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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 17.12.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19131217020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913121702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913121702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-17
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
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Sächsischer Landtag. Dresden, 15. Dezember. Zweite Kammer. Präsident Dr. Vogel eröffnet die Sitzung nachmittags 4 Uhr mit folgenden Worten: „Meine Herren! Ter Vertreter des zweiten ländlichen Wahlkreises, Abg. Riem, ist am Sonnabend abend 7 Uhr im Johannstädter Krankenhaus gestorben. Er war am 11. November 1909 in den Landtag eingetreten, und hat sich während dieser Tagung einer emsigen Tätigkeit in der GesetzgebungsdepMatton beflei ßigt." Die Kammer erhebt sich zu Ehren des Verstorbenen von den Plätzen. Finanzminister v. Seydewitz berichtet der Kammer ausführlich über das Eisen bahnunglück, das sich in der Nacht zum Montag zwischen Frankenberg und Braunsdorf zugetragen hat. Der Vorstand der, General direktion der Staatsbahnen Dr. Ulbricht sei so fort an die Unfallstelle geeilt, es seien auch so fort zwei Hilfszügc abgelassen worden, so daß die Rettungsarbeiten nach kurzer Zeit begonnen werden konnten. Die Anzahl der Leichtverletz ten ließ sich noch nicht sicher festslellen. Tot wur den vier Personen aufgefunden, im weiteren Verlaufe kamen noch vier weitere Tote hinzu. Da der Felssturz mehr als 100 Kubikmeter Ge steinsmasse umfaßt, wird die Strecke zwischen Cunnersdorf und Braunsdorf etwa acht Tage gesperrt blei ten. Die Perfonenzüge in der Rich tung von Roßwein bis Cunnersdorf werden in zwischen in der Richtung von Mesa bis Brauns dorf geführt. Selbstverständlich wird der Fall eingehend untersucht werden. Vorläufig hat es den Anschein, als handle es sich um ein Natur ereignis, und zwar ein außerordentliches, das nicht auf menschliche Fehler zurückzuführen ist. Erfreulich ist, daß der Rettungsdienst rasch und tadellos funktioniert hat. Ein gnädiges Geschick möge uns weiterhin vor schweren Unfällen bewahren! Präsident Dr. Vogel: Ich halte mich für ermächtigt, im Namen der Kammer deren herzliche Teilnahme für die Schwerverletzten Wie die Hinterbliebenen zum Ausdruck zu bringen. Hierauf wird in die Tagesordnung einge- lreteu Zur Verhandlung stehen Eisenbah n- a n g e l e g e n h e i t e n. Die Kammer bewilligt 110 000 Mark für die Erbauung eines Lokomotivschuppens ün Bahnhof Zittau, nachdem Abg. Schwager- Zittau (fqrtschr. Vp.) an die bedeutende Stei gerüng des Verkehrs auf dem dortigen Bahn hof hingewiesen hat. Ferner läßt man die Petitionen der inter essierten Gemeinden um Errichtung einer Halte stelle für den Personenverkehr in Oberpretzschen- dorf sowie die Petition um die Erkältung einer doppelgleisigen Normalspurbahn von Dohma- Reuftadt bis Moldau oder Nehefeld-Pökeltal Moldau auf sich beruhen. Für die Wünsche der Petenten verwandten sich die Abg. Göpfert- Frauenstein, Dr. Spieß- Pirna und Dr. B ö h m e - Großröhrsdorf. Es folgt die allgemeine Vorberatung des Dekrets Nr. 18 (des Eisenbahndekrets Nr. 1). Staatsminister v. Seydewitz gibt Er läuterungen zu dem Dekret. Die Regierung muß sich die Bestimmungen über den Zeitpunkt, in dem die Vorlage der zurzeit noch zurückgestell len Bahnprojekte erfolgt, ie nach der Lage der Verhältnisse Vorbehalten. Gegenüber den Bemer kungen in dev Ebatsdebatte, die für die Neu bauten