Volltext Seite (XML)
Bus dem Beicht. Die Kaiserin in Braunschweig Gestern mittag 12 Uhr 35 Mn. ist die Kaiseri n, mittels Sonderzuges von Wild park kommend, in Braunschweig cingetrossen und von dem Herzogspaar auf dem Bahnhof empfangen worden. Die Herzogin überreichte der Kaiserin einen prachtvollen Flie- derstrauß. Die hohen Herrschaften fuhren sofort nach der Ankunft nach dem Schlofft. In den Straßen hatte sich ein zahlreiches Publikum angesammelt, das die Fürstlichkeiten begrüßte. Die Abreise der Kaiserin ist auf Dienstag vor- mittag festgesetzt worden. Wieder ein deutscher Ballon von Grenz» kosaten beschossen. Während die unliebsamen Zwischenfälle bei der Landung deutscher Luftschiffer auf franzö sischem Boden in den letzten Monaten seltener geworden sind, ist es noch immer mit Lebens gefahr verbunden, die russische Grenze zu über fliegen oder im Bereich des tschechischen Kultur volkes zu landen. Nn sehr charakteristisches Abenteuer hatte in diesen Tagen der sächsische Freiballon „Limbach" zu bestehen. Der dem Limbacher Verein für Luftfahrt gehörende Ballon war am 20. Dezember in Bitterfeld unter Führung des Herrn Apfel-Leipzig zu einer Wettfahrt aufgestiegen. Von heftigen Winden getrieben, gelangte der Ballou nach der russi schen Grenze. Als er dort landen wollte, wurde er, noch über deutschem Boden, von Grenzkosaken beschossen. Der Ballon ge riet in einen förmlichen Kugelregen, und der Führer sah keine andere Rettung, als Ballast zu geben und höhere Luftschichten aufzusuchen. Rasch stieg der Ballon, und gar bald war er außer dem Bereich der russischen Kugeln. In der Nähe von Dobra wurde dann gelandet. Beide Ballon-Insassen wurden sofort festgenom men und waren gezwungen, den ersten Weih nachtsfeiertag in russischer Haft zuzuhringen. Erst auf wiederholte Beschwerden wurden die Luftschifser nach dem erster! Feiertag nachts 3 Uhr freigelassen. Herr Apfel hat sofort Mel dung des Vorfalles beim Deutschen Luftfahrer verband erstattet. Es ist allerdings offiziell verboten, mit Freiballons die russische Grenze zu überfliegen erst vom 1. Januar an ist es wieder erlaubt — aber es ist doch unerhört, daß russische Grenz kosaken aus einen vom Winde verschlagenen, noch dazu über deutschem Gebiet befindlichen Ballon ohne weiteres ein Schnellfeuer eröffnen. Es. wäre sehr wünschenswert, daß der Deutsche Luftfahrertierband diese kofakische Schießübung nach lebenden Zielen nicht auf sich beruhen läßt, sondern sich mit einer energischen Beschwerde an das Auswärtige Amt wendet, um dieses zu veranlassen, in Petersburg nachdrückliche Vor stalbungen gegen diesen Unfug zu erheben. Viel leicht lädt unser Botschafter in Petersburg bei dieser Gelegenheit ein paar Herren der russischen Regierung ein, sich einmal persönlich an einer solchen Ballonfahrt über die russische Grenze zu beteiligen, damit sie am eigenen Leibe erfah ren, wie mau sich als Zielscheibe von Geweh ren der Herren Grenzkosaken fühlt. Vielleicht nützt das endlich. Grund zu einem Einschrei ten ist vollauf gegeben, denn Artikel 3 der Reichsverfassung sagt in seinem sechsten Absatz:! „Dem Auslande gegenüber haben alle Deutschen! gleichmäßig Anspruch auf den Schuy des Rei ches." Kein Altentatsversuch auf einen Zaberner, Posten. ! Wie aus Zabern gemeldet wird, hat die amtliche Untersuchung nunmehr ergeben, daß die am Freitag abend in der Dunkelheit gefallenen Schüsse nicht von diesseits des Kanals an der Schloßkaserne kamen, sondern zweifellos auf der anderen Seite