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gericht in Bochum hat eine« „W i tz b o l d", der Zeitungsanzeigen mit falscher Namensunter. schrift einrücken ließ, empfindlich b e - st r a s t. Der Bergmann W. Hering hatte im „Bochumer Anzeiger" Anzeigen aufgegeben, laut deren ein Wirt sein Anwesen „billig" zum Ver- kauf anbot. Dadurch hatte nicht nur der Wirt viel Aerger, sondern die Zeitung wurde geschä digt, da der bett. Wirt natürlich die Bezahlung der unter Mißbrauch seines Namens ausgegebe nen Anzeige ablehnte. Schließlich gelang es, Hering zu ermitteln und durch Schriftverglei- chung so zu überführen, daß er nach ansäng- lichem Leugnen gestehen mußte. Wegen Urkun- denfälschung in drei Fällen erhielt er sechs Mo nate Gefängnis. — Eine Bekanntmachung, betreffend die Verwaltung der staatlichen Kraft wagen l i n i e n, erläßt das Finanzministe rium. Danach werden die zu errichtenden staat lichen Kraftwagenlinien unter der Oberaufsicht de) Finanzministeriums von der Generaldirek- tion der Staatseisenbahnen nach den zu erlas- senden besonderen Dienstvorschriften verwaltet und geleitet und in den die staatlichen Kraft wagenlinien betreffenden Angelegenheiten ver tritt die Generaldirektion innerhalb ihres Ge schäftskreises den Staat in dem in tz 3 Abs. 2 bis 4 der Verwaltungsordnung der Staatsei senbahnen vorn 16. November 1909 bestimmten Umfange. — Rödlitz, 23. Jan. Gestern nachmittag wurde die Frau des Bergarbeiters Schreiter aus Hohndorf im Teiche des Gutsbesitzers Phi lipp hier ertränkt aufgefunden. Die Lebens müde, die an Schwermut litt, hat sich nachts aus ihrer Wohnung entfernt und vermutlich in einem Anfalle geistiger Umnachtung den Tod gesucht. Sie ist 57 Jahre alt. Ihr Mann ist ebenfalls bettlägerig trank. Zwei erwachsene Töchter betrauern den Tod ihrer Mutter. — Mülsen St. Niclas, 23. Jan. Gast wirt Ferdinand Straaß hier feiert, wie schon kurz gemeldet, am 27. d. M. seinen 100. Ge burtstag. Der Gemeinderat hat beschlossen, die sen Tag als einen Festtag der Gemeinde zu be gehen und zwar soll zur Vorfeier Sonntag, den 26. d. M. vormittags gemeinsamer Kirchgang und abends allgemeiner Kommers, am 27. d. M. aber Ueberreichung einer Ehrenurkunde an Strauß in dessen Wohnung stattsinden. — Zwickau, 23. Jan. In der Nähe der Zwickauer Gußwerke in Zwickau-Pölbitz hat sich ein 22jähriger Gutzwerksarbeiter Wilhelm Voigt, gebürtig aus Stettin, erschossen. Der junge Mann war bis vorigen Sonnabend im Stadt krankenhause untergebracht, da sich bei ihm Spu ren von Geisteskrankheit gezeigt hatten. Man geht wohl auch nicht fehl, wenn man dies als Grund der Tat annimmt. Die Waffe hatte er aus die Brust gerichtet. — Zwickau, 23. Jan. Auf das Wettbe werbsausschreiben für ein Denkmal des verstor benen Geh. Kirchenrats Dr. Meyer, des Füh rers des Evangelischen Bundes, das an der Marienkirche in Zwickau zur Aufstellung gelan gen soll, sind von sächsischen Künstlern 48 Ent würfe mit 77 Modellen und 25 Zeichnungen eingegangen. Das Preisgericht wird am 29. d. M. in Zwickau zusammentteten, um die drei Preise in Höhe von 1500, 1000 und 500 Marl zu verteilen. Das Denkmal soll mit einem Auf wande von 24 000 Mark ausgeführt werden. — Grimma, 23. Jan. In dem Trocken raum der Papierfabrik v. H. Weißing, der größten Fabrik am Platze, entstand heute in der 12. Stunde auf noch unaufgeklärte Weise Feuer, das sich bei den in dem Raume lagern den