Suche löschen...
02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 28.12.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19131228024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913122802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913122802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-28
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Brandwunden erlitten, daß es das Augenlicht eindützen wird. Die andere Schülerin kam mit leichteren Verletzungen davon. — Eine bemer kenswerte Neuerung tritt am 1. Januar 1914 an den Dresdner Gerichten in Kraft. Sämtliche Gerichtsdiener werden bewaffnet, und zwar er halten sie einen geschliffenen Degen. Diese Maß nahme ist eine Folge der zahlreichen Attentate, die im Laufe der letzten Jahre von Angeklag ten an den deutschen Gerichtshöfen gegen die Richter veck.ibt worden sind, und denen die Ge richtsdiener, da sie nur über ihre beiden Fäuste verfügten, ziemlich hilflos gegenüberstanden. Das Wichtigste vom Lage. Gräßliches Unglück bei der Weihnachtsfeier. * Achtzig Kinder bei der Weihnachtsfeier umgekommen! Die Arbeiter der Kupferbergwerke von Calumet im Staate Michigan befinden sich feit Wochen im Streik. Um den Kindern der Streikenden eine Weihnachtsfreude zu bereiten, war von den Gewerkschaften eine Weihnachtsfeier veranstaltet worden, die in einem großen aus Holz erbau ten Saale abgehalten wurde. In der einen Ecke dieses großen Saales stand ein riesiger Tannen baum, der durch irgend eine Unvorsichtigkeit in Flammen geriet. Im Nu verbreiteten sich die Flammen über den ganzen Raum und es ent stand eine furchtbare/ Panik. Laut schreiend drängten sich die Kinder und ihre Angehörigen nach der schmalen Eiugangstllr, die infolge des sinnlosen Hinausdrängens im Augenblick ver stopft war. Ehe noch von draußen Hilfe zur Befreiung der Eingeschlossenen gebracht werden konnte, bildete der ganze Saal ein Flammen meer. Mehr als 80 der Kleinen wurden von den Füßen der Erwachsenen zertrampelt oder kamen in den Flammen um. Schreckensszenen spielten sich auch vor der Eingangstür zu dem Saale ab. Viele Mütter, die bereits unter den Ent behrungen der letzten Streikwochen gelitten hat ten, verfielen in Wahnsinn, als sie aus die Kunde von dem Unglück vor das brennende Gebäude eilten, um dort nach ihren Kindern zu forschen, und dort erfahren mußten, daß ihre Lieblinge unter den furchtbarsten Martern ihren Tod ge funden hatten. * G e m ä l d e d i e b st a h l. In der Münchner neuen Pinakothek wurden ans den Erdgeschoßräumen drei Gemälde im Gesamtwerte von etwa 3000 Mark gestohlen. Der Dieb hat auch andere Räume des Erdgeschosses besucht, in welchen sich wertvolle Antiquarien befinden, die er jedoch unberührt ließ. Er ist unerkannt entkommen. * Vor der Hinrichtung er hängt. In Halberstadt hat sich in einer Zelle des Gefängnisses der Händler Knobel erhängt. Er sollte am Sonnabend hingerichtet mersden, hat aber im letzten Augenblick die Wiederauß nahme des Verfahrens dadurch erlangt, daß er einen vierten Mann der Mittäterschaft beschul digte. Er hatte seinerzeit den Handelsmann Bchrens ermordet, gemeinsam mit den Brüdern Sokolewski, die der Kaiser inzwischen begnadigt hat. * Das Gesetz für gesunde Ehen. Am 1. Januar tritt in Amerika ein neues Ge setz in Kraft, wonach alle Personen, die einen Ehebund schließen wollen, sich einer ärztlichen Untersuchung unterziehen müssen. Der. Preis des ärztlichen Gutachtens ist aus 12 Mark fest gesetzt worden. Dieser