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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.01.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-191301280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19130128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19130128
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-01
- Tag 1913-01-28
-
Monat
1913-01
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.01.1913
- Autor
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— Vom 1. Februar d. I. an wer den ir» Bezirke der Eiseubahn-Betriebsdirektionen Chemnitz, Dresden-Ältst. und Dresden-Neuft. eine Anzahl Züge m« bestimmten Tagen für einzelne Strecken ganz oder zum Teil von der Benutzung durch Teilnehmer an S ch u l f a h r- t e n oder Fahrten im Interesse der Jugendpflege ausgeschlossen. Für den Chemnitzer Be zirk kommen hierfür folgende Züge in Betracht: Personenzug 1060 ab Chemnitz Hbf. 12,10 nachm. an allen Tagen auf der Strecke Chem nitz—H o h e n st e i n-- E r. bei Fahrten nach Stationen, wo Pers.-Zug 1008 hält; Pers.-Zug 1068 ab Chemnitz Hbf. 6,01 nachm. an allen Tagen auf derselben Strecke bei allen Fahrten; Perf.-Zug ab Hohenstein-Er. 6,05 vorm. nach Chemnitz an allen Tagen bei allen Fahrten. — Rabenstein, 26. Jan. In dem Be richt über die letzte Bezirksausschußsttzung war gesagt, daß Herr Hendel das Rittergut Nieder- rabenstein für über 1 Million Mark perkauft habe. Wie Herr Hendel mitteilt, ist nicht das gesamte Gut, sondern es sind nur rund 7400 Quadratmeter Land von ihm verkauft worden. — Waldenburg, 26. Jan. Die zur Er ledigung gekommene Bürgermeisterstelle hierfelbst ist ausgeschrieben worden. Das Anfangsgehalt beträgt 4000 Mk., steigend bis 6000 Mk. Be werbungen sind bis 10. Februar an den hiesi gen Stadtrat zu richten. — Seitens des Kgl. Ministeriums des Innen; ist initgeteilt worden, daß für 1914 die Errichtung eines Zierbrunnens auf dem Marktplatze hierfelbst in Aussicht ge nommen ist. Tie Kosten, die etwa 15 000 Mk. betragen, werden aus Mitteln des sächsischen Kunstfonds gedeckt. Mit der Ausführung wird Herr Bildhauer Alexander Höfer in Dresden be traut werden. — Meerane, 2 t. Jan. Herr Karl Emil Schmieder in Schönhain hat dem Kirchenvorftand zu Meerane für die Kirchgemeinde die Summe von 100 000 Mark zum Bau einer Parentations- und Leichenhalle auf dem hiesigen Friedhöfe zur Verfügung gestellt. Der Kirchenvorftand gedenkt einen Wettbewerb zur Erlangung von künstleri schen Einwürfen auszuschreiben; die Auswahl der Pläne wird einem Preisrichtertollcgium über tragen werden. Der Bau soll so gefördert wer den, daß die Einweihung noch vor Ende des Jahres erfolgen kann. — Crimmitschau, 26. Jan. Die Spin nerei und Weberei Zeiner u. Schumann ist in Konkurs geraten. Beteiligt ist u. a. der Chem nitzer Bankverein. Es ist, wie von der Bank erklärt wird, diese Ausbietungsgarantie aus grund einer reichlichen Deckung unternommen worden. Hinter der ersten, von der Bank ga rantierten Hypothek stehen noch beträchtliche wei tere Eintragungen, die ebenfalls noch sicher sein sollen. Im übrigen soll der Konkurs größere Bedeutung deswegen nicht haben, weil die Fa brik der Firma zum größten Teil verpachtet ist und die Firma den eigenen Betrieb erst vor eini gen Monaten wieder ausgenommen hat. — Hartha» t Erzg, 26. Jan. Auf furcht bare Weise verunglückte der mit der Leitung von Maurerarbeiten in der Geldschrankfabnk von Drechsler <L Wagner in Harthan betraute 50 Jahre alte, verheiratete Polier Paul Hermann