Volltext Seite (XML)
überaus g sagen Zalke. Wnßem-EmHckl TaMI Tlnntsblcrtt. Nr. 301. Dienstag, den 30. Dezember 1913. Zweites Blatt. M111M«. 30. Dezember 1813. Napoleon erhält den Bericht über die Sitzung der Deputierten und den dort gefaßten Beschluß: Laines den Frieden fordernde Rede durch Druck veröffentlichen zu lassen. Er läßt daraufhin die Eingänge zur Deputiertenkammer schließen und mit Wachen oesetzen, welche die zu einer neuen Sitzung erscheinender Abgeord neten zurückweisen. Zugleich beruft er den Staatsrat, legt ihm einen Korrekturbogen des Sitzungsberichtes vor, den er als „Pamphlet des Aufruhrs" bezeichnen müsse, und beschuldigt die Deputierten, sich das Auftreten des Wohlfahrts ausschusses vorn Jahre 1793 zum Vorbilde ge wählt zu gaben. Am schlimmsten erging es am 1. Januar den Deputierten, die gekommen wa ren, dem Kaiser ihre Neujahrswünsche zu über bringen. Ohne ihren Sprecher selbst zu Worte kommen zu lassen, schritt der Kaiser mit zu sammengezogenen Augenbrauen auf sie los und fuhr sie an: „Ihr habt Leute unter Euch, wel che Englano, dem Ausland ergeben sind. Elf Zwölftel von Euch sind gut, die anderen sind Ränkemacher. Kehrt in Euve Departements zu rück; ich werde diejenigen im Auge behalten, welche böse Absichten haben. Nicht in dem Augenblicke, wo die Fremden in Frankreich ein- rückrn, wo die Kosaken im Begriff stehen, unsere Ebenen zu überschwemmen, muß man mir Vor haltungen machen. Man hat Ironie zu den Vorwürfen hinzugesügt Bin ich dazu da, um erniedrigt zu werden? Ihr verlangt von mir Zugeständnisse, welche selbst unsere Feinde nicht verlangen würden." Napoleon glaubte eben im mer noch an seinen Stern. Aus dem Seicht. Der Borstmrd des deutschen AerztevereinS' bundes und der FrtedenSschlutz mit den Krankenkassen. Am gestrigen Sonntag vormittag hat in den Räumen der alten Handelsbör'se in Leipzig die entscheidende Sitzung des Geschäftsausschus ses des Deutschen AeWevereinsbundes und des Vorstandes des Leipziger Aerzteverbandes statt gefunden, und zwar dauerte die Sitzung von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 5 Uhr. Zunächst berieten die Mitglieder des Beibaies und die Vertrauensmänner des Leipziger Ver bandes, an der Vertreter aller Verbünde im Deutschen Reiche teilnahmen. Die Sitzung hatte einen sehr lebhaften Verlauf und war durch sehr erregte Debatten ausgefüllt. Eine erhebliche Minderheit trat für die Fortführung des Kamp fes ein und machte dabei geltend, daß noch günstigere Bedingungen zu erreichen seien. Zur Entscheidung stand lediglich die Annahme oder Ablehnung der unter Leitung der Reichsregie rung am vorigen Dienstag im Reichsamt des Innern vereinbarten und öffentlich bekannt ge gebenen Bedingungen, die die Grundlage für einen endgültigen Friedensschluß zwischen den Rechten und den Krankenkassen bilden sollten. Gegen den Widerspruch einer immerhin erheb lichen Minorität entschied sich die Majorität bei der Abstimmung für die Berliner Ab- in achun g. Nach Annahme dieser Friedens bedingungen durch den Beirat und die Ver- träuensmänner hat alsdann der Geschäftsaus- fchutz des Deutschen Aerzrevereinsbundes und der Vorstand des Leipziger Wirtschaftlichen Ver bandes jenen Bedingungen endgültig seine Znstimmu n g erteilt. Fürstin Leopold v Hohenzollern f. Wie man aus Sigmaringen meldet, ist die F ü r st i n Leopold von Hohenzol lern, geborene Infantin von Portugal, 68 Jayre alt, nach längerem Leiden aus dem Leben geschieden. Die Fürstin wurde am 