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durch die Gemeindeverwaltungen Stellung ge nommen und darauf hingewiesen, daß diese Maßnahme eine schwere Schädigung des F l e i s ch e r g e w e r b e s zur Folge habe. Um aber die nachteiligen Wirkungen der jetzt herrschenden Fleischteuerung auf die Volks wohlfahrt und das Fleischergewerbe zu bekämp fen, hat die Gewerbekammerkonferenz beschlossen, beim Reichstag und der Kgl. sächsischen Lan desregierung zu beantragen, daß die den Ge meinden und gemeinnützigen Unternehmungen .zugebilligten Frachtvergünstigungen und Zollerleichterungen auch dem Fleischergewerbe in gleicher Weise gewährt wer den und daß vor allem darauf hinzuwirken ist, daß von dem Bezug frischen Fleisches abgese hen und nur auf den Bezug von Vieh, und zwar gemeinschaftlich durch die Gemeinden und das Fleischergewerbe, zugekommen wird. Zuni dritten Punkt endlich sprach sich die Konferenz dahin aus, daß die Forderung für die Minderkaufleute, eine gesetzliche Pflicht zur Buchführung einzuftihren, mit Rück sicht auf die besonderen Verhältnisse im Klein gewerbe zunächst abzulehnen ist, insbesondere mit Rücksicht auf die Folgen, welche für die in Frage kommenden Gewerbetreibenden bei einer etwaigen Konkurseröffnung entstehen können. Gleichwohl aber erachtete es die Konferenz aus erzieherischen Gründen für zweckmäßig, die Ein führung der Buchführung im Kleingewerbe an zustreben und aus diesem Grunde dahin zu wir ken, daß der Unterricht in Buchführung als Pflichtgegenstand des Fortbildungsschulunter richts eingeführt wird. k^ockwaslergefakr. Riesa, 5. Febr. Der Wasserstand der Elbe ist bis heute vormittag am hiesigen Strompegel auf 46 Zentimeter über Null gestie gen. Von der Eger wird weiterer st a r k e r W u ch s gemeldet. Nossen, 5. Febr. Der Wafserftand der Mulde ist seit gestern bedeutend gestiegen. Das Regen- und Tauwetter hat eine rasche Schneeschmelze zur Folge gehabt, was der Mulde große Wassennengen zuführt. Ge stern mittag betrug der Wafserftand 160 Zen timeter. Pirna, 5. Febr. Durch den plötzlichen Wettersturz führt die Gottleuba bedeu tende Wassermengen, die gegen Mittag noch zunahmen. Mit der vereinigten Bahra wird die Wasserzufuhr für die Elbe sehr groß sein. Bischofswerda, 5. Febr. Die We fe il i tz trat infolge des eingetretenen Tauwetters aus und überschwemmte weite Strecken des an ihr gelegenen Gebietes. Man vermutet ein wei teres Steigen der Fluten, da die Gebirgstau wässer erst eintreffen werden. Schaden wurde, soweit bis jetzt bekannt ist, nicht angerichtet. Bautzen, 5. Febr. Die Spree führt infolge der plötzlichen Schneefchmelze Hochwas ser. Im Oberlauf des Flusses sind größere Ueberschwemmungen eingetrsten. In Sohland ist die Spree über 2 Meter gestiegen. Infolge drohender Gefahr find in Bautzen alle Schleu sen des Flusses gezogen. Sächkilchts. Hohenstein-Ernstthal, 6 Februar 1913. — Im Paketverkehr mit der Türkei bestehen zurzeit noch folgende B e - schränkungen: Der Paketdienst ist bis auf weiteres eingestellt im Verkehr mit sämt lichen türkischen Postanstalten in der europäi schen Türkei mit Ausirahme von Konstantinopel, ferner im Verkehr mit einer Reihe türkischer Postanstalten in der asiatischen Türkei, über die das Publikum am Postschalter Auskunft erhält. Die Pakete fiir die türkischen Postanstalten in Konstantinopel und in der asiatischen Türkei werden ausschließlich über Rumänien geleitet. Postpakete und Postsrachtstücke für die öster reichische Postanstalt in Saloniki sind nur aus dem Wege über Triest zugelassen. — Lebhafte Klagen über die