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WMA-ElMM WM Sonnabend, den 25. Januar 1913 Beilage Nr. 20. Uchen, gesundheitlichen und sittlichen Wirkun Kreuz- Verein recht wohl. Er nahm aber Feierlichkeiten aus Anlaß Schwarzen Adlerordens teil, ger werdende Unpäßlichkeit, und ein undankbares, solche Anregungen, meist ein gesunder Gedanke zugrunde aus formalen Gründen zu widersprechen. Reich kann für Obstbau, Gemüsebau und zücht nur geringe Mittel aufwenden. Die der des von denen liegt, Das Vieh- Bun- Seutlcher Äeichstsg. Sitzung am 23. Januar 1913. Uhr abends vertagt. Aufhebung der Abendfitzung. Die Abendsitzung des Reichstages, in die Beratung des Etats des Reichsamts Innern fortgesetzt werde» sollte, war nur Souvenir alsacien-lorrain einen politischen Charakter trägt urrd als eine Fort setzung des aufgelösten Souvenir srancais ange sehen werden muß, ist auf dem Verwaltungs wege durch ein Auflösungsgebot bejaht worden. Ein Telegramm meldet hierüber aus Metz, 23. Januar: Der Bezirkspräsident von Lothrin gen hat heute den Souvenir alsacieNf-lorrain aus Grmrd des 2 des Vereinsgesetzes aufge - l ö st, weil die beschlagnahmten Papiere erge ben haben, daß der Souvenir alsacien-lorrain die Fortsetzung des Souvenir francais ist. Sein trotzdem an den des Kapitels des Die immer hefti- zu der auch leichte kurzer Dauer. Vor fast leer e in Hause sprach Abg. Zürn (Rp.) gegen ein Reichs schulamt und erklärte sich grundsätzlich für die Staatsschule in Preußen. .. Abg. Gröber (Ztr.) bezweifelte danach die Beschlußfähigkeit des Hauses Vizepräsident Dr. Paasche, der den Vor sitz führte, mußte den Zweifel als berechtigt an erkennen, womit die Sitzung ihr vorzeitiges Ende fand. Auf diese Weise war es möglich, den vom Zentrum für heute airgesetzten Bierabend unverkürzt vonstatten gehen zu lassen. Bundesstaaten überlassen. Darum sürd wir ge- ' gen den Anttag. Die Aushebung des Einjäh rigen-Privilegs wünschen wir nicht, schon des- klärungsschiffe der Ostseestatton mehrere sahrten in der Ostsee gemacht. Gegen die deutschen Feinde Die Frage, ob der vielbesprochene Bei der gestrigen Erledigung der vom vo- halb nicht, weil das dem Reiche 24 Millionen rigen Jahre noch liegen gebliebenen R e s o l u- kosten würde. Zu erwägen wäre die Einfüh- tionen waren einige beim Ausruf vergessen ' rung einer allgemeinen Prüfung für die Berech- worden. Heute wurde auch mit diesen ausge- tigung zum Einjährigendienst. räumt. Für die Arbeiter in Glashütten und Abg. Dr. Kersche n st e i » er (Vp.) die Ziegelarbeiter sollen nach Resolutionen der stellt fest, daß schon seil Jahrzehnten ein Reichs- Sozialdemokraten, die Annahme fanden, die schulgesetz von den verschiedensten Seiten gefor- desstaaten und die Organisationen der Land wirte leisten auf diesem Gebiete schon Außeror dentliches. Unsere ganze Prophylaxe, wie sie das Viehseuchengesetz vorsieht, muß man sich erst einmal bewähren lassen, ehe man mit Kor rekturen kommt. Die Forschungen zur Feststel lung des Erregers der Maui und Klauenseuche werden von uns unterstützt. Abg. Boehm (Kons.) wünscht eine dau ernde Unterstützung für die Gesellschaft für Züchtungstunde. Staatssekretär Dr. Delbrück: Ein Ver ein kann nicht besonders bevorzugt werden. Alle Vereine, die auf diesem Gebiete tätig sind, sol len unterstützt werden. Abg. Dr. W endvrss (Vp.) empfiehlt die Forderung der Einfuhr von englischem Zucht vieh. Eine Resolution Graf Posadowskys, die im nächsten Etat eine Erhöhung des Bei trags für den Verband deutscher Arbeitsnach weise fordert, wird angenommen. Abg. Schulz Erfurt (Soz.) beantragt die Umwandlung der Neichsschulkommission in ein selbständiges Neichsamt für das Schul- und Bildungswesen. Auch die Lehrertagc haben sich immer für ein Neichsamt ausgesprochen. Abg. Kuckhoff (Ztr.): Das wäre der erste Schritt zu einem Reichsschulgesetz. Diese Frage der Schulunterhaltung und des konsessio nellen Religionsunterrichtes wollen wir aber den Fiebererscheinungen urrd starker Hustenreiz traten, zwang schließlich vorgestern den Prinzen, das Bett zu hüten. Die Kaiserin widmete sich selbst der Pflege des Prinzen, den der Leibarzt des Kaisers, Oberstabsarzt Dr. Niedner, behandelt, und nahm daher auch nicht an der Militärdefi liercour am Dienstag teil. Gesterri konnte der behandelnde Arzt den Ausbruch der Masern, der mit einer leichten Lungenentzün dung verbunden ist, konstatieren. Der Puls beträgt 90 und das Befinden ist im allgemeinen günstig, so daß die Krankheit sich normal ent wickeln dürste. Irgendeine Gefahr besteht nicht. Hoffentlich wird die kräftige Natur des Prin zen diesen Kranlheitsanfall rasch überwinden. Schön vor etwa zwei Jahren erkrankte Prinz Adalbert in Kiel an einer Lungenentzündung; auch damals eilte die Kaiserin sofort an das Krankenbett ihres Sohnes. Prinz Adalbert ist am 14. Juli 1884 geboren, steht also im 29. Lebensjahre. Er ist seit dem Herbst vorigen Jahres Navigationsoffizier an Bord des kleinen Kreuzers „Köln" und hat noch bis vor kurzem an Bord des Lä-'ffes im Verbände der Auf tische Antrag würde aber eine Uniformierung für unser ganzes Schulwesen bringen. Jeder kleine Staat soll sein eigenes Schulwesen ha ben. Amerika und die Schweiz weisen uns da den Weg. Bei uns herrscht eine Erziehungsnot. Wir Süddeutschen fürchten aber, daß das Reichs schulamt in königlich preußischer Uniform auf- lrete» würde. Der Geist der absoluten Stramm heit ist zu mächtig in Preußen, selbst bei der königlich preußischen Sozialdemokratie. (Heiter keit.) Das erklärt manche Ketzerverbrennungen. Wir haben ein leichtes Gruseln vor Uniformie rung und Bureautratte. Unsere höheren Schu len sind leider vielfach nichts als Dressuranstal ten und Hobelmaschinen. Man kann unendlich viel wissen und doch ein unglaublich dummer Kerl sein. 6X Uhr wird dann die Beratung aus 8 gen der deutschen Arbeiter- und Arbeiterverslche- rungs-Gesetzgebung ersucht wird. Die Regelung der Arbeitszeit und Ruhepausen im Gastwirts- gewerbe konnten dagegen die Sozialdemokraten als Gesetzessorderung nicht erreichen, und auch die Resolution des Abg. Mumm auf Erweite rung der Bundesratsverordnung über den Be trieb der Anlagen der großen Eisen-Industrie wurde abgelehnt. Dann wurde die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern bei der Forderung von 3 909 000 Mark für Unterstüt zung der Familien von Reservisten (297 000 Marl mehr) fortgesetzt. Zunächst begründete der Sozialdemokrat R a u ch eine Resolutton, in der die Erhöhung verlangt wird. Die Redner der bürgerlichen Parteien erklärten sich sämtlich mit der Resolu tion einverstanden, aber nur der Freisinnige K o ch und der Pole Dombeck traten für die sozialdemokratische Forderung ein, volle Ent- schädigurig zu gewähren, das heißt den wirklich entgangenen Verdienst. Die Abgg. Erzber ger (Ztr.), Behrens (Wtsch. Vg.) und Schulenburg (Natl.) hingegen sprachen sich für Gewährung des ortsüblichen Tagelohns aus. Unterstaatssekretär Lewald erklärte, daß auch der Regierung eine Erhöhung der Un terstützungen erwünscht erscheine, aber die Re solution habe eine große finanzielle Tragweite, die berücksichtigt werden müsse. Das Ergebnis der Erörterung