17. Februar 1845 als Infantin von Portugal ge boren und vermählte sich am 12. September 1861 mit dem damaligen Fürsten Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen. Dieser Ehe sind drei Söhne entsprossen, der jetzige Fürst Wil helm von Hohenzollern-Sigmaringen und seine jüngeren Brüder, die Prinzen Ferdinand und Karl. Die Fürstin-Mutter Antonia war, wie seinerzeit berichtet, im November d. I. an einer- schweren Lungenentzündung erkrankt, hatte sich aber von diesem Leiden wieder so ziemlich er holt. Jetzt scheint ein plötzlicher Rückfall ihrem Leben ein Ende bereitet zu haben. Beschießung eines Wachtpostens in Zaber«. Wie aus Zabern gemeldet wir-, wurden am Freitag abend auf einen im inneren Hose der Schloßkaserne stehenden Posten des Wacht- kommandos vom sächsischen Infanterieregiment Nr. 105 zwei scharfe Schüsse von einer außenstehenden Zivilperson abgegeben, die sofort nach den Schüssen weglief. Eine Feststellung des Täters konnte nicht erfolgen. Die Angelegenheit ist sofort der Staatsanwaltschaft übergeben wor den. Der Kreisdirektor hat eine Belohnung von 600 Mark auf die Ergreifung des Täters ausgesetzt. Wie sich nach der inzwischen erfolgten ge richtlichen Feststellung herausstellt, ist die An nahme eines Anschlages auf den Posten an der Kaserne durch scharfe Schüsse ausgeschlos sen. Es scheint sich lediglich um einen Buben ¬ streich zu handeln, darauf berechnet, die Wache zu foppen. Die Luftfahrt im fächsifchen Staatshaushalt Für die Förderung des Luftfahrerwesens sind im Staatshaushalt des Königreichs S a ch- s e n für das Jahr 1914 12 000 Mark als all gemeine und unvorgesehene Ausgaben im Ge schäftsbereiche des Ministeriums des Innern eingestellt worden. In der Begründung des Postens wird mit Recht darauf hingewiesen, daß die Luftfahrt in ihrer fortschreitenden Entwick lung immer mehr an allgemeiner Bedeutung gewinnt, so daß auch der Staat in Rücksicht auf die beteiligten Volkswirts chaft- lichen Interessen sowie vom Stand- punkte des Verkehrs, der öffentlichen Sicherheit und der Landesverteidigung auch sei nerseits auf eine angemessene Förderung der Luftfahrt bedacht sein muß. Ausreife des Kreuzers „Dresden" nach Mexiko: Der deutsche Turbinenkreuzer „Dresden" hat von Kiel die Ausreise nach den mexi kanischen Gewässern angetreten. „Dresden" löst den Kreuzer „Bremen" aus der amerikanischen Station ab und bleibt dort, bis der neue Kreu zer „Karlsruhe" seine Probefahrten beendet hat und dauernd die Station besetzt. Die Austritte aus der preußischen Landeskirche. Wie der „Nationalztg." aus richterlichen Kreisen mitgeteilt wird, sind die Berliner Amtsgerichte zurzeit mit der Behandlung von Erklärungen zwecks Austritts aus der Landes kirche förmlich überlastet. Allein heute hätten ge gen 8000 Personen ihren Austritt erklärt. In diesem Monat seien bis zum 23. Dezember g e- gen 17000 Austritte erfolgt. koloniales. Di« Mordtat in Neu Mecklenburg. Wie halbamtlich bekanntgegeben wird, tele graphierte der Norddeutsche Lloyd dem Reichs- koloniaSamt, .daß der gleichfalls von Eingebore nen in Neu-Mecklenburg ermordete Begleiter des Oberförsters Deininger der Forstassesso r. Kempf gewesen ist. Aus dem Nuslande. Die deutsche Militärmisston in der Türkei. Aus Konstantinopel, 27. Dezember, wird geschrieben: Der zur deutschen Militärmission gehörige Oberstleutnant Perri n et v. Thau vena y wurde zum Chef der ersten Abteilung des Großen Generalstabes, Oberstleutnant von Feldmann zum Chef der zweiten