leichtentzündlichen Stoffen schnell über den ganzen Raum ausbreitete. Das Feuer sand aber einen Halt an den Gipswänden des Rau mes und konnte mit den in der Fabrik vorhan denen zwei Schlauchleitungen aus den Herd be schränkt werden, so daß der schnell eintreffen- den Feuerwehr nicht mehr viel zu tun übrig blieb. Der Schaden durch Feuer und Wasser beläuft sich aus einige Tausend Mark. — Leipzig, 23. Jan. Am 1. Februar vormittags, nach Ankunft des Zuges 2513 von Lausigk — 9 Uhr 42 Mm. — wird der Dresd ner Bahnhof in Leipzig geschlossen und der Verkehr Richtung Sommerfeld—Riesa (resp. Dö beln) und Liebertwolkwitz—Laufigk nach dem Hauptbahnhos in Leipzig verlegt. Alsdann werden alle Züge in der Richtung Pegau—Zeitz, Corbetha, Halle, Bitterfeld, Sommerfeld und Liebertwolkwitz, sowie die Schnell- und Eilzüge der Richtung Gaschwitz nach und von dem Hauptbahnhof Leipzig geführt. Bis aus weite res bleiben noch der Eilenburger und der Bay rische Bahnhof bestehen, letzterer nur für den Personenzugsverkehr. — Leipzig, 23. Jan. Hier fand eine öf fentliche Monistenversammlung statt. Bei dieser Gelegenheit wurde ein Diskussionsredner plötz lich auf dem Rednerpult von religiösem Wahn sinn befallen. Er zertrümmerte das Pult und rief wirre Reden in den Saal. Er mußte mit Gewalt aus dem Saale geschafft werden. In Leipzig scheint jetzt eine förmliche religiöse Epi demie zu herrschen. Vor ein paar Tagen ver fiel ein Straßenbahnschaffner aus seinem Wa gen in religiösen Wahnsinn und wenige Tage daraus ging ein junges Mädchen mit einem of fenen Messer auf ihren Vater los. Alle drei Personen gehören der Mormonensekte an und beschäftigten sich nebenbei mit Spiritismus. — Paunsdorf, 23. Jan. Gestern nach mittag kam ein in der Maschinenfabrik von Mansfeld in Paunsdorf beschäftigter Monteur einer Starkstromleitung zu nahe. Er wurde da bei von einem Strom, der 10 000 Volt um faßte, getroffen und tödlich verletzt. Die sofort herbeigeeilte Feuerwehr unternahm mittels Sau erstoffapparaten Wiederbelebungsversuche, die je doch erfolglos waren. Der Bedauernswerte war sofort gestorben. — Dresden, 23. Jan. Die Frage der Errichtung eines Denkmals für Kaiser Wilhelm den Ersten in Dresden war in den letzten Sit zungen des Festausschusses für die Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers mehrfach erörtert worden. Wie jetzt von zustän diger Seite mitgeteilt wird, soll diese Angeld genheit nicht weiter verfolgt werden. — Bei der letzten Sendung von 1200 Stück amerikanischer Speckseiten, die nach Dresden gelangte, wurden bei der Untersuchung in neun Stück Trichinen gefunden. Diese Speckseiten wurden natürlich sofort deni Verkehr entzogen. Hierdurch wird von neuem bewiesen, wie notwendig die von mancher Seite als unnötige Verteuerung ver schrieene Untersuchung des aus dem Auslande stammenden Fleisches ist. — Das Landgericht verurteilte die Handelsfrau Agnes Martha Gaitzsch, die es unternommen hatte, in einer gegen sie in Radeberg anhängigen Klage den als Zeugen vernommenen Gutsbesitzer Funke zum Meineide zu verleiten, zu einem Jahre drei Monaten Zuchthaus und drei Jahren Eh renrechtsverlust. — Donnerstag früh stürzte sich ln der Nähe des Hotels Bellevue ein etwa 45 Jahre alter Expedient namens Puls mit ssiner Ehefrau in die Elbe. Beide wurden ein Stück sabgetrieben, doch gelang es ihnen bald darauf, das Ufer wieder zu erreichen und sich heraus zuarbeiten. Sie