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UMslkiMOIM TWÄ Tlrntsblcrtt. Nr. 296- Sonntag, den 21. Dezember 1913. Fünftes Blatt Die Lage im Buchdruckergewerbe hat sich Men. 1914 ist ein Gemeinjahr zu 365 Tagen, Regierung widmet der Frage der Land- Sas an einem Donnerstag beginnt und an einem 22. Dezember. Ostern fällt auf den 12. April, empfohlen. In der Plenarsitzung des Deutschen besonderen Geschäftsbetriebes angepaßt und ledig- daß sich dort am letzten Sonntag ein eigenarti fo gewesen sein, daß das Evangelium in den m e r k s a m k e i t. Sie wird nicht verfehlen, soweit ihre Kräfte und ihre Befugnisse hierzu reichen, helfend ein zugreifen. Wenn die Ansiedlung zunächst mit der Schaffung von Mietswohnungen beginnen sollte, so dürfte in Erwägung darüber einzutreten sein, ob und in welcher Weise die Landeskulturrentenbank für diesen Zweck nutzbar gemacht werden konnte." In diesen Worten drückt die Regierung den Wil len aus, an der Beseitigung des bestehenden träges in den Etat für die Zwecke eines Neu baues schon von vornherein festgelegr war. Englands Beziehungen zu Deutschland. Der Premierminister Asquith erklärte in seiner Ansprache an die Deputation von sehen gewesen sein, wenn sie nicht darauf zuge kommen wäre. Die Landarbeiter-Annedlunz ist eben nicht mehr bloß eine theoretische Frage, ' pus dem Auslsndr. Der Kampf im österreichischen Buch druckergewerbe. scher und polnischer Sprüche verlesen wurde. Welche Konsequenzen dieser Vorfall nach sich ziehen wird, darüber verlautet nichts. Die tierärztliche Hochschule für Sachsen. Wie die „L. N. N." aus zuverlässiger Ouelle erfahren, hat am Donnerstag in Dresden eine Sitzung des Gesamtministeriums stattgefunden, in der über verschiedene laufende Angelegenhei- ten, > dfe mit den Verhandlungen der Zweiten Kammer in der letzten Zeit Zusammenhängen, eine eingehende Aussprache und Veschluhfas — Tirschheim, 20. Dez. Unter dem Schweinebestande des Gartengutsbesitzers Herrn Ernst Grünberger, Ortslisten-Nr. 6, ist die Schweineseuche ausgebrochen — Löhnitz i. E., 19. Dez. Gestern abeno vevirrte sich infolge starken Nebels der 76 Jahre alte Gutsauszügler Schulz aus dem benachbar ten Grüna auf dem Wege von Loßnitz nach seinem Wohnorte. Der Greis stürzte eine steile Bahnböschung herab und fand hierbei den Tod. — Schneeberg, 19. Dez. Ein umfang reicher Brand brach heute abend auf dem fog. Anhang aus, welchem drei Häuser, dem Mate rialwarenhändler Unger, dem Veteran Richter und dem Stickmafchinenbesitzer Windisch ge hörend, MM Opfev fielen. Das Feuer entstand im Ungerschen Hause. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Die 3 Häuser waren von 6 Familien und 3 Untermietern bewohnt, denen fast alles verbrannte. Die Bewohner sind in- sung ersotgte; u. a. wurde dabei auch die Frage die Verlegung der Tierärztlichen Hochschule von Dresden nach Leipzig zur Sprache gebracht, die nunmehr durch den Beschluß der FinanzdepUta- tion A, der sich prinzipiell für einen Neubau aussprach, etwas festere Gestalt angenommen hat. Wie man erfährt, besteht innerhalb des Gesamtministeriums vollständige Uebereinstim mung, d. h. die von Ser Regierung zu beob achtende Stellungnahme zu dieser Frage ist die gleiche, wie sie durch die Einsetzung jenes Be- ersolgt wie an Werktagen. Am 2 5. und 26. Dezember werden die Postschalter wie an Sonntagen offen gehalten. G e l d- besteIlung findet am 25. vormittags, P a k e t b e st e l l u n g am 25. vor-und nach mittags stack. Am 26. ruht die Paket- und Geldbestellung. Die Landbestellung, die am 25. ruht, findet am 26. vormittags statt, wobei