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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 20.12.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19131220028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913122002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913122002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-20
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
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Banknoten, 50 Reichsbanknoten zu 20 Mark und 850 Mark in kleineren Scheinen zu 5,10 und W Mark. Die Nutnmern der Noten und Scheine sind unbekannt. Auf die Ergreifung des Täters und die Wiedererlangung des Gel des ist eine Belohnung von 500 Mavk ausge setzt worden. jMMlWWk MkilUlM Jungvtehaufzucht und Beschaffenheit der Weide. Es ist bei Mensch und Tier dieselbe Ge schichte. Beide leiden unter der unnatür lichen Lebensweise und bei beiden sucht man durch künstliche Präparate zu ersetzen, was sie naturgemäß in der Nahrung aus natür lichem Wege erhalten sollen. Beides ist aber auch gleich vom Uebel. Wenn der Mensch tüchtig Gemüse und Obst ißt, so kann er die künstlichen Nährsalze entbehren, und wenn das Vieh eine gute Weide hat, so sind die künstlichen Präparate überflüssig. Dieses gilt besonders sür die Aufzucht un- seres Jungviehes, der wir gerade gegen wärtig die größte Aufmerksamkeit widmen müs sen. Eine gute Weide gibt dem Tiere alles, was es zum Ausbau des Körpers und zur Er haltung seiner Gesundheit bedarf.' Allein, es muß auch eine wirklich gute Weide sein, nicht eine Wiese, von der man jahrelang erntete, ohne die entnommenen Stosse zu ersetzen und die nun nur noch dürre, gehaltlose Gräser! produziert. Die Wiese muß genau so exakt gedüngt werden wie der Acker. Die übliche Jauchedüngung ist ja an sich nicht schlecht, da sie den nötigen Stick stoff vermittelt, aber es müssen auch Phosphor- säure und Kali gegeben! werden. Als Phosphorsäuredünger kommt in aller erster Stelle das Thomasmehl oder die Thomas- fchlacke, die gewöhnlich 16—18 Prozent zitronen säurelösliche Phosphorfäure enthält. Außerdem enthält das Thomasmehl 50 Prozent Kalk, der gleichfalls sür die Wiesen von größter Wichtigkeit ist. Pro Hektar gibt man 4—600 Kilogramm Thomasmehl. Gibt man mehr, so ist das nicht schädlich, denn was die Pflanzen in diesem Jahre nicht aufnchmen, bleibt als Vorrat sür das nächste Jahr vorhanden und sorgt, daß alle an dern Nahrungsstosse zur vollen Geltung kommen. Das Jungvieh, welches aus solchen Weiden groß wird, zeichnet sich durch einen guten und starken Knochenbau aus und steht da her hoch im Werte. Auch braucht man vor Kno chenbrüchigkeit keine Sorge zu tragen. Das notwendige Kali wird als vierzigpro zentiges Düngesalz, als Kainit, Karnalit oder Kieserit zugeführt. Am meisten wird Kainit ge braucht, der dann in Verbindung mit dem Tho masmehl von November bis Februar ausge streut wird. Das Kali ist auf den Gehalt des Fuitters von großem Einflüsse. Das Tier hat zu seinem Aufbaue sowohl Phosphorsäure als auch Kali in größeren Mengen nötig, und im Weide futter erhält es diese wertvollen Stoffe gerade! in der Form, wie sie für seine Gesundheit und Ernährung von größter Wichtigkeit sind. Tiere, die in dieser Weise ernährt werden, find nicht nur gegen die besonderen KrankhMen falscher Ernährung