wurden nach dem Krankenhaus gebracht. Wie sich dann herausstellte, hatten beide vor dem Sturz in die Elbe Gift genom men. Die Frau ist gleich nach ihrer Einliefe rung im Krankenhaus gestorben; der Mann liegt besinnungslos darnieder. Existenzsorgen sollen der Grund zu dem Doppelselbstmord sein. — Radebeul, 23. Jan. Gegen Schluß der Gemeinderats-Sitzung ereignete sich ein be dauerliches Vorkommnis. Der langjährige Ge meindeälteste Sanitätsrat Dr. Hesse erlitt, nach dem er eben ein Referat beendet hatte, einen Schlaganfall, so daß er aus dem Saal getragen werden mußte. Der Erkrankte wurde nach sei ner Wohnung gebracht. Dr. Hesse ist, wie eine spätere Meldung besagt, noch in der Nacht zum Donnerstag ^3 Uhr früh verstorben. Er hat ein Alter von 68 Jahren erreicht. kirchliche Aachrichten. Et. DriuttattK-Parochte. Am Sonntag Srxagestmä, den 2«. Januar, Vorm Magi 9 Uhr Prtdtglgottesdtmst, Luk. 8, 4—IS. Herr Pastor Schmidt. Hieraus Feier des heil. Abendmahls. Kirchenmusik: Gebet sitr deu Kaiser von H Götz«. Nachmittags halb 2 Uhr KiudergotteSdteust. JüngltugSveretu: NbeudS halb 8 Uhr tm Ge meindehaus. Jungsrauenveretn: AbendS halb 8 Uhr tm Ge meindehaus. Donnerstag abends halb 9 Uhr Bibelstunbe i» Ge meindehaus. Wocheuamt: Herr Pastor Schmidt. vbrrlursgwtk Um Sonntag SexageslMä, den 26 Januar iv»S, vor mittag» 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk 8, 4—IS. Herr Paiwr Schödel. Vormittags halb I I Uhr LausgotteSdtenst Vormittag» II Uhr kirchliche Unterredung mit deu Jünglingen. Abend» 7 Uhr Jungsrauenverein. Montag, den 27. Januar ISI8, abend» 8 Uhr Bibelslnnde in der Nutzung er Schule. Amos, Kap. 5, 2lss. Wochenami: Herr Pastor Schödel. «erbdork. Am Sonntag Sexagesimä, den 26. Januar, früh 9 lltzr Gottesdienst. Herr Pa- or Böttger. Nachmittags halb 2 Uhr kirchlich« Unterredung mit deu Jünglingen und Jungsrauen Abend» halb 8 Uhr Jungsrauenveretn. DieuStag, deu 28 Januar, abend« 8 Uhr Bibelstanta tr de, Kirchschul«. Donnerstag, den 3V. Januar, vormittags S Uh, Wochew kommuniou. ; Die Woche für Taufen und Trauungen hat Herr Pasto Böttger, für Hanitkommunim.cn und Begräbnisse Her, Pasta, Hjldechraud. Langenberg mit Mein-darl. Am Sonntag Seragesimä, den 26 Januar, srüh 9 Uhr HauptaotteSdienst mit Predigt über Luk. 8, 4—lS. Nachmittag» 6 Uhr Konzert des Röthtgscheu Soloquaitetl» für evangelischen Kirchengesaug aus Leipzig tu der Kirch« zu Callenberg. UuUiredang mit den Konfirmierten findet erst über acht Tage statt. Ueder acht Tage Beichte and hell. Abendmahl. Grumbach mit Ltrschhet«. Am Sonntag Sezagesimä, den 26. Januar 1918 vor mittag» halb 8 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk. 8, 4—15. Kollekte sür den GotteSkasten. LangenchnrSdorf mit Falke» Am Sonntag Sexagesimä, den LS. Januar ISlL, vor mittag» 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Nachmittag» halb 2 Uhr Bibelstuude. Krllckte für den ev. luth. GotteSkasten. Bernsdorf. An» Smratag Sexagestmä, den 26. Januar, vormittag» d Uh» HanpigotteSdieust mii Predigt über Luk 8, 4—IS. Nachmittags 2 Uhr KtndergotteSdienst. Callenberg mit Reichenbach. Am Sonntag Tezagesimä, den 26. Januarr, vormittag! halb 2 Uhr Beichte, Anmeldung vorher in der Sakristei. Vormittag« S Uhr HauptgotteSdienst mit Predigt Über Luk 8, 4—IS und Feier d«S heiligen Abendmahls. Nachmittag» S Uhr Kirchenkonzert. Wülleubrand. Am Sonntag Sexagesimä, den 26. Januar