auch Paket- und Geldsendungen ausge tragen werden. — Die amtliche Gewinnliste der besser gevesen wären. Sämtliche Punkte, die Reibungen zwischen beiden Ländern erzeu gen können, seien beseitigt worden. Türkische Mißstimmung über Englands Vorschlag zur Jnselsrage. Der Vorschlag Englands zur Regelung der Jnselsrage hat in Konstantinopel eine große Mißstimmung erregt. Sollte keine Wendung in günstigem Sinne eintreten, fo erscheinen ernste Verwicklungen mit Griechenland unvermeidlich. In diesem Falle würde die tür kische Regierung den in England sür Brasilien erbauten Dreadnought, der zum Verkauf steht, zu erwerben suchen. Die Türkei soll mürbe werden. Das Pariser „Journal des Debüts" erklärt, man müsse die Meldung, wonach Rußland von der Pforte eine Reihe von Kompensa tionen verlangt lMbe, als tendenzPs anse hen, denn man habe hiervon weder in Paris noch in London irgendwelche Kenntnis, und die russische Regierung hätte einen so wichtigen Schritt gewiß nicht ohne vorherige Verständigung mit ihren Verbündeten und Freunden unternom men. Für den Augenblick sei nur von einem finanziellen Druck auf Konstan tinopel die Rede, und dieser werde nicht nachlassen, solange die Pforte die notwendigen Bürgschaften nicht gegeben habe. Ein amerikanisch mexikanischer Grenz« zwischenfall. Nach einer Depesche aus Presidio (Te- wegs die Unfähigkeit des Staates hierzu. Daß ' Zaune gebrochenen Zwist zugunsten der Buch- die Regierung bei Beantwortung der Jnterpel druckereibesiher einzugreifen. Damit rechnet auch lafion die Frage der Landarbeiter-Ansiedlung bereits die sozialdemokratische Presse. besprach, ist bei der Bedeutung dieser Frage in ! In Laibach ist ein Einvernehmen zwi der Gegenwart begreiflich, ja selbstverständlich; ! scheu den Prinzipalen und den Setzern erzielt es würde als ein Mangel ihrer Antwort anzu-' worden. Der A u s st a n d ist beendet. „ „ . , Sozialdemokratie die Kreise des österreichischen Notstandes mitzuhelfen, behauptet aber keines- ' Unternehmertums veranlassen dürfte, in den vom scheinungstermine nicht mehr einhalten kann. In einzelnen Städten wird von feiten der Re daktionen der Ortsblätter während des Arbei terausstandes die gemeinsame Herausgabe eines gekürzten Nachrichtenblattes geplant. Immer hin dürfte dieser Kampf im Buchdrückergewerbe auch weitere Kreise ziehen, da das Vorgehen der waren unter dem Kommando eines Offiziers Bundestruppen getötet wurde, l zum Milckärgottesdienst erschienen; als nun aber lauer haben zugegeben, daß sie das Feuer be- Lanvwirtschastsrates im Februar dieses Jahres ist der folgende Antrag gestellt worden: „Der Deutsche Landwirtschaftsrat hält die wirpchasl liche uns soziale Hebung der Landarvecker sür eine der wichtigsten Aufgaben der landwirt schaftlichen Vertretungen und empfiehlt, dieselbe auf jede Weise zu fördern, um einen ausrei chenden seßhaften Landarbeiterstand wieder her anzuziehen." Dieser Anttag ist einstimmig zum Beschluß erhoben, also auch von den sächsischen Mitgliedern des Deutschen Landwirtschaftsrares Der Dreibund und die Jnselfrage. Die Reichsregierung wird, wie verlautet, den Vorschlag Sir Edward Greys in der Frage der noch von Italien und Griechen land besetzten Aegäischen Inseln gemeinschaftlich mit den Regierungen Oesterreich-Ungarns und Italiens beantworten. Die Dreibundmächte haben sich bereits in diesem Sinne verständig!. Da die Jnselfrage, so wird hinzugefügt, außer ordentlich kompliziert ist und da Italien auf dem Standpunkt stehen dürfte, daß es zwar die von ihm besetzten Inseln Herausgeber! wolle, daß aber die Türkei noch nicht alle Bestimmun