des Bassins gefallen sind, wie zu verlässig feslsteht, von einem dort befindlichem Holzlager aus, das etwa 125 Meter entfernt' ist. Vier Leute haben ausgesagt, daß sie gegen' Uhr abends von diesen! Holzlager her zwei Schüsse gehört und auch den Feuerschein wohl gesehen haben. In Anbetracht der Entfernung und der herrschenden Dunkelheit war es also gar nicht möglich, den jenseits des Kanals an der Schloßmauer patrouillierenden Posten zu sehen. Es ist ganz ausgeschlossen, daß der Posten un ter solchen Umständen vom Holzlager aus hätte getötet werden können. Von einem Attentat auf den Posten kann somit keine Rede sein. Ein Disziplinarverfahren gegen den Zaberner Kretsdtrektor Der „Straßburger Post" zufolge Hal der Kreisdirektor von Zabern ein Disziplinarverfah ren gegen sich selbst beantragt, um gegenüber den Angriffen wegen Versagens der Zivilbehörde den wahren Sachverhalt aufzuklären. Das Ministerium hat dem An trag stattgegeben. Vezugs-Emladung. Am 1. Januar 1914 tritt unser »WenW-ElMWkl WMll" MWM in seinen 64. Jahrgang. AuS kleinen Anfängen heraus hat es sich im Laufe zweier Menschenalter zur SWMil mW mm SeM entwickelt und ist Tausenden von Familien in Stadt und Land ein treuer Freund und Berater geworden. Es bedarf keiner besonderen Hervorhebung, daß unser Blatt seit Jahren das reichhaltigste und umfänglichste aller in unserer Gegend erscheinenden Organe ist und daß es nicht nur in Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, sondern auch in Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Wüstenbrand, Meinsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Reichenbach, Tirfchhetm, Grumbach und Kuhschnappcl die MMW Mi MM AM ist Aber nicht nur auf diese Orte beschränkt sich der Leserkreis unseres Blattes. Auch in Callenberg, St. Egidien, Erlbach, Kirchberg und Lugau haben wir zahlreiche Abonnenten, die jahraus jahrein unser Blatt hallen und aus ihm sich unterrichten. Auch fllr das neue Jahr 1914 bitten wir nicht nur unsere alten Freunde, uns treu zu bleiben, sondern laden auch recht viele neue Leser zum Bezüge unseres Blattes ein. Neben der wöchentlich zweimal erscheinenden Unterhaltungsbeilage, die sich, wie uns von allen Seiten überemstimmend gesagt worden ist, des unge teilten Beifalls unserer Leser erfreut, und den kirchlichen Mitteilungen, die gleichfalls allseitig gern gelesen werden, werden wir vom 1. Januar an noch eine illustrierte Landwirtschaftliche Beilage unserer Zeitung monatlich einmal einfügen, die sicherlich nicht nur bei unseren Land wirten, sondern auch bei Gartenbesitzern und jedem Freund der Natur Beifall finden wird. Um unseren Lesern für billiges Geld außerdem noch eine gediegene Lektüre bieten zu können, haben wir seit einigen Wochen allen Abonnenten Gelegenheit ge boten, auf den neuerscheinenden „Buch-Koman' zu abonnieren. Der „Buch-Roman" ist eine Roman-Wochenschrlft, welche sich zu einem schönen Buche von bleibendem Wert vereinigen läßt. Zu jedem 10—20 Wochenhefte umfaßenden Roman wird nämlich eine elegante, goldgeprägte Leinen- Einbanddecke umsonst geliefert. Bis jetzt haben mehr als 500 Leser unseres Blattes von diesem Anerbieten Gebrauch gemacht und täglich laufen noch Nachbestellungen ein. flus dem Nuslandk. j Der 7V. Geburtstag Carme» Sylvas. Königin Elisabeth empfing den österreichisch-ungarische^ Gesandten Grasen v. Czernin in Audienz, der ihr das zum 70. Ge burtstage vom Kaiser Franz Joseph verliehene Großkreuz des Elisabeth-Ordens und ein i allerhöchstes