eingestellte Summe sei zu klein, müsse betont werden, daß der außerordentliche Etat eine außergewöhnliche Höhe streicht habe. Wir stehen aus dem Standpunkte, daß das vorhan dene Netz, das den wichtigsten Interessen des Landes dient, leistungsfähig und betriebssicher zu erhalten ist. Das ist die erste Aufgabe der Staatseisenbahnverwaltung, der gegenüber an dere Wünsche Zurückbleiben müssen. Auch wird man nicht behaupten können, daß die der Aus führung harrenden Linien eine volle Verzin sung des angelegten Kapitals brächten, Ich kann versichern, daß die Regierung nicht beabsichtigt, den Bau weiterer Linien einzuschränken. Die gegenwärtige Vorlage bedeutet die Festlegung auf einen Aufwand von 14 bis 15 Millionen Mark, wovon zunächst rund fünf Millionen ge fordert werden, während weitere 1,8 Millionen zur Ausdehnung des staatlichen Automobilbetrie-, des eingestellt sind. Abg. Gleisberg (natl.): Aus der Rede des Ministers war die Zusicherung erfreulich, daß die als bauwürdig erscheinenden Eisenbahn linien doch wenigstens in Aussicht genommen worden sind. Erst durch Len Bau von Eisen bahnlinien entwickeln sich Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft. Man sollte daher nicht immer vorher die Rentabilität ausrechnen. Da her möchte man mit der Erteilung von Konzes sionen air Privatunternehmer nicht geizeir und vor allem schnellere Entscheidungen treffen. Mit der Anschaffung von Betriebs Materialien möchte man etwas langsamer vorgehen, der Wagenman gel ist eigentlich gar nicht vorhanden. In den großen Reparaturwerkstätten häufen sich eine Unmasse von Wagen an; man könnte dem Wagenmangel Vorbeugen, wenn man mehr klei nere Reparaturwerkstätten schaffen würde. Die Bestrebungen auf beschleunigte Fahrt und die Umarbeitung unserer Fahrpläne in Rücksicht auf bessere Anschlüsse verdienen energische Fort setzung. Abg. Rentsch (kons.): Ueber die Eisen bahnbauten wird nicht überall im Lande Freude entstehen. Jetzt wird nicht mehr illuminiert, wenn eine neue Bahn bewilligt wird. Und das darf nicht wundernehmen, wenn man die Be dingungen liest, die den Interessenten und Ge meinden gestellt werden. Vielleicht ließe sich der Bau einiger Linien als Notstandsarbeit beschleu nigen. Die Errichtung von Automobillinien ist nur ein Palliativmittelchen. Dabei sind diese Anlagen durchaus nicht so billig, wie gemein hin angenommen wird. Um Unglücksfälle weni ger gefährlich zu gestalten, sollte man Stahl wagen erbauen. Abg. S ch w a g e r (fortschr. Vpt.): Ich vertrete den Standpunkt, um das Bahnnetz wei ter auszubauen, sollte man auch vor einer An leihe nicht zurückschrecken. Der Redner kritisiert die geplante Kraftwagenlinie zwischen Cune walde und Löbau, nur eine Bahn könne dort Helsen. Abg. M üller - Zwickau (Soz.) äußert lokale Wünsche, die sich auf die Zwickauer Gegend beziehen. Abg. Nitzschke- Leutzsch (natl.) verwen det sich für die Linie Neuhausen—Neuwernsdorf, welcher eine besondere Dringlichkeit im Dekret abges.prochen wird, sowie für eine Eisenbahn von Großhartmannsdorf nach Pockau!