gen des Vertrages von Lausanne erfüllt habe, so wird erwartet, daß die Behandlung der Grey- schen Vorschläge längere Zeit in Ansprach neh men werde. Ein Zwischenfall in einer katholischen Kirche. Aus dem kleinen westpreußischen Städtchen. Preußisch-Stargard -wind gemeldet, Lschkilchrs Hohenstein-Ernstthal, den 20. Dezember 1913. — Morgen Sonntag, den 21. Dezember, sind die hiesigen P o s! s ch a l- ter von 8 bis 9 Uhr voran, und von 11 Uhr oorm. bis 1 Uhr nachm. geöffnet. Von 1 bis 7j^ Uhr nachm. findet nur Annahme und Aus gabe von Paketen statt. Die G e l d be- st e l l u n g ruht. Die Paketbestellung Aus dem ktiche. Die sächsische Regierung zur Bekämpsung der Landflucht. Das offiziöse „Dresdner Journal" schreibt: „In einem Aufsatze der Abendausgabe der „Deut schen Tagesztg." vom 15. d. M. wird es als „tief bedauerlich" bezeichnet, daß der Minister des Innen: bei Beantwortung der konservativen Interpellation über die Lan d- flucht in der Zwecken sächsischen Ständekam- iner die „Unfähigkeit des Staates", an der Abwendung der Landflucht mitzuarbeiten, „unumwunden und kühl" bekun det habe. Diese Darstellung entspricht nicht dem Sachverhalt. Die Stellung der Regierung zur Früge der Bekämpfung der Landflucht hat der Minister in die Worte zusammengefaßt: „Die Pfingsten auf den 31. Mai. Der Beginn des jüdischen Jahres 5675 fällt auf den 21. Sep tember 1914. Von interessanten Himmelserschei nungen sind zu erwähnen die Sonnenfinsternisse am 24. Februar und am 21. August, welch letztere eine totale ist, und die Mondfinsternis am 4. September. —l. Ein K r e i s t u r n f e st beabsichtigt der 14. Kreis der deutschen Turnerschast, das Königreich Sachsen umfassend, in: Jahre 1915 abzuhalten. Der Orr ist noch nicht bestimmt. Es fanden bis jetzt drei solcher Feste statt und zwar in Chemnitz, Plauen i. D. und Chemnitz. — Wie aus dem Statistischen Jahrbuch her vorgeht, erscheinen gegenwärtig in Sachsen 871 Zeitungen und Zeitschrillen; im Vorjahre waren es 872. In der Zeit von 1908 bis 1913 ist die Zahl um 73 gestiegen. Am meisten scheinen Zeitungen und Zeckschrck- len in Sachsen im Jahre 1911 gegründet wor den zu sein; denn am 1. Januar 1912 war diese Zahl um 30 gestiegen. Mit der Zahl oer erscheinenden Mitter steht die Kreishauptmann- schaft Dresden an erster Stelle mit 88. Es folgt dann bald die Kreishauptmannschaft Zwickau mit 65 Zeitungen, dann Leipzig mit 62, und Chemnitz und Bautzen mit je 46. Politische Zeitungen erschienen am 1. Januar 1913 307, im Jahre vorher 314, 1910: 300, 1909 : 273. Tageszeitungen, solche, die 6-und mehrmal erscheinen, waren 148 Blätter. — Wie Deutschland in der Zahl der Brief kästen und mancher anderer Kultureinrichtungen an Ser Spitze der Völker Europas steht, so ist sein Streichhölzeroerbrauch trotz der auf diesem Erzeugnis lastenden hohen Steuer ein ganz gewaltiger. Er flieg sogar noch in letzter Zeit von 65 641 Millionen im Jahre 1911 auf 88 007 Millionen im Jahre 1912. Danach verbraucht jeder Deutsche täglich 3,5 Streichhölzer. Und das trotz der Unmasse von mechanischen Feuerzeugen, die in beständig wach sender Zahl Aufnahme finden. — Der Wert einer Anzeige in der Tageszeitung ist bis heute noch unübertrof fen. Das bezeugt auch das Urteil des Nord deutschen Lloyd, eines erfahrenen Großinter essenten, der da sagte: „Unser heutiges geschäht-1 Uches Leben steht im Zeichen der Reklame. Unleugbar kann außer der Zeitungsreflame noch manches andere Reklamemittel von oft ganz be sonderem Erfolg begleitet und in einzelnen Fäl len noch wirksamer als die Zeitungsreklame sein. In der Regel handelt es