geschützt, sondern auch widerstands fähig gegen die verschiedenen Infektionskrankhei ten. Aber eines darf man nicht vergessen. Zu jedem Kunstdünger gehört auch Kalk, ganz besonders aber zu den Kalisalzen. Wenigstens alle 3 bis 4 Jahre sollen die Wiesen gründlich gekalkt werden. Die Kosten für eine derartige Düngung sind nicht groß, aber der Mehrertrag der Wie sen steigt beinahe auf das Doppelte. Dieses aber ermöglicht ein zahlreicheres Ausstellen von Jungvieh und eine rentable Zucht. Abu. Die Unkrautbekämpfung auf Wiesen. Aus einem sommerlichen Spaziergang durch Wiesengelände erquickt sich Auge und Herz des Wanderers an der bunten Farben pracht blühender Wiesenkräuter.. Der Landwirt wird dagegen selten dar an einebesondere Freude haben, denn es sind im großen und ganzen sür ihn nur Wiesen-Un- kräuter, welche die Qualität sowie auch die Quantität seiner Heuernte stark herabdrücken. Sie besitzen einen sehr geringen Gebrauchswert, da sie nährstoffarm, schwer verdaulich und viel fach sogar mehr oder weniger giftig sind. Außerdem überwuchern sie ost die guten Gräser, indem sie denselben die Nährstoffe und das Licht wegnehmen und sie dadurch in ihrem Wachs tum bedeutend hemmen. Bei der Bekämpfung dieser Wiesenkräuter ist zu unterscheiden, ob sie Würzel- oder Samen- Unkräulerfind, d. h. ob die Fortpflanzung durch Wuirzelausläufer oder durch Samen erfolgt. Die Wurzelunkräuter werden mit der Hand ausge zogen oder man sticht sie mit eigens dazu kon- strUrerten Geräten aus; bei massenhaften« Auf treten solcher Unkräuter läßt sich dies aller dings nur «nit Aufwand von viel Zeit und Ar beit durchAihren. Man Hilst sich dann so gut es geht dadurch, daß inan die Pflanzen wäh rend der Vegetation durch wiederholtes Entfer nen ihrer oberirdischen Teile schädigt und die selben nie zur vollen Entwicklung kommen läßt. Aus diese Weise kann man schließlich auch die Wurzeln zum Absterben bringen, wenn nämlich diese durch die oberirdischen Teile nicht mehr genügend Bildungsmaterial in Form von Reservestoffei« zugesührt erhalten. Dadurch wird gleichzeitig auch einer Verbreitung durch Samen ausfall vorgebeugt. Sind es besonders hart näckige Unkräuter, so mutz man die Matznah men M ihrer Vertilgung eventl. mehrere Jahre hintereinander konsequent durchführen. Bedeutend leichter gestaltet sich der Kamps ! gegen die Unkräutev, welche sich nur vermittels ! Samen verbreite«« können. Hier hat «««an nur i dafür zu sorgen, dah die Samenköpfe, die oft Tausende von Samen enthalten, vor der Reise 'entfernt werden, was das Aussterben dieser ^Pflanzen bedingt Das Vorkommen von Wiesenunkräutern läßt steis aus eine schlechte Wiesenpflege sowie eine ungenügende oder einseitige Düngung schließen. Will man den Wiesenbestand verbessern, so ist zu allererst, wenn die Wiesen an Nässe leiden, was sich an dem Auftreten von Moos, Huflat tich, Wucherblumen, Schachtelhalm zeigt, an eine Entwässerung durch Anlage von Gräben oder Dränage zu denken. Hieran schließt sich dann eine regelrechte Düngung miit Thomas mehl und Kainit. Den nötigen Stickstoff gibt man am vorteilhaftesten alle paar Jahre in Form von Jauche oder noch besser Kompost; diese Düngung ist mehrere Jahre zu wiederholen. Wenn dann der Bestand der Wiesen nur mehr gute süße Gräser aufwcist, genügen schwächere jährliche Düngergaben. Ist die Narbe nur eine