Glückwunschschreiben überreichte. So- dann empfing die Königin die Vertreter der bei den Schutzmächte der evangelischen Kirchenge meinde, den Vorstand dieser Gemeinden, sowie Vertreter des männlichen und weiblichen Lehr- körpers der deutschen Schulen. Ein deutscher Knaben- und Mädchen-Chor, sowie ein Schüler- Orchester brachten der Königin ein Ständchen, worauf der Präsident der Kirchengemeinden der Kömgin eine Adresse überreichte. Darin wird ihr mitgeteilt, daß die Kirchengemeinden eine Stiftung mit dem Namen Königin-Elisabeth- Stiftung gegründet haben, deren Erträgnis für eine dauernde Freistelle am Mädchenpensionate der evangelischen Gemeinde bestimmt ist. Dann folgte unter Führung des Protektors Grafen Czernin das Präsidium des Oesterreichisch-Un- garischen Hilfsvereins, dessen Präsident Freiherr v. Bornemisza der Königin eine Adresse über reichte, in der mitgeteilt wird, daß der Verein zum Geburtstage der Königin eine Stiftung errichtet habe, deren aus einem Kapital von 20 000 Kronen sich ergebenden Zinsen zur Unter stützung von Armen jeder Konfession bestimmt sind. Nachmittags fand ein feierlicher Gottes dienst in der evangelischen Kirche statt, dem der deutsche und der österreichisch-ungarisch^ Gesandte, oie Herren der beiden Gesandtschaften und Kon sulate, sowie die Mitglieder der beiden Kolonien beiwohnten. Besugttifse der französischen Mtlttärmtfsion in Griechenland Aus Athen wird dein Pariser „Axcelsivr" ge meldet, daß General Eydoux und die ihm unter stehenden französischen Offiziere gegenwärtig in folge Vermehrung ihrer Befugnisse einen weit größeren Einfluß auf die griechische Gesamtarmee ausüben als früher. Alle grie chischen Offiziere, die Karriere machen wollen, müßten entweder in dem von General Eydoux kommandierten Armeekorps oder bei den von französischen Offizieren geleiteten macedonischen Modellabteilungen von Kavallerie, Artillerie oder Genie Dienst getan haben. General ElOoux, der früher nur einmal wöchentlich zum Spezial bericht zum König zu-gelassen wurde, habe infolge besonderer Ermächtigung jetzt das Recht, ohne besondere Anmeldung jederzeit Zutritt zum König zu haben. Eydoux beabsichtige, die ge samte Wehrmacht Griechenlands aus eine halbe Million waffentragender Manner W bringen. Er habe nicht nur den Oberbefehl über das Athener Armeekorps, sondern auch die Befug nis, die übrigen Truppentörper zu besichtigen. Die Franzofen würden sich wahrscheinlich sehr wundern, wenn innerhalb des Dreibundes eine ähnliche Hetze gegen die Mililärtnission be ginnen würde, wie sie von der Tripelentente gegen die deutsche Mission in der Türkei insze niert worden ist. Die Prozetzverhandlung gegen Oberst v. Reuter. Die vor dem Gericht der 30. Division in Straßburg stattfindende Verhandlung gegen O b e r st v. Reuter und L e u t- nant Schad ist nunmehr endgültig aus den 5. Januar, vormittags 9 Uhr angesetzt und fin det im Straßburger Juftizgetäude am Fink mattstaden statt. Die Verteidigung der beiden Angeklagten hat Rechtsanwalt Dr. Grossart über nommen. Erzberger und Gröber in der Zentrumsversammlung. In einer in U l in abgehaltenen, sehr stark besuchten Zentrumsversammlung sprach Reichs- tagsabgeordneter Erzberger über die poli tische Lage, wobei er betonte, daß ohne die We,hrvorlagc das Jahr 1913 nicht so friedlich zfi Ende gegangen wäre. Diese habe aber den anderen Mächten Respekt vor Deutsch land eingeflößt, weil wir dadurch in die Lage versetzt werden, die Mobilmachung so zu verkürzen, daß wir im