Preis, so meinten aber die Aerzte, stehe in keinem Verhältnis zu der Arbeitsleistung, zumal das Gesetz die Bestim mung vorsieht, daß die betreffenden Ehestands tandidaten während sechs Monaten beobachtet werden müßten, und an ihnen viermal die Was- fermannsche Probe vorzunehmen sei. Auch müß ten die Aerzte, falls die betreffenden Kandida ten während dieser Zeit von einer Krankheit be fallen würden, die Beobachtung noch aus wei tere drei Monate ausdehnen. * Erwerbung einer wichtigen Erfindung durch England. Die von dem österreichischen Flugzeugkonstrukteur und Lustschisfer Dr. Raimund Ninsiihr erfundene automatische Kipp- und Sturzsicherung für Flug zeuge, die jedes Kippen nach der Längs- oder Querrichtung unmöglich macht, wurde von der englischen Marineverwaltung zum Preise von 500 000 Kronen zur ausschließlichen Verwendung erworben. Dr. Ninsiihr hatte seinerzeit der österreichischen Heeresverwaltung die Anwendung seiner Erfindung umsonst angeboten, war jedoch zurückgewiesen worden. Er beschäftigt sich seit zwanzig Jahren mit dem Problem der auto matischen Sturzsicherung und ist einer der be kanntesten österreichischen FlugtechUiter. * Das Ende einer Liebe- In der Wohnung eines Leutnants in Hameln er schien ein junges Mädchen, zu dem der Leut nant in Beziehungen stand, und erklärte, daß es soeben Lysol getrunken habe. Der Offizier geriet darüber so in Auflegung, daß er zum Revolver griff und sich durch einen Schutz in die Brust tötete. Das junge Mädchen befindet sich inzwischen außer Gefahr, da es nur eine ganz schwache Lösung getrunken hatte. * Verhängnisvolle Explo sion einer Petroleumlampe. Wie aus Frankenberg (Hessen-Nassau) gemeldet wird, wurde dort bei der Explosion einer Petroleum lampe eine Mutter mit vier Kindern von den Flammen ergriffen und verbrannt. Die Frau ist ihren Verletzungen erlegen, zwei Kinder lie chen hoffnungslos darnieder, die beiden andern sind leichter verletzt. * Zweierlei Jugend. Neulich kam es in Berlin vor, daß sich ein Gymnasiast er- schoß, weil er, der bisherige Erste der Klasse, Ziveiter geworden war. Jetzt wird gemeldet, daß bei einem Streit zwischen Primanern eines Mainzer Gymnasiums ein adliger Primaner er klärte: „Wer mir zu nahe kommt, den schieße ich nieder! Ein preußischer Edelmann läßt sich von einem hessischen Lackei nicht beleidigen!" Tatsächlich fand man bei dem Schüler einen ge ladenen Revolver und einen scharf geschliffenen Dolch. — Kommentar zu beiden Fällen über flüssig! * Millionen Nachlaß eines S ch u l k n a b e n. Durch den Tod eines Schülers in der bekannten Erziehungsanstalt Har- stow in London namens Ansell, der Ebbe eines Vermögens von sechs Millionen war, sind eine Anzahl Londoner Hospitäler Md Wohltätig- keitsanstalcen in den Besitz beträchtlicher Zuwen dungen im Gesamtbeträge von fünf Millionen ge langt. Ansell war vor zwei Jahren in der Schweiz beim Rodeln schwer an der Wirbelsäule verletzt worden und starb erst jetzt an den Fol gen dieses Unfalls. Der Knabe war nur 17 Jahre alt geworden, und sein schon vor Jah ren verstorbener Vater hatte testamentarisch an geordnet, daß, falls sein Sohn minderjährig sterben sollte, das Vermögen verschiedenen Wohl- tMgkeidsanftalten Mallen sojle. Das ist Itzt geschehen. Kirchliche Nachrichten. Gersdorf Vom 18. dis 2». Dezember. Begraben: Lina Elly, T. des B. Emu Ernst Sandgetz, 4 M. 7 >. Friedrich Ono Müller, B. hier, ein Ehemann, 53 I. t M. 7 T. Mn Sonntag nach Weihnachten, den 28. Dezember, vor