einzige Unkraut decke, so führt nach Regulierung der Wasserver hältnisse, Umbruch, Düngung und Neuansaat am schnellsten zum Ziele. Von großer Wichtigkeit bei der Unkrautvevtilgung ist allerdings, daß alte Landwirte einer Gemeinde mitmachen, weil sonst die Gefahr besteht, daß von den be nachbarten Wiesen immer wieder eine neue Ver seuchung mit Unkrautsamen erfolgt. Asm. Ver amtlichen Verkaufsstelle« für Postwerl zeichen a) in« Ortsbestellbezirk des Postamts Hohenstein- Ernstthal. Straße u. Hausnummer. Bezeichnung deS Inhaber«. Wemlellerstraße Altmarkt Bahnstraße Schützenstraße König Albertstr. Akiienstraße Weinkellerstraße DreSdnerstraße Llchtensteinerstr. Teichplatz Altmarkt Acuß.DreSdnerstr. tzillplatz Karlstraße Logenstraße Floß, «Lonslanlin, Kaufmann. Schneider, Constantin, Kaufmann. Reinhold, Gotthilf, Kaufmann. Heinze, Arthur, Matertalwarenhändler. Müller, Fr. Hermann, Kaufman Türschmann, Paul, Materialwarändler. Opitz, Paplerhündlrr E. Weitmüller, Papterhändler. Schubert, Richard, Materialwarenhändl«' Angermann, A., Buchbindermeistec. Böttcher, Gastwirt, „Braune« Roß". Bohne, Friedr. Herm., Materialwarenhd-. Baumgärtel, Emil, Materialwarenhändl; r G. Straß, Matertalwarenhändler. Bernh. Werner, Matertalwarenhändler. b) Landbestellbezirk: Gastwirt H. Junghans, Gasthof „Heit. Blick", Gastwirt O. Oehme, Hüttengrund. Postwertzeichen werden auch vonden Orts- und Landbriesträgern verkauft. Anmerkung: Die amtliche«« Verkaufs stellen für Postwertzeichen haben nicht dem Ver triebe von Postwertzeichen in größeren Mengen, sondern dem kleinen Verkehr zu dienen. Die Inhaber solcher Verkaufsstellen gelten bei der Besorgung des Postwertzeichen-Vertriebes als Beauftragte der Reichs-Postverwaltung und haben die Wertzeichen und Formulare nur zu den Preisen zu verkaufen, zu denen sie bei den Postanstalten ai« das Publikum abgesetzt werden. Handel uud bewerbe. Kaommove. Orrmrn, 18 Dezember. Upland middling loko SS'/« Pf. Stetig zwrrpo-1, 18 Dezember TageSumsatz 8000 Ballen. Lieferungen stetig. Dezember 6.81, Dezember.Januar 6,80^ Feb.uar MSm 6,88, Avril«Mai 6.d8, Juui-Zult 6,80, August. September 6.64. Herlt«, 18 Dezember. Prod«kte«bö»s*. Wetzen De zember 190 —, Mat 196,7b, Juli —. Roggen Dezember 158 75, Mai 1->2,7b, Juli—,— Hafer Dezember 150,SO, Mat 157,7 b, Juli —. Mais amerikan. mixed Dezember — - , Mat —. Rüböl Dezember —.—, Mat —,—. Zahlungseinstellungen: Kaufman» Arthur Her» mann Ferdinand Jßteib tn Leipzig. Gebr. Koch in Lewzig- HandelSgesellschast Franz L. Kühn in Hartmannsdorf. Kaus» mann Anton Haidorf er in Großstädteln bei Zwenkau. Händler Friedrich August Haase in Ma- kranstädt. — Ausgehoben: Lohnstickereimitbesitzer Alban Wöllner und Lohnsttckereimitbesitzer Max Otto Wöllner, biide in Elsterberg. Schlachtvtehpretse auf dem Viehhofe zu Chemnitz nach amtlicher Feststellung. Austrieb: 7 lv Kälber, 1064 Schweine, zusammen l774 Tiere. Kälber: Feinste Mast- (Vollmilch-Mast-) und beste Saug» kälber 106—110 (66—68), mittlere Mast» und gute Saugkälber 103—l08 (62—65), geringe Saugkälber 98—107 (55-60), älter« gering genährte Kälber (Fresser) fehlen (—). Schwein«: Vollfletschige der feinere» Rassen und deren Kreuzungen im Alter biS zu U/. Jahren 70 (70), Fettschweine 71-72 (71-72), fleischiges-6» (68-69), gering entwickelte 66-67 (66-67), Sauen und Eber 60—66 (60—66). Die Preise verstehen sich bei allen Biehgattungen fü, Schlachtgewicht per 50 Kilogramm. (Die eingeklammcrten Zahle» bedeuten die LebendgewichtSPretse.) Die SchlachtgewtchlSpreifl bet Schweinen verstehen sich nach Abzug von 20 Proz. Tara An unsere geschätzten Leser richten wir das höfliche Ersuchen, bei Einkäufen in erster Linie die Inserenten des Hohenstein-Ernstthaler Tageblattes zu be rücksichtigen und sich dabei auf dieses zu berufen Die Geschäftsstelle des Hohenstein-Lrnstthaler Was schenke ich noch? Eine von Künstlerhand entworfene, in imit. Altsilber geprägte Weihnachts dose, gefüllt mit Kaffee Hag, dem coffeinfreien Bohnenkaffee. Erhältlich in besseren Drogerien, Kolonialwaren- und Delikatessen - Geschäften. Preis Mart 2.— nnd 2.5« kkaffre-Haudels-Aktiengesellschaft, Breme». Im nachstehenden findet der mit so außerordent lichem Beifall ausgenommene Roman „Prinzeß Lolos Verzicht" seinen Abschluß. ES ist uns ge lungen, von der Verfasserin dieses Werkes, Frau Helene Courths-Mahler, abermals eine Arbeit zu erwerben, die gleichfalls fesselnd und anregend geschrieben ist und unsern Lesern und Leserinnen angenehme Stunden be reiten wird. Der neue Roman, mit dessen Abdruck wir morgen beginnen, heißt: „Sei MWM MW". WM Lollis MMl. Roman von H. Courths-Mahler. (Schluß. <'Rachdruck verbeten). Am nächsten Morgen, als Lolo mit Prin zeß Sibylle beim Frühstück faß, kam ein Brief von Fräulein von Birkhuhn an. Prinzeßchen schüttelte verwundert den Kops, weil der Brief gar so dick und schwer war. Lä chelnd öffnete sie ihn. Ein zweiter, an sie adres sierter Bries lag in dem Kuvert. Dabei einige Zeilen von Fräulein von Birkhuhns Hand. Sie schrieb: „Mein geliebtes Kindchen! Beiliegender, für Dich bestimmter Bries sand sich heute im Salon Deiner Schwester hinter dem großen Bücher schrank, den ich wegrücken ließ, weil an der Stelle ein anderes Möbel stehen sollte. Da der Bries geschlossen ist, hast Du ihn sicher nicht ge lesen. Es scheint auch eine Photographie drin nen zu stecken. Und Meta sagte mir, so ein Brief wie dieser sei mit einem anderen, für Prinzeß Renate bestimmten Brief an dem Tage angekommen, als Prinzeß Renate zur Parronesfa ernannt wurde. Meta hat im Flur mit dem Postboten gescherzt, ehe er zu Deiner Schwester ins Zimmer trat, um die Briefe abzugeben. Und da hat sie diese beide«« Briefe gesehen und sich noch über die großen Kuverts gewundert. Viel leicht enthält nun dieser Bries eine wichtige Nachricht sür Dich, deshalb schicke ich ihn Dir gleich zu. Hier ist alles gut und gesund — wir haben nur alle große Sehnsucht nach unserm Prinzeßchen. Mit vielen herzinnigen Grützen und Küssen, Dein Birkhühnchen." Prinzeßchen sah sich nun das Kuvert von dem eingelegten Briefe an. „Wie sonderbar, Tante Sibylle — da hat Birkhühnchen beim Hausputz hinter einem Schrank diesen an mich adressierten Brief gefunden. Ich bin doch begierig, was er enthält." Prinzeß Sibylle horchte auf. „Willst Du mir diesen Bries einen Augen blick herübergsben, Lolo?" Diese reichte ihr lächelnd und ahnungslos das Schreiben. Prinzeß Sibylle sah sofort, daß cs Joachims Brief sein mutzte. Mit scharfen Augen musterte sie das Siegel. Es war unver letzt. Aber an den gummierten Stellen des Ku verts merkte man, daß es geöffnet worden war. Prinzetz Sibylle überlegte, was sie tun sollte. Konnte