Abteilung er nannt. Der bisherige Chef der ersten Abteilung Oberst Feizi-Bei ist aus Gesundheitsgründen ausgeschieden und Lehrer an der Kriegsakade mie geworden. Nach einer Meldung des „Temps" aus Kon stantinopel bestehen gegenwärtig in der Ange legenheit Liman v. Sanders zwischen Deutsch land und Rußland keine anderen Diffe renzen mehr als die, daß man in Petersburg das sofortige Inkrafttreten der getroffenen Ab machungen wünsche, während man in Berlin einen vierwöchigen Aufschub für zweckmäßig halte. Die Hauptpunkte der Vereinbarung wer den wie folgt zufammengefatzt: General Liman erhält als Mitglied des obersten Kriegsrates und Generalinspekteur der Militirbildungsanstalten das Verfügungsrecht über alle Triuppen der Hauptstadt zur praktischen Anwendung seiner Ausbildungsmethode. Von den dienstlichen Ob liegenheiten eines Armeekorpschefs ist Liman v. Sanders befreit. Für Adrianopel soll ein in ottomanische Dienste tretender deutscher Gene ral mit allen Obliegenheiten eines Armeekorps chefs ernannt werden. Von irgendwelchen Kom pensationen, die Rußland beansprucht oder er halten hätte, wird nichts berichtet. Der 70. Geburtstag der Königin Elisabeth von Rumänien. Am heutigen Montag vollendet R u in ä- niens geistvolle Königin ihren 70. Ge burtstag. An der Seite ihres Gatten, des Hohenzollern, hat Königin Elisabeth den Werdegang des Volkes von den Anfängen -er Unmündigkeit mit durchlebt bis zur Höhe der staatlichen Reife, und bis zur Entfaltung und Behauptung einer politischen Macht, die im Ver lauf des zweiten Balkankrieges schwer und voll gültig in die Wagschale gefallen ist. Königin Elisabeth, die Dichterin Carmen Sylva, ist als Tochter des Fürsten Hermann zu Wied- Neuwied am 29. Dezember 1843 auf dem Schlosse Monrepos tei Neuwied geboren. Am 15. November 1869 vermählte sie sich mit dem damaligen Fürsten, jetzigen König Karl dem Ersten von Rumänien. Die reiche Frucht ihres dichterischen Schaffens, das sie auch — wieder belebend und anregend — in den Dienst der rumänischen Volkspoesie stellte, fand eine äußere Ehrung und Anerkennung in der Ernennung der Dichterfürsten zum Dr. h. c. der Universi täten St. Petersburg und Budapest. Für Rumä nien iit die Königin aber weniger die Dichte rin als -ie Dkutter des Landes. Sie hat mit liebevollem Verständnis die Volksfürsorge ge pflegt und entwickelt. Ihre hilfreiche und sor gende Hand förderte die Ausbildung der Haus« M MsllssM Mills Roman von H. Courths-Mahler. 6f «Nachdruck verboten.' Eine Welle schwiegen sie beide, Vann sagte Käthe Plötzlich zu Marianne: „Gott, das weißt Du doch, weil ihm das Erbe seines Onkels verloren ging. Dieser hatte ihn in der Erwartung aufwachsen lassen, daß er ihm sein Vermögen und ein großes Gut in Schlesien hinterlassen würde. Da sich das zer schlug, nahm er den Abschied als Offizier. Weil fein Onkel nun euren natürlichen Erben hatte, war er auch zu stolz, eine Zulage von ihm an« zunehmen. Was sollte er nun tun? In seinem halbverfallenen Schloß Haufen? Grund und Bo den besaß er längst nicht mehr, wenn Du nicht das Stück Garten hinter dem Schloß als solchen bezeichnen willst, wo der alte Gottfried für sich und seine Frau den Küchenbedarf an Gemüse zieht. Davon konnte er nicht satt werden. Au ßerdem hatte er sich in den Kopf gesetzt, daß es Anstandspflicht sei, für die beiden alten treuen Diener zu sorgen, die im Dienste seiner verstor benen Eltern alt und schwach geworden waren. So überließ er ihnen das alte Schloß als Woh- nung