mittag» Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Böttger. Jungjraulnverein: Äbends qaw 8 Uhr Weihnachtsfeier. Jüngttngsverein: AbendS hatb 8 Uhr im Bereinslokal. ^ne Woche sirr Dausen und Trauungen hat Herr Pastor Hildebrand, sür HauSkvmmuntonen und Begräbnisse Herr Pastor «röltger. Langenberg mit Meinsdorf. Am Sornlag nach Weihnachten, den 2». Dezember, vor mittags 9 Uhr Gottesdienst mtl Predigi. Grumbach mit Tirfchhetm. Am Sonntag nach Weihnachten, den 20. Dezember, vor mittags S Uhr GotleSüienil mit Predigr über Gal. 4, 1—7. Langenchursdorf mit Falten. Am Sonntag nach Weihnachten, den 28. Dezember, vor mittags bald v Uhr Beichte. Vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt und heiliges Abendmahl. Bernsdorf. Am Sonntag nach Weihnachten, den 28. Dezembe, vor mittags 9 Uhr HauptgoneSblensl mit Predigt über Gal. 4, 1 biS 7. Callenberg mit Reichenbach. Am Sonntag nach Weihnachten, den 28. Dezember, vor mittags 9 Uhr HauptgolleSbrenst mtt Predigt über Gal. 4, 1 biS 7. WÜfteuvramv Am Sonntag nach Weihnachten, den 28. Dezember, vor mittag» S Uhr PredigtgotteSdlenst. Lol Sdorf mit Kuhfchnappel. Am Sonntag nach Weihnachten, den 28. Dezember, Flüh- ttrche, um 9 Uhr Gottesdienst ml Predigt. Danach Beichte und Feier des heil. Abendmahls. Hanvel «uÄ Gewerbe. KaumrvoUe. Kreme«, 24 Dezember. Upland)mtddling loko 64'/4 Pf. stetig Liverpool, 24. Dezember Tagesumsay 8000 Ballen. Lieferungen stctta Dezember 6.63, Dezember.Januar 6,SS, lebtuar März 6,66. Avrtl-Mat 6 67, Juni-Juli 6,64, August. September 6,51. Kerli«, 24 Dezember. Produktenbörse. Wetzen De» ember 189,50, Mai 1S6 25, Juli —,— Roggen Dezember 159,—, Mat 1 e1,50, Juli 163,25 Hafer Dezember 152,—, Mai 157,75, Juli —. MatS amcrikan. mixed Dezember , Mai —,—. Rüböl Dezember , Mat ——. Zahl ungseinstellungc». Agentur- und Kom» miisionsgeschästsinhaber Karl August Dmper inP auen. ML- elfabrikant Gustav Wilhelm Jost in Crumbach bei Hainichen. Rachlatz des Kaufmanns Eduard Hermann Wehle in Dresden. — Ausgehoben: Fabrikant Karl Wilhelm Emil Carius in Taucha. Maurermeister Ernst Ca ov in Belgershain bei Bad Lausick. Mitteldeutsche Bodenkredit Anstalt in Greiz und Frankfurt a. M. Laut des in rnserer heutigen Nummer veröffentlichten Jnseiais werden am Montag, dem 5. Januar 1914 Mark 8 000 OM.- 4V, "/<> Grundnemenbiiese Reihe Vl zum Kurse von S9,25 "/o zuc Zeichnung aufgelegt Den Grundrenten briefen ist für das Fürsteniuni Reuß ä L. die Mündel» Mäßigkeit verliehen worden. Zeichnungsanmeloungen nimmt am hiesigen Platze die Hohenstein E nsltholer Bank, Zweiganstalt des Chemnitzer Bank Vereins, entgegen. Spielplim der Vereinigten Stadt-Theater zu Chemnitz Neues Theater. vom 28. Dezember 1913 bis 4. Januar 1914. iWo keine Zett angegeben, beginnt die Borstellua- Hub b Uyry Sonntag, 28. Dez.: „Frau Holle". <3 Uhr.) Sonntag, 28. Dez: „Der Freischütz". Montag, 29. Dcz.: „Lohengrin". Dienstag, 30. Dez.: „Die Kreuzelschrciber". Mittwoch, 31. Dez.: „Frau Holle". Mittwo», 3l. Dez.: „Der Barbier von Sevilla". (7 Uhr.) Donnerstag, 1. Jan : „Frau Holle". Donnerstag, 1. Jan : „Aida". Freitag, 2. Jan: „Rienzi". Sonnabend, 3 Jan,: „Die heitere Residenz". Sonntag, 4. Jan : „Frau Holle". (3 Uhr.) Sonntag, 4. Jan.: , Die Afrikanerin". Altes Theater. Mo keine Zeit angegeben, beginnt die Vorstellung um S Uhr.! Sonntag, 28. Dez : „Max und Moritz". (3 Uhr.) Sonntag, 28. Dez.: „Casanova". Montag, 29. Dez.: „Casanova". Dienstag, 30. Dez.: „Das Farmermädchen". Mittwoch 31. Dez.: „Max und Moritz". (7 Uhr.) Donnerstag, 1. Jan.: „Casanova".