Nebel Er geriet plötzlich in die Transmission, wurde mehrere Male herumgeschleudert und dabei derart schwer verletzt, daß er auf dem Transport nach dem Krankenhaus starb. Der Unglückliche, den mehrere unmündige Kinder betrauern, hat sich auch als Ge- meinderatSmitglied um die hiesige Gemeinde Ver dienste erworben. — Tannenberg i. Eczgeb., 26. Jan. Die in Ehemnitz abgehaltene Generalversammlung der Gewerkschaft Zinnstockwerk Geyersberg, die außer ordentlich stark besucht war, beschloß, den Betrieb des Werkes einzustellen. DaS Unternehmen bestand erst seit 1910. Der Betrieb erwies sich aber als unrentabel, so daß man zu diesem Beschlusse kam. Man hatte bei der Gründung gehofft, neben ande ren Metallen auch Gold und Silber gewinnen zu können, eine Hoffnung, die sich aber bis zu ganz geringem Umfange als trügerisch erwies. DaS Aktienkapital betrug 720 000 Mark. — Plauen i. B, 26. Jan. Der Kaufmann Leiser Lipmann Kaltschiner au« Lodz, der sich 1911 in Plauen als Ramschfabrtkant niedergelassen hat und gegen den am Freitag daS Konkursverfahren eingeleitet worden ist, ist kur- vorher verschwunden. Vor seiner Flucht hat er alles Mögliche zu Geld gemacht. Zahlreiche Personen sind mit mehreren Zehntausenden Mark in Mitleidenschaft gezogen. — Oel-Nitz i V., 26. Jan. Vom hiesigen Schöffengericht ist der Gewerkschaftsbeamte Hermann Vogel, hier, der in dem Streike der Teppichfabrik arbeiter eine führende Stellung einnahm, zu 6 Wochen Gefängnis verurteil! worden. Er hatte sich in einem in OelSnitz i. V. verbreiteten Flugblatte gegen die Arbeitswilligen usw. vergangen. — Leipzig, 26. Jan. In der Pleiße wurde am Freitag nachmittag im Connewitzer Holze der Leichnam eines Soldaten, der einem hiesigen Trup penteile angehörte, aufgesunden. Der Mann hatte sich am Dienstag aus unbekannten Gründen ertränkt. — Dresden, 26. Jan. Ein schlimmer Ex. zeß gegenüber einem Gendarmen in Zivil hat sich am Freitag früh gegen Uhr auf der Schulgutstraße zugetragen. Der Gendarm hörte aus einer dort befindlichen Restauration, die noch offen war, daß in den Räumen noch leb hafte Unterhaltung geführt wurde. Der Gen darm schritt wegen Überschreitung der Polizei stunde ein, wurde aber von einem dort anwe senden Ingenieur zur Tür hinausgedrängt. Dor dem Lokal schlugen nun eine Anzahl Kollegen des Ingenieurs mit Stöcken auf den Beamten ein, so daß er Verletzungen davontrug. In der Notwehr mußte der Gendarm von seinem Schlag ringe Gebrauch machen und zur Sistierung der Angreifer schreiten. — Prinzessin Johann Ge org empfing die Geschäftsleitung des ihrem Protektorat unterstellt gewesenen „Sachsensestes 1912". Die Herren überreichten der Prinzessin dm Reingewinn aus dem Sachsensest, den diese mit 40 000 Mark an den Albertverein, mit 20 000 Mark an den Landesausschuß für Krüp pelfürsorge im Königreich Sachsen, mit 10 000 Mark an den freien Ausschuß zur Bekämpfung der Schwindsucht und mit einer kleineren Sum me an das Pestalozzistift zur Verteilung brin gen lassen wird. Insgesamt beziffert sich der Reingewinn des Festes aus 75 000 Mark. — Pirna, 26. Jan. Ein im Ruhestande lebender 72jähttger Förster aus Struppen war ein häufiger Gast aus dein Kleinen Bärenstein, den er auch Donnerstag abend im Vollmond scheine aufsuchte. Auch etliche Pirnaer Herren waren dort oben, und als einer von diesen den freien Platz vor dem Hause betrat, sah er den alten Herrn am Erdboden liegen. Ein Herz schlag hatte seinem Leben ein jähes Ende be reitet. — Sohland a. S., 26. Jan. Beim Spie len steckte die 