein und als Kennzei-! — Zittau, 11. Febr. Der Unteroffizier chen die Ziffer 1 und den Buchstaben A getra- Schill von der 4. Kompagnie des hiesigen In ¬ ner ein ungefähr 20 Jahre altes Mädchen in'diese Angelegenheit gebracht. Es ist nicht aus- einen in der Nähe haltenden Kraftwagen, dessen'geschlossen, daß es sich bei dieser Sache um eine Fenster mit Vorhängen verhüllt waren, geschleppt'gewaltsame Entführung handelt. haben. Das Mädchen soll sich gesträubt haben,! — Bautzen, 11. Fcbr. Der Seniorchef der Zur Katastrophe bei der englischen Südpolexpedition. Links: Porträt des verunglückte» Expeditionsleiters Kapitän Scott. Gerichtliches. tz Dresden, 10. Febr. Ein auf sehenerregender Prefseprozeß mit politischem Hintergründe beschäftigte heute das Kriegsgericht der 1. Division Nr. 23. Am 15. Juli 1912 brachte das in Leipzig erschei- nende „Vaterland" in Nr. 13 einen Artikel un ter der Ueberschrift: „Der Leipziger Lehrerverein gegen die Bezirksschulinspektion Leipzig". Den direkten Anlaß des sehr scharf gehaltenen. Arti kels bildete eine in öffentlicher Versammlung ge faßte Resolution des Leipziger Lehrervereins, in welcher dem zurückgetretenen Vorsitzenden, Leh rer Bähr, das vollste Vertrauen ausgesprochen wurde, und das auf feiten der Bezirksschulinspek tion stehende „Vaterland" nahm in dein Artikel, der unter Anklage stand, Stellung gegen die Leh rerschaft, warf ihr vaterlandslose Gesinnung vor und sprach weiter von dieser „Sorte Lehrerschaft", die gemaßregelt werden würde. Zum Schluß in stUwti.kskgo.Lupoesiockss' Qomüssn ckis dsatgsslgnsts, Isicdt vsncksuliche u. nasirlmfts kl'snksnkoss. M lasse M Ml! Originalroman von H. C o u r t h s - Mahler. 62) (Nachdruck verboten.) Die Fürstin gab ihr ihre Karte und nannte das Hotel. Die Schmuckstücke sollten ihr zuge- schickt werden. Ihre Augen ruhten noch einmal voll Interesse auf dem schönen Gesicht des jun gen Mädchens, und mit einem leisen: „Aus Wie dersehen", verließ sie den Laden. Sogleich trat der Chef an die junge Dame beran. „Haben Sie der Fürstin etwas verkauft, Fräulein Roschnow?" fragte er. Sonja Roschnow erstattete ihm Bericht, und er schien sehr zufrieden damit zu sein. Sonja verriet natürlich klugerweise nichts von der nebenbei geführten privaten Unterhal- tung mit der Fürstin. Aber sie mußte den ganzen Tag daran denken. Ahnungslos, in welchem Verhältnis sie zu der Fürstin Kalnoky stand, fühlte sie doch ein starkes Interesse für sie, und sie war sehr er wartungsvoll, wie sich diese Angelegenheit ent wickeln würde. Als sie am Abend dieses Tages in ihrem kleinen bescheidenen Zimmer saß, das sie in der Pension der verwitweten Frau Doktor Schlender bewohnte, deren verstorbener Gatte mit Onkel Ernst gut bekannt gewesen war, überlegte sie immer von neuem das Für und Wider des ihr gemachten Angebots. Frau Doktor Schlender sah noch einmal bei ihr ein. Sie bemutterte die junge Dame ein wenig und plauderte gern ein Stündchen mit ihr. Heute war Sonja aber gar nicht dazu aufgelegt. Von dem, was sie be schäftigte, wollte sie noch nicht sprechen; und für etwas anderes hatte sie jetzt keinen Sinn. Sie war froh, als die gute Dame sie wieder allein ließ. Am nächsten Morgen machte das Mädchen besonders sorgfältig Toilette. Sie kleidete sich in ein hübsches, schlichtes Tuchkleid von dunkel blauer Farbe, düs besonders gut zu ihrem gold- bbonbrn Haar stand. Der sußfreie Rock, die glatte, anliegende Jacke, darunter eine seidene Bluse von gleicher Farbe, ein kleidsamer, ein facher Hut, gut sitzende Stiefelchen und Hand schuhe — alles paßte harmonisch zueinanderund verriet die Dame von gutem Geschmack. In ihrer Ungeduld war sie viel zu früh für ihren Besuch fertig. Da sie es aber in ihmn engen vier Wänden nicht aushalten konnte, machte sie sich schon jetzt auf den Weg und ging noch ein Stück im Tiergarten spazieren, bis es Zeit war, sich im Hotel einzufinden. Dort fragte sie nach der Fürstin. Der Die ner stand schon, von seiner