ISIS, vor mittag» halb 2 Uhr Beichte, um S Uhr Predigt und heil. Abendmahl. AbendS halb 8 Uhr Versammlung de» ev. Jünglings Vereins tm Pfarrhaus« mit Boitrag über „Bodenreform" M Nwoch, den 29. Januar, abend» V.v Uhr Ver ammlunc de» ev. JungfrauenvereinS im Psarrhause. Donner-tag, den SS. Januar, abend» '/.9 Uhr Btbelstnnk, tra Psarrhause. Erlbach ur»d Kirchberg. Kirchberg: Am Sonntag Sexagesimä, vormittags 8 Uhr HauptgotteSdienst Erlbach: Am Sonntag Sexagesimä, vormittag» 9 Uhr LtsegotteSdienst. Gt. Egtdte«. Am Sonntag Sexagesimä, den 26 Januar, vormittag» 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Luk. 8, 4—IS Nachmittags halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Handel und Gemerde. OanMmoR,. Ar««»», 23 Januar. Upland middling loko 64'/. Psz. Stetig 23 Januar. TageSumsatz 8000 Ball«,, Sirserungen ruhig. Januar S,Sö, Jauuar-Fedruar 6,60, März. April 6,58, Mat«Juni 6,54, Juli-August 6,48, September- Oktoaer 6,LS jhrutt», 23 Januar Wetzen Mai 210—, Juli LII,—, September —. Roggen Mat 174,75, Juli—,—, September —. Has« Mai 172,—, Juli —. Mai» amerikan. mixed Mat —,—, Juli —,—. Rüböl Ja- nuir 65,60, Mat 63 20, Oktober — ZahlnaaSetuftellungen: Kaufmann und Web warenfabrtkant Karl Fürchtegott Seyferth in Retchenbrch t. P Schlachtvtrhpretse auf dem Btehhofe zu Chemnitz nach amtlicher Feststellung. Auftrieb: S45 Kälber, 549 Schweine, zusammen 1094 Tiere. Kälber: Feinste Mast- (Vollmilch-Mast-) und beste Saug kälber 100—108 (62—64), mittlere Mast- und gute Saugkälber g7-IV0 (S8-60), geringe Saugkälber 80—98 (5O-5Ü) ältere gering genährte Kälber (Fresser) fehlen (—). Schweine: Bollsletschtge der feineren Rassen und deren Kreuzungen tm Alt« bi» zu 19« Jahren «0 (80), Fettschweinr 81—82K8I-82), fleischig. 78-79 (78—79), gering entwickelte 76-77 (76-77), Sauen und Eber 74-77 (74-77). Dir Preis« verstehen sich bet allen Btehgattungen sür Schlachtgewicht per SO Kilogramm. (Die einoeklammerten Zahlen bedeuten di« LrbendgewichtSpretse.) Die SchlachtgcwtchrSpreis, btt Schweine» verstehen sich nach Abzug von 20 Prvz. Tara. Der Herr Reichskanzler hat unter dem 30. No vember 19l^ genehmigt, „daß in die unterste Klasse der Höheren Lehranstalt sür künftige Ber kehrsbeamte z» Altenberg im Srzgeb. auch Schüler ausgenommen werden, die nur 7 Jahre lang die Volksschule, besucht, also erst das 13. Lebensjahr vollendet haben oder doch bis zum 30. Juni des betr. Jahres vollenden, sodaß diele Schüler mit 17 Jahren das Zeugnis für den einjährigen Dienst er- werben könne«." DaS bedeutet für die Anstalt, die bisher nur schulentlassene konfirmierte Knaben auf nehmen durfte, einen ganz bedeutenden Fortschritt und Erfolg. Eltern, die ihre Söhne möglichst lange unter, ihrer Obhut behalten und sie in dem kurzen Zeitraum von 4 Jahren in hervorragend gesunder Gegend das Einjährig-Freiwilligen-Zeugnis erwerben lassen wollen, werden auf diese nch nirgends wieder bietende günstige Gelegenheit hingewicsen. (Prospekte durch den Schuldirektor.) M W SU Ml! Vrtginalroman von H. Courths-Mahler. 