Volltext Seite (XML)
Tlrntsblcrtt. Dienstag, den 16, Dezember 1913. Nr. 291. Zweites Blatt. MW eines eWWen SebMjieis. Die zu einer gewaltigen Staatsaktion aus-« gebauschte Zaberner Affäre gibt jetzt elsässischen Brandrednern Gelegenheit, das Feuev weiter zu schüren, indem sie in Deutschland von, Ort zu Ort ziehen und vor Leuten, die die Verhältnisse nicht kennen, die Elsaß-Lothringer als l)armlose, von dem bösen Militär brutal herausgeforderte Leutchen hinstellen. Einer von ihnen, der fortschrittliche Abgeordnete Wolf- Straßburg, mutzte sich aber vor einigen Tagen in Essen folgende Ergänzung seiner Rede durch den Zeitungsbesitzer D r. Reismann- Grone gefallen lassen: „Gewiß sei das Verhalten des Leutnants v. Forstner in der „Wackes"-Sache nicht zu bil ligen, aber der Abg. Wolf habe kein Wort des Tadels für das täglich h e v a u s f or dern d e r austretende Welschtum in E l s a tz - L o t h r i n g e n. Dieses Land ist mit einer Flut von Spionen, französischen Hetzern und Französlingen überzogen. Vor zehn Jahren hatten wir drei französische Zeitungen, heute fünfzehn, und die Presse hetzt tagtäglich gegen alles Deutsche. Wolf erzählte über den. Zaberner Fall eine Stunde, aber hier (Redner zeigt ein Bild der Wochenschrift „Durchs Elsaß" vor) sehen Sie, wie inan uns Deutsche an dauernd beschimpft; hier sehen Sie den deut schen Michel abgebildet mit der schwarz-roten, Zipfelmütze als einen stoppelhaarigen Kerl mit roter Schnapsnase (Pfui!), und so wird (Red ner z,eigt unter Unruhe und tosender Zustim mung zahlreiche Bilder) in diesem elsässischen Witzblatt, das in Tausenden von Exemplaren übers Land geht, der Deutsche stets als ein ab stoßender gemeiner Kerl, vor allem der deutsche Wanderer als ein plumper, brillenbel-afteter, un rasierter Bummler dargestellt, der Franzose aber stets elegant, bildschön, meist in zärilicher Be ziehung zu Elsaß oder Lothringen, während der tölpelhafte deutsche Liebhaber hinter ihm her- läu,t. Dies ist die Germania (Redner zeigt das. Bild vor), ein gemeines Fischweib mit Trief augen, die deutsche Kaiserkrone auf dem Kopf,, welche mit einem anderen Frauenzimmer zu sammen, die Verkörperung der deutschen Frau, Eisatz-Lothringen zerreißt. (Psuirufe und Tu mult.) Hier ein Bild: der reitende Kaiser; hinter ihm laufen die deutschen Beamien und Offiziere und sangen entzückt in Hillen und Hel inen Orden und den Dreck des kaiserlichen Pfer des aus. (Pfuiruf.) Und für die deutsche Frau gibt es immer nur ein Bild: ein ekelerregen des, settwanstiges, ungekämmres Frauenzimmer, mährend die Französinnen und Ellatz-Lothrin gerinnen in der schicksten Form und Toilette er scheinen. Im Saale werden Schullehrer sein. (Redner zeigt ein Bild.) So werden deutsche Schullehrer im Elsaß an den Pranger gestellt: ein schlampiger Knote, der mit der Klopfpeitsche die Elsaß als Kind verprügelt; daneben steht ivieder die gemein karikierte Germania mit der Krone und um sie als Kinder die Bun desstaaten: Preußen, ein blöder Tolpatsch, Bayern ein dicker Wicht, mit Bierkrug. (Zwi schenrufe und Tumult.) Und so geht das in Hunderten von Abbildungen wöchentlich weiter. Ich zeige ein Blatt, aber Dutzende sind der selben Gesinnung. Was tut Abg. Wolf da gegen? Nichts. So werden wir Deutsche in Elsaß-Lothringen behandelt, wir Schwowe haben keine Ehre — und da wagt man es, sich über den lächerlichen Fall von Forstner zu beschwe ren. Der Zentrumsabgeordnete Hautz erklärte im elsaß-lothringischen Landtage: das Prinzip der deutschen Beamten im Reichsland sei der Stiefelabsatz und die Schnauze und ihr Patrio tismus sei hündisch. Der Abg. Ostermeyer nannte in öffentlicher Sitzung des früheren Lan desausschusses