(3 Uhr.) Donnerstag, 1. Jan.: „Las Farmermädchen". Freitag, 2. Jan.: „Casanova". Sonnabend, 3 Jan.: „DaS Farmcrmädchen". Sonntag, 4. Jan.: „Der tapfere Soldat". (3 Uhr ) Sonntag, 4. Jan.: „Das Farmermädchcn". Ohr. 5j «Ruchdraa v-rvotm. Arm der was sagst Du zu Haus Nun, Käthe — alle, ein Aeußeres — ja. Aber sonst kann ich Ja doch, nach Deiner Auffassung. Uebri- ihn nicht so lieben kannst, wie er es verdient! Er ist ein so lieber, guter Mensch! waren aller Sorgen ledig. Vater und Mutter (Fortsetzung folgt.) ein lustiger Wildfang! Und ich — ich wurde dem sie sich früher manches liebe Mal heimlich mit Hans Reßdors getroffen hatte. Kurt Lim bach hatte ein schönes, schmiedeeisernes Tor an- fie sich immer in guter sie die Schwester forschend zu sorgen. Leben ein wenn ich So?" .Ganz gewiß. ich? Ivas doch ohnehin an die falsche Adresse. Ich biete Dir doch die Heimat nicht, sondern Kurt, ihm gehört Wollin." Küche läckMe. „Er bietet sie mir aber doch nur, weil ich „Kleiner Angsthase — er wird es eben nie Zuerst natürlich aus Egoismus — aber ein bitz- merken, denn er ist fest davon überzeugt, daß ich chen hab' ich dabei auch an Euch gedacht, an die vollkommenste, fehlerloseste Frau unter der Dich und die Eltern." schrak empor aus tiefem Sinnen, ich sagen?" — ov er Dir gefällt?" Schmuck, ein Gewinde von Akanthusblättern dar stellend. Durch dieses Tor schritten nun die Schwestern auf den sauber gehalrenen Kieswegen dahin. Das Unbehagen in Mariannes Gesicht war immer kläglicher geworden. Nun lachte sie ein wenig gerührt und verlegen. „Ich weiß ja, Käthe, daß Kurt viel zu gut ist für mich. Das bedrückt mich ost geradezu. Und ich will Dir's nur gestehen — der Gedanke an seine Güte hälr mich von allzugrotzen Dumm heiten zurürk. Betrüben möchte ich ihn nicht um die Welt! Ich have ihn auch wirklich sehr gern. Aber siehst Du — mein Leben neben ihm gleicht einem bequemen, behaglichen Dahinschlendern auf der breuen Straße der Alltäglichkeit. Ich muß und muß da zuweilen einmal ein bißchen rechts und links ausbrechen und mich mal rechtschaffen außer Atem laufen. Sehr weit wage ich mich nicht von ihm fort, damit ich mich nicht vernre und den Weg zu ihm wiederfinde. Ganz von selbst kehre ich zur rechten Zeit immer wieder zu ihm zurück. Und da freue ich mich dann doch, wenn er so unentwegt seine Straße sort- schreitet und mich immer wieder liebevoll bei der Hand nimmt. Aber — liebe Zeit — ich werde ja ganz poetisch — brrr — auf was für Tor heiten man kommen kann. Wir haben bei un serem viel zu ernsthaften Gespräch Hans Reß- Reßdorf?" Käthe „Was soll „Nun Käthes Gesicht war von einem so sprechenden' Ausdruck beseelt, daß Reßdorf meinte, jeden ihrer Gedanken davon ablesen zu können. — Man trennte sich mit einigen verabredenden Worten für morgen und die Damen gingen heimwärts. Rehdorf sah ihnen nach. Ein Lächeln zog um seinen Mund, ein gutes, warmes Lächeln. „Kleine Käthe — ehrliche kleine Kathe — deine Verachtung möchte ich mir nicht um den lockendsten Preis verdienen", sagte er halblaut vor sich hin, und weich und warm hing sein Blick an der schlanten Gestalt. An der Wegscheide sah Marianne noch ein mal zurück und winkte ihm zu. Da wandte er sich hastig zum Gehen, als habe er es nicht be merkt. Käthe preßte die Lippen zusammen, als sie Mariannes Bewegung sah. Mit einem dunklen, traurigen Blick sah sie in das schöne Gesicht der Schwester. Aber sie