46s (Nachdruck verboten.) Elisa sollte nicht wissen, daß sein Ent schluß unerschütterlich fest stand. Diese letzte Stunde mit ihr wollte er sich nicht trüben. Mochte sie glauben, daß er ihr erhalten blieb. Fest hielt er das zitternde Mädchen im Ann. „Mein süßes, liebes Mädchen, wie glücklich macht mich Deine Liebe. Wie dankbar bin ich Dir dafür. Alles, was hinter mir liegt, soll vergessen sein. Ich halte Dich an meinem Her zen und bin glücklich. Sei ruhig, mein Lieb ling, laß uns nur noch von unserer Liebe reden. Und morgen — ja, morgen sprechen wir daun von der Zukunft. Nur laß mich erst alles in Ruhe bedenken." Sie atmete auf und begann ihm die Zu kunft auszumalen. Still hörte er ihr zu, ohne sie aus seinen Armen zu lassen. Zum Schein ging er auf alles ein, was sie von der Zukunft erhoffte. „Hast Du aber noch nicht bedacht, meine Elisa, daß wir sehr arm sein würden? Ich be sitze nicht mehr, cüs ich bei mir trage — eine sehr kleine Summe, kaum zu nennen." „Das tut nichts, Sascha", antwortete sie, alle Schwierigkeiten nichtig ansehend. „Wir sind beide jung und gesund, wir werden arbeiten und glücklich sein." Damit hatte er sie auf ein Thema gebracht, das ihm erwünscht war. Er gab sie eine Mi nute frei und holte ein Papier aus seiner Brust- taiche. „Ganz arm bin ich dock) noch nicht, Lieb ling. Das kleine Haus, wo Du mich erwarten solltest, das gehört noch mir. Niemand weiß um dieser: Besitz als Du. Nimm dies Papier an Dich; es macht Dich zur Besitzerin des Häus chens. Als Andenken wollte ich es Dir hinter lassen. Es wäre mir ein so tröstlicher Gedanke gewesen, wenn Du zuweilen das kleine Haus aufgesucht und dabei meiner gedacht hättest. Aber nun — ja — nun kommen wir vielleicht beide noch dorthin. Nimm dies Papier und bewahre es auf, ja? Im Hotel ist es doch ein wenig unsicher. Und hier — ich habe da noch allerlei, was man nicht bei mir finden sollte. Meine Pa piere und kleine Andenken, die Du meinen El lern schicken solltest. Nun behalte sie bei Dir — wir werden manches davon brauchen können. Liebling — wenn wir das Häuschen doch noch beziehen könnten! Ich sehe Dich im Geiste vor mir: Du. sitzest an dem Eckfenster in dem hüb schen, kleinen Wohnzimmer. So traut und ma lerisch ist es in aller Schlichtheit; ein deutscher Maler hat es eingerichtet, es ist ein Rahmen, der für Dich paßt. Ja — ich sehe Dich im Geiste am Fenster stehen — weit hinaus über die See blickst Du nach mir aus. Ich bin drau ßen auf dem Wasser — in einem Boot. Und Deine Augen rufen mich voll Sehnsucht. Lieb ling — wie ich mich heimsehnen werde nach Dir. Welch ein holdes, liebes Bild! Daran will ich denken, davon träumen, wenn ich heute abend — schlafen gehe." Sie atmete zitternd auf, ihre Augen strahl ten hoffnungsvoll. „Und morgen kommst Du wieder zu mir, ja? Gleich morgen srüh, versprich es mir." Er preßte sein Gesicht an ihre Schulter. „Ja, Liebling, ich komme wieder. Hier, nimm dies alles einstweilen an Dich." Sie nahm, was er ihr gab, und steckte es zu sich. „Schickst Du mich nun schon fort?" fragte er tief aufatmend. „Nein — ein Weilchen bleibe noch, mein Sascha." Er küßte ihre Hände, ganz langsam und andächtig. „Deine lieben Hände! Wenn Du wüßtest, wie mir das ist, daß ich sie halten darf. So sehr habe ich mich oft nach Dir gesehnt." Sie streichelte seine Wange. Tränen schim merten in ihren Augen. „Mein armer Sascha — wie magst Du ge litten haben. Und ich, die ich Dich so immen los liebe, habe Dich zu dieser Qual verdammt. Frei und friedlich wollte ich Dich wissen, Du solltest Dich Deinen Eltern nicht entfremden. Und nun ist alles schlimmer gekommen, als ich je gefürchtet. Wäre ich dock) nie von Dir ge gangen." „Ja — wärst Du bei mir geblieben, ich hätte mich nicht so sehr verlieren können. Aber laß