die deutschen Beamten Lumpen. und Strauchdiebe Der Abg. Haegy, der in- j limste Freund Wetterles, forderte die Nationä- listen auf, bei der Landtagswahl dem dentsch- gesinnten Gegner „eins in das „schmutztriefende Affengesicht" zu versetzen". In Bild, Schrift und Wort wird seit Jahren, das Deutschtum gemein beschimpft, der Deutsche als feiger Schutz dargestellt. Das Deutschtum steht in Elsaß- Lothringen am Pranger, und der Deutsche ist rechtlos; die Gemahlin des Statthalters schickt dem wegen Beleidigung eines hohen alldeutschen Beamten auf zwei Monate ins Gefängnis ge sandten Wctterle. Geschenke in die Zelle, und sie spricht mit Vorliebe bei öffentlichen Gelegenhei ten französisch in einem Lande, das seit 1870 zum Deutschen Reiche gehört und dessen Bevöl kerung seit 13 Jahren den Segen der deutschen Schulbildung genutzt. Der Fall Zabern war die Generalprobe der Welschen, ob sich das deutsche Heer auch schon heute an die Wand drücken läßt und ob/ der deutsche Offizier dieselben Beschimpfungen ein steckt wie der einzelne Altdeutsche und altdeutsche Beamte. Ich bin kein Offizier, aber ich bin den deutschen Offizieren dankbar, daß sie ant worten; wir lassen uns nicht als Kanaille be handeln. (Tosender Beifall.) Auch wir lieben die bürgerliche Freiheit und werden sie zu schützen wi'sen, es handelt sich aber nicht um Bürger tum und Militär im Zaberner Fall, sondern nm: deutsch oder welsch. Die Fran- zöslinge haben es verstanden, aus einer lächer lichen Winzigkeit einen Kampf nm die Freiheit in Elsaß-Lothringen zu machen, und nachdem sie in Elsaß-Lothringen gesiegt, haben sie das deutsche Volk mitgerüfen. Aber ich sage: das deutsche Volk und der Deutsche Reichstag sind hier von den Welschen schamlos belogen und betrogen worden. (Großer Lärm und Beifall.)" Ms Sm MMWklM MEM 8MM —: In der am Sonnabend im Berggast- haus abgehaltenen Versammlung des E r z g e- birgsvereins teilte Herr Vorst. Ebers bach zunächst mit, daß das Gruber-Eck zur Ehrung des verstorbenen Gründers und Ehrenmitglieds des Vereins und Ehrenbürgers der Stadt gemeinsam mit der Stadt fast herge richtet worden sei; die Kosten entfallen mit 100 Mark auf die Stadt, mit 75 Mark aus den Ver ein. Sobald die Witterung es erlaubt, sollen die Arbeiten beendet werden. Mir den Gvubec Ehrenplatz hat man Kuhschnappler Steine an fahre» lassen und so einen schönen Platz geschaf fen; eine Widmungsplatte soll später eingelas sen werden. Zu dem Steingürlel um die Gru ber-Esche soll sich ein immergrüner Kranz gesel len, auch niedrige Bäume angepflanzt werden. Alts den weiteren Mitteilungen des Vor stands ist zn entnehmen, daß im Berggasthause Fußbodenverbesserungen ausgeführt worden sind, daß der Verein anläßlich der letzten Gesliigel- aussteltüng einen Preis in Gestalt eines Bil des gestiftet hat und daß der Verein mit Dank Kenntnis nimmt vom Beschluß der städtischen Kollegien, be.r. die bedingungslose Weiterbewil ligung von 500 Mark zur Verzinsung des Berg- haufes und von 300 Mark znr Erschließung des Berges. Mit der Gesellschaft Winterthur ist der Verein eine Versicherung eingegangen, die sich auf alle Haftpflichtfälle innerhalb des. gesamten Vereinsareals erstreckt. Dann teilt der Herr Vorsteher mit, daß die Jahrhundert feier auf dem Berge am 17. und 18. Oktober mit einem kleinen Verdienst — gegen 200 Mark s — abgeschlossen habe; allen Mithelfern ist der Verein zu bestem Dank velPslichte.. Dank wird darauf mich allen denen gezollt, die dem Bergfe st e mit zu gutem Verlauf verhalfen, und sodann endgültige Rech nung gelegt über das Bergfest 1913. Die Einzelabrechnungen zeigten, daß jeder Einzelne der Helfer und Helferinnen tüchtig auf dem Posten