sich dabei um eine Reklame, die gerade der Eigenart eines ras) au der Grenze zwischen Mexikanern «ch pf diesen wirkungsvoll ist." Als allgeme'i- ? w e chselt nes, für jede Art von Geschäftsbetrieb geeigne- Sprache verlas, gab der Offizier den Sol- taner hat darauf dem Befehlshaber der Bundes- daten den Befehl, die Kirche zu v e r- truppen mitgeteilt, daß sich ein derartiger Zwi- lassen, was auch geschah. Der Pfarrer ver- 'chenfall nicht wiederholen dürfe. suchte zwar sofort einzulenken, es half aber! Der Rebellengeneral Villa verlangt von nichts, die Soldaten begaben sich zur Kaserne^ den merikamschen Familien Summen von 1000 Preußisch-Stargard hat nur eine katholische' bis 5000 Dollar und gestattet ihnen nicht eher Kirche, in der sowohl der Gottesdienst in pol- Chihuahua zu verlassen, als bis sie bezahlt ha- nischer als auch in deutscher Sprache abgehalten ' ben. Villa hat bekanntgemacht, daß er die wird, beim Milckärgottesdienst soll es bisher Rechte aller Ausländer, die Huerta nicht unter- fo gewesen sein, daß das Evangelium in deut-' stützt haben, achten werde. „ „ u— 'v, " - -- >- ° in die Erscheinung getreten als die Zel ¬ der Pfarrer das Evangelium in polnischer gönnen haben. Das Hauptquartier der Amen- t u n g s a n n 0 n c e." gev Zwischenfall in der katholischen Kirche zuge- >md Amerikanern Schüsse , tragen hat. Die Soldaten katholischer Religion, worden, durch die ein mexikanischer Soldat der tes Reklamemittel ist aber nach unserer Ansicht ' ' .....s Offiziers Bundestruppen g e t ö t e t wurde. Die Mexi- bis heute noch kein besseres Mittel vierten Geld-Lotterie zum Besten der „K ö n i- igin Carola-Gedächtnis-Stif- rung" ist erschienen und kann in unserer Ge schäftsstelle eingesehen werden. — Das neue Jahr steht wieder ein mal vor der Tür, und es ist nicht ohne Inter esse, sich bereits jetzt etwas mit ihm M be- sondern wird heute in den Vertretungen der . ,, , . „ Landwirtschaft ernsthaft erwogen und als das einflußreichen Liberalen, die ihm den Protest vornehmste Mittel zur Abwehr der Landflucht 6egen das Anwachsen des Flottenetats vorlcg- und Heranziehung von Arbeitern auf das Land ' Beziehungen Englands zu Deutschland emvfoblen. ä>n der Menariikuna des Deutsck><>n seien jetzt so gut, daß sie zu keiner Zeit arbeiteransiedlung und der damit zusammen-> in Böhmen durch die sogenannte „passive - - . hängenden Wohnungsfrage ihre volle A u f- ! R e s i st e n z" der Arbeiter in den beiden letz-, Donnerstag endet. Der Frühling beginnt 1914 s len Tagen derart ungünstig gestaltet, daß nun Marz, der Sommer am 22. Junr, der auch schon die Provinzpresse ihre Er- Leptember und der Winter am sofern zu bedauern, da nur wenig versichert war. — Crossen bei Zwickau, 19. Dez. Kom merzienrat Gottlieb Leonhardt, der Begründer der Crossener Papierindustrie, stiftete aus An laß seines 70. Geburtstages der Gemeinde Crossen 25 000 Mark zu gemeinnützigen Zwecken. Die Gemeinde bereitete ihm an sei nem gestrigen Geburtstage zahlreiche Ehrungen, so wurde ein von der Gemeinde gestifteter Ge denkstein mit dem Reliesbildnis des Jubilars enthüllt und diesem am Abend ein Fvckelzug von Einwohnern, der Arbeiter- und Beamten schaft dargebrachr. - Frankenberg, 19. Dez Die in ver gangener Nacht noch völlig freigelegte Bor spannmaschine des Unglückszuges konnte trotz der schweren Beschädigungen heute morgen nach dem Bahnhof Frankenberg geschleppt werden. Auch heute noch müssen am Harrrasselsen Spren-, gungen vorgenommen werden. Es dürften immer noch mehrere Tage vergehen, bis die Strecke wieder fahrbar ist. — Der Zustand des im hiesigen