Herrin beauftragt, neben der Portierloge bereit, sie zu führen. Er trat mit einer Verbeugung auf sie zu und bm sie, ihm zu solgen. Maria Petrowna war, seit sie Sonja ken-' nen gelernt hatte, in einer sonderbar erregten Stimmung. Immerfort muhte sie an das junge Mädchen denken, immer darüber nachgrübeln, an wen sie dieselbe erinnerte. Sie kam aber zu keinem Resultat. Jeden falls stand es fest bei ihr, daß diese junge Da me, die ihr ein so unerklärliches Interesse ein- flößte, ihr eine sehr angenehme Gesellschafterin sein, und daß sie alles aufbieten würde, sie zu bewegen, die Stellung bei ihr anzunehmen. Fast mutzte die Fürstin über ihren eigenen Eifer lächeln. Es erschien ihr so unverständlich, daß sie sich bisher so sehr gefürchtet hatte, eine fremde Person in ihre Nähe zu ziehen, nunmehr so sehr darauf brannte, diese kleine Verkäuferin an sich zu fesseln, von der sie nichts wußte, als daß sie eine Waise und von russischer Abstam mung war. „Aber Tatjana wird sich freuen, wenn ich endlich ihren Wunsch erfülle, eine gebildete Per son ins Haus zu nehmen", dachte sie lächelnd. Als der Diener eintrat und meldete, datz die junge Dame angekommen sei, winkte sie ihm zu, sie herein zu führen. Gleich darauf trat Sonja ein und blieb mit einer tiefen Verbeugung an der Tür stehen. Maria Petrowna betrachtete sie wohlgefäl lig, und sie auffordernd, näher zu treten, streckte sie ihr gütig die Hand entgegen. Sonja führte dieselbe artig an die Lippen. „Bitte nehmen Sie Platz", sagte die Fürstin, auf einen Sessel, dem ihren gegenüber, deutend. Als Sonja sich bescheiden, aber ohne Zwang und Ziererei, niedergelassen hatte, fuhr die Fürstin fort: „Zuerst mutz ich Sie bitten, mir Ihren Na men zu nennen, mein Fräulein, danach vergaß ich ganz zu fragen gestern." „Ich heiße Sonja Roschnow, Durchlaucht." Die Fürstin stutzte. „Roschnow? Habe ich recht verstanden — Sonja Roschnow?" „Ja, Durchlaucht." „Wie seltsam, Fräulein Roschnow; diesen Namen führen unter mehreren andern die Für sten Kalnoky auch, nach einer uns gehörigen Be sitzung. Freilich ist er in Rußland sehr gebräuch lich. Immerhin will ich es für eine gute Vor bedeutung halten, daß Sie diesen Namen sichren." Sonja hatte ebenfalls überrascht aufgeblickt, aber weder ihr, noch der Fürstin kam eine Ah nung, daß es eine besondere Bewandtnis mit dwsem Namm haben konnte. Sie Web daher ganz unbe'angen." Die Fürstin fragte weiter: „Ihre Eltern lebten, wie Sie mir sagten, in Deutschland. Welchen Beruf hatte Ihr Vater?" „Er übersetzte mit ineiner Mutter zusammen Werke bekannter Autoren in verschiedene Spra chen." „Ah — also daher auch Ihre bedeutenden iSprachlenntnisse." „So ist es, Durchlaucht. Das meiste habe ich von meinen Eltern gelernt. Ich besuchte in Königsberg die Schule und war dann einige Jahre in Mentone in Pension, weil meine Eltern sich dort infolge der Krankheit meines Vaters lange aufhalten mutzten." „Ihr Vater war lange krank?" „Ueber drei Jahre, Durchlaucht; nach einer schlimmen Lungenentzündung wurde er nie mehr gesund." „Und Ihre Mutter verloren Sie auch bäld?" „Ja, Durchlaucht, der Tod meines Vaters hat meiner Mutter im vollen Sinne das Herz gebrochen." Maria Petrowna sah teilnahmsvoll in das schöne, junge Gesicht. „Und besitzen Sie sonst noch Angehörige?" „Nur einen verheirateten Onkel und eine Grotztante, die aber nicht in Berlin wohnen." „Leben Sie hier ganz allein?" „Ja, in der Pension von Frau Doktor Schlender, die meinem Onkel bekannt ist und die sich meiner mütterlich angenommen hat." „Ich stelle da ein ganzes Examen mit Jh- nen au, Fräulein Roschnow. Ta tue ich jedoch nur, um der Form zu genügen. Ihre Persön lichkeit bürgt für Sie selbst. Ich möchte nun gern wissen, ob Sie sich mein Anerbieten über legt haben, ob Sie demselben nähertreten wollen." „Eure Durchlaucht dürfen überzeugt sein, datz ich die mir so gütig gebotene Stellung gern annehmen werde, wenn sich nicht irgendwelche Schwierigkeiten