—Lengefeld. Automobillinien seien für die wirtschaftliche Hebung einer Gegend nicht geeignet. Auf die Beseitigung von Niveauübergängen solle mehr Wert gelegt werden. Das diesmalige Esten-- bahndekret habe nicht die Enttäuschung aüsge-- löst wie seine Vorgänger, aber die berechtigten Interessen der Landesteile, in denen bereits Projekte vorliegen, sollten in einem weiteren Dekret volle Berücksichtigung finden. Finanzminister v. Seydewitz erwidert auf die einzelnen Bemerkungen der Vorredner, die Kosten der Neubaulinien würden nicht aus schließlich aus einer aufzunehmenden Anleihe bestritten werden müssen. Die Regierung halte es für eine ihrer dringendsten Aufgaben, fre quentierte Uebergänge baldtunlichst zu beseitigen- Die Strecke bei Leisnig werde demnächst zwei-- gleisig ausgebaut und dabei aus Beseitigung den Uebergänge zurllckgekommen werden. Der Staat beanspruche keineswegs ein Monopol für die Arttolinien, aber der Staat könne den Inter-, essenten bedeutend wahr Vorteile bieten als die Privatunternehmer. Er bedauerte die geäußer ten Bedenken. Die ausgestellten Bedingungen seien keineswegs hart. Eine Garantie werde nur verlangt bis zur Höhe der sehr mäßig be rechneten Abschreibungen. Die Frage der Elek-, trisierung der Staatsbahnen sei noch nicht ge-> klärt. Im kommenden Sommer werde aber die Linie von Klingenthal nach Untersachfenberg er öffnet und sowohl für den Güter- wie für den- Personenverkehr elektrisch betrieben werden. Dort werde Gelegenheit geboten sein, dahingehende Erfahrungen zu sammeln. Die Abgg. Heyman n - Großolbersdorf, (kons.), Hartmann- Bautzen (natl.)/ Linke- Pulsnitz (Soz.), Vizepräsident Opitz-, Treuen (kons.), beschäftigen sich mit lokalen Eisenbahnangelegenheiten. Abg. Dr. Seyfert- Zschopau (natl.) ist für das Projett Neuhausen—Neuwernsdorf und verweist auf den Zuzug von Erholungsreisen-! den. Abg. Dr. Hähnel- Kuppritz (kons.) kri-< lästert das von der Regierung gestellte Vertan-, gen auf Erstattung vor, Anliegerbeiträgen durch, die Interessenten. Diese BeitragsleisLun.g sollte durch Hergabe von Kapital durch den Staat, gegen Zinsgarantie erleichtert werden. Er spricht, dann für die Linien Cunewalde—Löbau, süv welche jetzt nur Autoverbindung vosgeschlagen wird, die aber dort keine Gegenliebe finde. Schließlich wird das Dekret der Finanz-- deputation zur Vorberatung überwiesen. Nächste Sitzung morgen Dienstag, nachm. 1 Uhr: Etackapitel 109, 18, 19, 47 und 49k Sächlilchks — Stollberg, 15. Dez. Der Kgl. Bau- direttor Professor Carl v. Bach-Stuttgart hat anläßlich der Ernennung zum Ehrenbürger sei-, ner Vaterstadt Stollberg eine Stiftung von 1500 Mart gemacht. Die Zinsen sollen alljährlich einem Schüler einer hiesigen höheren Lehran stalt oder sonst einem hier in Lehre stehenden jungen Menschen als Reisestipendium zum Be suche des Deutschen Museums in München ge- vahr. werden. — Klingenthal, 15. Dez. Die Einfuhr stelle Klingenthal ist wegen Ausbvnchs der Maul- und Klauenseuche in Graslitz in Böhmen für die Einfuhr von Nutz- und Zuchtrindern aus Oesterreich geschlossen worden. Dresden, 15. Dez. Eine Hochstaple rin, die sich Baronesse v. Ohlendorf, Gräfin v. Hellenberg, Luise v. Libynski, Baronin vor: Dubrowly und Fidi Lahmann nannte, ist von der Polizei verhaftet worden. Sie machte in verschiedenen hiesigen Damenkonfettionsgeschäf- ten und Kunsthandlungen umfangreiche Bestel lungen, unterließ aber die Bezahlung mit den Ausflüchten, sie werde sofort Hl ihrer Bank gehen und die Rechnung durch einen Bankdie ner begleichen lassen. — Grimma, 15. Dez. Der Sturm am Sonntag abend hat hier und in der Umgegend erheblichen Schaden an Häusern und Bäumen, angerichtet. Zahlreiche Bäume sind entwurzelt worden. Durch Störungen in der Stromzufuhr der Ueberlandzentrale sind viele Leitungen be schädigt worden. Im hiesigen Kinotheater muß ten die Vorstellungen abgebrochen Weyden, da an der großen Maschine der Anker durchgeschlagen wurde. — Niesa, 15. Dez. Gestern mutzte des orkanartigen Sturmes wegen die gesamte Schiff fahrt auf der Elbe eingestellt werden, da die Schiffer