Falle eines Angriffs sofort die Walstatt auf den Boden des Gegners legen können. Bei Besprechung der Zaberner Affäre erklärte er ferner, daß die So^he noch lange nicht erledigt sei, daß vielmehr das, was bisher geschehen ist, erst der Anfang großer poli tischer Kämpfe sei. Nach Erzberger sprach Reichstagsabgeordnetev Gröber, der die ener gische Forderung der Zulassung sämtlicher katho lischer Orden in Deutschland bezw. Württem berg stellte. koloniales. Fleischkonserven aus Deutsch- Südwestafrita. Der „Tägl. . .undsch." zufolge ist vor kur-, zem in Karibik in Deutsch-SüdwesLafrika eine Fleischkonservensabrik in Be trieb genommen worden, und es ist jetzt die erste Probesendung von Rindfleisch konservcn im Gewichte von 10E0 Kilogramm nach Deutschland abgegangen. Sowohl das Reichskolonialamt wie das Reichsmarineamt sind hiervon benachrichtigt worden. Es wird gehofft, daß mit der Marineverwaltung ein Abschluß erzielt wird. In der Konservenfabrik wird die Fleischbeschau genau nach den Vorschriften des deutschen Gesetzes ausgeübt, und der Betrieb steht unter der ständigen Kontrolle des Regie rungsarztes und des Regierüngstievartztes. Das Rindfleischfabrikat wird aus erstklassigen deutsch südwestttsrikanischen Rindern hergestellt und ent spricht in der Qualität deni von den deutschen Armee-Konservenfabriken hergestellten Büchsen- flcifch. Der Schlachtviehüberfchutz für DeMfch- Südwestafrika ist schon jetzt völlig ausreichend, um den Bedarf einer Konservenfabrik zu decken. Die Fabrik ist darauf angewiesen, die Konser ven auszuführen, da der Bedarf an Rindfleisch- konserven im Schutzgebiete nur gering ist. Es scheint daher notwendig, für die Konserven ein Ausftchvgebiet zu suchen, in dem ein Wettbei werb mit den billigen australischen und argen tinischen Fleischkonserven nicht in Bettacht kommt. Deutsche Offiziere für Paraguay. Die Republik Paraguay steht seit einiger Zeit durch ihren Berliner Generalkonsul Ludwig Rehwinkel mit der Kaiserlich Deutschen Regierung wegen Ueberlassung von deutschen Jn- struktionsofsizieren für ihr Heer in Unterhand lungen, die numehr zu einem definitiven Ab schluß gekommen sind. Es gehen acht deut - sche Offiziere der verschiedenen Waffen gattungen unter vorteilhaften Bedingungen als Instrukteure zunächst init einem Kontrakt für drei Jahre nach Paraguay, und sobald die Aus wahl der Offiziere getroffen und die Kontrakte gezeichnet sind, wird die Militärmission unter Führung des Missionschefs die Reise nach Pa raguay antreten. Die Republik Paraguay ist schon seit Jah ren wie das benachbarte Argentinien und Chile von dem Wunsche beseelt, ihr Heer nach deut schem Muster umzugeftalten, und sandte bereits vor etwa acht Jahren drei ihrer begabtesten Of fiziere nach Deutschland, die hier im deutschen Heere einige Jähre Dienst getan und viel ge lernt haben. Nach ihrer Heimat zurückgekehrt, sahen sie aber bald ein, daß sie allein das ge steckte Ziel nicht erreichen könnten, und nahmen daher zunächst einige inaktive, frühere deutsche Offiziere, die sich drüben meldeten, für die para- guaysche Armee an. Aber diese entsprachen lei ser nicht den gestellten Anforderungen, und des halb entschloß man sich jetzt, bei der Kaiser lichen Regierung wegen einer osfizi «eilen Militärmifsion vorstellig zu werden. Wie Rußland seine Wehrkraft stärkt. Soeben ist ein Armeebefehl des Zaren ver- öffentlicht worden, demzufolge die Reser visten, die sonst gegen Ende November ent- lassen werden, bis zum April bei den Kah-