man Prinzeßchen, noch verheimlichen, was es «nit diesem Bries sür eine Bewandtnis hatte? Nein — ohne ihr Mißtrauen zu erregen, ließ sich nichts mehr vertuschen. Also mochte sie immerhin den Brief lesen. Prinzetz Lolo den Brief zurückgebend, sagte sie ernst: „Das ist Joachims Siegel und Handschrift." Prinzetzchen fatzte schnell danach und ihr Gesicht rötete sich. „Von Joachim — an mich?" „So ist es. Aber nun lies nur, was er Dir zu sagen hatte — er kommt ein wenig spät in Deine Hände, dieser Bries." „Ja, Birkhühnchen schreibt mir, datz unser Hausmädchen behauptet, der Bries wäre schon vor einiger Zeit von einem Postboten meiner Schwester mit einein anderen zusammen einge händigt worden. Renate hat wohl vergessen, ihn mir auszuliesern — oder — sie war doch böse «nit mir — vielleicht —" Mit einem Ruck richtete s«e sich plötzlich aus und sah sich die Rückseite des Briefes an. „Tante Sibylle — Du sahst Dir den Brief fo genau an — warum — was weißt Du von dem Brief?" Prinzetz Sibylle sah mit grotzen, ernsten Augei« in ihr Gesicht. „Der Brief war geöffnet und ist sehr nach- lässig wieder geschlossen worden." Prinzeß Lolo erblaßte. Und dann riß sie mit zitternden Fingen« den Bries auf. Prinz Joachims Bild fiel ihr entgegen. Sie preßte es init einem unterdrückten Ausruf ans Herz und las dann den Brief. Blässe und Röte wechsel ten aus ihrem Gesicht. Und als sie geendet hatte, legte sie den Kopf mit geschlossenen Augen zurück. Tränen quollen zwischen den Wimpern hervor. Sie begriff alles. Prinzetz Sibylle erhob sich und legte ihren Arin um sie. „Nit weinen, Schätzer!, nit! weinen, es ist ja alles noch gut ergangen." Prinzetzchen warf sich mit leidenschaftlichem Schmerz in ihre Arme. „Es ging um sein und mein Glück, Tante Sibylle. Begreifst Du das?. Kann der Hatz einer Schwester so weit gehen?' Und Du — wutztest darum?" „Ich ahnte es, meine arme, kleine Lolo. Und weil der Joachim gar so unglücklich war, datz ihm sein Prinzesferl nit mochte, da kam ich zu Dir. Ich wollte Klarheit und Gewißheit haben. Scho«« nach Deinen ersten Worten merkte ich, daß Du nimmer seinen Bries eyhalten ha ben konntest. Und da habe ich mir halt ge dacht, datz da Deine Schwester wohl ein wenig Schicksal gespielt haben mochte. Datz sie Dich Hatzte, wußte ich, und datz sie Dir Dein glän zendes Los neiden würde, war nit schwer zu erraten. Der Joachim und ich, wir wollten Dir halt den Schmerz ersparen. Aber nun ist doch alles herausgekommen. Nun mutzt Du aber nit mehr meinen. Was soll der Joachim sagen, «venn Du mit verweinten Augen nach Falken haufen kommst?" Prinzetz Lolo trocknete ihre Tränen. „Tante Sibylle — mir ist, als hätte ich erst jetzt meine Schwester ganz verloren. Wie furchtbar «nutz sie mich hassen, datz sie ihren Stolz so weit vergatz." „Da sollst Du nun gar nit mehr dran den ken. Jedenfalls sind das die letzten Tränen, die Dir Deine böse Schwester erpretzt haben soll. Wenn mir der liebe Gott recht gut ist, dann läßt er mich einmal mit Deiner Schwester Zu sammentreffen, und dann will ich ihr mal so ganz in aller Ruhe meine Meinung sagen. Da freue ich mich drauf. So — nun schau Dir Deine«« Joachim an — wie er Dich anlacht mit seinen Schelmenaugen. Darüber vergiß all das Böse, was Dir zugefügt wuvde — er wird al les gut mache«« an Dir, dafür kenne ich ihn. Und «vir ander«« wollen