befürchten mußten, aus der Strom rinne abgedrückt zu werden oder mit anderen Fahrzeugen zu kollidieren. Der auf der Tal fahrt befindliche Kahn des Schiffseigners Bilke in Kleinwittenberg havarierte infolge des Stur mes an der Brücke in Niederwartha so stark, daß er alsbald sank. Das Fahrzeug hat 9000 Zentner Kohlen geladen, deren Bergung bei dem jetzigen hohen Wasserstande großen Schwie rigkeiten begegnen dürfte. Handel nud Gewerbe. Kreme», 15 Dezember. Upland middling loko 66h« Pf. Ruhm Liverpool, IS Dezember Tage-umsatz 12000 Ballen. Lieferungen stetig. Dezember 7,03. Dezember-Januar 6 99, ,ätb-uimMün 7,00, Avril-Mai 7,00, JuntJult 6,86, August- September 6,76 Kerli«, lb Dezember Produktenbörse. Wetzen De zember 191 50, Mat 1S7.K0, Juli 199,75 Roggen Dezember 15925, Mat 1)2,7b, Juli >63,75 Hafer Dezember —,—, Mat 158.— , Juli —. Mais amertkan. mixed Dezember , Mai —. Rüböl Dezember , Mai —,—. ZahlungSein st ellungen: Putzgeschaftsinhaber Benno Brinitzer in Plauen. Kalkbrennrretinyaberin Emma Bertha verw. Körner geb. Dobritz in Frobburg. Nachlaß des Baumeisters Karl Wilhelm Becher in Zwckaü. — Aufge hoben: Fahrcadhändler Fritz Paul Böttcher in Ellefeld bei Falkenstein. Kaufmann und DelikatessenhLndler Max Martin Gerlach in Reichenbach t. V. Gchlachtviehprrtse auf dem Btehhofe zu Che: rnix nach amtlicher Feststellung. Auftrieb: 77 Ochsen, 467 Kalben und Kühe, 9S Bulle», 178 Kälber, 794 Schafe, 2968 Schweine, zusammen 4S77 Tiere. Ochsen: Vollfleischige, ausgemästete, höchsten Schlachtwert-' bis zu 6 Jahren 91—98, junge fleischige — ältere ausgemästet« 84—88, mäßig genährte junge — gut genährte ältere 80—82, gering genährte jeden Alters 70—76. Kalben und Kühe: Vollfleischige, auSgemästete Kalben höchsten Schlachtwerts 9i) bis 98, vollfleischige, auSgemästete Kühe höchsten Schlachtwerts bis zu 7 Jahren 86—89, ältere auSgemästete Kühe und wenie gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 7 b—82, mäßig ge nährte Kühe und Kalben 78—73, gering genährte Kühe und kalben 60—68. Bullen: Vollfleischige höchsten Schlachtwerts iK- 90, mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 86 ^4 87, gering genährte 76—80. Gering genährtes Jungvieh (Fresser) im Alter von 3 Monaten bis zu einem Jahre fehlen Kälber: Drppellender — (-), beste Mast- und Saugkälber 96 kO), mittlere Mast- und gute Saugkälber 90 bis 97 (54—58), geringe Kälber 86—8v (48—50). Schafe: Masi lämmer und jüngere Masthammel 85 (44), ältere Mast bammel 87—91 (40—42) mäßig genährte Hamme! und Schafe (Merzschase) 83—90 i3b—38). Schweine: Vollfleischige de, feineren Rasten und deren Kreuzungen im Alter bis zu I' , Jahren 69—70(69-70), Fettschweine 71(71 , fleischig« O7 -6v (67 — 68), gering entwickelte 65—66 (6S—68), Sauen und Eber «0-65 (tO—6b). »HW seinen N-chbrack v- itmt m.« 32j selbst. die Hauptsache ist er o, so In Deinem Alter ver- Nun, ein leichtherzig Dingelchen bist Du doch, Prinzetzchen wandte nur ungern den Blick An Du kleine, ideale Schwärmerin! Da ist es Gesicht. stenttimle und Prinzeßchen mußte erzählen lachendem aus Durchlaucht hatte ihrer alten, vertrauten Die- ihrem Leben. Ich bin so ein schlichtes, einfälttg Ding nerin verraten, welche Bewandtnis es mit Prin- Abcr plötzlich sprang die junge Dame auf — so unbeholfen — wenn ich mich dann nicht unzufrieden o ge- Du und zuckt, faßte sich aber sogleich wieder. uw nicht in gar so glänzende sagte Prinzetzchen beklom konnte sie Hilfe. „Und willst ihn doch heiraten?" „Die Hauptsache ist doch er selbst. Prinzetz Sibylle lachte. Prinzetz Lolo erschrak. „Ach Gott — «nutz das sein?" „Aber ja, das muh sein." „Ich bin so bange." „Bange? Das Wort streichen wir aus Prinzetz Lolo sah sich schlaftrunken uni, als sie am Hellen Morgen in dem großen Himmel zeßchen hatte. Prinzetz Lolo bat sie, ihr das Kleid schlietzen. Die Kammerfrau tat es flink und schickt. Währenddem fragte Prinzetzchen: »Ist Ihre Durchlaucht schon wach?" Prinzetz Lolo küsste ihr die Hand, aber weitz ja noch so wenig von ihm, von Durchlaucht zog den blonden Kops zu sich herab Verhältnissen." in Zivil auch reckst gut." „So, so — nun ist es gut, datz Du Dir aus Uniform nichts machst. Er will fie näm- ausziehen." „Witt er nicht mehr Offizier bleiben?" „Nein — er will seine Güter selbst bewirt- : sck-aft aus, um einen Mann zu (heiraten, von „Ach — das ist ja Baron -Lchlegell in Uni- lachen. So ein kluges, fesches Mädel wie form — so habe ich ihn noch nicht gesehen"/schickt sich in alles. Weißt, mein Schatzerl sagte sie strahlend. ich bringe Dich heute noch zum Fürsten Prinzeß Sibylle war erschrocken zusammenge zum Erbprinzen und der Evbprinzessin." „O weh — beinahe hätte mir das die ganze. Ueberraschung verderben kännen. Es ist ei»Z „Ihre Durchlaucht sind bereits im Frühstücks zimmer und erwarten Eure Durchlaucht", ant- j schäften." 1 „Seine Güter? Befitzt er welche? Ach — ich gegen. „Ausgeschlafen, Kindchen? Prinzen Jo- mit mir — —" „Aber geh, Prinzesferl, laß Dich nit aus- An dem zierlich gedeckten Frühstückstifch in der einer tiefen Erkernische saß Ihre Durchlaucht und lich las die Zeitung. Als Prinzeßchen eintrat, legte! sie dieselbe sott und streckte ihr die Hand ent- j und küßte die srischen Lippen. ) „Ganz prächtig habe ich geschlafen, Tante Sibylle — ich wußte gar nicht, wo ich mich be-' fand, als ich aufwachte." ! vor." „Liebe Tante Sibylle — ich bin ganz ge wiß kein Hasenfuß — aber ein wenig ängstlich bin ich doch. Bedenke nur, daß ich gar nicht gewöhnt bin, mit so hohen Herrschaften zu ver fahren." Metz Ms MW. Roman von H. C o u r t h s - M a h l e r. Nur den Halsschlutz an ihreni Kleid j Prinzeßchen bediente liebreich die alte Dame/spaßen." nicht bewältigen. Da klingelte sie nach j und diese ließ es sich lächelnd gefallen. Dabei „Wenn ich nur plauderten sie fröhlich und behaglich. Durch Verhältnisse komme", bett erwachte. Die Sonne schien hell durch die j „Glückliche Jugend! zugezogenen Vorhänge und legte sich in einem schläft man noch alles — Freude und Schmerz." schlägst einen Prinzen mit einer fürstlichen Ero- sie ganz munter, schnell erhob sie sich und llei/ Ein Lakai brachte die Frühstücksplatte Her- Halt doch ein Glück, datz Du trotzdem eine gute dete sich, ohne jede Hilfe, so wie sie es gewöhnt ein und entfernte sich aus einen Wink >wieder. Partie machst. Mit der Armut ist halt nit zu war, an. Nur den Halsschlutz an ihrem Kleid - Prinzetzchen bediente liebreich die alte Dame/spaßen." ein Watteaubildchen. Da satz eine Dame im setze Dich daher und laß Dich anschauen. Zu von Prinz Joachims srischftohem Gesicht. Reifrock auf einem Hügel, und zu ihren Füßen mollig und behaglich ist's, wenn inan ein so „Ach, Tante Sibylle — ich habe doch jetzt lag ihr Kavalier und spielte mit ihrem Hünd/junges, frisches Gesichtet gleich am früyen Mor- /o viel Geld, und wenn ich das nicht hätte — chen. Igen um sich Hal. Weißt, der Baron mutz recht ich bin ein so schlichtes Leben gewöhnt. Ist. Eine Weile starrte Prinzetzchen aus dies schön bitten, sonst überlaß ich Dich ihm nun- seiner Seite wäre ich auch in größter Armut Bild. Dann fuhr sie plötzlich mit einem Ruck'mer. Und nun »vollen