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Amtsblatt. Nr. 2SS. Sonntag, den 21. Dezember 1913. Drittes Blatt- SOM SSM. Weihnachtsgeschichte von Käthe Hel mar. (Nachdruck verboten.) „Das ist schon die dMte Cremeschnitte, die der Toni zur Melange verzehrt!" rief der Maler Ove Nilsen und blickte lachend zu einem Freunde, dem Maler Toni Melchert, hin, der verblüfft den Rest des Kuchens auf seinem Tel ler anschaute. Sie saßen zu dreien im Triber ger Cafee Ketterer. „Und das Beste ist, er scheint es gar nicht gemerkt zu haben." „Laß ihn doch in Ruhe! Er schwelgt in Erinnerungen!" Der Architekt Max Riemann fuhr mit seinen knochigen Fingern neckend über Tonis Stirn. „Der Creme ist so gelb wie eine gewiße Sportjacke, und der Rahm wie der Schnee ringsum, und die Melange wie die Farbe der Augen . . ." „Und der Zuckerguß so süß wie der Mund von Mary Damry," fügte Ove hinzu. „Dummes Gewäsch!" Tonis Faust sank auf den Tisch, daß die Teller klirrten. „Wie könnt Ihr Euch unterstehen, hier in einem öffentlichen Lokal den Namen der Miß fo respekt los zu nennen?" „Quatsch!" Max Riemann zuckte die Achseln. „Ein Cafee in Tütberg ist kein großes öffentliches Lokal. Und außerdem sind wir die einzigen Gäste hier. Sogar der Kellner Hat heute besseres zu tun, als herumzustehen und zu horchen." „Also, Toni, beruhige Dich und nimm Dir noch die vierte Cremeschnitte. Aber erzähl mal, wie das heute war mit der Zigeunerin," bat Ove. „Niemann hat's gesehen: Du machtest gerade wieder eine Skizze der Miß Damry auf dem Rodel, als eine Zigeunerin sich zu Euch stellte. Und wie er sagt, hat die Miß ihr sehr aufmerksam zugehört und dein Weibe dann was Glitzerndes in die Hand gedrückt. Habt Ihr Euch denn weissagen lassen, oder was gab's?" „Was soll's denn sein! Derselbe Unsinn, den die Zigeunerinnen immer hersagen — — ich weigerte mich natürlich, mir ovakeln zu las sen. Aber die Miß scheint bei alle ihrer Moder nität abergläubisch zu sein und fiel auf das Weib rein." „Hm . . . wie ist denn nun ihre Zukunft?" fragte der Architekt. Wird sie sich von mir eine Villa in Frisco bauen lassen, oder einen von Oves Mesenschinken kaufen od r etwa Dich hei raten?" „Sie wird einen Mann heiraten mit gol denen Händen — hat die Zigeunerin gesagt." „Teufel!" Max Riemann sah auf seine ring losen Finger. „Dann wivd sie wohl keinen von uns dreien nehmen." „Goldene Hände!" wiederholte Ove nach denklich. „Sonderbare Idee . . ." „Gar nicht sonderbar! Als ob es nicht ganz klar wäre: das Weib hat gleichdiereiche Ausländerin erkannt und geglaubt, daß so eine immer im Golde wühlen müßte. Wahrschein lich hat sie recht. Vielleicht nimmt die Miß den reichen gelben Argentinier aus dem Bellevue- Hotel. Er hat ja erst kürzlich seinen Bob sleigh nach ihr „Mary" getaut. . . Goldene Hände — das bedeutet eben Reichtum, weiter nichts!" „Weiter nichts," machte Ove dem Toni nach. „Dir sind wohl die Cremeschnitten in den Kopf gestiegen? Weiter nichts — als Reich tum — das ist doch halt alles!" Toni Melchert zuckte die Achseln und ant wortete nicht. Er rief den Kellner, zahlte und ging über die verschneiten Straßen nach dem kleinen Bauernhause, in dem er seit einigen Wochen wohnte, um hier Schneestudien zu trei ben. — — — Ani nächsten Tage marschierte Toni mit dem Rodel schon in aller Frühe in den Wald. Seine Freunde hallen einen Skiausshug vor und wollten erst gegen Abend zurück sein. Dann war wieder Rendez-vous im Casee. Er nahm heute nicht den Weg zum Hof lehen, sondern ging nach dem anderen Teile des Waldes, der seltener zum Sport benützt wurde. Es war frischer Schnee gefallen Der Schlitten ging gut. Immer wieder kletterte Toni berg auf und sauste herunter. Endlich, als er doch ein wenig Müdigkeit und Hunger verspürte, dachte er an