uns daran nicht mehr denken. Ich halte Dich — küsse Deine Lippen, Du bist mein; ich will nur die holde Gegenwart genießen. Die ge hört mir." „Und die Zukunft, Sascha — auch die Zu kunft! Ich spreche mit meinen Verwandten; wenn Du fort bist, sage ich ihnen, was sie wis sen müssen. Sie werden uns raten und helfen. So gut und edel sind sie und verstehen alles, was menschlich ist. Und morgen sprichst Du mir ihnen, ja?" Er nickte. „Ja, Elisa — morgen. Heute vermag ich mit keinem fremden Menschen zu sprechen. Und nun sage mir nur noch liebe, gute Worte und laß Dich anschauen. Wie schön Du bist! War cs denn ein Wunder, daß ich Dich nicht verges sen konnte und daß mein Herz nach Dir ver langte? Alles, alles war nichtig in mir, bis die Liebe zu Dir in mein Herz zog. Diese Liebe allein war groß und stark in mix." In seliger Versunkenheit schauten sie einan der an und hielten sich umschlungen, bis die Dämmerung leise ins Zimmer schlich. Draußen ging eine Tür. Elisa schrak empor. „Tante Johanna ist sicher in Sorge uw mich." Sascha sprang auf. „So muß ich nun gehen, Liebling." Sie faßte seinen Arm. „Willst Du nicht bleiben, darf ich Dick; nicht der Tante und dem Vetter vorstellen?" Er wehrte hastig ab. „Nein, nein, heute nicht — morgen. Meine Seele bleibt bei Dir. Dein Bild, Deine Worte sollen mich begleiten in den Traum hinüber. Ich bin müde und wlll zeitig schlafen gehen." Sie schmiegte sich an ihn. „So gehe, mein Sascha — und morgen früh aus Wiedersehen." Er zog sie noch einmal fest an sich und küßte sie lange und innig. „Lebe wohl, meine Süße — mein holdes Mädchen. Und verwahre die Papiere gut. Das Häuschen ist nun Dein Eigentum — ja —' „O, ich will es gut verwahren, Sascha: es soll ja unser,: Heimat werden. Dort wollen wir glücklich sein, allem zum Trotz." „Ja, ja — ich sehe Dich am Fester stehen, die Sonne wirst goldene Funken auf Dein Haar, Deine Augen schauen nach mir aus. Das will ich nicht vergessen. Lebe wohl, mein Liebling — lebe wohl!" „Auch Du, mein Sascha. Und schlafe recht gut und friedlich." Er nahm Hut und Mantel und riß sie noch einmal an sich. „Danke — ich will selig einschlafen im Ge danken an Dich." Noch ein Kutz, als ob er damit alles Leben in einem Zuge trinken wollte — dann riß er sich los. In der Tür wandte er sich noch ein mal und umfing die Geliebte mit einem vollen, heißen Blick. „Lebe wohl, Elisa!" Dann war er hinaus. Die Tür siel hinter ihm ins Schloß. Sie eilte an das Fenster und sah ihm nach. Aber er blickte sich nicht noch einmal um. Starr sah er geradeaus, und sein Gesicht war bleich. Sie schauerte plötzlich zusammen. „Sascha! Sascha!" Sie rief unwillkürlich laut seinen Namen, und ein Gefühl dumpfer Angst stieg in ihr aus. „Ich hätte ihn nicht gehen, nicht allein las sen sollen", dachte sie. Aber dann suchte sie sich zu beruhigen. „Morgen kommt er sicher wieder — und dann lasse ich ihn gewiß nicht wieder! allein fort gehrn. Heute wird er ruhig schlafen gehen, und morgen — morgen bleibe ich bei ihm — ja — das tue ich gewiß", dachte sie. Und ein Gefühl heißer Freude und Dank barkeit erfüllte ihr Herz, daß sie ihn hatte zu rückziehen dürfen von der Schwelle des Todes. Wenn er tausendmal gesündigt hätte, für sie wäre er derselbe geblieben. Zärtlich zog sie die Papiere hervor, die er ihr übergehen hatte, und legte «Hw Wange daraus. Noch eine ganze Weile saß sie, in Ge danken verloren. (Fortsetzung folgt.)