13fährige Tochter eines stichigen Kutschers ihrem 12jährigen Bruder ein Zwei markstück in den Mund, das der Knabe ver schluckte. Durch schnell hevbeigeholte Hilse konnte die Münze bis in den Magen hinabgestoßen und so die Erslickungsgefastr beseitigt werden. — Bautzen, 2). Jan. Der Stadtrat hat nach dem Vorschläge des Fleischversorgungs ausschusses genehmigt, daß bis auf wei eres von dem Bezüge ausländischen Fleisches Abstand ge nommen wird. Für den Fall, daß jedoch die Fleischpreise die jetzige Höhe noch länger be haupten sollten, soll der Ausschuß erneut mit Vorschlägen an den Rat herantreten. — Niederkaina bei Bautzen, 26. Jan. Vollständig niedrrgebrannt ist stier die Kasper- sche Wirtschaft. Mitverbrannt ist sämtliches In ventar, ein Schwein, ein Hund, mehrere Ka ninchen und Hühner. 700 Mark Bargeld, die der Besitzer im Backofen verborgen statte, konnten gerettet werdet«. Als Krau Kasper das Feuer? bemerkte, wurde sie ohnmächtig und stürzte die Treppe hinunter. Der Besitzer ist schon zum zweitenmal abgebrannt. Es wird Brandstifttrng vermutet. — Zittau, 26. Jan. Die Handelskammer in Zittau trat gestern vormittag im Sitzungssaal des Handelskammergebäudes zu einer Festsitzung aus Anlaß des 25jährigen PrästdentenjubiläumS des Geheimen Kommerzienrats Waentig zusaminen. — Ronneburg, 26. Jan. Nachts ereig nete sich bei Großenstein ein schweres Automobil- Unglück. Ein nur vorn Führer besetzter Kraft wagen, der von Zeitz kam und nach Ronneburg wollte, fuhr in voller Fahrt gegen das eiserne Geländer eines über einen Wassergraben führen den Steges. Das Automobil überfchlug sich und stürzte zertrümmert in den Graben. Der Führer wurde herausgeschleudert und erlitt schwere Verletzungen. Er fand Aufnahme im Ronneburger Krankenhaus. — Koburg, 26. Jan. Im benachbarten Niederfüllback) erschlug der 60jährige Maurer Dressel seine Ehefrau. Der Mörder erhängte sich dann. Es wird angenommen, daß der Sech zigjährige die Bluttat aus Eifersucht beging. AtUkktkü oom Lag». * Der Ueberschuß des 17. deut sch e B u n d e s s ch i e ß e n s. Das 17. Deut sche Bundes- und Jubiläumsschieben in Frank furt a. M. brachte einen Ueberschuß von etwa 100 000 Mark. Davon werden zur Erledigung einiger Angelegenheiten vorsichtshalber 30 000 Mark zurückgestellt, so daß etwa 70 000 Mark verfügbar sind, über deren Verwendung in den nächsten Lagen Beschluß gefaßt wird. * Neue Unterschlagungen ei nes Berliner Bankbeamten. Der Expedient einer Berliner Großbank namens Bu row ist nach Unterschlagung von 42 000 Mark spurlos verschwunden. Er hatte das Geld von einein Privatmann unter der Vorspiegelung zur Aufbewahrung erhalten, daß er als Bankbeam ter höhere Zinsen erhalte als ein anderer De positor. In Wirklichkeit hat er mit dem Gelde spekuliert und seine Verluste, wie üblich, durch hohe Rennwetten auszrtgleiche» verflicht. * E i n ft u r z k a t a st r o p h e n. Bei dem Einsturz in der Stadt Mackinney (nicht Mae Kinley) im Staate Texas wurden, wie jetzt fest gestellt worden ist, 35 Personen getötet oder ver brannt und mehr als 50 zum Teil schwer ver letzt. In dem eingestürzten Haufe befand sich eine Eisenhandlung. Ohne irgendwelche vorhe rige Anzeichen sielen die Wände plötzlich ein und auf ein nebenstehendes zweistöckiges Waren- Haus, in welchem im Augenblick der Katastrophe viele Frauei« und Kinder Einkäufe besorgten. Sofort nach dem Zusammenbruch des Hauses brach in den Trümmern Feuer aus, wodurch die Rettnngsarbeiten sehr erschwert wurden, während zahlreiche Verschüttete langsam