war, wiewohl auch einzelne Stelle» mit einem Desizit abschlossen. Tie Beleuchtung kostete 753 Mari" (das elekiriscbe Licht infolge besonderen Entgegenkommens des verstorbenen Herrn Direktor Augustin nur 150 Mark), für' Musik wurden 649 Mark verausgabt. Die End summen der Abrechnung ergeben: 17 732 Mk. Einnahmen, 15 196 Mark Ausgaben, 2536 Mk. Verdienst. Zu beachten ist hierbei, daß die Ausgaben bereits die erste Rate in Höhe von 4000 Matt' für die stehenbleibenden Bauten ent halten. Die Versammlung erklärt sich weiter hin mit einem Vertrag einverstanden, den der Vorstand mit einem Feldpächter abgeschlossen Hal. Um unter den Vereinsmitgliedern eine engere Fühlung zu schaffen, schlägt der Vor stand vor, regelmäßige Vereins abende einzuführen, die zu einer AU Hutzenabend zu gestalten seien; die Ver sammlungsabende sollen mit gesanglicher Unter Haltung durch den heimischen Sänger Herrn Gaudlitz ausgestattet werden; die Mitglieder sol len zu diesen Veranstaltungen auch ihre Damen 'owie Gäste mitbringen. Auf diese Weise hoffe »an, in der Bürgerschaft mehr und mehr das Verständnis für die Allgemeinarbeit des Ver eins zu erschließen. Trotzdem jeder Fremde unsre Hüye lobe und froh wäre, wenn sei» Heimatort etwas derartig Schönes aufzuweisen hätte, müsse der Heimische diese Vorteile erst richtig einzufchätzen lernen, und oazu sollen die geplanten Abende dienen, denn vielfach stoße »ran auf eine falsche Deutung der Arbeit des Ettzgebirgsvereins. Nach kurzer Aussprache wird man sich dahin schlüssig, als V e r s a m m- lungstag den Sonnabend nach dem 15. jeden Monats festzulegen. In denn Meinungsaustausch kommt zum Ausdruck daß nicht etwa die Absicht besiehe, den Erzge- birgsverein zu einem Vergnügungsverein wer den zu lassen, aber es bestehe doch die Not wendigkeit, die Geselligkeit mehr und mehr zu pflegen, damit sich nach und nach e.n größeres Interesse am Verein nnd an seiner Arbeit ent ¬ wickle; gelinge es, das vorgesteckte Ziel auf diese Weise zu erreichen, so sei das jedenfalls dem Verein nur zum Sezen. Unsre Einwoh nerschaft niüsse zu der Erkenntnis kommen, daß sie ihre Erholung nicht in der Großstadt zu suchen habe, sondern diese in hohem Maße auf unserm Berge finde. Am Schlüsse der Sitzung wurden noch einige Mitteilungen gemacht: Zur Weihe des Unterkunftshauses auf dem Bärenstein hat der Erzgebittzsverein einen telegraphischen Glück wunsch abgesandt. Der Verkehrsausschuß des Erzgebirgsvereins Rabenstein wünscht eine ge meinschaftliche Sitzung mit dem hiesigen Bru- derverei» abzuhalten und mit ihm darüber zu beraten, auf welche Weise für unsre Gegend eine durchgreifendere Reklame als bisher gemacht werden könne. Die Tagung soll in WUsten- brand stattfinden. Das Vereinseigentum an Lie genschaften beträgt jetzt gegen 40 Acker; im näch sten Jahre sollen Austausche von Grundstücken vorgenommen werden. Sächsisches Hohenstein-Ernstthal, den 15. Dezember 1913. — * Jni Hinblick aus den während des Weihnachtsfestes erfahrungsgemäß eintretenden, stärkeren Reiseverkehr wird zur Verhütung der sonst unvermeidlichen Stockungen bei den Fahrkartenausgabe- und Gepäckannahme stellen der größeren Bahnhöfe empfohlen, b e- reits am Tage vor der Abreise die Fahrkarten zu löse» und die Gepäckstücke aufzu geben. Zu beachten ist hierbei jedoch, daß eine frühere Aufgabe von Gepäck dann nicht in Frage kommen kann, wenn auf der Bestim-. mungsstatio» die Aushändigung des Gepäcks durch den Zugführer erfolgt. Weiter sei darauf hingewiesen, daß es sich enipfiehlt, die Gepäck stücke fest zu verpacken, gut zu verschnüren und mit Namen und Wohnung des Versenders zu beschreiben, auch im inneren Raum des Gepäck stückes einen Zettel mit