sagte kein Wort. Schweigend gingen sie eine Weile nebenein ander her. Endlich entriß sich Marianne ihren recht angenehmen Gedanken und trällerte ein Liedchen vor sich hin. Wenn ein neuer Flirt in Dankbarkeit darfst Du mir gar nicht reden. Wer inst Du denn? Der gute Hausgeist von Wol lin. Was sollten wir ohne Dich ansangen? Wenn Kurt auch die ganze Landwirtschaft ver pachtet hat, so gibt es doch eine Unmenge Ar- oeit bei uns. Und daß das alles am Schnür chen geht, ist einzig Dein Verdienst. Du hast ein fabelhaftes Talent für Wirtschaft und Haus halt und bist so eminent fleißig und tüchtig, daß nur ein moralischer Schauer nach dem anderen über den Rücken läuft, wenn ich Deine Leistungs fähigkeit beobachte. Ich bin manchmal ganz fassungslos gewesen, als Du, kaum aus der Pension heimgekehrt, Ordnung und ruhiges Be hagen um Dich verbreitetest. Vorher war ich rettungslos der Ausbeutung unserer Leute ver fallen, weil ich gar kein Geschick habe, mit der nötigen Ruhe alles zu übersehen. Bei Dir ging Marianne hängte sich in den Schwester. „Darum brauchst Du Dich nicht Ich will doch nichts, als mein ödes wenig erträglicher gestalten. Sieh, Du sprichst. Ich soll Dich gezwungen haben? War ich nicht noch ein Kind, als Du Dich ver heiratetest?" „Ja doch, gewiß. Direkt hast Du mich so wenig gezwungen, als die Ettern. Aber wir standen doch nun einmal vor dem Ruin. Soll ten wir alle ins Elend ziehen? Eine ungewisse sorgenvolle Zukunft lag vor uns — und die Armut, die schreckliche Armut. Vater war müde und verbraucht von dem aufreibenden Kamps. Er wollte und wollte uns die Heimat erhalten^ und als er einsah, daß es nicht ging, brach er kraftlos zusammen. Und die arme Mutter — ich sah sie in jener Zellt nur blaß und mit ver weinten Augen. Du hast das alles nicht so be griffen, warst noch ein unerfahrenes Kind, aber ich — ich fühlte die Not heranschleichen — und — ich fürchtete mich davor — bis zum Grauen. ,So gern wollte ich leben und fröhlich sein, le- h cn kn Glanz und Sonnenschein. Und da kam bringen lassen, mit meinen Mann liebte, käme ich gar nicht daraus, mir anderweitig einige Emotion zu schaffen." Käthe schüttelte mißbilligend den >Kopf. „Aber Du bist doch nun einmal seine Frau ge worden." Marianne seufzte tief aus. „Ja — west ich reichem ormamentalen nen. „Natürlich, Du bist eden in allem sehr gründlich. Ehe Du nicht einen Menschen auf Herz und Nieren geprüft hast, schließest Du Dein Urteil nicht ab." „Das wäre auch unrecht." „Ich weiß es nicht", sagte Käthe herb. „Du weißt es nicht? Erbarm Dich — Du bist wirklich ein seltsames Mäüel. Wirst doch wissen, ob Dir ein Mann gefällt oder nicht." Käthe zog die Stirn zusammen, dann sagte sie leise: „Marianne — willst Du mit ihm auch Dein Spiel treiben?" Dis schöne Frau lachte etwas gezwungen. „Aber Närrchen! Hans Retzdorf ist doch ein alter Jugendfreund von mir. Was ich für ihn empfinde, ist äußerst harmlos." „Das sagst Du immer." „Und es ist immer die Wahrheit, kleine Klosterfrau. Puh! Was bist Du für eine lang weilige kleine Person. Wenn ich nicht wüßte, daß es nur Liebe ist und die Sorge um mein Seelenheil, was aus Dir spricht, dann könnte ich zuweilen sehr böse sein, daß Du mir jede harmlose Daseinsfreude mtt Deinen Moralpredig ' Sri MWM MW. Roman von H. Courths-Mahler. ten vergällst." Käthe seufzte. „Ach, Marianne dorf ganz vergessen. Scheußlich von Dissterseld, .verflossenen" Reßdors zu weil er gegangen ist. Diesterfeld wäre es natür lich angenejhm, wenn er „verflossen" wäre. Aber sandest Du nicht auch, daß er trotz seinem un möglichen Anzuge famos aussah?" Käthe sah erstaunt auf. „War sein Anzug so unmöglich? Das habe ich gar nicht bemerkt. Ich weiß nur, daß er mir oen Eindruck eines vornehmen Maunes machte." „Also gefiel er Dir?" Marianne sah unbehaglich aus. Sie schütt telte energisch dm Staub aus der> Schleppe, denn sie waren am Wolliner Parktor angekommen. Es ihn so hämisch den ... nennen — als wenn er gesellschaftlich tvt wäre, Marianne hatte ernster gesprochen, als es sonst ihre Art war. Käthe bekam feuchte Augen und drückte ihr die Hand. „Verzeihe mir — ich glaube, ich habe Dich doch zuweilen zu hart beurteilt. Ich weiß wohl, daß ich Dir viel Dank schuldig bin — Dir und Kurt Ihr hast mir vei Euch eine Heimat ge geben. Ich wußte aber nicht, daß es Dir schwer geworden ist, Kurts Frau zu werden. Daß Du viel besser vist, als Du scheinst, habe ich immer gewußt. Gerade deshalb laß ich nicht nach, Deine kleinen Torheiten zu rügen — ich möchte meine geliebte Schwester ganz vollkommen sehen." Marianne zog Käthe lachend, aber doch ge rührt an sich. „Ach ge'y, kleine sentimentale Närrin. Voll kommenheit ist etwas schr, sehr Langweiliges. Ich bin nicht basser und schlechter, als hundert andere, mache auch gar kein Hehl daraus. Ehr lich zeige ich meine Fehler, ohne dabei mein Licht unter den Scheffel zu stellen. Und von Sonne bin. Und dann ist er eitel wie alle Männer und denkt nicht daran, daß mir ein. anderer besser gefallen könnte als er. Im übri gen — was willst Du? Er könnte mir so we nig wie Du einen ernstlichen Vorwurs machen. Ich gehe nie weiter, als ich vor meinem Gewiß! sen verantworten: kann. Etwas Unehrenhaftes kannst Du mir nicht beweisen." Käthe sah traurig zu ihr auf. „Könnte ich das — was hätten dann meine Ermahnungen noch für einen Zweck, Marianne? Es ist ja nur die Angst, daß Du Dich verleiten lassen könn test zu einem Schritt, der nicht wieder gut zu machen wäre." Aussicht war, befand Laune. Dann blickte an. Mariamre zupfte die Schwester lachend am eine reiche Frau, die sich alle Wünsche ersüllen konnte. Da sprach ich dann das eine Wort: wenn Kurt. Es kostete mich nur ein Wort, und wir scheinbar alles von selbst. Kurt und ich haben „Sc manchmal förmlich andachtsvoll Dein wirksames Dir diese Frage nicht so ohne weiteres beantt Eingreifen bewundert. Also laß mich mit Dei-f Worten, da muß ich ihn erst näher kennen ler- ner Dankbarkeit zufrieden. Bei mir käme sie kommt, wenn er merkt, daß Du mit jedem lin hermntollen — was warst Du damals für war nicht mehr das alte, hölzerne Gittertor, au Manne, der Dir gefällt, herumflirtest." c-- - - - " Du wüßtest, wie ich mich um Dich sorge. Be- waren aller Sorgen ledig. Vater und Mutter denke doch nur, was daraus werden soll, wenn konnten in liebgewordenen Verhältnissen bleiben, Dein Mann einmal Himer Deine Koketterien Du konntest weiter sorglos und fröhlich in Wol- mutzte." „Wer zwang Dich denn dazu?" „Mein Gott — niemand — oder Ihr Du, der Vater, die Mutter." Käthe schrak zusammen. „Ich? Auch Aber Marianne — Du weiß: wohl nicht, Deine Sckhvester bin, weil er Dich so sehr liebt l „^a oocy, naa) ferner Lrugmmng. rreorv und Dir alles zuliebe tut, was in seiner Macht I gens ist das ein Charakterzug, den Du mitReh-- steht. Ach, Marianne — wie traurig, daß Du dorf gemein hast. Er ist auch so ungemein rr... r- — -- .—" gründlich und gewissenhaft."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite