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UeMEmMer UMt Ttvntsblcrtt. Nr. 298. Mittwoch, den 24. Dezember 1913. Zweites Blatt. Aus Lem Äeiche. Die Arbeitslosigkeit in Sachsen. Bei der amtlichen,! Arbeitslosen zählung im Königreich Sachsen am 12. Oktober 1913 wurden im ganzen 1 8720 Arbeitslose ermittelt, d. h. Personen, die arbeitswillig und arbeitsfähig, aber mangels ge eigneter Beschäftigung oder aus sonstigen Grün den arbeitslos waren. Davon waren 15 025 männlichen und 3695 weiblichen Geschlechts. Gegenüber 1912 haben die Arbeitslosen um 69 Prozent zugenommen. Auf die fünf Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau entfallen 70 Prozent aller Arbeitslosen, nur 30 Prozent auf das übrige Königreich. Der weit aus größte Teil der männlichen Arbeitslosen war wegen Aufhörens der Saisonarbeit, schlech ten Geschäftsganges oder Gefchäftsstille be schäftigungslos (47 Prozent). Infolge! freiwil liger Kündigung waren 22 Prozent aus ihrer Stellung geschieden. Das Hauptkontingent zu den männlichen Arbeitslosen stellen das Bau gewerbe und die ihm verwandten Berufe (etwa 22 Prozent); die Textilindustrie hat eben falls mit 6 Prozent einen ziemlich hohen An teil aufzuweisen. Auch unter dem kaufmänni schen und technischen Hilfspersonal herrschte viel fach Stellungslosigkeit, da fast 9 Prozent der Arbeitslosen zu dieser Gruppe gehörten. Welfische Utopien Die „Deutsche Volksztg.", das Organ der hannoverschen Welsenpartei, schreibt in Er widerung auf die Angaben der „N o r d d. A l l g. Z t g." vom Sonnabend: Da die deutsch hannoversche Partei, die ihre Wünsche lediglich erstrebt durch eine freie T a t der deutschen Fürsten und des deutschen Volkes, wobei ja in erster Linie Preußen in Frage kommt, so ist es einfach selbstverständlich, daß auch Frei herr v. Scheele die Verwirklichung unserer Be strebungen einzig und allein aus diesem Wege im Auge gehabt hat. Wenn in der offiziösen Notiz aber betont wird, daß die Bestrebungen aussichtlose leere Hirngespinste seien, so gghen eben darüber die Ansichten auseinander. Gegen Forstner durfte keine Anklage erhoben werden? Zum Prozeß Forstner sendet der Poli zeipräsident von Berlin, v. I a g o w, der „Kreuzzeitung" folgende Erklärung: „Mili lärische Hebungen sind Akte der Staatshoheit. Werden ihnen Hindernisse bereitet, wie in Dett weiter, so gilt für deren Beseitigung das gleiche. Strafverfolgung wegen eines A k tes der Staatshoheit ist unzu lässig, ein selbstverständlicher Rechtsgrund satz, der übrigens in tz 7 des preußischen Ge setzes, betreffend Konflikte bei gerichtlichen Ver folgungen wegen Aints- und Diensthandlungen vom 13. Februar 1854 (Gesetzsammlung Seite 86) für Beamte auch ausdrückliche Anerkennung gefunden hat. Also durfte gegen Leutnant v. Forstner Anklage nicht erhoben werden, ge schweige denn Verurteilung erfolgen. Anschei nend hat das Gericht erster Instanz diesen Ge sichtspuwA nächt gewürdigt. Die Berufungsin stanz wird ihn der Beratung vorweg zugrunde zu legen haben. Wäre die Rechtslage anders, so bedürfte sie schleunigst der Aenderung, denn loenn unsere Offiziere, noch dazu solche, die fast in Feindesland stehen, die Gefahr einer custodia inhonesta laufen, weil sie für die Ausübung des königlichen Dienstes freie Bahn schaffen, dann erwächst dem vornehmsten Berufe Schande. Ein sie schützendes Reichsgesetz, nachgebildet dem ge nannten preußischen Gesetz, wäre dann dringende politische Notwendigkeit." Koloniales. Ermordung deutscher Forscher in Neu-Mecklenburg. Den jüngsten Niedermetzelungen von Pflan zern und Paradiesvvgeljägern aus Neu-Guinea schließt sich die bereits kurz gemeldete E r m o v d u n g z w e i e r D c u t s ch e r auf der zweitgrößten Insel des deutschen Bismarck-Archi pels in der Südsee nordöstlich von NewGuinea an. Ein aus englischer Quelle stammendes Tele gramm meldet: Brisbane (Australien), 22. Dezcm der. Auf Neu-Mecklenburg sind der For schungsreisende Deini-nger und ein anderer deutscher Gelehrter, die Proben wertvoller Hölzer sammelten, mit vierzehn eingeborenen Begleitern, von Ka n- nibalen getötet worden. Wie der „B. L.-A." an dortiger zuständiger Stelle erfährt, ist es zutreffend, daß sich ein Deutscher namens Deininger in der Südsee apf- hielt. Es handelt sich um einen etatsmäßigen Forstbeamten aus Ostafrika, den Kaiserlichen O b e r s ö r st e r D e i n i n g e r, der aus ein Jahr nach Neu-Guinea geschickt worden ist, um das dortige Forstwesen zu organisieren. Be kanntlich ist in den letzten Jahren in sämt lichen deutschen Schutzgebieten der Reihe nach eine geordnete Forstwirtschaft eingeführt worden, so in Kamerun, Togo und Oftafrika; nur die Südsee stand noch aus. Diese Arbeiten auch hier in die Wege zu leiten, war Deininger be auftragt. Eine amtliche Bestätigung der Nach richt von der Ermordung ist bisher nicht ein- gettoffen. Wer der in der obigen Depesche er wähnte Gelehrte ist, darüber ergeht man sich an amtlichen Stellen nur in Mutmaßungen; es Hann sein, daß es sich um einen Beamten des Gouvernements oder um einen Privatgelehrten handelt. Nus dem Nuslande. Frankreichs Mitzerfolg mit schwarzen Soldaten. Der erste Versuch, Rekruten aus den französischen Kolonien im Mutter land dienen zu lassen, muß als gescheitert angesehen werden. Nach einem Pariser Tele gramm hat der Kriegsminister infolge der zahl reichen Erkrankungen unter den von den fran zösischen Antillen stammenden und in Süsfriank- reich dienenden Rekuuten verfügt, daß die Rekru ten aus den Kolonien bis auf weiteres nicht mehr nach Frankreich geschickt werden sollen. Der Nachfolger Deleasiees. Da die Abberufung Deläassees vom Peters burger Botschasterposten endgültig beschlossen ist, wird er Petersburg im Januar verlassen. Sein Nachfolger ist Iacg- tuin de M a r g e r i e, der Hilssdirektor der politischen Abteilung im Auswärtigen Amt in Paris. Er ist mit einer Schwester des Dichters Edmond Rostan ver mählt und war früher diplomatischer Vertreter Frankreichs in China, Amerika und der Türkei. Französisch türktlche Abmachungen. Wie in Konstantinopel verlautet, sind vor der Abreise des französischen Bvff Hafters Born- prrd von diesern un,d dem Großwesir U c her ein k o m m e n unterzeichnet worden, die sich auf die Errichtung französischer S ch u- l e n und anderer Anstalten beziehen, gleichzeitig die Verhältnisse der gegenwärtig bestehenden An stalten dieser Art regeln und endgültig feftsetzen, daß französische Staatsangehörige, gegen die An klage erhoben worden ist, mit Ausnahme der Tunesier und Marokkaner in französischen Kon sulargefängnissen untergebracht werden. Außer dem wurde ein Uebereinkommen unterzeichnet, nach dem Forderungen französischer Privatleute, die hinter das Jahr 1908 zurückreichen, im Wege des Schiedsgerichts geregelt werden sollen. Frankreich hatte seine Zustimmung zur E r- Höhung der Zölle und zur Einführung von Monopolen von der Regelung dieser Frage abhängig gemacht. Diese Uebereinkom men werden dem Sultan zur Sanktionierung unterbreitet werden gleichzeitig mit Verträgen über Franzosen zu erteilende Konzessionen für öffentliche Arbeiten, wofür Frankreich die Kotte rung der Moßen türkischen Ayleihe an der Pariser Börse zulassen würde. Errichtung eines neuen deutschen Armee kommandos in Anatolien? Eine überraschende Meldung bringt die Wie ner „Reichspost". Danach soll der türkische Mini stevrat beschlossen haben, unter dein Kommando eines deutschen Generals in Anatolien ein neues Armeekorps zu errichten. Falls sich diese bisher anderweitig noch nicht bestätigte Meldung als richtig erweisen sollte, könnte von einem weiteren Erfolge Deutsch lands gesprochen werden, der allerdings eben so nachhallige Debatten nach sich ziehen würde, Ivie die Entsendung der deutschen Militärmif sion nach der Türkei. Der Dreiverband, und namentlich Rußland, würde es nicht verschmer zen können, daß wir unsere Jntere'sen in Ana tolien bezw. Armenien unter allen Umständen schützen wollen. Bereits wiederholte Male haben offizielle deutsche Stellen Gelegenheit genommen, zu betonen, daß Deutschland in Kleinasien ge- w.llt ist, sich zur Geltung zu bringen. Bekannt lich war es der deutsche Botschafter in Konstan- ttnopel, der im Januar seine diesbezüglichen viel erörterten Aeußerungen fallen ließ. Die Er richtung eines türkischen Armeekorps unter deut schem Kommando würde nun den Beweis er bringen, daß Deutschland, und vor allem auch die Pforte, sich durch die Quertreibereien des Dreiverbandes nicht abschrecken lassen, das durch zuführen, was sie für notwendig halten. Auf gäbe des Dreibundes wird es nun sein, auch weiterhin eine feste Haltung zu be wahren und somit der Türkei die Möglichkeit in die Hand zu geben, mit ihren Widersachern auch in Zukunft eine bestimmte Sprache zu führen. Ein Nachgehen Deutschlands würde von den schlimmsten Folgen für das deutsche Ansehen in der Türkei wie überhaupt im Orient begleitet sein. Die Niederlage der russischen Politik in Konstantinopel wird in Sofia als russische Ohnmacht vor Deutschland gedeutet. Es beginnt in ser Hauptstadt Bulgariens eine neue Pro paganda gegen Rußland, dessen Versicherungen in bezug auf Bulgarien als unrichtig hinge- slellt werden. Man erklärt, daß die Tripel- entenle unhaltbar geworden sei uns ihrem Ver fall entgegengehe. Neue Kämpfe in Albanien. Aus serbischer, also in diesem Falle nicht unverdächtiger Quelle kommen jetzt abermals Nachrichten von schweren inneren Kämpfen in Albanien, dessen leitende Männer eben im Begriffe stehen, sich im Prin zen Wilhelm zu Wied ein Staatsoberhaupt zu geben. Zwischen dem 17. und 19. Dezember haben auf albanischem Gebiete westlich von Dibra blutige Kämpfe staftgefunden. Man ver- inutet, daß es sich um Zusammenstöße zwischen Anhängern der provisorischen Regierung in Valona und solchen von Essad-Pascha handle. Essad-Pascha ist der einzige Stammesfüh rer, dessen Einverständnis Mit der Wahl des Prinzen zu Wied bisher noch nicht zu erlangen ivar; insofern also hat die serbische Blittermel- dung einige Wahrscheinlichkeit für sich. Ueber- triebene Bedeutung wird man ihr jedoch in kei nem Falle beilegen dürfen. Nach einer Mel dung aus Valona haben sich aus den Bezirken Valona, Berat und Elbasan bereits über 500 Leute zum Gendarmeriedienst an der Südgrenze gemeldet. Der Bürgerkrieg in Mexiko. Die Aufständischen halten Tampico eng umschlossen; ein regelrechter An griff wird in Kürze erwartet. Das Washing toner Marinedepartement hat den ungeschützten Kreuzer „Whelling" von Veracruz nach Tam pico