Krankenhause befindlichen schwerver- letzten Reisenden Kloß ist noch immer sehr be denklich. Das Bewußtsein hat sich heute bei ihm mehrfach auf längere Zeck eingestellt, es ist aber noch nicht dauernd klar. Den übrigen Schwer verletzten geht es verhältnismäßig gut. — Leipzig, 19. Dez. Das goldene Dok tor ubiläum beging am 18. Dezember der Geh. Oekonomievat Karl Alfred Wächter, Ritterguts besitzer auf Rocknitz bei Falkenhain. Der Jubi lar, der Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisvereins Leipzig ist, promovierte am 18. Dezember 1863 zum Doktor der Philosophie au der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig, die ihm aus Anlaß dieser Feier mit den herzlichsten Glückwünschen der Fakultät ein kunstvoll ausgestattetes Jubeldiplvm übersandte. — Leipzig, 19. Dez. Dr. Ferdinand Goetz in Leipzig-Lindenau, der langjährige und verdienstvolle Vorsitzende der deutschen Turney- schast, ist, wie schon mckgeteilt wurde, ernstlich erkrankt und hat ein Krankenhaus aufsuchen müssen. Das Leiden verschlimmerte sich zu An sang der vorigen Woche derart, daß, um das Schlimmste vorläufig abzuwenden, zur Abnahme des linken Armes geschritten werden mußte. Es ist zu hoffen, daß der 87jährige Mann noch ein mal gerettet wird. Im „paketlaLarett cier Äeibnacktspoft". Unter diesem Titel gibt Ernst Niemann in öer bei der Deutschen Verlags-Anstalt erschei nenden Wochenschrift „Ueber Land und Meer" einen Ausschnitt aus den Leiden und Freuden unserer Post während der Hochflut der Weih nachtstage. Von den sieben Millionen Paketen, die da im Zeiträume einer einzigen Woche bewältigt werden müssen, legen nicht alle heil und gesund den Weg bis unter den Lichtevbaum zurück. Aus den großen Postämtern ist für solche irgendwie beschädigten oder mangelhaft adressierten Pakete eine „Auf- klärungsstelle" eingerichtet; die Beamten aber nennen diesen Raum einfach das Lazarett. All die Schwachen, Verwundeten und Elenden aus Sem großen Heer der Gaben finden sich hier zusammen, zerbrochene Kisten und geschundene Kartons, durch deren Risse und Löcher eine bunte Welt der wunderlichsten Dinge die Bahn ins Freie sucht. Da sitzen die wackern Postmänner untre Puppen und Würsten, Nußknackern und Pfef ferkuchen, unter Gäulen und Hasen und all den Leckereien, die vorsorgliche Hände fernen Lieben zum weihnachtlichen Festmahl zugedacht haben und die dann erst so viel später, manchmal nicht mehr recht genießbar, ihren Bestimmungsort er reichen. Mit Hammer und Nägeln, mit Bind faden (viel Bindfaden! Das ist eine Weisung, die sich alle Paketsender zu Herzen nehmen soll ten), Packpapier und Pinsel verrichten die Be amten ihre Samariterdienste, legen die beschädig ten Stücke, wenn sie hoffnungslos aus hem Leim gegangen sind, auf den „Seziertisch", um den Inhalt Stück für Stück zu prüfen und schrift lich aufzunehmen, und lassen dann die Pakete im neuem schmucken Gewände wieder fröhlich mitschwimmen in der großen Verkehrsflut. Hier stehen ein paar Schristgelehrte zusam men, um eine unglaublich schlecht geschriebene Adresse zu entziffern. Die Enträtselung der Hieroglyphen wird noch dadurch erschwert, daß gerade die Schristzeichen des Bestimmungsortes durch geronnenes Hafenblut verklebt sind. Da bat einer mit angefeuchtetem Weizenmehl ein Stückchen Papier mit der Adresse ausgeklebt und mit Zwirn ein Popptäfelchen angehängk und glaubte wohl gar, das müsse nun bis in alle Ewigkeit halten, während doch schon kein Zip felchen mehr vorhanden ist. Da mutz dann der Telegraph, dieser freundliche Helfer der Post, spielen; ist nur noch der Nummernzettel da, den