ihm dabei helfen." Prinzeß Lolo schmiegte sich an sie und küßte Joachims Bild. „Liebe, teure Tante Sibylle! Wie gut Du bist. Ich will mir Mühe geben, zu vergessen. Ich darf ja nicht dran denken, was daraus hätte entstehen können. Und wie schlimm mutzte Jo achim von mir denken, datz ich ««ach diesem Briese seins Hand ausschlug." Prinzetz Sibylle lächelte. „Weitzt — ausgeschaut hat er — lieber Gott — ich kannte «neinen Wildfang gar nit wieder. Aber er ist halt ein Sonntagskind, ihm schlägt alles zum Glück aus." — — — Am Nachmittag fuhren die beiden Dame«« nach Falkenhausen. Und Prinz Joachim Halden letzten Schatten von Prinzetzchens Antlitz fort- gekützt. Die Welt war so schön, das Herz so voll und weit — da vergitzt sich leichter, was zuvor drohend am Himmel stand. Im Falkenhausener Park sangen die Vögel so schön und die Sonne schien so recht eindring, lieh und hell. Seite an Seite schritt ein glück liches Paar durch die reife, satte Sommerpracht. Drei Monate später ist Prinzetz Lolo Prinz Joachims Gemahlin geworden. Bei der Hoch zeit zeigte Prinzetz Sibylle, wie mm« Feste fei ern kann. Prinzetzchen war gar nicht erst nach Weitzenburg zurückgekehrt. Birkhühnchen, Bielke und Frau Bangemann fanden in Falkenhaufen freundliche Aufnahme. Birkhühnchen bewohnt zwei mollige, son nige Zimmer ün Turmbau, von denen sie einen herrlichen Ausblick hat über den Park, für Bielke ist eine Stelle als Parkinspektor geschaffen wor. dei«, die er gvavitätisch bekleidä. Und Fraü Bangemann wirtschaftet mit Wonne in der wun derschönen, grotzen Schlotzküche. Sie kocht zwar nicht mehr, dafür ist ein Küchenchef mit einem Stab von Köche«« vorhanden, aber sie führt die Aufsicht über die Vorratskammern. Das Haustnädchen Meta hat die Möbel aus dem Prinzessinnenschlötzchen geschenkt be kommen und hat sich mit dem Postboten ver heiratet. Ein Teil der Möbel hat sie verkauft, den anderen zur Aussteuer benützt. Nur wenige Stücke hat sich Prinzetzchen zum Andenken aus bewahrt. Darunter ist auch die primitive Ein- richtung aus dem Tuskulum. Fürst Egon ist entzückt von seiner Schwie gertochter. Und die Möbel im Fürstenschlosse sowie Teppiche und Vorhänge sind erneuert worden. Man merkt nichts mehr von faden scheiniger Pracht. Das Fürstentümle blüht und gedeiht noch immer. Und als die Zeit erfüllet war, schenkte die Erbprinzessin ihrem Gemahl einen Sohn. Prinzetz Renate wah nicht zuü HochzeM- feier ihrer Schwester erschienen. Und das war gut. Es hätte doch nur die Feier gestört, wenn ihre haßerfüllten Augen neidvoll auf dem gold- haarigen Haupt der Schwester geruht hätten. Außerdem häkle Prinzeß Sibylle gar keine Zeit gehabt, ihr die Meinung zu sagen. Sie hatte alle Hände voll zu tun, um das Fest würdig zu gestalten. Das Fürstentümle erzählt noch heute Wun- derdinge von dem Hochzeitsseste des Prinzen Joachim. Und wo sich Prinzetz Lolo sehen läßt, da bleiben die Leute vergnügt schmunzelnd stehen. Ihr lachendes, glückseliges Gesicht wiükt wie Sonnenschein auf alle Gemüter. Sie wird einst das geistige Erbe der Prinzessin Sibylle antre- ten. Schon jetzt ist sie, gleich dieser, im Volke sehr beliebt. Prinzetz Sibylle ist viel in Fall» kenhausen, und wenn sie mit dem jungen Paar« zusammensitzt, dann sind alle Geister des Froh sinns zu Gaste.
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