ergeben." „Das wollen wir nicht hoffen. Ich bleibe noch einige Tage hier in Berlin, ehe ich zum Besuch meiner Tochter, der Gattin des russischen Botschafters in Paris, nach dort gehe. Zwei Monate gedenke ich in Paris zu bleiben, ehe ich nach Petersburg zurückgehe. Ich mutz sagen, datz ich Sie am liebsten gleich mit nach Paris nähme, um Sie meiner Tochter vorzustellen. Diese wünschte schon lange, datz ich mir eine lebens frohe, junge Tarne zur Gesellschafterin engagiere, die mich ein wenig aufheitert. Sie können sich sofort hier bei der russischen Gesandtschaft nach mir erkundigen, damit Sie gewitz sind, datz Sie in gute Hände kommen. Ihre Reisevorbereitun gen könnten Sie doch wohl in drei Tagen tref fen?" Maria Petrowna hatte das alles mit unge wohntem Eifer hervorgebracht. Sonja muhte lächeln. „Eure Durchlaucht bitte ich zu bedenken, datz ich mich in ungekündigter Stellung befinde. Ich mützte erst ordnungsmäßig die KündigulngSzeit abwarten." - „Ach — das dauert zu lange; ich möchte Sie zu gern gleich mit mir nehmen. Diese lange Kündigungszeit lietze sich vielleicht umge hen. Wenn es Ihnen recht ist, verhandle ich selbst mit Ihrem Chef darüber, eventuell komme ich ihm für den Schaden auf. Ja, ja, mein Fräulein, in meinem Alter ist man leicht eigen sinnig. Man hat nicht mehr so viel Zeit, seine Wünsche zu erfüllen, als wenn man jung ist. Und ich habe wirklich eine so grotze Zuneigung zu Ihnen gefaßt, datz ich nicht monatelang war ten möchte, bis Sie zu mir kommen können. Da fällt mir noch ein: — Sie könnten Sorge haben, datz ich bald sterben könnte und Sie Ihre Stellung dann zu schnell wieder verlieren. Um Sie für diesen Fall sicherzustellen, verpflichte ich mich gern, auf so lange Zeit, als Sie wünschen, einen Vertrag zu machen, der Ihnen im Falle meines Ablebens Ihr Einkommen sichert, das Ihnen meine Erben dann auszuzahlen haben. Sie sollen sich nicht etwa aus ebenso lange Zeit binden. In Ihrem Alter bringt das Leben oft schnellen Wechsel. Zu riskieren haben Sie also wirklich nichts. Freie Rückreise nach Deutschland garantiere ich Ihnen ebenfalls. Auch sonst bin ich gern bereit, Ihre etwaigen Wünsche zu be rücksichtigen." Sonja sah mit glühenden Wangen und leuchtenden Augen in das gütige Gesicht der al ten Dame. „Eure Durchlaucht sehen mich ganz fassungs- los so viel Güte gegenüber. Wenn mein Chef einwilligt, mich zu entlassen, bin ich nur zu gern bereit, Eure Durchlaucht gleich zu begleiten. Meine Vorbereitungen sind schnell getroffen", sägte sie erregt. „Das ist gut. Ich komme gleich morgen früh zu Ihrem Chef, und dann besuchen Sie mich noch einmal, damit wir alles klipp und klar festftellcn." „Das will ich gern tun. Nur bitte ich Durchlaucht, noch zu bedenken, ob ich auch für die mir zugedachte Stellung die erforderlichen Kenntnisse und Qualitäten besitze?" „Oh — was ich von Ihnen sehe und höre, genügt mir. Datz Sie ehrlich und vertrauens würdig sind, beweist mir Ihre Anstellung in. einem Geschäft, in dem Ihnen täglich Vermögen, durch die Finger laufen. Ihre Erscheinung ist mir sympathisch, Ihr Organ 'ehr angpnehnr, was mir beim Voriesen von Wert sein wird. Ihre Sprachkenntnisse sind mehr als genügend. Sind Sie etwas musikalisch?" „Ich spiele Klavier vom Blatt, Eure Durch laucht, und singe ein wenig." „Gut, das genügt; alles andere ist Neben sache." Die beiden Damen besprachen nun noch al lerlei Einzelheiten, und darauf wurde Sonja sehr freundlich von der Fürstin entlassen. Am nächsten Morgen verhandelte die Für- stin wirklich mit Sonjas Ches. Dieser entlieh dis junge Dame zwar nicht gern; da sie aber, auch wenn er nicht in die sofortige Entlassung wil ligte, doch sofort ihre Stellung gekündigt hätte, und nur noch kurze Zeit geblieben wäre, so er- griff er, aus der Not eine Tugend machend, die Gelegenheit, sich einer guten Kundin gefällig zu erweisen. Und so reiste Sonja Roschnow einige Tage später mit der Fürstin Kalnoky nach Paris. (Fortsetzung folgt.) :