war die einstimmige Annahme der Resolutton. Für Einrichtungen und Veranstaltungen im allgemeinen Interesse des deutschen Handels sind 80 000 Mark eingesetzt. Ein Regierungs vertreter erwidert auf einen bezüglichen Wunsch des Abgeordneten Thön e, daß die Regierung dem Plane einer Schiffbarmachung der Werra sympathisch gegenüberstehe, daß aber aus die sem Fonds keine Unterstützung gewährt werden könne. Abg. K rätzig (Soz.) tritt für Hebung der Baumwollkultur in unseren Kolonien ein. Bei weiteren Titeln befürwortet Abg. Hoes ch (Kons.) die Förderung der Gesellschaft für Züchtungskunde und Abg. Wallen born (Ztr.) Unterstützung der Pomologen- Vereine. Abg. Behrens (Wtsch. Vg.) bedauert, daß für die Bekämpfung der Maul- und Klau enseuche so wenig geschehe, obwohl der Reichs tag immer tagelang darüber verhandle. Red ner wünscht ferner Förderung des Gemüse- und Obstbaues. Staatssekretär Dr. D e l b r ü ck: Es ist ein dankbares Geschäft, Anregungen zu geben, Jus dem Hkiche. Zur Erkrankung des Prinzen Adalbert von der wir gestern Mitteilung machten, ersah- ren wir noch folgendes: Prinz Adalbert, der erst am vergangenen Donnerstag von einem zehntägi gen Jagdaufenthalt in Tirol über Karlsruhe nach Berlin zurückgekehrt war, hatte im Königlichen Schloß im Prinzenguartier Wohnung genommen. Schon am Sonnabend fühlte sich der Prinz nicht Bundesratsverordnungen geändert und erweitert dert wurde. Die Schule hat die Aufgabe, die werden; ebenso fand die Forderung des Zen- Kulturbilder der Vergangenheit auf die Gegen- trums eine erhebliche Mehrheit, wonach die Re wart zu übertragen. Das Schlimmste ist die gierung um eine Denkschrift über die Wirtschaft- stete Bevormundung der Schule durch Jahrhuw r-nrn— —,1 derte alte Einrichtungen. Der sozialdemokra- Zweck sei ein politischer, denn er wolle neben der Pflege des Andenkens an die gefallenen Krieger unter der Bevölkerung Sympathien für Frankreich erwecken und nähren, um sie dadurch dein Reiche zu entfremden und die Losrei - ß u ng von Deutschland vorzubereiten. Einen ähnlichen Bericht bringt auch ein Berliner Mittagsblatt. Man wird vielleicht doch gut tun, diese vorstehend wiedergegebenen Aus führungen der „Tgl. Rundsch." mit großer Vorsicht aufzunehmen. Der veutsche Staatssekretär v. Jagow ist am Donnerstag abend in Berlin einge troffen. Auf der Durchreise in München be grüßten ihn der frühere Botschafter in Rom Graf Monts, der in Haimhaußen bei München lebt, und der preußische Gesandte von Treutler in München. Dr Paasche über seine Weltreise. Im Plenarsitzungssaale des Reichstages hielt Mittwoch abend der Vizepräsident des Reichstages Professor Dr. Paasche vor mehr als 500 Zuhörern einen Vortrag über die Welt reise, die er im vorigen Sommer in Begleitung seiner Gemahlin gemacht hatte. Er besprach dabei hauptsächlich seinen Aufenthalt in Ja pan, der ihm Gelegenheit bot, nicht nur die Naturschönheiten des Landes zu bewundern, sondern auch die hervorragenden Eigenschaften des japanischen Volkes kennen zu lernen, die dem Reiche des Mikado in einem halben Jahr hundert zu einer so hervorragenden Stellung im fernen Osten verhalfen haben. Sodann beschäf tigte sich Professor Paasche eingehend mit dem deutschen Pachtgebiete Kiautschou und gab eine von Lob und Anerkennung erfüllte Schilderung der raschen Entwicklung, die das , Pachtgebiet dank der Tätigkeit der Marinever waltung und namentlich der Forstverwaltung des Gebietes sowie durch den Eifer der deut schen Kaufmannschaft genommen hat. Professor Paasche stellte dem dort gesckwffeneu Kultur werke reiche Früchte