Be schaffenheit der Briefmarken sind in kaufmännischen Kreisen in letzter Zeit laut geworden. -Seit etwa drei Monaten werden von der Reichspost Briefmarkenbogen ausgegeben, die von ganz dünnen, Papier hergestellt sind, auch die Gummierung der neuen Marken bogen läßt zu Wünschen übrig. Die einzelnen Marken, namentlich die geringeren Sorten, sind auf so dünnem Papier hergestellt, daß die Mar ken sich zusammenrollen. Die Reichspoftverwal tung hat sich angeblich zu dieser Maßnahme be wogen gefühlt, um auch auf diesem Gebiete weitere Ersparnisse zu erzielen. — Von welcher hervorragenden Bedeutung ein rationell bewirtschafteter Wald besitz für Finanzen einer Gemeinde ist, zeigt der Rechnungsabschluß von Zittau auf 1912. Diese Stadt, die bekanntlich den größten kommunalen Waldbesitz in Sachsen aufweisen kann, hat aus ihren sächsischen Revieren und dem Forstgut Ludwigshausen infolge der gün stigen Gestaltung der Holzpreise einen Reinge winn von 205 150 Mk. erzielt. — Itotlberg, 5. Febr. Die Schuhwaren- fabrik von Krug u. Co., die in Konkurs ge raten war, ist bei der Versteigerung von dem Schuhwarenfabrikant I. Geßner in Lößnitz er worben worden. Da bei der Betriebseinstellung der Fabrik viele Arbeiter wegzogen, so stehen eine größere Zahl kleiner Wohnungen leer, die nun hoffentlich bei der neuen Betriebseröfsnung wieder besetzt werden. — Chemnitz, 6. Febr. Landrichter Vieh weger von, Chemnitzer Landgericht verläßt Ende des Monats den sächsischen Staatsdienst, um der von, Kolonialamt an ihn ergangenen Berufung zum Bezirksrichter in Windhuk (Deutsch-Süd- westafrika) Folge zu leisten. — Am morgigen 7. Februar kann das alte Chemnitzer Stadtthea ter auf ein 75jähriges Beshehen zurückblicken. Nachdem die Theaterkunst lange Jahre hindurch recht wenig würdige Pflegestätten in Chemnitz gehabt hatte, entschlossen sich Anfang der dreißi ger Jahre des verflossenen Jahrhunderts eine Anzahl Chemnitzer Bürger, eine Aktiengesellschaft zu gründen, die der damals 22 000 Einwohner zählenden Stadt einen würdigen Kunsttempel schenken sollte. Es wurden Aktten zu 25 Talern ausgegeben, auf welche Weise bis 1838 die Sum me von 30 000 Talern zusammenkam. Am 7. Februar 1838 konnte das neue Bühnenhaus fest- lich eingeweiht werden. Es wurde ob seiner für damalige Verhältnisse vortrefflichen inneren und äußeren Ausgestaltung viel belobt; insbesondere war man stolz auf di? drei Ränge und die 900 Zuschauerplätze. Am 1. Jrlli 1862 veranlaßte der Niedergang des Theaters den Rat der Stadt, das Akttentheater fiir 22 000 Taler zu verftadt- Vonl Nosenmontagszug in Köln: Der Wogen des Prinzen Knrnennl. Die Teilnahme an dem glänzenden Fest zuge, der immer den Höhepunkt des allberühm- len Kölner Karnevals bildet, war in diesen, Jahre trotz der schlechten Zeiten bedeutend stär ker als in den Vorjahren. Die Bilder zu den, Wagen des Prüfen Karneval, wurden von den bedeutendsten einheimischen Malern entworfen; fie waren abgestimmt aus Sentenzen von alten Kölner Karnevals und Volksliedern sowie aus lokale und politische Vorgänge. Var allen Din gen Ivar es gelungen, bei der Ausführung dem urwüchfigen Kölner Humor größeren Spiel raum zu gewähren. Nach dem Karneval aber tntt mich in der fröhlichen Rheinstadt der Ascher mittwoch mit seirrer Kadersttmmung in seine Rechte, die manchmal nachhaltiger ist als das ausgelassene Treiben des Karnevals. ttchen. Einige Zeit später wurde für eine noch größere Summe ein beträchtlicher Umbau vor- genommen. Seit 1888, in welchem Jahre das goldene Jubiläum festlich begangen wurde, stand der um das Chemnitzer