gleicher Aufschrift bei zulegen, damit bei Abhandenkommen der äuße ren Bezettelung und amtlicher Oeffnung des Ge päckstückes sofort ein Nachweis des Eigentimers, gefunden und das Gepäck unverzüglich nachge sandt werden kann. — Bei der Handelskammer Chemnitz ist eine Liste von Käufern deutscher Waren und anderen Adressen im Konsulatsbezirke St. LouiS, Missouri, 1913, eingegangen. Vertrauenswürdige Interessenten können nähere Auskunft in der Aus- kuntzsstelle der Handelskammer, Chemnitz, Karola- stratze 4, Erdgeschoß, während der üblichen Dienst stunden erhalten. — Ursprung, 14. Dez. Kiichenvoistands- wahl findet am 4. Adventssonntag, den 21. De zember, nach Schluß des Gottesdienstes von h,11 bis 11 Uh in der Kirche statt. Es scheiden aus die Herren Kirchschullehrer Weinreich und Guis- desitzer Emll Wendler aus Ursprung und Herr Guisbesttzer Atbin Lösfler aus Seifersdorf. Die selben können wiedergewählt werden. — Zwickau, 14. Dez. Im benachbarten Kirchberg gingen die Pferde des Gutsbesitzers Hölig durch. Die 30 Jahre alte Witwe Helmrich wurde Überfahren und so schwer verletzt, daß sie bald dar auf verstarb. Der Ehemann der Verunglückten ist ebenfalls vor einigen Tagen tödlich verunglückt. — Zwickau, 14. Dez. Ein älterer hiesiger Einwohner glitt in seiner Wohnung aus und fiel so unglücklich zu Boden, daß er mit dem Kopf auf die Diele aufschlug nnd einen Schädelbruch mit löblichem Ausgang erlitt. — Eibenstock, 14. Dez. Ein jäher Unglücks- fall ereignete sich im Auerswerder Staatsforstrevier unweit Sosa. Beim Fällen eines Baumes fiel die ser auf den Waldarbeiter Paul Fuchs und verletzte diesen derart schwer, daß er nach Verlauf von kaum 30 Minuten starb. — Chemnitz, 14. Dez In der Klasse 86 der 2. Höheren Volksschule für Mädchen erkrankten w viele Schülerinnen an Masern und Ziegenpeter, daß nur noch acht Schülerinnen in den Unterricht kommen konnten. Die Klasse wurde daher ge schlossen. Da die Weihnachtsferien bevorstehen, so wird der Unterricht in der genannten Klosse eist wieder mit dem Wiederbeginn des Unterrichts nach den WeihnachtSserieu am 7. Januar ausgenommen. — Der bekannte Reiterosfizier Lukas Kirsten von den Chemnitzer Kaiser-Ulanen ist als Kommandeur der Reitschule iu Konstantinopel in Aussicht ge nommen, die er im Range eines Oberstleutnants leiten wird. Der Rittmeister Horst Fritz Böhme von demselben Regiment wird ihn vorausstchllich als Assistent begleiten. — Hohenfichte (Amth. Flöha), 14. Dezember. Geheimer Kommerzienrat Hauschild hat den Ar beitern und der Beamtenschast der Baumwollspinne- ,ei Max Hauschild 100 000 Mark vermacht, und zwar auS Anlaß des 80jährigen Bestehens. 60 000 Mark sind der Penstonskasse überwiesen, 4'1000 Mark wurden an Beainte und Arbeiter je nach Länge der Dienstzeit in der Fabrik verteilt. Auch daS Forst-, Gärtnerei- und Hauspersonal ist mit >5k00 Mark bedacht worden. — Prösen bei Großenhain, 14. Dez. Hier wurde der Gasthof „Zur Kaiserkrone" nachts vom Feuer heimgesucht. Der ganze linke Teil des großen Gebäudes brannte nieder. Mueltes vom Lage. * Im Wahnsinn, durchs Feil ster gesprungen. Ein 42jähriger Jnstal- lateur in Berlin, der seit einiger Zeit an Gei stesverwirrung litt und sich einbildete, daß er an einer unheilbaren Halskrankheit sterben müsse, sprang Plötzlich aus dem Bett und stürzte sich aus seiner im 4. Stock gelegenen Wojhnung-urch die Fensterscheibe hindurch auf die Straße hin- ab, wo er schwer verletzt liegen blieb; er stürb im Krankenhause bald nach seiner Aufnajhme. * Schweres Unglück. Bei dem Bau eines Schornsteins zur Wäscherei des Nord deutschen Lloyds in Bremen stürzten drei Mau rer aus einer Höhe von dreißig Meter ab. Zwei von ihnen