wir frühstücken, ich habe glücklich gewesen." empor und setzte sich aufrecht in» Bett. Nun war" mir auf Dich gewartet." ! „Du kleine, ideale Schwärmerin! Da ist es fragte serem Lexikon. Geh — Du bist doch ein so se- j sches, kuragiertcs Mädelchen. Sollst sehen, was ,O — das kann ich nicht sagen — er gefiel Seine Hoheit für eine Freud' an Dir hat. Habe ! leine Angst. Es ist nit große Cour. Ich stelle Dich de» Herrschaften im engsten Familienkreise wortete Frau Broschinger. Dann ging Prinzeßchen neben ihr über den langen, teppichbelegten Korridor. Vor einer der - —— .. Türen stand ein Lakai und öffnete dieselbe., Glück, daß der Joachim nit seinen Namen aus! Prinzeß Lolo betrat ein großes, Helles Zimmer das Bild geschrieben hat", dachte diese, mit sehr schönen Empiremöbeln. Bezüge und Vor- : „Gefällt er Dir in Uniform besser? hänge waren in^lichtgrüner Farbe gehalten und Sibylle lächelnd, der den ganzen Fußboden bedeckende Teppich war ! hellgrau mit einem dunkler gehaltenen Empire-! mir Muster. breiten, goldigen Streifen über die mit geblüm ! „Hast Du nicht gut geschlafen? ter Seide bezogene Steppdecke. Dieser selbe Srrei- „O danke» ich bin zufrieden. Man darf nit demDu nit einmal weißt, ob erDich ernähren kann, fen kletterte an der Wand empor und beleuchtete mehr verlangen, als einem zukommt. Aber nun Frau Broschinger erschien mit sreundlich ' lancht schilderte humorvoll das Leben im Für- men seufzend. ------ .Warum willst Du das nit? /md eilte an den Kamin. Aus dei»^ Sims stand zurechtfinden würde und er wfire y eine Kabinettsphotographie des " "Zaehim in Uniform. „Ah bah — Du bist doch eine Prinzeß Wen- gerftein und viese hohen Herrschaften find halt auch nur Menschen. Fürst Egon ist so ein stil ler, freundlicher Herr — ein bisserl zerstreut — weißt, »veil er halt das Fürstentümle regieren muß. Und der Erbprinz ist auch gar ernst und bedächtig." „Ist Prinz Joachim auch so ernst und still?" Prinzeß Sibylle lachte fröhlich aus. „Dev? Ah nein — der ist ein Tausendsasa — weißt, so ein lustig Blut wie der Baron Schlegell. Verwechseln kannst Du die Zwei, so sehr gleichen sie sich." Prinzeß Lolvs Augen bekamen einen sehn süchtigen Glanz. „Ob er wohl bald kommen wird?" „Du meinst den Baron?" Prinzeßchen lachte. „Du weißt, daß ich ihn meine, ich seh« es Deinen Augen an." — „Du Guckindiewelt — was weißt Du von meinen Augen?" „Daß sie Schelme sind. Ja, Tante Sibylle — Deine Augen sind voll Schelmerei — aber auch voll Güte, voll himmlischer üiebe und Güte. Baron Schlegel! hat auch gesagt, wer Dich an- sieht, mutz Dich lieb haben und tuen Du an- schaust, dem vergehen alle trüben Gedanken. Du bist eine wundervolle Frau." Prinzeß Sibylle wurde rot bis unter das weiße Haar und ihre Augen sunkelten vor Schel merei und Rührung. „Jetzt hat das Kindelchen kaum von weitem ein bisserl Hoflust gerochen, und schon übt es sich in Schmeicheleien nnd Komplimenten", schalt sie lachend. Prinzeßchen küßte ihr die Hand. „Ich sage nur, wie mir ums Herz ist." „Ah geh — von Deinem Handkuß habe ich nichts, gib mir Dein Mäulchen her, Du goldi ges Prinzesferl. Kann mir schon denken, daß Dn den Männern den Kopf verdrehen kannst, wenn Dn schon so mst mir alten Frau um springst. Aber jetzt wollen »vir beide vernünftig sein und unser Frühstück beende»». Nachher fah ren »vir aus und machen einige Einkäufe. Ich muß Dich noch ein bisserl herausstaffieren, ehe ich Dich bei Hofe präsentiere. Die Augen sol len sie alle so weit ausmachen." — — — (Fortsetzung folgt.)
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