unter der« Trümmern verbrannten. Man befürchtet, daß noch viele Verwundete ihr Leben verlieren werden. — Wie aus Seniis (Frankreich) ge meldet wird, stürzte nachts ein in dem Dorfe Vounoise liegendes Haus ein und tötete die Tochter des Besitzers, während dieser, seine Frau und zwei weitere Kinder lebensgefährliche Verletzungen erlitten. * E i u S a ch s e i » H a m b u r g er mordet und beraubt. In der verlän gerten Wendenstraße in Hamburg wurde am Sonnabendvormittag ein unbekannter junger Mann in Arbciterkleidung erwürgt und beraubt aufgefunden. Der Ermordete ist als der 20jäh- rige aus Meißen gebürtige Fabrikarbeiter Fried rich Georg Hanisch festgestellt worden, der am Freitag abend mit 20 Mark Wochenlohn seine Arbeitsstätte verlassen hatte. Geld, Uhr und Kette sind dem Mörder in die Hände gefallen. * E r d st o ß. Aus Konstantinopel wird gemeldet, daß dort Sonnabend früh ein Erd stoß von ziemlicher Heftigkeit erfolgt ist. * Eine „Zopsabschneide"-Ge- schichte. In Heidelberg kam abends ein zwölfjähriges Schulmädchen nach Hause und er zählte den Elten«, daß ihm vier Männer aus der Straße beide Zöpfe abgeschnitten hätten. Wie die polizeiliche Untersuchung ergab, hat das Mädchen, dks wegen Zuspätkommens eine Strafe befürchtet hatte, eine Freundin selbst ge beten, ihr die Zöpfe abzufchneiden, damit sie zu Hause eine gute Ausrede habe. Die beiden Zöpfe wurden auf der Straße gefunden. * Ein Konkurs mit 100 Pro zent, das ist sicher noch nicht ost dagewesen. In Celle war das dieser Tage der Fall, als im Konkurse über das Vermögen des früheren Rechtsanwalts Karl Haarmann die Schlußver- teilung genehmigt wurde. Die Summe dieser Forderungen betrug 965,50 Mark, der zur Ver teilung verfügbare Massebestand belief sich aber auf über 1000 Mk., so daß 100 Prozent zur Verteilung kommen konnten. — Glückliche Gläu biger! * Zehntausend Mark Beloh- r« u «i g. Aus Bremen meldet man: Die Be raubung der im November mit dem Argodamp fer „Schwalbe" von London aus expedierten Goldsendung nach Alexandrien bildet noch im mer Gegenstand einer eifrigen Untersuchung. Auf Veranlassung der englischen Versicherungs gesellschaft Lloyds, die den Wert der geraubten Goldsendung mit über 200 000 Mk. hat bezah len müssen, ist in Bremen ein englischer Detek tiv eingetrofsen, um Nachforschungen anzustellen. Lloyds hat auf die Ermittlung der Täter und Aufklärung zehntausend Mark Belohnung aus gesetzt. * A l p e n f l u g. Der Flieger Bielovucie hat am Sonnabend den Alpenflug von Chavez mit gliicklichem Erfolg wiederholt. Er stieg bei Brig mn 12 Uhr 5 Minuten auf und landete um 12 Uhr 30 Minuten bei Domodossola an derselben Stelle, wo Chavez seinen Tod fand. * Kirchenräuber im Autorno- b i l. Aus Recklinghausen meldet man. Nachts dl-angen Diebe, die im Automobil angekommen waren, in die Rektoratskirche zu Scherlebeck ein und zerstörten den Altar. Sie versuchten auch das Tabernakel zu öffnen, was ihnen aber nicht gelang, so daß sie sich mit einer Beute von ei nigen Flaschen Weiri und einer geringen Geld summe begnügen mußten. Die Diebe entkamen unerkannt in ihren« Krafttoagen * Hochbahn - Z u s a m m e n ft o ß. Ma» schreibt aus Newyork: Auf der Hochbahn an der dritten Avenite 34. Straße erfolgte ein Zusammenstoß, wobei Kurzschluß erzeugt wur de. Der Motorführer rar sofort tot. Viele Passagiere wurden schwer verletzt. Zwei Wag gons gingen in Flammen auf. Es erfolgte eine furchtbare Panik. Männer, Frauen und Kin der flüchteten durch die Fenster. Die Feuer wehr kam an, bevor der