beordert. Der Washingtoner Agent der mexikanischen Rebellen hat den Londoner Agenten aufgesor- dert, dem Sekretär von Lloyds mitzuteilen, daß die Streitkräfte der Konstitutionalisten sich nach den Regeln des Völkerrechts als berechtigt be trachten, jeden Dampfer, gleichviel wel cher Nationalität, zu z e r st ö r e n, der für Huerta bestimmte K r i e g s m u n i t i o n nach den mexikanischen Territorialgewässern bringen sollte. General Villa hat einen Beseht er lassen, in dein er erklärt, daß jeder, der bei der Plünderung oder beim Angriff auf fremdes oder mexikanisches Eigentum betroffen werde, hinge richtet würde. Sechs A u f st ä n d i s ch e, welche den Wohnsitz eines Mexikaners plünderten, sind erschossen worden. Oie lanäwirtlckafllicken körperlcbaften rechnen zu ihren wichtigsten Aufgaben diejenigen, die Landwirte mit den Grundsätzen zeitge mäßer Wirtschaftsführung bekannt zu machen. So hat auch der Landwirt schaftliche Kreisverein zu C h e m- n i tz wiederum Vorbereitungen in dieser Rich, tung für verschiedene Veranstaltungen getroffen. Hierüber wird folgendes berichtet: Es werden zunächst Fütterungs kurse adgehalten und zwar in Annaberg am 2., 3. und 5., in Chemnitz am 3., 5. und 7., in Zwickau am 5., 7. und 8. Januar; jeder Kursus dauerte drei Tage, an welchem vormit tags und nachmittags Vorträge mit Hebungen gehalten werden. Die Teilnehmer sollen mit der neuen Fütterungslehre und mit den Futtermit teln bekannt gemacht werden; eingehend werden die erforderlichen Berechnungen an Beispielen be sprochen und geübt; endlich wird gezeigt, wie die Fütterungserzeugung in der eigenen Wirtschaft und der Zukauf von Krastsuttermitteln zweck mäßig einzurichten sind. Ferner veranstalut der genannte Kreisverein einen V o r t r a g s k u r s u s, der sich über vier Nachmittage erstreckt; er findet in Chemnitz ain 17. und 24. Januar, am 7. und 14. Fe bruar statt. In diesen Vorträgen sollen folgende Aufgaben behandelt werden: Bodenbearbeitung - die richtige Auswahl der Pflanzensorten — Futterbau — Obstbau im Landwirtschaftsbetrieb — neuere Grundsätze der Haustierzüchtung — Haltung und Pflege der Haustiere — Wirt schaftseinrichtung — Reinertrags- und Produk tionskosten-Berechnungen. An der Durchführung dieses umfangreichen Vortragsplancs wirken die Direktoren und Land wirtschaftslehrer der landwirtschaftlichen Schulen zu Annaberg und Chemnitz mit. Da die bis herigen derartigen Veranstaltungen sehr gut be sucht waren, so ist zu hoffen, daß auch in die sem Winter viele praktische Landwirte kommen werden, um die vom Landwirtschaftlichen Kreis verein in dankenswerter Weise gebotene Gelegen heit zur Fortbildung sich nutzbar zu machen. Anmeldungen sind baldigst an die Kanzlei des Kreisvereins in Chemnitz, Sormen- straße 27, oder an die Herren Direktoren der Landwirtschaftlichen Schulen in Annaberg und Chemnitz zu richten. Bemerkt sei noch, daß die Vortragsveranstaltungen der einzelnen dem Kreisverein angeschlossenen Zweigvereine durch das vorstehende Unternehmen des Kreisvereins nicht beeinträchtigt werden. St. 3m SUMM -es AM MWsll wird heule weiter geineldet: Gras Rttetzynski ist nach seiner Schreckenstat im Amtsgerichtsge- sängnis nicht seelisch zusammengebrochen; er be reuet vielmehr seine Verteidigung vor. Der Graf hält mit Beharrlichkeit daran fest, daß er Schritte vernommen und zunächst an Einbre cher gedacht habe. Er habe daher aus dem Schrank ein Jagdgewehr und Patronen genom men und sei nach der Richtung gegangen, wo er den