Theaterleben sehr ver diente Dichter Richard Jesse an der Spitze der Theaterleitung. Im Vorjahre übernahm Direk tor Tauber die Leitung der Vereinigten Chem nitzer Stadttheater. Seit der Einweihung des großen neuen Stadttheaters dient das alte Stadt theater fast ausschließlich der Operette, dem Schau- und Lustspiel. — Meerane, 5. Febr. Die älteste Ein wohnerin Meermies, Frau verw. Schnabel verw. gew. Rockstroh geb. Lorenz, ist am Dienstag im hohen Alter von 95 Jahren gestorben. Die Greisin hatte schon seit zehn Jahren ihr Augen licht eingebüßt, trug aber ihr schweres Schicksal mit Geduld. — Zwickau, 5. Febr. Hier verstarb Pro fessor Brehme, der frühere Direktor der hiesigen Handelsschule, ein in sächsischen Handelsschul kreisen hochgeachteter Fachmann. — Der Rat hat bei dem Königl. Ministerium des Innern darum nachgesucht, bis auf weiteres allwöchentlich 100 Zentner russisches Schweinefleisch einfiihren zu dürfen, das dann in städtischer Regie an die ärmere Bevölkerung verpfundet werden soll. Die erste Sendung ist in wenigen Tagen verkauft gewesen. — Beim Glatteis war vor einigen Tagon der 76 Jahre alte Privatmann K. W. Röhr hier zu Fall gekommen und hatte sich da- bei einen schweren Schädelbruch zugezogen, an dessen Folgen er jetzt im Krankenhause gestor ben ist. — Dresden, 5. Febr. In dem gestrigen Faschingstreiben der inneren Stadt machten sich zahlreiche Taschendiebe unangenehm bemerkbar. Einem Privatbeamten wurde z. B. in der sechs ten Stunde an, Altmarkt von einer maskierten Dame Konfetti ins Gesicht geschleudert, und bei einer darauf sofort in Szene gesetzten „Umar mung" stahl die Maske dem Herrn die Brief tasche mit einem großen Geldbeträge. — Auf der Heimkehr vom Maskenball geriet früh uni 5 Uhr am Fischhofsplatz ein 24 Jahre alter Arbeiter niit einem Fuhrwerksbesitzer in Streit. Der Arbeiter versetzte seinem Gegner einen hef tigen Messerstich in den Magen. Im Kranken Haufe liegt der Schwerverletzte lebensgefährlich darnieder. Der Messerlump wurde verhaftet. — Die Auslieferung des Dresdner Rechtsanwalts Bschorer, dec seit dem 2. Oktober 1912 nach Verübung größerer Unterschlagungen in Höhe von 60 000 Mk. geflüchtet war und im Januar in Prag verhaftet wurde, ist jetzt erfolgt. Die Voruntersuchung gegen ihn ist eröffnet worden. Bschorer befindet sich im Dresdner Unter suchungsgefängnis. Er betrieb bekanntlich seit vier Jahren in Dresden die Präzis eines Rechts anwalts, Ivar am Land und Amrsgericht zu gelassen und ist durch große Spielverluste aus die schiefe Ebene geraten. — Pilsen, 5. Febr. Während eines Hoch- zeitsmahles in Bohumilitz ergriff der Kirchen diener Matthias Harliszek ein an der Wand hängendes Jagdgewehr und drückte dasselbe, in der Meinung, daß es nicht geladen sei, gegen den an der Lasel sitzenden Maurerpolier Johann Piliny ab. Der Schuß krachte und in den Hals getroffen sank Piliny tot zu Boden. Der un vorsichtige Schütze verließ verzweifelt das Lokal und ist seither verschwunden. 57) (Nachdruck verboten.) Als Alexander Roschnow und Frau bezogen die ihre Herzen für immer verbinden sollte. Und Frau Johanna Heinzius hatte genug Mühe und Plage mit dem jungen Fürsten ge habt, um ihn nicht herzlich lieb zu gewinnen. Frauen, wie sie, hängen ihre Herzen in echt mütterlichem Empfinden an solche Menschen, de nen sie haben Opfer bringen können. Weder Ernst noch seine Mutter verurteilten und verdammten Alexander wegen seines Ver gehens. Viel eher verurteilten sie den nach ihrer Ansicht hartherzigen Vater, der um eines Fehl trittes willen seinen Sohn so grausam strafte. Ihrem schlichten, menschlichen Empfinden war es unfaßbar. Alexander hatte so Schweres erlebt, daß sein Charakter eine große Wandlung durchgemacht hatte. Sein übermütig sorgloses Wesen war einem stillen, ruhigen Ernst gewichen. Auch jetzt, nachdem er Haar und Bart hatte scheren lassen, zeigte sein Gesicht ein ganz anderes Ge präge wie früher. Hagerer war es geworden, aber dafür traten die charakteristischen Linien schärfer hervor. Interessanter sah er aus, als früher, und viel bedeutender und gereifter. Noch stand er zu sehr unter der Nachwirkung seines Leidens, als daß er alle Kräfte regen konnte. Aber Mutter und Sohn reisten doch mit einer gewissen Beruhigung ab. Sie wußten Elisa nach allen Stürmen in einem leidlich ruhi gen Hafen geborgen. Eine große Befriedigung gewährte es Frau Johanna, daß ihre Nichte nicht die Gattin eines Namenlosen wurde. Sie rechnete es Alexander hoch an, daß er darauf bestanden hatte, Elisa vor Gesetz und Kirche seinen vollen Namen zu geben. Auch fie sah weiter in dieser Beziehung, wie Elisa. Und man konnte nicht wissen, was die Zukunft bringen würde. Bis zum Juli blieben Sascha und Elisa am Gardasee. Dann reisten sie, da es nun auch im Norden wann genug war, nach dem kleinen § Fischerdorf. Alexander hatte an den Fischer 1 Kruse geschrieben, wann er eintresfen würde — sie ihr hübsches, schlichtes Heim. Die alten Fi schersleute hatten alles blank und sauber her gerichtet. In dem hübschen Gärtchen blühten anspruchslose Sommerblumen in regellosem, aber malerischem Durcheinander. Auch einige Rasen stücke standen in voller Blüte und in einer Ecke war allerlei Gemüse und Küchenbedarf gezogen > worden. An den niedlichen Fenstern hingen saubere, weiße und zarte bunte Scheibengardinen. Blü hende Geraninen standen in Töpfen in den Ge sinisen. Die schlichten, aber hübschen, in ein fachen, doch edlen Linien gehaltenen Möbel, die der svlherc Besitzer sich nach einigen Entwürfen hatte unfertigen lassen, standen alle so sicher und zweckentsprechend auf ihren Plätzen, daß sie das Gefühl großer Behaglichkeit auslösten. Elisa jubelte, als sie von diesem reizenden Heim Besitz ergriff. Sie war in den wenigen Wochen ruhigen Glückes zur vollen Schönheit er blüht, und Alexander konnte den Blick nicht von ihr lassen, als sie ihni dann in dem zierlichen Erkerausban des Ecksensters am Teetisch gegen über saß. Sie trug ein schlichtes, weißes Kleid und einen Busch Rosen im Gürtel, die er ihr selbst beim Eintritt in den Garten gepflückt hatte. Alles, was quälend hinter ihm lag, warf er von sich. Er zog die herrliche Gestalt der geliebten Frau in seine Arme, und sie schauten beide hinaus auf die See, die weit und groß vor ihren Blicken lag. Trotz allem lag das Leben, das schöne, lachende Leben, voll Glück seligkeit vor ihnen. „Liebling — nun ist unser Märchen den noch Wahrheit geworden", sagte er leise. Sie schmiegte sich an ihn und blickte zu ihm aus mit ihren strahlenden, seelendollen Augen. „Bist Du glücklich, mein Sascha?" Ernst und Alexander hatten in diesen Wochen f mit seiner jungen Frau, des Zusammenlebens !eine Freundschaft geschlossen, - - - - M W M Ml! Originalromcm von H. C o u r t h s - Mahler. Er küßte sie heiß und innig. „Ja — ich bin es. Ich habe ja Dich — und Du bist meine Welt." Es begann nun ein ganz nettes Leben für die beiden Menschen. Sie lebte» nur fiir ein ander, eins im andern völlig ausgehend. Ihre Liebe Ivar von einer Tiefe und Innigkeit, daß alles andere dagegen zurückblieb. Und diese Liebe erfüllte ihre Seelen mit leuchtendem Glück. Die Tochter des Fischers Kruse hatte Elisa als Dienstmädchen angenommen. Diese besorgte das kleine Hauswesen und sah in der Küche nach dem Rechten, so daß Elisa nur noch di'e letzte Hand an die Speisen zu legen brauchte. Ihr Leben glich einen, Idyll. Elisa hatte mit einem großen Verlag Verbindungen angeknüpst, und gemeinsam arbeitete sie des Morgens und des Nachmittags einige Stunden mit ihrem Gat ten. Alexander war diese Art der Betätigung fremd und neu — aber sie brachte ihm Befriedi gung. Eifrig und fleißig war er dabei, und wenn Elisa seine Arbeit lobte, war er g.iücklich. Es ließ sich alles gut an. Ernst hatte Elisa geraten, wie sie die zwanzigtausend Rubel ary besten anlezen sollte. Einige tausend Mark da von waren freilich schon für den Aufenthalt in Italien, die Reise und andere Ausgaben drauf gegangen. Aber zunächst brauchten sie nun mich nicht mehr mit größeren Auslagen zu rechnen. Und dann stand ihnen ja der Verdienst für die Uebersetzungen in Aussicht. Aengstlich be obachtete Elisa ihren Gatten, ob er auch nicht zu viel entbehren müsse. Aber zunächst fand Sascha dieses neue Leben so reizvoll und schön, und dann, als es den Reiz der Neuheit verlor, hatte er sich daran gewöhnt. Er war wieder vollständig geheilt, wenn er auch nicht mehr der starke, elastische Mensch von früher war. Seine Gesundheit blieb zart und schonungsbedürftig, und als der Sommer ver gangen war und die heftigen Herbst- und Win terstürme einsetzten, da hatte er leicht mit Erkäl tungen zu tun. Seine Lunge war zwar aus geheilt, aber sehr anfällig geblieben. Elisa umgab ihn jedoch mit so viel sorgen der Liebe, daß er es leicht genug ertrug. Und viel Wichtigkeit legten sie diesen kleinen Anfällig keiten nicht bei. Die würden sich in Zukunft schon ganz verlieren, hofften fie. So sand sich Alexander mit seinem Leben ab und dankte sei nem jungen Weibe mit jedem Atemzug für das Glück, das sie ihm bereitete. Nur an die Ver gangenheit durste er nicht denken — an Vater und Mutter, an Tatjana und die verlorene Hei mat. Dann kam zuweilen eme bedrückte, schwer mütige Stimmung über ihn, die auch Elisas Liebe nicht ganz zu bannen vermochte. Zum Pfingstfest des nächsten Jahres, ein Jahr nach ihrer Verheiratung, wurde ihnen ein Töchterchen geboren. Sie nannten es Sonja, nach Elisas verstorbener Mutter. Und seit der Geburt seines Kindes wurde Sascha frischer und froher. Das kleine, zarte Wesen ließ ihn nur noch in die Zukunft blicken. Die Vergangenheit begann zu vorblassen. Die Gegentoan und die Zukunft forderten ihr Recht. Und immer sonniger und glücklicher wurde die Stimmung in dem kleinen, friedlichen Heim. Das junge Ehepaar hatte neue, lohnende Aufträge von dem Verlag bekommen. Darüber waren beide sehr glücklich, denn durch das Kind steigerten sich die Ausgaben, und man brauchte doch nun nicht auf allen Komfort und alle Be haglichkeit zu verzichten. Was hätten wohl Alexanders Eltern ge sagt, wenn sie gewußt hätten, daß ihr Sohn lebte und mit seiner Frau tagtäglich fiir eine Summe arbeitete, die sie an einen ihrer Diener zählten. Und Alexander, der früher über ein Heer von Dienen, hatte verfügen können, lächelte oft selbst über seine Freude, wenn ein Honorar eintraf. Einen Luxus gestattete er sich in seinem be scheidenen Leben — seine junge Frau mußte immer hübsche und elegante Kl-Ädev tragen, und als sie das Mädchen angelernt hatte, durfte Elisa nicht selbst mehr kochen. Eifersüchtig wachte er über die Zartheit und Schönheit ihrer Hände. Mutter Kruse, die Fischersfrau, wurde für die kleine Sonja als Wärterin angestellt. (Fortsetzung folgt.)