Strom abgestellt wer den konnte. Es mußte mit Sand gelöscht wer den. * Slernickel st r c i k t. Die Unter suchung gegen den Ortwiger Mörder ist auf ei nein toten Punkt angelangt. Sternickel verwei gert jede weitere Aussage, und es wird wohl wenigstens zum Teil von dem inzwischen durch Kriminalkommissar Nasse gesammelten Beweis material abhängen, ob es gelingt, auch die an deren Straftaten Slernickels aufzuklärcn. Wäh rend die Orlwiger Mordaffäre von den übrigen Handlungen getrennt worden ist und durch den Untersuchungsrichter Dr. Pickel in Frankfurt a. O. geführt wird, arbeitet Kriminalkommissar Nasse weiter an der Ermittlung der zurücklie genben Verbreche». M W W Mt! Vriginalroman von H. C o u r t h S-Mahler. 48s (Nachdruck verboten.) Alexander Kalnoky war, als er Elisa ver lassen hockte, nach dem Hotel zurückgekehrt. Eine Ruhe, eine StMe war in ihm, als sei das Le ben schon entwichen. Nun hatte er mit allem abgeschlossen. Nichts hielt ihn mehr zurück, den Urteilsspruch des Vaters zu erfüllen. Im Hotel angelangt, schrieb er zwei Briefe. Der erste war an Elisa gerichtet und lautete: „Meine Elisa! Verzeihe mir, daß ich Dir etwas versprach, was ich nicht halten kann. Du hättest mich nicht von Dir gelassen, wenn ich Dir das Versprechen nicht gab. Und ich muß doch mein Schicksal erfüllen. Ich kann nicht noch einmal zu Dir kommen, mein ssißes, liebes Mädchen; ein zweites Mal hätte ich wohl nicht die Kraft, Deine» heißen Bi ten zu widerstehen. Du hast mir noch ein letztes, holdes Glück geschenkt. Ich kann nun sterben mit Deinem lieben, holden Bild in meinem Herzen, mit Deinem Namen auf den Lippen. Wie ich Dich lieb«, meine Elisa! Wie gern ich mit Dir ein schlichtes, stilles Leben geführt hätte — als der bescheidene Alexander Roschnow. Allem welt lichen Glanz hätte ich freudig entsagt, um an Deiner Seite glücklich sein zu dürfen. Aber ich darf nicht. Wenn auch mein Vater jede polizeiliche Verfolgung niederschlagen wird, ' unseres Namens willen, gebrandmarkt bleibe ich doch, und mein Vater hatte recht, mir den einzigen Weg zu zeigen, den ich noch gehen darf. Lebe wohl, meine teure Elisa. Sei stark und mutig, und trage, was nicht zu ändern ist. Ich weiß, Du wirft mich nicht vergefsen. Nimm das kleine Häuschen als Andenken in Deinen Besitz. Es ist alles geregelt und das Häuschen gehört Dir. Alle übrigen Papiere, die ich Dir gab und die nun keinen Wert mehr für mich haben, sende an meinen Vater. Deine Küsse brennen noch auf meinen Lip pen, ich fühle Deine liebe, linde Hand auf meiner Stirn — das will ich mit in die Ewig keit hinübernehmen. Meine Liebe zu Dir war mein herrlichster Besitz. Mit Dir vereint wäre das Leben zu schön geworden. Es sollte nicht sein. Ich küsse Dich ei» letztes Mal. Dein Sascha." Der zlveite Brief Alexanders an seinen Va ter war noch kürzer: „Mein teurer Vater! Ick) habe Abschied ge nommen von Elisa. Nun soll Den« Urteil vollstreckt werden. Vor mir liegt ein großer See im Mondenschein. Ich hörte heute einen Hoteldiener sagen: Ter See gibt keinen Toten heraus". Das »var mir ein Fingerzeig. Wenn ich diesen Brief vollendet habe, rubere ich auf den See hinaus. Dort vollende ich, was ge schehen muß. In der Gruft von Kalnoky ist nicht Platz für einen Ehrlosen. So laß mich in diesem See die letzte Ruhestatt finden. Man wird Dir melden, daß ich bei der Bootsfahrt ertrunken bin. Daß ich zuvor mit einer Kugel mein Herz durchbohrte, wird niemand erfah ren. Der See deckt das Geheimnis, hoffent lich auch das meiner Schmach. Noch einen