schon für eine nicht . ferne Zukunft in Aussicht. Auch seine Reise durch China, namentlich den Aufenthalt in P e- . ting und Nanking, sowie einen längeren ! Besuch der Insel Java besprach der Redner ausführlicher. Des Oberftudienrals Kerschensteiner Jugenderlebnifle. Die Kommission für das Jugendge richt s g e s e tz beschäftigte sich mit dem An- ! trage Kerschensteiner (Vp.), der eine Herausset zung der Strafmündigkeit auf das 14. Lebens jahr fordert. Nach längerer Debatte, in der das Zentrum gegen den Anttag sprach, wurde er mit großer Mehrheit angenommen. Diese Re solution ist wohl hauptsächlich einer eindrucks vollen Rede des Abg. K e r s ch e n st e i n e r zu danken, der u. a. die Gefahr gerichtli cher Bestrafung von Kindern unter 14 Jahren aus eigenen Erlebnissen schildern konnte. Als 12jäbriger Knabe hatte er einst mit arideren Kindern gemeinsam sich Aepfel von einer» Baunre gepflückt und auf dem Nachbar hofe gebraten. Der entstehende Rauch hatte die Feuerwehr alarmiert, und die Uebeltäter wur den wegen Brandstiftung und wegen Banden diebstahls zu 24 Stunden Gefängnis verurteilt. Diese Erzählung erregte große Heiterkeit, machte aber gleichzeitig tiefen Eindruck, als der Abge ordnete weiter ausführte, die 24 Stunden hät ten ihm zwar nichts geschadet, er sei trotzdem Oberstudienrat und Reichstagsabgeordneter ge worden; aber die Begrüßung der im Gefäng nis sitzenden schweren Verbrecher, die ihrer Freude darüber Ausdruck gaben, daß er so früh anfange, habe ihm doch gezeigt, daß er vielleicht nicht wieder ins ehrliche Leben zurück gekommen wäre, wenn die Strafe nur zwei Tage länger gedauert hätte. Suspendierung des Jesuitcngesetzes auf zehn Jahre? lieber die Verhandlungen zwischen Regie rung und Zentrum über das Jefuitengesetz er fährt die „Tägl. Rundsch.": Der Reichs kanzler läßt seit geraumer Zeit durch sei nen Vertreter, Staatssekretär Dr. Delbrück, und den Chef der Reichskanzlei, Unterstaatssekretär Wahnschaffe, mit den Zentrumsfüh rern Spahn, Gröber, Fehrenbach, Nacken urrd Erzberger wegen einer Verständigung verhandeln. Man erwägt eine Suspen dierung des Jesuitengesetzes auf zehn Jahre mit der Voraussetzung, daß Niederlassungen der Je suiten unterbleiben und das Gesetz nach b e- f r i e d i g t e in Ablauf dieser Probe- zeit ganz fallen solle. Eine große Mehr heit für eine solche Vorlage wäre im Reichstage sicher. Neben der völligen Suspendierung wird die Aufhebung des 8 3 des Jesuitengesetzes er wogen. Mit der Aufhebung dieses Paragraphen wäre, bemerkt die „Tägl. Rundsch." dazu, das Gesetz dem bekannten Messer ohne Heft und Klinge vergleichbar, denn es verbliebe nur noch der tz 1, der im allgemeinen ausspricht, daß der Jesuitenorden vom Gebiet des Deutschen Rei ches ausgeschlossen und die Errichtung von Nie derlassungen des Orderrs untersagt ist. Die Iw nehaltung auch dieser Restverfügung wäre den Einzelstaaten überlassen. pus dem Auslsndk. Die norwegische Thronrede. Aus C h r i st i a n i a, 23. Januar, wird geschrieben: Der König eröffnete heute inn 1 Uhr feierlich das S t o r t h i n g. Die Thronrede besagt unter anderem: Das Verhälr nis zu den fremden Mächten ist jremidschastlichk Im Januar 1912 haben in Chrisliania zwischen norwegischen, russischen rmd schwedischen Dele gierten Verhandlungen über Spitzbergen slattge funde». Dabei wurde ein den abgeändette» Entwurf zum Uebereinkommen über Spitzbergen betreffendes Schlußprotokoll, sowie ei» Entwurj zu Abmachungen über die Okkupation oon Grundstücke» dortselbst unterzeichnet. Diese Ent würfe wurden den an Spitzbergen