waren sofort tot, ders dritte wurde tödlich verletzt nach dem Krankenhause gebracht. Die Ursache ist wahrscheinlich Gerüstbruch. * Einbruch in eineKirche. Ein Telegramm aus Lissa (Pofen) meldet: Bei einem Einbruchsdiebstahl in die katholische Pfarrkirche in Mogilno wurden zwei goldene Kelche im Werte von 1500 Mark gestohlen. * Statt 127800 Kronen—Pa pi e r s ch n i tz e l. Ein von dem Hauptpost amt in Triest an eine Filiale der Oester- reichisch-Ungarischen Bank abgesandter Brief, der 127 800 Kronen Amtsgelder des Postamtes ent halten sollte, enthielt, als er geöffnet wurde, nur Papierschnitzel. Da der Bries und die Siegel vollkommen unversehrt waren, so scheint der Geldbrief vor der Abgabe durch den die Papier schnitzel enthaltenden Brief ersetzt worden zu sein. * Uebersallen und aus die Eisenbahnschienen geworsen. Der Führer eines Wagens der elektrischen Kleinbahn im Lütticher Jndustriebezirk verspürte nachts auf einer dunklen Wegstrecke einen plötzlichen Ruck des Wagens und zog schleunigst die Bremse. Es zeigte sich, daß der Wagen über einen sestgebun- denen, quer über den Schienen liegenden Mann gefahren war. Dieser erklärte, daß er von drei Männern überfallen, beraubt, gebunden , und dann aus die Schienen geworfen worden sei, wo er das Bewußtsein verloren habe. Er wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. * Ein Andreas Hofer-Denk- in a l i n M e r a n. Die Jahrhundertfeier für die Wiedervereinigung Tirols mit Oesterreich im Jahre 1914 wird ihre besondere Weihe durch die Enthüllung eines Andreas Hofer-Denkmals zu Meran erhalten. Kaiser Franz Josef hat jetzt für das Monument eine Spende von 10 000 Kronen aus dem Maria Theresia-Fonds zuge sichert; die Ausführung des Denkmals ist dem Bildhauer Emanuel Pendl, einem zurzeit in Wien tätigen gebürtigen Meraner Künstler, über tragen worden. * Wirbelstürme in Oberita lien. In der Umgebung von Mailand und im Gebiet des Como-Sees gingen schwere Wir- belstürme nieder. An den Feldern und Gärten wurden Verwüstungen angerichtet. Die Land schaft bietet einen trostlosen Anblick. Der Damp ferverkehr auf den oberitalienischen Seen ist wegen des Sturmes fast gänzlich unterbrochen, auch der Eisenbahnverkehr erfährt schwere Stö rungen. Auf dem Lago Maggiore, der gleich falls von den Wirbelstürmen heimgesucht wurde, schlug eine Barke um, in der sich drei Personen befanden. Zwei junge Leute ertranken, wäh rend sich der Bootsführer retten konnte. * Seine letzte Freude. Zeugen eines tragischen Vorfalles wurden die Passanten des Grosvenorplatzes in London, als vor weni gen Tagen eine der dort haltenden Pserdedrosch- ten von einem Reisenden benutzt werden sollte. Seit dio Autodroschken das Feld beherrschen, steht es mit den Einnahmen des altmodischen Rosselenkers in der Themsestadt recht schlecht. Nur selten wird sein Gefährr in Anspruch ge nommen, und viele Stunden des Tages sitzt „Cabby" schwermütig sinnend oder gelangweilt auf seineni Platz. Der 55jährige .Kutscher Artur Tasverner hatte seit dem frühen Morgen ver gebens auf einen Fahrgast gewartet und schaute gegen Mittag ganz hoffnungslos drein, als er plötzlich drei Pfiffe vernahm, das Sig,ml, daß eine Pferdedroschke gewünscht wnrde. In größ ter Hast fuhr der Mann vor dem Hotel vor, des sen Portier gepfisfen hatte. Dieser bedeutete ihm, einiges Gepäck aufzuladen. Der Kutscher bat einen vorüberkommenden Schornsteinfeger, ihm den schwersten Koffer auf den Bock zu hel fen und sagte dabei: „Mein Herz springt nur so vor Freude, wenn ich mal die drei Pfiffe höre!" Gleich darauf stürzte der Mann von sei nem Sitz herab und war in wenigen Sekunden tot. Ein Schlaganfall hatte seinem Leben ein Ende gemacht.