mit den, Stückchen Gartenland und ging in die weite Welt. Er hoffte draußen sein Glück zu machen. Lieber Gott — als ob dazu nur ein paar gesunde Arme und der Wille zur Ar beit gehörten! Wie bald mag er eingesehen haben, daß der Kampf ums Dasein gar schwer ist. Nun — nach zehn Jahren kehrt er heim — arm wie zuvor, wenn auch ungebrochen." „Was wird er nun beginnen?" „Ja, Kind, wie soll ich das wissen? Er hatte noch kaum drei Worte mit mir gesprochen, als Du kamst. Von Ausruhen sprach er." „Will er für immer hier bleiben?' „Auch das weih ich nicht. Vielleicht hat er soviel erworben, daß er in dem alten Bau ein bescheidenes Leben führen kann. Billiger als hier könnte er sich anderswo sein Leben kaum einrichten. Vielleicht will er aber auch nur fri sch« Kräfte sammeln zu einem neuen Ausflug in die Welt. Jedenfalls ist er sehr zu bedauern. Und wir wollen ihn sehr gut ausnehmen und ihm herzlich entgegenkommen, daß ihm seine Armut nicht so fühlbar wird. Denn siehe, meine liebe Käthe, so wie ihm, oder noch viel schlech ter, hätte es uns auch gehen können. UnL das wollen wir nicht vergessen, nicht wahr?" „Nein, gewiß nicht", antwortete Käthe zer streut. Sie dachte an Hans v. Rehdorfs stolze imponierende Erscheinung. War das ein Mann, den man bedauern mutzte? Sah er aus, als ob er sich würde bemirleiden lassen? Nein, sein. Blick war so stolz und frei — und er war ein! Mann. Ob arm, ob reich — ein Mann wie er würde das Schicksal meistern. Es kam ihr gcir nicht zum Bewutztsein, welch eine hohe Meinung sie von ihm hatte. Immerfort mußte sie an ihn denken. Aber auch Mariannes Gedanken beschästigten sich mit dem Heimgekehrten und trotz Käthes Ermahnungen spielte ihr leichtsinniges Gemüt schon wieder mit dem Gedanken an einen amü- sanken Flirt mit ihm. Die Schwestern waren inzwischen aus den« Park herausgetreten. Vor ihnen lag ein großer- freier Platz, der mit kurzgeschorem Rasen be deckt war. Einige künstlerisch angelegte Blumen rabatten schmückten ihn. Dieser Rasenplatz lag vor dem Wolliner Herrenhause. Das war ein sehr großes zweistöckiges Gebäude arrs einer stil losen Epoche. Der jetzige Besitzer, Kurt Limbach, hatte es, als er es übernahm, ausbauen und mit einer neuen Fassade versehen lassen. Der Baumeister hatte versucht, dieser Fassade einen feudalen An strich zu geben. Mit Sandsninornamenten, Er kern und Türmen yatte er denn auch eine ganz dekorative, malerische Wirkung erzielt. Nur durfte man nicht einen streng künstlerischen Maßstab an legen. Stillos war das Gebäude auch jetzt noch. Immerhin präsentierte es sich recht imposant, wenn es auch viel mehr einem modernen Miet palast in einer Großstadt glich, als einem alten Adelssitz. Breite, blumengeschmückte Terrassen und eine mächtige, feudale Freitreppe, die von zwei Rossebändigem in Sandstein flankiert > wurde, wirkten sehr pompös. Man merkte, der Besitzer liebte den Prunk und Lonnie sich diese Liebha berei etwas kosten lassen. Früher hatte sich ein großer Wirtschastshof anstelle des Rasenplatzes bekunden. Ställe und Scheunen hatten ihn eingezäunt. Das war jetzt alles verschwunden. Die baufälligen Wirtschafts gebäude waren niedergerissen worden. Dafür war nördlich hilnter dem Park bin neues Pachtzgut entstanden, auf dem der Pächter Limbachs mit seiner Familie lebte. Dieser Pächter betrieb die Bewirtschaftung des Wolliner Gutes. Kruck Lim bach war durch seine Geschäfte viel zu sehr in Anspruch genommen, um sich mit der Landwirt schaft befassen zu