interessierte» Mächten vorgelegt; die von dem Schlußprotokoll angekündigte neue Konferenz konnte noch nicht abgehalten werde». Die wirtschaftliche Eittwick lung des Landes hat sich im abgelausenen Jahre günstig gestaltet. Suffragetten und Wahlresorm Die Entscheidung über die Einführung des F r a u e n st i m m r e ch t s in England wird bald fallen. Heute beginnt im Unterhause die Debatte darüber, ob aus der neuen Wahlgesetz vorlage das Wort „männlich" gestrichen werden soll, und Montag wird darüber abgestimmt wer den. So aufdringlich benehmen sich die Agitattonskomitees der Suffragette», daß, wie die „Daily Mail" sagt, viele Parla mentsntttglieder beschlossen ha^enJ bis zur Stunde der Abstimmung zu Bett zu gehen, weil sie da allein vor den Angriffen der kampslusti gen Weiber sicher' sind! Aber mit ihrer unge stümeii Art schaden sich die Suffragette» selbst am meisten; denn wenn man gestern »och von einer ihnen günstigen Majorität von 50 Stimmen sprach, ist diese heute schon bedeutend gesunken, weil die Parlamentsmitglieder A » g st vor ihnen bekommen haben. Immer hin ist auch heute mindestens noch ebensoviel Möglichkeit für einen Sieg der Suffragetten wie für eine Niederlage vorhanden. Selbst die ge wiegtesten Politiker können sich in dem Durch einander der Parteien nicht zurechtfinden. Lon don ist überschwemmt von Suffragette», die aus allen Teile» des Königreiches nach der Haupt stadt ströme», um Zeuge des große» Tages zu sein, da ihre Sache im Parlament entschieden wird, und um durch ihre Massen einen Eindruck auf die unglücklichen Gesetzgeber zu machen. Falls der Anttag Sir Edward Greys aus Strei chung des Wortes „männlich" angenommen wer den sollte, so dürfte der Premierminister darauf dringen, daß die ganze Gesetzesvorlage vor der zweiten Lesung fcüleii gelassen und statt ihrer eine bereits vorbereitete neue Wahlrechtsvorlage eingebracht wird. SschMchks Hohenstein-Ernstthal, 24. Januar 1913. — Ein sächsischer G e i st l i ch e r , der Pa stor Seidel in Grimma, hat von der Kanzel herab eine Kritik über das deutsche Zeitungswesen gefällt, die wegen ihres Inhaltes verdient, auch wetteren Kreisen bekannt zu werden. Die „Grimmaer Nachrichten" begin gen jetzt die Feier ihres 100jährigen Bestehens. Pastor Seidel erwähnte dieses Jubiläum in sei ner Sonntagspredigt und führte folgendes aus: „Setze dich vor deine Zeitung zu einer Ausein andersetzung. Frage sie und laß dir Antworten geben auf Fragen, die dich wirklich bewege». Lies Frage» heraus aus ihrer bunten Bericht erstattung und versuche, sie aus deinem Gemüt und Gewissen zu beantworten, aus dem heraus, was du selbst verstehst und in der Lebensfchule gelernt hast. Dein Zeitungslesen sei ein Rin gen deines Ich gegen die anstürmende Welt. Hilft dir dein Zeitungsschreiber mit vielen Din gen innerlich fertig werden, so danke dem Mann und achte seine Arbeit hoch. Er hat eine große Verantwortung und Verantwortlichkeit. Viel wird von ihm gefordert; möge ihm viel gegeben sein! Aber denke nicht, er müsse dir auf jede» Fall helfen. Das kann kein Mensch. Ma» wirft wohl den Priestern vor, sie wollten Seelen lei tcn, aber ein rechter Seelsorger in protestanti schem Geiste wird weiter nichts wollen als dies: die Seele mit ihrem Gott zusammenbringen. Von der Macht der Zeitung wie der Zeit erlöst dich nur die Ewigkeit, das, was durch alle Zei ten geht. Das sind die Lebensordnungen und ihre Ordner, der waltende Weltwille, das ist der Seele Sehnsucht und ihr Ziel, der lebendige Gott." Ueber Anzeigen unter fal - s ch c m N amen wird geschrieben: Tas Land-