letzten Gruß an Euch, noch eine heiße Bitte um Verzeihung. Dein reuiger Sohn Sascha." Alexander adressierte und siegelte die beide,« Briefe. Dann schrieb er noch auf einen Zettel: Alle meine Sachen sind zu senden an den Fürsten Iwan Kalnoky in Petersburg. Beiliegende Sum kV«* me bitte ich an das Hotelpersonal zu verteilen nach Abzug des Bettages, den ich schulde. Alexander Kalnoky. Diese» Zettel steckte er in ein Krrvrrt Md versah dies mit den« Nanren des Hotelbesitzers. Dann legte er es mitten auf den Tisch, daneben sein Portefeuille, in dem außer dem Geld mir noch eine Visitenkarte von ihm enthalten war. Dan» verließ er sein Zimmer und schloß es ab. Den Schlüssel übergab er dem Portier und gab ihm Weisung, ei» Ruderboot für ihn slott ma chen zi« lassen, da er noch eine Stunde aus den See herausrudern wolle. Der Portier ries den Bootsdiener herbei, dei soeben sein Abendessen verzehrte. Er hatte nicht darauf gerechnet, dabei gestört zu werden, denn des Abends pflegte zu dieser frühen Jahreszeit niemand mit dem Boot hinauSzufahre». Ale xander trat vor dos Hotelportal. Gleich neben der Tür befand sich ein Briefkasten. Da hinein warf er die beide» Briefe an E.isa und an sei nen Vater. Tani« giiH er durch das Vestibül zurück nach dein Hinteren Ausgang. Langsam durchkreuzte er den leeren Restauration sgarten, in dem nur wenige Laternen ein mattes Licht verbreiteten. Arn Bootssteg war der. Diener damit be schäftigt, ein schlankes Boot mit istudern auszu- rüsten und von der Kette zu lösen. Alexander schritt aus den schmalen Steg hin aus und stieg in das Boot. „Wenn der gnädige Herr zurückkommen, bitte die Glocke zu ziehen. Ich habe im Haufe zu tun und kann nicht stier draußen warten", sagte der Diener. „Es ist gut. Ich werde vielleicht etwas länger auSbleiben", antwortete Alexander mechanisch. „Es ist kühl draußen, gnädiger Herr, kein Boot ist »«ehr auf dem Dee." „Um so besser", murmelte der junge Fürst und setzte hastig die Ruder ein. Still und friedlich lag der See im Monden schein. Zuweilen verhüllte» dmikle Wolken eine Weile die Monderischeibe. Weck hinaus ruderte Fürst Alexander, ganz ruhig und gleichmäßig. Als er etwa die Mitte des Sees rrreicht l^tte, zog er die Ruder ein und ließ das Book auf dem mäßig bewegten Wasser treibe». Den Kopf in die Hand gestützt, saß er lange in Gedanke» versunken. Und sein Auge suchte das ferne User ab, ob er das kleine Doktorhäuscheii nicht fand. Endlich hatte er es entdeckt. Ein einsames Licht leuchtete von dort zu ihm herüber. Ob es ü« Elisas Zimmer brannte? Er dachte ihrer in heißer Liebe und Zärtlichkeit. Dann hörte er von der Stadtkirche her zehn Glockenschläge über das Wasser schallen. Da rich tete er sich langsam auf und erhob sich. Sei» Blick grüßte noch einmal das einsame Licht im Doktorhäu scheu. „Meine Elisa — Gott schütze Dich", sagte er halblaut vor sich hin. Schnell zog er die Pistole aus der Brust- tasche. Hart an dem Rand des Bootes trat er auf die Bank, so daß es sich tief auf der einen Seite ins Wasser senkte. Er mußte erst das Gleichgewicht wieder Herstellen. Dann setzte er die Mündung der Waffe auf seine Brust, in der Gegend des Herzens. Ein leiser Druck — ei» schwacher Knall — und ein zitternder Rus unterbrachen die Stille aus dem See. Dann schlug ein schwerer Körper klatschend ins Wasser. Es spritzte hoch cnrf. Das leere Boot schlug um, als wollte es das Grauenvolle decken. Es trieb wie ein Sarg auf dem Wasser. (Fortsetzung folgt.)
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