können. Der Pächter war sehr tüchtig und umsichtig, zahlte pünktlich seine Pacht und lieferte alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse direkt oder von der auf dem Vorwerk befindlichen Meierei in vorzüglicher Beschaffenheit in das Herrenhaus, so viel da gebraucht wurde. Sonst bestand kein Verkehr zwischen Pächter und Gutsherm. Als die Schwestern vor der Freitreppe an- - gelangt waren, trat ein breitschultriger mittel- ' großer Herr von vielleicht vierzig Jahren aus einer der ins Haus führenden Glastüren auf die i Terrasse und kam ihnen schnell entgegen. Sein frisches, rundes Gesicht mit dem gutmütigen ' Ausdruck zeigte etwas derbe Züge. Trotzdem ' machte es einen sympathischen Eindruck. Es lag ! ein fast jugendhaft glückliches Lächeln aus sei« ! nem Gesicht,, und dieses Lächeln, das oft von einen! lauten frohen Lachen abgelöst wurde, ' wirkte ansteckend auf jeden Menschen, mit dem Limbach in Berührung kam. „Kommt Ihr endlich, Ihr Landstreicher!" ' ries er den Damen fröhlich zu und bemächtigte sich dann der Hand seiner schönen Frau, die sr immer wieder zärtlich an seine Lippen zog. ! Seine Augen strahlten dabei glücklich in die i ihren. „Hast Du aus uns gewartet? Bist Du ! schon lange wieder zu Haus?" fragte Marianne, j sich lächeln- seine Zärtlichkeiten gefallen lassend und sich müde in seinen Arm hängend. „Höchstens ein Viertelstündchen, mein Ma- riannchen, aber Du weißt, wenn Du nicht da bist, fehlt mir etwas." „Ich dachte, Du kämst erst später heim, sonst hättest Du mich gefunden." „Es soll ja kein Vorwurf sein, Herzensschatz. Und nun bist Du ja da. Bist wohl sehr müde? Sicher bist Du zu weit gelaufen. Käthchen, Du sollst es doch nicht zulassen, daß Marianne sich übermüdet. Es bekommt ihr immer so schlecht." Käthe lachte ihn aus. „Ach geh, Kurt. Marianne ist gar nicht so müde. Aber sobald sie Deiner ansichtig wird, erwacht in ihr das Bedürfnis, sich von Dir ver hätscheln zu lassen." Limbach drückte zärtlich und beglückt den Arm seiner Frau. „Ist das wahr, Mariannchen? Läßt Du Dich gern von mir verwöhnen?" Marianne lehnte sich noch fester auf seinen Arm. „Höre doch nicht auf fes vorwitzige Kü ken, das sich über würdige Eheleute lustig rnacht", sagte sie lächelnd. „Aber es macht mir doch Freude, wenn Käthchen recht hat. Ich verwöhne Dich für mein Leben gern." Sie waren in das modern ausgebaute hohe Vestibül getreten. Der Mosaikfußboden dieser Halle war mit dicken Teppichen belegt. In der Mitte plätscherte zwischen einer großen Gruppe aus Blattpflanzen ein Springbrunnen, der ziemlich getreu dem Düsseldorfer Märchen brunnen nachgebildet war, nur kleiner in den Verhältnissen. Marianne sank mit einem Seufzer der Er leichterung in einen der hier aufgestellten mo dernen Korbsessel. „Jetzt gehe ich keinen Schritt mehr", erklärte sie kläglich. „Mick diesen Absätzen ein Waldspaziergang — ich danke. Meine Füße brennen wie Feuer." Da hob sie Kurt auf seinen starken Armen empor wie ein Kind und trug sie in einen klei nen, lauschigen Salon, der gleich neben der Halle lag und in dem sich Marianne gern aufzuhalten pflegte. Er war in lichten, zarten Farben gehal ten und ein wirksamer Rahmen für die Schön heit der Hausfrau. Behutsam ließ er sie dort aus einen Diwan gleiten und zog ihr, liebevoll scheltend, die zierlichen Schuhe aus. Dann hielt er diese empor und betrachtete sie bewundernd. „Mit solchen Liliputschuhen könnte ein an deres Menschenkind keine zehn Schritte gehen." (Fortsetzung folgt.)