den Rückweg Gleich hinter dem Bahnhof schien es ihm, als ob durch das Gitter der schwarzen Stämme eine gelbe Jacke leuchtete, und er blieb stehen, um zu sehen, ob das wirklich Miß Damry wäre. „Well!" rief sie ihm zu. „Ich bin einkau- sen gewesen zum Weihnachtsfest. Wollen Sie mir tragen helfen?" Toni nickte vergnügt. „Das ist mal Glück, daß ich Sie treffe. Da kann ich meine Skizze noch fertig machen, bei der uns gestern die Zigeunerin störte. Setzen Sie sich bloß einen Moment mal auf meinen Rodel, Miß Mary. Wollen Sie?" „All right." Sie nahm die Stellung ein, die er ihr aniwies. Toni legte die Pakete in den Schnee, und zog sein Buch aus der Tasche. Er setzte sich auf einen Baumstumpf und sah bald auf Miß Damry, bald auf seine Zeich nung. Aber nach einer Weile klappte er das Buch wieder zu. „Es wirb nichts," sagte er mutlos. „Oh, Mr. Toni, zeigen Sie doch." Und nach kurzem Widerstreben gab er ihr sein Skiz- zenbuch, in dem sie zu blättern begann. Mit immer größerem Interesse schaute sie die Zeich nungen an. Das war sie selbst und wieder sie und immer wieder sie: wie sie auf Schnee schuhen glitt, wie sie auf dem Rodel saß und sich streckte, wie sie mit einer Bewegung den Schlitten stoppte, wie sie von der Höhe des Berges startete, dann wieder, wie sie mit Schneebällen im Walde nach einem Ziele warf . . . „Aber das ist gut, das ist ausge zeichnet, Mr. Toni. Wenn das mein Bruder in Frisco sehen könnte — er ist Kunsthändler, wissen Sie — — well, wenn ich Sie bäte, würden Sie mir dieses Buch zum Feste schen ken?" „Sie wollen mich managen?" fragte er spöt tisch. „Kolossal smart!" „Wenn Sie es so nennen wollen . . aas ist doch nichts Schlimmes!" „Ich muß Ihnen natürlich dankbar sein." „Sie sind verstimmt, Mr. Toni. Gewiß haben Sie gestern abend im Cafee zu viel Grog getrunken? Hätten Sie lieber bei uns im Hotel getanzt. Das ist gesünder: davon bekommt man reinen Kater . . . Dieser Argen tinier — kennen Sie ihn? — tanzt wunder voll!" „Da könnte ich nicht mitmachen, da ich weder Frack noch Smoking hier habe . . ." „Schade! Aber eine Bitte: wollen Sie mir heute abend den Baum putzen helfen? Ich möchte in meinen Zimmern ein kleines Fest geben. Hätten Sie Lust?" „Wer ist dabei? Der Argentinier?" fragte Toni mißtrauisch. „Oh no . . . kein Argentinier. Sie und Ihre Freunde wollte ich bitten." „Das ist sehr liebenswürdig . . wir hat ten eigentlich vor..." „Den Weihnachtstrank können Sie in mei nem Hotel auch bekommen. Also, Sie benach richtigen Mr. Nilsen und Mr. Riemann. Und Sie kommen vorher, gegen 5 Uhr. . . Aus Wiedersehen!" Sie waren vor dem Hotel Bellevue ange langt. Mary schüttelte dem Maler kräftig die Hand. — — Ein paar Stunden später ließ Toni Mel chert sich bei Miß Dcrmuy anmelde Als er die , Tür zu ihrem Zimmer öffnete, duftete es drin nen nach Tannen. Mary stand vor einem Ses- Gj« UILÄ ViSIlK ktttt Lckii Le im - LMAi MtwAlM Kisr Aidl) 68 nur Aiii) bkrsnA 80liä6 Ossodäktis. AeiMUM L Kmer Kleidsrstokke — Konkektion Wäscke .. Weisswaren l^eppicke — Lettstellen Qardinen Pa. (Qualitäten. billigste Preise. »Olis LpSLmIkaus Mr 8si"rsn-IlütS Mäsctis — Xrswattsn 2 UsrklZLsscttsn kleine ^.uswakl räklt 2ur grössten init am platre. 2 Ildrsn und in solider ^.uskükrung unter reeller Garantie ru billigsten Preisen bei lluiU'S Uerrmm lisekf. Obrmscker ^larktgässcden 3. IVIoi-ik KiokellMn lob.: jpaa! Spezialität: keine ^ulsekniN- vnä ^Vurstwarsn Versand nack Auswärts. — "pelepkon Z46, Leire Langestrasse Lebe Langestrasse F////gnks Srössks Lömgs-Uatomctt Eckte Eiere — beine ^eine Belebte Broclcken ttas Beste vom Besten. ksrlmei KM Lkemiscke Reinigungs-Anstalt kür 1'eppicke u. Innendekoration l^aclsn Ufsrdtgässcksn Ecks llsngsstrasss 19. 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