Grund des Geräusches vermurete. Es kam aus den zu ebener Erde gelegenen Ge mächern der Gräfin. Dec Gras sei, jo sagt er, zunächst in den Herrensalon und dann in den Damensalon getreten. Dort habe er Stimmen gehört und Tinge vernommen, die ihn völlig seiner Besinnung beraubten. Von anderer Seite wird der Vorgang wie folgt dargestellt: Vor einigen Wochen traf auf Datowy- Mokre der Neffe des Grafen, Graf Alfred v. Mianczynski, ein. Gräfin Mielzynski, eine 38- jährige, blendend fchöne, heißblütige Polin, hatte eine tiefe Neigung zu dem Sohne ihrer Halb schwester gefaßt und dieser erwiderte die Leiden schaft seiner schönen Tante. Das ungleiche Paar konnte seine gegenseitige Liebe trotz aller Vor sicht nicht verbergen, und so kam es, daß Graf Mielzynski Verdacht schöpfte. Am Freitag gab der betrogene Ehemann vor, verreisen zu müs sen. Ganz unerwartet kehrte er am Sonnabend ttüh um 4 Uhr im Automooil nach Schloß Da- kowy-Mokre zurück. Er begab sich sofort in sein Zimmer, nahm sein geladenes Jagdgewehr von der Wand und stieg in das im Parierre gelegene Schlafzimmer seiner Frau hinab. Ohne ein Wort zu sprechen, erschoß er seine Gattin und den Neffen. In ganz anderem Lichte freilich erscheint der Vorgang nach der Aussage der Hauptzeugin, der Gesellschafterin. Diese hat, wie sich jetzt erst herausgestellt hat, der Mordszene beigewohnt und ist nur dadurch dem Tode entgangen, daß sie sich im Hintergrund des dunklen Zimmers befand. Die Hausdame, Fräulein v. Koczarowska, bekundet etwa fol gendes: Der junge Graf Miaczynski und die Gräfin halten bis in die Nacht hinein zusam mengesessen und sich zunächst gezankt, dann je doch wisser vertragen. Der Neffe hatte eine Anleihe bei seinem Onkel aufnehmen wollen. Er sei stets in Geldnot gewesen und hätte des halb Onkel und Tante gleichmäßig mit seinen Ainanzsorgen heinigesucht. Gegen 3 Uhr habe er an das Schlafzimmer der Gräfin gepocht und gesagt: „Tante, befiehl, daß mir Dein Auto- mobll zur Beringung gestellt wird, ich will so fort abreisen." Graf Miaczynski sei dann in das Zimmer eingedrungen, die Gräfin habe ihn jedoch mit den Worten zurückgestoßen: „Du bist ja bettunken, geh' Dich erst ausschlafen!" Der Haftbefehl gegen den Grafen lautet auf Totschlag. * Graf Mielzynski hat sich, wie das „Posener Tageblatt" schreibt, früh der Po litik zugewendet und ist bereits 1903 für den Wahlkreis Samter-Birnbaum-Schwerin-Oborni! in den Reichstag gewählt worden. Da dieser Wahlkreis bei der letzten vorjährigen Wahl ihm zu unsicher erschien, so ließ er sich auch in Pleß-Rybnik ausstellen und wurde auch in beiden Waschreisen gewählt. Er verzichtete auf das voerschlesische Mandal und nahm das für Sam- ter-Obornik an. In seiner politischen Betätigung gab er sich so radikal, daß er sich den Beina men „der rote Graf" erwarb In polnischen Versammlungen konnte sich kaum jemand radi kaler gebärden wie er, und selbst die Parla mentstribüne scheute er sich nicht zu den schärf sten und gehässigsten Angriffen auf seine Geg ner zu mißbrauchen, wobei er auch vielfach persönlich wurde. In seiner Zugehörigkeit zu den im Polentum sich bemerkbar machenden Richtungen hat es nicht an Schwankungen ge fehlt. Es hat früher Zeiten gegeben, wo man glaubte, daß er sich zu einem sogenannten ge- mäßigten polnischen Konservativen, entwickeln würde, zu denen er seiner Herkunft nach eigent lich gehört hätte; er schwenkte dann aber zu den Nationaldemokraten ab, die in ihm einen will kommenen Kampfgenossen erblickten, dessen agi-